Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 17

1894 - Münster : Aschendorff
— 17 — Heere unter Herwarth von Bittenfeld, dempr-inzen Friedrich Karl und dem Kronprinzen von drei weiten aus durch das Königreich Sachsen und die Provinz Schlesien in Böhmen einrücken und sich dort zu vereinigen suchen. Dieser Plan wurde glücklich und geschickt ausgeführt; unter glücklichen Gefechten rückten die Heere in das feindliche Land ein. Als ihre Vereinigung nahe bevorstand, begab sich auch König Wilhelm auf den Kriegsschauplatz und übernahm den Oberbefehl. Die Entscheidung wurde herbeigeführt durch die Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli. Die Österreicher und die mit ihnen verbündeten Sachsen standen unter dem Oberbefehle des Feldzeugmeisters Benedek und waren 220000 Mann stark; die Preußen waren ungefähr ebenso stark, 215 000 Mann, und standen unter dein Oberbefehle des Königs Wilhelm. Was die Zahl und die Tüchtigkeit der Mitkämpfenden anbetrifft, so ist diese Schlacht eine der größten des ganzen Jahrhunderts zu nennen. Beim Beginne der Schlacht waren aber erst zwei der drei preußischen Heere zugegen; das dritte Heer unter dem Kronprinzen war noch in der Nacht durch Eilboten herbeigerufen worden, konnte aber wegen der schlechten Wege, die durch andauernde Regengüsse ganz durchweicht waren, nicht früh genug zur Stelle sein. Anfangs erfochten die preußischen Truppen einige Vorteile über die Gegner; einen wesentlichen Borzug hatten sie durch ihre Zündnadelgewehre vor den Österreichern, die noch mit Borderladerflinten bewaffnet waren. Als aber die vorzüglichen österreichischen Kanonen ihre volle Wirkung entfalten konnten, kam die Schlacht zum Stehen. Um die Mittagszeit war der Sieg sehr zweifelhaft; alles kam darauf an, ob der Kronprinz früh genug eintreffen konnte. Endlich gegen 1 Uhr erblickte man in der Ferne zuerst leichte Staubwolken, die immer größer wurden, dann bemerkte man das Blitzen der Helme und Waffen. Alles atmete erleichtert auf. Gegen 2 Uhr griff das kronprinzliche Heer in den Kampf ein. Nach abermaligen heftigen Kämpfen war um 4 Uhr die Schlacht zu gunsten der Preußen entschieden. Am Abende trafen der König und der Kronprinz zusammen. Mit Thränen in den Augen umarmte der Vater seinen tapfern Sohn und überreichte ihm den Orden pour le mörite. Durch diesen Sieg war der „siebentägige Krieg", wie man ihn wohl genannt hat, entschieden. Die Österreicher und Sachsen zogen sich zurück, und die preußischen Heere ruckten immer weiter in Österreich vor und näherten sich schon der Hauptstadt Wien. In Italien hatten die Österreicher unter der geschickten Führung des tapferen Erzherzogs Albrecht glänzende Siege ersoch- Dr. Baders, Vaterländische Geschichte. 2

2. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 18

1894 - Münster : Aschendorff
18 — ten. Aber der Kaiser Franz Joseph wollte lieber seine Besitzungen in Italien, als seinen Vorrang und seinen Einfluß in Deutschland verlieren. Er schloß daher schleunigst mit dem Könige von Italien Frieden, trat ihm das schöne Benetien mit der altberühmten, herrlichen Stadt Venedig ab und berief den Erzherzog Albrecht auf den nördlichen Kriegsschauplatz. Nene, schwere Kämpfe schienen bevorzustehen. Aber ehe der Erzherzog Albrecht in den Krieg eingreifen konnte, wurde unter Vermittelung des französischen Kaisers Napoleon Iii. ein Waffenstillstand abgeschlossen. Dieser führte bald darauf zum Frieden von Prag am 23. August. Zu derselben Zeit, als in Böhmen und Italien der Krieg tobte, wurde noch auf einem dritten Kriegsschauplätze gekämpft. Nach der Schlacht bei Langensalza zog der General Vogel von Falkenstein süd- wärts an den Main. Hier standen die baierischen Truppen unter dem Befehle des Prinzen Karl von Baiern, sowie die Württemberger, Badener, Hessen und Nassauer unter dem Befehle des Prinzen Alexan- der von Hessen. Zunächst gelang es Vogel von Falkenstein, die Vereinigung der beiden Heere zu verhindern. Bald darauf wurde er abberufen, um die Verwaltung Böhmens zu übernehmen. Sein Nachfolger, der G e n e r a l von M a n t e n f fe l, errang eine Reihe kleinerer und größerer Siege über die weit stärkeren, aber schlecht geführten Feinde und drängte sie immer mehr zurück. Als aber die Nachricht von dem Abschlüsse des Waffenstillstandes zwischen Preußen und Österreich eintraf, hörten auch hier die Feindseligkeiten auf, und auch der sog. „Mainfeldzug" war beendigt. Mit den einzelnen süddeutschen Staaten wurde in Berlin der Friede abgeschlossen. Die Friedensbedingungen waren folgende: Schleswig und Hol- stein gingen in den alleinigen Besitz Preußens über. Ebenso wurden das Königreich Hannover, das Kurfürstentum Hessen, das Herzogtum Nassau und die freie Stadt Frankfurt dem preußischen Staate einverleibt. Österreich und die süddeutschen Staaten mußten Verhältnis^ mäßig geringe Kriegskosten zahlen. Ans den von Preußen neuerworbenen Landesteilen wurden drei neue Provinzen gebildet: Schleswig-Holstein, Hannover und Hessen-Nassan. Österreich schied aus Deutschland ans. Die norddeutschen Staaten vereinigten sich zum Norddeutschen Bunde. Art der Spitze dieses Bundes ftanb der König von Preußen; Bismarck, der wegen seiner besonderen Verdienste in den Grafenstand erhoben worden war, wurde Bundeskanzler. Die gesamte Kriegsmacht des Bundes stand im Krieg und Frieden unter dem Oberbefehle des Königs von Preußen; die gemeinsame Flagge führte die Farben schwarz-weiß-rot. Mit den sübbeutschen Staa-

3. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 19

1894 - Münster : Aschendorff
— lö- ten wurde ein Schutz- und Trutzbündnis abgeschlossen, d. H. wenn ein Staat üou einem auswärtigen Feinde angegriffen wurde, so waren di übrigen verpflichtet, ihm Hülfe zu leisten. 6. Der französische Krieg 1870 und 1871. Die großen Erfolge, die Preußen im deutschen Kriege errungen hatte, waren wohl niemand unangenehmer, als dem französischen Kaiser Napoleon Iii. Dieser ehrgeizige Mann war nur durch seine eigene Unternehmungslust und Schlauheit zu den höchsten Ehrenstellen gelangt und hatte zuletzt sogar die Kaiserwürde erlangt. Seinen größten Ruhm suchte er darin, Frankreich und damit sich selbst zu einer immer größeren Machtstellung und zu immer höherem Ruhme emporzuheben. Dies war ihm schon durch mehrere glückliche Kriege gelungen. Sehr unzufrieden war er daher mit dem Aufschwünge Preußens, und sein ganzes Sinnen und Trachten ging dahin, auch biesen Staat zu bemütigen. Wer den Krieg wünscht, finbet balb eine Veranlassung bazn, und so ging es auch Napoleon. Die Spanier hatten im Jahre 1868 ihre Königin Jsabella vertrieben und eine Republik errichtet. Tie republikanische Regierungsform gefiel ihnen aber schon balb nicht mehr, und sie wählten im Jahre 1870 einen neuen König. Jbre Wahl siel auf den Prinzen öecpolb von Hohenzollern, einen entfernten Berwanbten des preußischen Königshauses. Darüber entstaub in Frankreich eine gewaltige Aufregung; man sagte, wenn in Preußen und in Spanien Mitglieder des hohenzollerischen Hauses herrschten, so sei Frankreich von Feinben eingeschlossen. Der französische Gesanbte Benebetti forberte bah er den in E ms zur Kur weilenben König Wilhelm auf, dem Prinzen die Annahme der spanischen Königskrone zu verbieten. Der König erklärte aber dem Gesanbten, der Prinz sei ein freier Mann, und Preußen habe mit der spanischen Thronfrage nichts zu thun. Da der Prinz Leopolb nicht wünschte, daß seinetwegen zwischen zwei mächtigen Völkern ein Krieg entbrenne, so erklärte er, die ihm angebotene Krone nicht annehmen zu wollen. Nun hätten die Franzosen eigentlich zusrieben sein müssen. Aber sie wollten nun einmal den Krieg, und Benebetti stellte an den König Wilhelm die Forderung, er solle eine Erklärung dahin abgeben, daß er auch in Zukunft dem Prinzen die Annahme der spanischen Königskrone niemals erlauben werde. Dieses Ansinnen sollte nur eine Demütigung des 2 *

4. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 20

1894 - Münster : Aschendorff
— 20 — Königs herbeiführen. Der König gab daher eine entschieden verneinende Antwort. Als Benedetti nun noch einmal um eine Audienz beim Könige nachsuchte, verweigerte dieser sie ihm mit der Erklärung, er habe ihm in dieser Angelegenheit nichts mehr zu sagen. Dem Könige war es längst klar geworden, daß Napoleon den Krieg durchaus wünschte. In der That entstand denn auch über die Abweisung des französischen Gesandten durch den König in Frankreich ein gewaltiger Kriegslärm. König Wilhelm reiste sogleich von Ems nach Berlin, um sich mit seinen Ministern über die zu ergreifenden Maßregeln zu beraten. Wie man allgemein erwartet hatte, erklärte Napoleon unter dem Jubel der Bevölkerung an Preußen den Krieg; arti 19. Juli traf die Kriegserklärung iu Berlin ein. Der Reichstag und die ganze Bevölkerung nahm dieselbe mit dem festen Entschlüsse an, für des Vaterlandes Ehre den Kampf aufzunehmen und Gut und Blut zu opfern. Wie plötzlich der Krieg auch ausbrach, er traf das preußische Heer nicht unvorbereitet. Sobald der Befehl zur Mobilmachung erging, strömte alles zu deu Waffen. Für jeden, der eintrat, lag die Kleidung und Rüstung bereit, jedem war fein Platz im voraus bestimmt. Mit der größten Ruhe und ohne jybe Störung sammelten sich die einzelnen Truppenteile, und in wenigen Tagen befand sich das ganze Heer mit Pferden und Kanonen auf dem Wege nach Frankreich. Auch die süddeutschen Staaten, Baiern, Württemberg, Baden und Hessen, hielten fest an dem 1866 abgeschlossenen Bündnisse und stellten ihre Heere dem Könige von Preußen zur Verfügung. Allenthalben in ganz Deutschland herrschte dieselbe Begeisterung, überall erscholl bei jung und alt die „Wacht am Rhein": //Lieb Vaterland, magst ruhig fein, Fest steht und treu die Wacht am Rhein." In weniger als 14 Tagen stauben 450 000 Mann kampfbereit an der französischen Grenze, und ebenso viele befanben sich noch im Innern des Landes, bereit, auf den ersten Ruf des Königs hin zum Kampfe aufzubrechen. Über eine Million beutscher Solbateu hat in biesem Kriege gegen Frankreich gekämpft. Die gesamte beutsche Streitmacht war in brei große Armeen geteilt. Die erste Armee stanb unter dem Befehle des Generals von Steinmetz, die zweite unter dem Prinzen Friedrich Karl; bte britte Armee, zu der auch die fübbeittfchen Truppen gehörten, würde vom Kronprinzen von Preußen befehligt. Der 19. Juli, der Tag der Kriegserklärung, war für bett König Wilhelm ein benkwürbiger Tag. Ant 19. Jnli 1810, also gerabe vor 60 Jahren, war seine intiigstgelie&te Mutter, die eble Königin

5. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 21

1894 - Münster : Aschendorff
— 21 — Luise, gestorben. Alljährlich pflegte er an diesem Tage das Grab der Mutter im Mausoleum zu Charlotteuburg zu besuchen. Besonders lange weilte er in diesem Jahre an der für ihn heiligen Stätte und flehte Gott den Allmächtigen an um seinen Beistand in dem bevorstehenden Kampfe. An demselben Tage erneuerte er als Auszeichnung für diesen Krieg den Orden des Eiserneu Kreuzes, das er sich selbst als Jüngling im Kampfe gegen Napoleon I. erworben hatte. Am 31. Juli reifte er selbst auf den Kriegsschauplatz und übernahm die Oberleitung des Heeres. In seiner nächsten Umgebung befanden sich der Leiter des Generalstabes General von Moltke, der Kriegsminister General von Roon und der Bundeskanzler Graf Bismarck. Napoleon hatte feit Jahren so eifrig gerüstet und jetzt mit einer solchen Eile zum Kriege gedrängt, daß man allgemein glaubte, das französische Heer sei durchaus schlagfertig und werde sofort die deutsche Grenze überschreiten. Er selbst hatte den Oberbefehl über die im Norden aufgestellte Armee übernommen, die dem General von Steinmetz und dem Prinzen Friedrich Karl gegenüber stand; dem Heere des Kronprinzen gegenüber stand ein starkes französisches Heer unter dem Befehle des Marsch all s Mac Mahnn, eines in vielen Kriegen und Schlachten erprobten Feldherrn. Am 2. August endlich überschritt das französische Heer die preußische Grenze und besetzte die von Truppen fast ganz entblößte Stadt Saarbrücken. Obgleich die Stadt gleich darauf wieder geräumt werden mußte, wurde doch nach Paris von einem großen Siege der französischen Waffen telegraphiert. In Paris und in ganz Frankreich feierte man aus die Nachricht hin schon ein großes Siegesfest. Aber bald sollte es anders kommen. Der Kronprinz von Preußen hatte inzwischen auch die Grenze überschritten und war in das damals noch zu Frankreich gehörende Elsaß eingedrungen. Am 4. August kam es zur Schlacht bei Weißenburg. Preußen und Baiern erstürmten, brüderlich im Kampfe vereint, diese kleine Grenzfestung und die von den Franzosen stark verschanzten Höhen bei derselben. Die Franzosen wichen in wilder Flucht zurück. In dieser Schlacht hatte dem Kronprinzen nur ein Teil des Mac Mahouscheu Heeres gegenübergestanden. Mit dem ganzen Heere hatte er zu kämpfen in der Schlacht bei Wörth am 6. August. Heißer war hier der Kampf, in dem auf französischer Seite Mac Mahon selbst befehligte, aber glanzender war auch der Sieg. Die Trümmer des feindlichen Heeres flohen bestürzt in das Innere Frankreichs und wagten es nicht mehr, dem siegreich vorrückenden deutschen Heere Widerstand zu leisten. Eine reiche Beute an Feldvorräten, Kanonen, Adlern, sowie zahlreiche

6. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 22

1894 - Münster : Aschendorff
— 22 — Gefangene fielen den Siegern zu. Einen Teil seines Heeres sandte der Kronprinz ab zur Einschließung und Belagerung der starken Festung Straßburg, einer ursprünglich deutschen Stadt, die aber vor vielen Jahren von den Franzosen aus hinterlistige Weise geraubt worden war. Kaum waren diese Siege in Deutschland bekannt geworden und mit begeistertem Jubel begrüßt worden, als schon die Nachricht von einem dritten Siege eintraf. An demselben 6. Angnst siegte nämlich der General von Steinmetz in der Schlacht b e i Spicheren. Napoleon hatte bei der Ränmnng Saarbrückens die in der Nähe gelegenen Spicherer Höhen stark verschanzen und mit vielen Kartonen und einer starken Truppenzahl besetzen lassen. Diese Anhöhen waren sehr steil, so daß schon unter gewöhnlichen Verhältnissen ein Emporsteigen sehr schwierig ist. Die Franzosen aber unterhieltet! von bett sicheren Berschanznngen aus ein heftiges Kanonen- ttrtb Gewehrfeuer. Trotz- dem erkletterten die wackeren Krieger mit Tobesverachtnng, freilich nntcr schweren Verlusten, die für uneinnehmbar gehaltenen Höhen und vertrieben die Franzosen. Auch die Armee des Prinzen Friedrich Karl mit dem königlichen Hauptquartier hatte unterdessen die Grenze überschritten und marschierte zusammen mit der Armee des Generals von Steinmetz gegen Metz. In dieser gefahrvollen Lage legte der Kaiser Napoleon bett Oberbefehl nieder und übertrug ihn dem gleichfalls krieg- und schlachtgewöhnten M a r s ch a l l B a z a i u e. Die nächste Aufgabe der deutschen Heeresleitung bestand jetzt darin, Bazaiue von jeder Verbindung mit Paris abzuschneiden. Das wurde erreicht bttrch die b r ei blutigen Schlachten bei Metz am 14., 16. ttttb 18. August. In der Schlacht Bet Colombey ober Courcelles am 14. August würden die noch südlich von Metz stehettbert französischen Heeresteile nach heißem Kampfe von Steinmetz bis unter die Walle der Festung getrieben. Nach dieser Nieberlage verließ Napoleon das Heer. Am 16. August kam es zur zweiten blutigen Schlacht bei Viouville ober Mars la Tour. Den Oberbefehl auf beutscher Seite führte in dieser Schlacht der Prinz Friedrich Karl. Der Kampf wurde eröffnet durch das 3. (branden-burgische) Armeekorps unter dem General von Alvensleben. Stuuden-lang mußte es einer furchtbaren Übermacht gegenüber stanbhalten. Schon lag der britte Teil des Korps tot ober verwunbet am Boden. Auch das heranrückenbe 10. (hannoversche) Armeekorps vermochte keine ausreichende Hülse zu bringen, ba es selbst von einer Übermacht heftig angegriffen würde. Die Sache stanb also sehr schlimm, uttb alles kam darauf an, den feindlichen Angriff so lange auszuhalten, bis Unter-

7. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 23

1894 - Münster : Aschendorff
— 23 — stützungen herbeieilen konnten. In diesem gefährlichen Augenblicke brachte die Kavallerie Rettung. Der General von Bredow erhielt den Befehl, mit seiner Brigade, die aus dem altmärkischen Ulanenregiment Nr. 16 und dem magdebnrgischen Kürassierregiment Nr. 7 bestand, gegen die feindliche Infanterie und Artillerie einen Angriff zu unternehmen. Mit dem vollen Bewußtsein von der Gefährlichkeit des Angriffes ritten denn auch die tapfern Retter in sausendem Galopp unter die Feinde. Von mörderischem Feuer empfangen, sanken Roß und Retter scharenweise zu Boden. Aber unter brausendem Hurra ging es mit gesenkter Lanze und ge- schwungenem Säbel weiter durch Staub und Pulverdampf. Da ertönte das Zeichen zum Rückzug; unter abermaligen gleich schweren Verlusten wurde auch dieser glänzend vollzogen. Aber nur die Hälfte der Brigade kehrte zum Ausgangspunkte zurück, die anderen lagen tot oder verwundet auf dem Schlachtfelde. Doch nicht vergeblich war das große Opfer gebracht. Die Franzosen waren durch diesen heldenmütige Reiterangriff so lange aufgehalten worden, daß auf deutscher Seite Verstärkungen anrücken konnten. Bis spät am Abende wütete der heftigste Kampf. Die Deutschen durften sich Sieger nennen, weil sie die Feinde am Abzüge von Metz gehindert hatten. Aber uoch war die blutige Arbeit bei Metz nicht gethan, noch war die stolze Festung nicht umschlossen. Dazu bedurfte es noch eines weiteren Kampfes. Am 18. August fand die Schlacht bei Gravelotte statt. Diese Schlacht war noch gewaltiger, noch blutiger, als die vorige. 160 000 Deutsche standen hier ungefähr ebenso vielen Franzosen gegenüber; König Wilhelm führte selbst den Oberbefehl und geriet mehrmals in den Bereich feindlicher Kugeln. Bis zum Abend war die Entscheidung unsicher. Fünfzehn Stunden saß der 7 3 fahrige König im Sattel. Erst bei eintretendem Dunkel stieg er vom Pferde. Auf einer Leiter sitzend, die auf einem gefallenen Pferde ruhte, erwartete er die Entscheidung; ein Stück trockenes Brot und ein schluck Rotwein bildeten sein Abendbrot. Da endlich, als das Dnnkel der Nacht vom Lager-feuer und vom Widerscheine brennender Dörfer erhellt wurde, sprengte der General von Moltke heran und meldete den gewonnenen Steg. Es war gelungen, den Feind vollständig in Metz einzuschließen. Die große Armee Bazaiues konnte also an dem Kriege keinen thätigen Anteil mehr nehmen. Prinz Friedrich Karl wurde mit 200 000 Mann vor Metz zurückgelassen, um ein Entweichen der eingeschlossenen Franzosen zu verhindern. Ans den übrigen Truppen der 1. und 2. deutschen Armee wurde jetzt eine vierte Armee gebildet, später die „Maas-Armee" genannt, deren Oberbefehl dem Kronprinzen Albert von Sachsen über-

8. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 24

1894 - Münster : Aschendorff
— 24 — tragen wurde. Dieser erhielt den Auftrag, gegen Chalons vorzurücken, sich mit dem schon soweit vorgedrungenen Kronprinzen von Preußen zu verbinden und dann gemeinschaftlich gegen Paris zu marschieren. Als der Kronprinz von Preußen aber nach Chalons kam, fand er das französische Lager leer. Bald erfuhr man, daß der Marschall Mac Mahou mit allen französischen Streitkräften, die noch kampffähig waren, nach Norden marschiert sei. Sein Plan ging dahin, durch einen Seitenmarsch die deutschen Heere zu umgehen und das belagerte Metz zu entsetzen. Moltkes kluger Rat und die Marschtüchtigfeit der deutschen Truppen machten aber diesen Plan zu nichte. In angestrengten Märschen rückte der Kronprinz von Sachsen längs der Maas nach Norden, und der Kronprinz von Preußen zog auf einem anderen Wege auch dorthin. Bei der kleinen Festung Sedan an der Maas in der Nähe der belgischen Grenze brachte man den Feind zum Stehen. Hier kam es am 1. September zu der großen entscheidenden Schlacht bei Sedan. In einem weiten Thalkessel war hier die ganze französische Macht nebst dem Kaiser eingeschlossen. Es kam nun daraus an, ob die Franzosen stark genug waren, sich durch die deutschen Heeresmassen durchzudrängen und zu befreien. Aber wie tapfer sie auch kämpfen mochten, die Deutschen waren weit in der Überzahl und sandten von den umliegenden Höhen herab Tod und Verderben in die feindlichen Reihen. Immer enger wurden die Franzosen zusammengeschoben und suchten zuletzt Schutz in der kleinen Stadt Sedan. Auch diese wurde beschossen. Mac Mahcm war in der Schlacht verwundet worden, an seiner Stelle hatte der General Wimpffeu den Oberbefehl übernommen. Dieser gab nun, da keine Rettung mehr möglich war, das Zeichen zur Übergabe. Der Kaiser selbst schickte an den siegreichen König Wilhelm ein Schreiben folgenben Inhalts: „Da ich nicht an der Spitze meiner Truppen habe sterben können, so lege ich meinen Degen in die Hände Eurer Majestät nieder." In der Nacht vom 1. auf den 2. September würden von deutschen und französischen Bevollmächtigten die Bebingungen der Übergabe festgestellt. Das gesamte französische Heer würde kriegsgefangen. Am frühen Morgen des 2. September verließ der Kaiser Seban. In dem kleinen Orte Donchery kam er mit Bismarck zusammen und bat um eine llnterrebung mit dem Könige Wilhelm. Gegen Mittag trafen sich die beiben Herrscher in dem Schlöffe Bellevue. König Wilhelm suchte feinem besiegten Gegner die peinliche Lage auf jebe Weise zu erleichtern und unterhielt sich in freunblichem Tone mit ihm. Er wies ihm als Aufenthaltsort für die Zeit feiner Gefangen- schaft das herrliche Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel an. Außer

9. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 25

1894 - Münster : Aschendorff
— 25 dem Kaiser mußten 83 000 gefangene Franzosen nach Deutschland wandern und wurden hier bis zum Ende des Krieges festgehalten. Man meinte vielfach, der Krieg sei jetzt beendigt. Die eine französische Armee war ja iu Metz eingeschlossen, die andere Armee und der Kaiser waren kriegsgefaugeu. Aber das französische Volk war anderer Ansicht. Man schob die Schuld an den Niederlagen dem Verrate und der schlechten Führung der kaiserlichen Feldherren zu. Aus die Nachricht von der Gefangennahme des Kaisers erklärte man ihn in Paris am 4. September für abgesetzt und rief die Republik aus. Die Kaiserin Engenie mußte sich mit ihrem Sohne nach England flüchten. An die Spitze der neuen Regierung traten die Advokaten Jules Favre und Leon G a m b e t t a und der General T r o ch u, der Befehlshaber von Paris. Die deutschen Heere zogen von Sedau aus gegen Paris. Diese gewaltige Stadt war aber sehr stark befestigt, ringsum war sie vou einem Kranze zahlreicher und starker Befestigungen, sogen. Forts, umgeben, und in ihren Mauern griffen Hunderttausende zu den Waffen, um sie zu verteidigen. Die Stadt durch Sturm zu nehmen, wal-unmöglich. Es blieb also deu Deutschen nichts anderes übrig, als sie zu belagern und durch Hunger zur Übergabe zu zwingen. Aber das war auch nicht so einfach. Eine Linie von 12 Meilen (90 km.) rings um die Riesenstadt mußte von Truppen besetzt werden, und dazn waren mit Ausnahme des vor Metz lagernden Heeres alle deutschen Truppen erforderlich. Die Bewohner der Stadt hatten sich auch in der Zeit zwischen der Schlacht bei Sedau und der Einschließung am 19. September mit Lebensrnitteln reichlich versehen, sodaß sie eine Belagerung lange aushalten konnten. Inzwischen verwandelte sich ganz Frankreich, soweit es nicht von den deutschen Heeren besetzt war, in ein großes Kriegslager. Überall wurden neue Heere gerüstet; alles, was nur Massen tragen konnte, sammelte sich unter den Fahnen der Republik, um das Vaterland vom Feinde zu befreien. Die Seele dieser Rüstungen war Gambelta, der in einem Luftballon aus Paris entwichen war und in Tours eine Nebenregierung eingerichtet hatte. Die neuaufgestellten Heere sollten von Süden, Westen und Norden her gegen Paris vorrücken und die Stadt zu entsetzen versuchen. Selbst in den Kandcsteilen, die von den Deutschen besetzt waren, rührte sich das Volk; überall bildeten sich Banden von Freischärlern, Franktireurs genannt; diese überfielen einzelne deutsche Soldaten oder kleinere Ableitungen oder schossen heimlich aus den Fenstern der Häuser, von Bäumen herab und aus sonstigen sicheren Verstecken aus die Deutschen. Dafür wurden sie aber auch, wenn man ihrer habhaft wurde, aus der Stelle

10. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 26

1894 - Münster : Aschendorff
- 26 — standrechtlich erschossen. Ganz Frankreich war entschlossen, den Krieg „bis aufs Messer", wie man sich ausdrückte, weiterzuführen. Es war ein Glück für die deutsche Kriegsleitung, daß ihr nach und nach infolge der Übergabe mehrerer Festungen wieder mehr Truppen zur Verfügung standen. Am 28. September ergab sich die Festung Straßbnrg nach hartnäckiger Verteidigung dem preußischen General von Werder. Es war genau der Tag, an dem die „wunderschöne Stadt" vor 189 Jahren durch Verrat dein damals schwachen deutscheu Reiche entrissen worden war. Einen Monat später, am 27. Oktober, mußte auch die für unbezwingbar gehaltene Festuug Metz, vom Hunger gezwungen, dem Sieger ihre Thore öffnen. Die zweite große französische Armee, 173 0( 0 Mann stark, mußte mit dem Marschall Bazaine kriegsgefangen nach Deutschland wandern. Bis in deu fernsten Osten sah man sich genötigt, die ungeheure Zahl der Kriegsgefangenen zu verteilen. Mit großer Freude begrüßte man die Übergabe dieser Festungen im deutschen Hauptquartier; denn man hatte die dadurch frei werdenden Truppeu zu anderen Aufgaben sehr nötig. Nach der Einschließung von Paris war der tapfere baierifche General von der Tann gegen ein von Süden her heranziehendes Heer geschickt worden, hatte es in der Schlacht bei Orleans am 11. Oktober besiegt und diese Stadt besetzt. Mehrere Wochen blieben die Baiern ungestört im Besitze der Stadt. Da aber rückte ein größeres Eutsatzheer heran, und von der Tann mußte sich itach einem unglücklichen Kampfe zurückziehen. Erst als das Heer Friedrich Karls heranrückte, gelang es diesem in Verbindung mit dem Groß Herzoge von Mecklenburg-Schwerin, irnch einer zweiten Schlacht bei Orleans am 4. Dezember die vielumstrittene Stadt wiederzuerobern. Die neugebildete französische Nordarmee wurde von den Generälen von Manteuffel und von Göben in den letzten Tagen des Dezember 1870 und den ersten Tagen des Januar 1871 mehrmals in den Schlachten bei Amiens und St. Quentin besiegt und gänzlich vernichtet. Dasselbe Schicksal wurde der Westarmee durch den Prinzen Friedrich Karl bereitet. Dieser eroberte auch Tours, den Sitz der französischen Regierung, die deshalb in aller Eile nach dem weitentlegenen Bordeaux verlegt wurde. Eine große Gefahr für die deutschen Heere und für Deutschland selbst trat jetzt unerwartet im O st e n Frankreichs an der deutschen Grenze zutage. Dem General Werder war nach der Einnahme Straß-bnrgs der Befehl erteilt worden, die im Osten Frankreichs besonders zahlreich auftretenden Franktireurs niederzuwerfen und die Verbindung mit der Heimat aufrechtzuerhalten. Unter den hier sich zeigenden
   bis 10 von 1990 weiter»  »»
1990 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1990 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 63
1 31
2 28
3 173
4 37
5 203
6 176
7 261
8 128
9 60
10 137
11 60
12 17
13 100
14 8
15 140
16 116
17 171
18 108
19 90
20 2
21 76
22 181
23 5
24 82
25 34
26 25
27 41
28 63
29 130
30 125
31 19
32 46
33 54
34 53
35 54
36 36
37 470
38 186
39 36
40 99
41 188
42 21
43 10
44 119
45 92
46 46
47 55
48 26
49 228

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 158
1 83
2 16
3 220
4 117
5 61
6 92
7 26
8 21
9 54
10 58
11 197
12 68
13 74
14 7
15 22
16 133
17 449
18 88
19 49
20 20
21 291
22 3
23 70
24 61
25 32
26 69
27 75
28 88
29 35
30 15
31 0
32 24
33 68
34 29
35 10
36 55
37 34
38 67
39 105
40 113
41 44
42 127
43 19
44 93
45 63
46 52
47 98
48 136
49 101
50 168
51 26
52 33
53 5
54 71
55 0
56 23
57 88
58 29
59 23
60 22
61 77
62 157
63 11
64 168
65 25
66 11
67 20
68 18
69 102
70 136
71 51
72 22
73 70
74 40
75 111
76 323
77 368
78 55
79 186
80 55
81 87
82 64
83 33
84 138
85 28
86 10
87 90
88 6
89 28
90 5
91 87
92 279
93 104
94 214
95 234
96 16
97 127
98 102
99 46

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 133
1 44
2 24
3 19
4 4
5 14
6 160
7 8
8 1
9 24
10 17
11 50
12 41
13 47
14 53
15 1
16 4
17 7
18 18
19 19
20 44
21 20
22 0
23 1
24 93
25 104
26 6
27 0
28 55
29 27
30 8
31 24
32 59
33 122
34 95
35 14
36 31
37 0
38 53
39 36
40 14
41 3
42 48
43 77
44 38
45 31
46 31
47 116
48 39
49 3
50 51
51 149
52 7
53 52
54 7
55 12
56 3
57 7
58 20
59 103
60 7
61 23
62 5
63 5
64 5
65 15
66 48
67 12
68 37
69 0
70 30
71 20
72 34
73 9
74 8
75 14
76 54
77 13
78 56
79 10
80 12
81 331
82 12
83 123
84 34
85 2
86 52
87 85
88 20
89 67
90 75
91 10
92 0
93 45
94 93
95 32
96 24
97 25
98 49
99 6
100 173
101 58
102 67
103 11
104 65
105 10
106 23
107 80
108 5
109 102
110 51
111 35
112 23
113 110
114 90
115 10
116 37
117 14
118 2
119 112
120 2
121 36
122 27
123 62
124 42
125 59
126 11
127 58
128 6
129 31
130 35
131 124
132 13
133 121
134 69
135 23
136 35
137 45
138 32
139 32
140 20
141 13
142 130
143 43
144 30
145 10
146 0
147 12
148 8
149 14
150 10
151 22
152 131
153 73
154 16
155 23
156 40
157 34
158 8
159 152
160 111
161 2
162 0
163 0
164 47
165 28
166 30
167 22
168 25
169 20
170 12
171 20
172 17
173 42
174 48
175 232
176 32
177 86
178 70
179 50
180 48
181 2
182 31
183 93
184 114
185 45
186 34
187 41
188 100
189 12
190 0
191 22
192 15
193 167
194 29
195 108
196 78
197 25
198 17
199 70