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1. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 3

1912 - München : Kellerer
— 3 — Bedingungen erfüllt, unter denen sie sich wohl fühlen, ihnen tunlichst alles bietet, was sie in Freiheit, in der Heimat haben. Im Winter beherbergen eigene Warmhäuser die Abkömmlinge der heißen Länder, die mächtigen Löwen, die wilden Tiger, die empfindlichen Affenarten, kurz alle, die vor rauhen Winden, strenger Kälte, Regen und Schnee geschützt werden müssen. Aber nicht nur die Örtlichkeit wurde nach Kräften den Heimatverhält- nissen angepaßt, auch die Nahruug richtet sich nach dem, was sie in der Heimat brauchen und finden. Nicht umsonst ist das Füttern der Tiere verboten. Man wollte nicht nur dem Überfuttern vor- beugen, sondern auch verhüten, daß den Pfleglingen Dinge, — eßbar und nicht eßbar — vorgeworfen werden, die ihrer natür- lichen Kost zuwiderlaufen, sie krank machen oder mit denen sie sich verletzen. „Nicht necken" ist die zweite Weisung, damit die Tiere nicht mißtrauisch und boshaft werden, sondern sich vor den Gästen arglos und natürlich in ihrem Treiben und Bewegen zeigen. Seil Jahren sind ja hervorragende Männer der Wissen- schaft, kühne Reisende und Naturforscher bemüht, Wege und sichere Mittel zu finden, uns die Tiere ferner und fernster Länder so viel als möglich so vorzuführen wie sie sich in der Heimat bewegen und benehmen, sich ernähren, ihre Jungen groß ziehen. Alle erdenklichen Maßregeln werden angewendet, die Fremdlinge möglichst lange gesund und lebend, möglichst schön und kräftig zu erhalten. Alle Unternehmungen dieser Art haben mit sehr vielen und großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Schon die weite Reise über Meer und Länder fordert ihre Opfer. Die gefangenen Tiere sind gegen schädliche Einflüsse weniger widerstandsfähig, werden leichter krank und sterben in vielen Fällen früher als ihre Brüder, die sich in dichten Wäldern, auf weiter See, in fandiger Wüste, in schier endlosen Wiesen frei bewegen wie bei uns Fuchs, Hase und Reh. Die das Licht der Welt in einem Käsig des Tiergartens erblickren, kennen ja kein anderes Leben. Bei denen aber, die jung eingefangen zu uns gebracht werden, dauert es oft lange, ehe sie sich beruhigen und Speise und Trank annehmen. Manche gehen bald zugrunde, da sie sich an die Haft und veränderte Lebensweise nicht gewöhnen können. „Sie sind am Heimweh gestorben" erzählen dann wohl die Städter, denn nicht nur die Menschen, auch die Tiere haben eine Heimat, in der sie sich wohl fühlen und nach der sie sich sehnen. 1*

2. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 4

1912 - München : Kellerer
— 4 — 3. Von der Heimat der Pflanzen. Max hatte seinen Freund Georg besucht, der ihn schon öfters eingeladen hatte. Georgs Vater war ein Gärtner, der vor der Stadt einen großen Garten hatte, ein Glashaus voll Pslauzeu und einen Laden, in dem Kränze, Blumen und Blumen- stöcke verkauft wurden. Voll Stolz zeigte Georg seinem Freunde das schöne Besitztum. Am meisten gefiel Max das Glashaus. Es war sehr stark eingeheizt; die Luft darin war feuchtwarm. An den Wänden standen Pflanzen aller Art. Manche von ihnen hatte Max noch nie gesehen. Es gab prächtige Fächerpalmen mit breiten Blättern, hochstämmige Gummibäume, blühende Myrten-, Zitronen- und Oraugenbänmchen (statt g lies ein sch), an denen sich schon kleine Früchte ansetzten. „Warum müssen diese Pflanzen hier in der Hitze eingeschlossen sein und dürfen nicht im Freien wachsen?" fragte Max. „Vater hat mir ein- mal erzählt," erwiderte Georg, „daß diese Pflanzen eigentlich nicht bei uns wachsen, sie sind Fremdlinge. Ein weit entferntes Land ist ihre Heimat, dort wachsen sie im Freien. Sie werden dort größer und schöner und sind stattliche Bäume und Sträucher. Bei uns können sie den Boden und die Luft im Freien nicht ertragen; sie sind eben in der Fremde. Man muß sie in Töpfe stecken und die Erde so mischen, wie sie solche daheim gewohnt sind. Auch müssen sie in gewärmten Glashäusern stehen, man muß künstlich die Luft der Heimat herstellen. Tut man dieses nicht, so werden sie krank und gehen zugrunde." „Ei," sagte Max, „ich habe gar nicht gewußt, daß die Pflanzen auch ihre Heimat haben wie Menschen und Tiere und es scheint, sie ge- wöhnen sich ebenso schwer an die Fremde wie Menschen und Tiere auch!" 4.Vom Heimweh. Es war einmal ein ganz, ganz armes Mädchen. Dieses wohnte mit seinen Eltern und Geschwistern unter dem Dache in einem engen Kämmerlein. Darin gab es nicht einmal ein Bett zum Schlafen, nur Stroh und alte Decken waren auf dem Bodeu ausgebreitet. Der einzige Tisch hatte nur drei Füße und die Bank wackelte ganz bedenklich. Kleiderkasten brauchten die Leute nicht, denn sie besaßen nur das eine Gewand, das sie am Leibe hatten. Der schadhafte Ofen rauchte abscheulich, wenn sie die Suppe kochen wollten und doch — wie gern hätten

3. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 6

1912 - München : Kellerer
— 6 — die Verwandte. „Ja," entgegnete Anna, „zu Hause ist's eng und armselig und ich habe es lange nicht so gut, aber ich habe dort Vater und Mutter und Geschwister und bin dort daheim." Die gute Verwandte versuchte alles mögliche, sie das Heimweh vergessen zu machen. Als sie aber merkte, daß alles fruchtlos war, ließ sie das Mädchen wieder nach Hause fahren. Wie froh war es, als es wieder in seinem Dorfe und in der engen Stube bel Vater und Mutter war! In der schönen Stadt und in dem großen Hause war Anna traurig gewesen vor Heimweh. Freilich waren Vater und Mutter sehr betrübt, daß das Heimweh das Kind zwang, wieder nach Hause zu kommen. Die gute Verwandte unterstützte aber gleich- wohl die Eltern des Kindes fort und fort und milderte nach Kräften ihre Not. 5. Bitte, bitte, mein Kind! Ein warmer Sonnentag. Auf der Straße lärmen und schwätzen die Spatzen: „Zirp, zirp, komm heraus, du Gelb- frack!" Häuschen Gelbfrack sitzt am Gesimse des offenen Fensters, dreht das feine Köpfchen hin und her und äugelt nach deu Schreihälsen. Dann wendet er sich schnell, flattert zurück ins Zimmer, pickt am Zuckerbröckchen neben Vaters Kaffeetasse, fliegt vom Tisch auf den Kasten, wo die Äpfel liegen, schwingt sich vom Kasten auf die Vorhangstange und sucht sich zuletzt einen Ruheplatz auf Gretels Schulter. Unfern Kanarienvogel lockt nicht der Ruf der gefiederten Kameraden. Er sehnt sich nicht nach Umschau in der näheren und weiteren Nachbarschaft. Seine Wiege war ein hölzernes Nestlein in Großvaters Vogelstnbe. Das Wohnzimmer und der Käfig sind seine Welt, in der er sich wohl suhlt. An der Grenze des engen Raumes beginnt für ihn die unheimliche Fremde. „Gib, gib! Piep, piep," tönt es schmeichelnd in Gretels Ohr. Verstehst du, was er dir sagt? „Bitte, bitte, mein Kind, Hab' mich lieb wie ich dich. Ich bin dein Eigentum, drum trage Sorge für mich, für mein Häns- lein, mein Futter, meine Pflege! Ich danke dir's mit lustigem Schmettern, mit zutraulichem Wesen. Weißt du noch, wie ich zur Pflege zu den Hausmeisterleuten übersiedeln mußte, als du mit den Eltern im Sommer aufs Land gingst? Ach, das war schrecklich für mich! Tagelang saß ich mit aufgeblasenem Gefieder und halbgeschlossenen Augen ans dem Stänglein ohne zu singen und ohne zu fressen. Ich sehnte mich nach dir, ich

4. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 8

1912 - München : Kellerer
— 8 — lassen sich Ruhe und Abendbrot schmecken. Dann schmiegt sich der Hund satt und zufrieden an seinen jungen Herrn. Was wollen sein kurzes Wau — Wau, seine klugen Augen sagen? „Bitte, bitte, mein Kind, sei immer gut mit mir. Klopfe mein Kissen vom Staube rein, fülle meine Schüssel mit Futter und frischem Wasser, kämme und bürste mein Fell, damit ich gesund und munter bleibe. Sieh, ich kann mir ja selbst nicht helfen, mein Wohl hängt von deiner Sorgfalt ab. Ich will dir danken durch Wachsamkeit und Treue. Mit eifrigem Gehorsam will ich alle Kunststücke lernen, die du verlangst. Weißt du noch, wie Vater mich einmal als lästigen Eindringling verschenkte? Weißt du noch, wie ich nach ein paar Tagen wieder kam, halb tot vor Mattigkeit und Hunger? Ich hatte mich gewaltsam losgerissen, ein Stück des Strickes schleifte ich nach. Das Heimweh hatte mir die Kraft geg'eben, mich zu befreien, das Heimweh trieb mich den stundenlangen Weg zurück, das Heimweh zwang mich von dem fremden Manne weg, nach Hause zu dir. Darau denke und vergiß mich nie! Quäle mich nicht in gransamem Mutwillen. Laß mir's gut geheu bei dir in meiner Heimat. Bitte, bitte, mein Kind!" Die Spatzen haben sich nach überstandenem Schrecken wieder zusammengefunden. Gemeinsame Neugier hält sie vor einem Drahthaus fest, das Kurt im Garten aufgestellt hat. Was für eiu sonderbares Tier klettert beständig an dem Baumstück drinnen auf und ab? Ein Hund kauus nicht sein, denn der klettert nicht; eine Katze auch nicht, die macht kein Männchen; für eine Maus ist das Geschöpf zu groß. Nuu siud die Spatzen mit ihrer Naturgeschichte zu Ende. So weit waren sie noch nie aus der Stadt gekommen, um ein Eichhorn kennen zu lerueu, Kurts Vater hat das junge Tier von der Jagd mitgebracht und so mußte es den herrlichen, grünen Wald mit dem engen Drahtviereck vertauschen. Sieh, wie es ruhelos im.käfig hin und her rast, wie es dann ermattet und schwer atmend in der Ecke kauert. Nuu rennt es den Aststumpf hinauf, nun häugt es am Gitter, nun drängt es den schlanken Leib an die Stäbe. Versteht Kurt seine stummen Klagen nicht? „Bitte, bitte, mein Kind, laß mich frei! Ich sterbe vor Jammer in der schreck- lichen Enge. Ich bin ja auf schwankem Ast im schattigen Laubdach geboreu. Ich möchte mich auf den Zweigen schaukeln, möchte mich von Baum zu Baum schwingen. Laß mich frei' Ich will dir dankbar im Walde meine Künste zeigen, will dirs nicht neiden, wenn dn die schönsten Nüsse von meinen Hasel-

5. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 10

1912 - München : Kellerer
— 10 — des Gastes Hand und zog ihn mit. „Da lies!" Über der Haustüre stand trotz des Schutzdaches stark verblichen in Wind und Wetter: „I. Ihr. Chr. 156o von I. n. M. G- erbaut, dem lieben Herrgott sei's anvertraut." „So alt ist das Haus?" sagte Rudolf staunend. „Freilich," antwortete Sepp, „aber weißt du, an- und umgebaut hat fast jeder Bauer, mein Vater hat den neuen festen Stall gerichtet und dort auf- gebaut. Aber länger noch als das Haus steht, gehört unserer Familie der Grund und Boden. Das alte Haus, hat mir Großmutter gesagt, ist abgebrannt, als der große Krieg war, wo die vielen fremden Soldaten durchs Land zogen. Laß dir nur auch von der Großmutter erzählen, was der Boden schon alles gesehen hat, wie wacker unsere Urgroßväter das verwüstete Land wieder bebaut haben, wie fromm und brav sie in schwerster Zeit geblieben sind. Ja, Großvater ist mit hinausgezogen in beit Krieg, der Deutschland zum Kaiserreich gemacht hat und hat das Eiserne Kreuz heimgebracht und Urgroßmutter hat daheim die Leinwand gesponnen zu Hemden und Binden für die im Feld und mancher Pack mit Rauchfleisch und Wurst ist nach Frankreich gewandert. Sie hat im Haus geschafft und den Knechten befohlen und alles bestellt, bis der Sohn und Herr wieder heimkam. Und nie," fügte er mit ernstem Blicke bei, „hat ein Bauer auf dem Hof gesessen, der nicht tüchtig war und ehrenhaft, nie hat einer der Söhne dem Namen Schande gemacht, nie war eine Frau im Haus, die nicht brav war und wirtschaftete, daß es eine Freude war. Brauchbar zu jeder Arbeit, fromm und voll Liebe zum Vaterland, treu dein Freund, wohltätig dem Armen — so sagt Vater, waren alle und so muß und will ich auch werden. Ich muß dem Vaterhaus, der Heimat Ehre machen." Das waren schöne Ferien, die Rudolf verlebte. Jeder Schritt im Heimathause erzählte ihm eine Geschichte. In der Kammer, in der er schlief, war einst seines Vaters Bett gestanden, als der ein Bube war. Aus der alten Bibel hatte einst sein Vater auch gelesen, und wie heute sein Sohn, so war auch er auf der hölzernen Ofenbank gesessen und hatte mit weit offenen Augen gehorcht, wenn die Knechte und Mägde erzählten von dem Schatz, der im Berg vergraben läge und den die Zwerge hüteten und von all den Sagen der- Heimat. Gleich dem Vater hatte auch Rudolf das Osterseuer mit angezündet und war zur Osterweihe in die schlichte Kirche gegangen. Den Eichbaum neben der Laube hatte Großvater gesetzt, als er vom Kriege heimkam

6. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 12

1912 - München : Kellerer
— 12 — Grenze dieser Fläche reicht, heißen wir diesen Kreis Gesichts- kreis. Der Gesichtskreis wird auch Horizont genannt." Da meldete sich der kleine Georg: „Ich habe die Firmamentglocke schon grau und schwarz gesehen." „Dann waren Wolken daran," erriet ein anderer Mitschüler. „An schönen Tagen," fuhr der Herr Lehrer fort, „sehen wir an der blauen Glocke eine große goldene Kugel, diese scheint aus der Scheibe aufzu- steigen und geht den ganzen Firmamentbogen durch, bis sie auf der andern Seite zu versinken scheint. Zu ihrem Wege brauch: sie einen ganzen Tag. Jeden Morgen fängt sie ihren Spaziergang an derselben Seite an und jeden Abend hört sie ihn an derselben Seite auf." „Die goldene Kugel ist die Souue!" wußten mehrere Kinder. Der Herr Lehrer ließ sich nun zeigen, von welcher Seite die Sonne heute morgen ins Schulzimmer hereingeschaut hatte und sagte: „An derselben Seite, an der die Sonne heute heraufsteigt, an der sie aufgeht, wird sie auch morgen, übermorgen und alle Tage aufgehen. Die Seite oder Gegend des Sonnenaufgangs heißt Osten oder Morgen. Wenn wir nach dieser Seite immer fortgehen, kommen wir in ganz andere Länder. Dorthin liegt auch das Morgen- laud, aus dem die hl. drei Könige kamen. Langsam steigt die Sonne am Himmel höher und höher, bis sie die höchste Stelle, die höchste Gegend erreicht hat, was meistens bis Mittag geschehen ist. Diese Himmelsgegend heißt man Mittag oder Süden. Nach dieser Gegend hin liegen die hohen Berge und liegen die warmeu Länder, nach denen unsere Vögel im Herbste ziehen. Geradeso langsam wie die Sonne auf der einen Seite aufwärts stieg, senkt sie sich nach der anderen Seite. Sie sinkt so lange, bis sie dem Rande ganz nahe gekommen ist und endlich nnsern Augen entschwindet. Es ist nun Abend geworden und wir sagen: die Sonne geht unter. Die Seite des Sonnen- Untergangs nennen- wir Abend oder Westen. Auch nach dieser Seite liegen fremde Länder. Dorthin mußten die Soldaten ziehen, die im letzten Kriege gegen die Franzosen kämpften. Die dem Süden entgegengesetzte Seite heißt Norden. Im Norden liegen Länder, in denen es noch viel länger Winter ist als bei uns." Die Kinder bestimmten nun die vier Himmels- richtuugeu im Schulzimmer und gingen dann nach Hause. Am andern Morgen hatte mancher fleißige Knabe seinem Herrn Lehrer erzählt, daß er auch im Wohnzimmer und im Hof Osten, Süden, Westen und Norden gesucht hat.

7. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 13

1912 - München : Kellerer
— 13 — 8. Die Windrose. Hu, war das ein kalter Herbstwind! Unsere Buben kamen ganz durchfroren in die Schulstube. Der Wind hatte ihnen die Backen rot und blau gefärbt und manch einem sogar das Mützlein vom Kopfe gerissen. Jetzt saßen sie alle da mit auf- merksamen Augen und warteten auf das Wort des Herrn Lehrers. Der ließ Tafel und Griffel heraufnehmen, trat mit der Kreide in der Hand an die große Wandtafel und sagte: „Wenn die gelehrten Leute die Karte eines Lan- des, eine Landkarte, zeichnen wollen, so müssen sie darauf merken, daß man die Lage des Gebietes nach den Him- melsrichtnngen genau er- kennt. Sie müssen deshalb . auf ihre Zeichnung feste Richtnngspnnkte angeben, die sich nie verändern, eben- so wie die Sonne nie Seite und Richtung ihres Auf- und Unterganges und ihres Weges wechselt. Sie merken Osten stets auf der rechten Seite der Tafel oder des Papieres und Norden auf der oberen Seite an." Hans zeigte und sagte nun, daß Westen, als Osten entgegengesetzt, auf die linke, Süden, als Norden entgegengesetzt, auf die untere Seite der Tafel kommt. Nun verbanden die Kinder die vier Hauptrichtungen mit Strichen, daß es aussah, wie ein Kreuz. Der Herr Lehrer machte nun aus den Strichen Blättchen, daß es wie ein kleiner Papierstern wurde, den die Kinder auf Holzstäbchen tragen und im Winde treiben lassen. Karl hatte schon einmal eine solche Windfahne aus Blech auf dem Dache gesehen und Hans wollte zu Hause eine solche aus dickem Kartenpapier schneiden und zusammensetzen. Der Lehrer sagte den Schülern noch, daß die gefertigte Zeichnung der Hauptrichtungen den Namen „Windrose" führt. •Är/- Die vier Himmelsrichtungen.

8. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 15

1912 - München : Kellerer
— 15 - Höhe des Schulzimmers können wir nicht aus das gleiche Blatt einzeichnen, weil unser Papier flach ist. Wir können deshalb auch nur jeden Teil flach zeichnen. Unsere Striche sollen Breite, Länge und Form des Bodens oder der Grundfläche zeigen. Jeder Baumeister, der ein Haus bauen will, muß dessen einzelne Teile nach Lage, Form, Länge und Breite usw. als Fläche zeichnen. Eine solche Zeichnung heißt ein Plan. Wir zeichnen auch einen Plan vom Boden unseres Schulzimmers." Die Kinder dursten alsdann alles zählen, messen und eintragen, was auf dem Boden des Schulzimmers stand. Ihre Zeichnung sah aus wie umstehende Figur. 'Fleißige Kinder fertigen auch eiueu Plan der einzelnen Wände und zeichnen an, was daran oder darin ist. 10. Die Beobachtung des Sonnenstandes zu verschiedenen Jahreszeiten. Der Huber Michl, das ist ein Bürschlein! Besondere Freude kann der Herr Lehrer an ihm gerade nicht haben. Der Bube wäre gar nicht so dumm, er sieht, hört und beobachtet gar viel, nur hat er die leidige Gewohnheit, daß ihn meistens das beschäftigt, wovon der Herr Lehrer gerade nicht spricht. Eben soll er auf das Rechnen merken und er täte es auch ganz gerne, träfe nur nicht der Sonnenstrahl gerade seine Fingerspitzen. Da muß er natürlich wissen, wie und wo der goldene Faden von der Sonne weggeht. Richtig, da drüben steht sie, tief genug, daß sie neugierig ins Zimmer schauen kann. Zu dumm, daß es im Leben so ungleich eingerichtet ist? Wie gm hat es die liebe Frau Sonne: am Himmel spazieren gehen, ein bißchen erleuchten und wärmen! Der Michl seufzt. Und das macht sie nicht einmal so recht gründlich, sonst müßte es im Herbst auch eine Hitzvakanz geben. So gemütlich weuu's der Michl mit seiner Lernerei nimmt, da redet das Stöcklein ein Wort mit. Bis Mittag wird es wohl wärmer werden, so eine milde Herbstwärme. Zum richtigen Herunterbrennen kommt die Sonne wohl nicht hoch genug hinauf, wenn sie auch immer ein bißchen scheint. Da ruft der Herr Lehrer den Michl auf. Lob hat er gerade nicht geerntet und die Sonnen- betrachtnng ist ihm fürs erste vergangen. Später guckt er doch wieder zum Fenster. Die Sonne ist höher und vorwärts ge- wandert und sieht gerade dem Anton, ein paar Bänke vorne

9. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 17

1912 - München : Kellerer
— 17 — wenn wir auf die Straße kommen, dürfen wir den Kopf weit zurücklegen, wenn wir sie sehen wollen. Trotzdem steht sie auch mitteu im Sommer nicht gerade über uns. Wenn wir den Firmamentbogen und den Bogen des Sonnenstandes zeichneten, bliebe selbst im Mittsommer ein kleiner Abstand zwischen Himmels- mitte und Höchststand. Nachmittag, wenn in Michls Klasse kühler Schatten ist, besucht sie den Hansl und seine Mitschüler und brennt ans den Hof herunter und heizt den Buben ein, mehr ttue der Ofen das Zimmer im Winter. Auf der grünen Erde gefällt es ihr wohl besser als auf der weißen Schneewelt, weil sie sie so lange bewundern mag und beinahe 9 Uhr wird es, ehe sie sich von ihr trennt. Bis die Ferien vorbei sind, kann Michl seine Beobachtungen von vorne anfangen. Wollt ihr mittun? Aber besorgt es vor der Schule oder wartet, bis der Herr Lehrer in der Heimatkunde davon spricht, dann mögt ihr erzählen, wo die Sonne heute gestanden ist, wie weit sie sich ins Zimmer gewagt hat und wann sie gekommen ist. Dann werdet auch ihr finden, daß die Sonne im Sommer, wo sie schon um 4 Uhr da ist, bei eurem Erwachen schon ziemlich hoch am Himmel steht, bis Mittag noch höher steigt, also auch einen weiteren Weg macht, bis sie abends untergeht. Daher haben wir im Sommer kurze Nächte und lange Tage. Von Woche zu Woche steigt die Sonne weniger hoch, wird ihr Bogenweg kleiner und der Tag kürzer. Gegen Weihnachten erscheint die Sonne erst um oder gar nach 8 Uhr, steht tief am Himmels- gewölbe und kommt während der wenigen Stunden bis Mittag der Mitte des Firmamentes lange nicht so nahe wie im Sommer. Die kurze Strecke bis zum Westende des Gesichtskreises hat sie bis längstens 5 Uhr zurückgelegt; wir haben den kürzesten Tag und die längste Nacht. Nach Neujahr nehmen Weg, Stand- höhe und Tageslänge wieder zu. lt. Vom Schulhaus. Nuii will ich euch erzählen, wie das Haus aussieht, in dem unsere Kinder die Schule besuchen. Es ist ein mächtiger Bau, höher und breiter als die benachbarten und gegenüberliegenden Wohnhäuser. Wohl ist das Schulhaus nur dreistöckig. Doch kannst du schon an den Fenstern sehen, daß die einzelnen Stock- werke außergewöhnlich hoch sind. Als Ein- und Ausgang dienen vier große Tore, eines im Osten, eines im Westen und zwei im Süden. Die beiden Südtore tragen Aufschriften: Knaben- Weber, Heimatkunde von München. 2

10. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 18

1912 - München : Kellerer
— 18 — schule, Mädchenschule, damit die Kinder ihre besondere Ab- teilung wissen. Wir begleiten die Kinder durch einen großen, steiugepflasterten Vorsaal, den Polstertüren abschließen, in das Innere des Schulhauses. In allen Stockwerken führt ein Längengang durch, an dessen Seiten sich Zimmer an Zimmer reiht. Anfang und Ende der Knaben- oder Mädchenabteilung bezeichnen Glastüren. Über jeder Türe ist eine Tafel mit weißer Inschrift zu sehen. Zu ebener Erde zeigt die Tafel über der ersten Türe die Aufschrift „Hausmeister". Eben kommt dieser aus seiner Wohnung heraus. Er hat eine blaue Kappe Plan eines Schnlhauses. a) Eingang; b) Vorplatz; c) Treppe; d) Abort; e) Wohnung des Hausmeisters; f) Suppensaal; g) Suppenküche; h) Garderoben oder Kleiderkammern; i) Schul- zimmer; k) Gaug; l) Glastüre; m) Kindergarten; n) Turnsäle; o) Vorplatz; p) Eingang; q) Kleiderkammer; r) Abort; s) Turnplatz; t) Kindergartenspiel- Platz; u) Baum- und Sträncheranlage; v) Schulgarten; w) Brunnen. auf und trägt viele Papiere und Schriften in der Hand, die er iu die einzelnen Klassen bringen will. Nun zankt er ein paar Buben, die sich an dem großen Eisen, das vor der Treppe liegt, die Schuhe nicht abgeputzt haben. Gegenüber der Haus- meisterwohnung öffnet sich eine Tür, über der „Suppensaal" steht. Paarweise kommen Kinder verschiedenen Alters heraus. Es sind arme Kinder, die in dem Zimmer ihre Mittagsuppe bekomme:! haben. Ein kleines Mädchen geht gleich ins nächste Zimmer. Sieh, auf der Tafel steht 1. Klasse. Ihr findet auf
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