Vorwort.
stsvele stehen der Volkswirtschaftslehre noch fremd und gleichgültig
^/gegenüber, viele andere haben davon nur unklare oder falsche
Vorstellungen. Daher in weiten Kreisen so geringes Verständnis
demgegenüber» was sich volkswirtschaftlich in dem grohen Daseins-
kämpfe unseres Volkes als notwendig erwiesen hat, und was sich zur
Wiederherstellung von Deutschlands Weltgeltung als notwendig er-
weisen wird. Darum ist auch die Jugend den Grundbegriffen der
Volkswirtschaft näher zu führen. Gewih ist mancherlei bisher darin
geschehen. Zn Rechnen, Erdkunde und Geschichte sind gelegentlich
volkswirtschaftliche Belehrungen gegeben worden, aber sie waren
zusammenhanglos und dienten nur den besonderen Aufgaben des ein-
zelnen Faches.
Diesen Belehrungen eine gemeinsame feste Grundlage zu schaffen,
ist der Zweck des Büchleins.
Es ist das Ergebnis von Arbeitsunterricht, also nicht am Schreib-
tisch entstanden, nicht vom Katheder aus dargeboten, sondern ab-
gesehen von einzelnen statistischen Werten» die gegeben werden
mutzten, in fteien Unterrichtsgesprächen von den Schülern selbst ge- -
funden, und zwar von 14—15jährigen Mädchen der ersten Klasse
einer Mittelschule.
Die Volkswirtschaftslehre ist dabei nicht als besonderes Fach ge-
dacht, sondern diese Belehrungen sollen in etwa 16 Stunden des
letzten Schuljahres an Mittelschulen in Erdkunde oder Geschichte
vermittelt werden.
Das Büchlein mächte jeden Lehrer zu dem Versuche anregen,
die leitenden Fragen zu stellen und die Schüler in fteiem Gespräche
-zu dem Ziele zu führen, das die Schluhsätze angeben» und dann zur
Erweiterung und Befestigung des gewonnenen Bildes die dem
Munde der Schüler nachgeschriebenen Ausführungen nachlesen zu
lassen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
4
Die Gedankengänge beruhen auf dem durch Volks- und Mittel-
schulbildung gegebenen Erfahrungskreise unsrer Jugend; sie beruhen
ferner auf den Erfahrungen unsrer Wirtschaftslage, wie sie der Krieg
geschaffen hat. Dem Lehrer, der in die Volkswirtschaftslehre tiefer
eindringen will, sei vor allem das viel zu wenig bekannte Buch:
O. Efferh, Arbeit und Boden (Berlin, Puttkammer und Mühl-
brecht, Neue Ausgabe 3.^) dringend empfohlen.
Breslau, Ostern 1917.
Die Verfasser,
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
6
Wie das viiniotinm'n eines einzelnen Menschen aus Gütern besteht,
so besteht auch das (finionimen einer Familie, einer Gemeinde, eines
Volkes aus Güiern.
Das Einkommen eines Volkes besteht aus Gütern.
2. Was sind Güter?
Nach dem vorstehenden: alle Gegenstände, die der Mensch zum
Lebensunterhalte braucht, klarer wird der Satz noch, wenn man
untersucht, ob es auf Erden Gegenstände gibt, die keine Güter sind.
Da ist Mancherlei zu finden, was nicht zu den Gütern gehört: Un-
kraut, Ungeziefer, Küchenabfälle, wilde Tiere, Felsen, Sümpfe,
Giftpflanzen usw. — Dinge, die unbrauchbar, ja sogar schädlich,
also Übel sind. Den Gegensatz zu den Gütern bilden also die Übel,
das sind die Sachen, die der Mensch nicht brauchen kaun und die er
vernichten mutz. Die Übel verwandeln sich aber sofort in Güter,
wenn sie der Mensch benützt: Brennesseln zur Herstellung vou Ge-
weben, die Cochenillenlaus als Farbstoff, Kartoffelschalen und Ge-
müsestrünke als Viehfutter. Pelze zur Kleidung, Steine zum Häuser-
bau, Torf als Brennstoff, Bilsenkraut zur Arznei. Die Menschen
haben im Laufe der Zeit gelernt, viele Dinge zu verwerten, die sie
früher als unnütz nicht beachteten, als wertlos wegwarfen, als Übel
vernichteten. Dadurch ist die Zahl und Menge der Güter bedeutend
vermehrt worden. Besonders die Zeiten der Not, der Teurung,
des Krieges waren dafür ein Lehrmeister.
Güter find brauchbare Gegenstände.
3. Welches sind die Bestandteile eines Gutes?
Da mutz man feststellen, wie ein Gut entsteht, z. B. eiu Brot.
Der Acker wird gedüngt, gepflügt, geeggt. mh Roggen besäet, ge-
walzt ; das Korn wird geschnitten, in Garben gebunden, getrocknet,
eingefahren, gedroschen; die Körner werden gesäubert, eingesackt,
zur Mühle gefahren, gemahlen; das Mehl wird zum Bäcker gebracht,
zu Teig verarbeitet, in Brot verwandelt. Zur Herstellung des Brotes
war ein Stück Acker erforderlich, auf dem das dazu notwendige Ge-
treide wuchs, also die Natur oder der Boden. Autzerdem war auch
die Tätigkeit vieler Menschen dazu erforderlich, des Bauern, des
Müllers, des Bäckers, ja noch vieler andrer, wenn man bedenkt,
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
11
halte brauche, also Güter. Boden ist aber kein Bestandteil solcher
Dienstleistungen.
Wenn nun gesagt wird, ein Gut enthält Boden, so soll das nicht
etwa heißen, daß dem Gute Bodenteile beigemengt sind, oder daß
es chemisch aus Stoffen besteht, die dem Boden entnommen sind;
es soll lediglich damit gesagt werden, daß das Gut eine gewisse Boden-
fläche eine bestimmte Zeit hindurch beansprucht hat, um darauf zu
wachsen. Und wenn gesagt wird, ein Gut enthält Arbeit, so ist die
Arbeit als solche am fertigen Gute nicht mehr mit den Sinnen wahr-
zunehmen. Man kann sie wohl erkennen, aber nicht mehr erblicken.
Es soll damit nur ausgedrückt werden, daß das Gut die Arbeit einer
gewissen Anzahl von Menschen eine bestimmte Zeit hindurch bean-
sprucht hat, um zu entstehen.
Die Bestandteile eines Gutes find Arbeit und Boden.
4. Wie kann man die Güter einteilen?
Um die Einteilung zu finden, wollen wir recht viele Güter auf-
zählen: Brot, Fleisch, Ei, Käse, Butter, Milch, Gemüse, Stuhl,
Tisch, Bett, Lampe, Seife, Kamm, Hemd, Kleid, Hut, Ring, Uhr,
Buch, Heft, Flöte, Geige usw. Ein Teil von ihnen dient unsrer Er-
nährung, es find die Nahrungsmittel; alle andern dienen andern
Zwecken, der Kleidung, der Wohnung, der Bildung, dem Behagen.
Von den Nahrungsmitteln gebrauchen die Menschen der verschieden-
sten Gegenden und Stande ungefähr gleichviel. Zwar verzehren
die Reichen manchmal feinere und seltenere Kost (Kaviar, Austern,
teure Weine) als die Armen; die Polarbewohner find auf mehr Fett
angewiesen als die Obst und Gemüse essenden Südländer; der an-
spruchslose Chinese, dessen Hauptnahrung aus Wasserreis besteht,
gebraucht weniger als der reichliche gemischte Kost verzehrende Mittel-
europäer. Der Unterschied der Menge und Güte der von den ein-
zelnen Menschen verbrauchten Nahrungsmittel ist aber verhältnis-
mäßig gering. In unserm Vaterlande hat der Krieg diesen Unter-
schied sogar fast ganz aufgehoben; denn alle Deutschen müssen sich
mit einem gleichmäßig zugemessenen Anteil an den wichtigsten Nah-
rungsmitteln begnügen.
Groß aber ist der Unterschied beim Gebrauch der andern Güter.
Der fast nackt einhergehende Südseeinsulaner, der Angehörige eines
Negerstammes im Innern Afrikas bedarf von den übrigen Gütern
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
18
9. Me ist der Geldverkehr entstanden?
Infolge der Arbeitsteilung erzeugt der einzelne von einem Gute
mehr, als er für sich selbst bedarf. Ihm fehlen aber andre Güter,
die er zum Lebensunterhalte braucht. Er verschafft sie sich, indem
er sie gegen seine Erzeugnisse eintauscht. Arbeitsteilung führt also
zum Gütertausch. So konnte zunächst jeder die für ihn nötigen
Nahrungs- und Kutturmittel erwerben. Aber die fortschreitende
Arbeitsteilung und Arbeitsvereinigung erzeugte einen weiteren Über-
schuß an Gütern. Da waren bestimmte Rohstoffe (Töpferton) in
einer Gegend reichlich vorhanden, oder es entwickelte sich eine be-
sondre Geschicklichkeit in der Herstellung einzelner Güter (Erzeug-
nisse der Schmiedetunft). Auch konnten bei fortschreitender Kultur
alle Bedürfnisse an Gebrauchsgütern nicht mehr am Orte selbst be-
friedigt werden. Jetzt entwickelte sich der Tauschhandel. Im Ver-
kehr der Kulturvölker mit den noch auf tiefer Kulturstufe stehenden
Eingeborenen fremder Gegenden spielt der Tauschhandel heute noch
eine große Rolle. Wichtige Rohstoffe (Kautschuk, Elfenbein, Kopra,
Felle usw.) werden gegen die verschiedensten gewerblichen Erzeug-
nisse (Glasperlen, Gewebe, Ackergeräte, Waffen, leider auch Brannt-
wein usw.) eingetauscht. Nach und nach bürgerten sich Tauschmittel
ein, die in weiten Gebieten als annehmbarer Ersah für das fort-
gegebene Gut angesehen wurden, weil der Empfänger sie wieder
als Tauschwert gegen die von ihm begehrten Güter verwenden konnte.
Das Tauschmittel mußte also allgemein gelten, und so kam man
zum Geld. Als ein solches Tauschmittel dienten schon in früher
Zeit die Metalle. Nur Gemeinschaften niederer Kultur, denen ver-
wendbare Metalle nicht ausreichend zur Hand waren, sind bis auf den
heutigen Tag bei andern Tauschwerten stehen geblieben. Sie sind
dem Kreise ihrer sonstigen Gebrauchs- und Schmuckgegenstände ent-
nommen. Einen solchen Tauschwert haben in manchen Gegenden
z. B. die Kaurimuschel, Kolanüsse, Matten, Zeugstreifen, Salzstücke
und Felle.
Da es aber schwierig war, die Metalle abzuwägen, und ungewiß,
welchen Feingehalt das dargebotene Edelmetall hatte, ging man
schon im 7. Jahrhundert vor Christi Geburt dazu über, geprägte
Münzen herzustellen. Kupfer-, Bronze-, Nickel- und auch das Silber-
geld werden jetzt nur noch als Tauschmittel innerhalb eines Landes
gebraucht; das Zahlungsmittel im Güterverkehr der Kulturvölker
untereinander ist jetzt fast allgemein das Gold (Goldwährung).
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr]]
J9
Zwar vergrötzert sich der Münzbestand der einzelnen Staaten
alljährlich durch Neuprägen von Geld; andrerseits erfährt er jedoch
gewisse Verluste. Die Münzen nützen sich beim Gebrauche ab» sie
werden für gewerbliche Zwecke eingeschmolzen, sie werden auf-
gespeichert und gehen zuweilen verloren, oder sie fliesten ins Aus-
land ab, das Ware dafür liefert.
Je gröher der Güteraustausch wurde, desto weniger reichte der
Edelmetallvorrat als Geld aus. Auch fehlte manchmal die nötige
Sicherheit, die Edelmetalle selbst versenden zu können, und die Staats-
kassen mutzten daftir sorgen, für fällige Zahlungen und für Zeiten
der Gefahr (Ausbruch eines Krieges) einen Vorrat in Goldgeld auf-
zusammeln. Darum gingen die Staaten dazu über, Papiergeld
auszugeben, das an Goldes Statt umläuft und jederzeit in Gold
umgewechselt werden kann. Durch Gesetz wurde bestimmt, in welchem
Verhältnis das umlaufende Papiergeld durch die in den Kellern
der Schatzämter lagernden Metallvorräte gedeckt sein müssen. So
darf die deutsche Reichsbant dreimal soviel Papiergeld ausgeben,
als Gold in ihrem Vorrat ist.
Aber auch damit wurden die Bedürfnisse des gesteigerten Güter-
verkehrs noch nicht gedeckt. Darum ging man zum bargeldlosen
Verkehr über. Um ihn zu verstehen, müssen wir noch einmal feststellen,
datz der Ausgangspunkt des Geldverkehrs der Gütertausch war.
Und auch heute noch beruht der gesamte Geldverkehr innerhalb eines
Volkes und der Völker untereinander auf dem Tausche von Gütern
Ob jemand das Feld bestellt, Kleider anfertigt, Häuser baut, Bücher
schreibt — er erzeugt Gebrauchsgüter, durch deren Verkauf es ihm
möglich wird, andre Güter für seinen Bedarf zu erwerben. Das
Geld ist nur ein Hilfsmittel, das den Täusch regelt und erleichtert.
Die Güter sind nicht um des Geldes willen da, sondern das Geld
ist um der Güter willen in Gebrauch. Wer in der Volkswirtschaft
in allen Dingen nur den Geldwert betrachtet, bedenkt oft nicht, datz
hinter dem Gelde wie hinter einen: Schleier die Güter stehen. Wer
Güter erwerben will, must Güter erzeugen. In Wirklichkeit bezahlt
ein Volk die Güter, die es einführt, mit den Gütern seiner Ausfuhr.
Auf diesen Gedanken beruht der bargeldlose Verkehr.
Wir betrachten zunächst den Überweisungsverkehr. Dazu ist
nötig, datz jeder Beteiligte ein Bankkonto hat, auf das er fein Bar-
geld einzahlt. Liefert nun A. Güter an B. z. B. im Werte von 560 M,
io lätzt B. von feinem Konto 560 M auf dos Konto von A. übertragen,
und liefert B- an A. Güter im Werte von 630 M, so latzt A. diese
2*
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
14
Tierkörpers, die nidjt als menschliche Nahrung dienen, einen andern
Teil gebraucht das Tier, um sein eigenes Lehen, feine Nervenkraft,
seine Blutwärme zu unterhalten. Ein Teil geht dadurch verloren,
datz das Tier herumläuft, springt, wühlt, grunzt, Arbeiten verrichtet
(Zugtiere). Der Bauer weitz ganz genau, datz er dem Tiere Ruhe
geben mutz, wenn es Fett und Fleisch ansetzen soll. Abgetriebene
Ochsen find keine Marktware. Alles in allem gehen etwa 50%
der Nährwerte verloren, wenn sie durch den Tierkörper wandern,
ehe sie dem menschlichen Genusse zugeführt werden. Also kann auf
der Bodenfläche, die 100 Kz Erbsen hervorbringt, nur die Hälfte des
Nährwertes in Form von Schweinefleisch erzeugt werden. Daraus
ergibt sich, datz es für die Ernährung eines Volkes vorteilhafter ist, die
Feldfrüchte selbst zu genietzen» als die Hälfte ihres Nährwertes im
Tierkörper verschwinden zu lassen, um die andre Hälfte in nutzbares
Fleisch verwandelt zu verzehren. Durch ei,re bestimmte Boden-
fläche können also doppelt soviel Menschen ernährt werden, wenn
sie Pflanzenkost genietzen, als wenn sie Fleisch essen. Um eine Fett-
gans von etwa 8 kg zu erzeugen, sind auher dem Futter, das sie ver-
zehrt, bis sie ausgewachsen ist, drei Zentner Kartoffeln und ein halber
Zentner Hafer zur Mast erforderlich. Es ist leicht einzusehen, datz
mit diesen pflanzlichen Nahrungsmitteln viel mehr Menschen ge-
sättigt werden können als mit dem Gänsebraten und dem gewonnenen
Fett.
Diese Einsicht ist von grötzter Wichtigkeit. Deutschland war von
den andern Ländern während des Krieges so gut wie abgeschlossen.
Die Einfuhr ausländischer Nahrungsmittel stockte fast ganz. Darum
mutzten die Schweine in groher Zahl abgeschlachtet und das Halten
der übrigen Haustiere nutzte stark beschränkt werden, damit die heimi-
schen pflanzlichen Nahrungsmittel in ausreichender Menge für die
Ernährung der Menschen verfügbar wurden. Ohne die starke Ein-
schränkung der Fleischerzeugung und des Fleifchgenusses hätten wir
wirtschaftlich nicht durchhalien können. Schon vor dem Kriege hatte
sich gegen die gewaltige Steigerung des Fleischverbrauchs in Deutsch-
land manche warnende Stimme erhoben. Volkswirtschaftlich ist akso
der Satz von grötzter Bedeutung:
Tierische Nahrungsmittel brauchen zur Erzeugung des gleichen
Nährwertes doppelt soviel Boden als pflanzliche.
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
21
bank zugeführt werden. Auch dem Auslande gegenüber, das uns
noch Güter lieferte, konnten wir im Lande erzeugte Güter nur in
beschränktem Matze als Zahlung leisten. Denn die meisten Betriebe
dienten der eigenen Kriegsrüstung, konnten aus Mangel an Roh-
stoffen keine zur Ausfuhr geeigneten Güter erzeugen, oder es fehlte
ihnen an den notwendigen Arbeitern. Darum flotz während des
Krieges andauernd Gold ins Ausland ab. Ein noch grötzerer Abflutz
wird erwartet, wenn der Friede kommt. Auch da werden wir zunächst
nicht imstande sein, Güter mit Gütern zu bezahlen. Wir bedürfen
aber, um unsre gesamte Industrie den Forderungen der Friedenszeit
entsprechend wieder in Betrieb zu setzen, grotze Posten von Roh-
stoffen — man denke an Fette, Baumwolle, Wolle, Kautschuk, Kakao
usw. — aus dem Auslande. Also für den Krieg wie für die llber-
lettung der deutschen Friedenswirtschaft in gesunde Bahnen ist die
Ansammlung von Gold in der Reichsbank notwendig. Darum das
tausendfach gepredigte Wort: Alles Gold gehört dem Vaterlande!
Wer Goldgeld abliefert und seinen Goldschmuck opfert, schmiedet au
Deutschlands goldener Rüstung für Krieg und Friedenszeit.
Die Gütererzeugung durch Arbeitsteilung führte zum Güter-
tausch. Daraus entwickelte sich der Tauschhandel und die Ein-
führung eines allgemein geltenden Tauschmittels, des Geldes.
Durch Ausgabe von Papiergeld wurde der Metallgeldverkehr
vermindert, durch Einrichtung des bargeldlosen Verkehrs der
Geldverkehr überhaupt auf das Mindestmaß eingeschränkt, wir
bezahlen die Güter, die wir gebrauchen, mit Gütern, die wir
erzeugen.
1v. Was ist Kapital?
Die meisten Menschen werden, wenn man die Frage an sie richtet,
sofort an Geld denken. Deshalb sei noch einmal festgestellt, was
wir bis jetzt vom Gelde wissen. Es unterscheidet sich von den Ge-
brauchsgütern, den Nahrungs- und Kulturmitteln ganz scharf. Es
wird nicht verzehrt wie ein Brot, nicht abgenützt wie ein Kleid. Geld
wird nicht verbraucht, sondern nur gebraucht, und zwar als Tausch-
mittel, um sich die notwendigen Nahrungs- und Kulturmittel zu ver-
schaffen, die man nicht selbst erzeugt oder durch unmittelbaren Tausch
erwerben kann. Als Tauschmittel spielt es bei der auf allen Gebieten
der menschlichen Arbeit durchgeführten Arbeitsteilung im Haushalte
der Kulturvölker eine grotze Rolle.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
16 —
arbeiten hat als bei Jäger, bleibt ihm Zeit zu andern Dingen übrig,
er hat Muhe. Darinn neigen die Hirtenvölker zur Musik, zur Dicht-
lunit, zur sinnigen Betrachtung der Natur, zur Heilkunde, zur Beob-
achtung des Sternenhimmels. Schalmeienklang, Schäferlieder,
Kenntnis der Heilkräfte der Natur. Gedanken über Gott und die Welt
find das Ergebnis ihrer Muhe, und dadurch erheben sich die Hirten-
völker auf eine höhere Stufe der Gesittung als die Jäger. Der
Übergang der Menschen von der Jagd zum Halten und Pflegen
von Tieren ist also ein Fortschrrtr in ihrer Kultur.
Eine noch höhere Stufe wird durch den Übergang von der Vieh-
zucht zum Ackerbau erreicht. Die tierische Nahrung wird jetzt zum
gi atzen Teile durch Pflanzenkost ersetzt; auf demselben Boden können
daher viel mehr Menschen ernährt werden als bei den Hirten. Die
Ackerbau treibenden Völker vermehren sich rasch. Die Leute werden
setzhaft, gründen feste Wohnsitze, rücken eng zusammen. Gewih
macht das Herrichten des Ackers, Saat und Ernte» dar Umwandeln
des Getreidekornes in Mehl und Brot (man denke an das mühselige
Geschäft des Mahlens mit den Handmühlen der Urzeit) mehr Arbeit
als die Pflege der Herden. Aber nun sind auch Hände genug da. die
einander helfen. Es ist daher bei den Ackerbauern ausreichend Mutze
vorhanden. Der erfinderische Menschengeist sinnt auf Hilfsmittel,
um die Arbeit zu erleichtern. Ackergeräte und andre Werkzeuge
werden erfunden; feste Wohnungen. Ställe, Vorratsräume werden
gebaut. Die Kultur schreitet also weiter vor.
Der Übergang von de? Jagd zur Mchzucht und zum Ackerbau
und damit von der Tiernahrung zur Pflanzenkost fördert dis
menschliche Kultur.
8. Me wirkt die Arbeitsteilung auf den Fortschritt
der Kuttm?
Bei den Jägeroölkern und bei den Hirten ist die Arbeitsteilung
noch unbekannt. Bei ihnen ist jeder Angehörige der Stammes hier
ein Jäger» dort ein Hirt. Jeder verrichtet alle Arbeiten, die zu seinem
Lebensunterhalte gehören. Der Jäger schnitzt Bogen und Pfeil,
Keule und Speer, erlegt das Wild, bereitet es zu, verfertigt aus den
Fellen einen Schurz um seine Lenden, sammelt Moos und Laub,
um sich in der Höhle oder Wohnhätte ein Lager zu bereiten, er unter-
hält das Herdfeuer oder weih den Funken durch Reiben dem trocke-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
23
groher Teil der Güter selbst bedürfen zu ihrer Herstellung vieler Roh-
stoffe, die den drei Reichen der Natur, also auch dem Boden ent-
stammen. Solche Rohstoffe sind: Holz, Kohle. Metalle, Erden (Lehm.
Ton, Kal?), Baumwolle, Wolle, Seide, Ole usw. Sie sind auch
tzurch die Arbeit des Menschen aus dem Boden erzeugt, dienen aber
nicht selbst als Gebrauchsgüter, sondern als Erzeugungsmittel von
Gebrauchsgütern, wodurch die Zahl jener Güter vermehrt wird.
Werkzeuge, Fabriken, Rohstoffe, überhaupt alle Dinge, durch die die
Gebrauchsgüter vermehrt werden können, bilden das volkswirtschaft-
liche Kapital.
Ein volkswirtschaftliches Kapital ist also ein Erzeugungsmittel,
das selbst erzeugt ist. Der Boden gehört nicht dazu; er dient zwar der
Erzeugung der Güter, ist aber nicht selbst hergestellt. Das Geld
gehört auch nicht da^u; denn mit Geld kann man nicht andre Güter
Herstellen, sondern sie nur eintauschen.
Privatwirtschaftliches Kapital ist ein Besitz, aus dem jemand
eine Einnahme bezieht; volkswirtschaftliches Kapital ist aber
alles das, was selbst hergestellt ist, vm znr Vermehrung -er Ver-
brauchsgüter zu dienen.
11. Welches find die volkswirtschaftlichen Kosten der Güter?
Auch bei den Kosten der Güter dentt man zunächst an Geld; denn
die Frage: Wieviel Geld kostet ein Gegenstand? spielt in der Privat
wirtschaft eine große Rolle, da alle Güter, die man nicht selbst er-
zeugt, gekauft, also mit Hilfe von Geld erworben werden müssen.
Ob Geld auch zu den volkswirtschaftlichen Kosten der Güter
gehört, werden wir gleich sehen. Zunächst wollen wir untersuchen,
was man überhaupt unter Kosten zu verstehen hat. Wenn ich für
einen Gebrauchsgegenstand Geld ausgebe, so verschwindet das Geld
für mich, ich mutz es opfern, ich kann dasselbe Geld nicht für irgend
ein andres Gut hingeben. Unter Kosten versteht man also diejenige
Sache, die man opfern mutz, um ein Nahrungs- oder ein Kulturmittel
zu erhalten. Muh nun ein Volk Geld opfern, um Gebrauchsgegen-
stände zu erhalten? Denken wir zunächst an ein Volk, das zu keine,n
andern Volke in Beziehung steht, keine Güter von ihm erhält und
keine Güter an das fremde Volt abgibt, also an ein Volk, das einen
geschlossenen Handelsstaat bildet. Da ist nun folgendes möglich.
A., B. und C. erwerben mit Hilfe von Geld Güter, die D.. E. und F.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]