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1. Vaterländische Geschichte - S. IV

1900 - Berlin : Nicolai
Iv Vorwort ;ur Weiten Auflage. ^!ach Plan und Anlage ist die „Vaterländische Geschichte" in der neuen Auflage unverändert geblieben; nur in der Form wurde vielfach gebessert und der Inhalt aufs neue genau geprüft. Die Kritik hat sich in den weitaus überwiegenden Fällen durchaus anerkennend geäußert, wofür ich mich zu besonderem Danke verpflichtet fühle. In einem Falle wurden Wünsche auf eine anbere Stoffanordnung laut; ihre Berücksichtigung ist jeboch unmöglich. Daß zunächst das Kulturhistorische mit der politischen Geschichte auch im ersten Teile überall zu verweben ist, habe ich im Vorwort zur ersten Auslage (S. Iii Z. 8 u. ff) entschieden betont. Bei genauer Prüfung wird man ftnben, daß ich im Texte die Stellen kennzeichne, wo die (Singlieberung vorteilhaft erfolgen kann (S. 53 Rittertum. S. 58 Hansa; Feme 2c.). Lose Aneinanber-reihung wirb kein Sachkunbiger befürworten. Erfolgte aber im Geschichtsbuche die vollstänbige Verwebung der Stoffe, so müßten wegen Raummangels die Zusammenfassungen am Schlüsse fortfallen. Damit ginge inbes alle Übersichtlichkeit verloren, und diese gcrabe wünschen alle, die das Buch in der Praxis gebrauchen. — Die Eingliederung der braubenburgischen Geschichte in die beutfche erfolgt ferner am besten währenb und unmittelbar nach der Darstellung der letzteren. Darauf verweisen die betreffenden Andeutungen S. 77, 2. Abschnitt, S. 80, 2. Abschnitt, S. 81, 1. Abschnitt. Es empfiehlt sich demnach, wie ich gleichfalls schon hervorhob (S. S. Ii. oben), die Einreihung noch in derselben Klasse zu vollziehen. Als Zusammenfassung des im Unterrichte bereits Gebotenen ist meine Darstellung von der Kritik sonst stets aufgefaßt und wegen der liebersichtlichfeit und sprachlichen Schönheit vielfach gerühmt worden. — Zu einer weiteren Beschränkung der

2. Vaterländische Geschichte - S. 2

1900 - Berlin : Nicolai
2 f 2. Peutschkands früheste Weschaffenßeit. Zur Zeit der Geburt Christi war Deutschland ein rauhes, unfruchtbares Land. Dunkle Wälder und ausgedehnte Sümpfe, oft alte, verlassene Flußläufe, bedeckten weite Strecken. Die Sonne vermochte nicht das Walddickicht zu durchgingen. Feuchte Nebel lagerten über der Erde und machten den Tag zur Nacht. Das Klima war rauh. — Auf dem urbar gemachten Boden wurden Gerste, Hafer, Flachs, Rüben und Rettiche angebaut. Der Wein wurde erst von den Römern eingeführt und heimisch gemacht. Der große Reichtum an edlen Metallen war noch unbekannt. Um den Besitz neu entdeckter Salzquellen führten heimische Stämme oft Krieg. Grasreiche Weiden boten Pferden und Rindern reichliche Nahrung. Den größten Reichtum bildeten jedoch die Wälder. In ihrem Dunkel bargen sie zahlreiche Jagdtiere, die längst verdrängt oder ausgerottet sind: Bären, Auerochsen, Elentiere und starke Raubvögel. Gegen sie zog der freie Deutsche in Zeiten des Friedens aus, um Mut und Kampflust zu stillen und für sich und die Seinen Nahrung und Kleidung zu beschaffen. t 3. J)ie Niederlassungen. Zusammenhängende Dörfer oder gar Städte gab es in unserem Vaterlande noch nicht. Unsere Altvordern wohnten gern in einsamen Höfen, inmitten ihrer Ackerfelder. Solch ein umzäuntes oder von einem Wall umgebenes Gehöft war aus unbehauenen Baumstämmen erbaut, die Riffe und Öffnungen wurden notdürftig mit Sehnt und Moos ausgefüllt, die Dächer mit Schilf oder Stroh bedeckt. Das Innere bildete einen einzigen Raum ohne Zwischenwand. In der Mitte lag meist ein großer ausgehöhlter Stein, der den Herd, den geweihten Ort des deutschen Heimes, bildete. Am Herde war der Sitz der Hausfrau; über dem Herdfeuer gelobten sich die Freunde gern Treue; hier saß man auch im friedlichen Verein, um den Erzählungen der Alten zu lauschen. Fenster fehlten. Zum Entweichen des Rauches befand sich im Dache eine verschließbare Öffnung. Als äußerer Schmuck des Hauses fielen dem Fremden die Pferdeköpfe auf, die Überreste der dem Wodan geweihten Opfertiere. Neben dem Wohnhause lagen gewöhnlich Speicher. Stallung und Keller. Um das Haus herum dehute sich das dem Freien gehörige Acker-, Wiesen- und Waldland aus. Die benachbarten Höfe schlossen sich zu einer Dorfgemeinschaft oder Markgenossenschaft zusammen. Das zwischen den Höfen gelegene herrenlose Weide- und Waldland wurde als Gemeinbesitz (Allmend) von allen benutzt; der Grundbesitz der einzelnen Familie, das Eigengut, hieß Allod.

3. Vaterländische Geschichte - S. 4

1900 - Berlin : Nicolai
Kopfhaut eines Urs mit den Hörnern. Durch wilden Schlachtgesang wurde der Kampf eingeleitet. Gewöhnlich schloffen sich die Krieger nach ihrer Verwandtschaft zusammen; die Stärksten kämpften in den vordersten Reihen. Ihr Mut war unbesieglich. In der Hitze des Gefecht» verzichteten sie auf jede Schußwaffe und warfen sich bloßen Seines auf den Feind. Treu waren sie ihren Genossen, tren dem Führer; den letzteren im Stiche zu lassen, galt als die größte Schande. Eigenartig wurden ihre Kriegszüge oft dadurch, daß sie mit Weib und Kind in die Ferne zogen. Alsdann nahmen nicht selten auch die Frauen am Kampfe teil, feuerten die weichenden Männer zu neuem Vorgehen an und ergriffen zuletzt selbst die Waffeu, um streitend mit den Ihrigen zu sterben. f 5. Innere Eigenschaften. Erziehung der Kinder. Mut und Tapferkeit, Treue und Redlichkeit gegen Freund und Feind waren die hervorstechendsten Eigenschaften unserer Vorfahren. „Hier hast Du meine Hand darauf", sagte man zur Bekräftigung der Rede, und der Handschlag galt soviel als ein Eidschwur. Daneben rühmt man allgemein an den alten Germanen ihre Keuschheit, ihre Verehrung der Alten und der Frauen, ihre Frömmigkeit und Gast-fteuudschaft. Die letztere erstreckte sich nicht nur auf Einheimische, sondern auch auf Fremde. „Einem Menschen das schützende Obdach zu verweigern, gilt als gottlos." Dem Scheidenden wurden in der Regel Geschenke überreicht. Waren in einem Hause die Vorräte aufgezehrt, so begab sich der Besitzer mit seinem Gaste zum Nachbar, und beide wurden mit Freudeu aufgenommen und bewirtet*). Aber auch abstoßende Laster wohnten unseren Vorfahren imte. Sie lagen gern müßig auf der Bärenhaut, berauschten sich an Bier und Met und gaben sich dem Würfelspiel mit solcher Leidenschaft hin, daß sie nicht nur sich selbst und ihr Hab und Gut, sondern auch Weib und Kind auf einen Wurf setzten. Ihre Treue aber bewährte sich auch bei dem verhängnisvollen Spiel. Wer seine Freiheit verloren hatte, der ließ sich ohne Widerstreben das Haar scheren und Zog mit Weib und Kind in die Knechtschaft. Die Erziehung der Kinder lag anfangs ganz in der Hand der Mutter. Sie hielt die Kleinen zu Sittsamkeit und Wohlanständigkeit an, erzählte ihnen von den Göttern und Helden und sang ihnen die alten deutschen Weisen vor. Früh nahm die heranwachsende Tochter teil an den Geschäften der Haushaltung, der Sohn aber wurde vom Vater in allen Leibesübungen (im Reiten, *) Lied: „Ich hab' mich ergeben" von Maßmann.

4. Vaterländische Geschichte - S. I

1900 - Berlin : Nicolai
Uorwort zur ersten Auflage. D'xt Meinungen der Pädagogen über den Wert eines Hilfsbuches Leim Geschichtsunterricht sind geteilt. Während die einen für ein Merkbuch oder für Geschichtstabellen, die anderen für einen möglichst knapp gefaßten oder mehr ausgeführten Leitfaden eintreten, macht sich in der neueren Zeit — unbeschadet des mustergültigen Vorerzählens beim Unterrichte — eine Richtung geltend, die dem Schüler ein anschaulich-erzählendes Lesebuch in die Hand geben will. Die von Dörpfeld dafür angedeuteten Gründe sind zu bekannt, als daß sie der Unterzeichnete an dieser Stelle wiederholen dürfte. Auch er ist der Ansicht, daß ein historisches Lehr-und Lesebuch, welches den Stoff in möglichst ansprechender, anschaulich erzählender Form behandelt, in der Hand des Schülers am zweckdienlichsten ^ist. Leider stehen der vollen Durchführung des Gedankens die Herstellungskosten eines solchen Buches hindernd im Wege. Wenn sich auch die Schüler und Schülerinnen gehobener Volksschuleu gern in den Besitz eines die vaterländische Geschichte erzählenden Buches, das seinen Wert fürs ganze Leben behält, setzen werden, so muß doch sein Preis ein möglichst niedriger sein. Der Unterzeichnete hofft, der Erfüllung der Idee so nahe wie möglich gekommen zu sein. Jeden Wink zur Verbesserung des Buches wird er stets dankbar entgegennehmen. In Hinsicht auf den Inhalt wurde alles, was nur das Gedächtnis belastet, ohne auf Gemüt und Willen zu wirken oder das Nachdenken anzuregen, ferngehalten. Zwischen den beiden sich gegenwärtig noch bekämpfenden Momenten — dem nationalen und dem kulturellen — wurde ein Ausgleich angebahnt und dahin gestrebt, jedes zu seinem Rechte kommen zu lafseu. Das Ganze ist für einen dreijährigen Kursus berechnet. Bei siebenklassigen Volksschulen z. B. werden die mit einem f versehenen Abschnitte im 5. Schuljahr (Iii. Klasse) behandelt, während die beiden letzten Jahrgänge sich in den übrigen Stoff teilen. Die vor-

5. Vaterländische Geschichte - S. II

1900 - Berlin : Nicolai
letzte Klasse kann etwa soweit geführt werden, daß noch die Eingliederung der brandenburgischen Geschichte in die deutsche erfolgt. Der abschließende Kursus beginnt nach einem Rückblick mit der Geschichte des Herzogtums Preußen und führt die Schüler bis zur Gegenwart. Mit letzterer wird nach der ersten Einführung in der Iv. Klasse (bei der siebenstufigen Schule) am besten überall begonnen, damit eine stete Bezugnahme ermöglicht wird. — Bei einer sechsmaligen Schule entfallen die gekreuzten Kapitel auf die Ii. Klasse. Die Geschichtsstoffe, die für die erste Klasse verbleiben, müssen wenigstens auf drei Semester verteilt, einzelne Partien können gekürzt oder ganz übergangen werden. Geschichts- und Charakterbilder, wie sie sich seit Grube in die Praxis einbürgerten, haben für die unteren Stufen auch jetzt noch ihre volle Berechtigung, sie bilden hier die angemessenste Form der Darbietung. Der Behauptung, durch diese bruchstückweise Behandlung des Stoffes werde der natürliche Zusammenhang der Thatsachen zerrissen und der Schüler könne kein rechtes Verständnis von irgend einer Geschichtsperiode bekommen, wird dadurch die Spitze abgebrochen, daß wir in dem abschließenden Kursus für die Herbeiführung dieser durchaus notwendigen Verknüpfung Sorge tragen. Um beim Kinde das Verständnis seiner Zeit zu vermitteln, ist es nötig, es nunmehr die einzelnen Stufen der Entwickelung seines Volkes durchlaufen zu lassen und sie ihm zum Bewußtsein zu führen. ^ Man verlangt vom künftigen Staatsbürger, daß er das Ch'fo seiner Nation achte und liebe, ja zur organischen Weiterentwickelung im kleinen Kreise beitrage, er muß daher erfahren, wie sich die gegenwärtigen Zustände herausgebildet haben, wie der heutige Kulturgrad erreicht worden ist durch das einmütige Zusammenwirken der maßgebenden Faktoren: durch das redliche Bemühen und die stete Fürsorge edler Fürsten und das Vorwärtsstreben und unablässige Ringen des gesamten Volkes unter Führung einzelner großen Söhne, die die Zeit gebar. Eiu einheitlicher Mittelpunkt beherrscht dabei den gesamten Unterricht: es ist das stets zu berücksichtigende nationale Moment. Auch die sittlichen und religiösen Ideen, die die Zeit mit ihren Repräsentanten beherrschen, müssen jetzt, dem gereisteren Verständnis und den erhöhten Fähigkeiten entsprechend, mehr als bisher hervortreten, damit sie veredelnd auf die Kinder wirken. Zwar wird man auch hier nur das Charakteristische der einzelnen Entwickelungsperioden bieten dürfen, mag es sich nun als Fortschritt, Stillstand oder Rückgang kennzeichnen. Allein, wenn

6. Vaterländische Geschichte - S. 53

1900 - Berlin : Nicolai
53 erschien er in Erfurt vor dem Kaiser und bat um Gnade. Mit Thränen in den Augen gedachte Friedrich ihrer einstigen Freundschaft und vor allem der Stunde, da ihm Heinrich das Leben rettete. Gern hob er die Achtserklärung auf. Seine Länder freilich, die schon an treue Vasallen des Kaisers verteilt worden waren, konnte und wollte er ihm nicht zurückgeben. Bayern besaß jetzt der treue Otto von Wittelsbach, dessen Nachkommen noch jetzt in dem Lande regieren. Nur seine Erbländer Braunschweig und Lüneburg wurden ihm wieder zugesprochen. Drei Jahre lebte Heinrich in der Verbannung (in England), dann kehrte er gebrochen nach seiner Heimat zurück. d) Eine Reichsversammlung. Nachdem der Kaiser in seinem ausgedehnten Reiche zur Ruhe gekommen war, waltete er im Frieden der Reichsregierung. Der höchste Glanz der hohenstaufischen Zeit entfaltete sich auf einer Reichsversammlung in Mainz zu Pfingsten 1184. Die Veranlassung zu diesem glänzendsten Feste der Ritterzeit gab die Wehrhaftmachnng oder Schwertleite der beiden ältesten Söhne des Kaisers, Heinrich und Friedrich. Der größte Herrscher des Abendlandes thronte da in seiner Macht und Herrlichkeit inmitten der höchsten weltlichen und geistlichen Fürsten. Er selbst erteilte seinen Söhnen den Ritterschlag, beteiligte sich auch an den Ritterspielen und ritt in die Turnierschranken. Seine zweite Gemahlin Beatrice, durch ihre Schönheit ausgezeichnet, wohnte dem Feste als Königin der Schönheit bei. Die Zahl der versammelten Ritter, die das Gefolge der Fürsten bildeten, wird auf 70 000 angegeben. So trat au diesem Tage die ganze Machtfülle des Reiches zur Erscheinung. In jener Zeit war die Machtstellung Deutschlands nach außen noch nicht erschüttert. Böhmen war deutsches Reichsland. Italien und Polen erkannten die deutsche Oberherrschaft an. Wie die Machtfülle des Reiches, so entfaltete sich auf jener staufischen Pfingstfeier auch der Glauz des Ritterstandes. (S. S. 61 u. ff.) t e) Friedrich Barbarossas Kreuzzug und Tod. Im Jahre 1190 unternahm Friedrich einen Kreuzzug, um Palästina und Jerusalem ans den Händen des Sultans Saladin zu befreien. Mit einem großen Heere zog er durch Ungarn, zwang den griechischen Kaiser, ihm den Durchgang zu gestatten, und marschierte unter unsäglichen Mühsalen durch Kleinasien*). Glücklich hatte das Kreuzheer eine große türkische Armee geschlagen, da verbreitete sich plötzlich die Kunde, der Kaiser sei gestorben. Bei dem Übergang über den Saleph war er *) Gedicht: „Schwäbische Kunde" von Uhland. t

7. Vaterländische Geschichte - S. 54

1900 - Berlin : Nicolai
f 54 in den reißenden Fluten des Flusses ertrunken. Tiefe Trauer erfüllte das gesamte Heer. Viele kehrten entmutigt um und brachten die Trauerkunde nach Europa. Im Reiche mochte man gar nicht an den Tod des geliebten Kaisers glauben. In den späteren Zeiten der Ohnmacht Deutschlands sehnte man seine Wiederkehr herbei; denn er galt neben Karl dem Großen als der mächtigste aller Herrscher. Allmählich bildete sich die Sage aus, Barbarossa sei nicht gestorben, sondern ruhe verzaubert in der Kyffhäuserburg. Einst werde er wiederkommen, um das deutsche Reich in seiner alten Herrlichkeit wieder auszurichten*). In neuester Zeit schmückt das Denkmal des Kaisers Wilhelms I., der den Bann löste, den Kyffhäuserberg. Xv. Bedeutung und Folgen der Römer- und Kreuzzüge. a) J)ie Wömerzüge. Otto I. erneuerte das von Karl dem Großen begründete abendländische Kaisertum, und von nun an blieb die Kaiserwürde bei den deutschen Königen. Das Recht, die Kaiserwürde zu verleihen, nahmen die Päpste für sich in Anspruch; es wurde ihnen aber von den deutschen Königen stets bestritten. Letztere zogen nach Rom, um zu ihrer hohen Würde die kirchliche Weihe zu erlangm; aus dem Wege dahin fand in Pavia die Krönung mit der lombardischen Krone statt. Da mancher Widerstand zu überwinden war, zogen die deutschen Könige in der Regel mit einem stattlichen Heere über die Alpen. Der Kaiserwürde wurde eine hohe Bedeutung beigelegt: es verband sich damit die Schirmherrschaft über die abendländische Kirche und die Oberlehnsherrschaft von Rom. Sie befestigte im deutschen Volke den Gedanken, daß es das erste Volk der Christenheit und sein Kaiser unter allen christlichen Herrschern der erste sei. Rom war kaiserliche Reichsstadt, und ihre Münzen trugen des Kaisers Bildnis. Die Verbindung Italiens mit Deutschland hat letzterem freilich viel Not gebracht. Italien mußte fast von jedem Könige, der nach der Krone strebte, erst unterworfen und insbesondere der Widerstand der Päpste gebrochen werden. Viele von denen, die an den Zügen teilnahmen, sahen das deutsche Vaterland nicht wieder. Wen das Schwert verschonte, den raffte oft die Seuche dahiu. Aus diesem *) Die Sage bezog sich ursprünglich auf Barbarossas Enkel Friedrich Ii. und wurde erst später auf ihn selbst übertragen. Gedicht: „Barbarossa" von Fr. Rückert.

8. Vaterländische Geschichte - S. 6

1900 - Berlin : Nicolai
des Gottes zurück. Als Gott des befruchtenden Gewitters war er der Förderer des Feldbaues. Ihm zu Ehren loderten um Johannis ganze Stöße von Eichenholz auf, und bekränzte Stiere wurden auf den Opfersteinen geschlachtet und beim Opfermahl verzehrt. Besondere Ehre wurde dem einhändigen Kriegsgott Ziu(Tyr) dargebracht, dem der dritte Wochentag geweiht war. Er nahm selbst am Kampfe teil, beschützte seine Freunde und brachte Tod und Verderben in die Reihen der Gegner. — Der lichte Sonnengott Freyr, der Bruder der Freya, gebot über Sonnenschein und Regen. An ihn wandten sich unsere Altvordern, wenn sie um Fruchtbarkeit und Frieden baten. Auch an einem bösen Gott, Loki genannt, fehlte es unseren Vorfahren nicht. Er verursachte den Tod des jugendlichschönen Baldur, des Lieblings der Götter, und wurde dafür an einen zackigen Felsen geschmiedet. Im Naturlauf sah man den Kampf beider abgebildet. War der Frühlingsgott überwunden, so erstarb alles Leben in der Natur, der Winter brach herein; errang er die Oberhand, so sproßte frisches Grün hervor, der Frühling hielt seinen Einzug. Die Gottesverehrung. Tempel und Götzenbilder hatten die Deutschen nicht. Ihr Götterdienst vollzog sich oft des Nachts zur Zeit des Neu- und Vollmondes. Der Versammlungsort war der in heiligen Hainen, an einer Quelle oder auf einer Bergesspitze gelegene Opferplatz. Im Dunkel der Haine und Wälder erhob sich der eingehegte und durch Wächter beaufsichtigte Altar, auf dem von einem Priester die Opfertiere der Gottheit dargebracht wurden. Auch Menschenopfer kamen vor, besonders Gefangene mußten den Opfertod erleiden; aus ihrem Blute weissagten die Priesterinnen. Wie die Köpfe der Opfertiere, so wurden auch die der geopferten Menschen an den umstehenden Bäumen aufgesteckt. An das Opfer schloß sich ein gemeinsames Opfermahl. Gute und böse Mächte in der Natur. Mit ihnen bevölkerten die alten Deutschen das Innere der Erde, die Luft und das Wasser. In der Tiefe der Erde wohnten die Zwerge und sammelten und hüteten große Schätze. Auf fernen Bergen hausten die Riesen, meist Göttern und Menschen feindlich gesinnt. Letzteres galt auch von den Schwarzelfen, während die Lichtelfen, die Feen, kleine lichte, schöne Wesen, im Dienste der Götter standen und gut und hilfreich gegen die Menschen waren.*) Unter den Meergottheiten stand Ägir. der *) Vergl. „Erlkönig" von Goethe. — Dornröschen. Schneewittchen.

9. Vaterländische Geschichte - S. 56

1900 - Berlin : Nicolai
Entwürfe gemacht und nach der Rückkehr in die Heimat ausgeführt. Die Dichtkunst erhielt neue Stoffe und Formen. Die Heldenthaten der Kreuzfahrer wurden von Minnesängern in ihren Liedern gefeiert. — Alle Stände, nicht nur die damaligen Vertreter der Wissenschaft (Priester und Mönche) und der Dichtkunst (Ritter), er-hielten Anregung und Förderung. Auch im Bürgerstande regte sich bei den gesteigerten Ansprüchen des Lebens das Streben nach höherer Bildung, deshalb wurden in den Städten Schulen eingerichtet, in denen das Wichtigste fürs Leben — Lesen, Schreiben, Rechnen — gelehrt und gelernt wurde. 3. Haudel und Gewerbe nahmen durch die Verbindung mit dem Morgenlande einen lebhaften Aufschwung. Das Morgenland (Arabien, Indien) war reich an Erzeugnissen aller Art, die im Abendlande nicht hervorgebracht werden konnten (z. B. an Zucker, Kaffee, Reis, Gewürzen, Edelsteinen, Teppichen, seidenen und wollenen Geweben, pelzen, Holzarten). Nachdem sie die Abendländer kennen gelernt hatten, war es ganz natürlich, daß sie sehr begehrt wurden. Nur auf dem Wege des Handels konnten sie gewonnen werden. Dagegen bezog das Morgenland vom Abendlande allerlei Erzeugnisse des Gewerbfleißes (z. B. böhmische Gläser, Nürnberger Kurz- und Spielwaren, sächsische Tuche, Bernstein von der preußischen Ostseeküste). ^ So entwickelte sich ein lebhafter Verkehr, der dnrch die italienischen Städte (Genua, Venedig it. ct.) vermittelt wurde. Weiter nach Norden ging der Handel über Straßburg. Augsburg, Ulm, Regeusburg 2c. Deutschland war Durchgaugsland für den Handel mit den nordischen Völkern. Der Reichtum und die Macht mancher Städte wurde sprichwörtlich. (Später entstand das geflügelte Wort: „Nürnberger Witz, Straßburger Geschütz, Venediger Macht, Augsburger Pracht, Ulmer Geld regiert die Welt.") 4. Durch die Einfuhr und der: Gebrauch jener Erzeugnisse wurde eiue große Veränderung in der bisherigen Lebensweise herbeigeführt. Weil die Bürger durch deu Handel Geld in die Hände bekamen, konnten sie sich das Leben angenehm machen (z. B. die Stubeu mit kostbaren Möbeln, Teppichen, Tapeten und Bildern schmücken). Die Gewerbtreibenden fanden daher leicht Absatz für ihre Erzeugnisse, für die auch im Morgenlande die Nachfrage zunahm. _ 5- Die Hebung des Bauernstandes knüpfte sich an die päpstliche Bestimmung, daß durch die Teilnahme an dem Kreuzzuge die Befreiung von der Hörigkeit erlangt wurde. Auch der Tod ihres Herrn auf der „lieben Reise" setzte die Bauern vielfach in Freiheit. Die

10. Vaterländische Geschichte - S. 58

1900 - Berlin : Nicolai
58 auf dem Markte zu Neapel widerrechtlich enthauptet (1268*). Den herzlosen Bedrücker aber verjagten nach nicht ganz zwei Jahrzehnten die Sizilianer in blutigem Aufstande. 2. Aas Irvischenreich. (1254—1273.) Während „der kaiserlosen, der schrecklichen Zeit" herrschten im Reiche die trostlosesten Zustände. Die Wahlfürsten scheuten sich selbst nicht, die deutsche Krone für Geld an Fremde auszubieten. Die wehrlosen Bewohner des Reiches waren ganz der Raublust des Adels anheimgegeben: die Faust, d. i. die Gewalt, schuf das Recht. Der Gottesfriede, wonach vom Donnerstag bis Freitag die Waffen ruhen sollten, wurde nicht mehr gehalten. Friedensstätten, an denen der Besiegte Schutz fand (Kirche, Friedhof), gab es nicht mehr. Unzählige Fehden vernichteten den Wohlstand des Landes. (S. S. 60 u. ff.) In dieser Zeit der Ohnmacht des Königtums (Zeit des Faustrechts) erhob sich segensreich die Macht der Städte. Durch Bündnisse schützten sie das Recht, den Handel und den Frieden des Landes gegen die Übergriffe des Adels. Auch der Handel und das Handwerk waren bewehrt. Es herrschte ein allgemeinerkriegsstand. Zwischen Fürsten und Städten, Adel und Bürgertum, Ritter und Kaufmann bestanden während des ganzen Mittelalters Fehden. Fluß- und Landstraßen waren mit steten Gefahren erfüllt. — Die Rechtsverhältnisse suchten die Femgerichte zu bessern. (S. S. 66, sowie 71 u. ff.) 3. Kotonisationsöestreöungen. 1. Die Gabe der Deutschen, verödete Landstriche zu kolonisieren, hat sich überall und jederzeit bewährt, niemals aber glänzender, als bei der Besiedelung des Ostens. Deutsche Bildung und Gesittung verbreiteten sich zunächst durch Albrecht den Bären über Brandenburg.*0) Gleichzeitig mit Albrecht aus dem Hause Askanien hatte Heinrich der Löwe deutsche und christliche Bildung über die Elbe, und zwar nach Norden, getragen, indem er seine Herrschaft über die slavischen Volksstämme in Pommern und Mecklenburg ausdehnte. Durch Herbeiziehung fremder Kolonisten, durch Hebung des Handels und Gewerbfleißes, durch Anlegung von Städten und Bistümern stieg sein Land in der kurzen Zeit bis zu seinem Sturze zu hoher Blüte. 2. Durch die Kolonisationsbestrebungen des 13. und 14. Jahrhunderts wurden neue große Landstriche für die deutsche Kultur gewonnen; sie tragen aber einen anderen Charakter als die früheren. Allen Eroberungen vom 10. bis 12. Jahrhundert, so verschieden auch *) Gedicht: „Barbarossas erstes Erwachen" vonfreiligrath. **) S.s. 115—117.
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