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1. Neueste Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 109

1911 - Breslau : Dülfer
Die Julirevolution und ihre Folgeerscheinungen. 109 polnischen Heere wurden zuletzt entscheidend geschlagen (bei Ostrolenko, Wilna und Mola), Warschau mute sich bedingungslos bergeben, und das besiegte Polen mute ein furchtbares Strafgericht der sich ergehen lassen. Nikolaus I. erklrte die konstitutionelle Verfassung fr ausgehoben und suchte durch schonungslose Rnfsifizierung die Volkskraft der Besiegten zu brechen. Anmerkung. Auch in dem preuischen Anteile Polens machten sich die An-zeichen revolutionrer Erhebungen bemerkbar. Das Haupt der Verschwrer in Posen, der Graf Dzialynski, eilte nach Warschau und fragte bei der provisorischen Regierung daselbst an, ob eine Schilderhebung auch in Posen ratsam wre, und zahlreiche ber-lufer aus Posen und Westpreuen (an 12000) stieen zu dem Heere der Aufstndischen. Um ein bergreifen der Revolution auf preuisches Gebiet zu verhindern, lie Friedrich Wilhelm Iii. die polnischen Grenzen bewachen und bertrug dem General Gneisenan, der bald darauf von der Cholera dahingerafft wurde, den Oberbefehl an der Ostgrenze. 3. In Italien, wo der Ausbruch der Julirevolution ebenfalls revolutionre Bewegungen hervorgerufen hatte, wurde ein feindlicher Zu-sammensto zwischen dem liberalen Frankreich und dem absolutistischen fter-reich durch den allerdings maskierten Rckzug der franzsischen Regierung verhindert. a. Die Regierung des Brgerknigs hatte sich in Rcksicht auf die in Frankreich herrschende liberale Strmung, der ja Louis Philipp seinen Thron verdankte, den Anschein gegeben, als ob sie dem Gedanken der liberalen Propaganda ihren Arm leihen wollte. In Belgien hatte sie diese Rolle auf Grund des englischen Beistandes mit Erfolg spielen knnen. b. Als nun die Julirevolution auch in mehreren italienischen Staaten (in Modena, Parma, in den Marken, im Kirchenstaate) Schule zu machen begann und sterreich, des Grundsatzes der Nichtintervention vergessend, Miene machte, der revolutionren Bewegung Einhalt zu gebieten, erklrte Frankreich, da die Besetzung des Kirchenstaates oder gar Piemvnts durch sterreichische Truppen den Krieg bedeuten wrde. c. Aber Metternich schien sich Italien gegenber des von ihm selbst proklamierten Grundsatzes der Nichtintervention nicht zu erinnern; denn als die Aufstndischen der mittelitalienischen Staaten die weltliche Herrschaft des Papsttums fr ausgehoben erklrten und am 4. Mrz 1831 eine Verfassung fr die Vereinigten Provinzen von Italien" feststellten, folgte sterreich dem Hilferufe des Papstes und sandte ein Heer in das Gebiet des Aufstandes, welches die provisorische Regierung" zur Unterwerfung unter die ppstliche Herrschaft zwang. Trotzdem wagte Louis Philipp zunchst keine Hand zu rhren zur Verteidigung des verletzten Grundsatzes der Nichtintervention; ihn schreckte die Drohung sterreichs, der bonapartistischen Bewegung in der Person des Herzogs von Reichstadt (des Sohnes Napoleons I.) einen Fhrer zu geben. Erst im Juli 1831 richtete die franzsische Regierung die Aufforderung an sterreich, feine Truppen zurckzuziehen Metternich, der den Krieg ebenso scheute wie Louis Philipp, ging nicht nur auf dies Verlangen ein, sondern untersttzte sogar die an den Papst gerichtete Mahnung Frankreichs, die schlimmsten ttbelstnbe im Kirchenstaate abzustellen. So schien jebe Kriegs-gefahr beseitigt. d. Als aber die sterreicher einem erneuten Hilferufe der ohnmchtigen ppstlichen Regierung abermals Folge leisteten, bemchtigte sich ein franzsisches Geschwader Ankvnas. Gleichwohl kam es auch jetzt zu keiner kriegerischen

2. Neueste Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 111

1911 - Breslau : Dülfer
Die Julirevolution und ihre Folgeerscheinungen. Iii und mit den Landstnden eine neue Verfassung zu vereinbaren versprach, be-ruhigte sich die erregte Bevlkerung auch hier wieder sehr schnell. e. In Preußen blieb abgesehen von einigen Pbelaufstnden in den rheinischen Stdten alles ruhig. Wohl war auch in dem norddeutschen Grostaate das Verlangen nach einer konstitutionellen Verfassung lngst erwacht, aber die Piett fr den alten König und die Wirkung der trefflichen Ver-waltung lieen es zu allgemeineren Erhebungen nicht kommen. c. In den konstitutionellen Staaten Sddeutschlands bekundete sich die zunehmende Erhitzung der politischen Atmosphre in dem strkeren Hervortreten der liberalen Opposition in den Parlamenten. Die bayrische Kammer richtete wegen eines zu strengen Pregesetzes scharfe Angriffe gegen die Regierung; die Verhandlungen der badischen Kammer, in der die Liberalen die Mehrheit gewannen (Rotteck, Jtzstein, Welcker, Mittermaier), fanden in dem gesamten liberalen Brgertume unge-teilten Beifall und gaben der liberalen ffentlichen Meinung auf lange Jahre die Richtung". d. Allein der langsame Fortschritt in ruhiger politischer Arbeit be-friedigte die liberalen Heisporne nicht; es bildete sich innerhalb des deutschen Liberalismus eine radikale Richtung, die sich in eine wesenlose Freiheits-schwrmerei verlor und ihren Mangel an praktisch brauchbaren politischen Ideen hinter hochtnenden Phrasen und gedankenlosem Nachbeten der Freiheitstheorien von 1789 zu verbergen suchte. Die nationale Tendenz, die den Liberalismus der Jahre nach den Freiheitskriegen ausgezeichnet hatte, trat bei diesen radikalen Freiheitshelden ganz zurck; sie trumten von einer Verbrderung der liberalen Elemente aller Völker, von einem Bunde der Völker gegen die Fürsten, und vereinigten sich daher mit den Radikalen aller Herren Lnder (Franzosen, Polen, Italiener) auf ein gemeinsames Programm: die Begrndung republikanischer Staatsformen. Rotteck, einer der Fhrer dieser sddeutschen Radikalen, ging in seinem Freiheitsenthusiasmus so weit, da er geradezu er-klrte, bei einem Kriege zwischen dem freien Frankreich und den absolutistischen deutschen Gromchten knne ein deutscher Liberaler mit seinen Sympathien nur auf der Seite der Franzosen stehen. Vor allem richtete sich der Ha der Radikalen und leider auch der gemigten Liberalen gegen das reaktionre" Preußen. Uwe Lornsen, der Vogt von Sylt, meinte, da es keinen schrferen Gegensatz zu echt germanischem Wesen gebe als das Preuentum, das daher auch mit Recht der Brennpunkt des Hasses aller Deutschen" sei. e. Das Hamb ach er Fest (1832) und der Frankfurter Putsch (1833) bewiesen, da es die Radikalen nicht blo bei Worten bewenden zu lassen gedachten. . Bei der Ruine des Hambacher Schlosses wurde am 27. Mai 1832 eine groe Demonstrationsversammlung der Freiheitsmnner aller Lnder veran-staltet. Die nach Tausenden zhlende Versammlung, die unter Lasayettes Vorsitz tagte, begeisterte sich am Pflzer Weine nicht minder als an feurigen Reden und Trinksprchen, aber das Ergebnis der ganzen Veran-staltung beschrnkte sich bei den meisten Teilnehmern auf die Erinnerung an ein frhliches Fest. . Noch deutlicher zeigte sich die ganze Nichtigkeit dieser durchaus unvolks-tmlichen radikalen Bewegung bei dem verunglckten Anschlag, den ein 51 Mann

3. Neueste Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 124

1911 - Breslau : Dülfer
124 Die Revolution von 1848 und die darauf folgende Reaktion. das Gesptt der Nachwelt. Den Schlu aber denkt sich diese Tradition so. Endlich erwachten die Regierungen aus ihrer Verblffung der das unerhrte Auftreten des deutschen Philisters, sie besannen sich, da gegen Demokraten nur Soldaten helfen, und stellten nun die zerstrte Ordnung mit Leichtigkeit wieder her. Die Worthelden der Revolution flohen der das Meer oder krochen in das Mauseloch ihres Philisterdaseins zurck. Im einzelnen wird das Bild verschieden ausgefhrt und gefrbt, je nachdem ein Reaktionr schreibt, der froh ist, da die Wasser sich so verliefen, oder ein Mann des Fortschritts, der es beklagt, da fo groe Hoffnungen verloren gingen. Diese herkmmliche Auffassung der deutschen Bewegung von 1848 und 1849 ist unrichtig. Zunchst war sie keine Nachfferei oder Nachahmung der franzsischen Revolution von 1848. Sie war lngst im Gange, ehe die Franzosen ihren König verjagten, und sie war nach ihrem Wesen und ihrem Verlauf ganz verschieden von der franzsischen Bewegung. Ihre Ziele waren andere, und die Verhltnisse der Parteien waren andere; auch war nicht ein Mittelpunkt wie in Frankreich, sondern Wien, Berlin, Dresden, Frankfurt, Baden, die Pfalz, Ungarn und viele andere Orte und Lnder waren Mittelpunkte selbstndiger, nebeneinander hervorbrechender Bewegungen. Schon 1840 und frher sahen schrfere Beobachter, da die Massen des deutschen Vlkergemenges in Glut waren, da sie der kurz oder lang die alten Formen sprengen und neue Formen suchen wrden. . . . Nicht weniger falsch ist die andere Behauptung, da die Be-wegung nutzlos verlaufen und da nichts Bleibendes erreicht worden sei. Einmal wurde vieles beseitigt, was eine gesunde Entwicklung hemmte, und vieles blieb, was damals eingerichtet wurde; endlich ist vieles auch von den Beschlssen und Einrichtungen des Jahres 1848, die nicht vollendet oder in der folgenden Reaktionszeit nicht behauptet werden konnten, spter wieder hervorgeholt und zur Wirksamkeit gebracht worden. Die wichtigsten Bestim-mungen der heutigen Reichsverfassung sind in den Kmpfen des angeblich tollen Jahres erstritten worden. Es bedurfte zwar neuer Umwlzungen und eines gewaltigen Staatsmannes, um sie ins Leben zu führen, aber ohne diese Vorarbeit htte auch dieser Staatsmann den Bau des Reiches schwerlich aus-gefhrt. . . . Doch wenn man auch von dieser spteren Nachwirkung absehen wollte, so bliebe der unmittelbare Ertrag der Jahre 1848/49 immer noch sehr groß. sterreich, Preußen und die meisten andern Staaten waren 1850 in einem wesentlich andern und ganz unzweifelhaft wefeutlich besseren Zustande als 1847. In der gesellschaftlichen Ordnung, in den wirtschaftlichen Verhltnissen, in der Stellung der Beamten zum Volke, in Gesetzen und Einrichtungen wie im Denken der Menschen der politische Dinge und in dem Zustande der Presse waren allerorten groe Vernderungen vorgegangen, Vorurteile beseitigt und Erfahrungen gesammelt. . . . Endlich ist auch die dritte Behauptung falsch, welche in der Bewegungspartei nur tobende Philisterhaufen unter der Fhrung frecher Demagogen sieht. Gewi gab es deren in Menge, und da sie am meisten lrmten, ziehen sie den Blick zunchst auf sich; aber die wesentlichen Forde-rungen wurden von ernsthaften Mnnern aller Kreise mit begrndeter ber-zeugung vertreten. Selbst der vereinigte Landtag, der am 2. April 1848 in Berlin wieder zusammentrat und sich ja ganz berwiegend aus Vertretern

4. Neueste Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 125

1911 - Breslau : Dülfer
bersicht der den Verlauf der Revolution in den Einzelstaaten. 125 des Adels und des hohen Beamtentums Preuens zusammensetzte, erhob hn-liche Forderungen wie die Volksversammlungen von Breslau und Berlin und war ein Trger der Bewegung, kein Gegner." (Kaufmann.) 12. bersicht der den verlauf und das Ergebnis der Revolution in den Einzelstaaten. Die revolutionren Bewegungen in den einzelnen Staaten, bei denen die freiheitlichen Tendenzen der Zeit in den Vorder-grund traten, fhrten zunchst berall zu einer vorlufigen Ver-wirklichnng der liberalen Forderungen. I. In den kleineren deutschen Staaten, deren Regierungen den Willensuerungen der Volksmassen keinen Widerstand entgegenzusetzen wagten, nahm die ganze Bewegung vorderhand einen sried-lichen Verlauf; die reaktionren Minister wurden meist durch die Fhrer der liberalen Opposition ersetzt und dem Volke die Erfllung seiner Wnsche zu-gesichert, so da die angedrohten Gewaltmittel der Aufstndischen nirgends zur Anwendung kamen. Anmerkung. Bezeichnend fr die eilfertige Bereitwilligkeit, mit der die kleinen Regierungen den Wnschen der revoltierenden Masse entgegenkamen, war das Ver-halten der Machthaber im Herzogtum Nassau. In Abwesenheit des Herzogs versprach der Minister schriftlich, da alle die Forderungen, welche eine groe Volks-Versammlung zu Wiesbaden erhoben hatte, bewilligt werden wrden, die Familie des Herzogs schlo sich diesen Versprechungen an, und der Herzog selbst besttigte nach seiner Rckkehr sofort alle Zugestndnisse. Ii. 3 den Lndern der sterreichischen Monarchie, die durch die hier besonders strmisch verlaufende Bewegung des Jahres 1848 schwer erschttert wurde, fhrte die Revolution nicht zu einem endgltigen Siege des Konstitutionalismus, sondern endete mit dem Versuche Schwarzenbergs, dem vom Zerfall bedrohten Reiche durch die Einfhrung einer halb absolutistischen Gesamtverfassung den Charakter eines Einheitsstaates auszuprgen. 1. Nirgends muten die Wellen der revolutionren Bewegung der vierziger Jahre strkere Brandung erzeugen als in der habsburgischen Monarchie. Auf den Legitimismus gegrndet, hatte die Zentralregierung hier Forderungen fast aller Nationalitten des Reiches entgegenzutreten, die beinahe gleichzeitig an sie herantraten." Auch die liberalen Begehren der Zeit muten in sterreich mit besonderer Heftigkeit hervorbrechen; denn Metternich hatte während seiner langjhrigen Regierung alle groen Aufgaben der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Entwicklung verschleppt, vernachlssigt oder verdorben". Die Widerstandskraft der sterreichischen Monarchie aber, die lange als der festeste Hort des Absolutismus gegolten hatte, erwies sich berraschend gering; seit dem Tode des Kaisers Franz (1835), dessen Nachfolger Ferdinand gnzlich regierungsunfhig war, fehlte es der Regierung an der ntigen Ein-heit und Festigkeit; Metternich, der salbadernde Verkndiger der Staatsweisheit

5. Neueste Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 126

1911 - Breslau : Dülfer
126 Die Revolution von 1848 und die darauf folgende Reaktion. des Restaurationszeitalters, hatte nichts getan, was die Bevlkerung der fter-reichischen Lande einigermaen mit dem Druck seines strengen Polizeiregiments htte ausshnen knnen, und stand nun dem Ausbruche der Revolution vllig ratlos gegenber. 3. Der Verlauf der an verschiedenen Stellen der Monarchie fast gleich-zeitig einsetzenden Bewegung offenbarte die ganze Schwche und innere Halt-losigkeit des alten Regierungssystems. a. Die Revolution begann am 13. Mrz 1848 in Wien. Zunchst schien es, als ob sich die dort versammelten sterreichischen Stnde der Durchfhrung der unabweisbaren Reformen annehmen wrden; aber sehr bald geriet die ganze Bewegung in die Hand der von Studenten und Literaten geleiteten Pbelmassen. Metternich legte schon nach den ersten tumultuarischen Ausbrchen seine mter nieder und floh nach England. Die Staatsregierung hrte eine Zeitlang ganz auf zu funktionieren, Ausschsse von Volksmnnern und Studenten fhrten das Regiment. In den nun folgenden Tagen rgster Verwirrung zeigte es sich, ba das Volk, bisher in vollster politischer Unwissenheit erhalten, ganz unfhig war, die neue Zeit als etwas anderes denn als Tage absoluter Willkur zu begreifen" (Mibrauch der Pre- und Vereins-freiheit, wste Pbelexzesse). Ein von dem neuen liberalen Ministerium vorgelegter Verfassungsentwurf befriedigte die radikalen Forderungen nicht und veranlagte im Mai den Ausbruch neuer wtender Ausstnde, die den Kaiser zur Flucht nach Innsbruck ntigten. b. In Italien war schon am Ende des Jahres 1848 eine fast ganz allgemeine revolutionre Bewegung ausgebrochen, die sich vor allem auf die Vertreibung der sterreicher und die Begrndung der nationalen Einheit richtete. Sie hatte in dem Könige Karl Albert von Sardinien einen Fhrer gefunden; ohne vorherige Kriegserklrung drangen seine Truppen im April des Jahres in die Lombardei ein, nachdem der König schon vorher mit den national denkenden Kreisen der lombardischen und venetianischen Bevlkerung Verhandlungen der die Begrnbung eines oberitalienischen Knigreichs angeknpft hatte. Die sterreichischen Streitkrfte (unter dem Befehle Rabetzkys) wichen zurck, und der Bestand der sterreichischen Herrschaft in Italien schien aufs uerste bedroht. Anmerkung. Auch im mittleren und sdlichen Italien erhob sich das Volk gegen die absolutistischen Regierungen. Die Anfnge des Pontifikats Pius' Ix. (18481878) hatten den Anschein erweckt, als ob die politische Freiheit in Italien im Schatten der Kirche erwachsen sollte: der neue Papst begann den Kirchenstaat im Sinne der liberalen Forderungen umzugestalten und trat zugleich auch als Vorkmpfer der nationalen Einheitsidee gegen die Fremdherrschast sterreichs ins Feld. Mit einem Schlage war das Papsttum, das seine althistorische Mission der politischen Fhrung Italiens wieder aufzunehmen schien, zur populrsten Macht im ganzen Lande geworden. Allein bald darauf erkannte Pius, der in der Verbindung mit dem Liberalismus nur die Gre der Kirche gesucht atte, wie wenig sich diese Absicht in der von ihm gewhlten Form verwirklichen lie; er zog sich von der nationalen und liberalen Bewegung zurck und machte seinen Frieden mit dem Todfeind derselben, mit sterreich: 29. April 1848." Aber die nationalen und liberalen Ideen waren doch zu mchtig, als da sie durch diese Wendung der ppstlichen Politik htten zurckgedrngt werden knnen. In Neapel, Sizilien, Rom und Florenz brachen Unruhen aus, die in Sizilien zum Erla einer konstitutionellen Verfassung fhrten und den Papst zur Flucht nach Gaeta zwangen. Zahlreiche sditalienische Freischaren traten an die Seite Karl Alberts von Sardinien zum Kampfe fr die Begrndung der nationalen Einheit.

6. Neueste Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 127

1911 - Breslau : Dülfer
bersicht der den Verlauf der Revolution in den Einzelstaaten. 127 c. Auch unter den Tschechen regte sich der nationale Gedanke. Im Juni 1848 tagte in Prag ein Slawenkongre, der die nationalen Bestrebungen der slawischen Elemente der sterreichischen Staaten zu organisieren gedachte, und am Pfingstmontag 1848 brach in Prag ein Aufstand aus, der die Er-richtung eines tschechischen Knigreichs in Bhmen bezweckte. (1. In Ungarn hatte sich schon seit dem Beginn der vierziger Jahre eine stndig wachsende Agitation fr die Verwirklichung nationaler und liberaler Forderungen geltend gemacht. Die Bewegung, die von zwei Parteien, einer radikaleren, unter der Fhrung Ludwig Kossuths, und einer gemigten unter der des Grafen Szechenyi, getragen war, erstrebte keineswegs eine vllige Lostrennung Ungarns von sterreich, sondern forderte eine Personalunion der ungarischen und der sterreichischen Reichshlfte. Die heftigen Angriffe, die Kossuth am 1. Mrz 1848 im ungarischen Reichstage gegen das bisherige Regierungssystem richtete, und die Kunde von den Vorgngen in Wien beschleunigten den Ausbruch der Revolution in Ungarn. Einstweilen hielt sich die ungarische Bewegung in gemigten Grenzen; die Stnde beschlossen die Durchfhrung einer Anzahl von Reformgesetzen, die als die Verfassung von 1848" vom Kaiser genehmigt wurden. Nun gerieten die Ungarn mit der Forderung, da in der stlichen Reichshlfte die magyarische Nation die herrschende sein sollte, alsbald aber in Gegensatz zu den Selb-stndigkeitsbestrebungen der nichtmagyarischen Nationalitten. Die Deutschen, Rumnen, Slawonier und Kroaten wollten sich dem ungarischen Nationalstaate nicht einfgen, und die Regierung in Wien erblickte in ihnen willkommene Bundesgenossen, sie gestattete dem Banns Jellachich der Kroaten, den Kampf gegen die Ungarn zu beginnen, nachdem die Unterhandlungen der die politische Sonderstellung der Slawen in Ungarn gescheitert waren. Die Be-gnstigung der Kroaten durch die kaiserliche Regierung gab den Anla zum vollstndigen Bruche zwischen sterreich und Ungarn. Die Magyaren besiegten den Banns der Kroaten, der Palatin Erzherzog Stephan mute seine Wrde niederlegen, und die radikale Partei Kossuths gewann das bergewicht in Ungarn. Im September 1848 wurde der kaiserliche Statthalter (Graf Samberg) in Pest ermordet, und die vllige Lostrennung Ungarns schien bevorzustehen. e. Als im Zusammenhange mit dem Aufstande der Ungarn die revolutionren Gewalten in Wien aufs neue sich erhoben, erreichte die Be-drngnis des Kaiserstaates ihren Hhepunkt. In Wien hatte die Nationalversammlung die Beratung einer neuen Reichsverfassung begonnen; aber bei der Schwche der Regierung und dem bermchtigen Einflu der radikalen Organisationen (Sicherheitsausschu") gelaugten die Verfassungsarbeiten zu keinem befriedigenden Ergebnis. Nur das Gesetz vom 7. September 1848, das die Abschaffung der Fronden und sonstigen Feudallasten verfgte, brachte einen wichtigen Fortschritt, der auch durch die sptere Reaktion nicht wieder beseitigt zu werden vermochte. Die Rckkehr des kaiserlichen Hofes aus Innsbruck bewirkte ebenfalls keine Besserung der unsicheren politischen Lage, schon im August wiederholten sich die Pbel-c5effe dks Frhjahrs. Als Ende September ein Teil der in Wien lagernden Truppen Marschbefehl zum Kampfe gegen die Ungarn erhielt, steigerte sich die revolutionre Bewegung in der Hauptstadt zum tobenden Aufruhr. Die Radikalen wollten den Abzug des Militrs verhindern, sie verfhrten einzelne

7. Neueste Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 128

1911 - Breslau : Dülfer
128 Die Revolution von 1848 und die darauf folgende Reaktion. Truppenteile zur Meuterei und ermordeten den Kriegsminister Latour auf grauenhafte Weise. Der Hof floh aufs neue (nach Olmtz), und in Wien begann ein Schreckensregiment des Pbels und der radikalen Studentenschaft. 3. Nachdem sich somit die Regierung als vllig unfhig erwiesen hatte, die politische Bewegung in gesetzliche Bahnen zu leiten, wurde die staatliche Ordnung durch den Sieg der Militrpartei wiederhergestellt. a. Von Olmtz aus erlie der Kaiser ein Manifest, das die Völker sterreichs zum Kampfe gegen die Anarchie aufrief. Vergeblich suchte nun der Reichstag zu vermitteln und die Regierung zum Erla einer allgemeinen Amnestie zu bewegen; der Kaiser stand jetzt unter dem Einflsse der nam-hastesten Vertreter der Militrpartei, die auf eine energische Unterdrckung der Revolution drngte. b. In Bhmen hatte der Fürst Windischgrtz den Aufstand der Tschechen mit leichter Mhe niedergeworfen; jetzt rckte er gegen Wien vor, und der Banus Jellachich nahte von Ungarn aus. Fürst Felix Schwarzenberg, der Fhrer der zu energischem Kampfe gegen die Revolution entschlossenen Militrpartei, verweigerte jede Unterhandlung mit den Aufstndischen. Am 30. Oktober siel Wien in die Hand der Sieger, die nun ein schweres Straf-gericht der alle Schuldigen und Verdchtigen ergehen lie. Anmerkung. Am 9. November wurde in Wien auch eines der beiden Mitglieder der Deputation, welche die Linke" des Frankfurter Parlamentes nach Wien entsandt hatte, der bekannte Leipziger Abgeordnete Robert Blum, standrechtlich erschossen. c. In Olmtz aber setzte die Militrpartei jetzt in einer Art Palastrevolution die Abdankung des unfhigen Kaisers Ferdinand durch; am 2. Dezember 1848 trat dessen Neffe Franz Joseph die Herrschaft in den habsbnrgischen Lndern an, zunchst freilich nur, um sich ganz und gar der Leitung der militrischen Machthaber zu berlassen. Unter dem neuen Minister-prstbenten Schwarzenberg verfolgte die sterreichische Regierung seit langer Zeit wieder zum ersten Male mit festem Willen klare Ziele". Der Grund-gedanke, den Schwarzenbergs Politik mit rcksichtsloser Energie vertrat, war die Verschmelzung der sterreichischen Lnder zu einem einheitlichen Staate mit straff zentralisierter Organisation (Joseph Ii.) und die Behauptung der sterreichischen Vorherrschast in Deutschland und Italien. a. Zur Durchfhrung dieser Plne mute zunchst die neue konstitutionelle Bewegung beseitigt werden; der Reichstag wurde daher von Wien nach dem kleinen mhrischen Stdtchen Kremsier verlegt, wo er, fern von den Ein-flssen der Hauptstadt, ganz unter der Gewalt der Regierung stand. Die Ablehnung einer Verfassungsvorlage gab die Veranlassung zur Auflsung des Reichstages (1849) und zum Erla einer oktroyierten Verfassung, die nur den Schein konstitutioneller Formen wahrte; in Wirklichkeit herrschte in sterreich ein neuer Absolutismus, der sich aus die Militrmacht sttzte. . Die Selbstnbigkeitsbestrebungen der italienischen und ungarischen Gebiete wrben schonungslos unterbrckt. In Italien hatte die nationale Bewegung schon im Juli 1848 bitrch den Sieg des wieber vorbringenben Felbmarschalls Rabetzky bei Eustozza eine unglckliche Wenbung genommen; aber die Vorgnge in Wien ermunterten Karl Albert im Jahre 1849 zur Wiebererffnung des Kampfes; allein der greife Felbherr der sterreicher behauptete auch diesmal (bei Mortara und

8. Neueste Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 129

1911 - Breslau : Dülfer
bersicht der den Verlauf der Revolution in den Einzelstaaten. 129 Novara) den Sieg; Karl Albert verzichtete auf die Durchfhrung seiner nationalen Plne und dankte zugunsten seines Sohnes (Viktor Emanuel Ii.) ab. Anmerkung. Auch in Neapel und im Kirchenstaate wurde die Revolution besiegt; die sterreicher drangen nach Ankona und Bologna vor, die Franzosen strmten Rom (1849), und Pius Ix. kehrte 1850 in die ewige Stadt zurck, um nie wieder von liberalen Anwandlungen heimgesucht zu werden. Die Ungarn hatten 1849 die Absetzung der Dynastie der Habsburger ausgesprochen und waren siegreich in die ungarische Hauptstadt eingezogen. Aber der neue Kaiser gewann die Hilfe des Zaren, der sich schon frher zur Niederwerfung der ungarischen Revolution erboten hatte. Die vereinigten Krfte der sterreicher (unter Haynau) und Russen (unter Paskiewitsch) brachen die Widerstandskraft der Ungarn (Kapitulation Grgeys bei Vilagos 1849), und der grausame General Haynau lie ein furchtbares Strafgericht der das unterworfene Land ergehen. Iii. 3n preutzen, wo das ffentliche Leben seit dem Regierungsantritte Friedrich Wilhelms Iv. durch die liberalen und nationalen Strmungen der Zeit in immer strkerem Grade erregt wurde, fhrte der Gegensatz zwischen den Verfassungsplnen des Knigs und den Forderungen der konstitutionell gesinnten Volksmehrheit den Ausbruch politischer Unruhen herbei, die den bergang des preuischen Staates zum Konstitutionalismus beschleunigten. 1. Der Regierungswechsel, der sich 1840 in Preußen vollzog, wurde von entscheidender Bedeutung fr den Verlauf der politischen Bewegung, von der das deutsche Volk um die Mitte des 19. Jahrhunderts ergriffen ward. a. In den letzten Jahren der Regierung Friedrich Wilhelms Iii. hatte der preuische Staat im politischen Leben des deutschen Volkes nicht die Stellung eingenommen, die seiner nationalen Bedeutung entsprach. Von einem Staate, der sich seit mehr als einem Jahrzehnt zum Mitschuldigen der Metternichschen Reaktionspolitik gemacht hatte, hatte der ausstrebende Liberalismus nichts zu hoffen; solange die Regierung Friedrich Wilhelms Iii. whrte, von der ein Einlenken in konstitutionelle Bahnen nicht mehr zu erwarten war, stand Preußen auch dem nationalen Interesse fern. d. Dennoch war wie vor allem die Geschichte des Zollvereins lehrte das bergewicht Preuens in Deutschland so ugen-scheinlich, da dem unbefangenen Urteile der deutschen Patrioten nicht ver-borgen bleiben konnte, wie sehr das Schicksal der Einheitsbewegung von der Initiative des norddeutschen Grostaates abhngig war. Daher wandten sich im Jahre 1840 aller Augen nach Berlin. Wenn der Nachfolger Friedrich Wilhelms Iii. durch freien kniglichen Entschlu, wie bisher noch alle die groen Wendungen unserer Geschichte sich entschieden hatten, durch eine rechtzeitige weise Gewhrung seine heimischen Verfassungshndel schlichtete, wenn er also zugleich das Ansehen seiner Krone strkte und die Kluft berbrckte, welche sein Preußen von den kleinen deutschen Staaten abschied, wenn er das edle Vermchtnis der Befreiungskriege, das erstarkte religise Leben treu behtete, ohne die freie Forschung von sich zu stoen, dann durfte er wagen, die friderizianifchen Gedanken in einem groen und freien Sinne wieder aufzunehmen, das Werk des Zollvereins zu voll- Jahn, Zur deutschen Geschichte. Iii. Teil. 9

9. Neueste Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 130

1911 - Breslau : Dülfer
130 Die Revolution von 1848 und die darauf folgende Reaktion. enden und mit dem Degen in der Hand fr den Staat, der das Arbeits-leben der Nation bereits beherrschte, auch die Leitung der deutschen Politik zu fordern." (Treitschke.) 2. Der Charakter und die politischen Plne Friedrich Wilhelms Iv. Der rtselhafte Charakter des neuen Knigs mar eine letzte feine Blte der langen, kaum erst berwundenen Epoche sthetischer berschwenglichkeiten, erst den tat-krftigeren Shnen eines andern, abgehrteten Geschlechts, das die Greuel der Revolution durch die Gassen hatte rasen sehen, sollte gelingen, was diesen weichen Hnden miraten mute. (Eine so eigenartige Ansicht von der Vollgewalt des Knigtums, wie dieser Fürst sie in begeistertem Herzen hegte, hatte mit der frivolen Selbstvergtterung der Bourbonen, mit der gedankenlosen Ruhseligkeit der Wiener Hofburg gar nichts, mit der xfffischen Knigskunst der Stuarts auch nur wenig gemein; sie konnte, gleich dem knstlerischen Absolutismus König Ludwigs von Bayern, nur auf deutschem Boden erwachsen, nur auf dem Boden jener romantischen Weltanschauung, welche in der schrankenlosen Entfaltung aller Gaben, in der Selbstgewiheit und dem Selbstgenusse des stolzen Ichs ihr Ideal fand. In der gedrckten und beengten Zeit rief jedermann nach Freiheit, niemand lauter als der neue König. Aber vor allem wollte er selber frei fein, um auf den Hhen des Lebens sich auszuleben, die Flle seiner kniglichen Weisheit und Ge-staltungsfraft zu bettigen. (Er glaubte an eine geheimnisvolle Erleuchtung, die den Knigen vor allen andern Sterblichen durch Gottes Gnade beschieden sei; hegte ein warmes Zutrauen zu den Menschen und meinte die Zeit zu verstehen, weil er allem Schnen und Groen, was sie bot, mit feinsinniger Empfnglichkeit gefolgt war. Darum dachte er kraft feiner kniglichen Vollgewalt seinem geliebten Volke mehr wahre Freiheit zu schenken, als jemals eine geschriebene Verfassung gewhren knne. Friedrich Wilhelm hatte das fnfundvierzigste Jahr fast erreicht, und feine gedunsene Gestalt mit den geistreichen, aber schlaffen, bartlosen Gesichtszgen erschien trotz der jugendlich unruhigen Bewegungen schon etwas gealtert. . . . Seit langem schon fhrte er den Vorsitz im Staatsrate wie im Ministerium und glaubte daher das ganze Getriebe des Staats zu bersehen. Sein Dater sorgte jedoch mit seinem schlichten Menschenverstnde dafr, da diese einem Thronfolger wenig angemessene glnzende Stellung nicht zu einer Mitregentfchaft entartete. Der alte König war in feinem Hause weit mehr der Herr als im Staate; feine Kinder blickten zu ihm alle empor mit jener scheuen Ehrfurcht, welche ernste, wortkarge Vter selbst begabteren Shnen einzuflen wissen. Der politische Einflu des Kronprinzen reichte nicht sehr weit. Einzelnen Personen, zumal rechtglubigen Geistlichen, konnte er wohl durch seine Fr-sprche vorwrts helfen; auch die wenig erheblichen Verhandlungen mit den Provinzial-stnden blieben fast ausschlielich feiner Leitung berlassen. Aber alle entscheidenden Beschlsse fate der alte Herr so ganz nach eigenem Ermessen, da der Thronfolger seine Ohnmacht bald sehr schmerzlich empfand und einen stillen, bestndig wachsenden Groll gegen das alte Regiment fate. Er hate nicht nur die bureaukratifche Formenstrenge, die er als Dieneranmaung abzufertigen liebte, ohne ihre groen Vorzge zu wrdigen; er verabscheute noch mehr den ganzen Geist dieser Regierung, der ihm von der Aufklrung des \8. Jahrhunderts nur wenig abzuweichen schien. . . . Die neue Zeit, die jetzt heraufgraute, sollte mit der Erbschaft der alten Aufklrung grndlich aufrumen, die Revolution durch die Freiheit, die fleischliche Freiheit durch die christliche, den mechanischen Staat durch den christlichen Staat berwinden. (Eine Welt herrlicher Plne hatte er sich mit knstlerischer Phantasie schon ausgesonnen. ... Er dachte die provinzialstndische Verfassung durch die Einberufung eines stndisch gegliederten Reichstages zu vollenden, nimmermehr durch eine papierne Konstitution. . . . Wie die alte Naturrechtslehre an ein abstraktes, der allen positiven Gesetzen erhabenes vernunftrecht glaubte, so er an ein historisches Recht der Stnde,

10. Neueste Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 131

1911 - Breslau : Dülfer
bersicht der den Verlauf der Revolution in den Einzelstaaten. 131 das ohne Zutun der Staatsgewalt entstanden, auch von ihr nur anerkannt, nicht auf-gehoben werden knne. . . . Die Idee der Staatseinheit galt ihm gar nichts, genug, wenn alle Stnde und alle Landschaften seines weiten Reichs sich frei und frben-prchtig in ihrer historischen Ligenart entfalteten. . . . Alle Hrten des alten Systems dachte er zu mildern; also Verzeihung fr die Demagogen, auch fr die Polen, die er als widerrechtlich Unterdrckte bemitleidete; Freiheit fr die presse und vornehmlich fr die Kirche. Den Groll der Katholiken der den klnischen Bischofsstreit hoffte er durch hochherzige Zugestndnisse zu ver-shnen. Die evangelische Landeskirche aber und die oberstbischfliche Gewalt des Knigtums betrachtete er kaum als zu Recht bestehend; wenn der Protestantismus nur erst alle unglubigen (Elemente ausgestoen htte, dann sollten sich die Gemeinden der Glubigen aus eigener Kraft, ungestrt von der Staatsgewalt, ihre Kirche neu erbauen, und also die unsichtbare Kirche sichtbar werden. Auch die knappe Sparsam-feit des alten Regiments betrachtete er lngst mit Unwillen: um eine prchtige geschmackvolle, des hohenzoerfchen Namens wrdige Hofhaltung hoffte er alles zu versammeln, was Deutschlands Kunst und Wissenschaft an groen Namen besa. . . . Von der berlieferten auswrtigen Politik war er nicht gemeint sich gnzlich loszusagen; er betrachtete den Bund der (Dftmchte als den Schutzwall wider die Revolution, seine alte Verehrung fr Metternichs Weisheit hatte sich mit den Jahren nur gesteigert, und gegen den russischen Schwager zeigte er sich schwcher als sein Vorgnger. . . . Dabei fhlte er doch sehr lebhaft, da seine innere Politik weder mit dem gemtlichen Seelenschlafe des alten (sterreichs noch mit der knechtischen Stille des Zarenreichs irgend etwas gemein haben durfte, und ersehnte die Zeit, da England wieder in den alten Vierbund eintreten, Preußen aber, gestrkt durch ein engeres Bndnis der beiden protestantischen Gromchte, etwas freiere Hand in Europa erhalten wrde. . . . Noch lebhafter beschftigte ihn Preuens deutsche Politik. Er rechnete nicht auf ein langes Leben und sagte bald nach seiner Thronbesteigung, ob diese kurze Regierung ruhmreich werde, das wisse er nicht, aber einen deutschen Charakter solle sie tragen. Da er die Vorurteile des friberizianifchen Zeitalters verachtete und dem alten Kaiserhause neidlos den vortritt berlie, so hielt er den Deutschen Bund mitsamt der friedlichen Zweiherrschaft fr eine hchst segensreiche (Einrichtung, und sein (Ehrgeiz ging nur dahin, da Preußen diese trefflichen Institutionen beleben, dem Bunde die wirksame Leitung des Heerwesens, der Verkehrsverhltnisse, der Handels-Politik verschaffen msse. Wie die erweiterte Bundesgewalt sich mit dem Zollverein vertragen sollte, der doch ohne und gegen den Bund entstanden war solche Fragen legte er sich kaum vor; denn sein preuisches Staatsgefhl blieb allezeit schwcher als die unbestimmte Begeisterung fr Deutschlands (Einigkeit, und der Gedanke, im Kampfe mit (sterreich die Fhrung der Nation fr Preußen zu fordern, lag gnzlich auerhalb feines Gesichtskreises. Unter allen hohenzollerschen Knigen war er der friedfertigste. . . . Alle die friedlichen Segnungen aber, welche fein Volk unter der christlich-stndischen Monarchie zu erwarten hatte, sollten allein ausgehen von der Weisheit der Krone; denn wie ein Patriarch des Alten Testaments verstand er seine Wrde; recht eigentlich als eine vterliche, von Gott selbst zur (Erziehung der Völker eingesetzte Gewalt erschien ihm das Knigtum. Auf die Person des Monarchen bezog er alles, was im Staate geschah. . . . Wenn sich nur unter allen diesen vielverheienden Plnen des Thronfolgers ein einziger vllig ausgereifter, staatsmnnisch durchdachter (Entwurf befunden htte! Indes jene leidenschaftliche Lust am (Erfolge, selbst am verkmmerten (Erfolge, welche den Mann der Tat bezeichnet, mar ihm vllig fremd. (Er liebte, an der Flle feiner Gedanken wie an einem knstlerischen Spiel sich zu weiden, und in den langen Iahren des Harrens verlernte er fast zu fragen, wie alle diese Herrlichkeit ins Leben treten solle. Sogar den Plan der Befreiung der evangelischen Kirche, der ihm unter allen das herz am strksten bewegte, dachte er nur sieben Jahre lang mit ganzem 9*
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