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1. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 19

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Erzählungen und Gedichte. 19 Einige von ihnen, die noch immer das Unrecht schmerzte, das er ihnen ehe- dem angethan hatte, wollten nun ihren Haß an ihm auslassen. Der arglistige Fuchs kränkte ihn mit beißenden Reden; der Wolf rief ihm die ärgsten Schimpfwörter zu; der Ochs stieß ihn mit seinen Hörnern; das wilde Schwein verwundete ihn mit seinen Hauern, und selbst der träge Esel gab ihm einen Schlag mit seinem Hufe. Das edle Pferd allein stand dabei und that ihm nichts, obwohl der Löwe seine Mutter zerrissen hatte. „Willst du nicht," fragte der Esel, „dem Löwen auch eins hinter die Ohren geben?" Das Pferd antwortete ernsthaft: „Ich halte es für niederträchtig, mich an einem Feinde zu rächen, der mir nicht mehr schaden kann." Lefsing. 26. Sprichwörter. 1. Eine blinde Henne findet wohl auch ein Korn. 2. Wenn die Maus satt ist, so ist das Mehl bitter. 8. Eine Krähe hackt der andern die Augen nicht aus. 4. Keine Regel ohne Ausnahme. 5. Kleider machen Leute. 6. Wer die Wahl hat, hat auch die Qual. 7. Gedanken sind zollfrei. 8. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. 9. Wie die Alten sungen, so zwitschern die Jungen. 27. (36.) Der Zaunkönig und der Bär. Zur Sommerzeit gingen einmal der Bär und der Wolf im Walde spazieren. Da hörte der Bär so schönen Gesang von einem Vogel und sprach: „Bruder Wolf, was ist das für ein Vogel, der so schön singt?" — „Das ist der König der Vögel," sagte der Wolf, „vor dem müssen wir uns neigen." Es war aber der Zaunkönig. „Wenn das ist," sagte der Bär, „so möchte ich auch gern seinen königlichen Palast sehen. Komm und führe mich hin!" — Das geht nicht so, wie du meinst," sprach der Wolf, „du mußt warten, bis die Frau Königin kommt." Bald darauf kam die Frau Königin und hatte Futter im Schnabel und der Herr König auch und wollten ihre Jungen ätzen. Der Bär wäre nun gern gleich hinterdreingegangen; aber der Wolf hielt ihn am Ärmel und sagte: „Nein, du mußt warten, bis Herr und Frau Königin wieder fort sind." Also nahmen sie das Loch in acht, wo das Nest stand, und trabten wieder ab. Der Bär aber hatte keine Ruhe, wollte den königlichen Palast sehen und ging nach einer kurzen Weile wieder vor. Da waren König und Königin richtig ausgeflogen. Er guckte hinein und sah fünf oder sechs Junge, die lagen darin. „Ist das der königliche Palast?" rief der Bär, „das ist ein 2*

2. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 22

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
I. Fabeln, Märchen und belehrende Eh' sich’s der Zimmermann versah, klapp ! stand das ganze Haus schon fertig da. 3. Beim Bäckermeister war nicht Not ; die Heinzelmännchen backten Brot. Die faulen Burschen legten sich, die Heinzelmännchen regten sich und ächzten daher mit den Säcken schwer und kneteten tüchtig und wogen es richtig und hoben und schoben und fegten und backten und klopften und hackten. Die Burschen schnarchten noch im Chor, da rückte schon das Brot, das neue, vor. 4. Beim Fleischer ging es just so zu: Gesell und Bursche lag in Ruh'; indessen kamen die Männlein her und hackten das Schwein die Kreuz und Quer’. Das ging so geschwind wie die Mühl’ im Wind; die klappten mit Beilen, die schnitzten an Speilen, die spülten, die wühlten und mengten und mischten und stopften und wischten. That der Gesell die Augen auf, wapp ! hing die Wurst da schon im Ausverkauf. 5. Beim Schenken war es so : es trank der Küfer, bis er niedersank ; am hohlen Fasse schlief er ein. Die Männlein sorgten um den Wein und schwefelten fein alle Fässer ein und rollten und hoben mit Winden und Kloben und schwenkten und senkten und gossen und panschten und mengten und manschten. Und eh’ der Küfer noch erwacht, war schon der Wein geschönt und fein gemacht.

3. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 23

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Erzählungen und Gedichte. 23 6. Einst hatt’ ein Schneider grosse Pein: der Staatsrock sollte fertig sein; warf hin das Zeug und legte sich hin auf das Ohr und pflegte sich. Da schlüpften sie frisch in den Schneidertisch und schnitten und rückten und nähten und stickten und fassten und passten und strichen und guckten und zupften und ruckten. Und eh’ mein Schneiderlein erwacht, war Bürgermeisters Rock bereits gemacht. 7. Neugierig war des Schneiders Weib und macht sich diesen Zeitvertreib: streut Erbsen hin die andre Nacht. Die Heinzelmännchen kommen sacht. Eins fähret nun aus, schlägt hin im Haus; die gleiten von Stufen und plumpen in Kufen, die fallen mit Schallen, die lärmen und schreien und vermaledeien. Sie springt hinunter auf den Schall mit Licht: — husch, husch, husch, husch! verschwinden all’. 8. 0 weh! nun sind sie alle fort, und keines ist mehr hier am Ort. Man kann nicht mehr wie sonsten ruhn, man muss nun alles selber thun. Ein jeder muss fein selbst fleifsig sein und kratzen und schaben und rennen und traben und schniegeln und bügeln und klopfen und hacken und kochen und backen. Ach, dass es noch wie damals wär’! doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her. Kopisch.

4. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 24

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
24 I. Fabeln, Märchen und belehrende 29. Wie Rübezahl Holz fahren half. Ein armer Bauersmann hatte sich ein wenig Holz im Gebirge zusammen- gelesen in der Hoffnung, es bei guter Schneebahn bequem hinunterzubringen. Da der Winter aber streng war und dabei wenig Schnee fiel, mußte er mit Weib und Kindern große Kälte ausstehen. In solcher Not ging er in den Busch, um viel oder wenig Holz, so gut es ihm möglich sei, nach Hause zu schaffen. Wie er nun so recht in Gedanken dastand und keinen Rat wußte, das Holz den Berg hinunterzubringen, kam unverhofft ein Mann mit einem großen Schlitten auf ihn zu und fragte, was ihm fehle. Es war Rübezahl. Der Bauer kannte ihn nicht, klagte ihm aber seine Not. „Seid ohne Sorge," entgegnete der Berggeist, „helft mir nur das Holz auf den ^Schlitten packen, dann will ich Euch hinunterhelfen." Da luden sie beide Schlitten, Rübezahls und den des Bauern, voll. Rübezahl hieß ihn getrost bergab fahren und folgte ihm nach. Das ging wie der Blitz; ehe sich's der Bauer versah, waren sie unten. Rübezahl half ihm die Schlitten bis vor das Haus schieben, trat in die Stube und nahm vorlieb mit dem, was ihm die guten Leute, die an dem vielen Holze große Freude hatten, bereitwillig auftrugen. Der Bauer gab ihm auch einige Groschen für seine Mühe und wollte ihm diese gern besser bezahlt haben, wenn er's nur hätte. Zwei hübsche Kinder, die in der Stube umher- sprangen, gefielen Rübezahl besonders wohl. Er rief das eine, einen munteren Knaben, freundlich zu sich, zog ein paar Kügelchen aus der Tasche und sagte: „Sieh, was ich dir zum Spielen schenke!" Der Knabe griff beherzt zu, und weil das andere Kind so verlangend danach blickte aber nicht heranzukommen wagte, warf ihm Rübezahl gleichfalls so ein paar Kügelchen in den Schoß. Darauf nahm er Abschied und zog mit seinem Schlitten dem Gebirge zu. Nach einer guten Weile, als die Eltern eine von den kleinen Kugeln in die Hand nahmen und näher betrachteten, entdeckten sie, daß es lauter gediegenes Gold sei. Da wurden sie recht von Herzen froh; denn sie waren blutarm und konnten nun von dem Golde eine schöne Zeit haushalten. Jketfe. 30. (37.) Die kleinen Müßiggänger. 1. Es blieben einst drei Kinder stehn, die grad' zur Schule sollten gehn. Sie dachten dies und dachten das, das Lernen sei ein schlechter Spaß; und sprachen dann mit leichtem Sinn: „Ei, laßt uns doch zum Walde hin! Das Spielen ist der Tierlein Brauch; laßt spielen uns mit ihnen auch!"

5. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 27

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Erzählungen und Gedichte. 27 Es dauerte nicht lange, so saß da eine Katze an dem Wege und machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. „Nun, was ist dir in die Quere gekommen, alter Bartputzer?" sprach der Esel. „Wer kann da lustig sein, wenn's einem an den Kragen geht?" antwortete die Katze. „Weil ich nun zu Jahren komme, meine Zähne stumpf werden und ich lieber hinter dem Ofen sitze und spinne als nach Mäusen herumjage, hat rnich meine Frau ersäufen wollen. Ich habe mich zwar noch fortgemacht, aber nun ist guter Rat teuer. Wo soll ich hin?" — „Geh mit uns nach Bremen! Du ver- stehst dich doch auf die Nachtmusik, da kannst du ein Stadtmusikant werden." Die Katze hielt das für gut und ging mit. Darauf kamen die drei Landesflüchtigen an einem Hofe vorbei, da saß auf dem Thore der Haushahn und schrie aus Leibeskräften. „Du schreist einem durch Mark und Bein," sprach der Esel, „was hast du vor?" — „Da hab' ich gut Wetter prophezeit," sprach der Hahn, „aber weil morgen zum Sonntag Gäste kommen, so hat die Hausfrau doch kein Erbarmen und hat der Köchin gesagt, sie wolle mich morgen in der Suppe essen, und da soll ich mir heute Abend den Hals abschneiden lassen. Nun schrei' ich aus vollem Halse, solange ich noch kann." — „Ei was, du Rotkopf," sagte der Esel, „zieh lieber mit uns fort nach Bremen! Etwas Besseres als den Tod findest du überall; du hast eine gute Stimme, und wenn wir zusammen musizieren, so muß es eine Art haben." Der Hahn ließ sich den Vorschlag gefallen, und sie gingen alle vier zusammen fort. Sie konnten aber die Stadt Bremen in einem Tage nicht erreichen und kamen in einen Wald, wo sie übernachten wollten. Der Esel und der Hund legten sich unter einen großen Baum, die Katze und der Hahn machten sich in die Äste, der Hahn aber flog bis in die Spitze, wo es am sichersten für ihn war. Ehe er einschlief, sah er sich noch einmal nach allen vier Winden um. Da deuchte ihm, er sehe in der Ferne ein Fünkchen brennen, und rief seinen Gesellen zu, es müßte gar nicht weit ein Haus sein; denn es scheine ein Licht. Da sprach der Esel: „So müssen wir uns aufmachen und noch hingehen; denn hier ist die Herberge schlecht." Der Hund meinte, ein paar Knochen und etwas Fleisch thäten ihm auch gut. Also machten sie sich auf den Weg nach der Gegend, wo das Licht war, und sahen es bald heller schimmern, und es ward größer, bis sie vor ein hell erleuchtetes Räuberhaus kamen. Der Esel als der größte näherte sich dem Fenster und schaute hinein. „Was siehst du, Grauschimmel?" fragte der Hahn. „Was ich sehe?" antwortete der Esel, „einen gedeckten Tisch mit schönem Essen und Trinken; und Räuber sitzen daran und lassen's sich wohl sein." — „Das wäre was für uns!" sprach der Hahn. „Ja, ja; ach, wären wir da!" sagte der Esel. Da ratschlagten die Tiere, was sie anfangen müßten, um die Räuber hinauszujagen, und fanden endlich ein Mittel. Der Esel mußte

6. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 28

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
28 I. Fabeln, Märchen und belehrende sich mit den Vorderfüßen aus das Fenster stellen, der Hund auf des Esels Rücken springen, die Katze auf den Hund klettern, und endlich flog der Hahn hinauf und setzte sich der Katze auf den Kopf. Wie das geschehen war, fingen sie auf ein Zeichen insgesamt an, ihre Musik zu machen: der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute, und der Hahn krähte. Dann stürzten sie durch das Fenster in die Stube hinein, daß die Scheiben klirrend niederfielen. Die Räuber fuhren bei dem entsetzlichen Geschrei in die Höhe, meinten nicht anders, als ein Gespenst käme herein, und flohen in der größ- ten Furcht in den Wald hinaus. Nun setzten sich die vier Gesellen an den Tisch, nahmen mit dem vorlieb, was übrig geblieben war, und aßen, als wenn sie vier Wochen hungern sollten. Wie die vier Spielleute fertig waren, löschten sie das Licht aus und suchten sich eine Schlafstätte, jeder nach seiner Natur und Bequemlichkeit. Der Esel legte sich auf den Mist, der Hund hinter die Thür, die Katze auf den Herd an die warme Asche, und der Hahn setzte sich auf den Hahnen- balken. Und weil sie müde waren von ihrem langen Wege, schliefen sie auch bald ein. Als Mitternacht vorbei war und die Räuber von weitem sahen, daß kein Licht mehr im Hause brannte, auch alles ruhig schien, sprach der Hauptmann: „Wir hätten uns doch nicht sollen ins Bockshorn jagen lassen," und hieß einen hingehen und das Haus untersuchen. Der Abgeschickte fand alles still, ging in die Küche, ein Licht anzuzünden, und weil er die glühen- den, feurigen Augen der Katze für lebendige Kohlen ansah, hielt er ein Schwefelhölzchen daran, daß es Feuer fangen sollte. Aber die Katze verstand keinen Spaß, sprang ihm ins Gesicht, spie und kratzte. Da erschrak er ge- waltig, lief und wollte zur Hinterthür hinaus. Aber der Hund, der da lag, sprang auf und biß ihn ins Bein. Und als er über den Hof an dem Miste vorbeirannte, gab ihm der Esel noch einen tüchtigen Schlag mit dem Hinterfuße. Der Hahn aber, der vom Lärmen aus dem Schlafe geweckt und munter geworden war, rief vom Balken herab: „Kikiriki!" Da lief der Räuber, was er konnte, zu seinem Hauptmann zurück und sprach: „Ach, in dem Hause sitzt eine greuliche Hexe, die hat mich angehaucht und mit ihren langen Fingern mir ins Gesicht gekratzt. Und vor der Thür steht ein Mann mit einem Messer, der hat mich ins Bein gestochen. Und auf dem Hofe liegt ein schwarzes Ungetüm, das hat mit einer Holzkeule auf mich losgeschlagen. Oben auf dem Dache da sitzt der Richter, der rief: Bringt mir den Schelm her! Da machte ich, daß ich fortkam." Von nun an ge- trauten sich die Räuber nicht weiter in das Haus. Den vier Bremer Musikanten gefiel's aber so wohl darin, daß sie nicht wieder heraus wollten. Und der das zuletzt erzählt hat, dem ist der Mund noch warm. Gebr. Grimm.

7. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 29

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Erzählungen und Gedichte. 29 32. Sprichwörter und Denkverse. 1. Gleich und gleich gesellt sich gern. 2. Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu. 3. Lun ist menschlich. 4. Träume sind Schäume. 5. Keine Antwort ist auch eine Antwort. 6. Viele Hunde sind des Hasen Tod. 7. Wo kein Kläger ist, da ist auch kein Richter. 8. Art lässt nicht von Art. 9. Die Katze lässt das Mausen nicht. 10. Der Frosch geht wieder in den Pfuhl, und säss’ er auch auf goldnem Stuhl. 33. (41a.) Dornröschen. Vorzeiten war ein König und eine Königin, die sprachen jeden Tag: „Ach, wenn wir doch ein Kind hätten!" und kriegten immer keins. Da trug es sich zu, als die Königin einmal im Bade saß, daß ein Frosch aus dem Wasser ans Land kroch und zu ihr sprach: „Dein Wunsch wird erfüllt werden; ehe ein Jahr vergeht, wirft du eine Tochter zur Welt bringen." Was der Frosch gesagt hatte, das geschah, und die Königin gebar ein Mädchen, das war so schön, daß der König sich vor Freude nicht zu lassen wußte und ein großes Fest anstellte. Er lud nicht bloß seine Verwandten, Freunde und Bekannten sondern auch die weisen Frauen dazu ein, damit sie dem Kinde hold und gewogen wären. Es waren ihrer dreizehn in seinem Reiche; weil er aber nur zwölf goldene Teller hatte, von denen sie essen sollten, so mußte eine von ihnen daheim bleiben. Das Fest ward mit aller Pracht gefeiert, , und als es zu Ende war, beschenkten ditz weisen Frauen das Kind mit ihren Wundergaben: die eine mit Tugend, die andere mit Schönheit, die dritte mit Reichtum und so mit allem, was auf der Welt zu wünschen ist. Als elf ihre Sprüche eben gethan hatten, trat plötzlich die dreizehnte herein. Sie wollte sich dafür rächen, daß sie nicht eingeladen war, und ohne jemand zu grüßen oder nur anzusehen, rief sie mit lauter Stimme: „Die Königstochter soll sich in ihrem fünfzehnten Jahre an einer Spindel stechen und tot hinfallen." Und ohne ein Wort weiter zu sprechen, kehrte sie sich um und verließ den Saal. Alle waren erschrocken. Da trat die zwölfte hervor, die ihren Wunsch noch übrig hatte, und weil sie den bösen Spruch nicht aufheben sondern nur mildern konnte, so sagte sie: „Es soll aber kein Tod sein sondern ein hundert- jähriger tiefer Schlaf, in den die Königstochter fällt." Der König, der sein liebes Kind vor dem Unglück gern bewahren wollte, ließ den Befehl ausgehen, daß alle Spindeln im ganzen Königreiche sollten verbrannt werden. An dem Mädchen aber wurden die Gaben der weisen

8. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 32

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
32 I. Fabeln, Märchen und belehrende Da ist das Bächlein geflossen kommen und hat's Büblein mitgenommen. Das Büblein hat sich aufs Bächlein gesetzt und hat gesagt: „So gefällt mir's jetzt." 2. Aber was meinst du? das Bächlein war kalt. Das hat das Büblein gespürt gar bald; es hat's gefroren gar sehr, es sagt: „Ich kann nicht mehr; wenn nur was käme und mich mitnähme!" Da ist das Schifflein geschwommen kommen und hat's Büblein mitgenommen. Das Büblein hat sich aufs Schifflein gesetzt und hat gesagt: „Da gefällt mir's jetzt." 3. Aber siehst du? das Schifflein war schmal. Das Büblein denkt: „Da fall' ich einmal!" Da fürcht't es sich gar sehr und sagt: „Ich mag nicht mehr; wenn nur was käme und mich mitnähme!" Da ist die Schnecke gekrochen kommen und hat's Büblein mitgenommen. Das Büblein hat sich ins Schneckenhäuslein gesetzt und hat gesagt: „Da gefällt mir's jetzt!" 4. Aber denk'! die Schnecke war kein Gaul; sie war im Kriechen gar zu faul. Dem Büblein ging's langsam zu sehr, es sagt: „Ich mag nicht mehr; wenn nur was käme und mich mitnähme!" Da ist der Reiter geritten kommen und hat's Büblein mitgenommen. Das Büblein hat sich hinten aufs Pferd gesetzt und hat gesagt: „So gefällt mir's jetzt." 5. Aber gieb acht! das ging wie der Wind, es ging dem Büblein gar zu geschwind; es hopst drauf hin und her und schreit: „Ich kann nicht mehr; wenn nur was käme und mich mitnähme!" Da ist ein Baum ihm ins Haar gekommen

9. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 33

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Erzählungen und Gedichte. 33 und hat's Büblein mitgenommen. Er hat's gehängt an einen Ast gar hoch; dort hängt das Büblein und zappelt noch. Ist denn das Büblein gestorben? Nein, es zappelt ja noch! Morgen gehn wir 'naus und thun's 'runter. Riickert. 35. (113.) Die drei Blicke. Ein frommer Mann wurde einst gefragt, woher es komme, daß er trotz aller Not des Lebens doch so zufrieden und gleichmütig sei. Er antwortete: „Jeden Morgen, ehe ich an die Geschäfte gehe, richte ich meine Augen be- dachtsam auf drei Dinge: Erstens heb' ich sie gen Himmel und erinnere mich, daß mein Hauptgeschäft und das Ziel meines Lebens und Strebens dort oben ist; zweitens senk' ich sie zur Erde und bedenke, wie wenig Raum ich bedarf, um einst in ihr mein Grab zu finden; drittens endlich schaue ich um mich und betrachte die Menge derer, denen es noch schlimmer ergeht als mir." Aurbacher. 36. (42.) Mahnung. 1. Hütet eure Zungen! das1 geziemt den Jungen. Stosst den Riegel vor die Thür; lasst kein böses Wort herfür! 2. Hütet eure Augen, sollen sie was taugen! Lasst sie gute Sitt' erspähn, sie hinweg von böser sehn! Walther v. 3. Hütet wohl der Ohren! oder ihr seid Thoren. Lasst ihr böse Wort' herein, nur zum Schaden wird’s euch sein. 4. Wehrt darum den dreien, den ja allzu freien! Zungen, Ohren, Augen sind voller Schalkheit, taub und blind. L. Vogelweide, übers, v. Schneider (gekürzt). 37. (115.) Fritz Oberlin. Fritz Oberlin, später Pfarrer im Steinthale, ging als zwölfjähriger Knabe eines Tages über den Straßburger Markt; da sah er, wie einige un- gezogene Knaben einem Bauernweibe ihren Korb mit Eiern vom Kopfe stießen. Das Weib war trostlos. Fritz sieht die Buben mit einem durchbohrenden Blicke an, schilt ihre Unart tüchtig aus und tröstet das weinende Weib. Dann bittet er sie, etwas zu warten, und läuft spornstreichs nach Hause zu seiner Sparbüchse. Im Fluge kommt er zurück, schüttet den ganzen Inhalt der Büchse in die Schürze der überraschten Bäuerin aus und ist auch sogleich wieder fort, ohne ihren Dank abzuwarten. Schleswig-holst. Kinderfreund. 3

10. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 35

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Erzählungen und Gedichte. 35 40. Die Haubenlerche. Die Haubenlerche hatte ihr Nest in einem Gerstenfelde; und als nun das Getreide weiss zu werden begann, waren die Jungen noch nicht ganz flügge. Da sprach die Mutter, als sie nach Futter ausflog, zu ihren Kindern: „Gebt nur hübsch acht, ob etwas Neues vorfällt, und sagt mir’s wieder.“ Ging der Herr des Kornfeldes mit seinem er- wachsenen Sohne vorüber und sprach zu ihm: „Siehst du wohl? die Gerste wird reif, und es ist Zeit, sie zu schneiden. Geh du morgen früh zu unsern Freunden und bitte sie, dass sie uns helfen bei unserer Ernte.“ Als nun die Mutter wiederkam, erzählten ihr die Kinder, was sie gehört hatten, und baten sie, sie möchte sie an einen andern Ort hintragen. Aber die Mutter sprach: „Wenn der Herr mit seiner Ernte auf die Freunde wartet, so haben wir morgen noch Ruhe.“ Und so geschah’s. Die Sonne schien heiss, und kein Freund liess sich sehen. Da sprach der Herr zum Sohne: „Die Freunde bleiben aus; wir wollen doch unsere Vettern bitten, dass sie uns morgen zur Hand gehen.“ Die erschreckten Jungen teilten auch dies der Mutter mit. Allein die Mutter sprach: „Noch könnt ihr ohne Sorge sein; so schnell kommen die Vettern nicht; aber gebt nur acht, ob etwas Neues vorfällt!“ Am andern Tage flog die Lerche wie- der nach Futter; aber die Vettern sparten sich die Mühe. Da sprach der Herr zu seinem Sohne: „Lass nun die Freunde und die Vettern fahren! morgen früh holst du zwei Sicheln, mir eine und dir eine, und dann wollen wir uns selbst ans Schneiden machen.“ Da dies die Hauben- lerche von ihren Jungen hörte, sprach sie: „Nun ist es Zeit, dass wir uns fort machen.“ Und sie trug ihre Kinder in ein anderes Feld. Caspari. 41. Sprichwörter und Denkverse. 1. Hoffen und harren macht manchen zum Narren. 2. Sauer sehen hilft nicht. 3. Wer viel fragt, kriegt viel Antwort. 4. Wer andrer harrt, der wird genarrt. 5. Greifs selber an! selbst ist der Mann. 6. Frisch ge- wagt ist halb gewonnen. 7. Dem Mutigen gehört die Welt. 8. Man muß das Eisen schmieden, solange es warm ist. 9. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. 10. Not bricht Eisen. 42. (131.) Eile mit Weile! Ein Kaufmann hatte auf der Messe gute Geschäfte gemacht, alle Waren verkauft und seine Geldkatze mit Gold und Silber gespickt. Er wollte jetzt heimreisen und womöglich noch vor Einbruch der Nacht zu Hause sein. Er packte also den Mantelsack mit dem Gelde auf sein Pferd und ritt fort. Zu Mittag rastete er in einer Stadt. Als er weiter wollte, führte ihm der Hausknecht das Roß vor, sprach aber: „Herr, am linken Hinterfuße fehlt im Hufeisen ein Nagel." — „Laß ihn fehlen!" erwiderte der Kaufmann, „die sechs Stunden, die ich noch zu machen habe, wird das Eisen wohl halten. 3*
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