Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
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graue Heidenhütten, sondern meist weiß und bunt getünchte viereckige Häus-
chen mit einer kleinen Veranda davor. Am Tage sind nur die kleinen Kinder
und einige Frauen zu Hause, denn die Leute sind auf dem Felde zur Arbeit.
Sie hacken ihren Mais und bewässern ihn, sie bauen Tabak und Zuckerrohr,
der Hirt weidet die Herde, die Frauen suchen Brennholz. Abends kehren sie
heim. Doch in der Zeit, wo der Mais reif wird, müssen sie oft die ganze
Nacht draußen wachen, um die wilden Schweine zu verjagen, die die Pflan-
zung verwüsten.
Die Sonne geht unter, die Abendglocke läutet. Auf seinem Esel kommt
der Missionar von einem Besuch in den Heidendörfern heimgeritten. Dumpf
dröhnt das Stampfen der Stößel, mit denen die Frauen im großen Holz-
mörser den Mais für die Abendmahlzeit zerkleinern. Selbst nach Feierabend
ruht noch nicht alle Arbeit. In der Schule versammeln sich die erwachsenen
Heiden, um Lesen und Schreiben zu lernen. In der Kirche übt der vier-
stimmige Chor seine Lieder. Dann wird alles still. Nur unten im Tal
rauscht der Fluß, und drüben im Heidendorf ruft die Trommel zu wildem
Tanze. Um 9 Uhr bläst der schwarze Trompeter oben bei der Kirche nach
allen Seiten: Müde bin ich, geh' zur Ruh. Das hallt über die Missions-
station und die Christendörfer. In den Häusern sammeln sich die Bewohner
zum Abendgebet, und bald schläft alles in Frieden.
Missionsinspektor Trittelvitz.
11. Liagerleben in Deuffch=Oifafrika,
Meine Leute tun mir während des Marsches leid. Nichts entschädigt
sie für die Strapazen. Ein gebahnter Weg durch glutheiße Steppen dünkt
ihnen tausendmal schöner als Fluß und Gebirge, wenn man sich ihren
Anblick erkämpfen muß. Sind sie aber im Lager, dann haben sie wieder
alles vergessen. Dann entwickelt sich rasch ein bewegtes und heiteres Leben.
Wenn die Zelte aufgeschlagen sind, beginnt sofort die Tätigkeit, die ihrem
Dasein erst einen Inhalt gibt, die Zubereitung des Essens. Sie beschränken
sich allerdings meist daraus, die Lebensmittel einzuhandeln und als Sachver-
ständige um die Töpfe zu sitzen, in denen die Weiber den täglichen Mehlbrei
zusammenrühren, Gewöhnlich hat jede Speisegenossenschaft, zu der sich uach
altem Reisebrauch fünf bis acht Leute zusammentun, ein Mitglied, dessen
Frau für alle sorgt. Das Herbeischaffen von Waffer und Brennholz wird
meist gemeinsam betrieben, während die Grasbündel, die als Bett dienen,
fast ausschließlich von den Burschen besorgt werden. Wenn nun an allen
Ecken und Enden die Feuer an den Töpfen emporlecken, wenn es überall
brodelt und zischt und dampft, dann kommt wieder Frische und Leben in die
ermüdeten Glieder. Die einen gehen in den Wald, um Honig zu suchen, die
anderen angeln mit der einfachsten Angel der Welt, einer langen Schnur mit
einem gekrümmten und geschärften Nagel am Ende, und bringen mit ihr
mannslange Welse und andere Fische ans Land, die sie auf hölzernen Rosten
braten. In gleicher Weise behandeln sie das Fleisch der Nilpferde, die ich
ihnen schieße. Aber nur einzelne Stämme essen es, während die anderen es
Kolonial-Lesebuch. q
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
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um keinen Preis annähmen, weil die Tiere nicht mit durchschnittenem Halse
verendet sind. Einzelne Leute von Bagamojo sind so schlau, sich ihre Ration
geben zu lassen, auch wenn sie sie nicht essen, um sie an Eingeborene gegen
andere Nahrung einzutauschen. Andre verschmähen das Fleisch, benutzen aber
das reichliche Fett, um Lampenöl herzustellen, oder sie schneiden aus der
Haut die berühmten Nilpferdpeitschen.
Während die einen so einen geschäftigen Müßiggang treiben, übergeben
sich die anderen ganz dem süßen Nichtstun. Hier wird geschwatzt und ge-
lacht, dort den Karten gefrönt, hier läßt einer unaufhörlich die einseitige
Gitarre der Küste ertönen, und dort wird eifrig ein hübsches Brettspiel ge-
spielt, das man in jedem Dorf findet. So geht die Zeit bis zu dem großen
Augenblick hin, wo die Sachverständigen, die schon mehrfach die beim Rühren
am Löffel hängenbleibenden Reste geprüft haben, den entscheidenden Spruch
fällen. Dann kommen sie nm den großen Topf, greifen mit der Rechten
abwechselnd hinein, kneten den Brei in der Hand zu einer Kugel, und dann
erst schieben sie ihn — o Augenblick, gelebt im Paradiese — in den Mund,
mit den Augen schon nach der Stelle schielend, die zunächst in Angriff ge-
nommen werden soll. Gesprochen wird wenig beim Essen, das würde nur
die Behaglichkeit stören.
Ist die Mahlzeit beendet, dann wird geschwatzt, und ich höre von
meinem Schreibtisch aus oft noch lange nach Mitternacht -das gedämpfte
Lachen und Plaudern einzelner Gruppen.
Dämmert aber der Morgen und heißt es, die Lasten packen, dann sind
die Mienen — ach so sauer, dauu ist nichts mehr übrig geblieben von der
strahlenden Wonne des vergangenen Tages, bis wieder der Befehl zum
Lagern gegeben wird und der Ruf „hema, Heina", „das Zelt, das Zelt",
sich vom ersten bis zum letzten fortpflanzt. Und wieder lächelt diesen Kin-
dern das Leben.
Klar leuchtet schon der Himmel durch die Lücken der dunklen Stämme;
die Dämmerung begann früh sich aufzuhellen. Noch stehen einige Sterne
über dem Horizout, blaffe, kraftlose Schwimmer, die bald von dem Licht-
meer verschlungen werden. Alles kündet einen schönen Sonnentag. Aber
kalt ist es noch, schauerlich kalt; feucht schlug mir die Morgenluft mit frischem
Erdgeruch entgegen und kitzelte mich boshaft in Nase und Hals, daß ich rasch
wieder bis zu den Augenbrauen in der Decke verschwinde. Das Lager ist
noch nicht wach. Nur aus der Tiefe des Knchenzeltes höre ich leise Teller
klappern; verfroren und mit krummen Knien schleicht ein kleiner Küchenjunge,
Reisig brechend, umher, wobei er unter dem Sprühregen, der von den er-
schlitterten Bäumen ihm auf den nackten Oberkörper fällt, jedesmal heftig
erschauert. Auch aus einigen anderen Zelten tönen Verschlafeue Reden von
Ehepaaren, die ihr Morgenschwätzchen beginnen. Aber sonst ist es noch recht
still; die Leute wissen, daß heute nicht marschiert wird, und nützen es aus.
Aber über mir ist schon alles wach. Schon singt, mit den Schwänzen Takt
schlagend, ein Paar Grasmücken ein Duett, und die Wildtauben gurren ihr
eintöniges, dumpfes huh-huh-huhduhhuduh; vom Waffer her fchnarrt ein ver-
liebter Erpel, und über mir höre ich den wütenden, metallisch klingenden
Flügelschlag eifersüchtig kämpfender Täuberiche. Rücksichtslos durchbrechen
sie die Laubmassen, verfolgen sich von Ast zu Ast; stoßen in kurzen Pausen
einen leisen, kaum hörbaren Zorneslaut aus; in blinder Kampfesbegier
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
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schlagen sie mit den Schwingen gegen die nassen Blätter, daß der Nachttau
in großen Tropfen auf mein Zeltdach trommelt.
Ich trete hinaus vor mein Zelt, wo der jüngere Bursche inzwischen
schon Eimer und Waschschüssel im nahen Flusse gefüllt und den Frühstücks-
tisch auf der anderen Seite des breitästigen Baumes herzurichten begonnen
hat. Vor mir laber in gemessener Entfernung, damit mich nicht der Rauch
der zahlreichen Herdfeuer belästigt) stehen in drei konzentrischen Halbkreisen
etwa 50 Zelte und Grashütten, die je drei bis vier Leute beherbergen. Das
erwachende Lager — wer malt mit das Bild? Hundert blutrote, in den
ersten Strahlen der Morgensonne fast zu stark leuchtende Flecken auf grünem
Grunde — das sind die Decken meiner Leute, in die sie jetzt kälteschauernd
ihre nackten Körper fest eingepackt haben; denn der Neger liebt es, auch wenn
er uoch so viel Zeug sein eigen nennt, hüllenlos unter der Schlafdecke zu
liegen. Das dehnt und reckt und biegt und rekelt und streckt sich, als hätten
sie in enger, harter Höhle einen Winterschlaf abgehalten.
Die Sonne steigt, schon brechen wärmende Strahlen durch die lichteren
Stellen des Waldes, und die schweren Decken werden von leichterem Zeuge
abgelöst; dann eilen die Leute truppweise an den Fluß, um sich den Schlaf
aus den Gliedern zu baden und Hunger für die erste Mahlzeit zu holen.
Aber bevor sie den vom letzten Abendessen aufbewahrten und flüchtig anfge-
wärmten Mehlbrei verzehren, wird erst ein Geschäft verrichtet, dessen Ge-
wissenhaftigkeit weiten Volkskreisen in Europa aus Gründen der Gesundheit
zur Nachahmung sehr zu empfehlen wäre; ich meine die Pflege der Zähne.
Dazu bedient sich der Neger eines Zweigstückes vom Mbnlobaum, das er
auf allen Reisen mit sich führt. Der Baum ist im Innern sehr verbreitet,
nötigenfalls tut es aber auch das Holz mehrerer anderer Arten. Das Ende
des 15 Zentimeter langen Stückes zerkaut er, bis es einem Pinsel ähnlich
faserig geworden ist, und mit dieser leicht in Wasser befeuchteten Bürste reibt
er eine halbe Stunde lang jeden seiner 32 Zähne mit senkrecht geführten
Strichen sorgfältig ab. Das ist das ganze Geheimnis, dem die Neger ein
weißes, gesundes und kräftiges Gebiß verdanken, obgleich sie es fürchterlich
mißbrauchen, und zu den ungewöhnlichsten Verrichtungen benutzen, wie zum
^lascheneutkorken, zum Aufdrehen von Schrauben oder zum Zertrenuen von
3^9* Aus Kandt: „Caput Nili".
12. flnüedlung deuflcher Bauern in Oftafrika.
Mit wenigen Ausnahmen haben wir im Njaffaland mit entwaldeten
Ländern und mit Boden zu tun, der seit uralten Zeiten mit Unterbrechungen
Negerpflanzungsland gebildet hat und größtenteils jährlich gebrannt ist. Aast
alles Land ist Grasland; der Ausdruck Hochweide ist irreführend, denn alle
diese hier in Frage kommenden Gebiete haben ursprünglich Wald und Busch-
wald getragen. Die Weide ist eine Folge alter Negerkultur. Der Boden
ist nirgends unbenutzt geblieben; die Folge ist, daß vom ersten Tage an
sorgsam geackert und gedüngt werden muß. Das bedingt einen Viehstand,
der imstande ist, den Dünger in gehörigen Mengen zu liefern. Dieser Vieh-
9*
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
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sei, erhielt ich zur Antwort, sie möchten auch in die Schule aufgenommen
werden, er habe ihnen aber bereits erklärt, sie kämen erst später an die
Reihe. Den Auserwählten sagte ich, die Schule beginne erst am über-
nächsten Tage, da am morgenden Tage der Ruhetag des weißen Mannes sei,
wo man keine Schule halte. Übermorgen dagegen sollten sie kommen, und
zwar morgens frühe, sobald sie sich den Schlaf aus den Augen geriebeu
hätten. Der Montag Morgen kam, aber Schüler kamen nicht. Das sängt
schön an, dachte ich. Ich wartete und wartete. Es wurde zehn Uhr. Endlich
erschienen sie feierlich alle miteinander in Begleitung eines Soldaten, alle
frisch gewaschen und zum größten Teil mit glatt rasiertem Kopfe. Ich führte
sie in das neue Schnlhans, wies jedem seinen Platz an und schrieb ihre
Namen auf. Dann gab ich ihnen noch einige Ermahnungen über den
Schulbesuch und entließ sie.
Das war der erste Schultag in Bamum, Montag, der 25. Juli 1906.
Seither wird nun regelmäßig jeden Tag fleißig Schule gehalten. Die
erste halbe Stunde von 8—8 V2 Uhr wird geturnt, damit die kleinen
Schlingel sich an stramme Haltung und Zucht gewöhnen. Dann werden
Leseübungen an der Wandtafel gemacht. Die Schüler haben ihre Schiefer-
tafeln, die zwar schon bestellt, aber noch nicht angekommen sind, bereits
bezahlt, jeder mit 300 Kaurimuscheln, dem in Bamum üblichen Geld. Im
Singen haben wir bereits die Tonleiter erstiegen, ohne zu stolpern, und von
der Melodie: „Großer Gott, wir loben Dich" die erste Zeile eingeübt. Es
hat furchtbar schwer gehalten, bis die Stimmen und Ohren sich etwas an
Musik gewöhnt hatten. Ich glaubte beinah mit meiner Knust unterliegen
zu müssen. Das Schlimmste war, daß sie beim Singen zuerst gar keinen
Ernst an den Tag legten. Sie hielten diese Übungen für eine willkommene
Gelegenheit, nach Herzenslust zu schreien und einen richtigen Heidenlärm zu
vollführen. Jetzt haben sie allmählich ersaßt, daß zwischen Schreien und
Singen ein Unterschied besteht. Auch einige biblische Geschichten habe ich
ihnen schon erzählt.
Meine Ermahnungen zu regelmäßigem Schulbesuch nahmen sie sich so
zu Herzen, daß eines Tages einer seinen älteren Bruder als Stellvertreter
schickte, weil er krankheitshalber selber nicht kommen konnte. Der liebens-
würdige Vertreter hatte sich stillschweigend an seines Bruders Platz gesetzt
und beim Ablesen, als er dessen Namen hörte, aus Leibeskräften „hier"
gerufen.
Im ganzen bin ich mit meinen ersten Bamnm-Schülern zufrieden. Es
gibt zum Teil aufgeweckte Bürschlein unter ihnen. Nur einem mußte ich
wegen übermäßiger Dummheit wieder die goldene Freiheit schenken, was er
mir gewiß nicht übel genommen hat.
Von Missionar Göring, Bamum. Aus der Zeitschrist: „Der evangelische Heidenbote."
Kolonial-Lesebuch.
4
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
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und, obwohl bis an die Hüsten im Wasser watend, brachten sie unsere Sachen
doch gut hinüber. Durch diesen Flußübergang waren wir wieder um eiue
Gotteshilfe reicher.
Nun bangte mir noch vor dem Übergang über den Bawo, dessen nn-
heimliche Wasser mir noch von der ersten Reise in Erinnerung waren. Doch
siehe da! — Die Leute hatten einen andern Weg ausfindig gemacht, und hier
konnten wir durch das Wasser waten oder reiten. Beim Verlassen des Flusses
hätten allerdings die Träger bei der steilen Böschung den Kleinen in seinem
Wagen beinahe auf den Kopf gestellt, wenn nicht meine Frau noch rechtzeitig
hätte warnen können. So ging es täglich, einen Rasttag ausgenommen, über
Stock und Stein, durch dick und dünn, durch Bäche und Flüsse, über Berge
und Hügel. Aus der Zeitschrift: „Der evangelische Heidenbote."
7. Bali, ein ßochland ünnerafrikcis.
Zwölf Tage lang hat der Reisende, der von der Küste ins nördliche
Kamerun will, im heißen, fieberischen Tiefland zu wandern, durch endlosen
Urwald, über schwankende Schlingpflanzenbrücken und durch brückenlose Bäche.
Selten trifft er eine größere Ortschaft, häufig dagegen verlassene Dörfer, deren
Bewohner sich von der vielbegangenen Heerstraße an sichere Plätze zurück-
gezogen haben. Bei aller Üppigkeit tropischen Pflanzenwuchses ist das Land
wie eine Wüste.
Plötzlich beginnt der Pfad zu steigen, und binnen weniger Stunden
geht es mehr als tausend Meter bergan. Droben entfaltet sich eine ganz
andere Welt. Das Hochland ist eine gewaltige Steppe, deren zwei Meter
hohes Gras von frischem Winde bewegt wird, gleich einem Kornfeld vor der
Ernte. Die grünen Wogen sind mit zahlreichen Blumen besät. Weithin
schweift das Äuge, rückwärts über das dunkle Grün des Tieflands, aus dem
sich vereinzelte Höhen erheben, vorwärts zu den mächtigen Bergen, die das
Hochland überragen. Die nähere Umgebung ist von zahlreichen Tälern durch-
schnitten, in denen klare Bäche rauschen; man kann ihren Lauf auf große
Entfernung verfolgen, da die Wasserläufe von schmalen Streifen von Palmen-
und Bananenwald eingefaßt sind, deren dunkles Grün sich kräftig vom Gras-
land abhebt.
Noch zwei Stunden, und die erste Stadt in Bali ist erreicht. Sie ist wie
ausgestorben. Auch hier lieben es die Leute nicht, an der unruhigen Kara-
wanenstraße zu wohnen. Sie leben draußen auf ihren Mais- und Hirse-
Pflanzungen, haben aber in der Stadt einige schöne Hütten erbaut für die
Durchreisenden, denen sie auch Lebensmittel liefern. Noch einmal zwei Stunden,
und in der Ferne erscheint die Hauptstadt von Bali, breit über einen Berg-
rücken hingestreckt; auch sie ist erkennbar an dem saftigen Grün der Wein-
Palmen und Bananen, aus dem die spitzen Grasdächer der Hütten hervor-
ragen. Durch endlose Kornfelder führt der Weg zur Stadt.
Man schätzt die Stadt Bali ohne die Vororte auf 8—10000 Ein-
wohner. Die Häuser sind meist in kleinen Gruppen eng zusammengebaut,
und jedes Gehöft ist durch eine lebende Hecke oder einen Mattenzaun abge-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Extrahierte Ortsnamen: Bali Kamerun Bali Bali Bali
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in Europa auf sich selbst angewiesen ist. Leute mit Geld, die mit phantastischen
Hoffnungen, bald reich zu werden, herauskommen, taugen hier nichts, wenn
auch unter solchen der eine oder der andere bald einschlagen mag. Ein
Mann, der nach Veräußerung seines Hab und Gnts einige tausend Mark
sein Eigen nennt und die Ausreise, Anschaffungen usw. bestreiten kann, scheint
mir größere Gewähr der Seßhaftigkeit und des Erfolges zu geben als der
den der Besitz größerer Mittel beweglicher und anspruchsvoller macht. Dieses
Land will in langsamer, zäher Arbeit entwickelt sein, landwirt-
schaftliche Kenntnisse sind unerläßlich. Daß die Frau von Anfang an dem
Siedler nicht fehlen darf, braucht kaum erwähnt zu werden; Familien, selbst
mit Kindern, würde ich Junggesellen vorziehen.
Aus dem „Tropenpflanzer" 1905.
13. Ein Feierabend in Deuffch = Offafrika.
Es war im wunderschönen Monat Mai, als ich, so plaudert die Verfasserin,
an einem sonnenhellen Nachmittag auf der Barasa behaglich in meinem langen
Stuhle ausgestreckt lag und träumend in das Wachsen und Werden unseres
Gärtchens hineinschaute. Rosen, Veilchen und Heliotrop blühten und dufteten
mit rosafarbenen Nelken und aus der Wildnis hierher verpflanzten Lilien
um die Wette. Granaten und Oleander hatten dicke Kuospen angesetzt, Chry-
sauthemen, Cannabüsche und Begonien standen im vollsten Blumenflor, denen
sich schüchterne Stiefmütterchen zugesellten. Die Barasabalken waren von
Grenadellaranken überwuchert. Neben mir auf dem Tisch stand eine Ton-
schale mit aus Samen gezogeneu, üppig blühenden Alpenveilchen. Die
Kasuarinen kosten leise wispernd miteinander, während naschhafte Spatzen
sich schwatzend und zeternd auf der mit Früchten bewachsenen Maulbeerhecke
ihre Abendmahlzeit suchten. Mein kleiner Terrier lag schlafend neben mir
auf dem Stuhl, während ich eine Näherei in der Hand hielt, die heute gar
nicht vorwärts kommen wollte. Die Kaffeestunde nahte heran und mit ihr
betrat der Bursche mit dem Kaffeegeschirr die Barasa. Beim Geklapper des
Porzellans hob mein kleiner Hund schnuppernd den Kopf, legte ihn aber
sogleich wieder auf die Pfoten zurück. Inzwischen neigte sich der Tag zur
Rüste. Scheidend erglühte die Sonne über den Kuppen der Berge und hüllte
den Himmel in ein wahres Flammenmeer ein. Kleine Eidechsen liefen spielend
an der Hausmauer auf und nieder, ein hellgrünes Vögelchen in der Größe
eines Finken hatte sich zu mir unter die Barasa verirrt und flog erschreckt
und geängstigt in den Abendsonnenschein zurück. Von fern tönte Schellen-
getaut herüber, es klang, als glitten Schlitten durch schneeigen Forst. Ich
spähte lauschend durch das auf der Barasa befindliche Rankenfenster in die
Landschaft hinaus, in der vorläufig nichts zu entdecken war. Um eine Weg-
biegung herum zog sich schließlich ein langer wunderlicher Zug, der seine
Schritte zu uns herunterlenkte. Die Burschen waren auch durch das Geläut
nach vorn gelockt und jubelnd und springend riefen sie ein über das andere
Mal „Ngoma, Ngoma".
Als der Zug in unsere Straße eingebogen war, nahmen die Burschen
die Spitze und liefen außerhalb des Gartenzaunes entlang auf den Hof, die
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deuffch Offafrika Cannabüsche Barasa
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Haus zum andern, und der weiße Besucher des Wasserlandes behilft sich mit
dem Kahn. Wenn er Besuche zu machen oder sonst außer dem Hause zu
tun hat, fährt er darin bis an die Tür und bindet sein Schifflein an einen
Hauspfosten an, so daß er gleich wieder einsteigen und davonrudern kann.
Sonst aber ist man den ganzen Tag an die Scholle gebunden, so daß
man sich in seiner Hütte schier vorkommt wie ein Noah in der Arche. Nur
wird der biblische Archenbewohner den Vorteil gehabt haben, daß er seine
Füße auf trockenen Boden setzen konnte, was hier keineswegs der Fall ist.
Die umspülten Lehmhügel saugen nämlich das Wasser auf, so daß auch ihre
Oberfläche, die zugleich Fußboden der Wohnung ist — denn Bretterböden gibt
es da nicht — ganz naß und weich wird. Das ist höchst ungesund und nn-
angenehm. Der ganze Boden ist schlüpfrig und erschwert das Gehen, und
kaum ist ein Plätzchen zu finden, wo man Reisebett und Stuhl richtig stellen
kann, ohne daß deren Beine unter der Last tief in die weiche Erde sinken.
Durch das Belegen des Bodens mit Bananen- oder Pisangblättern sucht man
das Unangenehme etwas zu mildern. Auf diesem grünen Teppich schlägt
man sich abends sein Bett auf, froh, daß es früher als zu andern Zeiten
still im Dorfe wird, weil sich jedermann an sein Herdfeuer zurückzieht. Der
ruhige, geräuschlose Gang des Stromes läßt uns nicht vermuten, welche
Wassermassen uns umgeben. Nur das Aufspringen der Fische, das man in
der Stille der Nacht hört, erinnert daran, daß man auf einem kleinen Ei-
land wohnt. Morgens aber beginnen die Dorfbewohner im Wasser herum-
zupatscheu; man könnte sich in eine heimatliche Mühle, deren Rad immerzu
plätschernd das Wasser schlägt, versetzt glauben.
War das ein Jubel, wenn im Frühling auf den Matten hinter nnserm
Hause in Deutschland durch das Rinnen des Schneewassers kleine Weiher
und Teiche entstanden! Flugs wurden Bretter zusammengenagelt, und ein
Floß wurde flott gemacht. Holte man sich auch einmal nasse Schuhe und
Strümpfe, so machte das uns viel weniger Sorge als etwa der fürsorglichen
Mutter. Nur mußten wir leider mit dieser Flottenübung immer bis zum
Abend nach der Schule warten. Und wie kurz war die Freude!
Da haben es nun die schwarzen Schulbuben am Wuristuß viel besser.
Gewöhnlich werden zwar die Ferien in den Missionsschulen auf die Über-
schwemmungszeit angesetzt. Wenn aber doch etwa einmal die Schulglocke
ertönt, dann wimmelt es bald von allen Seiten gegen die Kapelle heran.
Jeder Knabe fährt auf einem Floß, das er sich aus vier oder fünf Bananen-
stämmen zurechtgezimmert hat und mit einem langen Stecken vorwärts schiebt.
Rings um die Kapelle herum werden die Fahrzeuge angebunden. Das ge-
währt einen großartigen Anblick; die ganze deutsche Flotte ist nichts dagegen!
Hie und da kommt es natürlich auch vor, faß einer mit seinem schwanken
Schifflein umschlägt und nur mit Mühe wieder emporkommt.
Aber auch schon die Kleinsten haben ihr besonderes Vergnügen zur
Wasserzeit. Sie reißen ihren Müttern immer wieder aus, um vor dem Hause
im Wasser patschen zu können. Ganz wie bei uns, nicht wahr? Die etwas
größeren Buben schnitzen sich aus den weichen Stengeln der Pisangstauden
kleine Kähue und ziehen sie an einem Faden im Waffer herum, oder sie ver-
fertigen sich aus dem Mark der Palmrippen kleine Raddampfer nach dem
Muster der Regierungs-Flußdampfer, deren Räder laufen, wenn das kleine
Fahrzeug durchs Wasser gezogen wird.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
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liche Dinge über die Fremden gehört, daß sie entsetzt nach allen Richtungen
hin fliehen. Und doch, erzählt der Missionar, gelang es mir auf der einen
Wanderung, eine Niederlassung der Zwerge zu betreten. Aber wie? Hätte
ich die mich begleitenden Neger gebeten, mir „ihre Zwerge" zu zeigen, so
wäre das vergeblich gewesen. Sie hätten mich einfach in Unkenntnis gelassen
und mich fernzuhalten gewußt. Aber ich hatte zufällig einen etwas vorlauten
Burschen als Führer bei mir, der nicht die nötige Vorsicht beobachtete. Als
wir durch den stillen, düstern Urwald dahinschritten, bemerkte ich plötzlich
einen neu angelegten Psad, der vom Hauptwege abbog. Im selben Augen-
blicke hörte ich in einiger Entfernung Stimmen.' Überrascht fragte ich: „Wohin
führt dieser Nebenweg?" „In ein Zwergdorf", entfuhr es meinem Führer
ganz wider seinen Willen. Ich bog dahin ein und fand etwa.50 bis 60 Zwerge
in ihrem Heimwesen. Sie waren nicht sonderlich erschrocken, vermutlich, weil
sie vorher nicht ängstlich gemacht worden waren.
Das Dorf war augenscheinlich erst vor kurzem augelegt, das Gras,
womit die Hütten gedeckt waren, noch ziemlich frisch. Die Lage der Nieder-
lassung schien mir gut gewählt, der Boden hoch und gut entwässert; nicht
weit davon floß ein starker Bach mit schönem, klarem Wasser. Soweit bot
das Heim der Zwerge ein ganz freundliches Bild, und ich hätte mich allen-
falls entschließen können, einige Tage an dieser Lagerstätte zu weileu, aber
das ganze Leben in solch elenden Hütten, ohne Zutritt von Luft und Sonnen-
licht, ohne Ausblick aus dem düstern Waldesschatten, zuzubringen — der
Gedanke wäre mir schrecklich gewesen! Wie können nur diese Leute leben
ohne das belebende Licht der Sonne, beständig umgeben von den Schatten
des Urwaldes! Wohl können sie etwa gelegentlich mitten in einem Wasser-
lauf waten, der breit genug ist, um nicht von den Bäumeu und dem Wald-
gehege überschattet zu werden; sie können auch wohl einen Platz finden, wo
ein Baumriese gestürzt ist und alles ringsum mit niedergerissen hat und so
das Sonnenlicht zur Erde durchläßt, aber gewöhnlich sehen sie die Sonne
nur in matten und gebrochenen Strahlen durch das dichte Blätterdach
schimmern.
Die Hütten der kleinen Leute sind sehr einfach. Sie bestehen nur aus
leichtem Stangenwerk, wie es der Wald liefert. Die Stecken werden unten
in die Erde gesteckt und ihre oberen Enden aneinander befestigt. Über diese
schräglaufenden Sparren werden dann querüber Ruten gebunden und diese
mit großen Blättern gedeckt, so daß das Ganze wie eine kleine Obsthütte
aussieht. Man sollte meinen, ein solches Blätterdach wäre nicht wasserdicht,
aber wenn es sorgfältig gemacht ist, fließt das Wasser ganz gut ab. Diese
Hütten sind 3 bis 4 Meter breit und 5 bis 6 Meter lang. Die hintere
Seite ist bisweilen dnrch Baumzweige abgeschlossen, die Vorderseite ist da-
gegen stets offen.
Bei meiner Ankunft fand ich eine Anzahl Neger im Lager, die Wild-
bret gegen Früchte einhandelten. Ihnen schien es unangenehmer zu sein als
den Zwergen, daß ich plötzlich in ihrer Mitte stand. Diese scharten sich um
mich und starrten die fremde Erscheinung mit sprachlosem Staunen an. Es
fragte sich, wer neugieriger war: ich oder sie. Natürlich wollte ich auch mit
ihnen reden. Da sie eine Sprache redeten, die einer mir bekannten Neger-
spräche ähnlich ist, fühlte ich mich bald heimisch unter ihnen, und sie beant-
worteten meine Fragen ohne Anstand. Ein kleiner, alter Mann schien be-
sonders verständig und furchtlos. Ich fragte ihn: „Warum lebt Ihr hier so
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TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung]]
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oder werden doch nur noch zur Jagd gebraucht. Alte Feinde leben, äußerlich
wenigstens, als Freunde. Sie kaufen und verkaufen, sie heiraten unter-
einander, während sie doch früher wie Jude und Samariter zueinander
standen.
Es foll nicht behauptet werden, daß diese Verwandlung vollen Bestand
hätte, wenn der Druck der Regierung aufhörte, und die Beamten sich nicht
mehr um die Beschwerden kümmerten und auf ihre Abstellung bedacht wären.
Die Stämme sind ohne Zweifel nicht fähig, sich selbst zu regieren; sie
würden wahrscheinlich wieder zu den Waffen zurückkehren. Aber Dutzende,
ja Hunderte sind jetzt gegen dieses Verfahren und ziehen es vor, mit Abra-
ham zu sprechen: „Lieber, laß nicht Zank sein zwischen mir und dir!" Ein-
brüderlicher Siun ist in viele Herzen eingezogen und übt einen bedeutenden
Einfluß auf das Zusammenleben der Leute aus.
Das Gewerbe der Zauberdoktoren und Quacksalber geht sichtlich zurück.
Ihr schädliches Treiben ist noch nicht abgetan, aber es ist nur noch eine
Frage der Zeit, wann das der Fall sein wird. Hunderte benutzen den Ngi
(Medizinmann) nicht mehr. Sie verabscheuen jene Behandlung, bei der ein
Mensch krank werden mußte, wenn er es nicht vorher schon war. Die Leute
sind sehr für die auf den Missionsstationen geübte ärztliche Behandlung ein-
genommen; sie kommen von weit her und füllen das Krankenhaus. Die Be-
reitung und Anwendung der alten Zaubermittel wird nicht nur als nutzlos
erkannt, sondern geradezu als Süude angesehen. Die Künste des Zanber-
doktors, einst abergläubisch verehrt und gefürchtet, werden allmählich zum
Gespött.
Auch die Sitte der Vielweiberei kommt in Abnahme. Früher wurden
die Frauen und Mädchen allgemein gekauft und verkauft; sie standen in
einem menschenunwürdigen Sklavenverhältnis zum Mauue. Von einem Fa-
milienleben war keine Rede, ihre soziale Lage ein unbeschreibliches Elend.
Die Grundlagen dieser verkehrten Einrichtung werden jetzt erschüttert. Es
wird Tag auch auf diesem dnnklen Gebiet. Die Vielweiberei wird von Obrig-
keitswegen erschwert. In Unterricht und Predigt wird den Leuten der Segen
der Einzelehe vorgehalten, und das häusliche Leben der Missionare wirkt wie
ein Anschauungsunterricht. Wenn ein Mann kommt und Christ werden will,
so wird ihm von Anfang an zu verstehen gegeben, daß ihm das nur als
Mann einer einzigen Frau gelingt.
Auch die auf Erziehung der eingeborenen Jugend hinzielenden Be-
mühuugen der Mission haben Fortschritte gemacht. In Elat, wo vor zehn
Jahren die benachbarten Dörfer nur 30 Jungen zur Schule schickten, die
auch noch Bezahlung für ihr Kommen verlangten, stellen sich jetzt täglich
über 400 ein, und diese bezahlen bereitwillig etwas; manche von ihnen
kommen mehrere Stunden weit. Hatten wir erst nur 20 Kostschüler, so jetzt
150; und wir könnten viel mehr haben, wenn wir nicht im Platz beschränkt
wären. Die günstige Lage erklärt sich daraus, daß die Angehörigen ver-
schiedener Stämme ohne Gefahr miteinander verkehren; auch empfiehlt sich
die Schule von selbst durch die Fortschritte, welche ihre Zöglinge machen,
namentlich auch im deutschen Sprachunterricht. Es gilt schon als Schande
für einen Knaben, nicht lesen und schreiben zu können.
Das Bedürfnis nach Handwerkerschulen ist je länger je stärker hervor-
getreten. Wir haben uns bemüht, es zu befriedigen. Zu jederstation ge-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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einige biblische Geschichtchen fließend in der Duala-Sprache erzählen, obgleich
diese von ihrer Muttersprache ganz verschieden ist. In langsamem Takte
werden Lesestücke der Fibel ohne Anstoß vorgelesen, und auch im Schreiben
ist schon ein Anfang gemacht. Die auswendig gelernten Bibelsprüche werden
gut hergesagt, und der Schulinspektor kann nur wünschen, daß das aus-
wendig Gelernte nun auch recht inwendig ins Herz dringen und dort Früchte
bringen möge. Der Missionar ist mit den Leistungen zufrieden nud verheißt
deshalb jedem Schüler ein kleines Geschenk.
Unter atemloser Spannung greift er in sein Köfferchen und teilt seine
Gaben aus, — eine Fibel, ein Heft, Griffelhalter und ähnliches. Das Glück,
der Besitzer eines solchen Schatzes zu sein, ist natürlich groß, und nachdem
die Prüfung mit Gebet beschlossen ist, eilt jedes Kind heim, fein Geschenk zu
zeigen.
Weil die Jugend sich so gern freut, will der Missionar zeigen, daß
auch Christen fröhlich sein dürfen. Von Freunden in Europa hat er etwas
Feuerwerk bekommen; da will er nun ein paar Schwärmer und Frösche ab-
brennen, sobald es dunkel geworden ist. So etwas war noch nie dage-
wesen, und alles war auf den Beinen, um diese Merkwürdigkeit zu sehen.
Die Jungen waren vor Freude ganz außer sich, wenn wieder so ein Frosch
krachte, und auch die Alten kamen vorsichtig herbei. Es ist ein gelungener
Schluß der Schulprüfung und eine Ermunterung zu fernerem, treuem Lernen.
13. Das [lofangowelen.
Ein bezeichnender heidnischer Brauch sind in Kamerun die sogenannten
Losango. Das sind Geheimbünde, die im Namen irgend eines heidnischen
Gottes oder Teufels geschlossen werden und sich anmaßen, eine Art geheimes
Gericht auszuüben. Dies geschieht mit viel Ungerechtigkeit und roher Ge-
Walt, und darum üben diese Gesellschaften eine furchtbare Schreckensherrschaft
aus. Die deutsche Regierung — denn Kamerun ist ja seit 1884 deutsche
Kolonie — hat denn auch das Losaugoweseu verboten. Dessenungeachtet
blüht es heute noch fast überall.
Ein Missionar erzählt uns etwas von dem Losangowesen, das er auf
einer Predigtreise in der Gegend des Soden-Sees gesehen hat.
Wie nötig es ist, daß die Leute mit dem Evangelium bekannt werden,
das zeigen uns besonders einige Blicke in den Losangodienst, wie wir sie
in der nördlich vom Soden-See gelegenen Stadt Loknmba getan haben
Nahe unserer Lagerstätte, in der Hütte des Häuptliugs, steht ein Holzklotz,
der einen Menschen vorstellen soll. Er ist mit allerlei schmutzigem Kram
behangen. Davor pflegt der zu Gott und den Geistern Betende zu stehen.
Die in die Geheimnisse Eingeweihten wissen freilich ganz gut, daß es eben
nur ein Holz ist, und daß nichts weiter dahinter steckt. Sie benützen diesen
Götzen nur als Schreckmittel, um furchtsame Seelen zu ängstigen. Wird
etwa eine Frau beschuldigt, etwas Böses getau zu haben, so soll das
Götzenbild die Schuld oder Unschuld erweisen. Zu dem Zwecke stellt man
die Frau vor die Figur und fragt sie angesichts derselben: Hast du das
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Kamerun Gottes Kamerun Loknmba