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1. Geschichte des Mittelalters - S. 38

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
38 fingen konnte, so schwieg er weislich still. Da gab ihm der Gesangmeister einen Stoß mit dem Stabe, daß er fingen solle, und nun sahen sich alle nach dem fremden Manne um, der vor lauter Angst den Mund aufsperrte und alle Gebärden eines Singenden machte, ohne aber einen Laut von sich zu geben. Darüber lachten nun erst recht die Mitsänger, und alle sahen nach ihm hin, wodurch die Verlegenheit des armen Mannes immer mehr wuchs, so daß er in die Erde hätte sinken mögen. Endlich bemerkte es Karl und winkte, daß man ihn in Ruhe lassen möchte. Nach beendigtem Gottesdienste ließ er ihn zu sich kommen und schenkte ihm für die ausgestandene Angst einiges Gold. riet ihm aber. nicht eher wieder sich unter die Sänger zu mischen, als bis er fingen könnte. Noch in späten Jahren, als er schon König war, lernte Karl das Schreiben. Es ist wirklich zu bewundern, daß der Mann. der bald am Ebro, bald an der Weser, bald in Ungarn und bald in Rom war, noch so viele Zeit zu wissenschaftlichen Beschäftigungen verwenden konnte. Ja, er holte nicht nur selbst vieles Versäumte nach. sondern ermunterte auch andere zu gelehrten Arbeiten und zog tüchtige Männer, wo er sie nur fand, dazu an feinen Hof. Die deutsche Sprache war feine Lieblingssprache. Lateinisch sprach und Griechisch verstand er auch, und das alles hatte er erst spät gelernt. Den Monaten und Winden gab er deutsche Namen. Er machte selbst den Versuch, eine deutsche Sprachlehre zu schreiben, die aber leider verloren gegangen ist. Auch ließ er die alten Gedichte von den Taten der Könige und Helden aus der Vorzeit sammeln. Weil das Schreiben ihm besonders schwer fiel, hatte er immer eine Schreibtafel bei sich, die selbst des Nachts unter seinem Kopfkissen lag, damit er gleich, wenn er einen freien Augenblick hatte, sich im Buchstabenmalen üben konnte. — In jedem Kirch-sprenge! legte er für die Landkinder Schulen an, und an den Bischofssitzen wurden dergleichen für solche errichtet, die weiter kommen wollten. Auch an seinem Hofe gründete er eine Schule, in welcher die Kinder seiner Hofbeamten unterrichtet wurden. Einmal ließ er alle diese Knaben zusammenkommen, um sie zu prüfen. Sie mußten ihm ihre Arbeiten vorzeigen, und da fand sich denn,

2. Geschichte des Mittelalters - S. 40

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
40 waren; andere trugen Pelze aus weichem Pelzwerk. Karl dagegen keinen andern als seinen gewöhnlichen Schafpelz. Nun stellte Karl einmal eine Jagd an, und als jeder aufs schönste geschmückt erschienen war, befahl er, daß keiner eher weggehen dürfe, bis er etwas erlegt hätte. Es war ein rauher Tag, und es regnete heftig; die schönen Kleider wurden von der Nässe durchweicht, von Dornen und Ästen zerrissen und vom Blute der erlegten Tiere besudelt. Als sie nun nach Hause kamen, befahl Karl, daß keiner vor dem Schlafengehen feinen Pelz ausziehen dürfe, damit er besser auf dem Leibe trockne. Die armen, durchweichten Höflinge machten ein saures Gericht; aber was half es? Dem Kaiser mußte gehorcht werden. Sie gingen ans Feuer und wärmten und trockneten sich so gut, wie es gehen wollte. Als sie sich aber am Abend auszogen, waren die schönen Kleider ganz verdorben, und alle seufzten, daß ihnen der eine Tag soviel Geld gekostet habe. Am andern Tage befahl Karl, daß sie in denselben Kleibern wieder bei ihm erscheinen sollten. Sie kamen; aber wie sahen sie ans! Es war wirklich ein jämmerlicher Auszug. Ta ließ Karl seinen Pelz herbringen, wie er ihn ausgezogen hatte, rieb ihn vor ihren Augen aus, und siehe ba, er sah wteber so gut aus wie vor der Jagb-Partie. „Ihr Narren," sprach Karl, „wo gibt es wohl ein besseres Pelzwerk? Und das kostet nur einen Gulben, eure bagegen viele Pfuttb Silbers." Alle stanben beschämt ba und schlugen die Augen nieber. Ob sie sich aber nun auch Schafpelze haben machen lassen, wirb nicht erzählt. Wie dieser große Mann Reiche lenkte und Völkerglück abwog, ebenso genau sah er auch auf das Kleinste. Es ist noch eine Ber-orbnung übrig, die er für die Verwalter seiner Meiereien entwarf. Darin ist genau bestimmt, wie die Eier verkauft, wieviel Hühner und Gänse gehalten, wie Butter, Käse, Wachs und Honig bereitet, wie das Bier gebraut und der Wein gekeltert werben sollte. Ebenso würde genau vorgeschrieben, wie das Vieh gehalten, wieviel geschlachtet und wozu das Geschlachtete angewenbet werben sollte, so daß man glauben möchte, der Kaiser habe sich sein lebenlang nur mit derlanbwirtfchaft beschäftigt. — An einem bestimmten Orte hielt

3. Geschichte des Mittelalters - S. 41

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
41 er sich nicht auf; wie konnte er auch, da seine Geschäfte und Kriege ihn unaufhörlich umhertrieben? Es war damals überhaupt nicht gewöhnlich, daß ein König eine bestimmte Residenz hatte, weil es nicht so leicht wie jetzt war, von einem Orte aus ein großes Land zu regieren. Am liebsten verweilte er in Heristal, in Aachen, Nymwegen und in I n g e l h e i m bei Mainz. An allen vier Orten baute er sich Schlösser. Das schönste war in Aachen; hierhin zog ihn schon der Gebrauch der warmen Bäder, die er sehr liebte. Hier baute er auch ein herrliches Münster, welches jedermann bewunderte. Es war mit Gold und Silber geschmückt und mit Fenstern, Türen und Gittern von blinkendem Erz versehen. Aus Italien ließ er die majestätischen Säulen und Marmorblöcke kommen, wofür sich der Papst einige deutsche Pferde ausbat, die wegen ihrer Stärke geschätzt wurden. Die Künstler zum Bau wurden weit und breit her verschrieben. Die Kirche bestand aus einem achteckigen, auf Säulen ruhenden Kuppelbau, der von einem sechzehnseitigen zweistöckigen Umgänge umschlossen wurde. Von außen war sie schmucklos, im Innern dagegen war sie mit italienischen Mosaikgemälden schön verziert. Papst Leo kam selbst, um sie einzuweihen. Damit dieser große Kaiser, der mit kräftiger Hand die Zügel seiner Reiche lenkte, während er zugleich sein Volk die friedliche Kunst des Landbaues, seine Richter Übung der Gerechtigkeit und seine Priester den wahren Gottesdienst lehrte, uns recht eindrücklich vor Augen bleibe, wollen wir sein Äußeres beschreiben. Er war von großem, starkem Körperbau, sieben seiner eigenen Füße lang, dabei so kraftvoll, daß man von ihm erzählt, er habe Hufeisen wie Brot zerbrechen können und einst einen Sarazenen bis auf den Sattelknopf gespalten. Sein Gesicht war fast stets heiter; denn er war ein Freund unschuldigen Scherzes. Sein Hinterkopf war rund, mit schönem Silberhaar geziert, seine Nase etwas groß, seine Augen groß und klar und mit durchbohrendem Blicke, wenn er zürnte. Lein Nacken war kurz und fett, sein Unterleib in spätern Jahren etwas stark, sein Gang männlich, fest und voll Würde, nur feine Stimme heller, als man bei so großem Körper hätte erwarten sollen; dieser

4. Geschichte des Mittelalters - S. 43

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
43 liche Karl so geschmückt, daß er ihnen über die Maßen schrecklich vorkam. Neugierig baten sie, alles besehen und betasten zu dürfen. Er erlaubte es. Da stiegen sie allenthalben umher, liefen hierhin und dorthin, besahen alles mit Staunen, befühlten alles, und so oft sie vom Söller herab die Pracht der Geistlichen und Höflinge geschaut hatten, kamen sie mit hellem Gelächter zum Kaiser zurück, schlugen die Hände zusammen und riefen ohne Aufhören: „Ei! sonst haben wir nur Menschen von Erde gesehen; aber diese liier sind von eitel Gold!" — Ein andermal schickte ihm Harun al Raschid einen Elefanten nach Aachen. Da war des Staunens gar kein Ende. Weit und breit liefen die Leute zusammen, das Untier zu betrachten, und sie konnten sich an der wandernden Fleischmasse nicht satt sehen. Die letzten Lebensjahre Karls waren recht traurig. Drei liebe Söhne waren ihm von allen noch übrig. Er bestimmte, wie sie nach seinem Tode sich in seine Länder teilen sollten, und gab ihnen noch überdies viele weise Lehren. Siehe, da starb vier Jahre vor seinem Tode sein Sohn Pippin und gleich das Jahr darauf auch sein ältester und liebster Sohn Karl. Mit diesem wurden seine letzten Freuden zu Grabe getragen. Alle Personen, die er am innigsten geliebt hatte, waren jetzt tot; auch seine fünf Frauen, feine liebsten Freunde und viele seiner Kinder waren ihm vorangegangen in das Land, aus welchem keiner wiederkehrt. Sein Leben neigte sich nun zu Ende. Seine Gesundheit, sonst so fest, nahm zusehends ab, und den Rat der Ärzte verschmähte er, weil sie ihm sein Leibessen, gebratenes Fleisch, verboten. Da fühlte er seinen Tod herannahen. Er schickte nach seinem noch einzigen Sohne Ludwig, der in Aquitanien König war. und ließ ihn nach Aachen kommen. In feierlicher Versammlung aller seiner Großen fragte er diese, ob sie ihn zum Herrn haben und ihm treulich gehorchen wollten, und alle riesen: „Ja. das ist Gottes Wille!" — Am folgenden Tage ließ sich Karl, so schwach er auch war, noch einmal als Kaiser schmücken. In vollem kaiserlichen Ornate, die Krone aus dem Haupte, ging er in den selbsterbauten Münster, kniete in langem, stillem Gebete mit seinem Sohne vor dem Altare nieder und ermahnte ihn dann mit

5. Geschichte des Mittelalters - S. 46

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
46 geraten sind! Und dieses Unglück hatte er. Er hatte drei Söhne: Lothar, Pippin und L u d w i g den Deutschen; unter diese teilte er schon drei Jahre nach seinem Regierungsantritte alle seine Länder; denn er mochte Wohl fühlen, daß er ein so großes Reich nicht allein übersehen könnte. Aber die jüngern Brüder meinten, der ältere wäre dabei zu sehr begünstigt worden, und sahen diesen und den Vater mit scheelen Angen an. Doch es sollte bald noch ärger kommen. Es lebte noch ein Sohn seines verstorbenen Bruders Pippin mit Namen Bernhard. Diesem gehörte das Königreich Italien. Als er von der Teilung hörte, sprach er unwillig: „Warum bin ich übergangen, da mein Vater doch älter als Ludwig war?" Er ließ sich bereden, mit dem Kaiser Krieg anzufangen: da dieser aber schnell auf ihn losging, bereute er die Unternehmung, eilte nach Chalons an der Marne zu Ludwig und bat ihn fußfällig um Verzeihung. Schon wollte ihm dieser die Empörung verzeihen; da meinten aber die Geistlichen, das wäre zu voreilig, er sollte dem Gerichte die Sache überlassen, und . dies verurteilte den Reuigen zum Tode. Gern hätte ihn Ludwig begnadigt; aber er fürchtete sich wieder vor den Geistlichen. Er schenkte ihm zwar die Todesstrafe. ließ ihm aber die Augen ausstechen, und dies geschah mit solcher Roheit, daß der Arme schon nach drei Tagen unter großen Schmerzen starb. Jetzt fühlte Ludwig Gewissensbisse und gelobte, nie wieder ein Strafurteil zu fällen; aber dadurch wurde das Unrecht nicht wieder gut gemacht. Als bald darauf Ludwigs Frau Irmengard starb, nahm er auf den Rat der Geistlichen eine bayrische Prinzessin mit Namen Judith zur Gemahlin, und als diese einen Sohn bekam, der in der Geschichte den Namen Karl der Kahle führt, fragte sie denj Kaiser, was denn nun dieses arme Kind haben sollte, da er schon alle Länder weggegeben habe. Ludwig wußte nicht, was er machen sollte. Da ließ ihm Judith feine Ruhe, bis er sich zu einer neuen Teilung entschloß. Er gab ihm das Königreich Alemannien. Aber darüber fuhren die drei ältesten Söhne wild auf und empörten sich gegen den Vater. Er wurde von ihnen in Compiegne gefangen genommen, und Lothar gab ihm Mönche zur Gesellschaft, die ihn bereden sollten, auch ein

6. Geschichte des Mittelalters - S. 48

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
48 standen. Diese mußte er selbst ablesen und dann um Vergebung bitten. Die Bischöfe zogen ihm nun seine Kleider aus, legten ihm ein Bußkleid an und sangen das gewöhnliche Büßlied. Gern hätten sie ihn auch noch überredet, das Klostergelübde abzulegen; aber dessen weigerte er sich standhaft. Über dieses abscheuliche Verfahren wurden selbst die Brüder Lothars sehr ausgebracht. Sie verlangten von ihm, er solle den Vater freilassen, und da er nicht wollte, gingen sie mit ihren Mannen auf ihn los. Lothar floh nach dem südlichen Frankreich und ließ seinen Vater zurück, der nun zum dritteumale die Regierung übernahm, und allen, auch Lothar, verzieh. Alles schien wieder beruhigt zu sein. Kaum aber waren Judith und Karl wieder zurückgekehrt, so wurde die unglückliche Teilung auch schon wieder vorgenommen und dabei Karl der Kahle ganz besonders begünstigt. Als kurz darauf sein zweiter Sohn Pippin starb, übergab er Lothar alle Länder östlich vsn den Seealpen, dem Jura und der Maas und Karl die westlichen; Ludwig der Deutsche behielt nur Bayern und Böhmen. Darüber griff dieser wieder zu den Waffen und bekriegte den unglücklichen Vater, der endlich 840 der Last des Kummers unterlag und im Grabe die Ruhe fand, die ihm seine Söhne auf der Erde nicht vergönnt hatten. Er starb auf einer Rheininsel unweit Mainz und liegt in Metz begraben. Nach dem Tode des schwachen Kaisers brach ein erbitterter Krieg unter den drei Brüdern aus, weil Lothar das ganze Frankenreich an sich reißen wollte. Er wurde von den beiden jüngeren Brüdern bei F o n t e n o y geschlagen und hart bedrängt, und endlich mußte er in eine Teilung des Reiches einwilligen. Diese fand im Jahre 843 zu Verdun statt. Lothar erhielt die Kaiserwürde und Mittelfranken, d.i. das Land zwischen Rhone, Saone. Maas und Schelde einerseits und den Alpen und dem Rheine andererseits; die westlich davon gelegenen Länder, West franken genannt, bekam Karl der Kahle und Ostfranken Ludwig der Deutsche. Man kam zu dieser Teilung, weil Lothar durchaus die beiden Hauptstädte des Reiches, Rom und Aachen, haben wollte.

7. Geschichte des Mittelalters - S. 52

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
er auch wohl der Finkler. Kurze Zeit darauf kameu die sächsischen und fränkischen Grafen in Fritzlar zusammen, und hier schlug Eberhard seinem Versprechen gemäß bor, Heinrich zum Könige zu wählen. Die ganze Versammlung stimmte diesem Vorschlage durch freudigen Zuruf bei. Da nahte sich der Erzbischof von Mainz und schickte sich an, ihn zu salben und zu krönen. Aber Heinrich entgegnete: „Mir ist es genug, daß ich, dank der göttlichen Gnade und Eurer frommen Gunst, König geworden bin, die Salbung und das Diadem mag Besseren vorbehalten sein." Lauter Beifall lohnte diese Worte: nur die Geistlichen standen etwas verdrossen da; sie wußten nicht recht, wie sie sie deuten sollten. Außer den Herzogen von Franken und Sachsen gab es damals noch drei mächtige Fürsten in Deutschland, das waren die Herzoge von Schwaben, Bayern und Lothringen. Sie wollten anfangs durchaus nicht Heinrich als König anerkennen. Aber Heinrich ließ ihnen sagen, er begehre gar nicht, über sie zu herrschen, ihm genüge es. der erste unter Gleichen zu sein. Da unterwarf sich sofort der Herzog Burchard von Schwaben: Arnulf von Bayern aber rief unwillig aus: „Was will der Sachse in unserm Lande?" Indessen als Heinrich mit Heeresmacht heranrückte und die Stadt Regensburg belagerte, erkannte auch er seine Oberhoheit an. Der wankelmütige Herzog Giselbert von Lothringen hatte sich sogar an Frankreich angeschlossen. Heinrich wartete ruhig ab, bis sich ihm eine günstige Gelegenheit bot, auch dieses Land wieder zu gewinnen. Als nach kurzer Zeit in Frankreich ein Bürgerkrieg ausbrach, fiel er in Lothringen ein und hatte bald das ganze Land erobert und den Herzog Giselbert gefangen genommen. Er hatte wohl verdient, daß Heinrich ihn abgesetzt hätte; aber dieser gewann auch ihn durch seine Güte; er setzte ihn wieder in sein Herzogtum ein und gab ihm sogar wenige Jahre später seine Tochter Gerberga zur Gemahlin. So war Heinrich in wenigen Jahren gelungen, was Konrad vergeblich erstrebt: er hatte die Einheit des Reiches wieder hergestellt. Ein noch größeres Verdienst sollte er sich bald durch die Besiegung der Reichsfeinde erwerben.

8. Geschichte des Mittelalters - S. 54

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
54 das offene Land gegen die Einfälle der Ungarn keinen Schutz gewährte, ließ er die wenigen Städte seines Herzogtums erweitern und mit Mauern und Gräben umgeben; dazn legte er viele neue an. Er wird daher der Städtegründer genannt. Die Städte sollten im Kriege den Landleuten Schutz und Obdach gewähren; dafür mußten diese einen Teil ihrer Ernte an die Stadtbewohner abgeben. Damit die Leute gern in die Städte zögen, stattete sie Heinrich noch mit mancherlei Vorrechten aus; so sollten die Märkte und die Gerichtstage in ihnen abgehalten werden. Weil sich ober trotzdem noch nicht genug Leute fanden, die freiwillig in die Stadt zogen, befahl Heinrich, daß jeder neunte Mann hineinziehen müsse, und ließ diese durch das Los bestimmen. — Bisher hatten seine Sachsen im Kriege nur zu Fuß gekämpft. Dadurch waren sie sehr im Nachteil gegen die Ungarn, die auf ihren schnellen Rossen ihnen gar leicht entkamen. Heinrich bildete sich nun ein tüchtiges Reiterheer und erreichte in wenigen Jahren, daß der Kriegsdienst zu Pferde für viel ehrenvoller galt als der Dienst zu Fuß. — Rastlos übte er dann sein Heer im Kampfe gegen die in der Provinz Brandenburg wohnenden Wenden. Ein Stamm nach dem andern wurde von ihm besiegt, und als sich darauf das ganze Volk gegen ihn erhob, schlug er es im Jahre 929 bei Lenzen vollständig. So machte er auch hier den Anfang, die Gebiete wieder zurückzuerobern, welche während der Völkerwanderung verloren gegangen waren. Nun waren die neun Jahre um. Heinrich berief seine Sachsen zu einer großen Volksversammlung. Hier sprach er zu ihnen: „Das Reich ist beruhigt; nur die Ungarn sind noch uubezwungen. Bisher habe ich euch besteuern müssen, um diesen Feind zu bereichern; nun muß ich gar Kirchen und Geistlichkeit berauben, um ihrer Raubsucht zu genügen, bis uns zuletzt nichts als das nackte Leben übrig bleibt. Wollt ihr nun, daß ich den Gott geweihten Schatz angreife und den Feinden der Christenheit gebe, oder ihn vielmehr zur Ehre Gottes anwende?" Da rief das Volk laut, es begehre, daß das Geld Gott geweiht werde. Es hob die Hände gen Himmel und gelobte dem Könige treuen Beistand. Nun kamen die Ge-

9. Geschichte des Mittelalters - S. 55

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
55 sandten der Ungarn und verlangten den Tribut. Aber Heinrich wies sie ab. Die Sage erzählt, er habe ihnen einen räudigen Hund, dem Ohren und Schwanz verstümmelt waren, mit dem Beifügen gegeben, wenn die Ungarn einen andern Zins begehrten, so möchten sie ihn mit den Schwertern holen.*) Drohend gingen die Boten fort. Im Frühjahr 933 erschien ein ungeheures Heer der Ungarn. Der Schrecken ging vor ihnen her; sie verwüsteten und verbrannten alle Gehöfte und Dörfer, die sie erreichten. Viele Männer wurden ermordet, Weiber und Kinder als Sklaven mitgeführt. So kamen sie in die Gegend von Merseburg. Heinrich eilte schnell herbei mit allen Mannen, die er beisammen hatte, und lagerte sich auf einem Hügel, von welchem er mehrere Tage in das Blachfeld, wo die Ungarn im Lager standen, hinabstieg, um seine Seute an den Anblick der wilden Krieger zu gewöhnen. Ehe er die Schlacht wagte, schickte er eine Reiterschar in einen Hohlweg in die Seite der Ungarn, um von da zur rechten Zeit hervorzubrechen. Nun sammelte er alle Mannen um sich und ermahnte sie, auf die göttliche Hilfe zu vertrauen, männlicher Mut werde sicherlich über die Wildheit des Feindes siegen. Mit Vertrauen blickte das Heer auf zu dem Bilde des Engels auf der hochflatternden Reichsfahne und hin auf den König, der, vor allen hervorragend, sie in das Feld hinabführte. Als er nun dicht vor dem Feinde stand, betete er — und das ganze Heer mit ihm — noch einmal zu Gott um Sieg. gab das Feldgeschrei; „Herr, erbarme dich!" und nun ließ er einbrechen. Zugleich stürzten die im Hohlwege *) Recht naiv drückt sich darüber eine Chronik ans dem 15. Jahrhundert in dem damals gebräuchlichen Dialekt aus: „Do zcogin dy Ungirn in Doringen imde vordirtin jerlichen zcinß von den Do ring in, unde von den andern Dntzschin. Do sante Konnig Henrich en zcu zcinse eynen schebechtin Hunt, deine marin dy orin unde der zcagil abegejnetin, unde enpod en, wer eynen andirn zcinß von den Doringin habin wolde, das her queme, unde holete en, wanne her wölbe." D.i.: ,.Da zogen die Ungern nach Thüringen und forderten den jährlichen Zins von den Thüringern und von den andern Deutschen. Da sandte König Heinrich ihnen zum Zins einen schäbichten Hnnd, dem waren die Ohren und der Schwanz abgeschnitten, und entbot ihnen, wer einen andern Zins von den Thüringern haben wollte, daß er käme und holte ihn, wann er wollte."

10. Geschichte des Mittelalters - S. 3

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
3 Franken am Niederrhem und die Sachsen zwischen Elbe und Rhein die wichtigsten sind. Jeder Staunn bestand aus mehreren Gauen. Au der Spitze jedes Gaues stand ein Ga »graf, der im Frieden der oberste Richter war und im Kriege die Mannschaften seines Bezirks anführte. Weil er int Kampfe gewöhnlich der Vorderste war, wurde er auch Für ist 0 genannt; aus dieser Bezeichnung ist später das Wort Fürst entstanden. Über wichtige Angelegenheiten wie Krieg und Frieden, neue Gesetze und die Wehrhaftmachung der Jünglinge entschied die Volksversammlung oder das „Thing", die gewöhnlich zur Zeit des Neumondes oder des Vollmondes entweder unter freiem Himmel oder unter geheiligten Bäumen zusammentrat. Mit Helm und Schwert bewehrt, umstanden die freien Männer den Thingslein, auf dem die Fürsten Platz genommen hatten, und tiefe Stille herrschte, wenn die Priester im Namen der Götter Schweigen und Frieden geboten hatten. Einer der Fürsten trug nun die zu beratenden Angelegenheiten vor und machte im Namen der übrigen bestimmte Vorschläge. Waren die Versammelten damit einverstanden, so klirrten sie mit den Schwertern; mißfielen sie ihnen, so wurden sie durch unwilliges Murren verworfen. Beschloß die Versammlung einen Krieg, so wurde ein Fürst für tue Dauer des Krieges zum Oberbefehlshaber ernannt und unter Waffeuklirreu und Zurufen auf den Schild erhoben; er nannte sich dann Herzog. Zuweilen behielt auch der Herzog im Frieden seine Gewalt; dann führte er den Titel K ö 11 i g. Wenn ein Stamm ein neues Land erobert hatte, so wurden gewöhnlich die Besiegten Leibeigene und die Sieger Herren. Aus diesen bildete sich dann der A del. Der König oder Fürst verteilte die Läudereieu uach Gutdünken an seine treuen Begleiter, doch so, daß er ihnen die Besitzung wieder nehmen und einem auderu geben konnte, und wenn der Besitzer starb, so fiel sie wieder an den König zurück, der sie dann aufs neue, entweder an den Sohu des Verstorbenen oder an einen andern, vergab. Der König war der Lehnsherr und der Besitzer sein Vasall oder L e h n s- I*
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