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1. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 69

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 69 — daß seit Trojas und Jerusalems Zerstörung kein ähnlicher Sieg erfochten worden sei. Breitenfeld und Lützen. Als Gustav Adolf von dem schrecklichen Schicksal Magdeburgs Kunde erhielt, gelobte er feierlich, dasselbe an Tilly zu rächen. Vor allem drängte er den Kurfürsten von Brandenburg jetzt zum Abschluß eines förmlichen Bundesvertrages. Dann eilte er nach Sachsen, dessen erschreckter Kurfürst ihn um Schutz gegen Tilly anflehte. Bei Breitenfeld (nördlich von Leipzig) traf er auf das feindliche Heer und errang nach blutigem Kampfe einen glänzenden Sieg über Tilly, den Sieger in 36 Schlachten. Mit einem Schlage war des Kaisers drohende Übermacht gebrochen, und die evangelischen Fürsten beeilten sich, mit Gustav Adolf, den sie als den Retter ihres Glaubens ansahen, Bündnisse zu schließen. Im Triumphzuge eilte er nach dem Rhein, um die Liga nicht neue Kräfte sammeln zu lassen. Dann zog er nach Bayern, schlug Tilly, der inzwischen ein neues Heer gesammelt hatte, abermals und zwang München zur Übergabe. Nun stand ihm ganz Bayern, sowie auch der Weg nach Wien offen. In dieser Not wandte sich der Kaiser wieder an Wallenstein, den er vorher wegen seines maßlosen Übermutes entlassen hatte. Nach langem Zögern und nachdem ihm der Kaiser die Erfüllung stolzer Bedingungen hatte versprechen müssen, schenkte Wallenstein dessen dringenden Bitten Gehör, und in drei Monaten brachte er wieder ein Heer von 50 000 Mann zusammen, dessen unumschränkten Oberbefehl er übernahm. Er vertrieb die Sachsen aus Böhmen und erschien dann auf den wiederholten Hilferuf des Kurfürsten von Bayern vor Nürnberg, woselbst er ein festes Lager bezog. Nachbem Gustav Aböls gegen basselbe einen blutigen, aber erfolglosen Sturm unternommen hatte, zog er nach Silben ab. Wollenstem folgte ihm nicht, sondern raanbte sich nach Norben, um in Sachsen "Winterquartiere zu beziehen. Sofort eilte ihm Gustav Aböls nach, und in der großen Ebene bei Lützen, westlich von Leipzig, kam es am 6. (16.) November 1632 zur Schlacht. Dichter Nebel bebeckte am Morgen den Kampfplatz. Unter den Klängen des Lutherliebes: „Ein' feste Burg ist unser Gott!" und mit dem Ruse: „Gott mit uns!" begannen die Schweden, nachbem gegen 11 Uhr die Nebel sich zerteilt hatten, mutig den Angriff. Der rechte Flügel des schwebischen Heeres unter des Königs eigener Führung hatte bereits den linken der Feinde in die Flucht geschlagen, als man dem Könige die Kunde überbrachte, daß sein linker Flügel vom Feinde zum Weichen gebracht sei. Schnell entschlossen, eilt er an der Spitze eines Regimentes seinen

2. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 70

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
- 70 — wankenden Truppen zu Hilfe. Sein Kampfesmut treibt ihn den Semen weit voraus, nur wenige Getreue können ihm so schnell folgen, und seine Kurzsichtigkeit.führt ihn zu nahe an eine feindliche Reiterabteilung. Von mehreren Kugeln getroffen, sinkt er vom Pferde und haucht unter den Händen kaiserlicher Kürassiere sein Leben aus. Bald verkündet sein leeres, in Blut gebadetes Roß den Schweden den Tod ihres Königs, und zornentflammt werfen sie sich von neuem ans den Feind. Bald mußte dieser dem Ungestüm der Schweden weichen, und auch die unter Pappenheim heranrückenden neuen Scharen wurden nach mörderischem, hin- und herschwankendem Kampfe endlich zurückgeworfen; Pappenheim selbst fiel. Wüllenstein zog sich nach Leipzig zurück. Nach langem Suchen fand man den ganz entstellten Leichnam des Königs und brachte ihn nach Schweden. Ein mächtiger Stein, der „Schwebenstein", bezeichnete lange die Stelle, wo man den königlichen Leichnam gefunden hatte. Seit 1832 wölbt sich über demselben in Form eines Tempels ein schönes eisernes Denkmal, und der Gustav-Adolf-Verein, der sich wie der Heldenkönig den Schutz bedrängter Glaubensgenossen zur Aufgabe gemacht hat, trägt nach ihm feinen Namen. Die letzten Kriegsjahre. Nach Gustav Adolfs Tode übernahm Bernhard von Weimar den Oberbefehl über das schwedische Heer. Die Angelegenheiten der Protestanten leitete der schwedische Kanzler Oxenstierna, dem es jedoch trotz seiner Klugheit und Festigkeit nicht gelang, die evangelischen Fürsten, die sich kaum unter Gustav Adolfs königlichem Nennen und Siegesruhm gebeugt hatten, zusammenzuhalten. Das mühsam geschlossene Bündnis fiel bald wieder auseinander. Während die Kaiserlichen in Schlesien in schrecklicher Weise hausten, unterhandelte Sachsen bereits mit den Kaiserlichen und schloß bald daraus den Frieden zu Prag (1635), und Georg Wilhelm von Brandenburg, dem der Verrat Sachsens ein Sporn hätte sein sollen, sich der verlassenen Sache der Protestanten um so lebhafter anzunehmen, trat in demselben Jahre dem Prager Frieden bei. Trotzdem blieb feilt Land der Schauplatz des wilden Kriegsgetümmels. Das schwedische Heer, aus welchem nach Gustav Adolfs Tode Gottesfurcht und Manneszucht immer mehr schwanden, bedrückte das unglückliche Land (1636) auss schwerste. Vorher hatte es Franken und Bayern arg heimgesucht, ohne daß Wallenstein, der sich nach der Nieberlage von Lützen nach Böhmen zurückgezogen und von hier aus Streifzüge in die benachbarten Länber unternommen hatte, trotz wieberholter Aufforderung des Kaisers dem Kurfürsten von Bayern Hilfe leistete. Jnfolgebesien entstanb zwischen Wallenstein und dem kaiserlichen Hose eine Spannung,

3. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 108

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 108 — Recht!" Nun begann der anbere Anwalt und rebete so geschickt, daß der König mit den Worten: „Der Kerl hat auch recht!" ärgerlich den Saal verließ. Der strengen Gerechtigkeitsliebe des Königs entsprach auch eine gleichmäßigere Verteilung der Lasten auf alle Klassen des Volkes. Dem Abel, welcher bisher von laufenben Steuern befreit war, würde bieses Vorrecht entzogen. Natürlich war berselbe nicht bamit einoerftonben, sonbern ließ dem Könige sagen, daß das ganze Laub ruiniert würde. Letzterer aber entgegnete: „Das glaube ich nicht, aber das glaube ich, daß die Gewalt der Junker ruiniert wirb". Auch die Verhältnisse der kleinen Leute suchte der König in jeber Hinsicht zu bessern. Die Bauern auf seinen Domänen befreite er von der Hörigkeit; auch das Los der Gutsbauern der Ebelleute würde einigermaßen erträglich gestaltet; in einem Ebikt von 1739 verbot er, sie ohne rechtlichen Grunb vom Gute zu jagen. Um die Bauern von der Willkür der Pächter und Beamten zu befreien, verbot er, sie, wie es bisher geschah, mit Stock- ober Peitschenhieben zu mißhanbeln. Auch der Mißbrauch, den die Beamten mit dem Vorspanns-Postrecht trieben, würde von Friedrich Wilhelm grünblich beseitigt. Er schrieb in biefer Beziehung: „Ich will nicht, daß die Herren Beamten in den Provinzen mit meiner Bauern Pferben spazieren fahren". So war der König bestrebt, einem jeben seiner Unterthanen zu seinem Rechte zu verhelfen. Vvlksbilbung. — Neben der Verbesserung der materiellen Lage seiner Unterthanen suchte Friedrich Wilhelm auch das geistige Wohl ber-selben nach Kräften zu förbern. Zwar hielt er nicht viel von Wissenschaften und Künsten — nur vor der Gottesgelehrtheit und der Me-bizin hatte er Ehrfurcht —, aber um so größeres Interesse wanbte er der Volksschule zu. Mit Recht bars er als der Vater der preußischen Volksschule bezeichnet werben. Durch die Verorbnung von 1717 führte er den Schulzwang ein, der alle Eltern bei nachbrücklicher Strafe anhielt, ihre Kinder vom fünften bis zwölften Jahre im Winter täglich, im Sommer zur Zeit der gelbarbeiten wenigstens ein- ober zweimal in der Woche zur Schule zu schicken. In jeber Schule sollten christliche Lehre, Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt werben. Für jeben Schulhausbau bewilligte der sonst so sparsame König freies Bauholz und einen Morgen Laub, sowie freies Brennholz für die Heizung der Schulzimmer. Außerbem stiftete er ein Kapital von 50000 Thalern, beffen Zinsen zur Aushilfe an arme Gemeinben für die Besolbung der Lehrer und den Ausbau der Schulen verwenbet werben sollten. Auf biefe Weise hat der König gegen 2000

4. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 109

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 109 — neue Schulen errichtet; in Ostpreußen, wo das Volk ganz besonders noch in tiefster Unwissenheit und Roheit dahinlebte, verdanken allein 1160 Landschulen der Fürsorge des Königs ihre Entstehung. Doch fehlte es immer an Lehrern, und die Landschulen mußten sich noch immer mit Tagelöhnern, Handwerkern und ausgedienten Unteroffizieren behelfen. Darum wandte Friedrich Wilhelm auch auf die Heranbildung eines tüchtigen Lehrerstandes die größte Sorgfalt. Auf seinen Reisen besuchte der König gar oft die Schulhäufer und wohnte dem Unterrichte bei, um sich persönlich von den Leistungen der Schüler und Lehrer zu überzeugen. Frömmigkeit und Wohlthätigkeit. Bei aller Rauheit seines Wesens war Friedrich Wilhelm doch ein wahrhaft frommer Mann. Wie er selbst den Gottesdienst regelmäßig besuchte, so verlangte er dasselbe auch von seiner Familie, seinen Offizieren und Beamten. Er stellte Feldprediger an, ließ unter das Volk und die Soldaten Erbauungsbücher verteilen und ermahnte die Geistlichen zu religiöser Duldsamkeit. Obwohl er von Herzen dem Protestantismus zugethan war, die evangelische Kirche in jeder Beziehung ehrte und stützte und sich überall der gedrückten Glaubensgenossen kräftig annahm, war er doch duldsam gegen Andersgläubige. Der aufrichtigen Frömmigkeit des Königs entsprang seine Wohlthätigkeit. In den Jahren der Teuerung ließ er seine Magazine öffnen, um den Hungernden billiges Brot zu verschaffen. Viele sehr segensreiche Anstalten verdanken ihm ihre Entstehung ober Erweiterung. So grünbete er das große Berliner Krankenhaus, die Eharite, und das große Potsdamer Militär-Waisenhaus, wodurch er sich ein bleibendes Denkmal geschaffen hat. Verhalten in auswärtigen Angelegenheiten. Obwohl Friedrich Wilhelm mit Leib und Seele Soldat war und eine der schlagfertigsten Armeeen besaß, so vermied er doch mit ängstlicher Sorgfalt, in die Welthändel verwickelt zu werden. Überhaupt kümmerte er sich so wenig wie möglich um die auswärtigen Verhältnisse, da seiner geraden, offenen Natur die Ränke und Schliche der Diplomaten zuwider waren. Dessenungeachtet hat er sein Land durch eine wichtige Erwerbung ansehnlich vergrößert. Bald nach seinem Regierungsantritte erwarb er im Frieden zu Utrecht, womit der spanische Erbsolgekrieg abschloß, das Oberquartier Geldern, ein fruchtbares Ländchen im heutigen Regierungsbezirk Düffeldorf, das 50000 gewerbfleißige Einwohner zählte. Zu gleicher Zeit mit dem spanischen Erbfolgekriege war der nordische Krieg ausgebrochen, den Peter I. von Rußland und die Könige von Dänemark und Sachsen gegen den jugendlichen, aber kriegstüchtigen und tapferen Schwedenkönig Kart Xii.

5. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 73

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 73 — gesellte sich auch noch schreckliche Hungersnot, weil die Saatfelder zertreten wurden und jahrelang unbebaut liegen blieben. Verheerende Krankheiten rafften Tausende dahin. In manchen Gegenden war die Not so groß, daß selbst die Toten in den Gräbern nicht mehr sicher waren und Eltern sogar ihre Kinder töteten, um sie zu essen. Es gab im nördlichen Deutschland Gegenden, die von den wilden Kriegshorden nur deshalb gemieden wurden, weil dort keine Nahrungsmittel mehr zu finden waren. Die Folgen des Krieges. Fast ein Menschenalter hindurch hatte der schreckliche Krieg gewütet und Deutschland an den Rand des Ver- derbens gebracht. Tausende von Dörfern und Städten waren in Schutt und Asche gesunken, woraus so manche nicht wieder erstanden sind. Die Felder lagen zertreten und unbebaut da; denn niemand zeigte bei den fortwährenden Verwüstungen Lust, sie zu bewirtschaften. Jämmerlich sah es in den noch übrig gebliebenen Städten aus; sie waren durch Kontributionen und Brandschatzungen so erschöpft und durch Hunger und Pest so entvölkert, daß zahlreiche Häuser und Straßen lange in Trümmern liegen blieben, ohne daß -die Einwohner Lust gezeigt hätten, sie wiederaufzubauen. Einen noch traurigern Anblick boten die nicht zerstörten Dörfer dar. „In allen Dörfern", so schildert ein Zeitgenosse, „sind die Häuser voller Leichname und Äser gelegen; Mann, Weib, Kinder und Gesinde, Pserde, Schweine, Kühe und Ochsen neben- und untereinander, von der Pest und vom Hunger erwürgt, voller Maden und Würmer und sind von Wölfen, Hunden, Krähen, Raben und anderen Vögeln gefressen worden, weil niemand dagewesen, der sie begraben, beklagt und beweint hat." Die Hälfte, ja manche behaupten, zwei Drittel der Bewohner Deutschlands waren umgekommen, zahllose irrten heimatlos umher, und die einst so blühende Nation war fast in ein ärmliches Geschlecht von Bettlern und Räubern verwandelt worden; das jüngere Geschlecht kannte den Frieden nur als eine schöne Sage und meinte, der schreckliche Krieg würde nimmer enden. Infolge der fortwährenden Verwüstungen hatte man die Lust verloren, das eigene Feld zu bestellen; Landwirtschaft, Gewerbe und Handel hörten beinahe völlig auf, und der Wohlstand des Volkes war gänzlich zerrüttet. Sehr schlimm stand es auch um Recht und Sitte, sowie um die geistige Bildung des Volkes. Ordnung und Gesetzlichkeit, sowie einen Begriff von Recht und Unrecht hatten viele gar nicht kennen gelernt, und das Volk war thatsächlich nahezu verwildert. Nirgends herrschte mehr Sicherheit, und überall wimmelte es von Räubern und Mordgesindel. Dazu kam, daß auch die Anschauungen von guter Sitte in jenen Wirren gänzlich ver-

6. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 74

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 74 — loren gegangen waren. Obwohl man unter dem Einfluß des immer mehr überhand nehmenden finstersten Aberglaubens und aus Furcht vor dem Teufel stets ängstlich um das Seelenheil besorgt war, welche Sorge von den Geistlichen beider Religionsparteien aus Herrschsucht genährt und gepflegt wurde, und äußerlich ein frommes Leben heuchelte, so sündigte man heimlich desto schändlicher. Niemand ehrte mehr den heiligen Namen seines Vaterlandes, sogar die deutsche Sprache ward fast vergessen, indem man sie mit lateinischen, französischen und spanischen Wörtern vermischte. Auch in der Kleidung ahmte man albernes fremdländisches Wesen nach. Kirchen und Schulen waren nur höchst selten noch vorhanden, und jung und alt fiel infolgedessen auch in geistiger Beziehung der größten Verwilderung anheim; die seit der Reformation empor-gebtühteu Künste und Wissenschaften gerieten wieder in Verfall. — Auch unter den Fürsten und dem Adel war der Sinn für wahre Ehre, Ansehen und Recht zum Teil geschwunden. Viele buhlten in elender Schmeichelei und Kriecherei um Titel und Ehrenämter. Die Bedeutung der Kaisermacht, die infolge der den Fürsten verliehenen Rechte zu einem bloßen Schatten herabgesunken war, sowie das Ansehen des ohnmächtigen, zerrissenen Deutschen Reichs in Europa war dahin. Deutschland war sowohl politisch als auch in Bezug auf Handel, Kunst und Wissenschaft aus seiner ersten Stellung, die es bis dahin unter den europäischen Staaten einnahm, verdrängt worden, und „altersschwer und krankend ging es dem Grabe zu", während die im Friedensschlüsse festgelegte Souveränität der Fürsten „die Bedingung zu neuem nationalen Leben ward, dessen herrlichste Blüten zu zeitigen unseren Tagen vorbehalten blieb". Ariedrich Wilhelm, der große Kurfürst (1640—1688). Jugendzeit. Friedrich Wilhelm wurde am 16. Februar 1620 im Schlosse zu Köln an der Spree geboren. Wilder Kriegslärm begleitete seine ganze Jugendzeit. Wegen der in den Marken herrschenden Kriegsunruhen siedelte der junge Prinz mit seiner Schwester Katharina nach Küftriu über, wo er den größten Teil des Knabenalters verlebte. Hier lag der körperlich kräftige und geistig geweckte Knabe mit großem Eifer seinen Studien ob, stählte aber daneben auch seinen Körper durch allerlei Leibesübungen, wie Reiten, Schwimmen rc., lernte den Speer nach flüchtigem Wilbe fchleubern und gab sich auch mit Eifer dem Vogelfänge hin. Von einigen Söhnen polnischer Edelleute, welche unter die kleine Zahl der Pagen des

7. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 115

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 115 — Entschluß, zu seinem Oheim nach England zu entfliehen und dort bessere Zeiten abzuwarten. Seine Schwester Wilhelmine, der er stets mit brüderlicher Liebe zugethan war, zog er mit in das Geheimnis. Bei Gelegenheit einer Reise, die der König mit dem Kronprinzen durch Sachsen, Franken, Schwaben und zurück durch die Rheinlands unternahm, sollte die Flucht, zu welcher heimlich alle Vorbereitungen getroffen waren, ausgeführt werden. Zwei junge Offiziere, von Katte und von Keith, wollten Friedrich begleiten. Der ganze Plan wurde aber dem Könige verraten, der nun insgeheim seine Maßregeln traf. Er befahl drei Offizieren, den Kronprinzen nie aus den Augen zu lassen. Dessenungeachtet machte Friedrich in dem zwischen Heilbronn und Heidelberg gelegenen Dorfe Steinsfurt einen Fluchtversuch. In dem Augenblicke, da er eben ein Pferd besteigen wollte, wurde er von Offizieren, die ihm nachgeeilt waren, festgenommen und vor den König gebracht. Dieser geriet derart außer Fassung, daß er den Kronprinzen mit dem Stocke ins Gesicht schlug. Schmerzerfüllt rief Friedrich: „Nie hat ein brandenburgifches Gesicht solche Schmach erlitten!" Wie ein Gefangener wurde er bewacht und nach Wesel gebracht. Hier wurde er verhört, und da er weniger Reue zeigte, als sein Vater erwartet hatte, geriet dieser in solche Wut, daß er seinen Degen zog, um Friedrich zu durchbohren. Aber der Kommandant von Wesel, General von Mosel, warf sich zwischen beide und rief: „Durchbohren Sie mich, aber schonen Sie Ihres Sohnes". Dies brachte den König wieder zur Besinnung, und er ließ sich erbitten, auf die Teilnahme am Verhör zu verzichten. Leutnant Katte, der auf die leichtsinnigste Weise versäumt hatte, sich durch die Flucht zu retten, fiel dem Könige in die Hände. Keith wurde noch zur rechten Zeit gewarnt. Friedrich hatte ihm einen Zettel übersandt mit den Worten: „Retten Sie sich, alles ist entdeckt!" Keith schwang sich augenblicklich auf ein Pferd und entfloh über Holland nach England. Friedrich in Küstrin. Friedrich wurde unter militärischer Bewachung zuerst nach Mittenwalde und von da auf die Festung Küstrin gebracht, wo er als Staatsgefangener mit der größten Strenge behandelt wurde. Tinte und Feder, die Flöte und alle Bücher mit Ausnahme der Bibel wurden ihm anfangs streng vorenthalten, so daß Friedrich, den außer dem Feldprediger Müller niemand besuchen durfte, gar traurige Stunden verlebte. Den größten Schmerz aber verursachte ihm das Schicksal seines Freundes Katte. Ein Kriegsgericht hatte denselben zur Ausstoßung aus der Armee und zu mehrjähriger Festungshaft verurteilt, doch wandelte der König, der in Kattes Vergehen ein Majestätsverbrechen erblickte, das 8* 4

8. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 118

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 118 — der Zeit des unliebsamen Verhältnisses zu seinem Vater ihm weh gethan hatten, kleinliche Rache zu nehmen. Andererseits aber hielt er sich für verpflichtet, denen Gutes zu thun, die seinetwegen gelitten hatten. Seinen alten, treuen Lehrer Duhan rief er durch einen liebevollen Brief aus der Verbannung zurück und gestaltete den Abend seines Lebens so angenehm wie möglich. Um dem Vater seines unglücklichen Freundes Katte einen Beweis seiner königlichen Huld zu geben, ernannte er ihn zum Feldmarschall und erhob ihn in den Grafenstand. Keith wurde nach Berlin zurückberufen und zum Stallmeister und Oberstleutnant von der Armee er- nannt. Des Königs Rheinsberger Freunde aber sahen sich in ihren Erwartungen vollständig getauscht. Sie blieben ihm, was sie auch dem Kronprinzen gewesen: geistreiche Gesellschafter und Freunde; aber sie regierten den Staat nicht und erlangten keinerlei Einfluß auf Friedrichs Entschließungen und Handlungen. Denn wie Friedrich Wilhelm I., so war auch Friedrich Ii. ein Selbstherrscher, der mit fester Hand das Steuer der Regierung ergriff. Von der Überzeugung durchdrungen, daß Preußen zur weiteren Ausdehnung seiner Landesgrenzen einer großen und tüchtigen Armee bedürfe, wandte er dem Heerwesen seine besondere Aufmerksamkeit zu. Die Riesengarde seines Vaters, welche ihm zu teuer war, wurde abgeschafft. Das ganze Heer aber erfuhr eine bedeutende Vermehrung. Die Soldaten wurden menschlicher und freundlicher behandelt und die gewaltsamen Werbungen strengstens verboten. Für das Wohl seiner Unterthanen sorgte Friedrich bald nach seinem Regierungsantritte insofern, als er der durch den strengen Winter des Jahres 1740 hervorgerufenen Teuerung dadurch abzuhelfen suchte, daß er die von seinem Vater angelegten Vorratshäuser öffnen und Getreide zu billigen Preisen an die Armen verkaufen ließ, wodurch er sich schnell die Herzen seines Volkes gewann. Wenn Friedrich auch die meisten Einrichtungen seines Vaters bestehen ließ und nur einzelne Übelstände, wie z. B. die schreckliche Folter im Gerichtsverfahren, abschaffte, so glich doch die neue Regierung der alten nicht; ihre Haltung war freier, geistiger; in allen Dingen zeigte sie ein edleres Gepräge. Es war Friedrich Ii. vorbehalten, den starren Formen seines Vaters Geist und Leben einzuhauchen. Vor allem ließ sich der neue König auch die Pflege der Künste und Wissenschaften, die von Friedrich Wilhelm I. so sehr vernachlässigt worden waren, besonders angelegen sein. Die von Friedrich I. gegründete, aber unter seinem Sohne sehr heruntergekommene Akademie der Wissenschaften in Berlin wurde neu eingerichtet, und Friedrich berief an dieselbe vorzügliche Gelehrte aus allen Ländern. Auch die Universität Halle wurde bedeutend gehoben.

9. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 120

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 120 — Verstärkungen herbeizuführen. Inzwischen machte Schwerin mit der Infanterie einen neuen, furchtbaren Angriff, in welchem zum erstenmale im ernsten Gefechte die eisernen Ladestöcke zur Verwendung kamen, so daß es den Preußen möglich war, in derselben Zeit, in welcher die Österreicher dreimal schossen, fünf Schüsse abzufeuern. Die Folge dieses Schnellfeuers war, daß die Österreicher in wilder Flucht sich zurückzogen und dem preußischen Heere den Ruhm ließen, seine Kraft, die seit langen Jahren nur auf dem Exerzierplätze geglänzt hatte, nun auch auf dem Schlachtfelde bewährt zu sehen. Nach dem Siege von Mollwitz eroberte Friedrich die Festungen Brieg und Neiße, besetzte Breslau und ließ sich im November von sämtlichen Ständen der eroberten Lande huldigen; im April 1742 erfolgte die Einnahme von Glatz. Inzwischen hatte Maria Theresia, gegen die Frankreich, Bayern und Spanien einen Bund geschlossen hatten, dem auch Friedrich beigetreten war, in Ungarn Hilfe gefunden. Ein neues Heer unter Karl von Lothringen rückte von Wien her durch Böhmen vor. Friedrich, der unterdessen seine Reiterei vermehrt und besser ausgebildet hatte, eilte ihm entgegen und erfocht bei Chotusitz und Czaslau (1742) einen entscheidenden Sieg. Friede. Bald darauf wurde zu Breslau der Friede geschloffen, in welchem Österreich Schlesien einschließlich der Grafschaft Glatz, ein Gebiet von ungefähr 650 Quadratmeilen mit 1200000 Einwohnern, an Prenßen abtrat. Maria Theresia rief, als sie in die Abtretung dieses schönen und reichen Landes einwilligte: „Ich verliere den schönsten Edelstein aus meiner Krone!" Die Friedensjahre von 1742—1744. Sorge für Schlesten. Nach Beendigung des ersten schlesischen Krieges wandte Friedrich seine ganze landesväterliche Sorge dem neu erworbenen Lande zu, das unter österreichischer Herrschaft sehr vernachlässigt worden war. Er stürzte die Priester- und Adelsherrschaft, legte den Bewohnern möglichst geringe Lasten auf, führte eine rasche Justiz und eine gute Verwaltung ein und brachte Ackerbau, Handel und Gewerbe schnell empor, so daß der Wohlstand und die Ertragsfähigkeit des Landes in kurzer Zeit verdreifacht wurden. Infolge dieser Wohlthaten, sowie der Leutseligkeit und Freundlichkeit, womit der König, der öfter die ganze Provinz bereiste und sich überall nach Handel und Gewerbe erkundigte, jedem seiner neuen Unterthanen begegnete, war man bald im ganzen Lande mit dem neuen Regiuiente wohl zufrieden.

10. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 121

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 121 — Verbesserung des Heeres. Da der König von vornherein die Befürchtung hegte, Maria Theresia, die nur mit Widerstreben in die Abtretung Schlesiens gewilligt hatte, könne ihm das neu erworbene Land wieder zu entreißen suchen, so arbeitete er nach dem Friedensschluß fortgesetzt an der Vermehrung und Verbesserung des Heeres, namentlich der Kavallerie, die zwar während des Krieges schon bedeutende Fortschritte gemacht, aber sich der österreichischen noch nicht ebenbürtig gezeigt hatte. Mehrere Hnsaren-Regimenter, die als leichte Kavallerie gegen die Kroaten und Panduren der Österreicher Verwendung finden sollten, wurden neu formiert. Um die Ausbildung dieser neuen Truppe hat sich besonders Oberst (später General) von Zieten sehr verdient gemacht. Bald sollte das Heer zu neuen Thaten berufen werden. Erwerbung von Ostfriesland. Vorher aber machte Friedrich noch eine Erwerbung auf friedlichem.wege, indem Ostfriesland an Preußen fiel. Schon Friedrich Iii. erhielt 1695 gegen Abtretung des Kreises Schwiebus die Anwartschaft auf dieses Land, das dann, nachdem der letzte Fürst von Ostfriesland im Jahre 1744 ohne männliche Nachkommen starb, von Friedrich Ii., ehe noch andere Bewerber mit ihren Ansprüchen auftreten konnten, in Besitz genommen wurde. Das Fürstentum zählte 54 Quadratmeilen mit 97000 Einwohnern und war wegen feiner Lage an der Nordsee für Preußen von großer Wichtigkeit. Der zweite schlesische Krieg. Veranlassung. Inzwischen hatte Maria Theresia, von den Ungarn auss kräftigste unterstützt, mit gutem Erfolge den Kampf gegen Frankreich und Karl von Bayern, der inzwischen als Karl Vii. zum beutfchen Kaiser gekrönt worben war, fortgesetzt und die Feinde bis an den Rhein zurückgedrängt. Sie schloß mit England, Holland und Sardinien ein Schutz- und Trutzbündnis zur Behauptung aller ihrer Staaten. Da auch Sachsen diesem Bunde beitrat, so war Friedrich mit Recht um Schlesien besorgt. Er nahm daher die Unterstützung des deutschen Kaisers zum Vorwanbe und rückte im August 1744 mit 80000 Mann kaiserlicher Hilfsvölker in Böhmen ein. Krieg. Prag wurde von allen Seiten eingeschlossen und nach kurzer Belagerung mit Sturm genommen. Die Preußen drangen von hier weiter nach Süden vor, sahen sich aber wegen Mangels an Lebensmitteln, schlechter Witterung und der Feindseligkeit der Bewohner genötigt, sich nach Schlesien zurückzuziehen, wohin ihnen die Österreicher folgten. Hier
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