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1. Lesebuch für Volksschulen - S. 1

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Erste Abtheilung. A. Leichtere Lesestücke 1. Gottes Baterliebe. 1. Aus dem Himmel ferne, Wo die Englein sind, Schaut doch Gott so gerne Her auf jedes Kind. 2. Höret seine Bitte Treu bei Tag und Nacht, Nimmt's bei jedem Schritte Väterlich in Acht. 3. Giebt mit Vaterhänden Ihm sein täglich Brot, Hilft an allen Enden Ihm aus Angst und Noth. 4. Sagt's den Kindern allen, Daß ein Vater ist, Dem sie Wohlgefallen, Der sie nie vergißt. Hey. 2. Gott weiß. 1. Weißt du, wie viel Sterne stehen an dem blauen Himmelszelt? Weißt du, wie viel Wolken gehen weit hin über alle Welt? Gott der Herr hat sie gezählet, daß ihm auch nicht eines fehlet an der ganzen großen Zahl. 2. Weißt du, wie viel Mücklein spielen in der heißen Sonnengluth? Wie viel Fischlein auch sich kühlen in der hellen Wasserfluth? Gott der Herr rief sie mit Namen, daß sie all in's Leben kamen, daß sie nun so fröhlich sind. 3. Weißt du, wie viel Kindlein frühe steh'n aus ihrem Betilein auf, daß sie ohne Sorg' und Mühe fröhlich sind im Tageslauf ? Gott im Himmel hat an allen seine Lust, sein Wohlgefallen, kennt auch dich und hat dich lieb. Hey. 3. Morgenlted. 1. Steht auf, ihr lieben Kindelein! Der Morgenstern mit hellem Schein Beginnt am Himmel seinen Lauf Und weckt die kleinen Kinder auf. 2. Sei schön willkommen, lieber Tag! Vor dir die Nacht nicht bleiben mag Leucht' uns in uns're Herzen fein Und mache uns vom Bösen rein. (Des Knaben Wunderhorn.) 4. Drei Paare und Einer. 1. Du hast zwei Ohren und einen Mund: Willst du's beklagen? Gar vieles sollst du hören und — Wenig drauf sagen. 2. Du hast zwei Augen und einen Mund: Mach' dir's zu eigen! Gar manches mußt du sehen und — Manches verschweigen. 3. Du hast zwei Hände und einen Mund: Lern' es ermessen! Zwei sind da zur Arbeit und — Einer zum Esten. Nückert. 5. Die beiden Ziegen. Zwei Ziegen begegneten sich auf einem schmalen Wege, der über einen tiefen, reißenden Waldstrom führte; die eine wollte herüber, die andere hinüber. Lesebuch für Volksschulen. i

2. Lesebuch für Volksschulen - S. 3

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
3 8. Der kluge Staar. Ein durstiger Staar wollte aus einer Wasserflasche trinken und konnte das Wasser in derselben mit seinem kurzen Schnabel nicht er- reichen. Er hackte in's dicke Glas und vermochte nicht, es zu zerbrechen. Er stemmte sich gegen die Flasche, um sie umzuwerfen; aber dazu war er zu schwach. Jetzt kam er durch seine Klugheit und sein Nachdenken auf den glücklichen Einfall, daß er Steinchen zusammen las und sie in die Flasche warf, wodurch das Wasser endlich so hoch stieg, daß er es erreichen und seinen Durst löschen konnte. Ermüde nicht beim Lernen, so schwer es dir auch wird, durch anhaltenden Fleiß erreicht man das gesteckte Ziel. 9. Eichhörnchen. Heißa, wer tanzt mit mir? Lustig und munter Kopfüber, kopfunter. Mit Manier, Immerfort Von Ort zu Ort, Jetzo hier, Jetzo dort! Hopp! Ohne Ruh', ohne Rast, Vom Zweig auf den Ast, Vom Ast auf den Wipfel hoch in die Luft Im Blättersäusel und Blüthenduft! Immerzu Ohne Rast und Ruh'! Heut' ist Kirmes, und heut' ist Ball! Spielet Drossel, Nachtigall, Stieglitz, Amsel, Fink und Specht, Pfeift und geigt und macht es recht! Ich bin ein Mann, Der tanzen kann. Hänschen Eichhorn heiß' ich, Was ich gelernt hab', weiß ich. Kommt der Jäger in den Wald hinein, Will mir kein Vogel singen; Hänschen läßt das Tanzen sein, Tanzen, Hüpfen, Springen: Hänschen schlüpft hinein zum Haus, Hänschen schaut zum Haus heraus, Hänschen lacht den Jäger aus. Hoffmann v. Fallersleben. 10. Die Sternthaler. Es war einmal ein kleines Mädchen, dem waren Vater und Mutter gestorben, und es war so arm, daß es kein Kämmerchen mehr hatte, darin zu wohnen, und kein Bettchen mehr, darin zu schlafen, und gar nichts mehr, als die Kleider, die es auf dem Leibe trug, und ein Stückchen Brot, das es in der Hand hielt, und das ihm ein mit- leidiges Herz noch geschenkt hatte. Es war aber gut und fromm. Und weil es so von aller Welt verlassen war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus in's Feld; da begegnete ihm ein armer Mann, der sprach: „Ach, gieb mir doch etwas zu essen, ich bin so hungrig!" Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot und sagte: „Gott segne dir's!" und ging weiter. Da kam ein Kind, das jammerte und sprach: „Es friert mich so an meinem Kopfe, schenk' mir doch etwas, womit ich ihn bedecken kann!" Da that es seine Mütze ab und gab sie ihm. Und als es noch ein bischen gegangen war, kam wieder ein Kind und hatte kein Leibchen an und fror, da gab es ihm sein's; und noch weiter, da bat eins um. ein Röcklein, das gab es auch von sich hin. Endlich kam es in einen Wald, und es war schon dunkel geworden, da kam noch eins und bat um ein Hemdlein, und das fromme Mädchen dachte: Es 1*

3. Lesebuch für Volksschulen - S. 5

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
5. Füsse hab’ ich, die können steh’n, Können zu Vater und Mutter geb’n, Und will es mit dem Laufen und Springen Nicht immer so gut, wie ich’s möchte, gelingen, Thut nichts, wenn sie nur erst grösser sind, Dann geht es noch einmal so geschwind. 6. Ein Herz, ein Herz hab’ ich in der Brust, So klein und klopft doch so voller Lust, Und liebt doch den Vater, die Mutter so sehr. Und wisst ihr, wo ich das Herz hab’ her? Das hat mir der liebe Gott gegeben, Das Herz und die Liebe und auch das Leben. Hey. 13. Das Kauarienvögelchen. Ein kleines Mädchen, Namens Karoline, hatte ein allerliebstes Kanarienvögelchen. Das Thierchen sang vom frühen Morgen bis an den Abend und war sehr schön, goldgelb mit schwarzem Häubchen. Karoline aber gab ihm zu essen Samen und kühlendes Kraut, auch zuweilen ein Stückchen Zucker und täglich frisches, klares Wasser. Aber plötzlich begann das Vögelchen zu trauern, und eines Morgens, als Karolins ihm Wasser bringen wollte, lag es todt in dem Käfig. Da erhob die Kleine ein lautes Wehklagen um das geliebte Thier und weinte sehr. Die Mutter des Mägdleins aber ging hin und kaufte ein anderes, das noch schöner war an Farben und eben so lieblich sang, wie jenes, und that es in den Käfig. Allein das Mägdlein weinte noch lauter, als es das neue Vögelchen sah. Da wunderte sich die Mutter sehr und sprach: „Mein liebes Kind, warum weinest du noch und bist so sehr betrübt? Deine Thränen werden das gestorbene Vögelchen nicht in das Leben rufen, und hier hast du ja ein anderes, das nicht schlechter ist, denn jenes!" Da sprach das Kind: „Ach, liebe Mutter, ich habe unrecht gegen das Thier gehandelt und nicht alles an ihm gethan, was ich sollte und konnte." «Liebe Lina," antwortete die Mutter, „du hast sein ja sorgfältig gepflegt!" „Ach nein," erwiderte das Kind, „ich habe noch kurz vor seinem Tode ein Stückchen Zucker, das du mir für dasielbe gabst, ihm nicht gebracht, sondern selbst gegessen." So sprach das Mädchen mit be- trübtem Herzen. „Ach!" sagte die Mutter, „wie mag dem undankbaren Kinde zu Muthe sein am Grabe der Eltern!" Krummacher. 14. Der Kanarienvogel. L „Vögelchen, ach, da liegst du todt; Suchst dir nie wieder ein Krümchen Brot, Siehst mich nicht an mit den Augen hell, Hüpfst mir nicht auf die Schulter schnell, Singst nun nie mehr mit solcher Lust Schmetternd dein Lied aus voller Brust!"

4. Lesebuch für Volksschulen - S. 7

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
7 18. Der Pudel. 1. „Wer hat hier die Milch genascht? Hätt' ich doch den Dieb erhascht I Pudel, wärst denn du es gar? Pudel, komm' doch! ei fürwahr, Einen weißen Bart hast du. Sag' mir doch, wie geht das zu?" 2. Die Hausfrau sah ihn an mit Lachen: „Ei. Pudel, was machst du mir für Sachen? Willst wohl gar ein Naschkätzchen werden? Da hing er den Schwanz bis auf die Erden Und heulte und schämte sich so sehr; Der naschet wohl so bald nicht mehr. Hey. 19. Wie Gott erneu Menschen durch Hunde vom Tode errettete. Ein Landmann ging mit seinen beiden Hunden in den Wald und bestieg eine sehr hohe Buche. Er glitt aus, stürzte, blieb aber mit dem Fuße zwischen zwei gabelförmig stehenden Aesten, mit dem Kopfe abwärts, hangen. So schwebte er zwischen Himmel und Erde, ohne sich helfen zu können. Seine Hunde winselten, liefen hin und her und gaben auf alle Weise ihre Angst und ihren Schmerz um ihren Herrn zu verstehen. Endlich lief der eine von denselben nach Hause, erhub vor den Angehörigen seines Herrn ein klägliches Geheul, geberdete sich äußerst unruhig, lief fort, kam wieder, lief wieder weg und gab auf alle Weise zu verstehen, daß man ihm folgen solle. Zuletzt ging man ihm nach. Da rannte der Hund nach dem Walde zurück, wo sein Herr hing, lief wieder rückwärts, wenn die begleitenden Leute nicht schnell genug gingen. So brachte er sie zu rechter Zeit noch zu dem Baume, auf welchem sein Herr hing, und der Verunglückte ward ge- rettet. — Der andere Hund war indessen bei seinem Herrn geblieben und erhub seine Stimme, so stark er konnte, um durch sein Vellen andere Leute aufmerksam zu machen und zur Hülfe zu vcranlaffen. Stern's Lesebuch. 20. Wer betet nicht? Ein alter Töpfermeister befand sich einst auf einer Hochzeit in der Gesellschaft von vielen lustigen jungen Leuten; ehe er sich aber zu Tische niedersetzte, verrichtete er still sein Gebet. Nachher sagte einer der Gäste spottend zu ihm: „Nicht wahr, bei Ihnen zu Hause betet wohl alles?“ — „Alles? das wüsste ich nicht!“ — „Wie, nicht alles?“ — „Nein, ich habe unten im Stalle zwei Mast- thiere, die beten nie, wenn sie fressen wollen.“ Da verstummte der junge Mann und redete kein Wort mehr mit dem alten Christen. 1. Müde bin ich, geh' zur Ruh', Schließe beide Aeuglein zu. Vater, laß die Augen dein Ueber meinem Bette sein! Abeudlied. 2. Hab' ich Unrecht heut' gethan, Sieh' cs, lieber Gott, nicht an! Deine Gnad' und Jesu Blut Macht ja allen Schaden gut.

5. Lesebuch für Volksschulen - S. 10

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
10 Vater, der alles gesehen hatte, zu dem Knaben, sah ihn ernst an und sprach: „Wem gebührt solche Züchtigung, dir, oder dem Thiere, welches nicht weiß, was rechts, oder links ist? Bist du minder deinem Ge- lüste gefolgt, als das Thier, welches du leiten solltest? Und nun übest du ein solch unbarmherziges Gericht und vergissest deiner Ver- nunft und deiner eigenen Sünde?" Da schämte sich der Knabe und enöthete vor dem Vater. Krummacher. 26. Der gute Hirte. 1. Du lieber Heiland, Jesus Christ, Weil du ein guter Hirte bist Und merkst so treu auf deine Heerde, Daß keins davon verloren werde: 2. So will ich' auch dein Schäflein sein, Will fröhlich folgen dir allein, Will stets auf deine Stimme hören, Will nie mich wieder rückwärts kehren. 3. Christus, mein Helfer und mein Hirt, Der treulich für mich sorgen wird Und mich behüten, führen, weiden, In Ewigkeit nicht von mir scheiden. 27. Fritz Oberlin. Eine Bäuerin bot in Straßburg Eier in einem Korbe zum Ver- kauf aus. Zwei muthwillige Knaben rannten an den Korb, stießen denselben um und machten sich mit Lachen davon. Der kleine Oberlin, später Pfarrer in Steinthal, sah diesen Streich der losen Knaben mit an. Ungesäumt lief er nach Hause, holte seine wohlgefüllte Sparbüchse, kehrte alsbald zurück und schüttelte all sein Geld in die Schürze der Bäuerin. Auf das schnellste entfernte er sich wieder, und die Bäuerin konnte ihm nicht einmal danken. Ein andermal ging Oberlin bei einer Trödlerin (die mit alten Sachen handelt) vorüber. Ein armes Weib handelte um ein altes Kleidungsstück; es fehlten ihr nur noch zwei Groschen zum geforderten Preise. Sie mußte vom Ankaufe des benöthigten Kleides abstehen und ging betrübt davon. Fritz Oberlin bemerkte den Handel; er wartete nur auf den Augenblick des Weggehens der Armen; alsdann ging er schnell zur Trödlerin, drückte derselben die zwei Groschen in die Hand r^nd sagte leise zu ihr: „Rufet jetzt die arme Frau zurück und lastet ihr den Rock." Er aber ging eilend davon. Stern's Lesebuch. 28. Sprüchwörter. 1. Almosen geben armet nicht. 2. Ein „Nimmhin" ist besser, als zehn „Gotthelfdir". 3. Wo man Liebe säet, da geht Freude auf. 4. Williges Herz macht leichte Füße. 29. Vom Bäumleim das andere Blätter hat gewollt. 1. Es ist ein Bäumlein gestanden im Wald, in gutemund schlechtem Wetter; das hat von unten bis oben halt nur Nadeln gehabt statt Blätter. Die Nadeln, die haben gestochen, das Bäumlein, das hat gesprochen: 2. Alle meine Kameraden haben schöne Blätter an, und ich habe nur Nadeln, niemand rührt mich an; dürst' ich wünschen, wie ich wollt', wünscht' ich mir Blätter von lauter Gold.

6. Lesebuch für Volksschulen - S. 12

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
12 Darnach trat der Vater an den Tisch und fand ein seines, großes Blatt; darauf war ein schöner und frommer Gesang von dem zweiten Sohne, der eben heimgekommen war von der Hochschule. Und als der Vater es las, lächelte er und seine Thränen fielen auf das Blatt. Da sahen die drei Kleinen den Vater an und sagten: „Nicht wahr, lieber Vater, wir können noch nichts geben und nichts fertigen? Wir sind noch zu klein." — Der Vater aber nahm sie alle drei, das Mägdlein und die beiden Knaben, und drückte sie an sein Herz und sagte: „O denket nicht, daß eure Gabe gering sei in meinen Augen! Schlagen doch eure kleinen Herzen so gut, wie die anderen, und mein Vaterherz für euch alle!" Krummacher. 31. Wunsch. Ein gutes Kind gern wär’ ich nun Und wollte nie was Böses thun, Dass Vater und Mutter und alle hier Sähen ihre Lust und Freude an mir! Du lieber Gott, der alles thut, 0 hilf auch mir und mache mich gut! Hey. 32. Die Heinzelmännchen. 1. Wie war zu Köln es doch vordem mit Heinzelmännchen so bequem! Denn war man faul, — man legte sich hin auf die Bank und pflegte sich. Da kamen bei Nacht, ehe man's gedacht, die Männ- lein und schwärmten und klappten und lärmten und rupften und zupften und hüpften und trappten und putzten und schabten .... Und eh' ein Faulpelz noch erwacht, war all sein Tagewerk .... bereits gemacht! 2. Die Zimmerleute streckten sich hin auf die Spän' und reckten sich. Jndesien kam die Geisterschaar und sah, was da zu zimmern war, nahm Meißel und Beil und die Säg' in Eil'; sie sägten und stachen und hieben und brachen, berappten und kappten, visirten wie Falken und setzten die Balken.... Eh' sich's der Zimmermann versah, klapp! stand das ganze Haus.... schon fertig da! 3. Beim Bäckermeister war nicht Noth, die Heinzelmännchen backten Brot. Die faulen Bursche legten sich, die Heinzelmännchen regten sich und ächzten daher mit den Säcken schwer und kneteten tüchtig und wogen es richtig und hoben und schoben und fegten und backten und klopften und hackten. Die Bursche schnarchten noch im Chor, da rückte schon das Brot, .... das neue, vor! 4. Beim Fleischer ging es just so zu: Gesell und Bursche lag in Ruh'. Indessen kamen die Männlein her und hackten das Schwein die Kreuz und die Quer; das ging so geschwind, wie die Mühl' im ■ Wind. Die klappten mit Beilen, die schnitzten in Speilen. Die spülten, die wühlten und mengten und mischten und stopften und wischten. That der Gesell die Augen auf, wapp! hing die Wurst da schon zum Ausverkauf!

7. Lesebuch für Volksschulen - S. III

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Vorwort zur 26. Auflage. Lesebuch für Volksschulen erscheint mit der 26. Auf- läge in neuer Gestalt, in drei Abtheilungen. Die naturkund- lichen Stücke sind aus der ersten Abtheilung ausgeschieden und in einer besondern sachlich geordnet zusammengestellt. Den Ausfall an Lesestoff, den dadurch die erste Abtheilung des Buches erleidet, haben wir theilweise durch solche Stücke aus dem geschichtlichen und geographischen Theile zu ersetzen gesucht, die eigentlich in die Lescstunde zu verweisen sind und deshalb in der ersten Abtheilung ihre volle Berechtigung haben. Es durfte dieses um so eher geschehen, da der geschichtliche Theil vielfach als zu ausgedehnt bezeichnet worden ist. Durch jene Ausscheidung ist indeß nur eine scheinbare, aber keine wirk- liche Verminderung der Lesestücke eingetreten; sie befinden sich ja nur an einer anderen Stelle. Der Lesestoff beschränkt sich überhaupt nicht auf die erste Abtheilung, sondern ein gutes Theil der andern Abtheilungen — namentlich die geschicht- lichen, geographischen und naturhistorischen Bilder — wird vor wie nach der Lesestunde zugewiesen werden können und müssen. Die erste Abtheilung A. ist vorzugsweise für die Mittel- stufe bestimmt, jedoch möchten wir sie nicht ausschließlich für diese verwendet wissen; vielmehr glauben wir, daß viele Stücke derselben auch für die Oberstufe nicht nur einen schätzens-

8. Lesebuch für Volksschulen - S. 15

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
15 Freundschaft und Bündniß mit einander haben sollten. Damit hätte er gerne die Hennen vom Baume geschwätzt. Aber der Hahn sagte: Das hör' ich gern! und reckte dabei den Kopf auf. Der Fuchs fragte: Was siehst du? Der Hahn antwortete: Ich sehe einen Jäger mit Hunden von ferne. Der Fuchs sprach: Da bleib' ich nicht. Ant- wortet der Hahn: Harre, so wollen wir auch mit dir hinab, wenn wir sehen, daß die Hunde mit dir Frieden haben. Der Fuchs sagte: Ei, er möchte ihnen noch nicht verkündigt sein; ich fahre dahin. S. Frank. 40. Der Jäger und der Fuchs. Der Jäger birscht mit seiner Büchs', da schleichen über's Feld die Fuchs'. Er fackelt nicht und spannt den Hahn und legt die Büchse sicher an. Piff, paff, da prasseln hin die Schrot, und — bauz — der alte Fuchs ist todt! Der Jäger spricht: „He, Feldmann, flugs, nun apportire mir den Fuchs!" Der Feldmann sucht mit seiner Schnauz' und hat ihn schon, den alten Kauz. „Du hast gerupft so manche Gans, jetzt zaust man dich bei deinem Schwanz. Du hast geschüttelt manchen Hahn, jetzt packt man dich beim Kragen an. Du hast gefressen manche Taube, jetzt sitzen wir dir auf der Haube!" So schleppt ihn Feldmann hin zum Herrn, der streichelt ihn und hat ihn gern und sagt: „So, Feldmann, das war gut!" Geht weiter dann mit frohem Muth und steckt den Fuchsen in den Sack und schmaucht sein Pfeifchen Rauchtabak. Güll. 41. Sprüchwörter und Denksprttche. 1. Besser ein offenbarer Feind, als ein verstellter Freund. 2. Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. 3. Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Taub.n. 4. Redlich sei des Herzens Grund, redlich spreche auch der Mund. 5. Nichts Böses thun ist gut; nichts Böses wollen, ist besser. 6. Jeder hüte sich vor Katzen, die vorne lecken und hinten kratzen. 42. Doktor Allwissend. Es war einmal ein armer Bauer, Namens Krebs, der fuhr mit zwei Ochsen ein Fuder Holz in die Stadt und verkaufte es für zwei Thaler an einen Doktor. Wie ihm nun das Geld aus- bezahlt wurde, sass der Doktor gerade zu Tisch; da sah der Bauer, was er schon ass und trank, und das Herz ging ihm darnach auf, und er wäre auch gern ein Doktor gewesen. Also blieb er noch ein Weilchen stehen und fragte endlich, ob er nicht auch könnte ein Doktor werden. „0 ja,“ sagte der Doktor, „das ist bald geschehen; erstlich kauf’ dir ein Abcbuch, so eins, wo vorne ein Göckelhahn drin ist; mache deinen Wagen und deine zwei Ochsen zu Geld und schaff dir damit Kleider an und was sonst zur Doktorei gehört; drittens lass dir ein Schild malen mit den Worten: Ich bin der Doktor Allwissend, und lass das oben über deine Hausthür nageln.“ Der Bauer that alles, wie es ihm ge- heissen war. Als er nun ein wenig gedoktert hatte, aber noch nicht viel, ward einem reichen, grossen Herrn Geld gestohlen. Da ward ihm von dem Doktor Allwissend gesagt, der in dem und dem Dorfe wohnte und auch wissen müsste, wo das Geld

9. Lesebuch für Volksschulen - S. 16

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
16 I hingekommen wäre. Also liess der Herr seinen Wagen anspannen, fuhr hinaus in’s Dorf und fragte bei ihm an, ob er der Doktor Allwissend wäre. „Ja, der wär’ er." So sollte er mitgehen und das gestohlene Geld wieder schaffen. „0 ja, aber die Grethe, seine Frau, müsste auch mit." Der Herr war das zufrieden, liess sie beide in den Wagen sitzen,*) und sie fuhren zusammen fort. Als sie auf den adeligen Hof kamen, war der Tisch gedeckt, da sollte er erst mit essen. „Ja, aber meine Frau, die Grethe auch," sagte er, und setzte sich mit ihr hinter den Tisch. Wie nun der erste Bediente mit einer Schüssel schönem Essen kam, stiess der Bauer seine Frau an und sagte: „Grethe, das war der erste," und meinte, es wäre derjenige, welcher das erste Essen brächte. Der Bediente aber meinte, er hätte damit sagen wollen: „Das ist der erste Dieb," und weil efs nun wirklich war, ward ihm angst, und er sagte draussen zu seinen Kameraden: „Der Doktor weiss alles, wir kommen übel an, er hat gesagt, ich wäre der erste." Der zweite wollte gar nicht hinein, er musste aber doch. Wie er nun mit seiner Schüssel kam, stiess der Bauer seine Frau an: ¿Grethe, das ist der zweite." Dem Bedienten ward ebenfalls angst, und er machte, dass er hinaus kam. Dem dritten ging’s nicht besser; der Bauer sagte wieder: „Grethe, das ist der dritte.“ Der vierte musste eine verdeckte Schüssel hereintragen, und der Herr sprach zum Doktor, er solle seine Kunst zeigen und rathen, was darunter läge; es waren aber Krebse. Der Bauer sah die Schüssel an, wusste nicht, wie er sich helfen sollte, und sprach: „Ach, ich armer Krebs!“ Wie der Herr das hörte, rief er: „Da, er weiss es, nun weiss er auch, wer das Geld hat!* Dem Bedienten aber ward gewaltig angst, und er blinzelte den Doktor an, er möchte einmal heraus kommen. Wie er nun heraus kam, gestanden sie ihm alle vier, sie hätten das Geld ge- stohlen; sie wollten’s ja gerne herausgeben und ihm eine schwere Summe dazu, wenn er sie nicht verrathen wollte; es ging ihnen sonst an den Hals. Sie führten ihn auch hin, wo das Geld ver- steckt lag. Damit war der Doktor zufrieden, ging wieder hinein und sprach: „Herr, nun will ich in meinem Buche suchen, wo das Geld steckt." Der fünfte Bediente aber kroch in den Ofen und wollte hören, ob der Doktor noch mehr wüsste. Der sass aber und schlug sein Abcbuch auf, blätterte hin und her und suchte den Göckelhahn. Weil er ihn nun nicht gleich finden konnte, sprach er: „Du bist doch darin und musst auch heraus.* Da meinte der im Ofen, er wäre gemeint, sprang voller Schrecken heraus und rief: „Der Mann weiss alles!“ Nun zeigte der Doktor Allwissend dem Herrn, wo das Geld lag, sagte aber nicht, wefs gestohlen hatte, bekam von beiden Seiten viel Geld zur Belohnung und ward ein berühmter Mann. Grimm. *) — sich setzen.*

10. Lesebuch für Volksschulen - S. VI

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
irgend einem Grunde das Experiment nicht vorführen, so ver- zichte man lieber auf den betreffenden Abschnitt. Schließlich noch die Bemerkung, daß wir nicht 'ohne Scheu an die Aenderung des Lesebuchs gegangen sind. Seit- dem jedoch die Realien auch als selbstständige Unterrichtsgegen- stände behandelt werden müssen, trat von so vielen Seiten, mündlich und schriftlich, der Wunsch nach Erweiterung des naturkundlichen Theils an uns heran, daß wir glaubten, unsere Bedenken fahren lassen und jenen Wünschen Rechnung tragen zu müssen. Dabei erschien es uns zweckmäßig, die Verän- derungen gleich so weit durchzuführen, daß solche im Wesent- lichen hiermit als geschlossen betrachtet werden können. Die Kemusgeöer. (Jedes Exemplar ist mit unserm Stempel versehen. D. H.)
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