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1. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. III

1843 - Potsdam : Riegel
ti o r n> o r t. (©ic günstige Aufnahme, welche dein ersten und zweite» Theile des preußischen Lesebuches geworden ist, Hut uns ermuthigt, un- serm Plane gemäß, die Sammlung dieses dritten Theiles zu vollenden. Wir verfuhren dabei, wie früher. Fast in jeder Woche widmeten wir, zwölf an der Zahl, mehrere Abendstunden der Lesung von Musterstücken, von denen die aufgenommen wurden, welche mindestens acht Stimmen für sich gewannen. So hatten wir uns selbst zwar die Arbeit erschwert, aber nur zum Vortheil des Buches; denn es zeigte sich, zumal da wir für den Gebrauch desselben Schüler von 13 bis 16 Jahren im Auge hatten, daß wir aus andern, selbst bandereichen Sammlungen oft sehr wenige Stücke aufnehmen konnten, und daß nicht selten drei bis vier gelesen wurden, che eins die nöthige Stimmenzahl erhielt. Bei der Aufnahme prosaischer Stücke leitete uns im Allgemeinen der Grundsatz, daß wir die ausschlössen, welche, wenngleich sie uns in sprachlicher Hinsicht genügten, beim Lesen nur eine Unter- haltung gewahren; dagegen nahmen wir solche auf, welche für gedachte Schüler Lehrreiches oder allseitig Bildendes in einer schönen Sprache enthalten. Diese letztere Bedingung hielten wir durchgehends fest. Endlich wird man es nicht bloß entschuldi- gen, sondern auch billigen, wenn wir mit Absicht sogar einige schwere, fast über die Kräfte gedachter Schüler hinausliegende Stücke aufgenommen haben, weil die Erfahrung lehrt, daß auf Anstalten, wo ein Buch Jahr aus Jahr ein gelesen wird, das Verständniß desselben mit der Zeit um etwas leichter wird; hauptsächlich aber wollten wir, da dieses letzte Theil unsers Lesebuches in vielen Anstalten eben das letzte sein wird, welches der Schüler in die Hände bekommt, diesen gewöhnen, Sachen zu lesen, deren Verständniß ein längeres Verweilen und größeres Nachdenken verlangt. Anmerkungen jedoch haben wir zu diesen

2. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 1

1843 - Potsdam : Riegel
I . .. : j. fl , ■ oif.,, -.ir .w N'iar Hu'j? I. Das preußische Wölk im Jahre L8ls. Süon Memel bis Dcmmin, von Colbcrg bis Glatz war in dem unvergeßlichen Frühlinge und Sommer des Jahres 1813 unter den Preußen nur eine Stimme, ein Gefühl, ein Zorn und eine Liebe, das Vaterland zu retten, Deutschland zu befreien und den französischen Übermuth einzuschränken. Krieg wollten die Preußen, Gefahr und Tod wollten sic; den Frieden fürchteten sic, weil sie von Napoleon keinen ehrenvollen und. preußischen Frieden hoffen konnten. Krieg! Krieg! schallte es von den Karpathen bis zur Ostsee, von dem Riemen bis zur Elbe; Krieg! rief der Edelmann und Landbesitzer, der verarmt war; Krieg! der Bauer, der sein letztes Pferd unter Vorspann und Fuhren todt trieb; Krieg! der Bürger, den die Einquartierungen und Abgaben erschöpf- ten; Krieg! der Tagelöhner, der keine Arbeit finden konnte; Krieg! die Wittwe, die ihren einzigen Sohn ins Feld schickte; Krieg! die Braut, die den Bräutigam zugleich mit Thränen des Stolzes - und des Schmerzes entließ. Jünglinge, die kaum wehrhaft waren, Männer mit grauen Haaren und wankenden Knien, Officierc, die wegen Wunden und Verstümmelungen lange ehrenvoll entlassen waren, reiche Gutsbesitzer und Beamte, Väter zahlreicher Familien und Verwalter weitläufiger Geschäfte, in Hinsicht jedes Kriegs- dienstes entschuldigt, wollten sich selbst nicht entschuldigen; ja so- gar Jungfrauen unter mancherlei Verstellungen und Verlarvungcn drängten sich zu den Waffen; alle wollten sich üben, rüsten und für das Vaterland streiten und sterben. Preußen war wieder das Sparta geworden, als welches seine Dichter es einst besangen; jede Stadt, jeder Flecken, ^cdcs Dorf schallte von Kriegslust und Kriegsmusik, und war in einen Übungs- und Waffcnplatz ver- wandelt; jede Feueresse ward eine Waffenschmiede. Das war das Schönste bei diesem heiligen Eifer und fröhlichen Gewimmel, daß alle Unterschiede von Ständen und Classen, von Altern und Stu- fen vergessen und aufgehoben waren; daß jeder sich demüthigte und hingab zu dem Geschäfte und Dienste, wo er der brauchbarste in. - 1

3. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 3

1843 - Potsdam : Riegel
3 Zorndorf — sie haben nie Tage gehabt wie die von Groß-Gör- schen und von der Katzback — von Dennewitz und von Leipzig; denn sie haben nie vorher, weder mit einem so großen Geiste, nock für eine so große Sacke, das Schwert gezogen. Daß wir jetzt frei athmen, daß wir fröhlich zu den Sternen blicken und Gott anbeten, daß wir unsere Kinder wieder mit Freudm ansihen können, als die da künftig freie Männer fein werden — das dan- ken wir näckst Gott diesen Beginnen» der deutschen Herrlichkeit; sie sind uns übrigen Deutschen, »vie verschiedene Namen wir auch führen mögen, die glorreichen Vortrete»' und daö erste Beispiel der Freiheit und Ehre geworden. (Ernst Moritz Arndt.) H. Tobias Witt. ^err Tobias Witt war aus einer nur rnäßigen Stadt gebürtig, und nie weit über die nächfim Dörfer gekonnnen. Dennoch hatte er mehr von der Welt gesehen, als mancher, der fein Erbtheil in Paris oder Neapel verzehrt hat. Er erzählte gern allerhand kleine Gefchichtchen, die er sich hier und da aus eigener Erfahrung gesammelt hatte. Poetifckes Verdienst hatten sie wenig, aber desto mehr praktisches; und daö Besonderste an ihnen »var, daß ihrer je zwei und zwei zusammen gehörten. Einmal lobte ihn ein junger Bekannter, Herie Till, seiner Klugheit »vegen. — »Ci! -- fing der alte Witt an und schmun- zelte, »wäre ich denn wirklich so klug?« Till. Die ganze Welt sagt's, Herr Witt. Nnd weil ich es auch gern würde — — Witt. Je nun, wenn er das werden will, das ist leicht. — Er »uuß nur steißig Acht geben, Herr Till, wie es die Narren machen. Till. Was? wie es die Narren machen? Witt. Ja, Herr Till, und muß es dann anders machen, als die. Till. Als zum Exempel? Witt. Als zum Exempel, Herr Till, so lebte da hier in meiner Jugend ein alter Arithmetikus, ein dürres, grämliches I * i

4. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 21

1843 - Potsdam : Riegel
21 anbete wählen ihn znm allgemeinen Heerführer; man beschließt, die trügerischen Römer mit gleichen Waffen zu bekämpfen. Sie von ihren Verschanzungen hinweg in verderbliche Wildnisse zu locken, ordnet Hermann jenseits der Weser unter den Emsländern einen Aufstand an. Als Varn6 ihn, den Landeskundigen und vermeinten Nömergünstling, um Rath fragt, was zu thun sei, antwortet er: «Unterdrückung des glimmenden Feuers im Entste- hen!« Was auch Segesi, ein Cherusker, zugleich Bürger und Günstling Roms, Hermanns Nebenbuhler um Feldherrnwürde, Oheim, Schwiegervater wider Willen, was er auch immer dem Varus von Verrath und Verhaftungen treuloser Rathgeber zu- raunen mag, der stolze Römer hört nicht darauf. Hermanns Plan, als den glänzendsten und kühnsten, ertheilt er den Vorzug, fetzt ohne Säumniß sich mit seinem auserlesenen, starken Heere von der Lippe nach der Ems in Bewegung, und giebt Hermann den erwünschten Auftrag, mit schnell aufgerufenen deutschen Hülfs- völkern nachzueilen. Durch weglose Wildnisse zerstreut und sorglos, wie unter Freunden, hinziehend, langt er, des Sieges gewiß, über Hervord und die Werre in den bruchigen Dickungen der Hase an, dem von Hermann ausersehenen Richtplatze. Anfangs von vorn durch die schon bereit stehenden Bundesbrüder, dann auch im Rücken und in den Seiten vom nacheilenden Hermann ohne Aufhören drei Tage unter Sturm und eisigem Regen, in sumpfiger Waldge- gend, wo Kunst nichts, Tapferkeit und Kraft alles vermögen, bekämpft, wird der Römer und sein Heer unter dem Düstrupper Berge an der Hase von den Deutschen geschlagen. Zwischen Rhein und Elbe und weiter hin gelten von Neuem deutsches Recht, deutsche Verfassung, Sitte und Sprache. (Christian Niemeier.) Viii. Klima Europas. 33ßee, aufmerksam auf des Himmels Farbe, dieses weite Ge- wölbe in verschiedenen Gegenden unseres Erdtheils, im Norden und Süden, in niedriger Ebene und auf hohen Bergen betrachtete, dem kann nicht entgangen sein, daß im Norden und in der Tiefe das

5. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 22

1843 - Potsdam : Riegel
22 Blau der Luft weniger rein und mehr mit Weißem gemischt er- scheint, als im Süden und in der Höhe. In der Mitte Europa's, im nordöstlichen Deutschland, hat der unumwölkte Himmel unge- fähr die Farbe des Vergißmeinnicht, im südlichsten Europa kommt das Blau desselben der Farbe der Kornblumen nahe, während es im Norden wiederum viel heller, als in der Mitte, und mehr mit Weißgrau gemischt ist. Geht man von Osten gegen Westen, so findet man den Himmel im Westen bewölkter, als im Osten, und die Luft hier trockener, als dort; denn die luftdurchziehenden Wol- ken bewegen sich in Europa vorzugsweise ostwärts, lagern im ge- birgigen, südlichen Europa an die hoch emporragenden Gebirge sich, diesen unerschöpflichen Vorrath, unzählige Quellen zu nähren, mit- theilend, oder treffen, wenn sie zum Theil über das niedrige Mit- tel-Europa hinweg gezogen, im westlichen Rußland und östlichen Polen mit den trockenen Ostwinden zusammen, entladen sich in die- ser stachen Gegend, überschütten sie mit Feuchtigkeit und verwan- deln sie in ein großes Bruch. So wie höherer Stand der Sonne, Lichtfülle und Farbenreichthum vom nördlichsten Theile bis in die Enden der südlichsten Halbinseln zunehmen, ebenso nimmt auch im Allgemeinen die mittlere Iahreswärme, die längere Dauer der hei- ßen Jahreszeit von Norden gegen Süden zu. Das östliche Europa ist um so kälter, je näher cs der Grenze Asiens liegt, und so fin- den wir, daß Orte im westlichen Europa, welche unter gleicher Breite mit Orten im östlichen Europa liegen, ein viel milderes Klima haben, als diese. Sieht man auf die Wärmeunterschiede der verschiedenen Tageszeiten, so findet man, daß in Europa die niedrigste Temperatur etwa um 5 Uhr Morgens (im Winter, je nach- dem die Tage kürzer find, später, im Sommer, wenn sie länger find, früher) statt findet, das ist etwas vor Sonnenaufgang. Die höchste Temperatur bemerken wir zwischen 2 und 3 Uhr Nach- mittags. Die tägliche Wärme ist also, von etwas vor Son- nenaufgang an, im Durchschnitt neun bis zehn Stunden im Steigen, und fällt dann, nachdem sie Nachmittags den höchsten Stand erreichte, wieder vierzehn bis fünfzehn Stun- den. Die mittlere Temperatur des Tages findet man so ziemlich um 9 Uhr Vormittags und 8 Uhr Abmds. Beob- achtet man den Gang der Wärme und Kälte nach den einzelnen Monaten, so findet man, daß die Monate April

6. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 25

1843 - Potsdam : Riegel
25 len der Sonne liegen, entwickelt sich eine brennende, trockene Hitze, die, wenn sie nordwärts strömt, zwar durch das mittelländische Meer etwas gemildert und feuchter gemacht wird, aber dennoch, besonders in den südlichsten Theilen der genannten Länder, so un- ausstehlich heiß ist, daß alle Geschöpfe dadurch ermattet und er- schlafft werden. In Spanien wird dieser glühende Wind Solano und Medina, in Italien Seil oc co oder Sirocco genannt. Hält er längere Zeit an, so werden Gras und Laub welk und zu- letzt so dürre, daß man sie zwischen den Fingern zerreiben kann. Das Holzwerk schwindet und zeigt weit klaffende Spalten, die sich, wenn der Wind aufgehört hat, wieder schließen. Abgespannt, jeder körperlichen und selbst jeder Anstrengung des Geistes unfähig, stellt der Mensch seine Arbeit ein. Der Sirocco wird bis an den Fuß der Alpen, doch gemäßigter, gespürt, selbst noch im Norden der Alpen kommt er als lauer Luftstrom, unter dem Namen Föhn, zuweilen vor. Gut ist es für die Anwohner des mittelländischen Meeres, daß er nicht häufig weht, und der kühlere Nordwind da- selbst der am öftesten vorkommende ist; denn der Südwind weht auf dem mittelländischen Meere nur ein Drittel so oft, als der Nordwind, nämlich jener an 33 Tagen, dieser an 106 Tagen im Jahre, während an 50 Tagen jährlich West- wind und an 26 Tagen Nordwcstwind herrschen. Die Strömung des atlantischen Oceans, welche an der Ostküste der vereinigten Staaten Nord-Amerika's entlang nord- ostwärts allmählig an Breite zunehmend und an Geschwindigkeit verlierend, ihre Richtung gegen Europa's westliche, vielfach zerris- sene Gestade hat, hindert im Frühjahre und Sommer die aus dem Nordpolarmccre südwärts schwimmenden Eisberge und Eisflotten, sich den Küsten Europa's zu nahen, und schützt so unseren Erd- theil wider den Einfluß, den die (auf diese Weise abgehaltenen) Eismassen ausüben würden. Ferner führt diese Strömung aus südlicher Breite her wärmere Wassermassen in unsere Nähe, mil- dert also dadurch die Temperatur. Gegen diesen wohlthätigen Ein- fluß des Oceans ist aber auch wieder ein nachteiliger zu stellen. Denn wenn im Frühlinge des mittleren Europa's Oberfläche be- reits von dm Strahlen der täglich stärker wirkenden Sonne durch- wärmt ist, und das Pflanzenlebm von Neuem begonnen hat, ist der Ocean von seiner Wintertempcratur noch nicht ganz frei, und strömt dann die über ihm noch kältere Luft über die flachen Küstm-

7. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 27

1843 - Potsdam : Riegel
27 rung, und man im Stande ist, Gegenstände in beträchtlicher Entfernung zu unterscheiden, ja grobe Schrift zu lesen. Im nörd- lichen Theile Mittel - Europas ist ebenfalls die Natur in dicken Schneemantcl gehüllt, und die blattlosen, weißstämmigen Birken, die dunkeln, hoch mit Schnee überdeckten Nadelhölzer, die von Schnee- und Eiskrhstallen flimmernden Buchen und Eichm, und die jetzt ihrer Blätter beraubten übrigen Laubhölzer ragen aus der Schneefläche, welche alles niedrige Gebüsch und Gesträuch über- deckt hat, hervor. Das Wild kommt aus den dichten Wal- dungen, und nähert sich dm menschlichen Wohnungen. In die Gärten, oft über die unter Schnee bcgrabenm Zäune und Gehege hinweg, kommen die Hasen, dem unter dem Schnee verborgenen Kohl nachspürend, Füchse und Wölfe umschleichen die Dorfschaf- ten, dem Geflügel und den Hausthierm nachstellmd. Krähen und Raben lauern von Bäumen und Gebäuden herab auf Nahrung, und die Goldammern und Sperlinge suchen ganz in der Nähe der Häuser und Ställe, auf den Straßm und den dampfenden Dün- gerhaufen nach Futter. Röthlich weiße Rauchsäulen steigen aus den Schornsteinm lothrecht in die Luft, und der Hauch der Men- schen zieht als grauer Rauch vom Gesichte weg, oder setzt sich als Reif an Haare und Kopfbckleidung. Seen und Flüsse, welche im Sommer die an ihren Seiten wohnmden Menschen trennten, sind nun mit so dickem Eise bedeckt, daß schwer beladene Schlitten und Wagm sicher über sie hinfahren, und sie bilden dann nt diesen Ländern, welche an gebauten Stvaßen so arm sind, vortreffliche Wege. Im südlichen Theile Mittel-Europa's, in den vor den kalten Ostwinden geschützten Ländern, fällt zwar auch Schnee, welcher auf den Gebirgen eine beträchtliche Höhe erreicht, in den ebmen und lieferen Strichen ist er aber von keiner langen Dauer. Nur die langsamer fließenden Gewässer bedeckm sich, und das auf nicht lange Zeit, mit Eis. Der Schnee schmilzt öfter weg und kehrt wieder, und wenn auf eingetrermes Thauwetter plötzlich wieder Frost folgt, wird die Oberfläche mit Eis (Glatteis) überzogen, welches aber bald wieder entweder durch neu eintretendes Thauwetter, oder wie- derum fallmdm Schnee beseitigt wird. Im südlichen Europa werden nur die hohen Gebirge be- schneit und die Gewässer in den nördlichsten und höchsten Gegmden dieser Länder auf wenige Tage mit dünnem Eise belegt. In den

8. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 28

1843 - Potsdam : Riegel
28 südlichsten und tief liegenden Gegenden sind Schnee und Eis den Bewohnern fast unbekannt. Der Winter ist dort so, wie im mitt- leren Europa der April und Mai; denn viele Pflanzen sind dort grün, und ein großer Theil der Bäume verliert sein Laub nicht ganz. Zugvögel, welche im Sommer im nördlichen und mittleren Europa nisteten, kommen in großen Schaaren hierher, um den Winter hier zuzubringen und die wärmere Jahreszeit zu erwarten, bei deren Eintreten sic sich allmählig nordwärts begeben, um dort den Sommer über zu bleiben und sich zu vermehren. Nur wenige der im mittleren Europa nistenden Wandervögel verlassen Europa ganz, das mittelländische Meer überfliegend und dem heißen Afrika zueilend, z. B. mehrere Schwalbenarten, Störche und Kraniche. Störche bleiben öfter den Winter im südlichsten Spanien, ebenso die Nachtigallen; der Pirol aber zieht bis Indien. Großbritannien und Irland, von Europa getrennt, vom Meere umgeben, haben einen gemäßigten Winter, so daß in den niedrigen Strichen, selbst im Winter, das Vieh im freien ausdaucrn und weiden kann. Schnee fällt wenig und immer nur auf kurze Zeit. Die Dauer des Winters ist in Europa um so länger, je mehr die Länder nach Nordosten liegen, und um so kürzer, je südlicher sie gelegen sind. Im äußersten Norden beginnt der vollkommene Winter schon mit dem Anfange des Oktobers, zu Umeo und Petersburg im Ende des Oktobers, und dauert dort bis zu Ende, hier bis in die Mitte des Aprils. Im nordöstlichen Rußland liegt der Schnee bis in die Mitte des Maimonats. In Stockholm fängt der Winter erst in der Mitte des Novembers an, und währt bis zum Ende des Märzes. Das plötzliche Umwandeln der Natur im Frühlinge kennen Europa's südlichste Länder nicht, indem ihnen grüne Bäume und Fluren nicht fehlten, und sie die lange Winterruhc der schlum- mernden Natur nicht vor Augen hatten. Je weiter nach Norden, um so plötzlicher tritt der Frühling ein, und in den nördlichsten Gegenden so schnell, daß man in einigen Tagen die beschneiten Gegenden wie durch einen Zauberschlag mit frischem Grün und Feldblumen bedeckt, das große Heer der Insekten sich entwickeln und mehren, und die ausgewanderten Vögel schaarenweise wieder- kehren sieht. Aber zwischen Blüthe- und Erntezeit ist nur ein kurzer Zwischenraum. In den langen Sommertagen, welche durch ihre Dauer drückend werdm und den Pfianzmwuchs

9. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 29

1843 - Potsdam : Riegel
29 beschleunigen, wird die Luft so erwärmt, daß sie in den kurzen Nächten, wo es nie ganz dunkel wird, weit nicht so ab- gekühlt wird, als int südlichen Europa, und es in Italien vor Aufgang der Sonne einem kälter vorkommt, als im mittleren Ruß- land, ja daß man hier behaglicher die Nacht im Freien zubringen kann, als dort. Im östlichen Theile des mittleren Ruß- lands, wo das trockene Sibirien nahe und das Meer ferne ist, wird die trockene Hitze im Sommer so groß, als im südlichsten Europa, und daselbst, so gut als in Süd-Eu- ropa, um die Mittagszeit die Arbeit eingestellt und geruht. Umgekehrt, wie der Frühling im Norden später, als südwärts eintritt, kommt der Herbst dort früher und schneller, und währt kürzere Feit. Der sogenannte Nachsommer im mittleren Europa erinnert noch an die verflossene warme Jahreszeit. Mit dem Reifen der Früchte und dem Gelbwerden des Laubes nimmt die Zahl der Infecten ab, und die Zugvögel, welche von ihnen sich nährten, wandern dem Süden zu. Das Laub fällt ab, kalte Stürme bewegen der blattlosen Bäume leere Zweige, bis Schnee und Eis das Dasein des Winters anzeigen. (K. Fr. B. Ix. Der S t a n b b a eh. Staubbach heißt nach Wyß mit seinem ursprünglichen Na- men der Plctschbach, und zwar von der Albe Pietschen, auf wel- cher er aus sieben nahe beisammenliegenden Quellen entspringt. Er fließt zwei Stunden von hier abwärts in einem tiefen Felsen- bett, durch einen Tannenwald, bis zu einer hervorragenden Felsen- wand, welche nach unten etwas gewölbt zurückweicht und die Staub- bach-Balm heißt. Hier bildet sich der erste oder obere Wasserfall, welcher, obschon an sich gar nicht unbedeutend, dennoch von dem Zweiten oder unteren Fall, der den eigentlich so genannten Staub- fall ausmacht, und an fünfzig Schritte von jenem entfernt ist, weit übertroffen wird. Dieser Letztere wurde sonst für 1100 Fuß hoch gehalten; er ist jedoch nach sorgfältigen Messungen mit Schnüren, welche Wyt-

10. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 30

1843 - Potsdam : Riegel
30 teñí»ad) und Wolf angestellt haben, nur 900 Berner Fuß, und nad) Tralles barometrischen Messungen 925 fran$. Fuß hoch- Wyß beschreibt die verschiedenen Erscheinungm dieses prachtvollen Wasserfalles, weld)e er nach Verschiedenheit der Jahreszeiten und der Wassermenge dem Beobachter darbietet. Wir hoffen, dem Leser mit einem Auszuge aus seiner Beschreibung einen wahren Genuß zu bereiten. Zuerst sd)ildert er den Staubbachfall, wie er sich an einem Sommertage darstellt. » Die erste Bedingung zum Dollgenuß « — heißt es da — »ist Sonnenglanz, und dieser währt an den längsten Sommertagen von ungefähr 7 Uhr des Morgens bis halb 1 Uhr des Mittags. Nicht nur die Regenbogen im Kessel, wo die zerstobenen Wasser sich sammeln, auch die fliegenden Wasserflocken in der Luft bedürfen des Sonnenscheins. Man schreitet gewöhn- lich vom Gasthofe oder vom Pfarrhause zuerst nad) der Stelle hin, wo der Bach zu Boden regnet, als wollte man erst ihn füh- len, bevor man ruhiger ihn betrachte. Am linken Ufer des Ba- d)es, durch Erlen, wandert man, von der Straße, die nad) dem tiefern Thale führt, rechts abgehend, hinauf, und fühlt sich bald auch bei wolkenlosem Himmel in einem Regenschauer, gegen den man sich selbst mit Sd)irmen verwahren mag. Etwas mühsam erklimmt mau den Hügel von Felstrümmern, den der Bach sich links von seinem Niedersturze gebildet hat, und sd)aut hinab in ein weites Becken, das unablässig von tausendfachem Schaumge- kräusel wimmelt. Aud) jenseits erblickt »Mn Sd)utthaufen, die voi» oben heruntergeworfen sind, und nicht ohne Verwunderung sieht man den Bach zwischen diesen zwei aufgestapelten Bollwerken im freien Durchgang davon rieseln. Kennbar rührt die Tiefe seines Beckens und diese Öffnung nad) der Lütschme (*) von der Gewalt der Wassermasse her, die nad) Gewittern und bei großer Schnee- schmelze hier im Mittelpunkte des Falles Raum geschafft, ohne doch die Hügel rechts und links zu vermindern. Schreitet man auf die rechte Seite des Kessels, so sindet man es leicht, dort hinab zu gelangen in den Umfang desselben, und alsbald wird man von einem doppelten Regenbogen umringt, der, gleich einem angeworfenen Nimbus, so genau mit uns verschmilzt, daß er Schritt urn Schritt, so lange wir im Sonnenglanz und *) So heißt der unten im Thale fließende Bach.
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