einen Grenz- oder Markgrafen ein. Die Nordmark, später Altmark ge-
nannt, ist das Stammland des brandenburgisch-prenßischen Staates.
3. Einführung des Christentums. Heinrichs Nachfolger, Otto dein
Großen, und seinem tapfern Markgrafen Gero verdankt die Mark die Ein-
führung des Christentunis und die Besiedlung mit deutschen Einwanderern.
(Bistümer Brandenburg und Havelberg).
Aus der Kefchichle der Askanier (1134—1320).
Albrecht der Bär (1131-1170).
1. Belehnung mit der Nordmark. Im Jahre 1134 belehnte Kaiser
Lothar von Sachsen den Grafen Albrecht den Bären aus dem Hanse Ballen-
stedt, der ihm wiederholt wichtige Dienste ans seinen Kriegszügen geleistet
hatte, mit der Nordmark. So kam die Mark an das Fürstenhaus der
Ballenstedter, nach der Stadt Aschersleben oder Askania auch Askanier und
nach der Burg Anhalt auch Anhaltiner genannt.
2. Eroberungen und Erwerbungen. Zur Sicherung der Mark unter-
nahm Albrecht einen Kriegszug gegen die Wenden in der Priegnitz (s. Karte!),,
unterwarf sie und nahm ihr Land in Besitz. Mit dem Hevellerfürsten Pribis-
law (s. Standbild Ottos I.) schloß er ein Freundschaftsbündnis und erbte
nach dessen Tode die Zauche und das Havelland. Später mußte er das
erworbene Gebiet gegen Jaczo von Köpenick, einen Verwandten Pribislaws,
verteidigen (Sage vom Schildhorn).
3. Gründung der Mark Brandenburg. Albrecht machte die Feste
Brandenburg zur .Hauptstadt des Landes und nannte sich von nun an Mark-
graf von Brandenburg (1144). Der Kaiser erhob das Land zum erb-
lichen Neichsfürstentnm und verlieh Albrecht die Erzkämmererwürde.
4. Die Verbreitung des Christentums und des Deutschtums. Albrecht
berief deutsche, christliche Ansiedler ans Sachsen, vom Niederrhein und aus
den Niederlanden in das verödete Land. (An die niederländischen Ansiedlungen
erinnert noch der Fläming, nach Ansiedlern ans Flamland benannt). Diese
machten das Land urbar, verwandelten die sumpfigen Gegenden an der Spree
und Havel in fruchtbare Äcker und gründeten Städte und Dörfer nach deutschen!
Recht. Kirchen (Doni in Havelberg) und Klöster der Cisterzienser, Johanniter
und Templer erhoben sich; die Bistümer Brandenburg und Havelberg wurden
wiederhergestellt, und deutsche Gewerbtätigkeit und Kunstfertigkeit entfalteten
sich. (Albrechts Standbilder an der Fischerbrücke und in der Sicgesallee).
5. Die Nachfolger Albrechts, besonders die beiden Brüder Otto Iii.
und Johann I., setzten das Werk mit gutem Erfolge fort; in ihre Negiernngs-
zcit (1220—1267) fällt die Erhebung der Orte Berlin, Kölln und Frankfurt
a. O. zu Städten. (Beachte ihr Standbild in der Siegesallee!). Ferner
kaiu durch sie die Uckermark, ein Teil der Oberlausitz und die Neumark
sowie das Land Sternberg, Barnim und Teltow zu Brandenburg. Endlich
erwarb Otto Iv. („mit dein Pfeil") noch die Niederlausitz.
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs Heinrichs Otto Gero Albrecht Lothar_von_Sachsen Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Ottos_I. Jaczo_von_Köpenick Schildhorn Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Albrechts Albrechts Albrechts Albrechts Otto Johann_I. Johann_I. Otto
6
Kaisers viel von der Mark ferngehalten. Als kaiserlicher Feldherr führte er
das Reichsheer gegen die Hussiteu, infolgedessen verheerten diese die Mark
(s. die Hussitenkriege!). Im Kampfe mit den pommerschen Herzogen erwarb er
einen Teil der Uckermark. Im Jahre 1426 übertrug er die Verwaltung der
Mark seinem Sohne Johann und kehrte auf seine Besitzungen in Franken
zurück, wo er 1440 starb.
In der Siegesallee steht sein Denkmal, das als Nebenfigur den
Grafen Hans von Hohenlohe zeigt. Dieser fiel 1412 im Kampf am Kremmer
Damm (Gemälde in der Klosterkirche).
Die Hussitenkriege (L4l1v—1436).
1. Veranlassung. Die Verbrennung des Predigers Hus in Konstanz
hatte die Gemüter seiner Anhänger außerordentlich erregt. Als man ihnen
auch noch den Empfang des Abendmahls unter beiderlei Gestalt (Brot und
Wein) streng untersagte, erregten die Hnssiteu (Tschechen) in Prag einen
großen Aufstand, der sich über ganz Böhmen verbreitete und der Ansang Zu
den furchtbaren Hussitenkriegen wurde.
2. Siegreiches Vorgehen der Hnssiteu. Von religiöser Begeisterung
und Haß gegen die Deutschen erfüllt, schlugen die Hnssiteu unter ihrem An-
führer Ziska und später unter Prokop die kaiserlichen Heere und die deutschen
Kreuzheere in mehreren Schlachten, drangen mordend, brennend und plündernd
in die benachbarten Provinzen Mähren, Schlesien und auch Brandenburg ein,
um sich an dem Kurfürsten Friedrich, dem Anführer des kaiserlichen Heeres,
zu rächen. In der Mark verbrannten sie Zahlreiche Dörfer und die Städte
Lebus, Müncheberg, Strausberg; doch Berlin und Frankfurt widerstanden.
Auch die Bernaner Bürger schlugen den Ansturm der Hussiten ab (1432), und
als des Kurfürsten Sohn, der spätere Friedrich der Eiserne, den Bernanern
mit dem märkischen Heerbann zu Hilfe kam, zogen die Hnssiteu sich zurück.
Durch einige Zugeständnisse in religiösen Dingen, namentlich durch Gewährung
des Laienkelches beim Abendmahle beruhigten sie sich wieder und unterwarfen
sich (1436) dem Kaiser.
Kurfürst Friedrich Ii. (1440-1470).
Friedrich Ii. war besonders durch seine zähe Beharrlichkeit in der
Durchführung seiner Pläne ausgezeichnet, weshalb er den Beinamen „der
Eiserne" oder „Eisenzahn" erhielt.
1. Der Kampf gegen die Städte. Wie sein Vater die Macht des
märkischen Adels gebrochen hatte, so beabsichtigte Friedrich Ii., die Macht der
Städte zu beschränken. Bei der Übernahme der Mark durch die Hohenzollcrn
besaßen die Städte mancherlei Rechte und Freiheiten gegenüber dem Landes-
herrn, die sie von den früheren Fürsten für Hilfeleistungen und große Geld-
summen erworben hatten, z. B. die Zolleinnahmen, hohe und niedere Gerichts-
barkeit, das Münzrecht, das Öffnungsrecht gegenüber dem Landesherrn, das
Recht, Bündnisse mit andern Städten zu schließen. Dem Kurfürsten schien
dieser Zustand unerträglich, und er strebte danach, die vereinigten Städte
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Hans_von_Hohenlohe Prokop Friedrich Friedrich Friedrich_der_Eiserne Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Konstanz Prag Brandenburg Müncheberg Strausberg Berlin Frankfurt
8
selben zu wirken und legte den Grund zur Errichtung der Universität Frank-
furt a. £>., wobei ihn der gelehrte schwäbische Neichsritter vom Stein
treulich unterstützte. (Standbild!).
Joachim I. Nestor (1499-1535).
1. Seine Persönlichkeit. Joachim I. war ein durch Gelehrsamkeit
ausgezeichneter Fürst und erhielt wegen seiner klugen Ratschläge auf den
Reichstagen den Beinamen des erfahrenen griechischen Helden „Nestor".
2. Die Besiegung der Raubritter. Mit fester Entschlossenheit ging er
gegen die räuberischen Edelleute vor, die infolge Verarmung oder Raublust
große Unsicherheit und Not über das Land brachten; trotz aller Drohungen
der Adligen ließ er eine Anzahl aufgegriffener Raubritter hinrichten und
schaffte wieder Ruhe im Lande.
3. Die Gründung des Kannnergerichts. Um eine bessere Rechtspflege,
besonders gegen die oberen Stände (Adel, Vorsteher der Städte und Ge-
richte) herbeizuführen, gründete er 1516 das Kammergericht in Berlin, aus
12 rechtskundigen Räten bestehend. Dort konnte jeder Bürger, der sich zu
Unrecht verurteilt glaubte, sein Recht finden. Das Kammergericht besteht
noch heute als Obcrlaudesgericht der Provinz Brandenburg (Lindenstraße 14).
4. Die Judenverfolgungen. Während der Regiernngszeit Joachims I
kam es 1510 zu einer allgemeinen Judenverfolgung in der Mark, weil man
mehrere Juden der Entweihung von Hostien und der Verwendung von
Christenblut zu religiösen Zwecken für schuldig hielt. 38 Juden wurden
aus dem Neuen Markte in Berlin verbrannt und alle übrigen Juden des
Landes verwiesen.
5. Joachim als Gegner der Reformation. Joachim trat allen
Neuerungen auf religiösem Gebiete, besonders der Ausbreitung der Re-
formation, heftig entgegen. Er konnte es aber trotzdem nicht hindern, daff
seine Gemahlin Elisabeth eine eifrige Auhängerin der neuen Lehre wurde.
Da sie die Strenge des Gemahls fürchtete, floh sie zum Kurfürsten von
Sachsen und verblieb dort bis zum Tode Joachims.
6. Seine Erwerbungen und der Erbvertrag mit Pommern. Nach
dem Aussterben der gräflichen Linie von Ruppin (1524) fiel die Grafschaft
an Brandenburg. Die Streitigkeiten mit den pommerschen Herzögen be-
seitigte er durch den Grimuitzer Erbvertrag mit Pommern, durch welchen den
brandenburgischen Kurfürsten die Erbfolge zugesichert tourde.
Während der Regierung Joachims wurde auch die Universität Frank-
furt a. O. (1506) eröffnet (Standbild!).
Joachim Ii. (1535—71) und Johann von Küstrin.
Nach dem Willen Joachims I. wurde sein Sohn Joachim Nachfolgen
in der Mark, während dessen Bruder Johann die Verwaltung der Neumark
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Extrahierte Personennamen: Christenblut Joachim Joachim Elisabeth Joachim_Ii Johann_von_Küstrin Johann Joachim Johann
Extrahierte Ortsnamen: Frank- Berlin Lindenstraße Joachims Berlin Sachsen Joachims Pommern Ruppin Brandenburg Pommern Joachims
38
hatten von nun an die Verwaltungsbehörden (Magistrat und Stadt-
verordnete) ans ihren eignen Reihen nach ihrem Vertrauen Zn wählen; der
König behielt sich nur die Bestätigung der Bürgermeister vor. Aus dem
Magistrat und den Stadtverordneten bildeten sich besondere Gruppen
(Deputationen) für die einzelnen Gebiete der städtischen Verwaltung (Stenern,
Schulen, Bauten, Armen-, Waisen-, Krankenverwaltnng); außerdem
wurden zahlreichen Bürgern Ehrenämter in den einzelnen Stadtbezirken und
Kommissionen (Einschulung, Steuereinschätznng, Armenverwaltung) übertragen.
Auf diese Weise konnte jedem einzelnen Gebiete in allen Teilen der Stadt
eingehende Sorgfalt gewidmet werden, so daß neues Leben in die Entwickelung
der Städte kam.
e) Die Bnuernbefreinng. Auf dem Lande wurde die Befreiung des
Bauernstandes durch Beseitigung der Leibeigenschaft (1810) durchgeführt.
Die Bauern durften nunmehr ihren Wohnort und einen bürgerlichen Beruf
selbst wählen; die verschiedenen Naturalabgaben (Vieh, Feldfrüchte) und Fron-
und Spanndienste hörten mif und wurden durch Gcldabgaben allmählich
abgelöst. Einen Teil des Landes, das die Gutsherren an die Bauern ver-
pachtet hatten, erhielten diese von jetzt ab gegen Zahlung eines jährlichen
Grundzinses (Rente) als Eigentum. Daher gingen sie mit größerer Lust an
die Bearbeitung und Verbesserung des Bodens, wodurch die Ertragfähigkeit
bedeutend erhöht wurde.
ck) Einführung der Gewerbcfrcihcit. Der Handwerkerstand wurde von
den beengenden Fesseln des Zunftzwanges befreit. Von jetzt ab durften auch
Adlige und Bauerssöhne ein bürgerliches Gewerbe erlernen und treiben, Ge-
sellen halten und Lehrlinge ausbilden. Auch war es den Gewerbetreibenden
jetzt gestattet, ohne Erlaubnis den Beruf zu wechseln und sich auf dem Lande
niederzulassen. Dadurch trat ein reger Wettbewerb in der Herstellung der
verschiedenen Waren ein; infolgedessen wurden sie meist besser und billiger.
s) Die Verbesserungen im Heerwesen. Zur Verbesserung des Heerwesens
berief der König den General Scharnhorst, der unter Mitwirkung tüchtiger
Offiziere, wie Gneisenau, Grolmann und Boyen (Straßen!) eine Umgestaltung
der Heereseinrichtungen vornahm. Unfähige und feige Offiziere wurden ent-
lassen, die Vorrechte des Adels auf die Offizierstellen aufgehoben und auch
tüchtige Leute aus dem Bürgerstande zu Offizieren befördert. Alsdann ge-
langte die allgemeine Wehrpflicht zur Einführung, wonach jeder dienst-
taugliche junge Mann zum Dienst im Heere verpflichtet war. Die geworbenen
Soldaten wurden entlassen, die Dienstzeit verkürzt, die entehrende Prügel-
strafe abgeschafft und der Dienst erleichtert. Um im Kriegsfälle eine genügend
große Zahl ausgebildeter Soldaten ins Feld stellen zu können, ordnete
Scharnhorst an, daß jedes Jahr ein Teil der von Napoleon festgesetzten
42 000 Mann zur Landwehr entlassen und eine entsprechende Anzahl junger
Leute neu eingestellt und ausgebildet wurde (Krümper). Auf diese Weise
erlangte man in kurzer Zeit ein stattliches Heer eingeübter Leute.
f) Allgemeine sittliche Hebung des Volkes. Bitt der Erneuerung der
Staatsverwaltung und des Heerwesens ging die sittliche und geistige Hebung
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10
Durch seinen berühmten Baumeister, den Grafen von Lynar, (s. Stand-
bild!) ließ er das Schloß durch einen kunstvollen Anbau, die sogen. Schloß-
Apotheke, erweitern und die Festungswerke von Spandau (Jnliusturm) und
Küstrin ausbauen.
Joachim Friedrich (1598—1608) gelang es durch geschickte Unter-
handlungen, die Abtretung der Neumark au seinen Stiefbruder Zu verhindern
und dadurch die Mark vor Zersplitterung zu bewahren. Durch den
„Geraer Hausvertrag" wurde von neuem die Unteilbarkeit des Kurfürstentums
ausgesprochen. Aus Grund dieses Vertrages erwarb er auch Erbausprüche
aus das schlesische Fürstentum Jägerndors nebst Beuthen und Oderberg.
Joachim Friedrich befestigte ferner die Ansprüche auf das Herzogtum Preußen
dadurch, daß er und sein Sohn Johann Sigismund die beiden Töchter des
letzten Herzogs von Preußen heirateten. Infolge Verwandtschafddes preußischen
mit dem Jülich-Kleveschen Herzogshause wurden durch diese Heiraten zugleich
auch die Ansprüche auf Jülich, Kleve und Berg begründet und so eine um-
fangreiche Erbschaft vorbereitet.
1. Einsetzung des „Geheimen Rates". Zur besseren Verwaltung des
Landes, besonders der Provinzen und kleineren Bezirke, setzte der Kurfürst
einen „Geheimen Rat" von neun Mitgliedern ein, die den Handel und das
Gewerbe sowie das Kriegswesen überwachen sollten.
2. Stiftung des Joachimsthalschcn Gymnasium^. Um einen tüchtigen
Bcamteustaud heranzubilden und überhaupt die Bildung zu fördern, gründete
er auf seinem Jagdschlösse Joachimsthal bei Eberswalde eine Fürsteuschule
für 120 Schüler, die später als Joachimsthalschcs Gymnasium nach Berlin
(Wilmersdorf) verlegt wurde.
Johann Sigismund (1608—1619).
Unter Johann Sigismund wurde das Land durch Erbschaft um das
Doppelte vergrößert.
1. Der Jülich-Kleveschc Erbfolgestreit und der Übertritt zur refor-
mierten Kirche. Beim Tode des letzten Herzogs von Jülich, Kleve und
Berg (1608) erhoben als nächste Verwandte Johann Sigismund und der
Pfalzgraf von Neuburg Erbansprüche auf die Herzogtümer. Als auch ent-
ferntere Verwandte und der Kaiser mit Ansprüchen hervortraten, wurde die
Lage recht bedrohlich. Beide Parteien warben Freunde. Der Pfalzgraf
heiratete eine bayrische Prinzessin und trat zur katholischen Kirche über, weil
er auf die Unterstützung der katholischen Fürsten rechnete, worauf Johann
Sigismund (1613) zur reformierten Kirche übertrat, um sich den Beistand
Hollands zu sichern. Doch schlichtete man schließlich den ernsten Streit durch
den Vertrag zu Xanten (1614) und teilte das Erbe so, daß Jülich und Berg
an den Psalzgrafen, dagegen Kleve, Mark und Ravensberg an Brandenburg
fielen (s. Karte!).
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Extrahierte Personennamen: Joachim_Friedrich_( Friedrich Joachim_Friedrich Friedrich Johann_Sigismund Johann Johann_Sigismund_( Johann Johann_Sigismund Johann Johann_Sigismund Johann Johann
Sigismund_( Johann
40
Krieges. Napoleons Heer umfaßte über eine halbe Million Krieger fast allen
europäischen Staaten; auch Östreich mußte 30 000 und Preußen 20 Ooo-
Mann Hilfstruppen (unter General York) stellen. In unabsehbaren Zügen
marschierte das Hauptheer durch Preußen und drang schließlich bis an die
Moskwa vor, indem es unter beständigen Gefechten und großen Entbehrungen
dem stets zurückweichenden russischen Heere folgte (Kntusow). Im September
1812 kam es zu der blutigen Schlacht bei Borodino, woraus die Russen
sich in das Innere ihres Landes zurückzogen. Napoleon hielt bald darauf in
Moskau seinen Einzug, wo er sein Winterquartier zu nehmen gedachte. Doch
bald wurde die Stadt durch einen mehrtägigen furchtbaren Brand fast völlig
zerstört. Mangel an Nahrungsmitteln und die weite Entfernung von allen Hilfs-
quellen nötigten Napoleon, dem Kaiser Alexander einen Waffenstillstand an-
zubieten, der aber abgelehnt wurde. Nun sah sich Napoleon mit seinem bis
ans 100 000 Mann zusammengeschmolzenen, entkräfteten Heere zum Rückzüge
aus Rußland genötigt. Fortwährende Beunruhigungen durch Kosakenschwärme,
Hunger und Kälte rieben ganze französische Heeresabteilungen ans. Das
Unglück erreichte seinen Höhepunkt beim Übergang über die Veresina
(28. Nov.), wo Tausende Franzosen durch das Kartätschenseuer der Russen
und in den Fluten des Stromes den Tod fanden. Nunmehr glich der
Rückzug der einzelnen Abteilungen des französischen Heeres einer wilden
Flucht. Über 300 000 Mann hat dieser Kriegszug Napoleon und seinen
Verbündeten gekostet. Napoleon selbst hatte die Trümmer seines Heeres verlassen
und war über Dresden nach Paris geeilt, um eine neue Armee auszurüsten.
8. Die Erhebung des preußischen Volkes und die Befreiungskriege
(1813—15). Allgemein erkannte man die schmachvolle Niederlage Napoleons
in Rußland als ein Strafgericht Gottes; für die unterjochten Völker galt sie
zugleich als ein Zeichen, sich von der französischen Knechtschaft zu befreien.
„Jetzt oder nie ist der Zeitpunkt gekommen," so schrieb General Jork, der
Befehlshaber der preußischen Hilfstrnppen an König Friedrich Wilhelm Iii.,
„wo Ew. Majestät sich von den übermütigen Forderungen eines Verbündeten
(Napoleons) losreißen können." Aus eigene Verantwortung hatte Jork mit
dem russischen General Diebitsch den Vertrag zu Tauroggen (an der ost-
preußischen Grenze) geschlossen, wonach die Feindseligkeiten Zwischen Preußen
und Russen eingestellt wurden. Zugleich bereitete Pork mit Stein und dem
Oberpräsidenten von Ostpreußen die Erhebung dieser Provinz vor. Der König
erließ von Breslau aus am 3. Februar 1813 den Aufruf zur Bildung frei-
williger Jägerkorps, woraus die waffenfähige Jugend herbeiströmte. (Lützowsche
Korps, Theodor Körner). Zwischen Rußland und Preußen wurde ein Bündnis
zu gegenseitigem Beistände geschlossen; Schweden sandte ein Hilssheer von
30 000 Mann. Am 17. Mürz erließ König Friedrich Wilhelm den Aufruf
„An mein Volk", worin er ans die Leiden des Landes unter der Franzosen-
herrschaft hinwies und zum Befreiungskämpfe gegen die Bedrücker aufforderte.
(Aufruf von Körner). Die Wirkung war gewaltig; Vertreter aller Stände
und Altersklassen eilten herbei. Als Erinnerung an die schwere Zeit stiftete
der König zur Auszeichnung für jedes Verdienst in diesem Kriege den Orden,
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Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Moskwa Moskau Dresden Paris Napoleons Gottes Napoleons Breslau
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meiner Ehre, meinen Eltern und meinem Lande schuldig, daß ich so handle."
Der Erbstatthalter von Holland, in dessen Feldlager der Prinz geflohen war,
lobte seine feste Entschlossenheit mit den Worten: „Wer sich selbst besiegt, ist
zu Großem fähig; ihr habt das getan, ihr werdet noch mehr tun." Diese
Worte haben sich glänzend bewahrheitet.
2. Die ersten Rcgierungsjahre. Schon die ersten Negierungs-
Handlungen des Kurfürsten zeigten, daß er in feinem Lande allein Herr
sein wollte. Darum erteilte er den Obersten und Regimentern, die nur den
Kaiser, aber nicht ihn als Oberfeldherrn anerkennen wollten, den Abschied
und behielt nur ein kleines Heer (8000 Mann) beständig unter Waffen, um
es jederzeit bereit Zu haben. — Die Schäden des noch immer wütenden
Dreißigjährigen Krieges suchte er durch geschickte Unterhandlungen mit den
Kaiserlichen und Schweden von seinem Laude fern zu halten.
3. Die Erwerbungen im Westfälischen Frieden. Der Westfälische
Friede (Münster und Osnabrück 1648) brachte dem Lande des Kurfürsten
eine bedeutende Vergrößerung. Der Kurfürst erhielt Hinterpommern (östlich
der Oder) und das ehemalige Bistum Kammin in Pommern, ferner die
Bistümer Magdeburg und Halberstadt in Sachsen und Minden in Westfalen.
Dadurch war der Zusammenhang zwischen der Mark und den östlichen und
westlichen Landesteilen enger geworden.
4. Die Errichtung eines stcheudcu Heeres. Der Kurfürst hatte die
großen Nachteile, die dem Lande durch den Mangel eines tüchtigen Heeres
erwachsen können, kennen gelernt; deshalb beschloß er, das Heer beständig
unter Waffen und in guter Zucht zu halten. Damit schuf er das erste
stehende Heer in Brandenburg-Preußen und gewann so die Möglichkeit, in
den kriegerischen Zeiten stets schlagfertig und bereit zu sein. Allmählich
wuchs das Heer auf mehr als 20 000 Mann. Als geschätzter Ratgeber und
Helfer bei der Einrichtung des Heeres stand dem Kurfürsten der General
Derfflinger treu zur Seite (s. Standbild in der Siegesallee).
5. Die Teiluahme am Schwedisch-polnischen Kriege. Bald bot sich
xdem Kurfürsten Gelegenheit, die Tüchtigkeit seines Heeres zu erproben.
Zwischen Schweden, das fast die ganze Ostseeküste beherrschte, und Polen
brach 1654 ein Krieg aus. Um sein Herzogtum Preußen besorgt, zog der
Kurfürst mit einem Teil seines Heeres dahin. Durch günstige Versprechungen
bewogen, verband er sich mit dem Schwedenkönig Karl X. gegen Polen
und trug mit seinem Heere hauptsächlich zur siegreichen Entscheidung der
dreitägigen Schlacht bei Warschau gegen die Polen bei. Zur Erlangung
weiterer Hilfeleistungen erkannte Karl X. den Kurfürsten, der als Herzog
von Preußen unter der Oberhoheit des Königs von Polen stand, als un-
abhängigen (souveränen) Herrn von Preußen an. Später trat der Kurfürst,
gleichfalls gegen Zusicherung der Unabhängigkeit, einem Bündnis mit Polen
gegen Schweden bei und erhielt so im Frieden zu Oliva 1660 die Souveränität
über Preußen bestätigt.
6. Der Schwedische Krieg. Noch einmal mußte Friedrich Wilhelm
sein Land gegen die Schweden verteidigen. Der ländergierige König Lud-
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Extrahierte Personennamen: Derfflinger Karl_X Karl Karl_X Karl Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
42
31. März 1814 der Einzug der Verbündeten in Paris. Napoleon wurde
durch den Senat des Thrones für verlustig erklärt, und er erhielt die Insel
Elba als Aufenthaltsort angewiesen.
e) Erster Pariser Friede. Die Verbündeten schlossen mit Ludwig Xviii.,
der als König den französischen Thron bestiegen hatte, den ersten Pariser
Frieden, wonach Frankreich seine Eroberungen rechts vom Rheine wieder heraus-
geben mußte und von den linksrheinischen nur Elsaß und Lothringen behielt.
Alsdann begaben sich die verbündeten Fürsten und Staatsmänner zur Ordnung
der europäischen Angelegenheiten zum Wiener Kongreß.
10. Der Wiener Kongreß (1814—15). a) Zweck des Kongresses.
Nach der glücklichen Beendigung der Freiheitskriege traten im November 1814
die Gesandten aller Staaten Europas in Wien zusammen, um eine neue
Verteilung der durch Napoleon I. sehr veränderten Ländergebiete vorzunehmen
und die vertriebenen Fürsten (Portugal, Spanien, Neapel, Sardinien, Kirchen-
staat) wieder einzusetzen.
b) Hanptvertreter auf dem Kongreß. Als die einstnßreichstcu Vertreter
der Mächte traten besonders Fürst von Metternich, der östreichische Staats-
kanzler, und Fürst von Talleyrand, der französische Minister hervor; der
preußische Staatskanzler Fürst von Hardenberg Zeigte sich den Ansprüchen
dieser beiden gegenüber Zu nachgiebig. Als Berater waren auch Stein und
Blücher in Wien.
c) Ernste Uneinigkeit. Die außerdcutschen Fürsten waren gegen die
Wiederanfrichtung des Deutschen Reiches, so sehr cs Stein und andere auch
wünschten, und gegen das ausstrebende Preußen. Ferner versagte man Preußen
das Königreich Sachsen, das es für die Abtretung des größten Teils seines
polnischen Besitzes beanspruchte. Darüber entstanden ernste Zwistigkeiten,
die beinahe zum Kriege geführt hätten. Erst die Rückkehr Napoleons von
Elba nach Paris brachte die Verhandlungen znm raschen Abschluß.
ck) Neuordnung der Verhältnisse. Die politischen Angelegenheiten wurden
im wesentlichen folgendermaßen geregelt: Die vertriebenen Könige und
Fürsten erhielten ihr Land wieder zurück; Polen mit Warschau kam znm
größten Teil an Rußland; Belgien und Holland wurden zum Königreich
der Niederlande vereinigt (1831 wieder getrennt); auch Schweden und
Norwegen erhielten einen gemeinsamen König (1905 wieder getrennt).
Östreich bekam Tirol und Salzburg zurück und außerdem halb Oberitalien.
Das Königreich Sachsen verlor die Nieder- und einen Teil der Oberlausitz
(Görlitz) an Preußen; Hannover wurde zum Königreich erhoben. Preußen
behielt von den polnischen Besitzungen nur Westprenßen und Posen; es erhielt
ferner Nenvorpommern mit Rügen und den größten Teil der heutigen Provinzen
Rheinland und Westfalen, erreichte aber nicht den Umfang seines Besitzes
von 1806. Die vier freien Städte: Frankfurt a. M. (bis 1866), Bremen,
Hamburg und Lübeck wurden wiederhergestellt. Frankreich behielt Elsaß-
Lothringen; Schleswig-Holstein blieb bei Dänemark, das außerdem das
Herzogthum Lauenburg erhielt.
e) Gründung des Deutschen Bundes, (s. S. 98)
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Ludwig_Xviii Ludwig Napoleon_I. Metternich Fürst_von_Hardenberg Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Paris Elba Frankreich Rheine Lothringen Wiener_Kongreß Europas Wien Portugal Spanien Neapel Sardinien Wien Sachsen Napoleons Elba Paris Warschau Belgien Holland Niederlande Norwegen Salzburg Oberitalien Sachsen Posen Rheinland Westfalen Frankfurt_a._M. Bremen Hamburg Frankreich Lothringen Schleswig-Holstein
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f) Gründung der „Heiligen Allianz". Auf dem Wiener Kongreß ver-
einigten sich die drei verbündeten Monarchen, Kaiser Alexander I. von
Rußland, Kaiser Franz I. von Östreich und König Friedrich Wilhelm Iii.
von Preußen zur „Heiligen Allianz" mit dem Gelöbnis, ihre Staaten nach
den Vorschriften der christlichen Religion zu regieren. Später traten fast
alle europäischen Staaten der Verbindung bei.
g) Ergebnis des Kongresses. Der Wiener Kongreß schuf manches Gute,
aber noch mel/r Halbheiten und Verfehltheiten, die den Keim zu Zwistigkeiten
bargen. (Der Deutsche Bund, Einmischung ausländischer Fürsten in die deutschen
Angelegenheiten, Verlust deutschen Gebietes; eigentümliche Staatenbildungcn).
11. Napoleons Rückkehr und der Krieg von 1815. Napoleon hatte mit
Aufmerksamkeit die Entwickelung der politischen Angelegenheiten verfolgt.
Die Mißstimmung in Frankreich gegen die neue Negierung sowie die Un-
einigkeit unter den Teilnehmern des Wiener Kongresses ermutigten ihn zu
einem kühnen Wagnis. Mit wenigen Getreuen landete er plötzlich an der
Küste Frankreichs, wo er von den alten Truppen und seinen Anhängern mit
Jubel empfaugen wurde, und bald darauf hielt er in Paris seinen Einzug.
Sämtliche Staaten Europas (außer Schweden) schlossen ein Bündnis gegen
Napoleon, der mit einem bedeutenden Heere in Belgien eindrang und Blücher
nach tapferer Gegenwehr bei Ligny (16. Juni 1815) besiegte (Blücher in
großer Gefahr; Nostiz). Am 18. Juni kam es bei Waterloo und Belle-
Alliance (Belgien) zwischen Napoleon und dein englischen Oberbefehlshaber
Wellington zum Entscheidnngskampfe, den Blücher mit den preußischen Hilss-
truppen zu gnnsten der Verbündeten entschied, worauf Napoleon wiederum
abdankte. Er wurde als Gefangener auf die englische Insel St. Helena
tim Großen Ozean) gebracht, wo er 1821 starb. Die Verbündeten schlossen
mit Ludwig Xviii. den zweiten Pariser Frieden, durch den Frankreich
seine bisherigen Besitzungen behielt, aber einige Grenzfestungen abtreten und
eine Kriegsentschädigung zahlen mußte.
12. Grenzen und Größe Preußens. Durch die Abtretung des größten
Teiles seines polnischen Gebietes an Rußland verlor Preußen zwar große
Ländergebiete, die aber infolge der slawischen Bevölkerung und des arg
vernachlässigten Zustandes von keinem besonderen Vorteil für Preußen waren.
Andererseits schloß aber das Ausgehen Polens in Rußland eine große Gefahr
für die Ostgrenze Deutschlands, insbesondere Preußens, in sich. (Verlust der
Weichsel und der Festung Warschau). Von größerem Vorteil für Preußen
war die Erwerbung der indnstriereichen deutschen Gebiete vom Königreich
Sachsen, durch die Schlesien und Brandenburg vergrößert wurden, und
am Rhein, woraus die beiden Provinzen Rheinland und Westfalen ge-
bildet wurden. Ebenso wertvoll war die Erweiterung des Küstengebietes
durch Nenvorpommern und Rügen. So umfaßte Preußen 1815 ein
Gebiet von etwa 5100 Quadratmeilen (1806: 5700) mit ungefähr 11 Mill.
fast ganz deutschen Bewohnern. Allerdings blieb der östliche und west-
liche Teil des Staates durch außerpreußische Gebiete, nämlich durch das
Königreich Hannover und verschiedene Kleinstaaten getrennt, die voller
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Extrahierte Personennamen: Alexander_I._von
Rußland Alexander_I. Franz_I._von_Östreich Franz_I. Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Napoleons Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Helena
tim_Großen Ludwig_Xviii Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreichs Paris Europas Schweden Belgien Belgien Wellington Frankreich Polens Deutschlands Warschau Sachsen Brandenburg Rhein Rheinland Westfalen Hannover
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Mißgunst gegen jede Vergrößerung Preußens waren. Auf diese Weise
erwuchsen dem Staate für die Verwaltung und für den Kriegsfall große
Schwierigkeiten, die noch dadurch erhöht wurden, daß Preußen im Osten
und im Westen gegen einen eifersüchtigen Nachbaren stets auf der Hut fein
mußte. Diese Verhältnisse brachten es mit sich, daß Preußen in Zukunft der
Hanptvertreter und Schützer der gesamten deutschen Angelegenheiten wurde.
13. Die Begründung der Union. König Friedrich Wilhelm Iii. hatte
bei seinem versöhnlichen Charakter seit Antritt der Regierung das Bestreben
gezeigt, alle Zwietracht zwischen den einzelnen evangelischen Bekenntnissen zu
beseitigen und die Anhänger des lutherischen und reformierten Bekenntnisses
zu einer christlichen Gemeinschaft zu vereinigen. Ans Anlaß der dreihundert-
jährigen Jubelfeier der Reformation (31. Oktober 1817) kam die Absicht zur
Ausführung. Der König feierte das Resormatlonsfest gemeinsam mit den
lutherischen Untertanen seines Landes; dies fand im Lande vielfach Nach-
ahmung und führte zur Vereinigung (Union) der lutherischen und reformierten
Untertanen als „evangelische Landeskirche". Auch in anderen deutschen
Staaten (Hessen, Baden, Nheinbayern, Anhalt) wurde die Union eingeführt.
Gleichzeitig wurde auch der Gebrauch einer gleichartigen Amtstracht für die
Prediger angeordnet.
14. Begründung des Zollvereins. Während es unmöglich schien, die
deutschen Staaten politisch zu einer Einheit zusammenzuschließen, gelang es
den jahrelangen Bemühungen Preußens, fast sämtliche deutsche Staaten
(außer Östreich und einigen nordd. Staaten) durch den deutschen Zollverein
wirtschaftlich einander näher zu bringen.
a) Geschichtliche Entwickelung. In Preußen, das bereits 1818 alle Zoll-
schranken im eigenen Lande (Binnenzölle) aufgehoben und alle dem Handel und
Verkehr lästigen Beschränkungen (vielfache Abgaben, Zeitverluste, Waren-
vertenernng, Schmuggel) beseitigt hatte, brachten es die beiden Minister Motz
und Maaßen zu stände, in den Jahren 1828—34 fast sämtliche deutsche
Staaten zu einem Handelsgebiet zu vereinigen. Die inneren Zollschranken
fielen, und nur an den Grenzen nach dem Auslande, wurden Abgaben auf
eingeführte Waren erhoben und nach Verhältnis verteilt. — Auch das Post-
wesen wurde im Zollverein verbessert (Nagler), das Porto für Briefe und
Pakete verbilligt, das Münzwesen etwas vereinheitlicht.
b) Bedeutung des Zollvereins. Preußen übernahm in wirtschaftlicher
Beziehung die ftihrende Stellung unter den deutschen Staaten (Östreich blieb
grundsätzlich ausgeschlossen). Handel und Verkehr konnten sich freier ent-
wickeln. Es wurden neue Absatzgebiete erschlossen, der Transport verbilligt
(besonders für Massengüter wie Eisen und Kohlen), und die Ausfuhr gehoben.
Dampfschiffe und Eisenbahnen belebten zusehends den Verkehr zwischen den
Städten und bewirkteit einen ungeahnten Aufschwung der alten Handels-
städte wie Köln, Nürnberg, Frankfurt, Magdeburg, Bremen, Hambtwg,
Berlin, Breslau u. a. Die Bewohner der einzelnen Staaten wurden einanber
näher geführt und die politische Einheit vorbereitet.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Motz
Extrahierte Ortsnamen: Hessen Baden Nürnberg Frankfurt Magdeburg Bremen Berlin Breslau