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1. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. VI

1887 - Berlin : Dümmler
Vi Inhalt. Seite Gulturfeinölichkeit des Mohammedanismus. 1. Die marokkanische Frage. — Der Mohammedanismus fremd und feindlich der Kultur und ohne Vaterlandsgefühl......236 2. Islam und Afrikaforschu^?.............237 Gerber und Araber in Marokko. Gegensätze ihrer Charaktereigenschaften und Lebensweise.....243 Die Westküste von Afrika. Die Küste von Goree bis zum Alt-Kalabar-Strom. — Schilderung von Duke-Town. — Der Negerkönig. — Die Eingeborenen . . 245 Die Gruueger...................252 Das Alima in Senegambien. Ein Tag während der Regenzeit am Senegal........258 Gilder von der Goidküste. 1. Anblick der Goldküste vom Meere aus. — Die Wälder. — Fischer- flotten. — Cape-Coast-Castle............261 2. Die Neger der Goldküste. Grundzüge des afrikanischen Charakters. — Ähnlichkeiten der Fanti mit Nationen des Altertums. — Keine geschriebene Grammatik. — Schwierigkeit, das Fantische in grammatische Regeln zu bringen. — Rasche Fortschritte der jungen Neger im Englischen. — Verbreitung des Englischen. — Musik und mu- sikalische Instrumente. — Goldarbeiten. — Töpferei. — Weberei und Färberei. — Produkte des Bodenv. — Exporte und Im- porte. — Tracht. — Häuser. — Luxus. — Gastfreundschaft . 265 3. Ein Fetischhaus auf der Goldküste..........282 Das unbekannte Caud zwischen der Goldküste und dem oberen Niger. Neue Route durch die große Wüste zwischen den Flüssen Afra und Volta. — Das Elefantenparadies. — Die Stadt Karakhe und der Fetisch Odente. — Bagyamso am Volta. — Die große Handels- und Fetischstadt Salaga. — Der Missionar Büß in Karakye und Salaga. — Kommerzielle Wichtigkeit der neuen Route .... 284 Abeokuta. Bild einer sieben Jahre lang sich selbst überlassenen Christengemeinde in einer westafrikanischen Stadt............297 Deutsch-Kquatorial-Afrika. Togoland. Notwendigkeit des Reichsschutzes in Westafrika. — Umfang des Togo- landes (1887). — Beschreibung der Küste und des Binnenlandes. — Die Hauptortschaften. — Ein afrikanischer Nero. — Kulturzustände 304

2. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. XII

1887 - Berlin : Dümmler
Xii Vorwort. Bevölkerung in jährlich steigenden Verhältnissen die Nahrungs- und Genußmittel vom Auslande zuführen läßt, ohne daß letzteres, das selbst eine übermächtige Industrie besitzt, ein genügendes Äquivalent an Jndustrieprodukten dagegen abnimmt, allmählich, wie Hindostan, der Verarmung entgegengeht und jedenfalls seine politische Unab- hängigkeit nicht behaupten kann. Als endlich diese Überzeugung bei den maßgebenden Stellen feststand, trat zur Überraschung des Auslandes und anfangs zu nicht geringem Ärger unserer kosmopolitischen Träumer die deutsche Ko- lonialpolitik, durch die Reichskanzlei energisch gefördert, praktisch ins Leben und stellte in kaum drei Jahren eine Reihe von Kolonial- gebieten in Afrika und Melanesien, deren Gesamtareal an Umfang 60 000 deutsche Quadratmeileu weit übersteigt, unter den Schutz der deutschen Reichsflagge, sicherte diesen Besitz durch Verträge mit Eng- land, Frankreich und Portugal und eröffnete so den nationalen Spann- krästen ein weites, für Jahrhunderte ausreichendes Feld der Thätig- keit. Mit diefer großartigen welthistorischen Thatsache ist das Deutsche Reich aus eine seiner Machtstellung würdige Weise in die Reihe der Weltmächte mit überseeischem Länderbesitz eingetreten. Als nach der Entdeckung Amerikas England und die romanischen Nationen sich mit Eifer und großartigen Erfolgen auf den über- seeischen Handel warfen, blieb Deutschland, durch die Kurzsichtigkeit der Hansastädte und durch seine politische Zersplitterung gelähmt, mit verderblicher Teilnahmlosigkeit in den alten kontinentalen Gleisen stehen und bereitete jenen wirtschaftlichen Rückgang vor, der Deutsch- land als Handelsvolk mehr und mehr hinter England und Frankreich zurücksetzte und schließlich in unserm Jahrhundert den größten Teil der deutschen Seehandelsflotte für guten Frachtlohn definitiv in den Dienst des englischen Importes zu stellen drohte. Wir stehen an einem ähnlichen Wendepunkt unserer Geschichte wie um 1500, bei dem es sich jedoch noch weit mehr um die politische Unabhängigkeit und den wirtschaftlichen Wohlstand der Nation handelt. Aber das heutige Geschlecht, das Kaiserliche Deutschland, wird hoffentlich den welthistorischen Moment nicht verpassen: unsere zahl- reichen geographischen Gesellschaften, Kolonial- und Exportvereine haben wenigstens in einem bedeutenden Teil der Gebildeten so viel weltwirtschaftliches Verständnis verbreitet, so viel Teilnahme für Welthandels- und Kolonialdinge geweckt, daß ein Rückschritt nicht mehr zu befürchten ist. Allerdings darf die Thatkraft, die Arbeits-

3. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 2

1887 - Berlin : Dümmler
2 Das deutsche Ostafrika. Gebiete thätig waren, verdient hat. Auch ist der deutsche Gebiets- anteil, der gegenwärtig an den Kongostaat grenzt, nicht bloß wegen der Fruchtbarkeit seines Bodens, wegen seines Reichtums an Me- tallen und der klimatischen Vorzüge vieler hochgelegenen Gegenden von den meisten Forschungsreisenden und den längere Zeit dort lebenden Missionaren als eines der wertvollsten und schönsten Länder Afrikas, geeignet für den ergiebigsten Plantagenbau, im Dschaggalande und anderen Gebieten' der Bergländer selbst für Ackerbaukolonieen, erklärt worden; sondern es haben sich auch Stanley und andere competente Kenner der afrikanischen Verhältnisse dahin ausgesprochen, daß eine über die Hochebene unschwer zu erbauende Eisenbahn nach dem Tanganyika die Aussuhr eines großen Teiles von Central-Afrika, inclus. des ganzen oberen Kongogebietes an sich ziehen und mit der Ausfuhr der Landeserzeugnisse selbst den Unter- nehmern einen mit der Entwickelung des Handels und der Boden- kultur jährlich steigenden reichlichen Gewinn bringen würde. Die Engländer planen schon eine Eisenbahn nach dem Ukerewe, und zwar ist es dieselbe National African Company, welche am Niger und Benue, (wo die deutschen Forscher Barth und Flegel vorgearbeitet hatten und der letztere am Fieber, vielleicht auch am gebrochenen Herzen über die Vergeblichkeit seiner Anstrengungen und die Kurz- sichtigkeit und Dummheit der Deutschen, den Tod fand) den Fran- zosen ihre 31 Handelsniederlassungen für 20 Millionen Francs ab- kaufte und mit einem Schlage das ganze Flußgebiet unter die britische Flagge brachte. Hoffentlich wird Borniertheit und Unwissenheit uns in Ostafrika keine ähnlichen Erfahrungen bringen. — Es ist für jeden gebildeten Deutschen eine Pflicht zu wissen, was Deutsch-Ostafrika für uns zu bedeuten hat, und da glauben wir dem Leser keine bessere, zusammenfassende Darstellung bieten zu können, als die des unvergeßlichen, auf dem ostafrikanischen Forschungs- felde — auch einem Felde der Ehre — gefallenen Dr. C. Jühlke.*) „Eine zweite tropische Kolonie existiert wohl kaum, nach Allem, was bis heute über die holländischen Besitzungen in Ostindien, über Britisch-Indien, über West-Indien und Südamerika bekannt ist, welche sich so vorzüglicher und vor allen Dingen so verschieden- artiger klimatischer Bedingungen erfreut wie das deutsche Ostafrika. *) Kolonial-Politische Korrespondenz vom 12. Juni 1886.

4. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 4

1887 - Berlin : Dümmler
4 Das deutsche Ostafrika. liegen die Verhältnisse in Ostafrika überaus günstig. Gewiß kann auch das Laienauge ein Land ans seine Fruchtbarkeit, auf die Kraft seines Bodens hin beurteilen nach dem Wachstum, welches sich auf seiner Oberfläche entfaltet, und so stimmen denn die Berichte unserer Beamten sehr genau überein mit Allem, was die Reisenden vieler Länder in jenen Gegenden beobachtet haben und wonach die deutschen Besitzungen Uhehe, Usaramo, der größte Teil Usagaras, Nguru, Usambara, das Kilima-Ndjarogebiet und das ganze Land bis hinauf zum Tana die fruchtbarsten, gesegnetsten Gelände in Ostafrika darstellen. Äußerst vorteilhaft vollzieht sich der geographische Aufbau des Landes. Die afrikanische Küste ist ja überall auf dem ganzen Kon- tinent eine wenig gegliederte, arm an Häfen; hier aber, die deutschen Gebieten entlang, erreicht sie jedenfalls eine relativ große Mannig- faltigkeit. Auf der verhältnismäßig kurzen Strecke von Korunna bis zum Taua haben wir etwa 6 bis 7 brauchbare, wenn auch kleine Häfen und mehrere geschützte Rheden. Von der Küste landeinwärts erhebt sich das Land ziemlich regelmäßig in Terrassenform: die erste sich zum Gebirge von durchschnittlich 5—6000 Fuß erhebende, welche sich etwa bis zu zehn Tagereisen ins Innere erstreckt, ist auf eine bedeutende Entfernung von der Küste noch den Wirkungen des Seeklimas ausgesetzt; es folgt die Steppe, jene weite wenig frucht- bare Ebene, deren Ausläufer im Süden die Mahala in Usagara ist, und welche sich im Norden bis an den Tana erstreckt; sodann jene Hochgebirgszüge, die in ihren beiden höchsten Erhebungen, dem Kenia und Kilima-Ndjaro die gigantische Höhe von etwa 20 000 Fuß erreichen und mit ewigem Schnee bedeckt find. Hinter diesen Gebirgen endlich lagert sich die 5—6000 Fuß hohe fruchtbare Ebene, welche ihren Abschluß in der Kette der mächtigen centralafrikanifchen Seen findet. Und alle diese Gebiete werden noch von einem gegliederten Flnßnetz durchzogen. Wenn auch die Mehr- zahl dieser Flüffe und Flüßchen vorläufig nur aus verhältnismäßig kurze Strecken schiffbar ist, so ist doch ihre Bedeutung für das Land darum eine kaum minder große zu nennen, denn in ihnen sind, deutlich erkennbar, die Bedingungen sür die Möglichkeit einer in Zu- kunst durchzuführenden Be- und Entwässerung weiter Gebiete ge- geben. Schon jetzt, obschon die vom Neger geübte Kultur eine solche kaum zu nennen ist, ist ein gewisses Kanalsystem über weite Landstrecken verzweigt (so in Taweta, Dschagga, Usambara, Nguru

5. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 6

1887 - Berlin : Dümmler
6 Das deutsche Ostafrika. heute noch seinen eigentlichen Beruf, nämlich den des friedlichen Ackerbaues. Diesem ist die große Masse der Bevölkerung aufs Neue zuzu- führen, das ist eine weitere Aufgabe aller künftigen Kulturarbeit in Ostafrika, und in der Erfüllung dieser Ausabe wird sich die Basis dasür bieten, auch diese dunkle Rasse dereinst den Zielen einer wahren (Zivilisation und Gesittung entgegenzuführen. Das sind in großen Zügen die Bedingungen, welche sich im deutschen Ostafrika einer zukünftigen wirtschaftlichen Entwickelung bieten. Für den, der im nationalen Interesse nichts in die Schanze zu schlagen wagt, bedeuten sie selbstverständlich nichts. Für den- jenigen aber, der an die Ausbeutung dieser neuen jungfräulichen Gebiete mit Mut und Entschlossenheit herantritt, der gewillt ist, mit Ausdauer und Energie Mithelfer zu sein an dem großen Werk, welches der Ausführung harrt, bedeuten sie Alles, um so mehr, wenn er in Betracht zieht, daß diese Eigenschaften von jeher die Erzeuger des Erfolges gewesen sind. Schlaffe Naturen allerdings, die Strapazen und Entbehrungen nur von dem gesicherten deutschen Ofen aus ins Auge zu schauen vermögen, an Ort und Stelle aber erlahmen und unterliegen, mögen ruhig daheim bleiben und weiter disputieren über den Wert oder Unwert tropischer Kolonieen. Das eine mögen aber auch die Kühnen unter den zukünftigen Pionieren bedenken, neue Phasen in der geschichtlichen Entwickelung eines Volkes, wie wir sie heute in den kolonialen Bestrebungen Deutschlands vor sich gehen sehen, werden niemals ohne Mühen, ohne Opfer durchgemacht; nur dort werden unkultivirte Länder zu wirtschaftlichen Paradiesen umgeschaffen, wo treue Arbeit, rastloser Fleiß und unermüdliche Energie sich entfalten. Anders ist ein Er- folg weder in Amerika noch überhaupt irgendwo auf der Erde er- rungen worden. Mag der Einsatz für den Einzelnen ein großer sein, er wird in jedem Falle gerechtfertigt durch die hohe Bedeutung, die er fürs ge- samte deutsche Vaterland hat." Der vorstehenden Darstellung des Dr. Jühlke fügen wir einige Erläuterungen geographischer Namen bei. Die Araber nennen die Küste unseres ostafrikanischen Gebietes El Sawahil und die Be- wohner derselben ohne Unterschied Sawahili (Suaheli), d. h. Küsten- bewohner. Den Küstenstrich von Pangani bis Mombasz^oder

6. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 7

1887 - Berlin : Dümmler
Einleitung. 7 Mombassa heißt Marima oder Mrima, d. h. ebenfalls Küste; von Barawa bis Makdischu (Nassaäoro) heißt sie Ei Benadir, d. h. Häfen. Die meisten Ethnographen (auch Fr. Müller) und Reisenden schreiben Somali (die Bewohner des Osthorns von Afrika), es muß eigentlich Lomal heißen, da Somali Singular ist; wir haben daher die Schreibart Somai durchgeführt. B.

7. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 11

1887 - Berlin : Dümmler
Useguha, Nguru und Usagara. 11 werden. In der Mitte der Landschaft Usagara liegen die Pumba- Berge, die durch Eisengruben interessant sind. Einen Bericht über die Erzgewinnung gab Last in der Zeitschrift der London. Geogr. Gesellschaft. - „Es giebt hier herrliche Gegenden für Ansiedelungen; das nötige Land würde vom Herrscher des betreffenden Platzes für ein geringes Geschenk an Zeug leicht zu haben sein, oft auch umsonst, da diese Häuptlinge immer froh sind, einen Weißen in ihrem Lande zu haben. Das Klima ist sehr gesund, namentlich in den Bergdistrikten. In Mamboia freute ich mich während der Monate April bis Ende Juli wegen der Kälte stets, des Abends ein Feuer zu haben. Das Ther- mometer zeigte während dieser Monate um 6 Uhr morgens durch- schnittlich etwa 8° R., und pflegte mittags bis 15° oder 18° zu steigen. In den wärmeren Monaten steigt es mitunter bis auf 32° auf der Veranda, und auch die Nächte sind dementsprechend wärmer: aber es ist niemals so heiß, daß man eine Punkah (in Ost- indien ein Schirm an der Zimmerdecke zur Erzeugung von Luftzug) nötig hätte. Die Eingeborenen sind sämtlich Ackerbauer und züchten nur hie und da ein wenig Vieh. Jeder Häuptling hält womöglich eine Herde von Ziegen und Schafen, jedoch mehr als Zeichen seines Reichtums, als des Nahrungswertes halber. Im Charakter sind alle Stämme sich gleich, sämtlich sehr feige. Die Bewohner von Ufeguha treten großthuerisch und polternd auf, wenn sie sich einem schwäche- ren Feinde gegenüber befinden; zu Zeiten der Gefahr halten sie aber nicht besser Stand, als die ruhigeren Eingeborenen von Nguru und Usagara. Die letzteren sind ein eminent friedliebendes Volk. Ich habe nahezu acht Jahre unter ihnen gelebt und fand sie stets sehr freundlich gegen mich gesinnt, und so würden sie sich gegen jeden Fremden betragen, der ihnen friedfertig entgegentritt. — Es heißt, daß die Deutschen daran denken, eine Eisenbahn von der Küste nach dem Gebiet der großen Seen zu bauen, die Useguha und Usagara durchziehen würde. Ist dem so, dann dürfen wir hoffen, daß dies reiche und schöne Land bald aufgeschlossen wird, und daß viele Ansiedler an seinen lieblichen Berghängen ihr Heim gründen werden. Jeder ihnen gut Gesinnte kann eines freundlichen Empfanges bei den friedliebenden Eingeborenen sicher sein, und wenn er in seinem Verkehr mit ihnen ehrenhaft und artig ist, wird er sie stets bereit finden, ihm zu helfen und ihn zu respektieren."

8. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 52

1887 - Berlin : Dümmler
52 Deutsch-Ostafrika. aber die viele Mühe, welche wir beim Freimachen desselben hatten, wurde reichlich ausgewogen durch den zauberhasten Anblick, welcher sich uns in stets wechselnden Bildern darbot. Während der Beledzoni- Kanal meistens von Grasflächen eingesaßt ist, wird der Osi vielfach aus beiden Seiten durch dichte Wälder begleitet. Was die Bevölkerung anbetrifft, so besteht dieselbe in der Nähe der Küste aus Suaheli, Negern, Arabern und Hindus. Letztere haben den Handel in der Hand. In einigen größeren Küstenplätzen und den sonstigen, von den Arabern besetzten Orten übt der betreffende Gou- verneur die höchste Gewalt aus. Dieselbe erstreckt sich dann auch aus die Ortschaften der nächsten Umgebung. In jeder dieser befindet sich eine Art Gemeindevorsteher, welcher gewöhnlich der Suahelirasse angehört und im allgemeinen die Ordnung aufrecht erhält. Sklaven bestraft er selber; haben sich freie Leute eines Vergehens schuldig gemacht, so muß er dieselben zum Gouverneur senden. Weiter im Lande hat Said Bargasch keinen Einfluß, doch war er bestrebt, seine Macht immer weiter auszudehnen. Den Sultan von Witu hat er in den letzten zwanzig Jahren immer mehr vom Meere abgesperrt. Nun, die Ränke der Engländer, welche noch bis zum letzten Augenblick, als der Sultan bereits mit Herrn Denhardt einen Ver- trag abgeschloffen hatte, auf den Untergang des Witu-Herrschers zu Gunsten des Sultans von Zanzibar hinarbeiteten, sind gottseidank durch das Einschreiten der deutschen Reichsregierung zu Schanden geworden. Die Stadt Witu hat ungefähr 6—800 Häuser, und hat-eine ziemlich gesunde Lage auf einer Anhöhe. Die Abhänge derselben sind frei, nur mit hohem Gras bewachsen, in dem einzelne kleine Baumgruppen zerstreut liegen. Die Stadt selber liegt dagegen, ebenso wie einige der benachbarten Dörfer, in einem dichten Urwalde, der den Orten zum Schutz dient und bislang nicht gelichtet werden durfte. Witu hat zwei Ausgänge. An die Stelle des dichten Waldes tritt hier eine starke Pallisadenwand, in der sich nur eine sehr schmale und niedrige Öffnung befindet, durch welche man nicht aufrecht hin- durchgehen kann. An jedem Thor befindet sich fortwährend eine Wache. Nachts werden die Thore durch Baumstämme, welche zwi- schen eingegrabenen starken Pfählen davor gelegt werden, geschloffen. Die Suahelibevölkerung in den Küstenplätzen lebt meist vom Handel, im Innern vom Ackerbau. In den größeren Orten giebt es auch allerlei Handwerker. Es werden einfach verzierte Gefäße aus

9. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 14

1887 - Berlin : Dümmler
14 Deutsch-Ostafrika. 3. Ein Urwald im Dschagga-Lande. Charakteristik der Bewohner des Landes.*) Die Landschaft Taweta, 750 in über dem Meere, am Fuße des Kilima-Ndjaro, nennt der Schotte Josef Thomson „das kleine afrika- nische Arkadien, ein Waldparadies, ein Kaleidoskop von unendlicher Schönheit". Zwar ist der größte Teil des Landes mit der Wald- festung Taweta selbst bei der Londoner Grenzregulierung (1886) den Engländern zugeteilt worden, doch haben wir das ebenso schöne westliche Dschagga-Land behalten, von dem Thomson sagt: „Ich habe noch niemals eine entzückendere, parkartigere Landschaft gesehen." Von der Küste (Mombas) bis Taweta ist das Land fieberfrei; „kein europäischer Reisender", sagt Thomson, „brauche sich hier vor einer Reise in das Binnenland zu fürchten, wenn er nur Vorsicht im Trinken beobachtet. Die Luft wirkt aus der ganzen Tour stets stär- kend und erheiternd. Die kühlen Nächte sichern erquickenden Schlaf." — In folgender Weise schildert er einen Urwald dieses Landes: „Wir sind in Verwunderung verloren über die erstaunliche Masse des Pflanzenwuchses, der uns überall in die Augen fällt. Die Na- tur spielt hier mit der Erzeugung großartiger Bäume, welche häufig 25—30 m hoch astlos emporwachsen, bevor sie ein prächtiges schat- tiges Laubdach entfalten. Dann verschlingen sich die Zweige mit denen der umstehenden Bäume, bis nur noch schwaches, buntfarbiges Licht durchdringt, welches in unzähligen Lichtern umhertanzt und zittert. Obgleich die Bäume bis zu jener Höhe ohne Äste sind, so hat es doch nicht den Anschein, als ob wir in einem Walde von Stäm- men wanderten, wie zwischen den Masten eines gefüllten Hafens. Ganz im Gegenteil! Von jedem günstigen Punkte schwingen sich biegsam, mit Laub bedeckte Schlingpflanzen von Baum zu Baum oder hängen in zierlichen dunkelgrünen Geflechten am kräftigen Stamme herunter. Schöne Palmen — die Raphia und die Hypaene oder wilde Dattelpalme —, blühende Gesträucher, eine Unzahl Farren und dann wieder blühende Pflanzen, erfüllen die Zwischenräume, *) Nach Thomson und Kurt Weiß. Wir geben hier (s. folgendes Stück) zwei Schilderungen der Landschaften Taweta und Dschagga, da nach den Lon- doner Abgrenzungen (Dez. 1886) die Demarkationslinie zwischen der deutschen und englischen Interessensphäre diese Landschaften in der Mitte durchschneidet, ein großer Teil also deutsches Land ist.

10. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 54

1887 - Berlin : Dümmler
54 Deutsch-Ostafrika. diese überhaupt jede Arbeit, die dieselben verlangen. Die Stämme am oberen Tana haben sich jedoch von den Gallas unabhängiger zu halten gewußt. Alle die Volksstämme traten uns außerordentlich freundlich entgegen, soweit sie nicht daran durch die Soldaten des Sultans Said Bargasch gehindert wurden. Von ganz besonderer Wärme war meine Aufnahme in Witu, sowohl seitens des Sultans und der Großen, wie seitens der Bevölkerung. Ich verdanke dieselbe ebenso wie auch die weitere Unterstützung des Sultans von Witu ebenfalls Herrn Denhardt, welcher mich dem Sultan auf das beste empfohlen hatte. Die Häuser der Suaheli sind von der Form der unserigen; ein- stöckig mit einem Giebeldach. Eine Art Fachwerk aus hölzernen Trägern und Pfählen, deren Verbindung oft durch Baststricke bewirkt ist, wird mit den starken Mtamastengeln ausgefüllt und dann beider- seits mit Lehm beworfen. Über die jetzige Bebauung des Landes läßt sich folgendes sagen. In der Küstengegend sah ich in der Nähe der kleinen Ortschaften viele Äcker, welche mit Reis (mpunga), Mais (mahindi), mtama und künde bepflanzt waren. Außerdem sah ich zahlreiche Kokospalmen. Bei meinem Marsch nach Kipini und Witu kam ich durch sehr große Schambas, ein Maisfeld war über zwei Kilometer lang; auch Reis- Plantagen in bedeutender Ausdehnung passierte ich. Die ganze Um- gegend von Witu ist mit Schambas übersät. Außer Mais-, Reis- und Mtamaseldern sah ich hier große Plantagen von Bananen und Zuckerrohr, außerdem viele Bataten. Herr Denhardt hatte hier auch Kartoffeln angepflanzt, welche sehr gut gediehen. Ferner fand ich vielfach in der Nähe von Witu Sesam. Der Sultan besitzt selber eine Ölmühle, welche von einem Kamel getrieben wird. In seinen Gärten ferner zieht er auch die mannigfachsten Gemüfe, sowie To- maten und Citronen, diese sind aber sehr klein und haben wenig Saft. Orangen habe ich hier nur wildwachsend vorgefunden; sie haben einen sehr sauren Geschmack. In dem Witulande erntet man häufig viermal im Jahre, und zwar in der Hauptregenzeit, der masika, dreimal, in der kleinen Regenzeit, mouli, einmal. Das Land wird in der Weise urbar ge- macht, daß das Gras abgebrannt wird, resp. es werden die Bäume angehauen und später ebenfalls abgebrannt. Das dadurch gewon- nene Land ist von^einer ganz vorzüglichen Beschaffenheit; erst nach einer längeren Reihe von Jahren läßt der Ertrag nach, dann läßt
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