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1. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 2

1913 - München : Seybold
sitzergreifung Togos in Lome durch das Deutsche Reich öffentlicherklärt. Von Togo eilte Nachtigal auf dem Schiff „Möwe“ nach Kamerun, wo er am i4- Juli die deutsche Schutzherrschaft proklamierte. Infolgedessen konnte jetzt die regelmäßige Dampferverbindung Hamburg—kamerun, die der Hamburger Kaufmann Woermann, der schon in den ()0er Jahren die ersten Faktoreien in Kamerun begründet hatte, in Kraft treten. Der englische Handelsneid hatte dies bis dahin zu verhindern verstanden. Kein Kolonialname ist bei uns wohl so volkstümlich geworden wie der von Kamerun, der von den portugiesischen Entdeckern der Kamerun- mündung wegen der unzähligen Scharen von Krabben (= camarao, darum Cameroons oder Kamerun) gegeben wurde. Das Jahr i884 führt uns auch nach Deutsch-Ostafrika, dessen Be- gründung das Werk des damals erst 27 jährigen Dr. Karl Peters war, der an der Spitze der „Gesellschaft für deutsche Kolonisation“ stand. Dieser war mit einer kleinen Expedition, zur Seite standen ihm noch Karl Jühlke und Graf Pfeil, den Engländern zuvorgekommen und hatte Useguha, Ukami, Nguru und vor allem Usagara unter den Schutz Deutsch- lands gestellt, nachdem er mit den Oberhäuptlingen jener Gebiete regel- rechte Verträge geschlossen hatte. Als K. Peters darauf nach Deutschland zurückkehrte, fand er bei Bismarck Entgegenkommen für seine Pläne, und der Reichskanzler erwirkte ihm vom Kaiser Wilhelm I. den ersten kaiserlichen Schutzbrief für ein Kolonialgebiet, den Peters selbst als „Rocher de bronce“ (ehernen Grundstein) für die Gründung von Deutsch- Ostafrika bezeichnet. Durch ein Abkommen mit England wurde späterhin, am 1. Juli 1890, die Grenze der deutschen Machtsphäre in Ostafrika festgelegt und am 1. Juni 1891 die deutsche Flagge in Daressalam gehißt, womit Deutsch- Ostafrika endgültig als die größte deutsche Kolonie in den Kranz der deutschen Schutzgebiete eingeflochten wurde. Die neuren kolonialen Erwerbungen führen uns nach der Südsee. obwohl die diplomatischen Verhandlungen um etwaige Schutzgebiete in Ozeanien bis ins Jahr 1880 zurückreichen. In der Siidsee besaß der Ham- burger Godeffroy die bedeutendsten Handelsniederlassungen. Das Erbe von Godeffroy hatte noch vor 1880 die „Deutsche Seehandelsgesellschaft angetreten. Um deren Handelsunternehmungen zu schützen und Land in Melanesien zu erwerben, zog die erste deutsche Expedition, mit kaiserlichen Vollmachten versehen, unter der Leitung von Dr. Otto Finsch i885 nach der Südsee. Der Teil des Festlandes von Neuguinea, der nicht unter eng- 2

2. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 5

1913 - München : Seybold
Das Steppen- oder Wüstenklima ist für die Subtropen charakteristisch. Deshalb ist es vorzugsweise das Klima von Deutsch-Südwestafrika. Doch auch die tropischen, 1000 bis 2000 Meter hoch gelegenen Hochländer im Innern von Togo, Kamerun und Ostafrika nehmen daran teil. Trotz- dem die Tagesschwankung der Temperatur groß ist, läßt sich eine ver- hältnismäßig geringe Jahresschwankung feststellen. Die intensivste Son- nenbestrahlung bewirkt über Mittag /jo° C und mehr, selbst im Schatten, während das Thermometer nachts bis unter den Gefrierpunkt fallen kann. Die Niederschläge sind nicht häufig und nur an eine kurze Jahresperiode gebunden. Nicht die Höhe der Temperatur ist es, die dem Körper in den Tropen schwere Schädigung bringt, sondern vielmehr der geringe Unterschied zwischen Sommer- und Wintertemperatur in den Tropen. Je größer dieser Unterschied ist, um so mehr eignet sich die betreffende Gegend zur Ansiedelung für Weiße. Der Unterschied beträgt in Deutschland im Durchschnitt 18—20 Grad, an den tropischen Küsten kaum i1/2-—2 Grad; nach dem Innern und der Höhe jedoch wird er etwas merklicher. Im allgemeinen sind die regenreichsten und fruchtbarsten Gebiete, also die tropischen Küsten- und Niederungsgebiete, die ungesundesten, und umgekehrt die weniger fruchtbaren und regenarmen Steppengebiete die gesunderen Gegenden. Hier hat auch die Luftbewegung größeren Spiel- raum und geringere Hindernisse und wirkt gesundheitsfördernd. Schon der berühmte Meteorologe Julius Hann in Wien betont, daß Klimate mit stärkerer Luftbewegung eine anregende, die Tätigkeit begünstigende Wirkung auf den menschlichen Organismus ausüben, und Karl Dove stellt den Satz auf: ,,Je kräftiger der Wind, um so mehr eignet sich ein in der warmen Zone gelegenes Land für die Besiedelung mit Europäern.“ Darum ist für die Niederlassungen in den Tropen die Regel zu beherzigen, sie auf freiliegenden Überhöhungen des Umlandes anzulegen und (he all- zugroße Nähe des Waldes oder dichter Ansammlungen hochwüchsiger Pflanzungen tunlichst zu vermeiden. Gegenüber unseren Breiten ist die Sonnenstrahlung in den Tropen, ganz gleich, ob in der Niederung oder in der Hochsteppe, besonders stark und wird auf die Dauer gesundheitsschädigend empfunden. Gegen die Sonnenstrahlen kann man sich wohl schützen, immerhin muß man ein gutes Maß davon vertragen können. Ganz abgesehen davon, daß man sich des Alkoholgenusses in den sonnigen Ländern soviel wie möglich enthalten soll, so muß man auch etwas trainiert sein. Daheim im Mutter- 5

3. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 7

1913 - München : Seybold
bedeutend gewonnen, und sein Emporblühen verzögert die Entwicklung von Anecho, Kpeme und Porto Seguro. Kamerun, insonderheit das Kamerungebirge, ist das regenreichste Land Afrikas. In Debundscha, am Westfuße des Kamerungebirges, hat man sogar über ioooo mm Niederschlag gemessen; regenreicher, soweit man die Niederschlagsverhältnisse auf Erden kennt, ist nur Tscherrapandschi am Südabhange des Khasigebirges im östlichen Bengalen mit nahezu 12 ooo mm Niederschlag. Die Regenzone mit 2000 bis 3ooo mm Nieder- schlag reicht weit ins Kameruner Hinterland hinein. Nur der äußerste Norden, die Uferlandschaften des Tschadsees haben unter 5oo mm, während der größere Teil des Hinterlandes in die Zone mit 1000 bis 2000 mm Niederschlag fällt. Wegen der ungesunden Verhältnisse in Duala, denen in neuerer Zeit wesentlich entgegengearbeitet worden ist (bessere Wohn-, Faktorei- und Hafenanlagen), wurde der Regierungssitz von Duala ins Kamerungebirge nach Buea (g85 m) verlegt. Hier ist es möglich, Allgäuer Rinder zu halten und europäische Gemüse zu pflanzen und somit den Europäern eine frische und bekömmliche Nahrung zu bieten. Nur in Deutsch-Südwestafrika haben wir mit Ausnahme des halb- tropischen Nordens ein mächtiges Gebiet, das als durchaus gesund für Europäer zu bezeichnen und als Siedelungsland geeignet ist. Von der 837 000 qkm großen Fläche der Kolonie sind etwa 5oo 000 qkm, d. h. etwa 5o 000 000 ha = Deutsches Reich, zu Siedelungszwecken geeignet. Die Luft ist über den südafrikanischen Gebieten dampfarm, und die Schwankung zwischen wärmstem und kühlstem Monat trägt nicht mehr tropischen Charakter, sondern den gemäßigter Klimate. Selbst im Hererolande, das sich durch seine milden Winter auszeichnet, beträgt der Lnterschied zwischen dem wärmsten und kühlsten Monat 120 bis i5° C und erinnert somit an die Jahresschwankung der Mitteltemperatur, wie sie an der sizilianischen Küste herrscht. Südwestafrika hat indessen nur geringe Niederschläge. Am geringsten sind sie an der Küste, bis 20 mm des Jahres. Hier ist dem Küstenrand eines heißen Kontinents ein kaltes Meer vorgelagert; die Wirkung davon ist ein Klima, das eins der trockensten der Erde ist. Hinter dem Küsten- land beginnt eine Zone, die bis 100 mm ’Niederschlag auf weist, und weiterhin nach dem Innern reihen sich Streifen langsam wachsender Jahresmengen an. Der Nordosten ist am regenreichsten, mit 5oo bis 600 und etwas mehr mm Niederschlag; er erreicht aber immer noch nicht den mittleren Jahresniederschlag von Deutschland. 7

4. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 9

1913 - München : Seybold
kolonialen Ölstoffen suchen auch Корга, Sesam, Erdnüsse u. a. zu be- friedigen. Als Lieferant für Sesam und Erdnüsse kommt Ostafrika in Frage. Корга, die zerstückelte und getrocknete Kokosnuß, wird uns von Ostafrika, Togo, vor allem jedoch von Neuguinea mit dem Inselgebiet und von Samoa gesandt. Auf den Marianen, Karolinen und Palau sind die Kokospalmen die ausschließliche Grundlage des wirtschaftlichen Le- bens. Ein- und Ausfuhr der Südseegebiete hängt, wenn von den neueren Phosphatfunden abgesehen wird, ganz von dem Gedeihen der Kokospalme ab. Sie bedarf hier wie überall einer gewissen Pflege, auch von seiten der Eingeborenen, wenn sie gute Früchte zeitigen soll. Genauere Untersuchungen haben erwiesen, daß wir ausgezeichnete ßaumwolländereien in Togo, Kamerun und Ostafrika besitzen. Auch die Nordgebiete von Südwestafrika sind für Baumwollkultur geeignet. Der Baumwollbau der Eingeborenen, der durch Hackbau betrieben wird, kann keine beträchtlicheren Mengen für die Ausfuhr liefern. Maschinelle Einrichtungen müssen die Baumwollgebiete erschließen. Um für die Kultur dieser Faserpflanze stets die genügende Wassermenge zur rechten Zeit zur Verfügung zu haben, werden in Ostafrika große künstliche Bewässerungsanlagen geschaffen. Wir blicken erst auf ein Jahrzehnt unserer Baumwollanbauversuche zurück. 190з brachten die Kolonien Ostafrika und Togo für 5ooo Mark Baumwolle zur Ausfuhr, 1910 für reichlich 1 Million Mark. Ist das wohl ein Anfang, so bedeutet er doch außerordentlich wenig gegenüber unserm Bedarf. Wenn nicht alle An- zeichen trügen, werden unsere Kolonien zu Baumwollenländern werden, die den Hauptteil unseres Bedarfs dieses Bohstoffes decken. Unter den Nahrungs- und Genußmitteln, die uns die Kolonien liefern, steht in der Bedeutung der Kakao obenan. Der Kakao verspricht hei uns ein Volksgetränk im besten Sinne des Wortes zu werden. Wurden 1880 im ganzen 2260 Tonnen Kakaobohnen im Werte von 3 Millionen Mark nach Deutschland eingeführt, so dreißig Jahre später (1910) 44 000 Tonnen im Werte zu reichlich 45 Millionen Mark. Die pinfuhr hat sich sonach innerhalb eines Menschenalters der Menge nach verzwanzigfacht. Unter allen Ländern steht Deutschland mit seinem Kakaoverbrauch an zweiter Stelle, nur wenig hinter den Vereinigten Staaten von Amerika; in weitem Abstand erst folgen Frankreich und England. Deutschland hat darum ein besonderes Interesse an einer Kakaoerzeugung innerhalb seines eigenen Wirtschaftsgebietes. Die Entwicklung, die der Kakaobau in den deutschen Schutzgebieten bisher genommen hat, berechtigt zu der An- 9

5. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 11

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dem Muansabezirk Golderze zur Ausfuhr, und zwar lediglich nach Deutschland, 1910 378 kg. für 843 000 Mark. Das Salz, das in Ost- afrika (Saline Gottorp am Mlagarassi) gewonnen wird, dient dem Eigen- gebrauch der Kolonie und dem Salzgeschäft nach dem Kongostaat. Für Ostafrika war bis 1909 dem Ausfuhrwert nach der Glimmer — I9i° war der des Goldes größer — das wichtigste Mineral, der im Uluguru- gebirge, bei Morogoro abgebaut wird, jährlich über 100000 kg. Diese Kolonie bringt auch Granaten. Von dem wertvollen Kopal, einem halb- fossilen Harz, ziehen jetzt der deutsche Handel und die deutsche Lack- . industrie mehr und mehr an sich heran. Unter unseren Kolonien scheint sich Südwestafrika zum ersten Mineral- produktionsland zu entwickeln. Schon seit längerer Zeit sind die Kupfer- erze bekannt, die an verschiedenen Orten des Landes gefunden werden, am ausgiebigsten bei Otawi und Tsumeb. Haben doch die Schätze in diesem Gebiet bewirkt, daß von privater Seite eine mehr als 5oo km lange Eisenbahn von Swakopmund aus nach Otawi gebaut wurde. 1907 holte man hier erst für x/2 Million Mark Kupfererze, jetzt bereits für rund 6 Millionen Mark. Die Hauptausfuhr ist jedoch nach Amerika und anderen Ländern gerichtet. Neben der Ausbeutung von Kupfer gewinnt die von Blei an Bedeutung; über die Hälfte der Ausfuhr gehört dem deutschen Handel an. Ausgedehnte Zinnfunde sind an verschiedenen Stellen des Erongogebirges in der Nähe von Omaruru gemacht worden. Deutsch-Südwestafrika gehört zu den glücklichen Ländern, die auch Diamanten besitzen. 4. Kiautschou. Die Beweggründe zur Besitzergreifung von Kiautschou waren ganz andere als bei dem Erwerb der übrigen deutschen Kolonien. Weder handelte es sich dabei um die Gewinnung tropischer bzw. subtropischer Kolonien als Lieferanten kolonialer Erzeugnisse, noch um die Gewinnung neuer Ansiedelungsgebiete für unsere Landsleute, was sich bei einem derartig dicht besiedelten Land wie China von selbst verbietet. Vielmehr galt es, für unseren Handel und unsere junge, kräftig aufsteigende Kriegs- marine in Ostasien einen gleich festen Stützpunkt zu haben, wie ihn andere Nationen schon erworben hatten. Auf die Größe des Besitzes kam es hier weniger an als vielmehr auf die gute Lage, einen Ausgangs- und Sammelplatz deutschen Handels, deutscher industrieller Erzeugnisse, über- 11

6. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 12

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haupt einen Brennpunkt deutscher Kultur für Ostasien zu besitzen. Das erworbene Gebiet ist auch nur 552 qkm groß, d. h. von der ähnlichen Flächenausdehnung wie der Bodensee oder die Hälfte des Fürstentums Waldeck. Für die Wahl der Kiautschoubucht gaben die fast drei Jahrzehnte zuvor gemachten Forschungen des deutschen Forschers und Geographen Ferdinand v. Bichthofen den Ausschlag, der mit weitem Blick die Vor- züglichkeit der Kiautschoubucht erkannte, die zum maritimen Endpunkt eines ausgedehnten Eisenbahnnetzes ebenso geeignet war wie zur natür- lichen Eingangspforte in das nordöstliche China vom Meere her, zumal die Bucht den einzigen eisfreien Hafen im ganzen nördlichen China bietet. Auch über die gute gesundheitliche Lage der Bucht war man sich bereits klar. Das Klima von Tsingtau und Umgebung ist eins der ge- sündesten der chinesischen Küste. Die mittlere Jahreswärme beträgt etwas über i3° C. Die Regenmenge schwankt zwischen 5oo und 620 mm des Jahres, erreicht also noch nicht ganz das Mittel des Niederschlages in Deutschland. Das Hinterland von Kiautschou, die Provinz Schantung, ist reich an ungehobenen Schätzen, besonders an Kohle und Eisen und an Arbeitskraft und Intelligenz einer charaktervollen Bevölkerung. So sprachen mithin wichtige geographische und wirtschaftliche Tatsachen für die Wahl der Kiautschoubucht als deutsches Schutzgebiet im Jahre 1897. Das ganze Pachtgebiet ist ein einziger großer Hafen. Die breite, an den Rändern sehr seichte Kiautschoubucht ist von der vierfachen Aus- dehnung des Jadebusens. An ihrem Eingänge scheinen sich zwei gegen- überliegende Halbinseln die Hände zu geben, erreichen sich aber nicht ganz und gewähren Raum für eine Eingangspforte von 3v2 km Breite. Die Fahrrinne selbst ist gegen 9 m tief. An dem Ausläufer der nördlichen Halbinsel, die von dem nahezu 1100 m hohen Lauschangebirgc durch- zogen wird, haben sich Hafen und Stadt Tsingtau, früher ein armseliges kleines Fischerdorf, entwickelt. Auf der Innenseite der Kiautschoubucht schuf man zwei große Hafen- becken, den kleinen Hafen nicht weit vom Eingang zur Kiautschoubucht und D/2 km davon nordwärts entfernt den großen Hafen. Beide Häfen werden durch das Land vor der ozeanischen Dünung von Süden her und durch die Berge gegen Sicht und feindliches Feuer von der See her geschützt. Der kleine Hafen dient in der Hauptsache dem chinesischen Dschunkenverkehr, aber auch kleine Dampfer und Torpedoboote können 12

7. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 14

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Der deutsch-chinesische Vertrag vom 6. März 1898 hatte zu weitgehenden Bergwerks- und Eisenbahngerechtsamen in der Provinz Schantung den Grund gelegt. Zunächst wurde der deutsche Einfluß auf eine neutrale Zone ausgedehnt, die die Kiautschoubucht halbkreisförmig umgibt, etwa 5o km breit ist, rund 7650 qkm Flächeninhalt (= Großherzogtum Hessen) besitzt und als volkreichste Stadt die alte Stadt Kiautschou mit einschließt. Der deutsche Einfluß mußte, wenn Kiautschou ein bedeutendes deutsches Kulturzentrum im fernen Osten werden sollte, noch über die neutrale Zone hinausgehen. Das geschah durch die Ausnützung der im Vertrag von 1898 bereits vorgesehenen Konzessionen für mehrere Bahnlinien in der Provinz Schantung und eines Streifen Landes von 3o Li, d. s. i5km, Breite zu beiden Seiten der Bahnlinien zwecks Ausbeutung der durch- schnittenen Kohlen- und Erzlager (Eisen, Blei, Gold u. a. m.). Auch bei weiteren Eisenbahnbauten in der Provinz Schantung sind deutschen Unternehmern weitgehendste Rechte zugesichert worden. Die Eisenbahnstrecke hat in Tsingtau ihren Anfangspunkt und geht über die Orte Kiautschou, Weihsien und Tsinanfu, der Hauptstadt der Provinz Schantung, wo sie jetzt Anschluß an eine große chinesische Nordsüdbahn findet. Die Strecke ist 436 km lang, etwa wie die Bahn von Berlin nach Danzig. Von dem Hauptstrang zweigen die Linien nach Poschan (und Itschoufu) ab, wo wie bei Weihsien mächtige Stein- kohlenfelder ausgebeutet werden können. Der Außenhandel Kiautschous wächst beträchtlich von Jahr zu Jahr. Gegenwärtig hat der Handelsverkehr von Tsingtau sogar den von Tschifu überflügelt. Die Gesamteinfuhr nach Kiautschou hatte 1910/11 einen Wert von reichlich 74 Millionen Mark und die Gesamtausfuhr von 65 Millionen Mark. Vor allem ist an dem Handelsverkehr China beteiligt, sodann England, Japan und andere Länder. Deutschlands Anteil ist zwar noch gering, doch ist er in den letzten Jahren merklicher als in den Jahren nach der Besitzergreifung gewachsen, besonders seitdem die deutsche Schantungbahn ihren regelmäßigen Betrieb eröffnet hat. Deutschland holt von Kiautschou (im ganzen für etwa 1/2 Mill. Mark) Seide und Seidenwaren, Strohgeflechte, Rindshäute, Baumwolle, Erd- nüsse und führt nach Kiautschou aus (im Jahre 1910/11 für ig Millionen Mark) Eisenröhren, Geschosse, Kanonrohre, Schießpulver und Spreng- mittel, Zigarren und Zigaretten, Eisenbahnbaumaterialien, Lokomotiven, Eisenwaren, Nähnadeln, Romanzement, Schauniavein, Bier, vor allem jedoch Anilinfarben und künstlichen Indigo (für 10 Millionen Mark). 14

8. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 16

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strohgedeckte Europäerhäuser. Es ist der Sitz des Chef de zone (Di- striktschef), damals des Kapitäns Baudelet, und des Chef de secteur (Bezirkschef), dessen Funktionen (Amtsgeschäfte) während unserer An- wesenheit von Leutnant Spiltoir versehen wurden. Das Lager war zum Schutz gegen die hier häufig vorkommenden Löwen mit einer hohen Einfassung umgeben und daher sehr eng. Der Aufenthalt war infolge- dessen heiß und nichts weniger als angenehm. Die Umzäunung hatte sich aber als notwendig erwiesen, da schon des öfteren während der Nacht Löwen eingebrochen waren und Menschenleben vernichtet hatten. Die frechen Bäuber scheuen indes selbst den Sprung über die 3 m hohe Einfassung nicht. War es doch vor Monatsfrist vorgekommen, daß gerade auf dem Platz, wo mein Zelt jetzt stand, ein Wachtposten angepackt worden war. Daß er mit dem Leben davonkam, verdankte er nur dem Umstande, daß der Löwe, durch das Geschrei im Lager erschreckt, sein Opfer fahren ließ und, über die Umzäunung zurück- springend, das Weite suchte. Wir spürten auch eine frische Fährte auf, die dicht am Lagerzaun entlang führte, und hörten mehrfach Gebrüll. Da wir so bald als möglich, nach Osten abbiegend, das Lager in die Steppe selbst zu verlegen gedachten, so war uns der Löwenreichtum dieser Gegend gerade recht. In der ganzen Ebene des Rutschuru, von Maji ja moto bis zum Südende des Albert-Eduard-Sees, wimmelt es buch- stäblich von Wild. Wohin man blickt, bedecken ungeheure Rudel von Antilopen die Grassteppe. Aber auch hier, wie in ganz Zentralafrika, ist die Anzahl der vorkommenden Spezies (Arten) eine ziemlich beschränkte. Hauptsächlich leben hier Wasserböcke, Moorantilopen, Rindböcke, Ducker- arten und Jimära (Leierantilopen). Im Busch, der sich zum See hin zu waldartigem Bestände verdichtet, sieht man täglich Büffel, öfter in großen Rudeln. Auch die häßlichen Gestalten der Warzenschweine konnten wir häufig beobachten. Sie bevorzugen die Nähe der sumpfigen Stellen und der Flußläufe. Doch trafen wir sie auch inmitten der weiten Ebene. Da die Warzenschweine eine besondere Delikatesse (Leckerbissen) für die Löwen sind, mag wohl u. a. ihr häufiges Vorkommen die Ursache des Löwenreichtums sein. Langanhaltendes Gebrüll, das die Nachtruhe wieder gestört hatte, gab Veriter und mir die Hoffnung, der Raubtiere ansichtig zu werden, als wir vor Tagesanbruch das taufeuchte Gras durchschritten. Und wir hatten bald das Glück, unsere Erwartungen erfüllt zu sehen. Denn als der rote Ball der Sonne seine ersten Strahlen uns entgegensandte, sah ich auf höchstens zweihundert Schritt die dunkle 16

9. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 18

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Teilnahme daran versagen, da mich dringende Schreibarbeit ans Zelt fesselte. Zudem hegte ich auch keine Hoffnung mehr auf Erfolg; an die Möglichkeit vollends, daß die beiden gesunden Löwen noch in der Nähe sein könnten, dachte ich natürlich gar nicht. Und doch täuschte ich mich. Denn kaum waren die beiden Askari, die ich zur Beobachtung und eventuellen sofortigen Meldung an den diesseitigen Rand der Schlucht entsendet hatte, außer Sichtweite, als der eine von ihnen, der Massai Abdallah, in schnellem Laufe zurückkam, schon von weitem winkend. Hier tat Eile not! Feder und Papier wurden beiseite geworfen. Auf- springend riß ich den Hut vom Nagel, stülpte ihn auf und lud in vollem Laufe die Büchse. Inzwischen hatte mich Abdallah erreicht. „Schnell, schnell, Bana, dort liegen zwei große Löwen und schlafen, karibu sana, ganz nahe!“ Zwei Minuten später betrachtete ich äußerst niedergeschla- gen die ganz frischen Fährten und die noch warme Stelle, wo die beiden Mähnenlöwen von den Askari auf fünfzig Schritt im Schlafe überrascht worden waren. Die Büsche bewegten sich beinahe noch, wo die Raub- tiere im Dickicht der Schlucht verschwunden waren. b) Eine Kletterpartie auf unruhigem Boden. Der Kissenji sich am nächsten erhebende Vulkan ist der Ninagongo, dessen Fuß in dreistündigem Marsche zu erreichen ist. Sehr reizvoll ist der Weg dorthin nicht, denn er windet sich durch eine ununterbrochene Reihe von Feldern. Ja, selbst am Fuße des Berges war deren Zahl noch so groß, daß wir bei der Aufrichtung der Zelte um einen freien Platz in Verlegenheit gerieten. Aber Kissubi, der schwarze Fremdenführer, der seit langem das Recht in Anspruch nimmt, jeden Europäer bis unter den Gipfel hinauf zu geleiten, und der sich auch zu uns gesellte, wußte Rat und zeigte uns ein Fleckchen, wo schon manches Zelt vor dem unsrigen gestanden hatte. Denn es haben seit der Erstbesteigung des Ninagongo durch Graf Götzen im Jahre 1894 nicht wenige seine Dienste in Anspruch genommen. Als ein auffallend regelmäßiger, oben abge- schnittener, typischer Schichtkegel hebt sich sein Hauptgipfel scharf vom wolkenlosen Himmel ab, im Norden und Süden von je einem niedrigen Seitenkrater begrenzt. Während Nord- und Südkrater an- scheinend schon längst erloschen und bis oben bewaldet sind, macht der in der Mitte gelegene Hauptkegel einen noch recht frischen Eindruck. Der Pflanzenwuchs reicht nicht ganz bis zum Gipfel hinauf. Das letzte Stück ist vielmehr nackte Lava und Asche, die mit der Zeit zu stein- 18

10. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 19

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hartem Tuff geworden ist. Die Besteigung wurde nur mit einer be- schränkten Zahl von Trägern ausgeführt. In langsamem Anstieg mühte sich die kleine Karawane auf schmalen Pfaden durch eine Pflanzendecke, die von Hauptmann Herrmann als „Urbuschwald“ bezeichnet worden ist. Es ist ein oft undurchdringliches Gebüsch von krautartigen Sträuchern und meist nicht sehr hohen Bäumen. Nach dreistündigem, mühevollem Steigen wurde 5oo Meter unter dem Gipfel, im Sattel zwischen Mittel- und Südkrater, ein enges Lager bezogen. Dichter Nebel wogte um uns her und verschleierte die Aussicht auf den Gipfel. Und kaum war das letzte Zelt aufgeschlagen, so prasselte mit kolossalem Hagelschlag ein Gewitter hernieder und verwandelte die Gegend auf kurze Zeit in eine Winterlandschaft. Die Temperatur sank naturgemäß schnell, und die Kälte machte sich so unangenehm fühlbar, daß sich die armen Träger zum Schutz vor dem Unwetter unter die Zeltdächer drängten. Aber dann klärte sich der Himmel auf, und prachtvoll hob sich auf einmal der Gipfel des Vulkans als dunkle Silhouette gegen die vorüberjagenden Wolken ab. Wir hatten den Aufenthalt zu einer kurzen Mahlzeit benutzt, und nun wurde sofort der Anstieg zum Gipfel unternommen. Die Böschung steigt bis zu 35 Grad. Sie zu erklimmen war außerordentlich anstren- gend, da das naokte Gestein dem Fuß nur wenig Halt bot. Zudem machte sich die ungewohnte Dünne der Luft äußerst fühlbar, so daß man ge- zwungen war, fast alle hundert Schritte mit hörbar klopfendem Herzen sqhwer atmend stehen zu bleiben. Aber unermüdlich kletternd strebten wir vorwärts. Zehn Meter liegt der Kraterrand noch über uns. Die hämmernden Pulse zwingen uns zu nochmaliger kurzer Bast; hätten wir geahnt, welches Bild uns erwartete, so würden wir schneller geeilt sein. Denn verstummend blickten wir wenige Augenblicke später in eine riesige Arena von unbeschreiblicher Großartigkeit. Der abgestumpfte Gipfel des Ninagongo ist nämlich ganz von einem mächtigen, nahezu kreisrunden Explosionskrater eingenommen, dem Graf-Götzen-Krater. So habe ich ihn seinem kühnen Entdecker zu Ehren getauft. Die Innen- wände des Kraters lallen steil nach unten ab und enden hier auf einem völlig ebenen Lavaboden, in dessen Mitte zwei nebeneinanderliegende steilwandige Eruptionsschlote ausgesprengt sind, die sich wie eine etwas plattgedrüokte große Acht ausnehmen. Eine Vorstellung von den ge- waltigen Ausdehnungen des Graf-Götzen-Kraters vermögen am besten die von Oberleutnant Weiß ausgeführten Messungen zu geben. Danach be- trägt der Durchmesser des Kraters 1251 Meter, seine Tiefe i55 Meter 19 2*
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