12
rheinische Land), und dies hat zur Zersplitterung des deutschen Volkes
in verschiedene Staaten wesentlich beigetragen.
Eine Reihe solcher Bergzüge, die fast rechtwinklig zusammentreffen,
durchziehen die Mitte von Deutschland und bilden die Grenze zwischen
Nord- und Süddeutschland. Dieser Grenzwall beginnt im O.
mit den Sudeten (8), daran schließt sich das Erzgebirge (E) und an
dieses der Thüringer Wald (Th). Das Elbtal (El) ist die einzige Unter-
brechung dieses 630 km langen, zickzackförmigen Gebirgswalles. Dann
folgt die große hessische Lücke, die nur zum Teil durch die vulkanischen
Massengebirge Rhön (R) und Vogelsberg (V) ausgefüllt ist. Durch
diese Lücke, die von jeher die wichtige Rolle eines Verbindungsgliedes
zwischen Nord- und Süddeutschland gespielt hat, entweicht die Weser
nach N. Im W. erhebt sich der Grenzwall wieder im Taunus (T)
und Hunsrück (H), nur durchbrochen von dem Rheintal (Rh).
Im Gegensatze zu der Zersplitterung des südlichen und mittleren
Deutschland ist das nördliche Drittel eine einzige Tiefebene, die ohne
scharfe Grenze einerseits in das russische, anderseits in das niederländische
Flachland übergeht; auch auf der jütischen Halbinsel fehlt eine scharfe
Naturgrenze. Wie der Lauf der Hauptflüsse zeigt, dacht sich die Tiefebene
nach N. und Nw. ab und verläuft allmählich in die Ost- und Nordsee.
§ 13. Mit Ausnahme des südöstlichen Teiles, durch den die
Donau nach O. zieht, gehören alle Flüsse Deutschlands dem Nord-
und Ostseegebiete an (liegen also im N. der europäischen Hauptwasser-
scheide). Wir können hier drei Arten unterscheiden:
1. Der Rhein ist der einzige Strom, der Deutschland in seiner
ganzen Ausdehnung von S. nach N. durchfließt und alle drei Stufen
miteinander verbindet. Er gehört zwar drei Staaten an: die Quelle
der Schweiz, die Mündung den Niederlanden, aber der weitaus größte
Teil des Laufes ist deutsch.
2. Weser und Elbe entspringen im deutschen Mittelgebirge (letztere
m Österreich) und verbinden es mit der Tiefebene.
3. Oder und Weichsel, deren Quellen ebenfalls in Österreich
liegen, sind eigentlich nur Tieflandströme mit sehr kurzem Oberlauf in
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Vogelsberg Taunus Rheintal Deutschland Nordsee Donau Deutschlands Rhein Deutschland Schweiz
14
eroberten, sank ihre Macht im W. und S. Die italienischen Staaten
machten sich unabhängig, Frankreich drang immer weiter vor. Die
inneren Zerwürfnisse trugen die Hauptschuld daran. Im 16. Jahr-
hundert schied Luthers Reformation das deutsche Volk in
Katholiken und Protestanten, und der kirchliche Zwiespalt
führte zu dem entsetzlichen Dreißigjährigen Kriege, der die Einmischung
der Schweden und Franzosen zur Folge hatte und mit der völligen
Verwüstung Deutschlands endete.
Seit 1648 bestand das Deutsche Reich nur noch dem Namen
nach. Die Niederlande und die Schweiz hatten sich losgerissen, die
Westgrenze war ungesähr die heutige, nur Elsaß-Lothringen ging an
Frankreich verloren. Im Innern gab es etwa 300 reichsunmittelbare
weltliche und geistliche Fürsten, Herren und Freie Städte, über die der
Kaiser keine Gewalt mehr besaß. Aus diesem Staatengewirr, an das nur
noch die kleinen norddeutschen Staaten erinnern, erwuchsen zwei Groß-
mächte, die österreichische im S. und die preußische im N.
Im Zeitalter Napoleons I. hörte das Deutsche Reich auch dem
Namen nach auf (1806). Der größte Teil Deutschlands schmachtete
unter französischer Herrschaft, die aber mit Napoleons Sturze endete. ^
Von den zahlreichen deutschen Staaten waren nur 33 übrig
geblieben. Diese schlössen den Deutschen Bund (1815 bis 1866), der
durch den Krieg zwischen Österreich und Preußen ein Ende nahm.
Seit 1866 ist Österreich kein deutscher Staat mehr. Preußen
gründete den Norddeutschen Bund (1867 bis 1871), den der
Main von den süddeutschen Staaten trennte. Der Krieg gegen Frank-
reich (1870/71) einigte Nord- und Süddeutschland; 1871 wurde das
Deutsche Reich errichtet.
Politisch ist das Deutsche Reich ein aus 25 Staaten und einem
Reichslande bestehender Bundesstaat, an dessen Spitze der jedesmalige
König von Preußen (aus dem Hause Hohenzollern) als „Deutscher
Kaiser" steht. Unter seinem Schutze stehen die deutschen Besitzungen
in Afrika und im Großen Ozean und das chinesische Pachtgebiet.
politische Übersicht des Deutschen Reiches.
Norddeutsche Staaten: qkm
1. Königreich Preußen....... 3-19000
2. Königreich Sachsen
3— 6. Vier sächsische Herzogtümer *) j thürin- |
7—8. Zwei Fürstent. Schwarzburg | gische j
9—10. Zwei Fürstentümer Reuß 1 Staaten)
11—12. Zwei Großherzogtümer Mecklenburg .
13—13. Großherzogt. Oldenburg, Herzogtümer
Braunschweig und Anhalt, Fürsten-
tümer Waldeck und zwei Lippe . .
19—21. Freie Städte Hamburg, Lübeck, Bremen
Norddeutsche Staaten
i) Sachsen.weimar ist Großherzogtum.
15000
Einwohner
37 300000
4 500000
auf
1 qkm
107
301
12000 1 500000 126
16000
15000
1000
408000
700000
1500000
1300000
45
100
46 800000 115
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schweden Deutschlands Niederlande Frankreich Napoleons Deutsche_Reich Deutschlands Main Frank- Deutsche_Reich Afrika Sachsen Mecklenburg Oldenburg Hamburg Bremen Sachsen
17
mehrere Gebiete, darunter den Breisgau. Lothringen ging z. T. im 16.
z. T. im 16., Elsaß im 17. Jahrhundert an die Franzosen verloren.
4. Die Gegenwart. 1806 schlössen verschiedene süddeutsche Fürsten
einen Bund mit Napoleon und erlangten dadurch Standeserhöhung
(Könige von Bayern und Württemberg, Großherzöge von Baden
und Hessen) und beträchtliche Erweiterung ihrer Hen'schastsgebiete, be-
sonders auf Kosten der geistlichen Fürsten und Freien Reichsstädte
und diese vollständige Umgestaltung der politischen Verhältnisse wurde
sum größten Teil auch durch den Wiener Frieden bestätigt. Seit
dieser Zeit hat der Umfang der süddeutschen Staaten keine nennens-
werten Veränderungen mehr erfahren.
Das Alpenvorland.
§ 17. Zwischen den Alpen im S., dem Iura und dem Bayerischen
Walde im N. breitet sich dreiecksörmig die oberdeutsche Hochfläche aus.
Von den nördlichen Kalkalpcn gehört nur ein kleiner Teil zum
Deutschen Reiche (Bayern, daher auch Bayerische Alpen genannt).
Die Grenze gegen Österreich verläuft fast nirgends auf der Wasserscheide,
so daß die Oberläufe des Inn, der Isar und des Lech auf fremdem
Boden liegen; nur die Jller ist ganz deutsch. Über die Schneegrenze
erhebt sich nur das Wettersteingebirge mit der Zugspitze (fast
3000m hoch); doch tragen auch die Berchtesgadener Alpen im
äußersten Osten echten Hochgebirgscharakter. In weitem Umkreise umgeben
hier steil aufsteigende Kalkplateaus das salzreiche Tal von B er cht es-
gaden mit seinem herrlichen Königssee. Nach N. senken sich die
Alpen zu niedrigeren Vorhöhen, die aber durch schöne Seen belebt sind.
§ 18. Die höhlenreiche Kalkplatte des Jura ist im W. innig mit
dem Schwarzwalde verwachsen und erhebt sich hier bis zu 1000 m. (Vgl.
D. Sch.-A. 2/3.) Als Schwäbischer Jura, dessen mittlerer Teil die
Rauhe Alb heißt, zieht sie, steil nach N., allmählich nach S. ab-
fallend, in nordöstlicher Richtung bis zum breiten Kessel des Ries
bei Nördlingen und wendet sich dann in einem scharfen Bogen und
sich immer mehr senkend nach N. (Fränkischer Jura). Der Jura
bildet die Wasserscheide zwischen Donau und Rhein, wird aber an zwei
Stellen von den Donauzuflüssen Wörnitz (durch das Ries) und Alt-
mühl durchbrochen. Im Tale der letzteren liegen die weltberühmten
Solnhosener Steinbrüche, deren Plattenkalke die verschiedenste Ver-
wendung finden, die besten als lithographische Steine (zum Steindruck).
Wie der Fränkische Jura von Sw. zum Fichtelgebirge zieht, so der
Boymerwald von So. Dieses Grenzgebirge zwischen Bayern und
Böhmen besteht aus zwei Teilen, die die Nw.-Richtung gemeinsam
haben, im übrigen aber wesentlich verschieden sind; die tiefe Einsenkung
Supan, Deutsch« Schulgeographit 2
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19
bürg, dem nördlichsten Punkte ihres Laufes, schon sür Dampfschiffe be-
fahrbar. Doch hat die Donau niemals eine ähnliche Bedeutung für die
Schiffahrt erlangt wie der Rhein.
Mit den Verkehrswegen zwischen O. und W. vereinigen sich die
zwischen S. und N. Über die Tiroler Alpen führen die bequemsten
Straßen (Brenner, Reschenscheideck) nach Italien, und der Nordrand der
oberdeutschen Hochsläche bietet ebenfalls bequeme Durch- und Übergänge
nach dem Rhein-, Weser- und Elbgebiete (besonders durch die Oberpfalz,
Bahn Berlin—leipzig—münchen).
Übersicht der Höhenverhältnisse.
höchste Punkte der Randhöhen.
Alpen, Zugspitze..........* 3000 m
Schwäbischer Jura . . ..............1000 „
Fränkischer Jura......................650 „
Böhmerwald........................1450 „
Hochstäche.
Oberes Ende des Tonautales (Donaueschingen) 700 m
Unteres Ende des Donautales (Passau) . . . 300 „
Amberg............................400 „
München............................500 „
Bodensee............................400 „
§ 20. Der Lech trennt die schwäbische Bevölkerung im W. von
der bayerischen im O., die sich auch über die Oberpfalz ausbreitet;
Der politische Grenzfluß ist dagegen die Jller (mit Ausnahme des Sw.).
sie trennt das Königreich Bayern, das vier Fünftel des ganzen Alpen-
Vorlandes umfaßt, von den kleinen Anteilen des Königreichs Württem-
berg, des Großherzogtums Baden und der preußischen Exklave^) Hohen-
zollern.
Der bayerische Anteil reicht vom Bodensee und der unteren Lauf-
Hälfte der Jller bis zur Salzach, zum Inn und zum Böhmerwald
(Grenze gegen Österreich) und umfaßt die Kreise Oberbayern, Niederbayern,
Schwaben und Oberpfalz. München**, die Hauptstadt des König-
reichs und die größte Stadt Süddeutschlands, verdankt seine Bedeutung
hauptsächlich der Gunst seiner Fürsten, besonders König Ludwigs I. der
es mit herrlichen Bauten geschmückt und durch Sammlungen und Lehr-
anstalten zu einer der ersten Kunststädte Deutschlands (besonders für
Maler) erhoben hat. Universität und technische Hochschule machen es
auch zum geistigen Mittelpunkte Bayerns, und in einem Hauptindustrie-
zweige des Landes (Bierbrauerei) nimmt es ebenfalls den ersten Rang
Exklave (Ausschluß) heißt ein abgesonderter Teil eines Staates, der in einem
fremden Staate liegt. In Bezug auf den letzteren heißt er Enklave (Einschluß).
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
21
bildet daher ein wichtiges Verkehrszenttum, und seine Ufer sind mit Ort-
schasten reich besetzt. Die wichtigste istkonstanz in Baden (Konstanzer
Konzil, Hus), im württembergischen Anteil liegt Friedrichs-
Hasen, im bayerischen Lindau. Die Umgegend des Bodensees
zeichnet sich durch milderes Klima aus, das schon Weinbau gestattet.
Das süddeutsche Rheingebiet.
(Vgl. D. Sch.-A. 6/7.)
§ 22. Abgesehen von der Gegend am Bodensee, zerfällt das süd-
deutsche Rheingebiet in zwei Teile: in das schwäbisch-sränkische Becken
und das oberrheinische Land.
§ 23. Das schwäbisch-srcinkische Becken ist rings von
Höhen umkränzt, doch ist dieser Wall vielfach unterbrochen, so daß das
Becken nach allen Richtungen bequeme Verbindungen besitzt.
Den Südwest- und Südrand bilden der Schwarzwald und der
Schwäbische Jura. Der letztere fällt steil und schluchtenreich zu dem
Becken ab. Vereinzelte Berge begleiten seinen Nordfuß, zwei tragen
die Stammburgen großer Herrschergeschlechter: Hohenzollern und Hohen-
staufen. An den Schwäbischen reiht sich jenfeit des Ries der Frän-
tische Jura, dann folgt an der Wasferscheide zwischen Main-und
Werra eine längere Unterbrechung ohne bedeutendere Höhenzüge; weiter-
hin erheben sich die vulkanische Rhön, die waldreichen Sandsteinhöhen
des Spessarts und des Odenwald es. Zwischen diesem und
dem Schwarzwalde senkt sich der..Rand zu den niederen Hochflächen
des Neckar-Berglandes, das steil zur Rheinebene abstürzt.
(' Die Nordhälste des Beckens dacht sich nach W., die Südhälfte nach
N. ab. Letztere ist durch die nach W. gerückte Wasserscheide der
Frankenhöhe (die sich vom Schwäbischen Jura nach N. abzweigt)
und des sich anschließenden Steigerwaldes wieder in zwei Becken
geteilt: das fränkische und das schwäbische.
Der westlichen Abdachung folgt der Main, deffen Ursprungsgebiet
aber außerhalb des eigentlichen Beckens liegt. Der Weiße Main kommt
vom Fichtelgebirge, einem hufeisenförmig nach No. sich öffnenden
Massengebirge (Schneeberg, 1050 m), wo drei Gebirge: der Böhmerwald,
der Franken-Thüringer-Wald und das Erzgebirge, zusammenstoßen und
kreuzweise vier Flüsse ausgehen: die Nab nach S., die Eger nach O., die
Sächsische Saale nach N. und der Weiße Main nach W. Mit dem
letzteren vereinigt sich der Rote Main aus dem Frankenjura, dann
durchbricht der Fluß den nördlichen Ausläufer des Jura und betritt
J) Spcchtshart; hart (oder Hardt)
Wald.
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Extrahierte Ortsnamen: Baden Schwarzwald Hohen- Main-und
Werra Odenwald Rheinebene Main Main Böhmerwald Weiße_Main Main Frankenjura
24
Es ist viel dichter bevölkert als das fränkische Becken, nicht bloß
weil es dieses zum größten Teil an Fruchtbarkeit übertrifft (Getreide,
Wein, Obst), sondern auch deshalb, weil der Schwabe gewerbfleißiger
ist als der Franke (und Bayer) und daher auch in seinen kleinen
Städten ein reges Leben herrscht. Der Grund davon liegt darin, daß
es im Schwabenlande (auch auf der oberdeutschen Hochfläche) im Mittel-
alter besonders viele Freie Reichsstädte gab. Nur in Bezug auf die
geographische Lage steht das schwäbische Becken dem fränkischen nach:
im fränkischen kreuzen sich wichtige N.—S.-Straßen mit O.—W.-Straßen,
während das schwäbische hauptsächlich nur den Verkehr zwischen der
oberen Donau und dem Rhein vermittelt.
Die bedeutenderen Ortschaften liegen teils im Neckartale, teils am
Rande der Rauhen Alb; unter den letzteren ist Reutlingen die
größte. In oder nahe dem Neckartale liegen: die württembergische
Universitätsstadt Tübingen; Eßlingen unterhalb des Knies, wo
die über Göppingen herziehende Jurastraße (von Ulm her) ein-
mündet; Stuttgart**, die Hauptstadt des Königreichs, wichtiger
Jndustrieort (besonders Hauptsitz des süddeutschen Buchhandels) und Sitz
einer technischen Hochschule, in einem kleineu Nekntnle, aber jetzt mit
dem älteren Kannstatt am Neckar verschmolzen; Ludwigsburg,
zeitweise Residenz der früheren württembergischen Fürsten; endlich Heil-
bronu* am Beginn der wichtigen Neckarschiffahrt.
§ 26. Die oberrheinische Ebene ist ein langer und ver-
hältnismäßig schmaler Tieflandstreifen, eingesenkt zwischen Gebirgen im
S. und Plateauabbrüchen im N. Das südliche Gebirgs-Zwillingspaar
bilden der Schwarzwald im O. und der Wasgau oder die Vogesen^)
im W., beide langgestreckte Gebirgsmassen, die im S. ihre höchste Erhebung
haben (Feldberg im Schwarzwalde 1500 in, Sulzer Belchen im Wasgau
1400 m). Dann folgen nach N. hin beiderseits Unterbrechungen: im
O. der Absturz der schwäbischen Platte, der nur von der Tiefebene
aus als niedere Anhöhe (Neckar-Bergland) erscheint, im W. die
Einsenkung von Zabern, in der der Höhenrand bogenförmig nach W.
zurückweicht. Dem Odenwald entspricht die Haardt, nur ist diese
nicht so massenhaft und unregelmäßig gegliedert, sondern bildet einen
langsam nach W., steil nach O. abfallenden Keil. Das darauf folgende
Pfälzer Bergland, über dem sich der kegelförmige Donners-
berg (700 m) erhebt, trägt mit seinen No. streichenden Höhenzügen
und Tälern schon den Charakter des Rheinischen Schiefergebirges. Im
N. wird die Ebene durch den Taunus, im S. durch den Schweizer
i) Verkrüppelte Form, aus dem lateinischen vosegus entstanden.
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Jura abgeschlossen, aber nicht vollständig. Diese Lücke, durch die der
Rhone-Rhein-Kanal eine Verbindung.zwischen Mittelmeer und
Nordsee herstellt, heißt die Burgnndische Pforte.
Die Ebene, aus der sich isoliert der vulkanische Kaiserstuhl er-
hebt, ist 300 km lang und durchschnittlich 32 km breit und senkt sich
zuerst schnell, dann langsam von S. nach N. Nach seinem Austritt
aus dem Bodensee durchbricht der Rhein bei Schaffhausen den Jura
(berühmter Rheinfall), empfängt durch die Aare sämtliche Flüsse der
nordwestlichen Abdachung der Schweizer Alpen und bildet in seinem
westlichen Laufe zwischen Schwarzwald und Jura zugleich die Grenze
zwischen Deutschland und der Schweiz. Bei Basel betritt er die Tief-
ebene und wendet sich mit scharfer Kniebiegung nach N. Innerhalb
der oberrheinischen Ebene erhält er anßer Neckar und Main nur un-
bedeutende Zuflüsse: die fast parallel mit ihm fließende Jll (aus dem
Schweizer Jura) führt ihm die Vogeseuflüsfe zu, Kinzig und Murg
sind die bedeutendsten Schwarzwaldflüsfe, die Nahe entwässert das
Pfälzer Bergland.
Die tiefe und geschützte Lage machen die oberrheinische Tiefebene
zu einer der wärmsten Gegenden Mitteleuropas. Daher blüht hier
an den sanften Abhängen der Berge überall der Weinbau, wenn
auch die geschätztesten Sorten der edlen Rheinweine auf die niedriger
gelegenen Gegenden im N. beschränkt sind. Abseits von den Schotter-
und Sandflächen der Rheinufer ist der Boden fruchtbar und zum Acker-
bau in vorzüglicher Weise geeignet. Außerdem ist das Rheintal von
jeher eine der wichtigsten Verkehrs st raßen zwischen den Alpen
(St. Gotthard — Italien) und der Nordsee gewesen und auch von W.
und O. leicht zugänglich. Diese günstigen natürlichen Bedingungen er-
zeugten eine Dichte der Bevölkerung, wie wir sie nur noch in wenigen
Gegenden Deutschlands antreffen. Wesentlich trug dazu auch die immer
mehr sich steigernde industrielle Tätigkeit (besonders Webereien und
Färbereien) bei, die durch die Saarkohle und die auf der Wasserstraße
bequem und billig zu beschaffende niederrheinische Kohle genährt wird.
Die Rand gebirge sind dagegen arm und schwachbevölkert; der dichte
Wald bietet hier die wichtigste Nahrungsquelle (Sägemühlen, Ver-
flößung des Holzes nach dem waldarmen Holland) und gibt Veranlassung
zu mannigfacher Holzindustrie.
Übersicht der Höhenverhältnisse.
Höchste Punkte Höchste Punkte
der westl. Randgebirge. Ebene. der östl. Randaebirge.
Pfälzer Gebirge . 700 m Mainz ... 80 m . Odenwald ... 600 m
Haardt . ... 700 „
«ogesen. . . . 1400 „ Basel . . . . 250 . Schwarzwald. . 1500 „
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Extrahierte Personennamen: Gotthard_—
Extrahierte Ortsnamen: Rhone-Rhein-Kanal Rhein Schaffhausen Schwarzwald Deutschland Schweiz Basel Main Mitteleuropas Italien Nordsee Deutschlands Holland Mainz Odenwald Basel Schwarzwald
Vorwort.
Über den Zweck und Charakter dieses Leitfadens habe ich mich in
der Vorrede zur ersten Auflage in folgender Weise ausgesprochen:
„Maßgebend war der neue preußische Lehrplan. Die Unterstufe
ist dabei nicht berücksichtigt worden, da auf derselben, wie der Lehrplan
richtig voraussetzt, das Kartenbild völlig ausreicht. Auch auf eine zu-
sammenhängende Darstellung der mathematischen und physikalischen
Geographie für die höheren Klassen glaubte ich verzichten zu sollen,
da dieser Unterricht den Lehrern der Mathematik und Physik anvertraut
ist und ich nicht zu entscheiden wagte, was in den schulmäßigen Rahmen
dieser Lehrfächer hineinpaßt. Indes bin ich gern bereit, diesem Mangel
durch ein besonderes Heftchen abzuhelfen, wenn sich ein Bedürfnis
hierfür erweisen sollte.
Mit vollem Bewußtsein ist der naturwissenschaftlichen Seite der
Geographie nicht so viel Platz eingeräumt worden wie in anderen, viel-
verbreiteten Leitfäden der neueren Zeit. Tektonische Erörterungen sind
grundsätzlich ausgeschlossen, andere geologische Hinweise nur insoweit
aufgenommen, als sie meiner Ansicht nach auf Verständnis der Schüler
rechnen können. Auch in der Klimatologie beschränkte ich mich auf das
Notwendigste. Als Hauptaufgabe betrachtete ich es, möglichst plastische
Bilder der Länder und ihrer Bewohner zu entwerfen und damit das
Verständnis der geschichtlichen Entwicklung, soweit sie geo-
graphisch bedingt ist, und der gegenwärtigen politischen und
wirtschaftlichen Verhältnisse der Völker anzubahnen. Überall
wurden die Wechselbeziehungen der geographischen Elemente in den
Vordergrund gestellt, die physische und politische Geographie, die in
den meisten Lehrbüchern scharf getrennt sind, wurden ineinander ver-
arbeitet, und als höchstes, freilich noch kaum erreichtes Ziel wurde
angestrebt, daß kein Objekt isoliert im Gedächtnis des Schülers
haften bleibe.
Erläuterungen oder Ergänzungen naturwissenschaftlichen oder
geschichtlichen Inhalts sind durch den Druck ausgezeichnet, und es
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
Iv
muß dem Lehrer überlassen bleiben, auf welche Weise er dieselben be-
nutzen will. Unter Umstünden können sie auch erst bei Wiederholungen
in höheren Klassen zur Verwendung gelangen.
Was über die geographische Lage der europäischen Läuder und
fremden Erdteile gesagt ist, ist zwar nicht als Lernstoff gedacht, kann
aber von Nutzen sein, um die meist recht unklaren Vorstellungen von
der räumlichen Verteilung zu berichtigen, und bietet auch Anhalts-
punkte für das Kartenzeichnen aus freier Hand.
Für die Besitzer von Lüddeckes Deutschem Schulatlas sind Ver-
weise auf die jeweilig zu benutzenden Kartenblütter beigefügt.
Für die gegenwärtige Auflage wurde das Buch einer genaueu
Durchsicht unterzogen, um es sachlich auf dem Laufenden zu erhalten.
Änderungen von größerem Umfange haben sich nur in den Kapiteln
über die deutschen Schutzgebiete und die Verkehrsgeographie als not-
wendig erwiesen.
Gotha, im Januar 1908.
A. Suxan.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
29
Baden.
Mannheim . . . 164 Tausend Einw.
Karlsruhe . . .111 „ „
Freiburg.... 74 „ „
Pforzheim ... 59 „
Heidelberg ... 50 „ „
Llsaß-Lothringen.
Straßburg . . . 168 Tausend Einw.
Mülhausen ... 94 Tausend Einw.
Metz.....68
Hessen.
Mainz .... 98 Tausend Einw.
Darmstadt ... 83 „ „
Offenbach ... 60 „ „
Hessen-Nassau. r
Frankfurt a. M. . 335 Tausend Einw.
Wiesbaden . . .101 „
^ Von diesen 22 Städten liegen 12 in der oberrheinischen Ebene (mit Basel
zählt man 13).
Nsrbbeutschlanb.
(Vgl. D. Sch.-A. 4, 5, 6/7, 8, 9.)
§ 33. Norddeutschland besteht aus zwei Landstreifen, einem ge-
birgigen im S. und einem flachen im N.; doch dringt die Tiefebene an
vier Stellen buchtenartig in das Bergland ein: am Niederrhein, in der
Münsterschen, der sächsischen und der schleichen Ebene. Ebene und
Gebirge sind durch die nach Nw. oder N. fließenden Flüsse verbunden.
Die Zweiteilung spiegelt sich auch in der Bevölkerung wider. Das
Gebirgsland und die südlichen Ausbuchtungen der Ebene gehören den
mitteldeutschen Stämmen der Rheinsranken, Hessen, Thüringer,
Obersachsen und Schlesier (die beiden letzteren stark gemischt) an, die
Ebene den Niedersachsen (plattdeutsch). Doch fällt die Grenze
zwischen der mitteldeutschen und niederdeutschen Mundart nicht genau
mit den natürlichen Grenzen zusammen; im W. und in der Mitte rückt
sie etwas in das Gebirgsland vor, im O. wird sie von dem mittel-
deutschen Sprachgebiete etwas nach N. gedrängt (vgl. S. 13).
Auch die politische Gestaltung ist in Norddeutschland anders
als in Süddeutschland. Es gibt in Süddeutschland nur wenige
Staaten, die aber an Fläche und Volkszahl nicht so sehr voneinander
abweichen, daß einer von ihnen ein entschiedenes Übergewicht erlangen
könnte; in Norddeutschland hat sich dagegen die mittelalterliche Zer-
splitterung !) zum Teil noch erhalten, aber in Preußen ist ein Groß-
staat erwachsen, dem gegenüber die anderen Staaten unbedeutend er-
scheinen^). Norddeutschland ist also trotz seiner 21 Staaten einheitlicher
als Süddeutschland mit nur 4 Staaten; daher konnte die Einigung
Deutschlands nur vom Norden ausgehen und mußte Preußen die
Führung übernehmen.
1) Diese Zersplitterung zeigt sich nicht nur in der großen Zahl von Staaten,
sondern auch darin, daß jeder Staat aus mehreren unzusammenhängenden Teilen
besteht.
2) Bayern umfaßt 58 Prozent der Fläche und 47 Proz. der Bevölkerung
Süddeutschlands, Preußen dagegen 85 Proz. der Fläche und 80 Proz. der Be-
völkerung Norddeutschlauds.
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