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1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 1

1885 - Aachen : Barth
I. Bilder aus der deutschen Geschichte. 1. Deutschland in früherer Zeit. Unser Vaterland heißt Deutschland. Es liegt inmitten der europäischen Staaten und wird deshalb auch wohl das „Herz Europas" genannt. Zur Zeit Christi Geburt reichten seine Grenzen von der Nord- und Ostsee bis zu den Alpen und von den Vogesen bis an die Weichsel. Fast das ganze Land war mit dichten Wäldern bedeckt, in denen Bären, Auerochsen, Elen- und Renntiere und anderes Wild hausten. Der Boden war meistens sumpfig. Auf nur wenigen lichten Stellen breiteten sich fruchtbare Felder und Wiesen aus. Den Ackerbau und die Hausarbeit besorgten die Frauen und das Gesinde. Die Lieblingsbeschäftigung der Männer war Krieg und Jagd. Der deutsche Knabe wurde schon früh durch Abhärtung und geeignete Leibesübungen zum tüchtigen Krieger und Jäger herangebildet; das Mädchen erhielt im häuslichen Kreise von der Mutter in allen Hausarbeiten, namentlich im Spinnen und in der Anfertigung der Leinwand die nötigen Unterweisungen. Die Kleidung der germanischen Frau war einfach. Im Sommer trug sie ein Linnenkleid ohne Ärmel und im Winter Pelzwerk. Das Familienleben war gegründet auf Liebe, Friedfertigkeit, Treue und Keuschheit. Die Frau wurde geachtet und geehrt. Sie folgte ihrem Manne in den Krieg, trug ihm die Waffen nach und spornte zur Tapferkeit und Ausdauer im Kampfe an. Das Lob aus dem Munde der Frauen galt dem germanischen Krieger als hohe Auszeichnung. Die einfache Wohnung der alten Deutschen lag inmitten ihrer Besitzung. Mehrere Höfe bildeten eine Gemeinde, mehrere Gemeinden einen Gau. Irrt Verkehr miteinander zeigten unsere Vorfahren Gastfreundschaft, Gefälligkeit, Freundlichkeit, Treue und Beständigkeit des Charakters. Die Religion der Germanen war ein einfacher Naturdienst. Die großartigen Erscheinungen in der Natur waren Gegenstand ihrer Verehrung. Sonne, Mond und Frühling wurden verehrt, insbesondere aber Wodan oder Gnodan, der den Sieg in den Schlachten verlieh. Geschichtsbilder für Mädchenschulen. 1

2. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 2

1885 - Aachen : Barth
— 2 — Thor ober Tunar war der Gott des Donners und Blitzes, Freja die Göttin der Liebe und Freundschaft. Die Gebete und Opfer verrichtete man am liebsten in bunflen Hainen ober unter einer Eiche. Das bentfche Volk bestaub aus gemeinen Freien ober dem freien Volke und ebelen Freien, ober dem Abel. Aus biefem wurden auch im Kriege gewöhnlich die Heerführer gewählt. Wenn es galt, das Vaterlaub zu verteidigen, standen die deutschen Stämme geeint ba und waren bereit, Gut und Leben für dasselbe hinzugeben. Ihre Heimats- und Vaterlandsliebe zeigten sie besonders in den Kämpfen mit den Römern, welche zur Zeit Ch. G. ganz Deutschland unter ihre Herrschaft zu bringen suchten. Als gefeiertster Held in dem Befreiungskämpfe tritt der Cherusker Fürst Arminius oder Hermann auf. 2. Kermamr und seine Gemahlin Wusnel'da. Die Römer hatten einen großen Teil unseres Vaterlandes erobert. Drusus, der Stiefsohn des römischen Kaisers Augustus, hatte von 12-9 v. Chr. vier Felbzüge in das Innere Deutschlands gemacht. Aus dem vierten Zuge trat ihm ein germanisches Weib von übernatürlicher Größe und gräßlichem Gesicht entgegen und rief: „Wohin willst Du noch, unersättlicher Drusus? Kehre um! Deine Tage sinb gezählt!" Drusus kehrte wirklich um, ob aus Schrecken, ober einem andern Grunde mag dahingestellt sein. Auf dem Rückmärsche stürzte er vom Pferde und starb infolge dieses Falles. Nach ihm setzte sein Bmder Dberius die weitere Unterwerfung der Germanen fort. Dieser suchte weniger durch das Schwert, als durch Klugheit das gesteckte Ziel zu erreichen. Der nachfolgende Feldherr war Varus, der mit großer Strenge auftrat. Römische Gesetze und Einrichtungen und die harte Bedrückung durch diesen Statthalter machten den Deutschen das Römerjoch unerträglich. Gern hätten sie die Freiheit, welche sie als das höchste Gut schätzten, wieder gehabt. In dem edlen Cheruskersürsten Hermann fanden sie den willkommenen Retter. Dieser, in römischen Diensten zu einem tüchtigen Feldherrn herangebildet, war entschlossen, für die Befreiung feiner geknechteten deutschen Brüder Leben und Gut hinzugeben. Damit alle deutschen Volksstämme für den Befreiungskampf begeistert und geeint wurden, setzte er sich mit den Häuptern derselben heimlich in Verbindung und gewann sie für den Plan. Hermann trat in den Dienst des römischen Statthalters, um das Zutrauen desselben zu gewinnen. Dieser übertrug ihm auch die Führung einer

3. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 4

1885 - Aachen : Barth
— 4 — Bataver, das zwischen den Mündungen des Rheins wohnte, fragte Velleda einstens um Rat, bevor er einen Kampf gegen die Römer unternahm. Die Jungfrau gab folgende Antwort: „Die Götter (der Deutschen) billigen den Kampf, und die Römer werden bei castra vetera — Xanten am Niederrhein — untergehen." Dieses Wort begeisterte mehrere deutsche Volksstämme so, daß sie sich um Civilis scharten und die Römer bei Xanten fast vollständig vernichteten. Eine große Zahl der Feinde bat ums Leben und freien Abzug, was ihnen Civilis gewährte. Die Kämpfe, die Hermann und Civilis siegreich gegen die Römer geführt hatten, zeigten den Deutschen, daß Einigkeit auch für die Folge nur die einzige Bürgschaft sichern Schutzes gegen auswärtige Feinde sein könne. Darum hielten von nun an die deutschen Volksstämme besser zusammen. Die Römer glaubten, daran sei Velleda Schuld. Darum stellten sie der Jungfrau nach und nahmen dieselbe in Gefangenschaft, in der sie starb. 4. |)ie Völkerwanderung (375—476). Um 375 n. Ch. entstand durch die Hunnen, ein wildes Reiter-volk aus Asien, eine große Unruhe unter den Völkern Europas. Von Osten drangen die ungezügelten Horden ein. Zuerst stießen sie auf die Alanen und Ostgoten im östlichen Rußland. Diese, von ihren Wohnsitzen verdrängt und weiter nach Westen ziehend, stießen auf die Westgoten, welche auch ihr Land verlassen mußten. Vom römischen Kaiser Valens erhielten sie Wohnsitze in Thracien. In diesem Lande aber Übel vom römischen Statthalter behandelt, empörten sie sich, schlugen das römische Heer bei Adrianopel und verbrannten den Kaiser in einer Bauernhütte. Der nachfolgende Kaiser Theodosius wußte aber die Westgoten wieder durch Güte und Milde zu gewinnen. An der Spitze der Westgoten stand Alarich. Nachdem dieser Griechenland ausgeplündert hatte, zog er nach Rom, um dieser Stadt durch Belagerung einen hohen Tribut abzuzwingen. Kaiser Honorius ging aus die gestellten Bedingungen nicht ein. Rom wurde deshalb mit Ausnahme der Kirchen geplündert. Von hier gedachten die Westgoten nach Afrika überzusiedeln. In Unteritalien ereilte Alarich der Tod. Sein treues Volk begrub ihn im Bette des abgeleiteten Flusses Busento und setzte dann die Wanderung nach Afrika fort. Von hier verlegten die Westgoten später ihren Wohnsitz nach Frankreich. Auch die Vandalen, die an der Ostsee wohnten, verließen ihre Wohnplätze. Zuerst zogen sie nach Spanien und unter

4. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 6

1885 - Aachen : Barth
— 6 — stellungen über die Ohnmacht der heidnischen Götter und über die Macht des Christengottes, Chlodwig zu belehren. Alle Versuche der Königin blieben jedoch bis zum Tage bei Zülpich erfolglos. Wie war ihr Herz aber erfreut, daß das Familienband nun durch Einheit in der Religion noch enger geschlungen wurde! Das Frankenreich drohte unter den Söhnen Chlodwigs zu zerfallen. Da riß der erste Staatsbeamte, Hausmeier genannt, die Herrschergewalt an sich. Pipin von Heristall nannte sich Herzog der Franken. Der Sohn desselben, Karl Martell, besiegte die Araber, welche Spanien eingenommen und nach Frankreich vordrangen. Der Sohn Karl Martells, Pipin der Kleine, setzte sich 752 die Königskrone aus. Pipin leistete dem damaligen Papste Stephan Ii. gegen die Bedrückung des italienischen Königs Aistulf Hilfe; dieser wurde besiegt und Pipin schenkte dem Papste und seinen Nachfolgern die Städte Rom mit einem großen Gebiete. Dadurch ist der Grund zum Kirchenstaate gelegt, der bis 1870 bestanden hat. 6. Ausbreitung des Christentums in Deutschland. Der hl. Wonifazius. Mit der Bekehrung Chlodwigs gewann das Christentum im Frankenlande einen festen Boden. Nun sollte auch den rechtsrheinischen Völkern das Licht des wahren Glaubens erscheinen. Unter ihnen erschienen eifrige Glaubeusboten aus England und Irland und predigten den christlichen Glauben. Männer, die sich um die Ausbreitung des Christentums unter den germanischen Völkern verdient machten, sind: der hl. Willibald, der hl. Bonifazins, der hl. Disibod, der hl. Suitbertus, der hl. Emmeran, der hl. Kiliau, der hl. Rupertus, der hl. Kolumban und der hl. Gallus. An vielen Orten errichteten sie Klöster, welche die wüsten Gegenden Deutschlands urbar machten und christliche Bildung und Gesittung verbreiteten. Durch Errichtung von Bischofssitzen kamen geordnete kirchliche Verhältnisse ins Land. Das Hauptverdienst der segensreichen Missionsthätigkeit in Deutschland gebührt dem hl. Bonifazins. Für das schwere Werk der Glaubensbekehrung erbat er sich den Segen des Papstes. Er arbeitete dann mit dem hl. Willibrord an der Bekehrung der Friesen. Bon hier ging Winfried, so hieß ursprünglich sein Name, nach Hessen und Thüringen, um auch hier die christliche Lehre zu verbreiten. Ueber die Erfolge seiner Lehrtätigkeit erstattete er dann dem Papste persönlich Bericht. Dieser, hocherfreut über die segensreiche Wirk-

5. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 7

1885 - Aachen : Barth
— 7 — famfeit dieses Mannes, veränderte als Zeichen der Anerkennung den Namen Winfried in den Ehrennamen Bonifazins d. i. Wohlthäter. Bonifazins kehrte nach Deutschland zurück und setzte mit unermüdlichem Eifer das Werk der Bekehrung fort. Bei Geismar in Hessen überzeugte er die Bewohner jener Gegend von der Thorheit ihres Götterglanbens, indem er mit eigener Hand eine dem Donnergotte geweihte Eiche fällte. Aus dem Holze derselben wurde ein Kirchlein erbaut. Bald darauf machte Bonifazins die dritte Romreise. Der Papst ernannte ihn zum Erzbischof in Deutschland mit dem Wohnsitz in Mainz. Als Bildungsstätte für Priester gründete er das Kloster Fulda, das zur großen Berühmtheit gelangte. Zum Vorsteher des Klosters ernannte er seinen Schüler, den Abt Sturmius. Die unermüdliche Thätigkeit des großen Mannes hatte seine Kräfte bald gebrochen. Dessenungeachtet besuchte er noch einmal das Feld seiner ersten Missionsthätigkeit. Hier wurde er von einer Schar Heiden überfallen und mit 52 Gefährten erschlagen (5. Juni 755). Sein Leichnam ruht in Fulda. 7. Kart der Große (768—814). Der Sohn Pipin des Kleinen war Karl der Große. Durch Tapferkeit und Feldherrngeschick machte er wichtige Eroberungen und vereinigte seine sämtlichen Länder zu einem großen Reiche. Zunächst galt der Kamps dem östlichen Nachbarvolke, den unruhigen Sachsen. Fast dreißig Jahre währte der Krieg, bevor sich dies unbeugsame Volk der fränkischen Herrschaft fügte. Mit der Einnahme der Hanptveste, der Eresburg, war Karl der Große Herr des Sachsenlandes geworden. Um den Besitz desselben dauernd zu sichern, suchte er das Volk durch Bekehrung zum Christentume seiner Herrschaft gefügiger zu machen. Doch nahm dasselbe den christlichen Glauben mit Widerstreben an und verhielt sich nur so lange ruhig, als Karl uuter ihnen weilte. Sobald er mit seinem Heere das Land verließ, wurden alle zum Wohle desselben getroffenen Einrichtungen zerstört, Kirchen und Klöster niedergerissen und die Priester getötet oder verjagt. Zornig kehrte Karl dann zur Züchtigung des Volkes zurück, das dann aufrichtige Unterwürfigkeit gelobte. Die Versprechungen waren jedoch nur von kurzer Dauer. Noch mehrmals rief der Aufstand des sachsenvolkes Karl zurück. Nachdem erst ihr Hauptanführer Wittekind sich dem Christentume zuwandte und dieses sest Wurzel

6. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 11

1885 - Aachen : Barth
— ,11 — bei ihr liebreiche Hilfe. Aus Veranlassung der Königin gründete Heinrich ein Kloster zu Nordhausen, das eine Pflegestätte edler Sitten und christlicher Tugenden sür das gesamte Sachsenland geworden ist. Heinrich erkannte die großen Verdienste, die Mathilde dem Lande durch Rat und That erwies dadurch an, daß er ihr mehrere Güter schenkte. Den Tod ihres lieben Gemahls wußte sie mit Geduld und Starkmut zu ertragen. Sie trat ins Sterbe- gemach und sprach tröstend und ermahnend zu ihren Kindern: „Teuerste Kinder, präget das, was ihr hier sehet, sorgsam Eurem Gemüte ein. Fürchtet Gott, ehret ihn immerdar in allen Dingen, ihn, der solches geschehen lassen kann. Er übet solche Macht an Armen und an Reichen. Meidet den Zwist um vergängliche Hoheit; denn solches Ende nimmt jeglicher Ruhm dieser Welt. Glücklich ist, wer sich die unendliche Ewigkeit bereitet." Mathilde zeigt hier, wie man die härtesten Schicksale dieses Erdenlebens zu ertragen hat, und wie gering sie den Wert der Erdengüter schätzte. Mathilde lebte von nun an in stiller Zurückgezogenheit. Neben wahrer Frömmigkeit übte sie Werke christlicher Nächstenliebe. Im Jahre 968 starb Mathilde und wurde, später heilig gesprochen. 10. Htto der Große und seine erste Gemahlin Oditha. Otto der Große 936—973. Heinrich I. fand in seinem Sohne Otto einen würdigen Nachfolger. Im Dome zu Aachen wurde dieser von den Erzbischöfen von Köln und Trier unter Beisein der weltlichen Großwürdenträger gesalbt und gekrönt. Als Regent mit den schönsten Eigenschaften des Geistes und Herzens geziert, wußte er durch eine ruhmreiche Regierung das Reich zur großen Würde und Macht zu erheben. Mit Recht giebt man Otto deshalb den Beinamen „dergroße". Wie aber gewöhnlich alles Erdenglück nicht ungetrübt bleibt, so auch die Regierungszeit des Kaisers. Kummer und Gram von Familiengliedern bereiteten ihm manche traurige Stunde. Schlechte Menschen bewirkten durch Verleumdung ein Zerwürfnis zwischen Otto und seiner Mutter. Wie ein Friedensengel trat hierüber Edith a, die Gemahlin Ottos, zur Ausgleichung der Streitigkeiten auf. Otto söhnte sich auf deren Veranlassung mit der Königin-Witwe wieder aus. Leider bestand nun noch eine Fehde zwischen dem Kaiser und seinem Bruder Heinrich. Dreimal empörte sich dieser gegen seinen Bruder. Zweimal hatte Otto ihm schon vergeben, und auch zum drittenmale ließ er sich auf Fürbitte der

7. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 17

1885 - Aachen : Barth
— 17 - Bescheidenheit, Treue, Fleiß und echte Weiblichkeit. Edle und gute Frauen wurden geehrt und waren oft Gegenstand der Dichtung. 16. Friedrich Uotöarl 1152—1190. Mit Konrad Iii. begann der erste Hohenstaufe seine Regierung. Die Hohenstaufen stammten von der Burg „Staufen" in Schwaben. Der hervorragendste Fürst aus diesem Hause war Friedrich I., der von den Italienern wegen des rötlichen Bartes „Barbarossa" d. i. Rotbart genannt wurde. Als thatkräftiger und tapferer Fürst erwarb er Deutschland Macht und Ruhm. Zunächst sorgte er für Ruhe und Ordnung im Lande. Er wandte sich gegen die reichen und unabhängigen Städte in Italien, besonders gegen Mailand. Diese Stadt wurde erobert und zerstört. Die Einwohner derselben bauten sie aber bald wieder ans und schlossen mit anderen Städten Italiens einen Bund gegen den Kaiser. Friedrich eilte mit einem Heere nach Italien; verlassen von dem mächtigen Herzoge von Baiern und Sachsen, unterlag der Kaiser bei Legnano 1178. Heinrich der Löwe wurde seiner Länder verlustig erklärt und behielt nur die Erbländer Braunschweig und Lüneburg. Nachdem überall der Friede gesichert war, veranstaltete der Kaiser bei Mainz ein großes Nationalse st, zu dem eine große Menschenmenge aus allen Teilen Deutschlands und benachbarten Ländern herbeieilte. Drei Tage wurden Fürsten und Volk bewirtet. Im hohen Alter unternahm der Kaiser einen Kreuzzug nach dem hl. Lande. Als er aber in Kleinasien durch den reißenden Fluß Seleph ritt, erfaßte ihn der Strudel, in welchem er den Tod fand. In Deutschland glaubte man nicht an den Tod des Kaisers und versetzte ihn durch die Sage in den Kyfhänserberg, aus welchem er seiner Zeit zur Wiederherstellung der Macht Deutschlands und seines frühern Glanzes wiederkehren werde. 17. Die Weiöer von Weinsöerg. Der deutsche Kaiser Konrad Iii. aus dem hohenstaufischen Hanse führte Krieg mit den Welfen. Viele Städte hielten mehr zu diesen als zu dem Kaiser. Besondern Widerstand leistete aber die Stadt Weinsberg bei Heilbronn. Darüber wurde der Kaiser sehr erbittert und beschloß, die Stadt dem Erdboden gleich zu machen. An einem Tage wurde Befehl erteilt, die Frauen könnten mit den besten Geschichtsbilder für Mädchenschulen. 2

8. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 18

1885 - Aachen : Barth
— 18 — Kleinodien die Stadt verlassen. Und welches Schauspiel! Die Frauen kamen aus der Stadt und trugen ihren Gemahl oder sonst einen lieben Anverwandten auf dem Rücken. Die Soldaten wollten das nicht gelten lassen. Der Kaiser aber sprach: „Eines Königs Wort soll man nicht deuteln!" Die Frauen wurden durchgelassen, und auch die Stadt blieb verschont. Von dieser Zeit heißt die Burg bei Weinsberg „Weibertreue". 18. Pie Hl. Ktisaöeth, Landgräfin von Thüringen. Die Hl. Elisabeth wurde 1207 zu Presburg geboren. Sie war die Tochter des Königs von Ungarn. Am Hose des Landgrafen von Thüringen erhielt Elisabeth ihre Erziehung. Die frühe Trennung vom Elternhause mochte ihr wohl recht hart sein. Dazu kam der Schmerz des frühen Todes ihrer guten Mutter. Der Kummer machte sie still und ernst, und schon früh empfand sie die Nichtigkeit aller Erdengüter. Elisabeth wandte ihren Sinn deshalb höheren Dingen zu. Am liebsten verweilte sie im andächtigen Gebete, in dem sie Trost und Stärke sand. Von ihrem Vermögen gab sie reichlich unter die Armen. Das gute Herz und die edle Gesinnung erwarben ihr gar bald das besondere Wohlwollen des Landgrafen. Leider brachte der Tod desselben für Elisabeth eine Störung in die bisherigen guten Verhältnisse am Hofe. Die Witwe übernahm nun die Regierung des Landes. Sie war eine Feindin des einfachen und kindlichen Wesens Elisabeths. Das junge Mädchen mußte oft manche Kränkung erfahren, die sie in Geduld ertrug. Elisabeth be-harrte in dem stillen frommen Wesen. Der junge Landgraf erzeigte ihr aber die größte Hochachtung. Später vermählte er sich mit ihr (1220), und beide lebten in glücklicher, musterhafter Ehe. Die Armen fanden an dem Fürstenpaare Helfer und Beschützer. Am Fuße des Berges, auf welchem das Schloß Wartburg noch heute steht, errichtete Elisabeth ein Armenhaus und in Eisenach ein Hospital. Sehr oft besuchte sie diese Anstalten, um den Armen Hilfe und den Kranken Trost zu bringen. Die Jugendzeit hatte Elisabeth schon manches Herzenleid gebracht, und ihr jetziger Stand sollte auch nicht frei davon bleiben. Ihr teurer Gemahl Ludwig schloß sich einem vom deutschen Kaiser Friedrich Ii. veranstalteten Kreuzzuge an. In Neapel ereilte Ludwig aber ein hitziges Fiber, das seinen Tod herbeiführte. Die Todesnachricht war für Elisabeth eine furchtbare Schreckenskunde. Hart war ihr schon die Trennung von ihrem Gemahl gewesen, unendlich schmerz-

9. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 19

1885 - Aachen : Barth
— 19 — licher nun aber der Tod des geliebten Gatten. Ihr Schmerz wurde noch durch die harte Behandlung von Heinrich, dem Bruder ihres verstorbenen Gemahls, verschärft. Unter dem Vorwande, sie verschwende das Vermögen an die Armen, vertrieb er die edle Frau mit ihren Kindern mitten im Winter von der Wartburg. Lange irrte sie obdachlos umher, bis sie freundliche Aufnahme bei ihrem Oheim, dem Bischof von Bamberg fand. Als die Ritter, die mit Ludwig ausgezogen waren, vom Kreuzzuge zurückkehrten und von der harten Behandlung erfuhren, machten sie Heinrich die bittersten Vorwürfe. Er erkannte das begangene Unrecht und bat die Landgräfin um Verzeihung. Diese kehrte nun nach der Wartburg zurück und wohnte der feierlichen Beisetzung ihres Gemahls bei. Bald hierauf nahm sie ihren Wohnsitz in der Stadt Marburg, die ihr mit allen Einkünften gegeben war. Ihr Vermögen teilte sie unter die Amen und ernährte sich und ihre Kinder durch Spinnen. Ein armes, frommes, zurückgezogenes Leben führte Elisabeth bis zu ihrem Tode (1231). Ihre Grabstätte ist im Dome zu Marburg. 1235 wurde sie vom Papste heilig gesprochen. 19. Die Heilige Kedrvig, Kerzogin von Schlesien. Hedwig war eine Zeitgenossin der hl. Elisabeth in Thüringen. So wohlthätig und segensreich diese in Thüringen wirkte, so die hl. Hedwig in Schlesien. Sie war die Tochter des Herzogs Berthold von Meran und vermählt mit dem Herzoge Heinrich I. von Schlesien. Als Kind zeigte Hedwig schon ein einfaches, bescheidenes und frommes Wesen. Das behielt sie auch später in ihrem ehelichen Stande bei. Ihr Grundsatz war: „Je höher man über anderen sieht, desto mehr soll man ihnen in der Tugend voranleuchten." Nach dem Grundsatz richtete sie auch ihr Leben ein. Die Pflichten als Hausfrau, Gattin und Mutter erfüllte Hedwig sehr genau. Ihre sechs Kinder erzog sie selbst und pflegte eifrig Gottesfurcht, Sanftmut und Wohlthätigkeitssinn in ihnen. Gegen die Dienstboten war sie liebreich und herablassend. In Krankheit pflegte sie dieselben, wie eine Mutter ihre Kinder. Bei der Güte gegen die Untergebenen ließ sie aber auch Strenge in der Beaufsichtigung derselben walten. Auch für die Armen des Landes war Hedwig eine gute Mutter. Ihre Ersparnisse verteilte sie unter dieselben. Besondere Fürsorge wandte Hedwig dem Kloster Trebnitz zu. Hier speiste sie selbst zum Andenken an den Heiland und seine zwölf Apostel dreizehn Arme. Die Gefangenen tröstete sie und suchte dieselben durch Ermahnungen zur Besserung zu bewegen. 2*

10. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 20

1885 - Aachen : Barth
— 20 — ^ 1243 starb die heilige Hedwig und wurde in Trebnitz begraben. Sie ist die Schutzpatronin der Schlesier. 20. Die Aokgen der Kreuzzüge. Das Abendland hatte im ganzen 6 Millionen Menschen in den Kämpfen um das hl. Land verloren. So beklagenswert dieser Verlust auch war, blieben die Kreuzzüge für Enropa doch auch nicht ohne bedeutsame gute Folgen. Zu diesen rechnet man vorzüglich die Belebung des religiösen Sinnes, die Steigerung der Macht und des Ansehens der christlichen Kirche und beit wohlthätigen Einfluß auf die bürgerlichen Verhältnisse. Die Macht der Kirche wirkte veredeln,) und bildend auf das Volk. Zahlreiche Klöster entstanden, die sich der Bilbuug des Volkes annahmen. Sie allein waren die Stätten christlicher Wissenschaft. Auch sorgten die Klöster für Kultivierung des Bodens und machten namentlich unser Vaterland zu einem wohnbaren Lande. Nicht allein blüheten Kunst und Wissenschaft auf, sondern auch Handel und Verkehr, Gewerbe und Handwerke. Die Städte nahmen durch den regen Handel und Verkehr einen großartigen Aufschwung. Die Seestädte holten ausländische Produkte herbei und förderten diese auf den Land- und Wasserwegen den bedeutendsten Handelsstädten zu. Die Städte gelangten zu einem Reichtums und einer solchen Macht, daß Fürsten und Könige sich um ihre Gunst bewarben. Zum Schutze des Handels und Verkehrs wurden Städtebündnisse geschlossen. Das berühmteste Bündnis war die deutsche Hansa. So wohlhabend die Stadtbewohner zu dieser Zeit waren, so gedrückt waren aber die Landbewohner. Diese waren abhängige Leute ihrer Gutsherren, denen sie allerlei Dienste und Abgaben zu leisten hatten. Die Kunst blühete besonders unter den Kaisern aus dem hohen-staufischeu Hause aus. Die Dichtkunst hatte in den Minnesängern ihre Träger (Sänger der Liebe), die die Liebe zum Vaterlande und die edlen Thaten der Helden besangen. Berühmte Sänger waren Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, Hartmann von der Aue u. a. m. Aus den Volkssagen und Volksliedern entstanden die großen Heldengedichte: Nibelungenlied und Gudrun. Nach den ritterlichen Sängern kamen später die Meistersänger, die aus dem ehrbaren Handwerkerstande hervorgingen. Der berühmteste Meistersänger war Hans Sachs, ein Nürnberger Schuhmacher. Neben der Dichtkunst entfaltete sich auch die Baukunst. Viele Kirchen wurden im gotischen oder deutschen Baustil erbaut, der die Bogenwölbungen
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