Y
nes faßlichen Grundrisses der Rechts - und Pflichten-
lehre, Königsberg 1796" benutzt worden.
Nachschrift.
Bei dieser neuen Auflage hat sich der Verfas-
ser einige, zur Vervollkommnung des Buches sehr
nothwendige Abänderungen und Zusätze erlaubt.
Vier Erzählungen sind gestrichen, und dafür ist
der Abschnitt von der Erde sehr erweitert, und
ein neuer, nämlich der achte, von der Religi-
on olehre und heil. Schrift, eingeschaltet
worden.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Seelenlehre des Menschen« 7
stellung von einer Farbe,machen können, wenn wir keine
Augen hätten; keine Vorstellung von einem Klange, wenn
wir keine Ohren hätten; keine Vorstellung von ernem Ge-
rüche, wenn wir keine Nase hätten; keine Vorstellung von
einem Geschmack, wenn wir keinen Gaumen hätten; und
keine Vorstellung von einem Gefühle, wenn wir keine
Nerven hätten, vermittelst welcher wir fühlen. Die Sin,
ne sind also gleichsam die Werkzeuge unserer Seele.
2) Unsere Seele hat aber nicht nur die Kraft, sich
allerlei Dinge vorzustellen, sie hat auch das Bewußtseyn
ihrer selbst sowohl, als auch ihrer Vorstellungen, d. i.
sie weißt, daß sie sich etwas vorstelle.
Die Vorstellungen der Seele sind entweder dunkel, d. i.
unsere Seele kann von einer Sache eine Vorstellung ha-
den, ohne zu wissen, was sie ist. I. B. Wenn ich etwas
in einer großen Entfernung sehe, so weiß ich zwar, daß
etwas dort ist, aber ich weiß nicht, was es ist.
Oder die Vorstellung kann zwar klar, aber doch zu-
gleich verworren seyn. D. i. man kann von einer Sache
so viel sehen, als nöthig ist, sie von einigen Dingen zu
unterscheiden, aber nicht so viel, als nöthig ist, alle die
Kennzeichen angeben zu können, wodurch sie sich von an-
dern Dingen gleicher Art und Gattung unterscheidet. I.
B. Ich kann von einem entfernten Baume wohl sehen,
daß er ein Baum ist, ohne zu erkennen, was er für
ein Baum ist.
Endlich, die Vorstellungen der Seele können auch
deutlich seyn. D. i. Ich kann eine Sache so sehen, daß
ich sie auch von jedem Dinge gleicher Art unterscheiden
kann. Z. B. Von dem Baume in der Nähe bat die Seele
eine deutliche Vorstellung, wenn sie seine Rinde, seine
Zweige, seine Blätter rc. sieht, und ihn dadurch von
jedem andern Baume unterscheiden kann.
Unsere Seele kann zu gleicher Zeit mehrere Vorstellun-
gen haben, wovon die eine deutlich, die andere aber dun-
kel, oder unklar sind. Z. B. Ich kann etwas sehr auf-
merksam besehen, und von dem Gesehenen die deutlichste
Vorstellung haben, aber ich kann zugleich etwas hören
und riechen, worauf ich weniger merke, und unsere Seele
wird von dem Gehörten und Gerochenen nur eine dunkle
Vorstellung haben.
Es kömmt sehr viel dnrauf an, daß wir immer die
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
8 Seelenlchre des Menschen.
deutlichsten Vorstellungen von einer Sache haben, werk
auch unsere Urtheile von unsern Vorstellungen abhängen.
Es ist also vorzüglich nothwendig, daß unsere Sinnen-
werkzeuge gut geordnet sind, um sich immer richtige Vor-
stellungen machen zu können, deßwegen muß man seine
Sinnenwerkzeuge so viel möglich zu vervollkommnen su-
chen, alles sorgfältig meiden, was denselben uachthcilig
sey« könnte, wir muffen eine Sache genau und nach al-
len Theilen durchschauen, und da die Vorstellung desto
deutlicher werden wird, mit jemehr Sinnen dieselbe un-
serer Seele zugeführt wird, so müssen wir sie auch, wo
cs möglich, mit mehreren Sinnen prüfen.
Das Vermögen, sich etwas deutlich vorzustellen,
nennet man den Perstand.
3) Unsere Seele kann auch von einigen Wirkungen die
Ursache, und von einigen Ursachen die Wirkung einsehen.
Ursache nennet man dasjenige, was eine Sache
macht, und Wirkung ist das, was durch etwas gemacht
wird. A. B. So sind die Wolken die Ursache des -Re-
gens , und der Regen die Wirkung der Wolken; das
Vermögen, die Wirkungen und die Ursachen einer Sache
einzusehen, nennet man die Vernunft.
4) Unsere Seele kann auch einsehen, ob etwas müsse
bejahet, oder verneint werden. B. Wenn man uns etwas
erzählt, so kann unsere Seele vielfältig einsehen, ob sie
das Erzählte glauben, oder nicht glauben, ob sie es be-
jahen oder verneinen solle. D. i. Unsere Seele kann aus
Gründen urtheilen, oder sie hat eine Urrheilskrafr.
5) So kann unsere Seele sogar Wahrheiten, die sie
von andern nie gehört hat, und die wir nie mir unsern
Seelen wahrzunehmen vermögen, selbst erfinden. Nämlich
wesin wir einmal zwei Urtheile haben, so können wir aus
denselben mit leichter Mühe ein drittes ziehen. I. B. Ich
weiß, daß alle Menschen einen Verstand und freien Wil-
len haben, ich weiß auch, daß mein Mitschüler auch ein
Mensch ist, also erfolgt das dritte Urtheil von selbst:
M e i n Mitschüler har auch einen V e r stand
und freien Willen. Oder wenn ich drei versiegelte
Päckchen habe, und in jedem eine gewisse Anzahl von
Gulden ist, und wenn ich weiß, daß in dem ersten Päck-
chen so viel Gulden als in dem zweiten, und in dem
zweiten so viel Gulden als in dem dritten, so muß ich
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TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Seelenlehre des Menschen. 11
keinen freien Willen baden. Der Mensch, der eben so
ohne Ueberlegung bandelte wie die Thiere, würde sich
selbst zum Thier machen, und cs würde ihm dann auch
gehen, wie es den Thieren so oft zu gehen pflegt. Er
würde sich selbst unglücklich machen. Der Mensch soll
sich also nie durch seine Begierden leiten lassen, sondern
bei jeder Sache, die er gerne haben, oder nicht haben
will, erst seine Vernunft, oder das Urtheil erfahrner Leute
zu Rathe ziehen. Um diese Herrschaft über sich selbst zu
erhalten, soll er sich alle Tage üben, etwas Nützliches,
das ihm unangenehm ist, zu thun, und eiwas Schädli-
ches, was ihn, angenehm wäre, zu unterlassen. So
wird er alle Tage vollkommncr, und eben darum auch
glücklicher werden.
Das Begehren und Verabscheuen der Thiere nennt
man Instinkt. Nämlich der liebegott hat dieseelen
der Thiere so eingerichtet, dast sie einige Dinge begehren,
oder verabscheuen müssen, ohne zu wissen, warum, um
sie wegen Mangel an Vernunft und freiem Willen eini-
germaßen schadlos zu halten. Sv bauen siel, die Vögel
Nester, brüten über ihren Eiern, füttern ihre Jungen rc.
2) Aber auch die Menschen haben Instinkt, d. i.
die Seele fühlt sich gezwungen, einige Dinge,
a) und zwar diejenigen, welche eine angenehme sinn-
liche Empfindung verursachen, zu begehren, und einige,
und zwar diejenigen, welche eine unangenehme Empfin-
dung verursachen, zu verabscheuen, ohne oft recht zu wis-
sen, warum? Man nennet diesen Instinkt den Instinkt
der Sinnlichkeit, weil die Seele sowohl die angeneh-
men als die unangenehmen Empfindungen durch die
Sinne erhält.
b) Der Mensch hat auch den Instinkt der Selbst-
erhaltung. D. i. Er bat eine angeborne Begierde,
sein Leben zu erhalten, und einen angevoruen Abscheu ge-
gen alles, was seinem Leben schaden kann. Gott hat ihn
uns gegeben, damit wir unser Leben nicht selbst abkür-
zen, und alles vermeiden, was uns schädlich seyn könnte,
auch alle Mittel anwenden, dasselbe zu verlängern.
e) Unsere Seele hat auch einen Instinkt der Neu-
gierde. Dieser Instinkt macht, daß sich unsere Seele
immer gerne etwas Neues vorstellen will. Gott hat ihn
uns gegeben, daß wir immer mehr zu lernen suchen, und
dadurch klüger, und folglich auch glücklicher werden.
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TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Seelenlehre des Menschen. 15
Sie können beide von gutem Erfolge seyn, wenn sie
nicht zu spät kommen, oder nicht gar in Verzweiflung
oder Unverschämtheit ausarten.
Eine vorzügliche Eigenschaft unserer Seele ist noch
Iii. ihre Unsterblichkeit.
Daß unsere Seele von unserm Leide ganz verschieden
ist, und daß derselbe, wenn er entseelt ist, sich nicht
mehr bewegen kann, und in Fäulnis; übergebt, haben
wir im Anfange dieses Unterrichts gehört. Daß aber die
Seele den Leib zu ihren Verrichtungen eben so nothwen-
dig habe, als der Leib die Seele zu seinen Bewegungen
nothwendig hat, so, daß auch sie mit dem Leibe auf-
hören müsse, dies ist nicht zu beweisen.
Die Seele vermag in Verbindung mit dem Leibe
schon tausend Dinge,'woran der Leib nicht den gering-
sten Antheil har. Sie kann denken, und sich mit ihrem
Gedanken bis zum Himmel aufschwingen, wozu ihr der
Leib nicht helfen kann. Wird sie also nicht auch ent-
fernt vom Leibe noch wirken können?
Der denkende Verstand durchsteigt der Eilige Leiter,
Verläßt) was er begreift, und denket immer weiter. '
Unsere Seele kann also einen Zweck ihres Daseyn-
haben, wenn der Leib schon todt ist.
Allein auch in Fäülniß kann unsere Seele nicht über-
gehen, wie der Leib. Die Fäulnis; des Körpers geschieht
durch Auflösung seiner kleinsten Theile, und durch ihre
Trennung von einander. So stinkt der faulende Körper,
weil sich kleine Theile von ihm absondern, und uns in
die Nase fliegen.
Die Seele kann nicht aufgelöst werden, weil sie keine
Theile hat, und ein einfaches Wesen ist, wie dies eben-
falls im Anfange dieses Unterrichts gelehrt worden. Wenn
also unsere Seele zu seyn aufhören sollte, so müßts die-
durch ihre gänzliche Vernichtung geschehen.
Nun hat aber Gott »och nichts in der ganzen Welt
zernichtet. Selbst die aufgelösten Theilchen des Körper-
müssen der Natur wieder zu andern Verrichtungen dienen.
Es läßt sich eine solche Jcrnichtung von Gott nicht ein-
mal denken, Gott ist das vollkommenste aller Wesen,
und kann unmöglich eines solchen Wankelmuths fähig
seyn, daß er heute etwas aus nichts hervorbrächte, und
morgen es wieder zernichtete. Er ist der Allweiseste, und
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Kurze Sätze zur Erweckung der Aufmerksam-
keit und des Nachdenkens.
gehöre zu den Kindern. Kinder wissen noch nicht
viel, und darum müssen sie unterrichtet werden
und lernen. Dadurch werden sie verständig.
Ich werde in der Schule von Lehrern unterrichtet. Ich
bin meinem Lehrer Dankbarkeit und Gehorsam schuldig.
So lange ich unterrichtet werde, bin ich ein Schüler.
Ein guter Schüler ist aufmerksam; er hört nur auf
das, was der Lehrer sagt, und denkt nur an das^ wa-
cr thun, oder begreifen und behalten soll.
Ein guter Schüler kommt gern in die Schule, ist
fleisiig, ordentlich, reinlich, sittsam und friedfertig. Er
kommt nie zu spät in die Schule, ist nicht wild bei dem
Herausgehen aus der Schule, und treibt sich nicht auf
der Straße herum, sondern geht auf dem geraden Wege
nach Hause. Ich will ein guter Schüler seyn.
Das Buch, worin ich lese, ist zu meiner Belehrung
geschrieben. Es ist mir sehr nützlich, wenn ich mit Auf-
merksamkeit und Nachdenken darin lese. Ich will
mich bemühen, das Gelesene zu verstehen. Wenn ich
etwas nicht verstehe, ^ so will ich meinen Lehrer bitten,
daß er cs mir erkläre.
Wenn ich aufmerksam und mit Nachdenken in diesem
Buche lese, und das, was ich gelesen habe, nicht vergesse,
so erlange ich allerlei nützliche Kennt« issc, und
werde verständiger. Nicht alle Kinder erlangen durch
den Unterricht nützliche Kenntnisse. Manche bleiben un-
wissend und unverständig. Welche?
Jetzt wird es mir noch schwer, lange und anhaltend ,
achtsam zu seyn, aber cs wird mir künftig leichterwer-
den, wenn ich im Anfange die Mühe nicht scheue. Al-
ler Anfang ist schwer. Jetzt kann ich auch noch
Kiuderfreund, l. Theil. B
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
18 l. Kurze Sätze zur-Erweckung der Aufmerksamkeit
nicht ohne Anstoß lesen ; aber wenn ich mir Mühe gebe,
so werde ich cs bald können, und mich dann freuen, daß
ich eine Fertigkeit im Lesen erlangt habe.
Ach kenne mein Lesebuch, denn ich weiß, wie
der Titel desselben heißt. Er steht auf der ersten Seite
des Buches. Auf eben dieser Seite stehrauch der Name
der Stadt, in welcher das Buch gedruckt ist; der Name
der Buchhandlung, in welcher es verkauft wird, und da-
Jahr, iu welchem es gedruckt ist (die Jahreszahl). —
Ich kenne mein Lesebuch nicht blos au dem Titel, son-
dern auch an dem Einbande oder Deckel.
Eine Anstalt, in welcher Bücher gedruckt werden, heißt
eine B u ch d r u ck e r e i. Ich kenne noch einige andere
gedruckte Vücker. Das erste gedruckte Buch, worin ich
gelesen habe, weiß ich zu nennen.
Der, welcher ein Buch verfertigt oder verfaßt, heißt
der Verfasser des Buches. Gewöhnlich steht der Name
de- Verfassers auf dem Titel des Buches. Erst wird
das Buch geschrieben, daun wird cs gedruckt, und durch
das Drucken kaun man ein Buch in kurzer Zeit mehrere
tausend Mal vervielfältigen. Diese Kunst wird die Buch-
druckerkunst genannt.
Ein jedes Buch besteht aus mehreren Vogen. Diese
Bogen werden von dem Buchbinder zusammengeheftet,
damit sie nicht verloren gehen, oder in Unordnung ge-
rathen können.
Wenn ich einige Jahre älter bin, und nicht mehr
wachse, so gehöre ich zu den Erwachsenen. Dann
bin ich größer, als jetzt, und dann werde ich auch ver-
ständiger seyn, wenn ich jetzt nicht träge bin, und nicht,
müßig gehe, anstatt zu lernen und zu arbeiten. Der
Müßiggänger lernt nichts, und Niemand hat ihn lieb.
In der Schule muß ich nicht blos fertig lesen, son-
dern auch deutlich und schön schreiben, und mit Fertig-
keit rechnen lernen. Wer nicht Geschriebenes lesen und
nicht selbst schreiben kann, kommt in der Welt nicht fort;
und wer das Rechnen nicht versteht, wird oft betrogen,
und weißt sich in vielen Fällen nicht zu helfen. Ich will
mir recht viel Mühe geben, fertig lesen, schreiben und
rechnen zu lernen.
/
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
/ ' * -
und des Nachdenkens. 19
Manche Kinder lassen sich gern belehren; es macht
ihnen Freude, wenn sie etwas Neues lernen können.
Solche Kinder nennt man gelehrige Kinder.
Als ich ein Jahr alt war, konnte ich noch nicht ge-
hen, noch nicht sprechen, und noch nichts begreifen. Im
zweiten Jahre meines Lebens lernte ich gehen und spre-
chen; aber ich verstand noch nicht Alles, was Andere mir
sagten. Damals gab man mir noch kein Brot und kein
Fleisch zu essen; denn ich hatte noch nicht alle Zähne,
und konnte also keine feste Speise vertragen.
Ich heiße mit meinem Vornamen —; mit meinem
Vaternamen heiße ich —. Ich weiß mein Lebensalter
nach Jahren und Monaten anzugeben.
Ich weiß, wie die Zeit eingetheilt wird. Sieben
Tage gehdren zu einer Woche; vier Wochen und zwei
oder drei Tage machen einen Monat aus. Zwölf Mo-
nate, oder 365tage, gehdren zu einem Jahre. Sech-
Monate machen ein Halbesjahr, und drei Monate ein
Vierteljahr aus. Die Namen der zwölf Monate heißen
nach der Ordnung also: Januar, Februar, März, April,
Mai, Junius, Julius, August, September, Oktober,
November und December.
Wenn 52 Wochen oder 12 Monate verflossen sind, so
ist ein Jahr zu Ende, und dann fängt sich ein neues an.
Der erste Tag eines neuen Jahres heißt der Neu'» brstag.
An diesem Tage wünschen Anverwandte, Hau-genossen,
Nachbarn und Freunde einander Glück und Freude.
Wenn hundert Jahre verflossen sind, so ist ein Jahr-
hundert zu Ende. Das Jahrhundert, in welchem wir
leben, heißt das neunzehnte Ja hrhundert. Wir
fangen nämlich bei der Geburt des göttlichen Lehrers und
Heilandes der Menschen, der I e su s C h r i st u s hieß,
die Jahre an zu zählen, und nun sind schon über 1800
Jahre verflossen, seitdem er geboren ward.
In den ersten beiden Monaten des Jahres und in
dem letzten Monate ist es bei uns sehr kalt; cs fällt
Schnee, und das Wasser wird zu Eis. Diese Zeit de-
Jahrs wird der Winter genannt.
In den drei Monaten, welche auf den Februar fol-
gen, (wie heißen sie?) ist cs nicht mehr so kalt; da-
Eis schmilzt: es schneiet nur noch sehr selten und sehr
wenig; die Bäume bekommen Knospen, Blüthen und
B 2
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
23
und des Nachdenkens.
die Erde umgraben muß. Ich kaun begreifen, warum
der Topf einen Henkel haben, und warum ein Messer
vorn scharf, am Rücken aber glatt und stumpf seyn
muß. Ich weiß, warum meine Schuhe von Leder, und
nicht von Holz oder Blech oder von Tuch gemacht sind,
und warum ein Wagen nicht mehr als vier Räder ha-
den darf.
Ich kann einsehen, warum ich nicht immer thun
darf, was ich will; warum ich thun soll, was meine
Aeltern und Lehrer wollen; war. .n ich folgsam, sicißig
und aufmerksam seyn soll.— Ich weiß, warum die Thü-
ren hoch, die Dächer schräge, die Keller gcwdlbt sind,
warum die Küchen einen Heerd von Steinen und nicht
von Holz haben, und die Straßen gepflastert seyn müssen.
Ich bemerke, daß der Tisch und die Bank einander
ähnlich sind, und weiß auch, worin die Ächnli ch-
k ei t besteht. Ich bemerke, daß beide aus Holz gemacht
sind, beide sich durch den Gebrauch abnutzen, beide im
Feuer verbrennen (brennbar sind), und beide Füfie haben.
Aber ich sehe auch ein, daß beide einander unähnlich
oder von einander verschieden sind; denn ich be-
merke an dem einen Manches, was an dem andern
nicht ist, z. B. —
Die Rose ist der Nelke ähnlich; denn beide sind
Blumen; beide haben einen schönen Geruch und schöne
Farben; beide haben eine Wurzel, Blätter und Stengel;
beide entstehen aus einer Knospe; beide blühen eine kurze
Zeit, und verwelken daun. Aber die Rose ist auch von
der vielte verschieden; denn sie bat einen andern Ge-
ruch, sie hat nur Eine Farbe, die Nelke aber ist ge,
wöhnlich bunt. An der Rose sind Stacheln, aber an
der Nelke nicht. Die Rose hat breite und runde Blätter,
die Nelke hat schmale und länglichte. Ich habe jetzt die
Rose mit der Nelke verglichen, ich habe auch beide
von einander unterschieden. Dies können die Thiere
nicht, denn sie haben keinen Verstand.
Ich kenne allerlei Dinge, welche ich mit Aufmerk-
samkeit betrachtet habe. Ich kenne eine Menge Pflanzen,
welche in dem Garten wachsen, z. B. Mohrrüben (Möh-
ren), Bohnen, Erbsen, Gurken, Weinstdcke, Reltige,
Salatkräuter, allerlei Arten von Kohl oder Kraut, Peter-
silie, Schnittlauch, Salbei, Spargel, Pfcfferkraut. Ich
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
241. Kurze Sätze zur Erweckung der Aufmerksamkeit
kenne das Unkraut, und weiß es von den nützlichen
Pflanzen zu unterscheiden..
Auf dem Felde wächst Roggen, Waizen, Gerste, Ha-
fer, Flachs, Hanf und Kohl. Auch Linsen, Bohnen,
Erbsen und Kartoffeln wachsen auf dem Feld, und wer-
den daher Feldfrüchte genannt.
In den Baumgärten wachsen Birnen, Aepfel,
Pflaumen (Zwetschgen), Kirschen, Aprikosen, Pfirsiche
und Nüsse. Zwischen den Bäumen stehen allerlei Stau-
den und Sträucher. .Daran wachsen Johannisbeeren,
Stachelbeeren, Brombeeren, Himbeeren u. a. m. Alle
diese Früchte kann man essen (sie sind eßbar und gesund),
wenn sie reif sind. Unreife Früchte sind schädlich.
Die Bäume versorgen uns nicht nur mit ihren safti-
gen Früchten, sondern sic erfreuen uns auch im Frühling
durch ihre schneeweißen und rvsenrothen Blüthen, erquik-
ken uns an heißen Sommertagen durch ihren Schatten,
und wärmen uns im Winter durch ihr Holz.
Der Baum steht fest, weil er eine starke Wurzel
hat, welche tief in die Erde hinein gehet. Auf der Wur-
zel steht der Stamm, welcher mit einer festen Rinde,
wie mit einem Kleide umgeben ist. Um die Spitze des
Stammes herum sitzen die A este, und an den Aesten
sitzen die Zweige, an den Zweigen die Blätter und
die Früchte. Im Anfange des Frühlings sind noch
keine Blätter und keine Früchte an den Zweigen zu sehen,
sondern nur Knospen. Diese brechen endlich auf, und
daraus entstehen dann Blüthen und Blätter. Aus den
Blüthen entstehen die Früchte. Die Blätter zieren den
Baum, und schützen die Früchte vor der brennenden
Sonne. Wenn ein Baum seine Blätter verliert, ehe die
Früchte reif sind, so verdorren oder vertrocknen die
Früchte.
Wenn die Rinde eines Baumes beschädigt ist, so
wird der Baum krank, und stirbt endlich ab. Darum ist
es sehr unrecht, und verdient harte Strafe, wenn Kinder
aus Muthwillen in die Rinde der Bäume schneiden,
oder die Rinde abreißen. Ich will nie einen Baum
beschädigen; aber ich will mich über einen gesunden und
blühenden Baum freuen.