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1. Das Altertum - S. 1

1897 - Leipzig : Voigtländer
Einleitung. Die Weltgeschichte erzhlt Geschehenes und zwar Welt-Begebenheiten, d. h. solche Thatsachen, welche auf die Entwickelung der Menschheit von wesentlichem Einflsse gewesen sind. Sie zieht daher nicht alle, sondern nur die Völker in Betracht, welche zur Ausbildung des Menschengeschlechts mitgewirkt haben. Die Weltgeschichte wird eingeteilt in: 1 die Geschichte des Altertums: von den ltesten Zeiten bis zum Untergange des westrmischen Reiches, 476 n. Chr.; 2. die Geschichte des Mittelalters: vom Untergnge des westrmischen Reiches bis zur Reformation, von 4761517 n. Chr.; 3. die Geschichte der neuen Zeit: von der Reformation bis zur Gegenwart, von 1517 bis jetzt. Andr-Zevin, Lehrbuch der Weltgeschichte. I. 1

2. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 3

1895 - Leipzig : Voigtländer
3 biger Mut, Freiheitsinn, Heimatliebe, Wanber- und Beutelust, Achtung gegen die Frauen, Gastfreunbschaft, Treue und Reblichkeit, babei Trunkliebe und Spielsucht. Wohnung, Kleibung, Speise waren einfach; die Waffen waren ihr liebster Schmuck; die Hauptbeschftigung war Jagb und Krieg; 5as Hauswesen und den Felbbau leiteten die Frauen. Grasreiche Weiben nhrten Rinber, Pferbe und mancherlei Kleinvieh; Viehbesitz war des Deutschen einziger und liebster Reichtum. Die gewhnliche Ackerfrucht war Hafer; auch Gerste, Roggen und Weizen wrben gebaut, sowie Rben, Rettige und Flachs gezogen; eble Obstarten fehlten noch. Das verbreitetste Obst war der Apfel. Ein Schriftsteller nennt auch Haferbrei als allgemein bliche Kost. Von zahmem Vieh lieferte namentlich das in Eichwldern ge-mstete Schwein treffliches Fleisch. Das Rindfleisch war selten; Pferdefleisch wurde namentlich bei den Opsermahlzeiten gegessen. Die hufigen Gelage (mit Bier und Met) waren verbunben mit Gesang, Schwerttanz und Beratung gemeinsamer Angelegenheiten. Städte gab es nicht imlanbe, benn so enges Zusammenwohnen wiberstrebte dem Volke; es lebte fluf zerstreut liegenben Hfen und in Drfern. Die Huser waren roh aus unbehauenen Baumstmmen ausgefhrt und mit Schindeln ober Stroh gebeckt. Von hohem Werte finb die Berichte, welche zwei der grten Meister der Geschichtschreibung, die Rmer Csar (um 50 v. Chr.) und Tacitus (um 100 n. Chr.), von den Zustnben des deutschen Volkes erstatten, als es zuerst in die Weltgeschichte eintritt. der Lebensweise und Sitte der Germanen lautet Casars Bericht: Jagd und kriegerische bung fllt der Germanen Leben aus. Schon von klein auf gewhnen sie sich deshalb an harte Strapazen und den sich in der Ausdauer. Zur Kleidung dienen ihnen Felle und kurze Pelzrcke. Wenig beschftigen sie sich mit Ackerbau; der grere Teil ihrer Nahrung besteht aus Milch, Kse und Fleisch. An dem Gastfreunde sich zu vergreifen, dnkt sie frevelhaft. Wer aus irgend einem Grunde zu ihnen kommt, den schtzen sie vor Unbill und halten ihn fr unverletzlich. Alle Huser stehen ihm offen, und der Lebensunterhalt wird mit ihm geteilt. - Die Einfuhr von Wein dulden sie nicht, weil sie meinen, da er den Menschen zum Ertragen vonstra-Pazen unfhig mache und verweichliche." Ausfhrlicher ist Tacitus' Bericht: Die allgemeine Volkstracht der Germanen bestehtin einem Mantel aus Wollzeug, den eine Spange oder, wenn es daran fehlt, ein Dorn zusammenhlt. Die Wohlhabenden zeichnen sich durch ein Gewand aus, das sich dem Krper enger anschliet. Auch trgt man Felle wilder Tiere, an den Ufern des Rheines ohne sonderliche Ausschmckung, weiter im Innern mit mehr Auswahl. Dort sucht man die Tierart sorgfltig aus und verbrmt die Felle mit buntgefleckten Pelzen von Tieren, die der ferne Ozean hervorbringt. Die Frau kleidet sich nicht viel anders, als der Mann; nur trgt sie hufiger ein leinenes Gewand, in das sie rote Streifen einwebt. Diese Kleider haben keine rmel; der Arm bleibt blo. Einfach sind ihre Speisen: wildes Obst, frisches Wildbret und saure Milch; ohne Aufwand, ohne Leckerbissen stillen sie den Hunger. 1*

3. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 8

1895 - Leipzig : Voigtländer
8 mit Sonne, Mond und Sternen. Die Erde wurde vom Meer umgeben. Der innere Teil der Erde, Midgard" (mittlerer Garten), wurde mit einer Schutzwehr gegen die Riesen versehen, die am Meeresuser wohnten. Schpfung der Zwerge: In dem Fleische des getteten Ymir entstanden Maden, die von den Gttern mit Gestalt und Geist begabt wurden. Diesen neu entstandenen Wesen wurde das Innere der Erde als Wohnsitz zugewiesen. Schpfung des Menschen: Die dreiasen kamen einst an den Strand des Meeres. Hier fanden sie zwei Bume: Askra"und Embla" (Esche und Erle). Beide waren thaten-los. Da nahmen die Götter sich ihrer an: Odin gab ihnen Geist, Hnir Vernunft, Loki Blut und Farbe. Das Geschick dieser lebenden Bume wurde von den Nornen (Schicksals-gttinen) bestimmt; sie sollten nicht unsterblich, sondern dem Schicksal unterworfen sein. Von diesen beiden Wesen stammt das Geschlecht der Menschen, denen Midgard zum Wohn-sitz angewiesen wurde. Das Weltall: Das Weltall dachten sich die Germanen als Baum, nmlich als eine ungeheuere Esche. Sie hat drei Wurzeln, von denen die eine in die Unterwelt, die zweite zu den Riesen, die dritte zu den Asen reicht. An jeder Wurzel entquillt ein Brunnen. In Asenheim" (Himmel) sind als Wohnsitze der Götter strahlende Burgen erbaut, welche die Stadt Asgard" bilden. Zwischen Asgard und Midgard ist eine strahlende Brcke, der welche die Asen zur Gerichtssttte reiten, die sich am Brunnen der Norne Urdh" (Vergangenheit) befindet. Die Riesen, das gestrzte Geschlecht, suchen Asgard zu strmen, knnen aber nicht der die Brcke kommen, da sie das Feuer scheuen. Inner-halb der Burg Odins bildet Walhall einen besonderen Teil: hier wohnen die Seelen der Helden, die im Kampfe fielen. b. Die Götter. Odin: Der erhabenste und gewaltigste Gott der Germanen ist Odin (Wodan). Er ist zunchst Sturmgott, der Gott der strmisch bewegten Luft. Sodann erscheint er als Himmelsgott berhaupt. Ferner ist er der Gott des Kampfes und Sieges. Seine Waffen sind der Goldhelm und der Speer. Er schenkt seinen Lieblingen Waffen, die unbedingt zum Siege führen. Ja er nimmt sogar persnlich am Kampfe teil. Da ihm die Unthtig-keit der Fürsten und Helden zuwider ist, so reizt er sie zum Kampfe an. Im Dienste Odins, d. h. auf dem Schlachtfelds zu fallen, galt dem Germanen als die einzig ehrenvolle Todesart. Ferner ist Odin der Gott der Weisheit, der von seinem erhabenen Sitze aus alles sehen und wissen kann. Er ist auch der Erfinder der Dichtkunst, sowie der Runen", der ge-heimnisvollen Schrift der Germanen. Auch als Gott der Heilkunst wurde Odin angerufen. Thor (Donar) ist der lteste und strkste Sohn Odins. Er stellt die physische Kraft dar, während Odin Vertreter der geistigen Krast ist. Auf einem rollenden Wagen, der von Bcken gezogen wird, fhrt er am Himmel dahin und verursacht den Donner. Aus seiner Hand schleudert er den Steinhammer, der immer wieder in seine Hand zurckkehrt; da-durch entstehen die Blitze, welche das Erdreich lockern und zum Anbau geeignet machen. Als Gott des befruchtenden Gewitters gilt Thor zugleich als Gott des Feldbaues und des Bauernstandes. Zu ihm kommen daher auch nach ihrem Tode die Knechte, während die Fürsten zu Odin kommen. Auf ihn wird auch das Wachstum der Pflanzen zurckgefhrt. berhaupt ist Thor ein segnender und hilfreicher Gott. Er ist der Riesenstarke", der fr Götter und Menschen gegen die Riesen kmpft. Er hat einen Strkegrtel, der seine Kraft um die Hlfte steigert, wenn er ihn anlegt. Dem rotbrtigen Gotte sind besonders die Tiere mit roter Farbe geweiht (Fuchs, Eichhrnchen, Rotkehlchen).

4. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 10

1895 - Leipzig : Voigtländer
10 H- Haufen auf einem Schiff aufgerichtet war, zerspringt bei diesem Anblick der treuen Ge-mahlin das Herz, und sie tritt mit ihrem geliebten Gatten die letzte Fahrt, zur Hel, an. Sigun ist die Gattin des finsteren Soft und stammt, wie dieser, aus dem Geschlecht der Riesen. Auch von ihr berichtet die Sage einen schnen Zug weiblicher Treue. Als ihr Gemahl wegen seiner Frevel von den Gttern auf einem zackigen Felsen ausgespannt wurde, verlt sie ihn nicht in seiner schmerzvollen Lage. In einer Schale fngt sie den Geifer auf, der von der der ihm aufgehngten Schlange herabtrufelt, und lindert so seine entsetzlichen Schmerzen. Treu hlt sie bei dem gefesselten Gatten aus bis zur Gtter-dmmerung. Hel, die Tochter Lokis, ist die Gttin der Unterwelt. Ihr dsteres Reich liegt in der Nebelwelt unter der einen Wurzel des Weltbaumes; es wird von einem ungeheuren Flusse umschlungen. Unerbittlich hlt sie alles fest, was einmal ihr finsteres Reich be-treten hat. Wie ihr Reich, erscheint auch sie dunkel und schwarz. Freudlos und traurig schleichen den Seelen, die hierher verbannt sind, die Tage dahin, im Gegensatz zu dem freudvollen Leben der Seelen bei den oberen Gttern. d. Untergeordnete gttliche Wesen. Die Nornen sind die Schicksalsgttinnen. Die Rorne der Vergangenheit ifturbh"r die der Gegenwart Verdandi", die der Zukunft Skuld". Sie schaffen den einzelnen Menschen ihr Schicksal und spinnen seinen Lebensfaden von der Geburt bis zum Tode. Die Wohnung der Rorne Urdh ist in einem Brunnen, der unter einer Wurzel des Welt-baumes liegt. Hier kommen die Götter zur Beratung zusammen und sprechen Recht. Die Walkren sind schne Mdchen mit strahlendem Antlitz, glnzend wie die Sonne. Sie reiten in den Kampf mit Helm, Schild und Panzer bewaffnet. Von den Mhnen ihrer Rosse trufelt der fruchtbare Tau auf Thal und Feld, zuweilen auch der verderbliche Hagel auf Berg und Wald. Sie sind die Begleiterinnen Odins, der sie aus-sendet, die Schlachten zu lenken und den Sieg zu bestimmen. Sie tragen auf ihren gln-zenden Schilden die gefallenen Helden nach Walhall und erwecken sie dort zu neuem, frh-lichem Leben. Bei den Gastmhlern kredenzen sie den Helden den Met. Die Elben (oder Elsen) scheiden sich in Lichtelben und Schwarzelben. Jene sindkleine, lichte und schne Wesen, leuchtender als die Sonne", die den Menschen gegenber gut und hilfreich sind. Sie stehen im Dienste der Götter und führen das Licht und die Wrme zur Erde. Sie wohnen in der Luft. Die Schwarzelben sind dunkler als Pech", hlich und oft verkrppelt. Gegen die Menschen sind sie belwollend. Sie wohnen in den Tiefen der Erde und hten die Metalle, die sie zu groen Schtzen ansammeln. Auch die Zwerge wohnen in den Tiefen der Erde und bilden ein Knigreich mit einem Zwergknig an der Spitze. Sie entfalten ihre rhrige Thtigkeit nur während der Nacht, da sie lichtscheu sind. Zuweilen kommen sie auf die Erde, mssen aber zur be-stimmten Zeit ihre dunklen Wohnsitze wieder aufsuchen, da der erste Sonnenstrahl, der sie trifft, sie in Stein verwandelt. Zu ihrem Schutze tragen sie verhllende Nebel- oder Tarnkappen", die ihnen auch gewaltige Strke verleihen. Manchmal entfhren sie Mdchen in ihr Bereich, um sich mit ihnen zu vermhlen. Sie sind die Hter der Erdschtze. Wassergeister oder Nixen sind schne, liebliche Wesen, die im Wasser wohnen; sie sind jedoch fters durch einen Fischschwanz entstellt. Sie tauchen oft aus der Flut empor, setzen sich ans Ufer und kmmen ihr Haar. Zuweilen suchen sie auch die Gesellschaft der Menschen auf und ergtzen sich am Tanze. Man erkennt sie dann iuohi an dem nassen Zipfel ihrer Schrze. Zur bestimmten Stunde mssen sie in ihr nasses Element zurck-kehren. Wenn sie den Zeitpunkt verfehlt haben, so steigt ein roter Blutstrahl aus der Tiefe empor. Durch ihren verlockenden Gesang ziehen sie oft Menschen in die Tiefe.

5. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 12

1895 - Leipzig : Voigtländer
12 sich erstreckte. Hier entwickelte sich allmhlich ein lebhafter friedlicher Verkehr zwischen Rmern und Germanen, und hier machte sich zuerst der Einflu der rmischen Kultur geltend. Namentlich brachten die Rmer dahin den Wein-bau, und wo sie warme Quellen fanden, legten sie Bder an (Badenweiler, Baden-Baden, Wiesbaden). Auch traten immer husiger germanische Jng-linge in rmische Kriegsdienste und lernten hier rmische Sprache, Bildung und Kriegskunst. Fast 2 Jahrhunderte dauerte dieser im ganzen friedliche Verkehr. 3. Dievlkerbndnisse. Die Verteidigungskriege der Deutschen wurden gegen Ende des zweiten Jahrhunderts zu Angriffskriegen. Zu weiteren Unternehmungen gegen das rmische Reich entstanden dann im dritten Jahrhundert unter den deutschen Stmmen vier groe Vlker-bndnisse: a. die Alemannen, nrdlich vom rmischen Grenzwall; b. die Franken, am Mittel- und Niederrhein; c. die Sachsen, stlich von den Franken bis an die Elbe; d. die Goten, im Osten Deutschlands. Diese Vlkervereine machten fortwhrend Einflle in das rmische Reich. Die Alemannen berschritten den Grenzwall und nahmen das Zehntland in Besitz. Die Franken suchten durch Raubzge das nrdliche Gallien heim. An den Ksten der Nordsee bis nach Gallien und Britannien machten sich die Sachsen durch Seeraub furchtbar. Die Goten dehnten sich bis zum Schwarzen Meere und zum Don aus. Sie teilten sich in die Westgoten (in Dacien) und die Ostgoten (am Schwarzen Meere). Das Zusammentreffen der Ostgoten mit den Hunnen gab den Ansto zu der groen Vlkerwanderung. Ii. Die Vlkerwanderung (bis 476 n. Chr.). 6. (71.) Die Hunnen, Beginn der Vlkerwanderung. 1. Die Hunnen. Die Hunnen waren ein wildes Nomadenvolk mongolischen Stammes aus Mittelasien. Von abschreckender Hlichkeit, schienen sie so berichteten die alten Schriftsteller mehr zweibeinigen Bestien als Menschen zu gleichen. Sie waren von kleiner Gestalt, aber festem, starkknochigem Krperbau, ihr Kopf dick, der fleischige Hals zwischen den Schultern wie vergraben, die Stirn kurz, die Nase wie gequetscht, der Mund breit, die Gesichtsfarbe schmutziggelb, die Augen klein und tiefliegend, die schwarzen Augenbrauen schrg und sehr dnn. Sie lebten von wilden Wurzeln und von Fleisch, das sie nicht kochten, sondern wie einen Sattel aufs Pferd legten und durch einen tchtigen Ritt mrbe

6. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 14

1895 - Leipzig : Voigtländer
14 410 wurde der junge Held vom Tode ereilt, 410; im Bette des abgeleiteten Flchens erhielt er seine Grabsttte. 3. Das Westgotenreich in Spanien. Nach Alrichs Tode zogen die Westgoten aus Unteritalien nach Gallien, und grndeten sdlich von der Loire das westgotische Reich mit der Hauptstadt Toulouse, das sich dann auch der Spanien ausbreitete. 8. (73.) Die vandalen und die Angelsachsen. 1. Die Vandalen. Auer den Westgoten kamen noch andere germanische Völker nach Spanien gezogen, namentlich die Vandalen. Diese gingen 429 von dort bald unter ihrem Könige Geiserich 429 nach Nordafrika hinber, wo sie das Vandalenreich mit der Hauptstadt Karthago grndeten. Auch Gallien wurde von deutschen Stmmen in Besitz genommen. Neben den Westgoten im Sdwesten breiteten sich im sdstlichen Gallien die Bur-gunder, in Nordgallien die Franken aus. 449 2. Die Angelsachsen. Um das Jahr 449 zogen Angeln und Sachsen von der deutschen Nordseekste nach Britannien und grndeten dort sieben kleine Reiche, welche spter zu dem Knigreich E n g l a n d (Angelland) vereinigt wurden. Die Britten wichen vor ihnen nach Westen (Wales) zurck. 9. (74.) Attila, der Hunnenknig. 1. Attilas Person und Hoshalt. Nach der Bezwingung der Ostgoten hatten die Hunnen ihre Herr f chast der viele deutschen Stmme ausgebreitet; ihr König Attila (in der Sage Etzel genannt) gebot der ein Reich, das von der Wolga bis in das Innere von Deutschland reichte. Dieser mchtige Herrscher war, als echter Hunne, von Gestalt klein und hlich. Aber an dem stolzen Gang, dem strengen Blick, der wrdevollen Haltung erkannte man den gewaltigen Gebieter. Ein Hause von Knigen und Fürsten unterjochter Völker umgab ihn. Um sich her liebte er die Pracht; seine Gste aen aus goldenen und silbernen Gefen; er selbst duldete auf feiner Tafel nur hlzerne Schsseln und blieb in Speise, Kleidung und Pferdeschmuck hchst einfach. Bei Gastmhlern hrte er gerne Gesang und heiteren Scherz; doch verlor er dabei nie den strengen Ernst. Sein Wohnsitz lag in Ungarn zwischen der Thei und der Donau. Dort erhob sich in einem groen Dorfe sein Palast, wie die andern Huser aus Holz erbaut, doch mit weiten Hallen umgeben und prchtig aus-gestattet. Von hier aus verbreiteten seine Befehle Schrecken der ferne Na-tionen. Wenn er sein Schwert in die Erde stie, sagte man, htten hundert

7. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 15

1895 - Leipzig : Voigtländer
15 Völker gebebt und Rom und Konstantinopel in ihren Grundvesten gezittert. Er selbst nannte sich Godegisil d. i. Gottesgeiel, und alles Land, das er betrat, erfuhr es, da er wirklich eine Geiel Gottes, eine Zuchtrute der Völker war. 2. Die Hunnenschlacht 451. Um seine Herrschaft auch der Westeuropa 451 auszudehnen, brach Attila mit seiner Streitmacht von mehr als einer halben Million Kriegern aus Ungarn auf und zog, alles vor sich niederwerfend, die Donau aufwrts durch Deutschland; dann drang er der den Rhein nach <Mien vor. Dort traten die vereinigten Heere der Rmer, Westgoten und Franken dem Weltstrmer entgegen. In der ungeheuren Schlacht auf den katalaunischen Feldern an der Marne (zwischen Chalons und Troyes) 451 wurde Attila geschlagen und zum Rckzge nach Ungarn gentigt. 3. Attilas Ende. Im folgenden Jahre unternahm Attila einen Raub-zug nach Italien. Oberitalien fiel in seine Hnde und wurde furchtbar ver-wstet. Viele Bewohner des Landes flchteten in die Lagunen des adriatifchen Meeres und legten dort den Grund zu der stolzen Jnfelstadt Venedig. Die erschreckte Stadt Rom bat durch eine Gesandtschaft, an deren Spitze der Papst Leol. dergroe stand, den Hunnenknig um Schonung. Er lie sich zum Frieden mit den Rmern bewegen und fhrte fein Heer nach Ungarn zurck. Dort starb er (454), von den Hunnen in ihrem Leichengesang gepriesen als der Vater seines Volkes, die Geiel seiner Feinde, der Schrecken des Erd-balls". Nach seinem Tode lste sich das gewaltige Reich auf; die unterjochten Völker machten sich wieder frei, und die Hunnen verschwanden allmhlich aus Europa. 10. (76.) Italien in der Gewalt der Deutschen. 1. Geiserich in Rom. Kaum war Rom vor den Hunnen gerettet, so kam von der entgegengesetzten Seite das Verderben der die Stadt. Der Vandalenknig Geiserich landete an der Tibermndung, eroberte die Stadt Rom und gab sie einer 14tgigen Plnderung preis (455). 2. Odoaker, der König von Italien. Bald darauf wurde das west-rmische Reich, das zuletzt nur noch auf Italien beschrnkt war, von seinem Schicksal ereilt. Die letzten rmischen Kaiser hatten nur noch mit Hilfe ihrer germanischen Soldtruppen die Herrschaft behaupten knnen. Dadurch ge-rieten sie aber ganz in Abhngigkeit von den Fhrern dieser Soldtruppen, welche zuletzt nach Belieben die Kaiser ein- und absetzten. Endlich geschah es, da Odoaker, ein Anfhrer deutscher Hilsstruppeu im rmischen Heere, den letzten Kaiser, Romulns Augustulus, entthronte und sich zum König von Italien machte, 476.

8. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 2

1895 - Leipzig : Voigtländer
2 Einleitung. I. Die Deutschen vor der Vlkerwanderung. 2. (65.) Land und Volk. 1. Das alte Deutschland. Die ltesten Nachrichten der Land und Volk der Deutschen haben wir von den Rmern erhalten. Sie nannten Germania das Land vom Rheine bis der die Weichsel hinaus und von der Donau bis zur Nord- und Ostsee. Das Land auf der l i n k e n Rheinseite bis zu den Vogesen wurde von ihnen zu Gallien gerechnet, obwohl es von germanischen Vlkerschaften bewohnt war. Die Rmer schildern Germanien als ein rauhes, grtenteils mit Wald bedecktes Land. Namentlich heben sie denherzynischenwald hervor, der die vom Schwarzwald durch Mittel-deutschland bis zu den Karpathen reichenden Gebirge umfate und sich 60 Tagereisen in die Lnge und 8 in die Breite erstreckte. Eine Menge Wild hauste im Dickicht der Urwlder: Auerochsen, Elentiere, Bren, Wlfe, Eber. 2. Die Germanen: Abstammung und Vlkerschaften. Die Germanen, ein Zweig der groen indo-europischen Vlkerfamilie, waren in alter Zeit aus Hochasien eingewandert; sie waren ein unvermischtes, reines, nur sich selbst hnliches" Volk. Durch hohe, kraftvolle Gestalt, khn blickende blaue Augen und rotblondes Haar unterschieden sie sich von den sdlicher wohnenden Vlkern. Der Name Germanen, der wahrscheinlich Nachbarn" bedeutet, wurde ihnen zuerst in Gallien, dann von den R-mertt beigelegt. Der Name Deutsche ist erst um die Wende des 9. und 10. Jahrhunderts aufgekommen; bis dahin hatten sie selber keinen das ganze Volk umfassenden Namen, sondern nur Namen fr die einzelnen Vlker-schaften, in welche sie zerfielen. Dieser Vlkerschaften gab es eine groe Menge. Unter ihnen ragten im westlichen Deutschland hervor: die Cherusker an der Weser, die Katten in Hessen, die Sigambrer an der Ruhr, die Friesen in Holland. Im Osten war der Stamm der Sueben ausge-breitet, zu welchem die Semnonen in Brandenburg, die Langobarden am linken Ufer der Elbe bei Lneburg, die Bandalen am Riesengebirge, die Goten an der Weichselmndung gehrten. 3. (66.) Lebensweise, Sitte und Verfassung. 1. Lebensweise und Sitten. Die alten Germanen waren ein zwar noch rohes, aber naturkrftig gesundes, reich begabtes, frisch aufstrebendes Volk. Gute Sitten vermochten bei den alten Deutschen mehr, als anderswo gute Gesetze." Als Hauptzge ihres Charakters werden genannt: unbn-

9. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 4

1895 - Leipzig : Voigtländer
4 Nicht so mig sind sie im Trinken. Sie bereiten ihr Getrnk das Bier aus Gerste oder Weizen; die dem Rheine benachbarten Stmme kaufen auch Wein. Ist der Germane nicht durch Krieg in Anspruch genommen, so bringt er seine Zeit mit Jagd, wohl auch im Miggang hin. Gerade die tapfersten und kampflustigsten Männer liegen in trger Ruhe da; die Hauswirtschaft, die Bestellung des Ackerfeldes ist den Frauen, den Alten und Schwachen der Familie berlassen. Sie selbst bleiben unthtig. Gastfreundschaft pflegt kein Volk in ausgedehnterem Mae als die Germanen. Irgend einem Menschen den Eintritt in das Haus zu verweigern, halten sie fr gottlos. Nach bestem Vermgen bewirtet ein jeder den Fremden. Ist der Vorrat aufgezehrt, so weist der, welcher eben den Wirt machte, dem Gastfreunde den Weg nach einem andern Hause, und begleitet ihn dorthin. Ungeladen treten sie in den nchstgelegenen Hof. Da finden sie den gleichen freundlichen Empfang. Ob der Gast bekannt, ob er unbekannt ist, das Gastrecht macht keinen Unterschied. Beim Abschied tauscht man Gastgeschenke aus. Hufig gehen die Germanen zum Gelage, bei dem sie stets mit Waffen erscheinen. Tag und Nacht fortzuzechen, ist keine Schande. Da kommt es natrlich in der Trunken-heit oft zu Streitigkeiten, und man begngt sich dann nicht mit Scheltworten; manchmal geht es bis zu Blutvergieen und Totschlag weiter. Doch auch der Wieder-ausshnung von Feinden, der Anknpfung ehelicher Verbindungen, der die Wahl von Fürsten, der Frieden endlich und Krieg pflegt man beim Gelage zu beraten, gleich als wenn nie sonst der Mensch so treuherzig gestimmt und so fhig wre, sich fr groe Ge-danken zu erwrmen. Ohne Arglist, in unbefangener Heiterkeit erschlieen sich da die Geheimnisse der Brust; offenkundig wird eines jeden Meinung. Am Tage darauf wird in neuer Beratung noch einmal nchternen Mutes geprft, was bei der Frhlichkeit des Mahles verabredet war, damit kein wichtiger Beschlu ohne reifliche berlegung ge-fat werde Bei ihren geselligen Versammlungen ergtzen sie sich am Schwerttanz, dem einzigen Schauspiel, das sie kennen. Jnglinge tummeln sich da zwischen drohend aufge-pflanzten Schwertern und Lanzen kecken Mutes herum, um ihre bung und Gewandtheit zu zeigen. Dem Wrfelspiel sind sie mit solcher Leidenschaft ergeben, da sie, wenn alles verloren ist, aus den letzten verzweifelten Wurf ihre persnliche Freiheit setzen. Der Verlierende ergiebt sich in die freiwillige Knechtschaft, lt sich binden und verkaufen. Sogro ist auch in einer schlechten Sache ihre Beharrlichkeit; sie selber nennen es Treue. Vorzgliches Lob unter den Sitten der Germanen verdient ihre Heilighaltung der Ehe. Vielweiberei ist bei ihnen unzulssig. Mitgift bringt nicht die Frau dem Manne, sondern der Mann der Frau zu: Geschenke, nicht auf die weibliche Eitelkeit berechnet oder zum Schmuck fr die junge Gattin bestimmt, sondern es sind Rinder, ein gezumtes Ro, ein Schild nebst Speer und Schwert. So wird das Weib schon an der Schwelle des Ehe-stand es erinnert, sie komme zu dem Manne als Genossin in Arbeit und Gefahr, die in Krieg und Frieden sein Schicksal und seinen Wagemut zu teilen habe. Dies kndet das Stierpaar, das kampfgerstete Ro und das Waffengeschenk an. In diesem Geiste soll sie leben und sterben. So ist die Frau berall des Mannes treue Gefhrtin. Auch bei der Schlacht ist sie in seiner Nhe, und die Kmpfenden hren den Zuruf ihrer Frauen, deren Zeugnis ihnen als das heiligste, deren Lob als das grte gilt. Manchmal haben Frauen schon wankende und zum Rckzge geneigte Schlachtreihen durch ihr Flehen wieder zum Stehen gebracht und zur Ausdauer ermutigt, indem sie auf die drohende Gefangenschaft hinwiesen, die den Germanen als ein doppelt unertrgliches bel erscheint, wenn es ihre Frauen gilt. Ja etwas Heiliges sehen sie in den Frauen und schreiben

10. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 5

1895 - Leipzig : Voigtländer
ihnen Prophetengabe zu; daher sie ihren Rat nicht verschmhen und ihre Aussprche nicht unbeachtet lassen." 2. Staats- und Kriegswesen. Die alten Germanen waren ein Volk der F r e i e n; ausgedehnt war die Selbstndigkeit und das Recht der einzelnen Volksgenossen, die Freiheit ein germanisches Gut". Neben den Gemeinfreien gab es Edelinge (Adel), die durch altberhmtes Geschlecht und Reichtum hervorragten, aber keinen bevorrechteten Stand bildeten. Recht-los waren die Unfreien, meist Kriegsgefangene, die als (leibeigene) Knechte einem Herrn dienten. Aus der Vereinigung mehrerer benachbarten Familien entstand eine Gemeinde; mehrere Gemeinden bildeten einen Gau. Gemein-same Angelegenheiten beriet und entschied die Volksg emeinde, zu der rille Freien zu bestimmten Zeiten, bei Neumond oder Vollmond, im Waffen-schmuck zusammentraten. An der Spitze der Gaue standen die Fürsten (Vorsteher), die aus den angesehensten und erfahrensten Mnnern gewhlt wurden. Fr den Krieg wurde der tapferste der Fürsten zum Heerfhrer oder Herzog erhoben. Bei einigen Stmmen gab es auch K n i g e, die aus den durch groen Grundbesitz und alten Heldenruhm hervorragenden Geschlechtem durch Erhebung auf den Schild erkoren wurden. An einem allgemeinen Kriege mute jeder wehrfhige freie Mann teilnehmen; das Aufgebot aller Wehrhaften hie Heerbann. Auf einzelnen Waffenfahrten begleitete den Huptling ein Gefolge von Jnglingen, die durch ein enges Band der Treue auf Tod und Leben mit ihm vereinigt waren. 4. (67.) Religion. 1. Die Götter. Der Gtterglaube der Germanen ging von der Natur-betrachtung aus und spiegelte wie die Gemtstiefe, so das kampfbewegte Leben des Volkes wieder. Die gewaltigen Naturmchte, vor allen die Leben und Segen spendende S o n n e und die fruchtbringende Erde, ferner die nn-bezwingliche Helden kraft, die in den Schlachten den Sieg erkmpft, das waren des Volkes Gottheiten. Als hchster Gott wurde der Wind- und Sturmgott Wuotan oder Wodan (Odin) verehrt, der Gott der alldurchdringenden Luft, der All-vater und Weltlenker, der jeglichen Segen spendet und namentlich das hchste der Gter, den Sieg in der Schlacht, verleiht. Er thront in W alh all auf goldenem Hochsitz; zwei Raben auf seinen Achseln flstern ihm Kunde vom Stande der Welt ins Ohr, zu seinen Fen strecken sich zwei Wlfe. Das ganze Weltall berschaut der Gott von diesem Hochsitz aus; nichts entgeht seinem Blicke. Wenn er der die Erde hinfhrt, ist er in einen blauen (Wolken-) Mantel gehllt und trgt einen breitrandigen Hut auf dem Haupt. In den
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