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mit der Mehrheit der Volksvertretung befindet, und daneben
Ministerverantwortlichkeit, d. h. ein Gesetz, das der Volksver-
tretung gestattet, einen Minister wegen seiner Tätigkeit strafrecht-
lich zur Verantwortung zu ziehen.
Außerdem fordert die Volkspartei noch die Beschränkung der
Ausgaben für Heer und Marine, Abschaffung aller militärischen
Vorrechte. Trennung von Kirche und Staat und raschen Ausbau
der wirtschaftlichen und sozialen Hebung der unteren Klassen.
Über die Forderungen der bürgerlichen Linken geht die
Sozialdemokratie in wirtschaftlicher wie in politischer
Hinsicht weit hinaus. Was sie politisch von diesen allen trennt,
ist zunächst ihr Kamps gegen die Monarchie. Sie erstrebt die
Herstellung einer Republik.
Noch bedeutsamer ist das Ziel ihrer wirtschaftlichen Umwäl-
zungswünsche. Sie will alle Arbeitsmittel — Grund und Boden,
Bergwerke, Maschinen. Verkehrsmittel usw. — zum Staatseigen-
tum machen. Alle Arbeit, Industrie, Handel. Landwirtschaft,
soll nur für den Staat und nur durch den Staat geschehen, der
seinerseits die Pflicht übernimmt, alle Bürger und Bürgerinnen
nach Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen zu ernähren oder
ihnen die Mittel dazu zu geben.
Die Sozialdemokratie verlangt, daß alle Kinder zunächst aui
dieselbe Schule, die Volksschule, kommen und dann diejenigen
zum weiteren Studium gelangen, die sich durch Talent und Fleiß
auszeichnen. Unterricht und Lehrmittel sollen nichts kosten.
Das stehende Heer soll abgeschafft und eine Bürgerwehr, eine
Miliz, eingerichtet werden.
Kirche und Staat sollen völlig getrennt werden und z. B.
Religionsunterricht dem Belieben jedes einzelnen überlassen
bleiben.
An Stelle der Berufsrichter sollen Volksgerichte treten, die,
wie Ärzte. Apotheken, Rechtsanwälte, unentgeltlich ihre Dienste
leisten sollen resp. vom Staate direkt bezahlt werden.
Das Programm der Sozialdemokratie ist also das radikalste,
da es eine völlige Umwälzung unseres ganzen öffentlichen und
privaten Lebens erstrebt.
Reben den hier näher geschilderten wichtigen Parteien gibt
es noch einige kleinere, une Polen, Dänen, Antisemiten, Welfen,
Elsässer, deren besondere Bestrebung aus dem Namen hervorgeht.
In jedem Reichstage sind außerdem immer ein paar Mitglieder,
die sich keiner Partei anschließen, sondern als ..Wilde" sich ihre
volle Entschließungsfreiheit wahren und von Fall zu Fall so
stimmen, wie es ihnen richtig scheint.
Aus „Deutschlands Jugend". Iv. Iahrg. Erich Köhrer.
Lies aus der Schulbücberei in Dr. Kroners Bürgerkrunde den Abschnitt: Verfassung und
Verwaltung. Maier: Soziale Bewegungen und Theorien.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König]]
59
31. Von der deutschen Armee.
In den letzten Wochen waren die Soldaten unseres
Vaterlandes zusammenberufen worden, um im freien Felde
und in gewaltigen Massen alles das zu üben, was im Kriege
oon Bedeutung ist. In langandauernden Märschen mußte
der Soldat beweisen, daß er den Anstrengungen gewachsen ist.
die in den Zeiten der Gefahr unerbittlich an seine Kräfte gestellt
werden. Das ganze Heer mußte wiederholt bei „Mutter Grün"
übernachten; auf offenem Felde wurde geschlafen, und als Kost
wurde genossen, was an einfachen Lebensmitteln im Kriege ge-
reicht werden kann. Wenn es hinausgeht zu gewaltigem Kampfe,
dann gibt es eben nicht jeden Abend freundliche Wirtsleute, und
darum mriß der Soldat im Frieden lernen, wie er sich in solchen
Zeiten bitteren Ernstes einzurichten hat. Auch Generäle müssen
lernen, die großen Massen so zu verwenden, daß der Erfolg des
Waffenkampfes hnen zuteil wird. Für gewöhnlich haben sie da-
zu keine Gelegenheit. Denn die Ausbildung der Truppen
geschieht ja natürlich in kleinen Verbänden. Denken wir z. B.
an unsere Fußsoldaten, die Infanteristen, so ist's die Kompagnie,
welche die Grundlage des großen Ganzen bildet. Ein Hauptmann
befehligt dieselbe; ein Oberleutnant und einige Leutnants helfen
ihm, während die wackere Mutter der Kompagnie und verschiedene
Unteroffiziere die so ungemein wichtige kleine Arbeit besorgen.
Eine Kompagnie hat im Kriegsfälle 250 Mann. Eine solche Ab-
teilung vermag schon viel Schaden anzurichten. Denn man muß
bedenken, daß die Leute mit ihren vorzüglichen Waffen den gegen-
überstehenden Feind noch auf Entfernungen von 1000 m sicher
zu treffen vermögen, daß sie auch weiter entfernten Gegnern noch
vielen Schaden zufügen können, da die Gewehre ihre Kugeln bis
zu 3000 m hinausschießen. Vier dieser Kompagnien bilden ern
Bataillon, an dessen Spitze ein Major steht. Das find schon
1000 Mann. Drei dieser Bataillone bilden ein Regiment, dessen
3000 Mann ein Oberst zu befehligen hat. Ein Regiment kann
man öfter aufg stellt sehen. Es bildet bereits eine recht lange
Linie, und wir freuen uns, wenn wir ein solches mit lustiger
Marschmusik an uns vorüberziehen sehen, des festen Trittes, der
uns sagt, daß deutsche Soldaten stark und kräftig den Gefahren
entgegenzirhen. Wenn wir nun hören, daß Deutschland 216 In-
fanterieregimenter bat. zu denen noch 18 Bataillone Jäger und
Schützen kommen, dann blicken wir ruhiger in die Zukunft.
Seltener schon sieht man die Übungen einer Brigade, deren aus
6000 Mann bestehenden zwei Regimenter ein Generalmajor
befehligt. Zwei solcher Brigaden bilden dann eine Division,
die also 12 000 Mann im Kriege zählt und die von einem General-
leutnant kommandiert wird. Eine solche Division wird dadurch
noch bedeutungsvoller, daß zu ihr auch reitende Soldaten, Ka-
vallerie, gehören. Marschiert die Division aus, so ist die Ka-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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2
2. Besuche die Fortbildungsschule!
Wolfenbüttel, d. 28. Oktober 1907.
Geehrter Herr Walter!
Als ich Ostern d. I. einen Lehrherrn für meinen Sohn suchte,
hörte ich von verschiedenen meiner Bekannten, daß Sie in Ihrem
Fache anerkannt Tüchtiges leisteten. Ich übergab Ihnen deshalb
gern meinen Karl als Lehrling und habe auch bis jetzt insofern
keine Veranlassung, die getroffene Wahl zu bedauern, als mein
Sohn in Ihrer Werkstätte in der Tat eine durchaus zweckent-
sprechende Ausbildung erhält. Ich erkenne das mit Dank an,
zumal man das leider nicht überall findet.
Aber mit der Werkstättenausbildung allein kommt heute
keiner mehr zum Ziele, sondern in unsern Tagen muß auch der
kleinste Handwerker und Gewerbetreibende die Feder zu führen
verstehen, wenn er nicht der Konkurrenz unterliegen will. Man
verlangt von ihm beispielsweise, daß er Zeichnungen entwerfen.
Eingaben an Behörden, Rechnungen, Geschäftsbriefe, Voranschläge
anfertigen kann: ebenso mutz er die Buchführung verstehen u.dgl.m.
Alle diese Sachen kann aber mein Sohn in der Fortbildungs-
und Gewerbeschule erlernen. Dazu kommt auch, daß hier die in
der Volksschule erworbenen Kenntnisse vor dem Vergessen bewahrt
und noch erweitert und vertieft werden. Und das ist sehr gut. denn
ein Sprichwort sagt mit Recht: „Stillstand ist Rückgang." Ich
habe auch nie einen gescheiten Menschen klagen hören, daß er sich
zuviel Kenntnisse erworben habe: wohl aber hat es schon mancher
in späteren Jahren bedauert, in der Jugend nicht mehr gelernt
zu haben.
Ich bitte Sie deshalb auf Grund unseres Lehrvertrages drin-
gend, meinem Sohne nicht nur den Besuch der dortigen Fort-
bildungs- und Gewerbeschule zu gestatten, sondern ihn zu regel-
mäßigem Schulbesuch, zu Fleiß und gutem Betragen ausdrücklich
anzuhalten.
In der Hoffnung, keine Fehlbitte getan zu haben, zeichnet
Ihr
ergebenster
Heinrich Meyer.
Aus Wilkes Aufsätzen f. F. Lch.
Lies: Karl Krause. — Was aus einem braven Handwerker werden kann. (Scharfs Lesebuch.)
„ Jschokke: Handwerk hat goldnen Boden.
„ v. Gizyki: Aufwärts, aus eigener Kraft.
3. Nach Mekka. Eine Gesellenwandergeschichte.
An der Südwand des Tischlerhauses wucherte üppiger Wein,
die Blätter hingen tief und dunkelgrün über die Fenster.
„Am 1. April 1814 habe ich ihn gepflanzt, und mein Detel ist
an demselben Tage geboren." pflegte Meister Rieper zu sagen,
wenn man Stock und Trauben lobte.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Heinrich_Meyer Heinrich Wilkes Karl_Krause Karl Gizyki Meister_Rieper
3
Acht Tage nach Goethes Tode stand er an einem Vorfrüh-
lingstage vor dem Weinstock und prüfte die Zweige, wo er ohne
Schaden eine Rebe wegnehmen könne, die zu einem Handstock
passe. Cr verstand es, schöne Handstöcke zu machen.
Der alte Twisselmann ging vorbei.
„Na, Rieper, willst einen Stock schneiden?"
„Ja, Hans."
„Willst wohl etwas in der Hand halten, wenn du zur Wiese
gehst?" Rieper zeigte ein süßsaures Lachen.
„Das nicht, es ist wegen des alten Jungen."
„Was ist es mit dem?"
„Er will auf Wanderschaft."
„Was will der auf der Wanderschaft?"
„Das sage ich auch. Er ist doch Gesell und bleibt auch hier,
er kriegt mein Geschäft, ich habe ja nur den einen. Was will er
auf Wanderschaft? Aber Kinder haben ihren eigenen Kopf. Ein
Jahr will er wandern, nach einem Jahre, sagt er, ist er wieder hier."
„Wo will er denn hinwandern?"
„Was weiß ich. oben hinauf, nach Deutschland."
Detel packte sein Felleisen und legte zur Verwunderung der
Mutter ein Buch hinein. „Detel," sagte sie, „das macht ja un-
nütz schwer." „Ne.n Mutter," entgegnete er, „das macht leichr."
Detel nahm seinen Weinrebenstock und sagte den Eltern „Adjüs".
Die Mutter weinte und wollte seine Hand nicht lassen.
Dem Detel war es ganz wunderlich ums Herz, daß sich seine
Mutter fein Fortgehen so zu Herzen nahm. Er streichelte ihr die
Backen und sagte: „Weine nicht, Mutter, ich kann nicht anders, ich
habe es geschworen."
Da wischte sich die Mutter die Tränen mit der Schürze.
Detel tröstete: „Sei nicht bös, Vater, weine nicht, Mutter. Ein
Jahr ist schnell vorbei."
So ging Detel davon. —
Er war ein Grübler und Büchernarr. Schon als Knabe
kaufte er sich auf dem Jahrmärkte alte Bücher und las sie immer
wieder durch.
Als er Geselle geworden war, hatte ihm sein Vater fünf Taler
geschenkt.
All das schöne Geld hatte er zum Entsetzen der Mutter
wieder in Bücher gesteckt. Zwölf hatte er bekommen. Sie sollten
alle von demselben Manne sein.
Die Reiseschillinge reichten bis Hamburg. Dort arbeitete
Detel einige Zeit, verdiente sich etwas und ging dann über die
Elbe weiter.
In Lüneburg freundete er sich mit einem Pfeifendrechsler an,
der aus dem südlichen Holstein stammte. Mit dem ging er zu-
sammen weiter nach Süden über die Heide.
Wilhelm, so hieß der Drechsler, wunderte sich, daß sich Detel
mit einem Buche trage.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Goethes Hans Rieper Detel Detel Wilhelm Drechsler
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Hamburg Lüneburg Holstein Heide
62
der Zeitabschnitt 1808 bis 1812 unserem Lande gekostet bat. Das
waren Friedensjahre. waren Jahre, wo der Präsenzstand der
Armee gering, die Dienstdauer so kurz war. wie es nur irgend-
wie gefordert werden kann. — und doch durfte Kaiser Napoleon
sich rühmen, aus dem damaligen kleinen und armen Preußen
eine Milliarde herausgezogen zu haben. Wir sparten, weil wir
mußten, an unserer Armee und zahlten zehnfach für eine fremde.
Gesammelte Schriften, 1892, Vii. Bd. Moltke.
Lies Hübner: Unter der Geißel des Korsen.
„ Bahmann: Unter dem französischen Joch.
33. Eine Bismarckrede.
Vor dem schlichten Reichstagsgebäude harrt eine große Men-
schenmenge auf den Reichskanzler. Man weiß, daß er über die
Wehrhaftmachung des Reiches ein wichtiges Wort sprechen wird.
Die Tribünen im Reichstagshause sind dicht besetzt; in der Hof-
loge bemerkt man das ernste Gesicht des einstigen Thronfolgers,
des Prinzen Wilhelm. Von den Reichsboten fehlen nur wenige.
Alle fühlen, daß in diesen Stunden die Augen der ganzen Welt
auf das schlichte Haus in der Leipziger Straße gerichtet sind.
Durch den Saal geht ein unruhiges, erregtes Summen und
Flüstern.
Plötzlich wird's still; Bismarck tritt in Begleitung seines
Sohnes Herbert ein. Der Reichskanzler setzt sich an seinen Platz.
Jetzt erhebt er sich, und sein Auge überfliegt die Versammlung.
Run spricht er von Deutschlands Lage zu den Nachbarvölkern;
dann kommt er zu seinem Hauptzwecke: er rechnet einmal mit
Rußland ab. Jedes Wort ist ein helles Licht für Freund und
Feind: „Wir wollen gut Freund mit den Russen bleiben; aber
wir laufen niemand nach." Ununterbrochen redet er weiter; jetzt
tönt's durch seine Stimme wie Waffenklirren. Feierlich ver-
kündet er: „Nie wird Deutschland einen Angriffskrieg führen.
Aber werden wir herausgefordert, dann wird das ganze Deutsch-
land von der Memel bis zum Bodensee wie eine Pulvermine
aufspringen. Der feste Mann. der Familienvater, jene Hünen-
gestalten, die noch von der Besetzung der Brücke zu Versailles
her bekannt sind, werden wieder zu den Waffen greifen, und wir
werden wieder mit Gottes Hilfe in gerechter ^ache siegen." Die
Herzen der Hörer schlagen; jeder fühlt sich jetzt mit echtem Stolze
als Deutscher, And nun schließt der Kanzler mit einem Kernworte:
„Wir Deutsche fürchten Gott, und sonst nichts auf der Welt!" >o
tlingt's hell und stark in den Saal, iu die Welt hinein.
Einen Augenblick Schweigen. Dann bricht ein Jubel los,
wie ihn der deutsche Reichstag noch nicht gesehen hat. In unbe-
schreiblicher Erregung schütteln die Männer einander die Hände:
in wenigen Minuten ist die Heeresvorlage angenommen. Erregt
strömen die Abgeordneten auf die Straßen. Wie ein Blitzstrahl
fliegt das Wort durch die Menge: „Wir Deutsche fürchten Gott,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Moltke Hübner Bahmann Wilhelm Herbert
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Versailles Gottes
Als er nun durch den Park ging, da durchrieselte des Tisch-
lers Seele eine weihevolle Stimmung, vor der alles Gemeine
verging.
So stand er vor dem Erabestempel. in dem Schiller und
Goethe ruhen. Und wie seine Augen um das Giebelfeld flogen,
da legte sich eine Hand auf seine Schulter. Er wendete sich um
und sah. Verwunderung und Freude lag in seinem Gesicht; denn
sein Freund Wilhelm stand vor ihm und reichte ihm die Hand.
„Das half nichts, Detel." sagte er, „ich mußte selbst her."
Es hatte nicht ein ganzes Jahr gedauert, am Weihnachtsabend
war der Rebstock wieder daheim.
„Guten Tag, Vater — guten Tag. Mutter."
Ganz unerwartet ist Detel gekommen. Erst hat er den Stock
ins Uhrgehäuse gestellt, dann bat er den beiden Alten die Hände
geschüttelt. „Seht, nun bin ich wieder hier."
Nach Timm Kröger, Heimkehr.
Lies das Buch aus der Schulbücherei und spritz Reuters Sanne Nüte.
„ Gaudy: Aus dem Tagebuch eines wandernden Schneidergesellen.
4. Sittliche Gefahren des Wanderlebens.
Es war ein wunderschöner warmer Herbstmorgen am 13. Ok-
tober des Jahres 1819.
Da zogen zwei Handwerksburschen lustig und guter Dinge
zwischen den Morgennebeln die Straße hin, und sie waren so
eifrig im Gespräch begriffen von baldiger, guter Arbeit, von
schönen Meisterstöchtern und andern schönen Dingen, daß sie des
Gesellen nicht gewahr wurden, der an der Straße unter einem
Vogelbeerbaume rastend lag.
„Halloh, halt," schrie er den Burschen zu. „ist das Manier
und Handwerkskrauch, bei einem alten Burschen so mir nichts,
dir nichts vorbeizumarschieren und ihn liegen zu lassen, als wäre
er der erste beste Meilenstein? Heran, an meine Seite, ich habe
lange kein so verlockendes Ruhepläßchen gehabt — oder geht ihr
vielleicht in Arbeit?"
Die Angerufenen musterten den alten Burschen, der in seinem
Äußeren dem echtesten modernen Wegelagerer glich. Aber sie
merkten bald, seine Seele war noch „abgerissener", eine traurige,
in Not und Nichtstun verkümmerte Seele in einem traurigen,
in Not und Nichtstun verkümmerten Leibe.
Er machte emmal ein ganz tüchtiger und sogar hübscher Ge-
selle gewesen sein, ehe ihn Wind und Wetter, die Drang- und
Mühsale des Straßenlebens so herabgebracht.
Finster brütend stand er vor den beiden Zungen Gesellen und
betrachtete ihre frischen jugendlichen Gestalten, deren Anblick ihn
wohl an eine ferne versunkene Zeit mahnen mochte, wo auch er
mit vollem Ränzel und dem Segen des Vaterhauses den Weg
in die weite Welt angetreten hatte.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
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Extrahierte Personennamen: Goethe Wilhelm Timm_Kröger Gaudy
64
,.Das ist die Aufgabe unserer Kriegsmarine, die zu diesem
Zweck allerdings noch bedeutend vergrößert werden muß; denn
sonst vermag sie bei aller Aufopferung ihre Aufgabe nicht zu
erfüllen. Eine große Handelsmarine, wie wir sie haben, kann sich
auf die Dauer ohne Kriegsmarine von angemessener Größe nicht
halten. Wer da behauptet, daß es anders fei, beweist damit, daß
er nichts vom Seewesen und Handel versteht. Ich will Ihnen
ein Beispiel erzählen, aus dem hervorgeht, daß schon in friedlicher»
Zeiten die Handelsmarine des Schutzes der Kanonen bedarf:
„Vor drei Jahren war ich mit reicher Ladung von Kalifornieu
unterwegs nach der Heimat. Ich hatte Japan berührt und wurde
in den chinesischen Gewässern plötzlich von einem der fürchterlichen
Stürme überrascht, die unter dem Namen Taifun bekannt sind
Ich will Ihnen nun nicht eine Schilderung der Schrecken eines
solchen Wirbelsturmes geben, sondern nur erwähnen, daß mein
Schiff den Fock- und Großmast verlor, das Steuer wurde zer-
schlagen. Als ein hilfloses Wrack trieben wir der chinesischen Küste
zu. Als der Sturm sich gelegt hatte, wurden wir zu unserer
Freude von zahlreichen chinesischen Booten umringt; aber bald
mußten wir erfahren, daß wir chinesischen Seeräubern in die
Hände gefallen waren, die unser Leben bedrohten. Mit Mühe
gelang es uns, das nackte Leben zu retten, aber Schiff und Ladung
fiel dem schlitzäugigen Gesindel in die Hände. Am Lande er-
stattete ich dem nächsten deutschen Konsul sofort Bericht; ein
eiliges Telegramm rief unfern kleinen Stationskreuzer sofort an
den Tatort. Wenige Tage darauf dampfte er, klar zum Gefecht,
in den Hafen ein. Eme sofort eingeleitete Untersuchung lieferte
genügendes Beweismaterial, und nun erhielt der oberste Man-
darin die Nachricht: es ist dem Kapitän Frisch sofort, d. b.
binnen 24 Stunden, eine Entschädigung von 60 000 Dollars zu
zahlen oder die Stadt wird bombardiert. Gleichzeitig wurden
die Geschütze auf die Stadt gerichtet. Das half! Zunächst suchte
der Mandarin zwar noch nach chinesischer Sitte zu feilschen; als
wir aber fest blieben, befand sich die ausbedungene Summe eine
Stunde vor Ablauf der gesteckten Frist in den Händen des Kon-
suls. der sie mir dann aushändigte. Seit jener Zeit fahre ich
an keinem unserer Kriegsschiffe vorbei, ohne meine Flagge gedippt
zu halten."
„Kommen solche Dinge denn heutzutage noch öfter vor?" fragte
Rolf, der mit Interesse zugehört hatte, „man sollte doch meinen,
daß in friedlichen Zeiten die Schiffahrt vor derartigen Gefahren
sicher sei."
„O nein." entgegnete der Kapitän, „wir alle, die wir die
tropischen Meere befahren, können des Schutzes durch unsere
Kriegsflagge gar nicht entbehren und bedauern nur. daß die
deutsche Flagge nur über so wenigen Kriegsschiffen weht. Manche
Gegenden sind direkt verrufen und werden so viel als möglich
von uns gemieden. Im Binnenlande glaubt man gar nicht, was
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
7
Schließlich wurde der alte Landstreicher ganz wehmütig und
sagte: „Ich habe niemand auf der Welt, keine Heimat, es ist mir
manchmal, als müßte auch ich — — fort mit diesen eitlen Ge-
danken. — Geht ihr mit oder nicht?"
Er hielt den Burschen seine breite Hand hin.
Nach kurzem Bedenken schlugen sie ein
„Abgemacht." sagte der Tischler mit zufriedener Miene, jetzt
handelt es sich nur noch um einen vierten. Wenn nur ein älterer,
gewanderter Bursch käme, der das Land kennt, dann nähme jeder
von uns einen von euch ins Geleit, und es müßte mit dem Teufel
zugehen, wenn wir nicht Geld machten wie Heu."
Und wirklich, es kam einer, ein Gerber. Der ging auf den
Vorschlag bereitwillig ein. Sie fingen an zu fechten und in der
nächsten Herberge das Ergebnis zu teilen.
Jedoch fand der Schneider bald Arbeit, ebenso der Gerber
und der Seiler.
Der Tischler trieb aber seine Landstreicherei weiter. Er
fand bald noch zwei gleichgesinnte Seelen, die sich nun zusammen-
schlossen.
Seitdem hat man nichts mehr von ihm gehört. Was wird
aus ihm geworden sein mit den beiden Vagabunden?
„Sie sind gewandert hin und her. —
Sie hatten weder Glück noch Stern —
Sie sind gestorben — verdorben!"
Nach Josef Meßner: Die Handwerksburschen.
Lies Ioh. Westien: Das Zünftige Handwerk — und obiges Buch.
„ W. Kirchbach: Das Leben auf der Walze.
5. Schädlichkeit des Alkohols.
In einem englischen Wirtshause saß einst ein alter Quäker,
also einer von denen, die es mit der Ehrlichkeit besonders streng
nehmen und zu jedermann „du" sagen. Da kanr ein Fuhrmann
herein, der war halb erfroren, denn er hatte an dem kalten
Wintertage lange auf dem Wagen gesessen. „Schnell, Herr Wirt,
geben Sie mir einen Schnaps, ich bin halb erfroren!" Gleich
danach kam ein anderer, der recht gelaufen und deshalb ganz
erhitzt war: „Schnell einen Schnaps, ich schwitze so, daß ich mich
nicht erkälte!" Da stand der alte Quäker auf und sprach: „Wirt,
gib mir einen Schnaps, ich trinke gern Schnaps!"
Der Quäker kam der Wahrheit am nächsten. Die Menschen
trinken die geistigen Getränke, weil sie ihnen angenehm sind, und
lügen sich dann besserklingende Gründe vor. Einige dieser Vor-
wände müssen wir kurz betrachten.
„Der Alkohol wärmt," glaubt mancher. Da ist es doch
sonderbar, daß die Nordpolfahrer von ihm nichts wissen wollen.
Der tapfere Norweger Fridtjof Nansen z. V., der als Erster
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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60
Diese Parklandschaft bildet jedoch nur ein libergangsgebiet.
Zieht der Reisende weiter landeinwärts, so erreicht er bald die
Hochebenen Innerafrikas, und das Land zeigt nunmehr den aus-
gesprochenen Charakter der Steppe. Es fehlen in ihm nicht Hügel
und sanfte Vergzüge, auch Bäume und Haine wachsen in feuch-
teren Gründen: aber der hohe Graswuchs wiegt nunmehr vor.
Hier erreicht aber der Reisende eine wichtige Völkergrenze.
Roch ein Tagemarsch durch dieses Erasgelände, und neue Ein-
drücke sollen ihn bestürmen und überraschen.
Plötzlich begegnen ihm Menschen, die in eigenartigen, hemd-
ähnlichen Gewändern einhergehen: Reiter auf kleinen, aber kräf-
tigen Pferden sprengen ihm entgegen: die Menschen sind auch
dunkelfarbig, aber grundverschieden von den nackten Bantu. Wir
haben die Grenzgebiete des Sudan erreicht, der sich im Süden
der Sahara erstreckt und Millionen Menschen beherbergt, die
bis jetzt mit den Völkern Asiens und Europas in keine engere
Berührung gekommen sind und eine Welt für sich bilden.
Der Sklave d. 5>aussa. ff. Falkenhorst.
Lies Falkenhorst: Inng-Dentschland in Afrika I., 2., 9.
36. Erzeugnisse in Deutsch-Oslasrita.
Die natürlichen Erzeugnisse des Landes sind verschiedene Ge-
treidearten. Ölfrüchte und Baumfrüchte. An Getreide wächst
Mtama (Negerhirse). Maniok, eine mehlige Knollenfrucht, Mais
und Reis. Alle diese Feldsrüchte werden angebaut, geben zwei-
maligen Ernteertrag im Jahr, sie werden zu Mehl zerstampft und
als Brei genossen. Die wichtigsten Ölfrüchte sind Sesam,
unserem Raps etwa vergleichbar. Erdnüsse und die Früchte der
Kokospalnre. Öl ist ein sehr dankbarer Handelsartikel, sowohl
als Speiseöl, wie als Maschinenöl. Das deutsche O b st gedeiht
in den tropischen Tiefländern nicht, dafür gibt es hier Bananen.
Ananas. Mango und grüne Apfelsinen.
Als Haustiere zieht der Neger Rindvieh, soweit es nicht
dem Stich der Tsetsefliege ausgesetzt ist, Schafe, Ziegen. Hühner
und Enten.
Um dem Boden höhere Erträge zu entlocken und Früchte zu
erzeugen, die unser gemäßigtes Klima nicht hervorbringt, pflanzen
die deutschen Kolonisten Kaffee. Hanfpflanzen. Kautschuk. Baum-
wolle. Durch diese Produkte soll die Kolonie für Deutschland
erst wertvoll werden. Der arabische (Mokka-) Kaffee gedeiht
in Ostafrika sehr gut in Höhenlagen von 800 bis 1200 m. Es
gibt zahlreiche Kaffeepflanzungen im Ost- und Westusambara-Ee-
birge. Die Kolonie liefert etwa für y2 Million Mark Kaffee
im Jahr, aber der Kaffee steht gegenwärtig schlecht im Preise, und
die Pflanzer gehen zu anderen, mehr lohnenden Erzeugnissen über.
An Hanfpflanzen hat sich die mexikanische S i s a l a g a v e
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Extrahierte Ortsnamen: Asiens Europas Afrika Deutsch-Oslasrita Deutschland Ostafrika Westusambara-Ee-
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am besten bewährt, sie wird in großen Mengen angepflanzt. Die
Agaven treiben 2 m lange harte, stachlige Blätter. Diese werden
geschnitten und durch Maschinen entfleischt: die zurückbleibenden
langen Fasern liefern den Hanf, der geklopft, gewaschen und ge-
trocknet wird. Dieser Sisalhanf ist sehr gesucht und steht hoch im
Preise. Die Tonne Hanf ist kürzlich in Hamburg mit 950 Mark
bezahlt worden.
Der Kautschuk wurde früher von den Negern aus dem Ur-
walde geholt, er kommt in kleinen Ballen in den Handel. Da
aber die Eingeborenem die Lianen und Bäumchen mit dem Messer
anschlagen, den Saft austropfen lassen und die Wunde nicht ver-
binden. so vertrocknen die Pflanzen, und der Kautschukreichtum
versiegt. Deshalb werden Kautschukbäume jetzt in großen
Plantagen angepflanzt, sie können vom dritten Jahre an
gezapft werden, werden dann sorgfältig verbunden und
liefern so jedes Jahr eine bestimmte Menge ihres Saftes. Auf
diese Weise wird der Kautschuk ein wichtiger stehender Ausfuhr-
artikel: man braucht ihn bekanntlich für Fahrräder, Automobile,
bei elektrischen Anlagen, zu Kabeln usw. Deutschland führte
1905 für 142 Millionen Mark Kautschuk ein.
Das wichtigste, aber auch schwierigste Produkt ist die Bau m -
wolle. Die deutsche Industrie verarbeitet jährlich für etwa
500 Millionen Mark Baumwolle, die sie bisher von Nordamerika,
Ägypten und Ostindien bezieht. Von höchster Wichtigkeit für
unsere wirtschaftlichen Verhältnisse würde es sein, wenn die deut-
schen Kolonien dem Mutterlande diesen Rohstoff lieferten, damit
jene große Summe nicht ins Ausland wanderte. Ostafrika ist nun
von Sachverständigen daraufhin untersucht worden, und es ist
festgestellt, daß sein Boden sich g u t für Baumwollbau eignet. Die
Baumwolle verlangt ferner einen streng geregelten Regenfall.
Sie bedarf des Regens zur Saatzeit und darf keinen Regen vor
und während der Ernte haben, da sich die weißen seidenen Büschel
sonst verfilzen und den Glanz verlieren. Die Gegend muß also
nach dieser Rücksicht ausgesucht werden. Kilwa, Saadani und
das Land südlich des Viktoriasees sind daraufhin als beste Baum-
wollgebiete festgestellt worden. Nera-Vaumwolle vom Viktoriasee
hat an der Bremer Baumwollbörse den höchsten bisher bezahlten
Preis gewonnen (1.02 Mark das Pfund). Während wir somit
in Ostafrika die besten Aussichten auf gute Baumwollernten haben,
liegt leider eine große Schwierigkeit in der Arbeiterfrage, da die
Trägheit und Bedürfnislosigkeit die Neger selbst bei sehr hohen
Löhnen von dauernder Plantagenarbeit fernhält. Die Erziehung
geschulter Arbeiter und der Bau von Eisenbahnen, ohne die eine
Beförderung der Baumwollballen zur Küste unmöglich ist. sind
also die Vorbedingungen für die Kultur der Baumwolle in
großem Maßstabe. 5lus „Deutschlands Jugend". E. v. Liebert.
Lies Grotewold: Unser Kolonialwesen.
„ Falkenhorst: Iung-Deutschland in Afrika. Bd. 3—8.
„ Scheele: Koloniales Lesebuch.
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Extrahierte Personennamen: Liebert Scheele
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Deutschland Nordamerika Ostindien Ostafrika Ostafrika Afrika