Vorrede.
'io,
Her Pott fit der Einleitung zu seiner Naturlehre
sagt: „Nichts auf dem Erdboden ist unsers Nach-
denkens und unserer Betrachtung würdiger als die
Natur: Ihr haben wir nächst Gott unser Daseyn
und unsre Erhaltung zu verdanken. Wie viele
Phänomene treffen wir nicht darin an, welche um
sere Aufmerksamkeit an sich ziehen würden, wenn
uns die Ursachen und der Nutzen ihrer Entstehung
besser bekannt wäre, oder wenn sie nicht durch die
Gewohnheit sie zu sehen und zu empfinden, uns
gleichsam verächtlich geworden wären. Der gemeine
Mann sieht die Berge und Quellen, die Fäulniß
Ler thierischen Körper, die Lust, die Abwechselung
der Wärme und Kälte, das Wehen der Winde und
überhaupt alle Begebenheiten und Gegenstände der
Natur mit einem gleichgiltigen Auge an, weil ihm
unbekannt ist, wie und warum solche entstehen
oder da sind, und wie groß der Einfluß ist, den sie
auf uns haben. Wie angenehm, wie lehrreich, wie
groß, wie wichtig sind aber diese Phänomene nicht
einem der Natur nur wenig kundigen Menschen,
und wie viele Früchte zieht er nicht aus der nähern
Betrachtung derselben! “
Wie wahr! Da nun die Kinder nicht in die
offne Natur blicken, und ihren Schöpfer und das
tausendfache Gute das sie umgiebt, sehen, fühlen,
bewundern, und dadurch zum frohen, dankbaren
Genuß und zur willigen Ausübung der ihnen mögr
lichen Pflichten erweckt werden können, (weil es
einem öffentlichen Lehrer sehr übel würde ausgelegt
werden, wenn er mit seinen Schülern dann und
wann aufs Feld gehen und da Betrachtungen über
Gott und seine herrliche Welt anstellen wollte) so
muß man schlechterdings dafür sorgen, daß sie derr
gleichen sinterhaltungen in Büchern sinden; besom
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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i'g I. ?lbschn. Etwas aus dem Kalender
Evnst. Die Kinder fragen auch -oft genug
darnach, und wenn sie in fpatern Jahren ge-
dankenlos über tausend Dinge hinfahren so liegt
also die Schuld gewiß nicht an ihnen; —- aber
wenn sie nun hundertmal gefragt haben, und
der, den sie fragen, selbst nichts weiß, oder sie
mit leeren Worten abspeiset, oder ihnen wehl
gar ihre Dummheit verwirft! — —
Franz. Da müssen sie frcylich des Fragens
müde werden, und am Ende zur Noch wohl die
Gerüche des gemeinen Lebens gebrauchen'lernen,
ober ohne sich zu erkundigen oder selbst nackzu-
denken, wie sie gemacht werden, und warum sie
gerade so eingerichtet wurden. — Eben so müs-
sen sie sich endlich gewöhnen, alles um sich her
mit sorgloser Gleichgültigkeit anzugaffen. —
Ernst. So können auch die herrlichsten An-
lagen in der Seele des Menschen durch ver-
kehrte Behandlung zerstört werden !
Franz. Leider! mehr als zu wahr! —
Aber, wir leben doch nun Gottlob! in solchen
glücklichen Zeiten, wo man sich der Jugend,
besonders der Bürgerkinder, mehr annimmr und
wo der Grundsatz : „ daß der gemeine Mann
keiner Aufklärung bedürfe^ nur noch in sehr we-
nigen Köpfen Raum findet.
Ernst.
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Ernst Franz Franz Ernst
ao I. Abschn. Etwas aus dem Kalender
V o m Kalender.
Sdtc Römer theilten das Jahr in 12 Monate,
und nannten jeden ersten Monatstag Kalendae.
Daher ist wohl der 9iamecaiendarium, Kalen-
der entstanden. So nennt man ein Büch, wel-
ches die Tage eines jeden Monats durchs ganze
Jahr mit beygefügten Wochentagen bezeichnet,
die Festtage, die durchs ganze Jahr fallen, an
ihrem bestimmten Tage angiebt, die Namen be-
rühmter Männer und Frauen, die nach und nach
gewissen Tagen im Jahre sind bcygelegt wor-
den^ anführt, und die vornehmsten Veränderun-
gen, die sich an der Sonne, am Monde und den
Sternen zutragen sollen, vorher anzeigt. —
Man hat sich schon von langen Zeiten her
der Kalender bedient, manchecley nützlichekennt-
nisse unter die Menschen zu verbreiten, und je
nachdem diese Kenntnisse aus einer Wissenschaft
besonders hergenommen worden, hat man auch
dem Kalender einen andern Bcynamen gegeben.
So heißen astronomische Kalender so'che, die
eine umständliche Nachricht von den Gestirnen,
ihrem Lauf und ihren Erscheinungen in diesem
Jahre geben. Genealogische, in denen sich
die Namen der jetzt regierenden Herren in Euro,
pa, ihre Gemahlinnen, Kinder, Verwandte, ihre
Geburtstage und Alter befinden. Historische,
welche neben den Kalender-Nachrichten, merkwür-
dige Begebenheiten beschreiben. Wirthschafts-
kalen-
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21
und der Naturgeschichte.
kalender, die den Landmann und Gärtner an
das erinnern, was er zu jeder Zeit auf dem Felde
und im Garten vorzunehmen hat, auch mancher-
ley nützliche Erfahrungen und Regeln über die
Wirthschafr enthalten.
Von der Eintheilung der Zeit.
Die Menschen haben von ihrem Ursprung an
sich genöthigt gesehen, die Zeit in Tage, Wochen,
Monate und Jahre; und die Tage in Stunden
und Minuten abzurheilen. Zu jenen großen
Abschnitten der Zeit in Tage, Wochen, Monate
und Jahre gab ihnen der Auf-und Untergang
der Sonne, und der Mond mit seinen Verände-
rungen Anlaß. Zu den kleinen Abschnitten in
Stunden und Minuten, bediente man sich fol-
gender Hülfsmittel Man nahm Wasser, goß
es in ein Gefäß, welches am Boden eine kleine
Oeffnung hatte und ließ es in ein anders unterge-
setztes Gefäß ablaufen. Wenn es abgesaufcn war,
schüttete man das Wasser wieder in das obere
Gefäß. So viel Mal nun das wiederholt wur-
de, so viel gliche Abtheilungen der Zeit hatte
man. Anstatt des Wassers bediente man sich
auch des Sandes auf ähnliche Art. Und so ent-
standen zuerst Wasser - und hernach Sand-
uhren. Durch Hülfe derselben bemerkten unsere
Vorfahren, wie viel der Schatten eines Stifts,
der von der Sonne beschienen wird, in einer ge-
B* I wis-
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und der Naturgeschichte.
olle Tage Ein Gpempel, und ihr werdet euch nach
eineiit Jahre ge wist eine schöne Fertigkeit erwor-
den haben. Kaufet also die Zeit aus, das heißt-
gehr mit der Zeit als mit der kostbarsten Waare
um und verschwendet sie nicht an unnütze oder
gar schädliche Dinge sondern gewöhnet euch, jes
den Augenblick gut und nützlich anzuwenden^
Von den Wochentagen.
G
Diese sind bekanntermaßen Sonntag-
£ ö" 2 %
Montag,. Dienstag, Mittwoch , Donnerstag-
9 ^
Freytag, Sonnabend. Der Kürze wegen schreibt
man die Tage öfters nur mit den hier beygefügten
Zeichen; und die Zeichen selbst sind von den
Himmelskörpern, die man auch auf die Art
schreibt, entlehnt; weil unsre Vorfahren jeden
Wochentag der Herrschaft eines bcsondcrn Pla-
neten unterordneten. Wir sind hierinne eines
bessern berichtet; wir wissen, daß unsre Schick-
sale und unsre Tage nicht von den Planeten, son?
dern blos durch die Allmacht eines weisen Schöp-
fers regiert werden, Demohngeachter haben wir
von jenem Wahn der Alten noch die Zeichen bey-
hchalten, weil die an sich ganz gleichgültig sind,
wem man nur nichts falsches dabey denkt.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
2?
und der Naturgeschichte.
wenn Mnrtius, der Frühlingsmonat, für den er-
sten angenommen wird, mir welchem die Alten
das Jahr anzufangcn pflegten. Deutsch Herbst-
mynat, weil der Herbst in demselben an geht.
Grober, Weinmonat, von der Weinlese.
November heißt bey uns Wintermonat-
weil sich in demselben dis kalte und naffe Win-
terszeit einstellt-.
December hat im Deutschen den Namen
Christmonat, weil in demselben das Geburtsfest
Jesu Christi begangen wird»
Das Schaltjahr»
Ein Gespräch»
Vater. Hier steht, der Monat Februar
habe 28 Tage, und in dem Kalender von 1784.
sin de ich doch 29; wie geht das zu?
Sohn. Das war auch ein Schaltjahr, lie-
der Pater, und alsdann hat der Februar Einen
Lag mehr als sonst.
V. Du weißt also schon, was ein- Schalt-
jahr ist?
S° O ja! dann heißt ein Jahr ein Schalt-
jahr , wenn Ein Lag eingeschaltet oder cinges
rückt ist.
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28 l. Abschn. Etwas ñus dem Kalender
V- Aber ist dir auch die Ursache bekannt,
warum in einem solchen Jahre ein Tag mehr ge-
rechnet wird?
E. Die Ursache davon, sagt unser Lehrer,
ist diese: die Dauer eines Jahres ist nicht genau
Z6s"tage, sondern beynah 6 Stunden drüber.
Sechs Stunden machen in 4 Jahren einen gan-
zen Tag. Damit nun in der Jahrrechnung kei«
ne Verwirrung entsteht, so schaltet man alle 4
Jahre Einen Tag ein, und alsdann bekommt der
Februar 29 Tage.
V. Sehr gut. mein Sohn! Ich muß die
Bemühung deiner klugen Lehrer und deinen Fleiß
loben. — Du sagst, alle vier Jahr fallt ein
solches Schaltjahr, — aber wer nun vergessen hat,
wenn das letzte gewesen und wenn wieder eins
seyn wird,- wie wird sich der helfen?
E. Dies laßt sich leicht entdecken. Man
darf nur. die. jedesmalige Jahrzahl mit 4 divi-
diren: laßt sie sich aufheben, so ist das Jahr ein
Schaltjahr; bleibt aber eine Zahl übrig, so
zeigt dieselbe an, wie viel Jahre nach dem letz-
ten Schaltjahre verflossen sind.
Z. B. 4
Xs.\1
446
Eins.
Wo bleiben denn aber die zuviel ange-
nommenen Minuten? Du sagtest doch vorher
selbst, daß das Jahr aus 565 Tagen und bey-
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und der Naturgeschichte. 29
nhd, also noch nicht vollen 6 Stunden bestehe.
Es sind also einige Minuten hinzugefügt worden,
und wenn werden die gerechnet? '
0. Das habe ich wieder vergessen, lieber
Vater, ich bitte, sagen Sie mir es noch ein-
mal.
Cs. Recht gern, mein Sohn. —- Das astro-
nomische Sonnenjahr bestehet eigentlich aus 56s
Tagen z.stunden 49 Minuten, weil aber diese
Berechnung für den aemcmen Mann zu gelehrt
ist, und zu vielfältigen andern Verwirrungen
Gelegenheit geben möchte, so rechnet man auf
jedes Jahr 365 Tage und 6 volle Stunden; und
was mit diesen 6 Stunden geschieht, das weißt
duschen. Die wenigen Minuten nun, die bey
dieser Berechnung zu viel angenommen sind,
werden von den Astronomen gesammlet, bis sie
einen ganzen Tag betragen, und alsdann wird
der Schalttag in einem Schaltjahr ausgelas-
sen, welches etwa alle rzo Jahre einmal ge-
schieht. —
0. Ach ja! so war's auch, lieber Vater,
so hat es uns unser Herr Rektor auch erklärt —
Ich danke Ihnen, daß Sie es mir noch einmal
gesagt haben, nun werde ichö nicht wieder ver-
gessen.
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und der Naturgeschichte.. 33
1) Das Fest Johannis des Täufers.
2) Die Feste der Apostel oder Boten Jesu,
die aber nicht besonders bey uns gefeyert werden.
Die Namen der eigentlichen Apostel stehen
Matthäi 10, 2; 4.
Eine Nachricht von den Sonntagen.
Die Christen haben den Sonntag statt des
Sonnabends zu ihren öffentlichen Versammlun-
gen gewählt, weil dieser Tag durch die Auferste-
hung Jesu Christi vom Tode, und durch die Mit-
theilung der Gaben des heiligen Geistes an die
Jünger Jesu, besonders merkwürdig ist gemacht
worden. Er heißt daher der 'Sag des Herrn,
dies dominica, — Alle Sonntage durchs ganze
Jahr werden nach den Festen gezahlt und eingè-
thcilt. Das Kirchen/ühr geh! mit dem ersten
Lldvenlsonnlage an und dieser Sonntage sind
allemal viere vor Weihnachten. Sie haben den
Namen von adventus, die Zukunft, Ankunft,
und sind verordnet zur Zubereitung auf dasweih-
nachtsfest. — Der Tag, der das Gedächtniß der
Weisen begeht, die den ncugebohrnen Christum
zu sehn und zu verehren, gekommen waren, hieß
bey den Alten fefhim Epiphanias, das Fest der
Erscheinung, oder Offenbahrung, Kundwer-
dung Christi bey den Heiden. Und von da zählt
man wieder einige Sonntage. Manches Iahe
sind ihrer nur zween, manches Jahr, wenn Ostern
C spät
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