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körper sein. Wie die Erde rings um mit erquickender Luft umgeben
ist, so umgibt die Sonne rings um das erfreuliche Licht, es ist nicht
nothwendig, daß dasselbe ans dem Sonnenkörper selbst eine unaus-
stehliche zerstörende Hitze verursachen müsse, sondern ihre Strahlen
erzeugen die Wärme und Hitze erst, wenn sie sich mit der irdischen
Luft vermischen, und ziehen dieselbe gleichsam aus den Körpern
hervor. Denn daß die Erde eine große Menge von verborgener
Wärme in sich hat, und nur aus etwas warten muß, um sie von
sich zu geben, das ist daran zu erkennen, daß zwei kalte Körper
mitten im Winter durch anhaltendes Reiben zuerst in Wärme, her-
nach in Hitze und endlich in Glut gebracht werden können. Und
wie geht es zu, je weiter man an einem hohen Berg hinaufsteigt,
und je näher man der Sonne kommt, daß man immer mehr in
die Hände hauchen muß, und zuletzt vor Schnee und Eis nimmer
weiter kommt, fragen die Naturkundigen, wenn die Sonne ein
sprühendes Feuer sein soll?
Also wäre es wohl möglich, daß sie an sich ein fester, mit
mildem Licht umflossener Weltkörper sei, und daß auf ihr Jahr
aus Jahr ein wunderschöne Blumen blühen und duften, und statt
der Menschen fromme Engel dort wohnen, und ist dort, wie im
neuen Jerusalem keine Nacht und kein Winter, sondern Tag
und zwar ein ewiger freudenvoller Sabbath und hoher Feiertag.
Schon Doktor Luther hat einmal so etwas verlauten lassen, und
der gelehrige Leser begreists ein wenig, aber doch nicht recht.
9. Unsichtbarkeit Gottes.
Ein Fürst verlangte einst vom Rabbi Josua, daß er den Un-
erschaffencn ihm zeige. Vergebens wandte dieser ein, daß kein
Sterblicher den Unsterblichen zu sehen vermöge, der Monarch be-
harrte bei seinem Verlangen. Da führte ihn der Rabbi an einem
heißen Sommertage ins Freie. — „Schau auf gegen die Sonne!"
sprach er zu ihm. — „Ich kann nicht." — „Sterblicher, den der
Strahl eines einzigen Geschöpfes schon zu blenden vermag, wird
dich nicht der Anblick des Schöpfers vernichten.
10. Die Erde und Sonne.
Nachdem zuerst von der Erde und hernach von der Sonne,
jede für sich geredet worden ist, so wollen wir nun hören, wie sie
unter einander in guter Freundschaft leben, und wie aus ihrer
Liebe zu einander Tag und Nacht, Märzveilchen, Erntekränze, Wein
und gesrorne Fensterscheiben entstehen.
Da die unermeßlich große Sonne in einer so unermeßlich wei-
ten Entfernung von uns weg ist, so hat es den Sternforschern
schon lange nicht mehr einleuchten wollen, daß sie unaufhörlich und
je in 24 Stunden um die kleine Erde herumspringen soll in einer
unbegreiflichen Kraft und Geschwindigkeit, nur damit wir in diesem
kurzen Zeitraum einmal Morgen und Mittag, Abenb und Nacht
bekämen. Denn die Naturkundigen haben sich überzeugt, daß das
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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íoreit gehen lassen. Deswegen rechnet man ja auf das vierte Jahr
einen Tag mehr, und nennt es das Schaltjahr.
Die Sache sängt an, dem verständigen Leser einzuleuchten,
und er wäre bald bekehrt, wenn er nur auch etwas von dem
Drehen und Laufen der Erdkugel verspüren könnte. Deswegen und
Viertens, sage ick, man kann die Bewegung eines Gefährtes,
auf welchem man mitfährt, eigentlich nie an dem Gefährte selbst
erkennen, sondern man erkennt sie an den Gegenständen rechts und
links, an den Bäumen und Kirchthürmen, welche stehen bleiben,
und an denen man nach und nach vorbei kommt. Wenn ihr auf
einem sanft fahrenden Wagen, oder lieber in einem Schifflein auf
dem Rhein fahrt, und^ihr schließt die Augen zu, so merkt ihr nichts
davon, daß ihr weiter kommt. Wenn ihr aber umschaut nach den
Gegenständen, welche nicht selber bei euch auf dem Gefährte sind,
da kommt euch das Ferne immer näher, und das Nahe imb Ge-
genwärtige verschwindet hinter eurem Rucken, und daran erkennt
ihr erst, daß ihr vorwärts kommt, also auch die Eroe. An der
Erde selbst und allem was auf ihr ist, so weit man schauen kann,
läßt sich ihre Bewegung nicht absehen; (denn die Erde ist selbst
das große Gefährte, und alles was man auf ihr sieht, fährt selber
mit) sondern man muß nach etwas schauen, das stehen bleibt, und
nicht mitfährt, und das sind eben die Sonne und die Sterne, z. B.
der sogenannte Thierkreis. Denn 12 große Gestirne, welche man
die zwölf himmlische Zeichen nennt, stehen am Himmel in einem
hohen Kreis um die Erde herum. Sie heißen: Der Widder, der
Stier, die Zwillinge, der Krebs, der Löwe, die Jungfrau, die
Wage, der Skorpion, der Schutz, der Steinbock, der Wassermann,
die Fische.
Eins folgt auf das andere, und das letzte schließt sich an das
erste wieder an, nämlich die Fische an den Widder. Dies ist der
Thierkreis. Er steht aber noch viel höher am Firmament als die
Sonne, und sie steht von hier aus betrachtet immer zwischen den
zwei Linien, die seinen Rand bezeichnen, und in einem Zeichen
derselben. Denn ob sie gleich noch weit herwärts desselben steht,
so meint man doch wegen der sehr großen Entfernung, sie befinde
sich in dem Zeichen selbst. Wenn sie aber heute in dem Zeichen
des Steinbocks steht, so steht sie nach 30 Tagen nicht mehr im
Zeichen des Steinbocks, sondern im nächsten, und je nach 30
Tagen immer in dem nächstfolgenden, und daran erkennt man,
daß die Erde in ihrem Kreislauf unterdessen vorwärts gegangen
fei. Es kann nicht fehlen. Zu dem allem sagt
Fünftens und letztens der Copernikus wieder, wenn gleich-
wohl die Are der Erdkugel gegen die Sonne waagrecht läge, und
die Erde drehte sich auch so, und sie bewegte sich waagrecht in
einer vollkommen runden Cirkellinie um die Sonne, also daß die
Sonne genau im Mittelpunkt des Cirkelkreises stünde, so müßte
Jahr aus Jahr ein, und auf allen Orten der Erde Tag und Nacht
gleich seyn. Ja es müßte mitten ans der Erde rechts und links
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Sonne gekehrt ist, die andere ist finster. Damit nun nicht immer
die nämliche Hälfte hell, und die nämliche finster bleibe, so dreht
sich der Mond wie die Erde ebenfalls um sich selber oder um seine
Are, in 29 und einem halben Tag. Daraus folgt, daß in dieser
langen Zeit Tag und Nacht nur Einmal auf dem Monde wechseln.
Der Tag dauert dort an Einem Ort so lange als ungefähr 2 von
unsern Wochen und eben so lang die Nacht, und ein Nachtwächter
muß sich schon sehr in Acht nehmen, daß er in den Stunden nicht
irre wird, wenn es einmal anfängt 223 zu schlagen oder 309. —
Aber
Drittens, der Mond bewegt sich tu der nämlichen Zeit auch
um die Erde. Dieß sieht man abermals an den Sternen. Wenn
man einen langsam gehenden Wagen in weiter Ferne beobachtet,
meint man, er stehe still. Wenn man aber bemerkt, wie er doch
nicht immer neben dem nämlichen Baum an der Straße sich befin-
det, sondern nach ein paar Minuten neben einem andern, so er-
kennt man, daß er nicht still steht, sondern weiter geht. Wenn
er aber in einem großen Kreise herum führe, so müßte er doch zu-
letzt wieder zu dem nämlichen Baum kommen, bei welchem er zuerst
stand, und daran müßte man erkennen, daß er jetzt seinen Kreis-
lauf vollendet hat; also auch der Mond. Er hält sich nicht jede
Nacht bei dem nämlichen Sterne auf, wenn er noch so schön ist,
sondern er rückt weiter von einem zum andern. Am andern Abend
um die nämliche Zeit ist er schon um ein Beträchtliches vorgerückt,
aber ungefähr in oben benannter Zeit, etwas früher kommt er
wieder zu dem nämlichen Stern, bei dem er zuerst stand, und hat
seinen Kreislauf um die Erde vollendet.
Viertens, da sich der Mond also um die Erde bewegt, so ist
daraus leicht abzunehmen, was es mit dem Mondwechsel für eine
Bewandtniß hat. Der Neumond ist, wenn der Mond zwischen der
Sonne und der Erde steht, aber etwas höher oder tiefer. Alsdann
ist seine ganze erleuchtete Hälfte oder sein Tag gegen die Sonne
gekehrt, und seine Nacht schaut herab gegen uns. Vom Neumond
an, wenn der Mond auf seinem Umlauf zwischen der Sonne und
Erde heraustritt, erblicken wir zuerst einen schmalen Streif von
der erhellten Mondkugel, der immer größer wird bis zum ersten
Viertel.
Das erste Viertel ist, wenn der Mond so steht, daß gerade
die Hälfte von der erleuchteten Halbkugel, oder der vierte Theil
von dem Mond gegen uns im Licht ist, und die Hälfte von der
verfinsterten Halbkugel im Schatten. Da kann man recht sehen,
wie Gott das Licht von der Finsterniß scheidet, und wie auf den
Weltkörpern der Tag neben der Nackt wohnt, und wie die Nackt
von dem Tag bis zum Vollmond allmählig besiegt wird.
Der Vollmond ist, wenn der Mond auf seinem Kreislauf um
die Erde, hinter der Erde steht, also daß die Erde zwischen ihm
und der Sonne schwebt, aber etwas tiefer oder höher. Alsdann
können wir seine ganze erleuchtete Hälfte sehen, wie sie von der
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TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
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vor unseren Augen verschwindet, so geht er nicht zu Grunde, son-
dern strahlt in einer andern Gegend ewig dauernd und unver-
änderlich."
16. Die Planeten.
Bis jetzt haben wir in unsern Betrachtungen über das Welt-
gebäude unsern Wohnplatz, die Erde, die Sonne und den Mond
näher kennen gelernt. Jetzt erheben wir unser Auge zu den leuch-
tenden Sternen, an denen sich so oft das Auge des nächtlichen
Wanderers ergötzt. Wer etwa in der Nähe einer großen Haupt-
stadt lebt, der kann wissen, was eine Illumination ist, und wie
herrlich es aussieht, wenn zu Ehren eines großen Herrn in der
ganzen Stadt viele tausend kleine Lampen zu gleicher Zeit ange-
zündet werden und brennen. Das Auge kann sich nicht satt
schauen, und überall erblickt es etwas Anderes und Schöneres.
Aber alle diese irdische Herrlichkeit ist in gar keine Vergleichung zu
setzen mit der großen himmlischen Illumination, die in jeder wolken-
losen Nacht zur Ehre des großen Weltbeherrschers aus unermeß-
licher Höhe herabflimmert.
Für's Erste müssen wir wissen, daß es zweierlei Arten der
Sterne gibt. Tenn so sehr sic alle, groß und klein, in der größ-
ten Unordnung unter einander zu stehen scheinen, so behalten doch
die meisten derselben Jahr aus Jahr ein ihre nämliche Stellung
gegen einander, gehen Jahr aus und Jahr ein in der nämlichen
Ordnung mit und nacheinander auf und unter, keiner kommt dem
andern näher, keiner entfernt sich von dem andern. Jeder, der
auch nur ein Gestirn kennt, den Heerwagen oder der Jakobsstab,
der wird'ö wissen. Wie diese Sterne in seiner Jugend standen, so
stehen sie noch, und wo er sie im Sommer oder Winter, Nachts
um acht Uhr oder in der Mitternacht zu finden wußte, dort fiudet
er sie in der nämlichen Jahreszeit wieder. Und diese Sterne heißen
Firsterne.
Nur mit sehr wenigen andern, welche man Wandelsterne oder
Planeten nennt, hat es auch eine andere Bewandtniß. Diese be-
halten nicht ihre gleichförmige Stellung gegen die andern. Wenn
der Planet, Jupiter genannt, heute Nacht zwischen zwei gewissen
Sternen steht , so steht er von heute über's Jahr nicht mehr zwi-
schen den nämlichen, sondern an einem andern Orte. Es ist, als
ob diese Sterne für Kurzweil bei den anderu herumspazierteu, ihuen
gute Nacht oder guten Morgen brächten, und sich um die Zeit
und Stunde nicht viel bekümmerten. Aber sie haben ihre Ordnung
so gut wie die übrigen, nur eine andere. Die meisten von ihnen
kennt fast Jeder ans den Kalendern, besonders aus dem hundert-
jährigen. Diese Planeten haben nur folgende Eigenschaften mit
einander gemein:
1) Sie sind unter allen Sternen unserer Erde am nächsten,
viel näher als irgend ein Firstern.
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und bleibt der Mond. Von den wahren Planeten aber sind einige
schon lange bekannt, nämlich:
Der Merkur, aber diesen wird keiner von euch leicht gesehen
haben. Denn er umläuft die Sonne in.einem so kleinen Kreise,
und steht immer so nahe bei ihr, daß er Morgens nur kurz vor
ihr ausgeht, und bald in dem anbrechenden Tag erblaßt, oder
Abends bald nach ihr untergeht, und also nicht überall zu sehen
ist. Er ist ungefähr zwei und ein halbmal näher bei der Sonne
als wir, welches doch 8 Millionen Meilen beträgt. Ein Jahr
währt auf diesem Planeten nur 88 Tage, denn in so viel Zeit
läuft er einmal um die Sonne herum, und vollendet seine Jahres-
zeit. Dafür ist er auch einer von den kleinen Planeten, und
16mal kleiner als die Erde.
Die Venus ist der zweite Planet, und diesen kennen wir alle
unter einem andern Namen, als Abendstern oder Morgenstern.
Denn wenn sie auf ihrem Lauf um die Sonne, welcher 224 Tage
beträgt, gegen uns betrachtet vorne an der Sonne steht, so geht
er auch früh ein Paar Stunden lang vor ihr auf, und das ist
alsdann der schöne Morgenstern.
Aber wenn er zu einer andern Zeit in seinem Umlauf so steht,
daß er erst nach der Sonne ausgehen kann, so können wir wegen
der Tageshelle und dem Sonnenglanz ihn nicht mehr sehen, Un-
sichtbar folgt er den ganzen Tag der.sonne, wie ein Kind seiner
Mutter nach, und erst wenn die Sonne untergegangen ist, wenn
auf der Erde die Lichter bald angezündet werden und die Betglocke
in die Dämmerung läutet, wird er am Abendhimmel sichtbar.
Dieser Stern ist der einzige unter allen, der nicht nur aus der
Ferne uns seinen Schimmer zeigt, sondern sogar einige Helle auf
der Erde verursacht, und daher auch einigen Schatten wirst. Dieß
rührt von der Nähe desselben her, die bisweilen nur 6 Millionen
Meilen beträgt, da die Sonne selbst 21 Millionen weit entfernt ist.
Auch ist das Licht des Abendsterns nicht immer gleich. Oft
strahlt er im schönsten Glanze, oft wieder blasser, und scheint so-
gar kleiner zu seyn. Aber die Sternkundigen haben schon lange
durch ihre Ferngläser die Ursache davon entdeckt. Die Venus hat
nämlich, von der Erde aus betrachtet, ihr zu- und abnehmendes
Licht wie der Mond, und dieß ist sehr begreiflich. Denn da sie
eine große Kugel ist, und also nur die eine Hälfte derselben von
der Sonne erleuchtet seyn kann, während es auf der andern
Nacht und stockfinster ist, so kann es oft geschehen, daß sie
nur die Hälfte, ja weniger, von ihrer erleuchteten Seite gegen die
Erde kehrt.
Aber was noch viel Merkwürdigeres haben die Sternkundigen
durch die Hülfe der stärksten Ferngläser in dem Abendstern ent-
deckt. Er ist nämlich so wenig als unsere Erde eine ganz glatte
Kugel, und hat eben so wie sie seine Berge und Thäler, und ob
er gleich etwas kleiner als sie ist, so hat er doch Berge, welche
den höchsten Berg unsers Weltkörpers um das vier- bis fünffache
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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an Höhe übertreffen, welches die Astronomen ans dem Schatten
derselben mit Genauigkeit zu berechnen wissen.
O das mnß ein wundersames Vergnügen seyn, mit einem
solchen Fernrohre in der finstern Erdennacht 6 Millionen Meilen
weit in eine fremde erleuchtete Welt hineinzuschauen, wenn man
bedenkt, wie viel Vergnügen es schon macht, wenn wir von einem
erstiegenen Berg ans in ein Thal hinüber schauen können, welches
unsere Augen noch nie gesehen haben. Noch heimlicher und lieb-
licher aber müßte der Blick in eineil solchen Stern hinein seyn,
wenn wir auch sehen könnten, was aus seinen Bergen wächst, was
für Thiere darauf weiden, was für Menschen die Thiere hüten,
und was sie sonst thun und treiben in ihrer lichten, luftigen Höhe.
Der nächste Planet nach der Venus, oder der dritte von der
Sonne weg, ist unsere Erde selber mit ihrem Beiläufer, dem Mond.
Sie hat 5400 Meilen im Umfang. Sie ist 21 Millionen Meilen
weit von der Sonne entfernt, und bekommt doch von ihr ein so
schönes Tageslicht und so kräftige Wärme. Sie läuft um die
Sonne herum in 365 Tagen und 6 Stunden, und legt in dieser
Zeit einen Raum von mehr als 131 Millionen Meilen zurück,
ohne ein einzigesmal auszuruhen.
Nach der Erde kommt der wunderschöne Planetstern Mars,
der nicht wie die andern ein gelbes oder weißes, sondern ein röth-
licheö Licht hat, als wenn unaufhörlich ein großes Freudenfeuer
dort brennte. Er erscheint uns, wie die andern Planeten, nickt
immer gleich, weil seine Weite von uns weg nicht immer die näm-
liche ist. Er ist größer und schöner, wenn er näher bei der Erde
ist, unscheinbar und klein, wenn er weit wegsteht. Er ist übri-
gens von der Sonne fast 32 Millionen Meilen weit entfernt,
braucht doch nur ein Jahr und 322 Tage zu seinem Umlauf um
dieselbe, und durchläuft in solcher Zeit eine Bahn von 200 Mil-
lionen Meilen. Dagegen ist er fünfmal kleiner als die Erde und
fast zehnmal leichter, und kann also schon flüchtiger fortkommen.
Für den nächsten Planeten nach dem Mars hat man von den
ältesten Zeiten an bis vor wenig -Jahren den Jupiter gehalten,
und war zwischen ihnen kein anderer zu entdecken. Die Sternseher
aber behanpteten herzhaft, zwischen ihnen fehle einer, ob ihn gleich
noch kein sterblicher Mensch gesehen habe. Entweder, sagten sie,
ist er so klein, daß wir ihn nicht sehen können, oder er hat seinen
jüngsten Tag und die Auferstehung seiner Todten schon erlebt, und
ist nachher im Feuer ausgegangen, oder sonst verkommen.
Dieß brachten sie folgendermaßen heraus: Wenn man sich von
der Sonne weg bis zu dem Planeten Saturn, der für den letzten
gehalten wurde in einer geraden Linie gleichweit von einander
hundert Pünktlein vorstellt, so steht von der Sonne weg auf dem
vierten Pünktlein der Planet Merkur. Wenn man aber weiter
zählt drei, dort steht die Venus. Zählt man weiter zweimal drei
ist sechs , dort steht unsere Erde; zählt man weiter zweimal sechs
ist zwölf, dort steht der Mars. Zählt man weiter zweimal zwölf
2*
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gibt vier und zwanzig, dort sah man Nichts, und doch, wenn man
wieder weiter fortfährt und sagt: zweimal vier und zwanzig ist acht
und vierzig, so steht daselbst wieder der Planet Jupiter; und zwei-
mal acht und vierzig ist sechs und neunzig, dort ist der Saturn.
Sechs und neunzig aber addirt mit den vier ersten Punkten von
der Sonne weg bis zum Merkur thut hundert, so, daß also der
Saturn richtig auf dem hundertsten Pünktlein steht. Weil nun
alle diese Planeten in einer so sichtbaren Ordnung von einander
abstehen, und doch auf dem Pünktlein 24 nichts zu sehen war,
deßwegen sagten die Sternkundigen, dort müsse auch noch einer
stehen, wenn er nicht schon wieder verschwunden sey. Ihr seht
was die Sternseher für respektable 'Leute sind, die die Sterne des
Himmels überschauen, wie ein Hirt seine Schäslein oder ein Schul-
lehrer seine Kinder, und merkt gleich, wenn eins fehlt. Wie ge-
wiß sie aber ihrer Sache sind, das hat sich vor einigen Jahren
zu ihrer großen Freude gezeigt. Denn als der berühmte Manu,
Namens Herschel, vor mehreren Jahren eine neue Art von Fern-
rohren oder Perspektiven erfunden hatte, die noch viel weiter tra-
gen als die alten, so hat man einen kleinen Planeten aus Nr. 24
richtig entdeckt, und sich etwas Rechtschaffenes daraufeingebildet.
Allein das ist noch nicht Alles. Denn da dieser Planet so klein
erschien, so hatte man das Herz, zu behaupten, er sey nimmer
ganz, sondern nur ein Stück von einem Ganzen. Auch diese Ver-
muthung scheint durch die Erfahrung bestätigt zu seyn, indem man
nachher in kurzer Zeit nach einander noch drei Sternlein ungefähr
in der nämlichen Weite von der Sonne weg entdeckte, so, daß
man jetzt statt einem, der zu fehlen schien , vier auf einmal hat.
Es ist daher fast nicht zu zweifeln, daß einmal ein großer Planet-
stern an jener Stelle gewesen, und schon vor undenklichen Zeiten
in diese vier Stücke zersprungen sey, und muß ein rechtes Betrüb-
niß gewesen seyn, wenn ein Vater oder eine Mutter aus einem
Stück geblieben ist, und die Kinder auf einem andern, und konn-
ten hernach nichts mehr von einander erfahren, und einander durch
Niemand grüßen lassen.
Da jeder Stern einen Namen haben muß, wenn man von
ihm reden will, so nannte man diese vier: die Pallas, die Juno,
die Ceres und die Vesta. Drei davon sind durch deutsche Männer
entdeckt worden.
Nach diesen kommt nun 108 Millionen Meilen von der Sonne
weg der nennte Planet, Jupiter genannt. Ob er gleich in unsern
Augen nicht größer als ein Brabanter Thaler aussieht, so ist er
doch 147mal größer als die Erde, und der größte unter allen
Planeten. Er vollendet seine "Laufbahn um die Sonne in 12 Jah-
ren nur einmal, und um ihn selbst bewegen sich in ungleichen
Entfernungen 4 Monde, was schön aussehen muß, wenn sie in
einer Nacht alle zugleich am Himmel stehen. Auch laufen mehrere
veränderliche graue Streifen über ihn weg, und man weiß nicht
recht, was man davon halten soll.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Der zehnte Planet ist der Saturn. Dieser ist von der Sonne
fast noch einmal so weit entfernt als der Jupiter, nämlich 199
Millionen Meilen. Sein Weg um die Sonne umfaßt mehr als
1280 Millionen Meilen, wozu er 29 V2 Jahr vonnöthen hat. Da
er so entsetzlich weit von der Sonne entfernt ist; so muß aus ihn
das Licht derselben 90mal schwächer, als auf unserer Erde seyn,
und muß einer schon gute Augen haben, wenn er dabei eine Na-
del will einfädeln.
Dafür aber hat er sieben Monde, die ihm seine trüben Tage
erfreulich machen, und seine langen Nächte erheitern. Ueberdieß
hat dieser Planet noch etwas, was kein anderer hat, einen Ring,
der aber doppelt ist. Dieser Ring zieht sich in einer nicht gar
großen Entfernung um den Saturn rings herum, ist sehr breit,
nicht gar dick, und wird ebenfalls von der Sonne erleuchtet. Ohne
Zweifel wirst er sein Licht ebenso wie die Monde aus den dunklen '
Körper des Planeten zurück, und hilft zu seiner Erhellung. Sonst
weiß man nicht viel von ihm zu sagen.
Lange hat man geglaubt, dieser Saturn sey nun der letzte
Planet, den die Sonne bescheinet, und jetzt sey man fertig, bis
der berühmte Herschel, von welchem oben Erwähnung geschah,
ebenfalls ein geborner Deutscher, am 13. Mai 1791 zur großen
Verwunderung und Freude der Gelehrten noch einen neuen ent-
deckte, welcher nun an der Zahl der eilste, und vielleicht noch nicht
der letzte ist. Denn der schwache Mensch kommt der göttlichen All-
macht nie an das Ende, und man muß nie sagen: Wo ich nichts
mehr sehe, dort ist nichts mehr. Dieser neue Planet heißt Uranus.
Er ist noch einmal so weit von der Sonne entfernt, als der Sa-
turn, nämlich 400 Millionen Meilen. Er muß in einem Kreis
von 2514 Millionen Meilen um die Sonne herumgehen. Ein
Jahr auf diesem Planeten währt so lang als bei uns 83 Jahre
oder ein langes Menschenleben, und ein hundertjähriger Kalender
thut daselbst 8300 Jahre lang gut. Wegen der großen Entfernung
ist daselbst die Wirkung der Sonne. 361mal schwächer als bei uns.
Dagegen wird er von sechs, und vielleicht noch mehreren Monden
erleuchtet, die um ihn herum aufgehen und untergehen, jeder zu
seiner Stunde, und muß der Kalendermacher allda ein ganzer
Manie seyn, und ein recht Stück Arbeit haben, bis er fertig ist,
wenn er für jeden Tag des langen Jahres jedes Mondes Ansgang
und Untergang, und ihre Brüche ausrechnen und anzeigen soll.
Das sind nun die Planeten, welche man bis jetzt kennt und
entdeckt hat. Weil man aber so eine Zahl von ein paar hundert
Millionen Meilen leicht weglieft, und nicht daran denkt, wie viel
sie answeist, so merke: Wenn auf der Sonne ein Artillerist in
diesem Augenblick eine Kanone anbrennte, die Kugel flöge in ihrer
bekannten Geschwindigkeit, Tag und Nacht, Sonntag und Werk-
tag in gerader Linie immer fort und fort, so käme sie doch auf
dem Merkur erst ungefähr nach 10 Jahren, auf der Venus nach 18,
aus der Erde, wie oben gesagt, nach 25, auf dem Mars nach 38,
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
22
auf dem Jupiter nach 130 Jahren an. Bis zu dem Saturnus
aber hätte sie zu fliegen 238, und zu dem Uranus 479 Jahre.
So weit sind diese 11 Sterne einer nach dem andern von der
Sonne entfernt, die gleichsam ihre Mutter und Säugamme ist;
und sie verbreitet doch rings um sich bis zu dem letzten so viel
Licht und Wärme und Segen, als jedem nöthig ist, und der un-
sichtbare Gott, der sie erschaffen hat, ist mit seiner Allmacht und
Güte überall zugegen, und sättiget und erfreuet Alles, was da
lebet, mit Wohlgefallen.
17. Die Welt.
Die Welt ist eine Lilie, eine blaue, ein Inbegriff geheim-
nißvoller Dinge ; ihr Brautkelch ist die Sonn', 'um die im
Ringe Staubfäden-gleich Planeten stehn zur Traue. — An
dieser Lilie weitem Wunderbaue hängt schwebend mit der sehn-
suchtmüden Schwinge des Menschen Geist gleich einem Schmetter-
linge, und lechzet durstig nach des Kelches Thaue.
18. Die Kometen.
Wir kommen nun zu den Kometsternen.
Von den Kometsternen wäre viel zu sagen, weil man nicht
viel von ihnen weiß. Allein ich habe nie damit umgehen können,
den Leuten etwas anzubinden, zum Erempel einen Bären, und
will mich deßwegen kurz festen, ob es gleich nicht nur eilf Komet-
sterne gibt, wie man nur von eilf Planeten weiß, sondern schon
viel mehr als 400 seit undenklichen Zeiten entdeckt und beobachtet
worden sind.
Ein solcher Kometstern ist nun allemal eine sehr merkwürdige
Erscheinung, wenn er so aus einmal unangemeldet am Himmel
sichtbar wird, und da steht, und sagt kein Wort, zumal ein solcher,
wie im Jahr 1680, der viermal so groß schien als der Abendsteru,
oder 146 Jahr vor Christi Geburt, der größer soll ausgesehen
haben, als die Sonne, oder im Jahr 1769, dessen Schweif durch
den vierten Theil des Himmel reichte, oder wenn gar zwei zugleich
erscheinen, was auch schon geschehen ist. Es ist alsdann allemal,
als wenn der liebe Gott einen Sternseher also anredete: „Meinst
du, daß du jetzt fertig seyst, und die Sterne des Himmels alle
kennest? Sieh, da ist auch noch einer, den du noch nie gesehen
hast, und wirst jetzt erst nicht wissen was du daraus machen sollst."
Andere Leute aber schauen das Wundergestirn auch mit Begierde
und Staunen an, und die Mutter zeigt es dem Kinde und sagt:
„Sieh, wie wunderbar die göttliche Allmacht ist!"
Solche Kometsterne nun sind einander nicht alle gleich, auch
der nämliche, so lange man ihn beobachten kann, verändert oft
sein Aussehen, sie sind bald heller, bald trüber, bald größer, bald
kleiner, rund und eckig, näher oder weiter von uns entfernt. Der
Konwt im Jahr 1720 war daheim 13mal größer als der Mond,
ob man ihn gleich wegen der weiten Entfernung hier zu Land
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nicht dafür angesehen hat. Einer im Jahr 1680 war 16omal
näher bei der Sonne, als die Erde bei ihr ist. Einer im Jahr
1770 war siebenmal weiter von der Erde weg als der Mond.
Einige sind so weit entfernt, oder so klein, daß nur die Stern-
seber mit ihren Vergrößerungsgläsern sie entdecken können, andere
kann man ohne Zweifel gar nicht sehen, weil sie zu weit entfernt
sind, oder bei Tag am Himmel stehen.
Die Kometsterne haben viel Aehnliches mit den Planeten und
drehen sich eben so wie sie um die Sonne herum. Aber sie sind
auch wieder sehr von den Planeten verschieden. Sic werden nur
selten sichtbar — sie haben keine so feste und kernhafte Masse als
die Erde oder andere Planeten — sie sind mit einem schönen leuch-
tenden Schweif geziert. — Sie bedeuten ein großes Unglück.
Sage erstens, sie erscheinen viel seltener, als die Planeten,
die alle Tage am-Himmel auf- und untergehen, denn sie sind
nicht immer so nahe bei der Sonne oder bei uns, wie die Plane-
ten. Nein, sondern sie sind rechte Nachtläufer und scheuen sich
nicht in die Fremde zu gehen, wie manches Mutterkind sich scheut.
Wenn so ein Stern einmal um die Sonne herum ist, und hat sich
an ihr erwärmt, und einen kräftigen Sommer gehabt, so zieht er
in einer langen langen Linie hinweg und in seinen Winter hinaus,
weiß Niemand wohin. Wenn er alsdann 30 oder 100 oder viele
hundert Jahre lang immer weiter und weiter hinwegegangen ist,
und es fällt ihm ein, so kehrt er wieder um, damit er sich wieder
einmal an der lieben Sonne recht erwärmen kann, und braucht
wieder eben so viele Zeit zu seiner Herreise, und selten Einer, der
ihn zum Erstenmal gesehen hat, wartet's ab bis er wieder kommt,
sondern legt sich schlafen, und bekümmert sich nachher nichts mehr
darum. Es ist aufgeschrieben, daß ein Komet im Jahr 1456,
einer im Jahr 1531, einer im Jahr 1607, einer im Jahr 1682
gestanden sey. Weil nun immer von einer Zeit zur andern ein
Zwischenraum von ungefähr 76 Jahren etwas mehr oder weniger
verflossen war, so behauptete ein gelehrter Mann, Namens Halley,
cs sey allemal der nämliche gewesen, und er müßte längstens bis
Anno 1759 wieder kommen, was auch richtig gewesen ist, aber im
Jahr 1830 wo er ebenfalls hätte wieder kommen sollen, ist er
ausgeblieben. Eben so behauptete einst ein anderer Gelehrter, der
Kometstcrn von 1532 und 1661 sey der nämliche und müsse des-
halb im Jahr 1790 wieder kommen, ist aber auch ausgeblieben.
Sage zweitens, der Kometstern hat keine so feste Masse, wie
die Erde, oder ein anderer Planet. Einige sehen aus, wie ein
bloßer Dunst, also daß man durch sie hindurch die andere Stern-
lein will sehen können, die hinter ihnen stehen. Andere sind zwar
schon etwas dichter, haben aber doch das Ansehen, als wenn nicht
Alles daran recht an einander hinge, sondern viel leere Zwischen-
räume da wären. Einige Gelehrte wollen jedoch behaupten, daß
ein solcher Komet auf seiner langen Reise, wenn ihm unterwegs
kein Unglück begegnet, immer dichter werden, und zuletzt die völlige
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