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1. Lesebuch für Oberklassen - S. 11

1914 - Metz : Even
11 welche mit billigen Preisen anlocken, verleiten; denn sie wußte, daß billige Waren meistens auch schlechte Waren sind. Hatte sie etwas Notwendiges zu kaufen, so sah sie in erster Linie auf Dauer- haftigkeit und Güte, und sie hatte es nie zu bereueu. Da sie wußte, daß jeder einzelne Pfennig seinen Wert hat, achtete sie auch keinen Pfennig gering. „Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert", meinte sie. Der tägliche Pfennig wird eben nach und nach zur Mark und zu mehr. Wie manchen Pfennig, wie manche Mark wußte sie zu ersparen am Heizungs- material, indem sie das Feuer nie unnötigerweise stark brennen ließ und die Lampe sorgfältig.regelte. Kleider, Schuhe und Geräte verstand sie immer sorgfältig zu behandeln, und der geringste Fehler mußte gleich ausgebessert werden. So wurden größere Schäden verhütet und viele Taler für neue Kleider, Schuhe und Geräte erspart. Alle Sorgfalt verwendete sie auch auf die Brot- und Speisereste, so daß in ihrem Hause nichts zugrunde ging, sondern alles zweckdienlich verwendet wurde. In ihrer Küche hingen eine Schreibtafel und ein Griffel, an eine Schnur gebunden. Hier wurden alle, auch die kleinsten Aus- gaben kurz aufgeschrieben und abends ins Haushaltungsbuch ein- getragen. Am Samstag abend machte sie die Abrechnung und wußte über jeden Pfennig Rechenschaft zu geben. Sorgsam war Martha darauf bedacht, rechtzeitig einiges zurückzulegen, um auf Krankheitsfälle oder größere Ausgaben vorbereitet zu sein. So war es ihr auch immer möglich, bar zu bezahlen, und Borgen machte ihr keine Sorgen. Ihre Kinder gewöhnte sie von Jugend auf an Zucht, Ordnung, Sparsamkeit und Einfachheit. Marthas Haushaltung bot ein Bild der schönsten Ordnung, des Friedens und des Glückes dar. Die Frau muß selber sein die Magd, solüs gehen, wie es ihr behagt. 19. Das fleißige Dorchen. Dorchen liebte die Arbeit und gewöhnte sich sehr früh daran. Überall ging sie der Mutter zur Hand, wo sie nur konnte, und wenn sie die Mutter arbeiten sah, fragte sie immer: „Kaun ich nicht auch helfen, liebe Mutter?" Wenn sie nichts Besonderes zu tun hatte, so las sie die Späne im Holzschuppen und auf dem Hofe zusammen und trug sie in die Küche, oder sie brachte im Hause, in der Stube, in der Küche dies und jenes in Ordnung oder sah nach ihren kleinen

2. Lesebuch für Oberklassen - S. 13

1914 - Metz : Even
13 daher blieb^Notburga und pflegte die kranke Frau bis an ihr Ende. Dann verließ sie das Schloß und trat in Eben, einem Dorfe nicht weit von Rotenburg, bei einem Bauer in Dienst. Viele Edel- frauen wollten sie zur Magd haben; allein sie blieb in dem Bauern- hause. Indessen ging es auf dem Schlosse sehr übel. Ein Unglück kam über das andere; es schien, als habe mit Notburga der Segen Gottes das Schloß verlassen. Nun erinnerte sich Herr Heinrich von Rotenburg der frommen Magd und bat sie, wieder in seinen Dienst zu treten; er versprach ihr feierlich, daß sie ihre Wohl- tätigkeit gegen die Armen ungestört ausüben dürfe. Da kehrte Notburga wieder in das Schloß zurück, den Hausgenossen zur Freude und den Armen zum Troste. Sie führte wieder das Haus- wesen, und mit Gottes Segen ging alles wieder gut. Im Jahre 1313 wurde sie krank und bereitete sich auf ihren Tod mit christ- licher Ergebung vor. Sie starb ruhig und wurde von allen beweint, welche sie kannten. Zu) ihrem Andenken ließ Herr Heinrich von Rotenburg ihre Kammer in eine Hauskapelle umwandeln. Die Kirche aber ehrt sie als eine Selige; denn sie ist eine treue Magd gewesen und dem Beispiele des Heilandes nachgefolgt. 21. Der Käfer. 1. Ein kleiner Käfer schwirrte vergnügt ums Bäumchen her; allein im Garten irrte ein wilder Bub' umher. 2. Er fängt das arme Tierchen und packt's bei feinem Bein und bindet an ein Schnürchen das arme Käferlein. 3. Er spottet feiner Wunden, er freut sich seiner Not; doch ach, in wenig Stunden war's arme Tierlein tot. 4. Du schlimmer Mensch, was ha- die Käfer dir getan? scheu Ach, aus dem bösen Knaben ward bald ein böser Mann! Gustav F. Dinier. 22. Zweierlei Heim. Am Eingauge eines ansehnlichen Dorfes stehen zwei Häuschen nebeneinander. In dem einen ist der Fußboden immer rein. Einfache aber gefällige Möbel schmücken die Zimmer; an bett Fenstern hangen saubere Vorhänge, und durch die spiegelblanken Scheiben fällt ungehindert das Tageslicht herein. Ein paar blü- hende Rosenstöcke verleihen der einfachen aber geschmackvoll eingerichteten Wohnung einen freundlichen Reiz. Die Menschen, die dort ein- und ausgehen, tragen Freude, Glück und Zufrie-

3. Lesebuch für Oberklassen - S. 14

1914 - Metz : Even
14 denheit auf dem Gesichte. Ihre Kleidung ist stets einfach aber geordnet und reinlich. Die andere Behausung wirkt dagegen abstoßend; verdorbene Luft strömt dem Eintretenden entgegen. Lumpen, Speisereste und Papierfetzen liegen auf dem Boden umher; Tische und Stühle sind schmutzig. Halbblinde Fensterscheiben, teilweise mit Papier verklebt, verwehren dem Sonnenlichte den Zutritt, und auf dem Fensterbrette steht altes, zerbrochenes Geschirr. Oft hört man in dem Hause streiten, und die Leute, die hier aus- und eingehen, zeigen mürrische, unfreundliche Gesichter. Ihre Kleidung ist an Werktagen schlecht und schmutzig; nur am Sonntage wollen sie mit flitterhaftem Zeug und einer Feder auf dem Hute Parade machen. Vernünftige Menschen lachen darüber und sagen: „Außen Putz, innen Schmutz!" Und nun, freundlicher Leser, wo möchtest du wohnen? Welches Heim würdest du wählen? 23. Die drei Freunde. Ein Mann hatte drei Freunde. Zwei von ihnen waren ihm sehr lieb; der dritte aber war ihm gleichgültig, obwohl ihm dieser am meisten ergeben war. Einst wurde er vor Gericht gefordert; er war hart, aber unrecht verklagt worden. „Wer unter euch", sprach er, „will mit mir gehen, um für meine Unschuld Zeugnis zu geben? Denn ich bin hart verklagt worden, und der Richter ist aufgebracht gegen mich." Der erste seiner Freunde entschuldigte sich sogleich, indem er sagte, daß er nicht mit ihm gehen könne wegen anderer Geschäfte. Der zweite begleitete ihn bis zur Türe des Gerichtshauses, dann ging er zurück aus Furcht vor dem Zorne des Richters. Der dritte jedoch, auf welchen er am we- nigsten gezählt hatte, ging hinein, redete zu seinen Gunsten und gab von seiner Unschuld so freudig Zeugnis, daß ihn der Richter freisprach und sogar belohnte. Der Mensch hat drei Freunde in der Welt. Wie betragen sie sich in der Stunde des Todes, wenn ihn Gott vor Gericht fordert? Das Geld, sein liebster Freund, verläßt ihn zuerst und folgt ihm nicht. Seine Verwandten und seine Freunde begleiten ihn bis zur Türe des Grabes und kehren dann zurück in ihre Häuser. Sein dritter Freund, welchen er im Leben am meisten vergaß, sind seine guten Werke. Sie allein begleiten ihn bis vor den Richter; sie gehen voran, sprechen für ihn und erlangen Barmherzigkeit Und Gnade. Herder.

4. Lesebuch für Oberklassen - S. 18

1914 - Metz : Even
18 Siehst du die herrlichen Früchte im Feld, sieh sie mit Rührung, Bewohner der Welt! „Danke Gott! danke Gott!" der dich ernährt und erhält. 3. Schreckt dich im Wetter der Herr der Natur, „Bitte Gott! bitte Gott!" und er verschonet die Flur; machen die künftigen Tage dir bang, tröste dich wieder der Wachtel Gesang: „Traue Gott! traue Gott!" deutet ihr lieblicher Klang. Lauter. 29. Volkstümliche Sitten und Gebräuche in Lothringen. Die Menschen lieben es, Festlichkeiten und wichtige Ereig- nisse im häuslichen und bürgerlichen Leben mit besonderen Ge- bräuchen zu verknüpfen, die zur Erhöhung der Feier und zur Belustigung der Anwesenden beitragen sollen. Irr manchen steckt jedoch auch ein tieferer Sinn. Pate und Patin begleiten den Täufling auf feines Lebens erstem Gange zur Kirche. Nach beendigter Taufe ertönen in manchen Gegenden Böllerschüsse und Glockengeläute. Beim Austritt aus der Kirche und auf dem Heimwege werden Zucker- erbsen und Zuckerbohnen unter die jubelnde Dorfjugend verteilt. Von der heiligen Messe am Gründonnerstag bis zu der- jenigen am Karsamstag verstummen die Glocken. Der Volks- mund sagt, sie seien nach Rom zur Beichte. Während dieser Zeit rufen die größeren Knaben des Dorfes die Leute mit hölzernen Schnarren oder Klappern zur Kirche und zum Beten des eng- lischen Grußes am Morgen, Mittag und Abend. Ein Hauptfest der Gemeinde oder Pfarrei ist das Kirchweih- fest oder die Kirmes. In einem Teile Lothringens wird sie ver- steigert. Mehrere junge Burschen erstehen sie um eine Summe, welche in die Gemeinde- oder Armenkasse fließt. Die Fest- inhaber sorgen für die Belustigungen und laden die jungen Leute der Umgegend durch die Zeitungen und große, bunte Mauer- anschläge zur Kirmes ein. Diejenigen, welche an den Belusti- gungen, die gewöhnlich auf einem öffentlichen Platze abgehalten werden, teilnehmen wollen, müssen einen kleinen Beitrag zahlen. Außerdem steuert jeder gern eine Kleinigkeit bei und bekommt dafür bunte Bündchen ins Knopfloch zum Zeichen, daß er auch Kirmesgast ist und mitfeiern will.

5. Lesebuch für Oberklassen - S. 22

1914 - Metz : Even
22 4. Sie drückt und drückt, sie lastet seltsam schwer; der Fährmann keucht, als könnt' er's nimmer zwingen, und kaum genügen seine Kräfte mehr, das Wunderkind zum Uferrand zu bringen. 5. Dort setzt er's nieder, heil'ger Ahnung voll. Das Kindlein spricht: „Weißt du, wen du getragen? Du trugst den Herrn, — und Christusträger soll dein Name sein bis zu den fernsten Tagen!" G. Oeriei. 33. Die Sperlinge unter dem Hute. Ein ziemlich großer Bauernjunge, namens Michel, hatte Spatzen gefangen. Weil er aber nicht wußte, wohin damit, so tat er sie in seinen Hut und stülpte diesen auf den Kopf. Man kann sich denken, was für ein Getümmel das auf dem Kopfe war. Nun begegnete ihm ein Fremder, der grüßte ihn freundlich und sprach ihn an: „Guter Freund, wohin führt der Weg?" Weil aber der Michel die Spatzen auf dem Kopfe hatte, so dachte er: „Was geht dich der Fremde an!" ließ den Hut sitzen und gab gar keine Antwort. Der Fremde aber sagte zu sich selbst: „Hier müssen grobe Leute wohnen", und ließ den Michel weitergehen. Jetzt begegnete diesem der Bürgermeister, den pflegten alle Leute zu grüßen; der Michel tat es aber nicht, weil er Spatzen unter dem Hute hatte und ein Grobian war. Der Bürgermeister aber sagte zu dem Gemeindediener, welcher hinter ihm herging: „Sieh doch einmal, ob dem Burschen dort der Hut angeleimt ist!" Der Gemeindediener ging hin und sprach: „Hör' einmal, Michel, der Herr Bürgermeister möchte sehen, wie dein Hut inwendig aussieht. Flugs zieh ihn ab!" Der Michel aber zögerte immer- noch und wrrßte nicht, wie er es machen sollte. Da riß ihm der Gemeindediener den Hut herunter, und — brr — flogen die Spatzen heraus nach allen Ecken und Enden. Da mußte der Bürgermeister lachen, und alle Leute lachten mit. Der Michel aber hieß von der Stunde an Spatzenmichel, und wenn einer- feinen Hut oder seine Mütze vor Fremden nicht abzieht, so sagt man noch heutigestags: „Der hat gewiß Spatzen unter dem Hute." 34. Der Hirtenknabe. Ein fröhlicher Hirtenknabe hütete an eurem heitern Früh- lingsmorgen zwischen waldigen Bergen die Schafe und sang vor

6. Lesebuch für Oberklassen - S. 24

1914 - Metz : Even
24 Er war noch jung, als ein vornehmer Herr ihm seine zwei Söhne zum Unterrichten anvertraute. Dadurch wurde Vinzenz instand gesetzt, seine Studien zu vollenden, ohne daß er seinen Eltern weitere Kosten verursachte. Als er vierundzwanzig Jahre alt war, wurde er zum Priester geweiht. Auf einer Seereise, die er als Begleiter eines Edel- mannes unternommen hatte, wurde er von Seeräubern gefangen genommen, auf den Sklavenmarkt nach Tunis gebracht und dort verkauft. Zuerst war er Sklave bei einem Fischer, dann bei einem berühmten Arzte. Diesen bekehrte Vinzenz zum Christentum, entfloh mit ihm nach Italien und kam von dort nach Frankreich zurück, wo er Erzieher wurde. Lange verblieb Vinzenz nicht in der Stelle eines Erziehers. Seine Nächstenliebe trieb ihn hinaus auf ein größeres Arbeits- feld. Er durchzog Frankreich und Lothringen, um durch seine Predigten und Ermahnungen Verirrte zu Gott zurückzuführen, um geistiges und leibliches Elend zu lindern. Der Armenhäuser nahm er sich besonders an und richtete sie, wo er konnte, zweck- mäßiger ein. Selbst die Unglücklichsten unter den Unglücklichen, die Galeerensträflinge, d. h. solche Menschen, welche wegen schwerer Verbrechen zur Arbeit auf den Schiffen und in den Seehäfen verurteilt waren, suchte er auf. Er sorgte für ihre Reinlichkeit und Gesundheit, aber auch dafür, daß sie gebessert und getröstet wurden. Die armen Sträflinge liebten ihn deshalb sehr undjjubelten auf, als der König ihren Wohltäter auch zu ihrem obersten Seelsorger ernannte. Viele Jahre noch war Vinzenz im Dienste der Nächstenliebe tätig. Selbst nachdem er in eine hohe geistliche Stellung berufen worden war, verminderte sich die Tätigkeit des Vaters der Armen und Leidenden nicht. Man darf jedoch nicht glauben, daß ihm alles ohne Widerwärtigkeiten gelang; aber er überwand diese durch sein Gottvertrauen und seine Weisheit. Am 27. September 1660 starb der große Wohltäter der Menschen. Sein Leichenzug war besonders feierlich durch die Anwesenheit der höchsten Per- sonen aus dem geistlichen und dem weltlichen Stande. Das rüh- rendste Trauergefolge aber bildeten die vielen Armen und Gebrech- lichen, welche in ihm ihren wahren Freund und Vater beweinten. Von den segensreichen Stiftungen, welche noch heute im Geiste des großen Wohltäters wirken, nennen wir nur die Vinzenz vereine und die „Barmherzigen Schwestern". Wer möchte all das Gute aufzählen, das diese frommen Personen in Kriegszeiten

7. Lesebuch für Oberklassen - S. 28

1914 - Metz : Even
28 Darauf gehus weiter. Die Aufmerksamkeit der Kinder wird bald durch dies, bald durch jenes in Anspruch genommen. Einer der Knaben erhascht einen bunten Schmetterling, der andere einen-goldgrünen Käfer; ein dritter bringt dem Lehrer eine dicht behaarte Raupe, ein vierter bunte und seltene Steine. Die Mäd- chen beschäftigen sich hauptsächlich mit Blumen, und jedes ist bestrebt, die schönsten zu einem Strauße zu pflücken. Des Fragens nach den Namen von Tieren, Pflanzen und Blumen ist kein Ende. Der Lehrer rät den Schülern, jeder möge den einen oder andern Gegenstand mitnehmen, auf daß man später mehr darüber sprechen könne. Nun führt der Weg durch die Wiese an einer Hecke vorbei. Da wird die Aufmerksamkeit auf die Menge von Maikäfern gelenkt, die sich das Laub gut schmecken lassen. Nachdem für den Unterricht des nächsten Tages einige Braunröcke gesammelt sind, ersteigt die frohe Schar eine sanfte Anhöhe, auf welcher ein kräftiger Apfelbaum seine Äste ausbreitet. Er steht in voller Blüte. Wiekman in die Nähe kommt, bemerkt man, daß viele Blüten wie verbrannt aussehen. „Hier wollen wir ein wenig verweilen", spricht der Lehrer. Bald sind die Kinder im Rasen gelagert. „Aber warum sind denn so viele Blüten verbrannt?" fragt ein Schüler. „£>, das weiß ich", entgegnet ein anderer; „das kommt von dem Giftregen". — „So", versetzt der Lehrer, „woher weißt du denn das?" — „Von unserm Knechte". — „Wir wollen sehen", sagt der Lehrer. Er nimmt eine Blüte und öffnet sie sorgfältig, und siehe, innen ist ein Würmchen von gelblicher Farbe. „Nun", fragt der Lehrer, „was meint ihr jetzt?" — „Ich denke", antwortet ein Knabe, „das Würmchen ist schuld daran". —- „Ganz richtig! Ein Käfer bohrt im Frühlinge mit seinem Rüssel ein Loch in die Knospen und legt ein Ei hinein, aus dem sich ein Würmchen entwickelt. Dieses frißt die inneren Blütenteile ab, so daß sich keine Frucht bilden kann." Jetzt wird ein heiteres Spiel ausgeführt. Die Knaben stellen sich zusammen, wählen einen Anführer und spielen Soldaten. Die Mädchen aber führen unter fröhlichem Gesänge einen Ringel- tanz aus. Keines der Kinder läßt sich die geringste Unart zuschulden kommen, und jedes leistet dem Worte des Lehrers pünklich Folge. So kommt der Abend heran. Dann kehrt die jugendliche Schar- singend in das Dorf zurück und erzählt den Eltern von der Herr- lichkeit des verflossenen Nachmittags. Nach Marschar

8. Lesebuch für Oberklassen - S. 36

1914 - Metz : Even
36 54. Der Wanderer und die Quelle. Ein Wanderer kam im heißesten Sommer zu einer frischen Quelle. Er war schnell und lange gegangen; der Schweiß stand ihm auf der Stirne, und seine Zunge war ihm vor Durst fast ver- trocknet. Da sah er das silberhelle Wasser, glaubte, hier neue Kräfte zu sammeln, und trank. Aber der rasche Wechsel zwischen Hitze und Kälte schadete ihm, und er fiel zu Boden. «Ach, schändliches Gift/» rief er, «wer hätte unter einem so reizenden Anscheine eine solche Bosheit vermutet ? » «Ich ein Gift?» sprach die Quelle, «wahrlich du verleumdest mich. Sieh, die Flur rundherum grünt und lebt durch mich. Von mir trinken die Herden. Tausende deiner Brüder fanden hier ein erfrischendes Getränk. Nur Unmäßigkeit und Unvorsichtigkeit von deiner Seite machten dir den Genuß schädlich. Ich bin schuld- los an deinen Schmerzen; ich würde selbst an deinem Tode schuldlos sein, wenn er erfolgen sollte.» Lessing. 55. Die wunderbare Rettung. Franz hatte im Walde Erdbeeren gepflückt. Als er nach Hause gehen wollte, erhob sich ein Sturmwind; es fing an zu blitzen, zu donnern und zu regnen. Franz fürchtete sich sehr und verkroch sich in eine hohle Eiche. Auf einmal hörte er eine Stimme, welche rief: „Franz, Franz, komm geschwind hervor!" Franz kroch schnell aus dem hohlen Baume hervor und lief der Gegend zu, woher die Stimme gekommen war. Er war noch nicht viele Schritte entfernt, da schlug der Blitz in die Eiche, und der Donner krachte fürchterlich. Die Erde bebte unter dem erschrockenen Knaben, und es war ihm, als stünde er ganz im Feuer. Doch war ihm kein Leid geschehen, und er betete mit gefalteten Händen: „Die Stimme kam vom Himmel! Du, lieber Gott, hast mich gerettet, dir sei Dank!" Die Stimme rief aber noch einmal: „Franz, Franz! hörst du mich denn nicht?" Jetzt erst wurde er eine Bäuerin gewahr, die so rief. Franz lief zu ihr hin und sprach: „Da bin ich, was wollen Sie von mir?" Die Bäuerin aber sagte: „Ich habe nicht dich gemeint/sondern meinen kleinen Franz, der dort am Bache die Gänse geweidet hat und sich vor dem Wetter versteckt haben muß. Sieh, dort kommt er aus dem Gebüsche hervor."

9. Lesebuch für Oberklassen - S. 46

1914 - Metz : Even
46 67. Das Schwert. 1. Zur Schmiede ging ein junger Held; er hatt' ein gutes Schwert bestellt. Doch als er's wog in freier Hand, das Schwert er viel zu schwer erfand. 2. Der alte Schmied den Bart sich streicht: „Das Schwert ist nicht zu schwer noch leicht; zu schwach ist Euer Arm, ich mein'; doch morgen soll geholfen sein." — 3. „Nein, heut'! bei aller Ritterschaft, durch meine, nicht durch Feuers Kraft!" Der Jüngling spricht's; ihn Kraft durchdringt; das Schwert er hoch in Lüften schwingt. Ludwig Uhland. 68. Der Edelknabe. Ein berühmter preußischer General war in seiner Jugend Edelknabe an dem Hose Friedrichs des Großen. Er hatte keinen Vater mehr, und seine Mutter nährte sich kümmerlich in ihrem Witwenstande. Als guter Sohn wünschte er, sie unterstützen zu können; aber von seinem Gehalte ließ sich nichts entbehren. Doch fand er endlich eiu Mittel, etwas für sie zu erwerben. Jede Nacht mußte einer von den Edelknaben in dem Zimmer vor dem Schlaff- gemache des Königs wachen, um diesem aufzuwarten, wenn er etwas verlangte. Manchen war dies beschwerlich, und sie über- trugen daher, wenn die Reihe sie traf, ihre Wachen gern an andere. Der arme Page fing an, diese Wachen für andere zu übernehmen; sie wurden ihm vergütet, und das Geld, welches er dafür erhielt, schickte er dann seiner Mutter. Einst konnte der König in der Nacht nicht schlafen und wollte sich etwas vorlesen lassen. Er klingelte, er rief; allein es kam niemand. Endlich stand er auf und ging in das Nebenzimmer, um zu sehen, ob kein Page da wäre. Hier fand er den guten Jüngling, der die Wache übernommen hatte, am Tische sitzen. Vor ihm lag ein Brief an seine Mutter, den er zu schreiben angefangen hatte; allein er war darüber eingeschlafen. Der König schlich herbei und las den Anfang des Briefes, welcher so lautete: „Meine beste, geliebteste Mutter! Jetzt ist es schon die dritte Nacht, daß ich für Geld Wache halte. Beinahe kann ich es nicht mehr aus-

10. Lesebuch für Oberklassen - S. 95

1914 - Metz : Even
Nur dem Habenichts wollte nicht einfallen, was er Nützliches tun könne. Wenn er auch wirklich einmal etwas anfing, so brachte er es nicht zu Ende. Endlich erbarmte sich doch einmal die Mutter seiner und schenkte ihm drei Kreuzer. Aber kaum hörte er diese in seiner Sparbüchse klappern, so machte er auch schon tausend Anschläge, das Geld auszugeben. Bald hatte er das eine Stück vernascht, für das zweite steinerne Klicker gekauft und diese sogleich verspielt. Den dritten Kreuzer hatte er sogar aus seiner durch- lochteu Tasche verloren. Wenn dann ein Fest kam und sich die andern Geschwister schöne und nützliche Sachen kaufen konnten, hatte er allein nichts. Er war und blieb sein lebelang der Bruder Habenichts. In seinem Alter mußte er gar betteln gehen, obgleich er früher Haus und Feld und Vieh geerbt hatte, so gut wie seine Geschwister. Doch war ihm sein Haus nicht abgebrannt, sein Feld nicht überschwemmt oder verhagelt, sein Vieh nicht an Seuche verendet, sondern Herr Habenichts war auch ein Taugenichts ge- worden. Er hat niemals arbeiten wollen, hat aber gerne gut gelebt und viel gespielt. So war es gekommen, daß er ein Stück Vieh und einen Acker nach dem andern verkaufen mußte. Zuletzt wurde auch sein Haus gerichtlich versteigert, und nun mußte er mit Stock und Bettelsack das Land durchziehen. Oft mußte er aber Hunger leiden, weil die Leute zu ihm sagten: „Du bist ja noch gesund und stark. Warum arbeitest du nicht?" Allein das half nun nichts mehr; denn wer in seiner Jugend nicht arbeiten und sparen gelernt hat, der kann es im Alter nicht mehr. Jung gewohnt, alt getan; frühe fang das Gute au! 132. Rom ist nicht in einem Tage erbaut worden. «Rom ist nicht in einem Tage erbaut worden.» Das will sagen: Wichtige Geschäfte und große Werke lassen sich selten kurz abtun, sondern wollen zu ihrer guten Ausführung beson- nene Weile haben. Mit diesem Sprichworte entschuldigen sich aber auch viele fahrlässige und träge Leute, welche ihr Geschäft nicht treiben und vollenden mögen und schon müde sind, ehe sie recht angefangen haben. Mit Rom ist es aber eigentlich so gegangen: Es haben viele fleißige Hände viele Tage lang vom frühen Morgen bis zum späten Abende unverdrossen daran gearbeitet und nicht abgelassen, bis es fertig war und der Hahn auf dem Kirchturm stand. So ist Rom entstanden. Was du zu tun hast, das mache auch so!
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