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1. Teil 2 - S. VIII

1878 - Leipzig : Teubner
— Viii — geben. Die Einseitigkeit der naturwissenschaftlichen Erörterung menschlicher Dinge ist jüngst in v. Sybels historischer Zeitschrift treffend nachgewiesen worden. Es genügte vielleicht die einfache Erwägung, wer denn wol sich vermessen möge ohne gründliche Kenntnis der bürgerlichen Geschichte die naturwissenschaftlichen Gesichtspunkte auf Menschen- und Völkerleben richtig anzuwenden? Dass auch die Gymnasien durch gründlichen Unterricht in der Mathematik und den Anfangsgründen der Naturwissenschaften den Sinn für Naturbeobachtung zu schärfen, das allgemeine Verständnis für technisch inductive Wissenschaften und Leistungen zu vermitteln haben, ist eine wolbegründete und unabweisliche Forderung, deren Vernachlässigung für die Zukunft des Gymnasialwesens verhängnisvoll werden könnte. Aber nach wie vor wird auf Schulen 'bürgerliche’ Geschichte gründlich zu treiben sein. Jena im März 1878. Gustav Richter.

2. Teil 2 - S. IX

1878 - Leipzig : Teubner
Inhalt. Einleitung. §. 1. Zweiter Hauptteil der Geschichte. Die Geschichte des Mittelalters. Vom Untergang des weströmischen Reichs bis zur Entdeckung Amerikas und zur Reformation der Kirche. 476 —1492 (1517). A. Die Zeit des Uebergangs. I. Das Eintreten der Germanen in die Geschichte. Ursprung. Kämpfe mit Rom. Wohnsitze. Volksart, Sitte und Staat. Angriffskriege gegen Rom, neue Völkerbildungen. §. 2—14. Ii. Ursprung und Ausbreitung der christlichen Kirche. §. 15—18. Iii. Die Völkerwanderung bis zum Sturz des weströmischen Reichs. Die Hunnen, erster Stofs. Die Westgothen und Alarich. Vandalen und Angelsachsen. — Zweiter Hauptstofs der Hunnen. Attila. Auflösung des weströmischen Reichs. §. 19 — 26. B. Erste Periode des Mittelalters. 476 — 843. Vom Untergang des weströmischen Reichs bis zur Auflösung der Monarchie Karls des Grofsen im Vertrage von Verdun. I. Germanische Reiche in Italien. Odovakar. Ostgothen. Das oströmische Reich unter Justinian. Langobarden. §. 27 — 32. Ii. Die Entwickelung der christlichen Kirche im Abendland §. 33 — 34. Iii. Der Islam und das arabische Chalifenreich. Araber. Mohammed. Chalifen. Ommejaden. Abbasiden. §. 35—38. Iv. Die Franken und das Weltreich Karls des Grofsen. 1. Die Merovinger. Chlodovech und seine Nachfolger. Das merovingische Staatswesen. 2. Die Karolinger. Karl der Große. Seine Kriege. Sein Staatswesen. Cultur. Ludwig der Fromme. Bruderkrieg1 und Teilung. §. 39 — 66. C. Zweite Periode des Mittelalters. 843 — 1096. Vom Vertrag zu Verdun bis zum Beginn der Kreuzzüge. Ausbildung der Hierarchie und des Feudalstaats. I. Zeit des Ueberganges. Völlige Auflösung der Monarchie Karls des Grofsen. Die karolingischen Reiche und ihr Verfall. Stammesherzogtiimer in Deutschland. Die Normannen Die Kirche Cultur. §. 67 — 74. Ii. Deutschland unter den sächsischen und fränkischen Kaisern. Conrad I. — Heinrich V. Staatswesen Cultur und Geistesleben. §. 75 — 100. Iii. Der europäische Westen. 1. Frankreich. 2.England. §.101 — 105. Dietsch, Grundr. Ii. v. Richter. a**

3. Teil 2 - S. 1

1878 - Leipzig : Teubner
Die Geschichte des Mittelalters. Vom Untergang des weströmischen Reichs bis zur Entdeckung Amerikas und zur Reformation der Kirche. 476 — 1492 (1517), Einleitung. § 1. Auf den Trümmern der im römischen Reich vereinigt gewesenen Culturwelt des Altertums erhebt sich einerseits die christlich-germanische Welt, welche den Schauplatz der Geschichte allmählich auf ganz Europa ausdehnt und in der Hierarchie und dem Feudal staat die eigentümlichen Lebensformen des Mittelalters im Abendlande entwickelt (Vorherrschaft des römischen Kaisertums deutscher Nation), andrerseits die orientalischewelt des Islam, welcher die alten Cultur-länder in Afrika und Westasien sich unterwirft, aus dem gleichfalls unterworfenen Südwesten Europas zwar verdrängt wird, aber nach siegreicher Abw*ehr der Angriffe des christlichen Abendlandes in den Kreuzzügen auch den Südosten Europas unter sein Joch beugt. Die Kreuzzüge bewirken eine gröfsere Annäherung der drei Erdteile der alten Welt und bahnen mit gleichzeitiger Erweiterung des geschichtlichen Schauplatzes durchgreifende Veränderungen an sowol in den geistigen Anschauungen als in den staatlichen Verhältnissen der Völker des Abendlandes. Das Aufkommen der Städte und des Bürgertums durch Handel und Geldwesen, die Entwicklung absoluter Fürstenmacht, der Drang nach Bildung und geistiger Freiheit arbeiten an der Auflösung des hierarchisch-feudalen Mittelalters, welche durch die Wiederbelebung der antiken Geistes-cultur, durch die großen Erfindungen und Entdeckungen und durch die Reformation der Kirche vollendet wird. A. Die Zeit des Uebergangs. I. Das Eintreten der Germanen in die Geschichte. § 2. Die Germanen, ebenso wie die vor ihnen in Europa eingewanderten Kelten und die nach ihnen eindringenden Slaven ein Glied der indogermanischen oder arischen Völkerfamilie,^ sind in ungekannter Vorzeit aus der asiatischen Heimat durch die Ebenen Russlands in Europa eingewandert und haben teils den scandinavischen Norden, teils das Land zwischen Rhein und Weichsel in Besitz genommen, schon damals in Stämme Dietach, Grundr. Ii. v. Kichter. 1

4. Teil 2 - S. 3

1878 - Leipzig : Teubner
— 3 — = Augsburg, Regina castra = Regensburg, luvavum, das spätere Salzburg, Vindobona = Wien u. a.); auf dem linken Rheinufer die Provinzen Germania superior (von Basel bis zur Nahemündung, Westgrenze die Vogesen) mit der Hauptstadt Magontiacum, und Germania inferior (von Nahe bis zur Rheinmündung, Westgrenze Ardennen und Schelde) mit der Hauptstadt Coloniaagrippinensis; im Süden der Donau die keltischen Provinzen Rhaetia mit Vindelicia, Noricum und Pannonia (Abt. I § 192). An die Stelle blutiger Kämpfe treten jetzt friedliche Wechselbeziehungen zwischen Römern und Germanen in Verkehr und Handel (Export: Pferde, Rinder, Pelzwerk, Fische und Geflügel, Bernstein, -blondes Frauenhaar u. a. Import: Kleider, Schmucksachen in Gold und Silber, Waffen, südliche Weine u. a.), zahlreiche Deutsche nehmen römische Kriegsdienste. Städteanlagen, Landstrafsen, Weinbau, Obst- und Gartencultur, Thermen und Aquäducte. — Wohnsitze der Germanen zur Zeit des Tacitus. § 5. I. Unfreie Germanen auf dem linken Rheinufer1): 1. In Germania superior: Triboci im nördlichen Eisass (Breucomägus, Brumt oder Brumat, später durch Argentoratum verdunkelt; Nemetes im Speiergau (Noviomägus oder Augusta Nemetum, Speier); Van-giones in Rheinhessen (Borbetomägus, Worms). 2. In Germania inferior: Ubii. Zu Caesars Zeit noch am rechten Rheinufer, den keltischen Trevirern (ander Mosel, zwischen Rhein undmaas. Augusta Treverorum, Trier) gegenüber, durch Agrippa 39 v. Ch. auf das linke Ufer übergesiedelt. Civitas (oppidum, ara) Ubiorum, nach Agrippina, der Tochter des Germanicus und Gemahlin des Claudius, die hier geboren war und die Anlegung einer Militärcolonie dort veranlasste, Colonia Agrippinensis genannt. ('Grippigenland’, Cöln.) Batävi im Uferlande des Rheins und auf der von der Maas und einem Rheinarm gebildeten Insel (insula Batavorum; Betuwe). Nach Tacitus ein Teil der Chatten und in Folge von Bürgerkriegen ausgewandert. Gegen Vespasian fochten sie unter Claudius Civilis 69 — 70 einen ergebnislosen Befreiungskampf (Abt. I § 197). Die Hauptorte waren keltisch: Lug(u)dunum (Leyden), Traiectum (Utrecht). § 6. Ii. Die freien Germanen. 1. Das westliche Deutschland: a) Das Tiefland: An der Nordseeküste, nördlich von den Batavern die ’) Unter den rechtsrheinischen Stämmen waren den Körnern unterworfen die (chattischen) Mattiaken. Die aquae mattiacae sind die Quellen von Wiesbaden. 1*

5. Teil 2 - S. 5

1878 - Leipzig : Teubner
§ 7. 3. Der Süden. Den Römern unterworfen war die Mischbevölkerung des Zehntlandes im Südwesten. Tac. Germ. c. 29: Non nu-meraverim inter Germaniae populos — eos qui decumates agros exercent: levissimus quisque Gallorum et inopia audax dubiae possessionis solum occupavere; mox limite acto pro-motisque praesidiis sinus imperii et pars provinciae habentur. Reste des limes (Teufelsmauer, Pfahlgraben): Gemäuer von Regensburg bis Lorch, Wallreste von da bis zum Odenwald und Taunus, selbst bis Cöln. — Keltische Bevölkerung wohnte im schwäbischen Jura, Helvetier; östlich davon in Baiern sollen angeblich die aus Bojohämum verdrängten Bojer gewohnt haben. Erst am oberen und mittleren Main, dann in Böhmen die Marcomannen (Abt. I § 192. 194), in Mähren und am Ostrande von Ungarn die Quaden, zwischen Riesengebirge und Oder die Marsigni1). Volksart, Sitte und Staat. § 8. Tacitus rühmt das reine Blut der Germanen (propriam et sinceram et tantum sui similem gentem). Aeufseres, Kleidung, Bewaffnung Tac. Germ. 4: truces et caerulei oculi, rutilae comae, magna corpora, c. 17: tegumen omnibus sagum, fibula, aut si desit, spina consertum; cetera intecti — Locupletissimi veste distinguuntur, non fluitante., sed stricta et singulos artus exprimente; gerunt et ferarum pelles — Nec alius feminis quam viris babitus, nisi quod feminae saepius linteis amictibus velantur eosque purpura variant — nudae brachia ac lacertos c. 6: rari gladiis aut maioribus lanceis utuntur: hastas vel ipsorum vocabulo frame as gerunt, angusto et brevi ferro, et eques quidem scuto frameaque contentus est, pedites et missilia spargunt — scuta tantum lectissimis coloribus distinguuot. paucis loricae, vix uni alterive cassis aut galea. — Sitten Tac. Germ. c. 19*: plus ibi boni mores valent quam alibi bonae leges. Keuschheit, Heiligkeit der Ehe, Ehrfurcht vor den Frauen. Tac. Germ. c. 8: inesse sanctum aliquid et providum putant nec aut consilia eorum asper-nantur aut responsa neglegunt. 18: severa illic matrimonia. 19: saepta pudicitia agunt — paucissima in tarn numerosa gente adulteria — nemo enim illic vitia ridetnec corrumpere et corrumpi saeculum vocatur ('gehört nicht zum guten Ton’). 20: sera iuvenum venus eoque inexhausta pubertas. Vgl. Caesar b. g. Vi, 21: qui diutissime impuberes per- manserunt, maximam inter suos ferunt laudem: hoc ali staturam, ali vires nervosque confirmari putant. Gastlichkeit Tac. G. 21: 4) Oestlich von den Lygiern an der Nord- und Ostseite der Karpathen bis zu den Donaumündungen das germanische Volk der Bastarnae; die germanischen Bewohner von Scandinavien hiefsen Suiones.

6. Teil 2 - S. 7

1878 - Leipzig : Teubner
quisque domum spatio circumdat. (Flurzwang. Markgenossenschaft. Hufe). Familie. Unbeschränkte Gewalt des Hausherrn über die Familienglieder. Im Todesfall Vormundschaft des nächsten männlichen Verwandten (mundium, später jede Schutzgewalt bezeichnend). Schutzpflicht der Familie und Sippe (Blutrache. Wergeid): Germ. 21: suscipere tarn inimicitias seu patris seu propinqui quam amicitias necesse est. Nec implacabiles durant: luitur enim etiam homicidium certo armentorum ac pecorum numero, recipitque satisfactionem universa domus. § 11. Staatliches Leben. Träger desselben die kleineren Abteilungen der Stämme, die Völkerschaften (civi-tates, Gaue, pagi in späterem Sinne). Diese zerfallen in Hundertschaften (der pagus des Tacitus), die in der Kegel nur Gerichtsbezirke waren. A. Stände: Adlige (nobiles, Adalinge, wol die Nachkommen alter herrschender Geschlechter; von Einfluss, doch ohne politische Vorrechte), Freie (ingenui, Frilinge, die grundbesitzenden Familien), Hörige (Liten oder Lazzen, liberti als freigelassene Sklaven, persönlich frei, doch ohne Anteil an der Gemeinde, bebauen ein Stück Feld gegen bestimmte Leistungen für einen Herrn)*, ihnen gegenüber rechtlos, doch mild behandelt die Sklaven oder unfreien Knechte, ursprünglich Kriegsgefangene. B. Regierung durch das Volk selbst, d. h. durch die am Neu- oder Vollmond zusammentretende Versammlung (concilium) aller freien und vollberechtigten Volksgenossen. Hier Entscheidung über Krieg und Frieden, Gericht über gewisse peinliche Verbrechen (§ 12). Wehrhaftmachung der Jünglinge, Wahl der Vorsteher (principes) der Hundertschaften. Diese erscheinen als Heerführer und Gerichtsvorsteher und haben allein das Recht eine Gefolgschaft zu führen. Tac. Germ. 13: haec dignitas, hae vires magno semper electorum iuvenum globo circumdari; in pace decus, in bello praesidium. 14: cum ventum in aciem, turpe principi virtute vinci, turpe comitatui virtutem principis non adaequare. iam vero infame in omnem vitam ac probrosum superstitem principi suo ex acie recessisse. Für den Krieg wählt die Völkerschaft einen gemeinsamen Führer (dux, Herzog). Bei einigen Völkerschaften erbliche, doch zugleich mit Volkswahl verbundene Kö nigsherrscliaft (Schilderhebung Tac. hist. Iv, 15: Brinno — impositus scuto more gentis et sustinentium humeris vibratus dux deli-gitur) aus bevorzugten Adelsgeschlechtern, doch mit beschränkter Macht. Germ. 7: Reges ex nobilitate, duces ex virtute sumunt; nec regibus infinita aut libera potestas. 43: regnantur (Gotones), paulo iam adductius quam ceterae Germanorum gentes, nondum tarnen supra libertatem. Hauptaufgabe des Königtums Schutz des Rechts und Führung im Kriege.

7. Teil 2 - S. 9

1878 - Leipzig : Teubner
— 9 — wol durch gemeinsame Unternehmungen derselben (eigentliche Volkerbündnisse sind es nicht, die staatliche Sonderexistenz der einzelnen Glieder dauert noch eine Zeit lang fort): 1) Franken am Niederrhein (Chamaven, Attuarier, Angri-varier, Sigambrer, Salier u. a.), gefürchtete Seeräuber, ebenso die 2) Sachsen; so heifsen jetzt nach dem Namen eines kleinen Volkes in Holstein die Stämme an der Weser und unteren Elbe, 3) Alamannen, suebische Stämme (Iuthungen), zwischen Main und Donau an der Grenze des Zehntlandes, welches von ihnen unaufhörlich bedroht wird, 4) Gothen mit den ihnen unterworfenen Alanen, Vandalen, Herulern, Gepiden u. a., selbst sarmatischen und finnischen Völkern. Im mittleren Mainlande, im Eücken der Alamannen wohnen seit der Mitte des 3. Jahrhunderts die ans dem Odergebiet verdrängten Burgundionen, an der mittleren Elbe die Langobarden, zwischen Harz und Donau die Thüringer, der Name der Frisen umfasst jetzt in weiterer Bedeutung die Stämme der Nordseeküste (Stammesheiligtum auf Helgoland). § 14. Fast beständiger Grenzkrieg mit den Gothen an der Donau, den Alamannen am Limes, den Franken am Niederrhein. Eine Reihe tüchtiger Kaiser in der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts stellt vorübergehend die Ueberlegenheit der römischen Waffen her (Claudius Gothicus, Aurelian, Probus, Diocletian), doch muss Aurelian (f 275) trotz seiner Siege Dacien (Moldau und Walachei, 106 von Hadrian zur Provinz gemacht) den Gothen überlassen (die Bewohner in Mösien, dem heutigen Bulgarien angesiedelt), und das Zeh nt land geht seit dem Tode des K. Probus (f 282) definitiv an die Alamannen verloren, die von hier aus das linke Rheinufer beunruhigen, während wenig . später salische Franken die Insel der Bataver besetzen. Wiederholte Niederlagen der Franken unter Constantin. — Nach der Mitte des 4. Jahrhunderts die Feldzüge Julians am Rhein, der die Alamannen bei Strafsburg 357 besiegt und die salischen Franken in Toxandrien (siidl. und westl. der unteren Maas) unterwirft. Später erneute wilde Plünderungszüge der Franken und Alamannen in Gallien, bis gegen Ende des Jahrhunderts Stilico (396) die Ruhe am Rhein herstellt (Abt. I § 202 — 205). Ii. Ursprung und Ausbreitung der christlichen Kirche. § 15. Geburt des Heilands noch unter der Regierung Herodes des Grolsen (einige Jahre vor unserer Zeitrechnung). Sein Auftreten im 30. Lebensjahre und sein Tod am Kreuze fallen unter die Regierung des Tiberius. Predigten der Apostel und Jünger, erste Christengemeinde zu Jerusalem und ihre Ver-

8. Teil 2 - S. 10

1878 - Leipzig : Teubner
— 10 — folgungen (Stephanus der erste Blutzeuge. Sein Steinigungstod im Jahre 36 zu Jerusalem), gleichwol ungeahnte Ausbreitung der neuen Lehre, begünstigt durch die centrale Lage von Palästina, die weite Verbreitung der griechischen Sprache, die Einheit des römischen Reichs, die Haltlosigkeit aller bisherigen Weltanschauungen. Die Missionsreisen der Apostel Petrus und Paulus (der letztere zu Rom 64 hingerichtet). Trotz blutiger Verfolgungen (das Blut der Märtyrer der fsamen der Kirche’) durch die römische Staatsgewalt (unter Nero, Traian, Marc Aurel, Decius u. a., die letzte und schwerste unter Diocletian 303), breitete sich das Christentum im Laufe des 2. Jahrhunderts im ganzen römischen Reich und über die Grenzen desselben (Secte der Manichäer im neupers. Reiche) aus, erlangte 313 durch das Mailänder Edict Anerkennung und wurde 324 von Constantin d. Gr. zur Staatsreligion erklärt. Derselbe berief die erste ökumenische Kirchen Versammlung zunicaea 325, auf welcher die Beredtsamkeit des jungen Athanasius die Verurteilung der von dem Presbyter Arius zu Alexandria verbreiteten Lehre, dass Christus nicht wesensgleich (ofioovßiog)} sondern nur wesensähnlich (ojuoiouötog) mit Gott sei, durchsetzte (Symbolum nicaenum). Der Arianismus flüchtet sich zu den deutschen Völkern. § 16. Verfassung der Kirche. Ursprünglich verwalteten sich die christlichen Gemeinden selbst unter freigewählten oder bestätigten Vorstehern, Tzqeaßvteqoi und 1%Lgy,ohoi (Aelteste und Aufseher), zur Leitung des Gottesdienstes, Spendung der Sacramente, Seelsorge u. a., daneben dianovoi (Verwalter, Armenpfleger), ohne besonderen Jpriesterstand (die evangelische Lehre vom allgemeinen Priestertum gegenüber der katholischen von der ursprünglichen Trennung von Klerus und Laien), indem als Lehrer und Prediger auftrat, wen der Geist dazu trieb (Charismata: Prophetie, Wundergabe u. a.). Doch schon im 2. Jahrhundert Absonderung eines Priesterstandes (xkfjqog, ordo gegenüber der Gemeinde Äaos, plebs, Laien). An die Stelle der Wahl trat die kirchliche Weihe. Character indelebilis der Ordination. Geistliche Tracht und Tonsur, der überhand nehmende Cölibat und Entwickelung einer Rangordnung innerhalb des Klerus (Superiorität der Bischöfe, ihre Vorrechte: Ordination der Presbyter und Diaconen, Stimmrecht auf den Synoden, Firmelung u. a.). Da mit der Zahl der Gemeinden das Bedürfnis einheitlicher Zusammenfassung wuchs, so bildeten sich durch das höhere Ansehen der Muttergemeinden (ixrjxq07t6keig) aus den verschiedenen Gemeinden eines Sprengels Metropolitan verbän de (Metropolitanbischöfe). Als höhere Instanz entwickelte sich im 4. Jahrhundert die Patriarchalgewalt, indem zu Nicäa 325 den Metropoliten von Rom, Antiochia und Alexandria eine höhere Auctorität. zuerkannt wurde, für welche der Titel

9. Teil 2 - S. 13

1878 - Leipzig : Teubner
— 13 — § 20. Die Rube währte nicht lange. Nach dem Tode des Theodosius (395 Reichsteilung Abt. I § 205) erhoben sich die Westgothen zum Kampf um volle Freiheit. Unter dem jungen König Alarich dringen sie plündernd bis in die Peloponnesos, wo der Yandale Stilico, Feldherr und Leiter des Honorius, ihm Halt gebot (Einschliefsung im Pholoegebirg in Arcadien). Aus Furcht vor ehrgeizigen Absichten des Stilico räumte der oströmische Hof (Arcadius unter Leitung des Galliers Rufinus) dem Alarich als Dux und Präfectus Ostillyrien und einen Teil von Epirus ein (397), um ihn als Werkzeug gegen Italien zu brauchen. Seine Rüstungen und wol auch Verträge mit den Ostgothen in Pannonien. Im Jahre 400 wurde Italien das Ziel der gothischen Eroberer. Zuerst drang Ratiger mit seinen Ostgothen (und Alanen) aus Pannonien durch die Flusstäler der Sau und Drau in Ratien ein, doch Stilico eilte in kühnem Marsch ihnen entgegen und zwang sie nach längeren Kämpfen zum Rückzug in ihre früheren Wohnsitze. Im Frühjahr 402 stieg er aus den Alpen in das Tal der Adda hinab gegen Alarich. Auch Alarich war 400 aus Illyrien aufgebrochen, hatte die Römer am Timavus geschlagen, dann Aquileia vergeblich belagert und war im Sommer 401 in Venetien eingerückt. Er plünderte die Poebene und Ligurien, schloss den Honorius in Asti am Tanaro ein und hoffte durch die Gefangennahme des Kaisers den Krieg zu beenden. In der Schlacht bei P ollentia (südlich von Asti) kämpfte er ohne Entscheidung mit Stilico (Frühjahr 402), der ihm dann durch geschickte Operationen so wol den Weg nach Süden als nach Norden (Noricum, Ratiger) verlegte und ihn nach unbedeutenden Kämpfen (Treffen bei Verona) zum Rückzug nach Illyrien nötigte (403). § 21. Im Jahre 404 erfolgte ein zweiter Angriff der panno-nischen Ostgothen in gewaltiger Anzahl unter Ratiger auf Italien. Sie drange£ im Frühjahr 405 bis Florenz und belagerten die Stadt. Stilicos Manövriertalent nötigte auch hier den Gegner zum Abzug; es gelang ihm die Gothen zu umgehen (hierbei zeichneten sich die hunnischen Söldner in Stilicos Heere aus) und sie zwischen Fäsulä und Florenz völlig zu sprengen. Ratiger f auf der Flucht, die Reste seines Heeres iu den Gebirgen aufgerieben (405). So hatte Stilicos Genie Italien zum zweiten Mal gerettet. Aber gleichzeitig flutete eine andere Völkerwelle gegen die westlichen Provinzen. Die nordpannonischen Völker (die föde-raten Vandalen und Alanen, die freien Sueben [Quaden]) im Bunde mit Gepiden, Burgundern, Herulern u. a. drangen im Donautale westwärts vor und giengen im Winter 406/7 über den Rhein, nur von den Franken vorübergehend aufgehalten. Das von Truppen entblöfste Gallien war ihrer Plünderung preisgegeben. Nach zweijährigem Aufenthalt im

10. Teil 2 - S. 15

1878 - Leipzig : Teubner
— 15 — mächtig und gefürchtet (Sardinien, Corsica, Sicilien unterworfen; Seeraub. Plünderung Roms 455). Bald nach Africa gieng auch Britannien der römischen Herrschaft verloren. Seit Stilico die brittanischen Legionen zum Schutz gegen Alarich nach Italien gezogen hatte, war das Land den Einfällen der Picten und Scoten (von Norden und Westen) schutzlos preisgegeben. Nachdem die Britten bei dem Statthalter Galliens (Aetius § 25) vergebens Hülfe erbeten, wandten sie sich an sächsische Häuptlinge um Beistand. Seit 449 wiederholte Züge von Angeln, Sachsen' und Jüten (die mythischen Namen Hengist und Horsa) und nach Besiegung der Picten und Scoten Gründung angelsächsischer Reiche (zuerst Kent 455, gegen Ende des Jahrhunderts Sussex und Wessex, 527 Essex, nördlich der Themse, 547 Northumberland, 575 Ostangeln [Cambridge], zuletzt Mercia 585) und langjähriger Vernichtungskrieg gegen die Britten. Deren Reste in Wales (die Sage von K. Artus und seiner Tafelrunde); andere wandern nach dem nordwestlichen Gallien aus (Bretagne, Britannia minor). Mission unter den Angelsachsen durch Gregor I. s. u. Vereinigung der angelsächsischen Reiche durch Egbert von Wessex 827. Zweiter Hauptstoss der Hunnen. Attila. Auflösung des weströmischen Reichs. § 25. Die in zahlreiche Horden geteilten Hunnen, welche teils als Söldner in römischem Dienst fochten (s. o. § 21), teils auf eigene Hand Plünderungszüge in das oströmische Reich unternahmen (Uldes 404, Ruas 432 vor Constantinopel) einigte 445 nach Ermordung seines Bruders Bleda der gewaltige Attila (Etzel, Godegisel) zu einem ungeheuren Reiche (Hauptsitz an der oberen Theiss). Er gebot über zahlreiche deutsche (besonders Ostgotben, Gepiden, wol auch Thüringer u. a.), slawische und finnische Stämme. Nachdem er Ostrom in schimpfliche Tributpflicht gebracht, zog er 451 im Einverständnis mit dem Vandalenkönig Geiserich über den Rhein gegen Gallien. Gegen die drohende Gefahr hatte Aetius, der Statthalter der auf das Land zwischen Loire, Seine, Sömme und Maas beschränkten römischen Provinz, die Westgothen unter Theodorichl. und einen Teil der Franken zum Waffenbündnis geeint. In der furchtbaren Völkerschlacht bei Troyes auf den catalau-nischen Feldern (so hiefs die weite Ebene der Champagne zwischen Ardennen und Seine) geschlagen trat Attila den Rückzug an (die Verfolgung gehindert durch den Abzug der Westgothen, deren König in der Schlacht gefallen). Ebenso erfolglos war im nächsten Jahre (452) sein Angriff auf Italien (Flüchtlinge aus Aquileia legten der Sage zufolge auf den Lagunen den Grund zu Venedig. Gesandtschaft Leo’s I.) und
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