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1. Leitfaden für volkswirtschaftliche Belehrungen an Mittelschulen - S. 3

1917 - Breslau : Morgenstern
Vorwort. stsvele stehen der Volkswirtschaftslehre noch fremd und gleichgültig ^/gegenüber, viele andere haben davon nur unklare oder falsche Vorstellungen. Daher in weiten Kreisen so geringes Verständnis demgegenüber» was sich volkswirtschaftlich in dem grohen Daseins- kämpfe unseres Volkes als notwendig erwiesen hat, und was sich zur Wiederherstellung von Deutschlands Weltgeltung als notwendig er- weisen wird. Darum ist auch die Jugend den Grundbegriffen der Volkswirtschaft näher zu führen. Gewih ist mancherlei bisher darin geschehen. Zn Rechnen, Erdkunde und Geschichte sind gelegentlich volkswirtschaftliche Belehrungen gegeben worden, aber sie waren zusammenhanglos und dienten nur den besonderen Aufgaben des ein- zelnen Faches. Diesen Belehrungen eine gemeinsame feste Grundlage zu schaffen, ist der Zweck des Büchleins. Es ist das Ergebnis von Arbeitsunterricht, also nicht am Schreib- tisch entstanden, nicht vom Katheder aus dargeboten, sondern ab- gesehen von einzelnen statistischen Werten» die gegeben werden mutzten, in fteien Unterrichtsgesprächen von den Schülern selbst ge- - funden, und zwar von 14—15jährigen Mädchen der ersten Klasse einer Mittelschule. Die Volkswirtschaftslehre ist dabei nicht als besonderes Fach ge- dacht, sondern diese Belehrungen sollen in etwa 16 Stunden des letzten Schuljahres an Mittelschulen in Erdkunde oder Geschichte vermittelt werden. Das Büchlein mächte jeden Lehrer zu dem Versuche anregen, die leitenden Fragen zu stellen und die Schüler in fteiem Gespräche -zu dem Ziele zu führen, das die Schluhsätze angeben» und dann zur Erweiterung und Befestigung des gewonnenen Bildes die dem Munde der Schüler nachgeschriebenen Ausführungen nachlesen zu lassen.

2. Leitfaden für volkswirtschaftliche Belehrungen an Mittelschulen - S. 4

1917 - Breslau : Morgenstern
4 Die Gedankengänge beruhen auf dem durch Volks- und Mittel- schulbildung gegebenen Erfahrungskreise unsrer Jugend; sie beruhen ferner auf den Erfahrungen unsrer Wirtschaftslage, wie sie der Krieg geschaffen hat. Dem Lehrer, der in die Volkswirtschaftslehre tiefer eindringen will, sei vor allem das viel zu wenig bekannte Buch: O. Efferh, Arbeit und Boden (Berlin, Puttkammer und Mühl- brecht, Neue Ausgabe 3.^) dringend empfohlen. Breslau, Ostern 1917. Die Verfasser,

3. Leitfaden für volkswirtschaftliche Belehrungen an Mittelschulen - S. 9

1917 - Breslau : Morgenstern
6 Wie das viiniotinm'n eines einzelnen Menschen aus Gütern besteht, so besteht auch das (finionimen einer Familie, einer Gemeinde, eines Volkes aus Güiern. Das Einkommen eines Volkes besteht aus Gütern. 2. Was sind Güter? Nach dem vorstehenden: alle Gegenstände, die der Mensch zum Lebensunterhalte braucht, klarer wird der Satz noch, wenn man untersucht, ob es auf Erden Gegenstände gibt, die keine Güter sind. Da ist Mancherlei zu finden, was nicht zu den Gütern gehört: Un- kraut, Ungeziefer, Küchenabfälle, wilde Tiere, Felsen, Sümpfe, Giftpflanzen usw. — Dinge, die unbrauchbar, ja sogar schädlich, also Übel sind. Den Gegensatz zu den Gütern bilden also die Übel, das sind die Sachen, die der Mensch nicht brauchen kaun und die er vernichten mutz. Die Übel verwandeln sich aber sofort in Güter, wenn sie der Mensch benützt: Brennesseln zur Herstellung vou Ge- weben, die Cochenillenlaus als Farbstoff, Kartoffelschalen und Ge- müsestrünke als Viehfutter. Pelze zur Kleidung, Steine zum Häuser- bau, Torf als Brennstoff, Bilsenkraut zur Arznei. Die Menschen haben im Laufe der Zeit gelernt, viele Dinge zu verwerten, die sie früher als unnütz nicht beachteten, als wertlos wegwarfen, als Übel vernichteten. Dadurch ist die Zahl und Menge der Güter bedeutend vermehrt worden. Besonders die Zeiten der Not, der Teurung, des Krieges waren dafür ein Lehrmeister. Güter find brauchbare Gegenstände. 3. Welches sind die Bestandteile eines Gutes? Da mutz man feststellen, wie ein Gut entsteht, z. B. eiu Brot. Der Acker wird gedüngt, gepflügt, geeggt. mh Roggen besäet, ge- walzt ; das Korn wird geschnitten, in Garben gebunden, getrocknet, eingefahren, gedroschen; die Körner werden gesäubert, eingesackt, zur Mühle gefahren, gemahlen; das Mehl wird zum Bäcker gebracht, zu Teig verarbeitet, in Brot verwandelt. Zur Herstellung des Brotes war ein Stück Acker erforderlich, auf dem das dazu notwendige Ge- treide wuchs, also die Natur oder der Boden. Autzerdem war auch die Tätigkeit vieler Menschen dazu erforderlich, des Bauern, des Müllers, des Bäckers, ja noch vieler andrer, wenn man bedenkt,

4. Leitfaden für volkswirtschaftliche Belehrungen an Mittelschulen - S. 11

1917 - Breslau : Morgenstern
11 halte brauche, also Güter. Boden ist aber kein Bestandteil solcher Dienstleistungen. Wenn nun gesagt wird, ein Gut enthält Boden, so soll das nicht etwa heißen, daß dem Gute Bodenteile beigemengt sind, oder daß es chemisch aus Stoffen besteht, die dem Boden entnommen sind; es soll lediglich damit gesagt werden, daß das Gut eine gewisse Boden- fläche eine bestimmte Zeit hindurch beansprucht hat, um darauf zu wachsen. Und wenn gesagt wird, ein Gut enthält Arbeit, so ist die Arbeit als solche am fertigen Gute nicht mehr mit den Sinnen wahr- zunehmen. Man kann sie wohl erkennen, aber nicht mehr erblicken. Es soll damit nur ausgedrückt werden, daß das Gut die Arbeit einer gewissen Anzahl von Menschen eine bestimmte Zeit hindurch bean- sprucht hat, um zu entstehen. Die Bestandteile eines Gutes find Arbeit und Boden. 4. Wie kann man die Güter einteilen? Um die Einteilung zu finden, wollen wir recht viele Güter auf- zählen: Brot, Fleisch, Ei, Käse, Butter, Milch, Gemüse, Stuhl, Tisch, Bett, Lampe, Seife, Kamm, Hemd, Kleid, Hut, Ring, Uhr, Buch, Heft, Flöte, Geige usw. Ein Teil von ihnen dient unsrer Er- nährung, es find die Nahrungsmittel; alle andern dienen andern Zwecken, der Kleidung, der Wohnung, der Bildung, dem Behagen. Von den Nahrungsmitteln gebrauchen die Menschen der verschieden- sten Gegenden und Stande ungefähr gleichviel. Zwar verzehren die Reichen manchmal feinere und seltenere Kost (Kaviar, Austern, teure Weine) als die Armen; die Polarbewohner find auf mehr Fett angewiesen als die Obst und Gemüse essenden Südländer; der an- spruchslose Chinese, dessen Hauptnahrung aus Wasserreis besteht, gebraucht weniger als der reichliche gemischte Kost verzehrende Mittel- europäer. Der Unterschied der Menge und Güte der von den ein- zelnen Menschen verbrauchten Nahrungsmittel ist aber verhältnis- mäßig gering. In unserm Vaterlande hat der Krieg diesen Unter- schied sogar fast ganz aufgehoben; denn alle Deutschen müssen sich mit einem gleichmäßig zugemessenen Anteil an den wichtigsten Nah- rungsmitteln begnügen. Groß aber ist der Unterschied beim Gebrauch der andern Güter. Der fast nackt einhergehende Südseeinsulaner, der Angehörige eines Negerstammes im Innern Afrikas bedarf von den übrigen Gütern

5. Leitfaden für volkswirtschaftliche Belehrungen an Mittelschulen - S. 18

1917 - Breslau : Morgenstern
18 9. Me ist der Geldverkehr entstanden? Infolge der Arbeitsteilung erzeugt der einzelne von einem Gute mehr, als er für sich selbst bedarf. Ihm fehlen aber andre Güter, die er zum Lebensunterhalte braucht. Er verschafft sie sich, indem er sie gegen seine Erzeugnisse eintauscht. Arbeitsteilung führt also zum Gütertausch. So konnte zunächst jeder die für ihn nötigen Nahrungs- und Kutturmittel erwerben. Aber die fortschreitende Arbeitsteilung und Arbeitsvereinigung erzeugte einen weiteren Über- schuß an Gütern. Da waren bestimmte Rohstoffe (Töpferton) in einer Gegend reichlich vorhanden, oder es entwickelte sich eine be- sondre Geschicklichkeit in der Herstellung einzelner Güter (Erzeug- nisse der Schmiedetunft). Auch konnten bei fortschreitender Kultur alle Bedürfnisse an Gebrauchsgütern nicht mehr am Orte selbst be- friedigt werden. Jetzt entwickelte sich der Tauschhandel. Im Ver- kehr der Kulturvölker mit den noch auf tiefer Kulturstufe stehenden Eingeborenen fremder Gegenden spielt der Tauschhandel heute noch eine große Rolle. Wichtige Rohstoffe (Kautschuk, Elfenbein, Kopra, Felle usw.) werden gegen die verschiedensten gewerblichen Erzeug- nisse (Glasperlen, Gewebe, Ackergeräte, Waffen, leider auch Brannt- wein usw.) eingetauscht. Nach und nach bürgerten sich Tauschmittel ein, die in weiten Gebieten als annehmbarer Ersah für das fort- gegebene Gut angesehen wurden, weil der Empfänger sie wieder als Tauschwert gegen die von ihm begehrten Güter verwenden konnte. Das Tauschmittel mußte also allgemein gelten, und so kam man zum Geld. Als ein solches Tauschmittel dienten schon in früher Zeit die Metalle. Nur Gemeinschaften niederer Kultur, denen ver- wendbare Metalle nicht ausreichend zur Hand waren, sind bis auf den heutigen Tag bei andern Tauschwerten stehen geblieben. Sie sind dem Kreise ihrer sonstigen Gebrauchs- und Schmuckgegenstände ent- nommen. Einen solchen Tauschwert haben in manchen Gegenden z. B. die Kaurimuschel, Kolanüsse, Matten, Zeugstreifen, Salzstücke und Felle. Da es aber schwierig war, die Metalle abzuwägen, und ungewiß, welchen Feingehalt das dargebotene Edelmetall hatte, ging man schon im 7. Jahrhundert vor Christi Geburt dazu über, geprägte Münzen herzustellen. Kupfer-, Bronze-, Nickel- und auch das Silber- geld werden jetzt nur noch als Tauschmittel innerhalb eines Landes gebraucht; das Zahlungsmittel im Güterverkehr der Kulturvölker untereinander ist jetzt fast allgemein das Gold (Goldwährung).

6. Leitfaden für volkswirtschaftliche Belehrungen an Mittelschulen - S. 19

1917 - Breslau : Morgenstern
J9 Zwar vergrötzert sich der Münzbestand der einzelnen Staaten alljährlich durch Neuprägen von Geld; andrerseits erfährt er jedoch gewisse Verluste. Die Münzen nützen sich beim Gebrauche ab» sie werden für gewerbliche Zwecke eingeschmolzen, sie werden auf- gespeichert und gehen zuweilen verloren, oder sie fliesten ins Aus- land ab, das Ware dafür liefert. Je gröher der Güteraustausch wurde, desto weniger reichte der Edelmetallvorrat als Geld aus. Auch fehlte manchmal die nötige Sicherheit, die Edelmetalle selbst versenden zu können, und die Staats- kassen mutzten daftir sorgen, für fällige Zahlungen und für Zeiten der Gefahr (Ausbruch eines Krieges) einen Vorrat in Goldgeld auf- zusammeln. Darum gingen die Staaten dazu über, Papiergeld auszugeben, das an Goldes Statt umläuft und jederzeit in Gold umgewechselt werden kann. Durch Gesetz wurde bestimmt, in welchem Verhältnis das umlaufende Papiergeld durch die in den Kellern der Schatzämter lagernden Metallvorräte gedeckt sein müssen. So darf die deutsche Reichsbant dreimal soviel Papiergeld ausgeben, als Gold in ihrem Vorrat ist. Aber auch damit wurden die Bedürfnisse des gesteigerten Güter- verkehrs noch nicht gedeckt. Darum ging man zum bargeldlosen Verkehr über. Um ihn zu verstehen, müssen wir noch einmal feststellen, datz der Ausgangspunkt des Geldverkehrs der Gütertausch war. Und auch heute noch beruht der gesamte Geldverkehr innerhalb eines Volkes und der Völker untereinander auf dem Tausche von Gütern Ob jemand das Feld bestellt, Kleider anfertigt, Häuser baut, Bücher schreibt — er erzeugt Gebrauchsgüter, durch deren Verkauf es ihm möglich wird, andre Güter für seinen Bedarf zu erwerben. Das Geld ist nur ein Hilfsmittel, das den Täusch regelt und erleichtert. Die Güter sind nicht um des Geldes willen da, sondern das Geld ist um der Güter willen in Gebrauch. Wer in der Volkswirtschaft in allen Dingen nur den Geldwert betrachtet, bedenkt oft nicht, datz hinter dem Gelde wie hinter einen: Schleier die Güter stehen. Wer Güter erwerben will, must Güter erzeugen. In Wirklichkeit bezahlt ein Volk die Güter, die es einführt, mit den Gütern seiner Ausfuhr. Auf diesen Gedanken beruht der bargeldlose Verkehr. Wir betrachten zunächst den Überweisungsverkehr. Dazu ist nötig, datz jeder Beteiligte ein Bankkonto hat, auf das er fein Bar- geld einzahlt. Liefert nun A. Güter an B. z. B. im Werte von 560 M, io lätzt B. von feinem Konto 560 M auf dos Konto von A. übertragen, und liefert B- an A. Güter im Werte von 630 M, so latzt A. diese 2*

7. Leitfaden für volkswirtschaftliche Belehrungen an Mittelschulen - S. 14

1917 - Breslau : Morgenstern
14 Tierkörpers, die nidjt als menschliche Nahrung dienen, einen andern Teil gebraucht das Tier, um sein eigenes Lehen, feine Nervenkraft, seine Blutwärme zu unterhalten. Ein Teil geht dadurch verloren, datz das Tier herumläuft, springt, wühlt, grunzt, Arbeiten verrichtet (Zugtiere). Der Bauer weitz ganz genau, datz er dem Tiere Ruhe geben mutz, wenn es Fett und Fleisch ansetzen soll. Abgetriebene Ochsen find keine Marktware. Alles in allem gehen etwa 50% der Nährwerte verloren, wenn sie durch den Tierkörper wandern, ehe sie dem menschlichen Genusse zugeführt werden. Also kann auf der Bodenfläche, die 100 Kz Erbsen hervorbringt, nur die Hälfte des Nährwertes in Form von Schweinefleisch erzeugt werden. Daraus ergibt sich, datz es für die Ernährung eines Volkes vorteilhafter ist, die Feldfrüchte selbst zu genietzen» als die Hälfte ihres Nährwertes im Tierkörper verschwinden zu lassen, um die andre Hälfte in nutzbares Fleisch verwandelt zu verzehren. Durch ei,re bestimmte Boden- fläche können also doppelt soviel Menschen ernährt werden, wenn sie Pflanzenkost genietzen, als wenn sie Fleisch essen. Um eine Fett- gans von etwa 8 kg zu erzeugen, sind auher dem Futter, das sie ver- zehrt, bis sie ausgewachsen ist, drei Zentner Kartoffeln und ein halber Zentner Hafer zur Mast erforderlich. Es ist leicht einzusehen, datz mit diesen pflanzlichen Nahrungsmitteln viel mehr Menschen ge- sättigt werden können als mit dem Gänsebraten und dem gewonnenen Fett. Diese Einsicht ist von grötzter Wichtigkeit. Deutschland war von den andern Ländern während des Krieges so gut wie abgeschlossen. Die Einfuhr ausländischer Nahrungsmittel stockte fast ganz. Darum mutzten die Schweine in groher Zahl abgeschlachtet und das Halten der übrigen Haustiere nutzte stark beschränkt werden, damit die heimi- schen pflanzlichen Nahrungsmittel in ausreichender Menge für die Ernährung der Menschen verfügbar wurden. Ohne die starke Ein- schränkung der Fleischerzeugung und des Fleifchgenusses hätten wir wirtschaftlich nicht durchhalien können. Schon vor dem Kriege hatte sich gegen die gewaltige Steigerung des Fleischverbrauchs in Deutsch- land manche warnende Stimme erhoben. Volkswirtschaftlich ist akso der Satz von grötzter Bedeutung: Tierische Nahrungsmittel brauchen zur Erzeugung des gleichen Nährwertes doppelt soviel Boden als pflanzliche.

8. Leitfaden für volkswirtschaftliche Belehrungen an Mittelschulen - S. 21

1917 - Breslau : Morgenstern
21 bank zugeführt werden. Auch dem Auslande gegenüber, das uns noch Güter lieferte, konnten wir im Lande erzeugte Güter nur in beschränktem Matze als Zahlung leisten. Denn die meisten Betriebe dienten der eigenen Kriegsrüstung, konnten aus Mangel an Roh- stoffen keine zur Ausfuhr geeigneten Güter erzeugen, oder es fehlte ihnen an den notwendigen Arbeitern. Darum flotz während des Krieges andauernd Gold ins Ausland ab. Ein noch grötzerer Abflutz wird erwartet, wenn der Friede kommt. Auch da werden wir zunächst nicht imstande sein, Güter mit Gütern zu bezahlen. Wir bedürfen aber, um unsre gesamte Industrie den Forderungen der Friedenszeit entsprechend wieder in Betrieb zu setzen, grotze Posten von Roh- stoffen — man denke an Fette, Baumwolle, Wolle, Kautschuk, Kakao usw. — aus dem Auslande. Also für den Krieg wie für die llber- lettung der deutschen Friedenswirtschaft in gesunde Bahnen ist die Ansammlung von Gold in der Reichsbank notwendig. Darum das tausendfach gepredigte Wort: Alles Gold gehört dem Vaterlande! Wer Goldgeld abliefert und seinen Goldschmuck opfert, schmiedet au Deutschlands goldener Rüstung für Krieg und Friedenszeit. Die Gütererzeugung durch Arbeitsteilung führte zum Güter- tausch. Daraus entwickelte sich der Tauschhandel und die Ein- führung eines allgemein geltenden Tauschmittels, des Geldes. Durch Ausgabe von Papiergeld wurde der Metallgeldverkehr vermindert, durch Einrichtung des bargeldlosen Verkehrs der Geldverkehr überhaupt auf das Mindestmaß eingeschränkt, wir bezahlen die Güter, die wir gebrauchen, mit Gütern, die wir erzeugen. 1v. Was ist Kapital? Die meisten Menschen werden, wenn man die Frage an sie richtet, sofort an Geld denken. Deshalb sei noch einmal festgestellt, was wir bis jetzt vom Gelde wissen. Es unterscheidet sich von den Ge- brauchsgütern, den Nahrungs- und Kulturmitteln ganz scharf. Es wird nicht verzehrt wie ein Brot, nicht abgenützt wie ein Kleid. Geld wird nicht verbraucht, sondern nur gebraucht, und zwar als Tausch- mittel, um sich die notwendigen Nahrungs- und Kulturmittel zu ver- schaffen, die man nicht selbst erzeugt oder durch unmittelbaren Tausch erwerben kann. Als Tauschmittel spielt es bei der auf allen Gebieten der menschlichen Arbeit durchgeführten Arbeitsteilung im Haushalte der Kulturvölker eine grotze Rolle.

9. Leitfaden für volkswirtschaftliche Belehrungen an Mittelschulen - S. 16

1917 - Breslau : Morgenstern
16 — arbeiten hat als bei Jäger, bleibt ihm Zeit zu andern Dingen übrig, er hat Muhe. Darinn neigen die Hirtenvölker zur Musik, zur Dicht- lunit, zur sinnigen Betrachtung der Natur, zur Heilkunde, zur Beob- achtung des Sternenhimmels. Schalmeienklang, Schäferlieder, Kenntnis der Heilkräfte der Natur. Gedanken über Gott und die Welt find das Ergebnis ihrer Muhe, und dadurch erheben sich die Hirten- völker auf eine höhere Stufe der Gesittung als die Jäger. Der Übergang der Menschen von der Jagd zum Halten und Pflegen von Tieren ist also ein Fortschrrtr in ihrer Kultur. Eine noch höhere Stufe wird durch den Übergang von der Vieh- zucht zum Ackerbau erreicht. Die tierische Nahrung wird jetzt zum gi atzen Teile durch Pflanzenkost ersetzt; auf demselben Boden können daher viel mehr Menschen ernährt werden als bei den Hirten. Die Ackerbau treibenden Völker vermehren sich rasch. Die Leute werden setzhaft, gründen feste Wohnsitze, rücken eng zusammen. Gewih macht das Herrichten des Ackers, Saat und Ernte» dar Umwandeln des Getreidekornes in Mehl und Brot (man denke an das mühselige Geschäft des Mahlens mit den Handmühlen der Urzeit) mehr Arbeit als die Pflege der Herden. Aber nun sind auch Hände genug da. die einander helfen. Es ist daher bei den Ackerbauern ausreichend Mutze vorhanden. Der erfinderische Menschengeist sinnt auf Hilfsmittel, um die Arbeit zu erleichtern. Ackergeräte und andre Werkzeuge werden erfunden; feste Wohnungen. Ställe, Vorratsräume werden gebaut. Die Kultur schreitet also weiter vor. Der Übergang von de? Jagd zur Mchzucht und zum Ackerbau und damit von der Tiernahrung zur Pflanzenkost fördert dis menschliche Kultur. 8. Me wirkt die Arbeitsteilung auf den Fortschritt der Kuttm? Bei den Jägeroölkern und bei den Hirten ist die Arbeitsteilung noch unbekannt. Bei ihnen ist jeder Angehörige der Stammes hier ein Jäger» dort ein Hirt. Jeder verrichtet alle Arbeiten, die zu seinem Lebensunterhalte gehören. Der Jäger schnitzt Bogen und Pfeil, Keule und Speer, erlegt das Wild, bereitet es zu, verfertigt aus den Fellen einen Schurz um seine Lenden, sammelt Moos und Laub, um sich in der Höhle oder Wohnhätte ein Lager zu bereiten, er unter- hält das Herdfeuer oder weih den Funken durch Reiben dem trocke-

10. Leitfaden für volkswirtschaftliche Belehrungen an Mittelschulen - S. 23

1917 - Breslau : Morgenstern
23 groher Teil der Güter selbst bedürfen zu ihrer Herstellung vieler Roh- stoffe, die den drei Reichen der Natur, also auch dem Boden ent- stammen. Solche Rohstoffe sind: Holz, Kohle. Metalle, Erden (Lehm. Ton, Kal?), Baumwolle, Wolle, Seide, Ole usw. Sie sind auch tzurch die Arbeit des Menschen aus dem Boden erzeugt, dienen aber nicht selbst als Gebrauchsgüter, sondern als Erzeugungsmittel von Gebrauchsgütern, wodurch die Zahl jener Güter vermehrt wird. Werkzeuge, Fabriken, Rohstoffe, überhaupt alle Dinge, durch die die Gebrauchsgüter vermehrt werden können, bilden das volkswirtschaft- liche Kapital. Ein volkswirtschaftliches Kapital ist also ein Erzeugungsmittel, das selbst erzeugt ist. Der Boden gehört nicht dazu; er dient zwar der Erzeugung der Güter, ist aber nicht selbst hergestellt. Das Geld gehört auch nicht da^u; denn mit Geld kann man nicht andre Güter Herstellen, sondern sie nur eintauschen. Privatwirtschaftliches Kapital ist ein Besitz, aus dem jemand eine Einnahme bezieht; volkswirtschaftliches Kapital ist aber alles das, was selbst hergestellt ist, vm znr Vermehrung -er Ver- brauchsgüter zu dienen. 11. Welches find die volkswirtschaftlichen Kosten der Güter? Auch bei den Kosten der Güter dentt man zunächst an Geld; denn die Frage: Wieviel Geld kostet ein Gegenstand? spielt in der Privat wirtschaft eine große Rolle, da alle Güter, die man nicht selbst er- zeugt, gekauft, also mit Hilfe von Geld erworben werden müssen. Ob Geld auch zu den volkswirtschaftlichen Kosten der Güter gehört, werden wir gleich sehen. Zunächst wollen wir untersuchen, was man überhaupt unter Kosten zu verstehen hat. Wenn ich für einen Gebrauchsgegenstand Geld ausgebe, so verschwindet das Geld für mich, ich mutz es opfern, ich kann dasselbe Geld nicht für irgend ein andres Gut hingeben. Unter Kosten versteht man also diejenige Sache, die man opfern mutz, um ein Nahrungs- oder ein Kulturmittel zu erhalten. Muh nun ein Volk Geld opfern, um Gebrauchsgegen- stände zu erhalten? Denken wir zunächst an ein Volk, das zu keine,n andern Volke in Beziehung steht, keine Güter von ihm erhält und keine Güter an das fremde Volt abgibt, also an ein Volk, das einen geschlossenen Handelsstaat bildet. Da ist nun folgendes möglich. A., B. und C. erwerben mit Hilfe von Geld Güter, die D.. E. und F.
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