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1. Handbuch der Vaterlandskunde - S. 2

1858 - Stuttgart : Schweizerbart
2 1) daß schon in uralten Zeiten in einer Seiteubncht des Thates der Rems, zu Beutelsbach, eine Burg erbaut war, der Sitz der Grafen des Reinsgaues; 2) daß die, welche diese Burg einst inne hatten, von gleichem Stamme waren mit den Edeln drüben am südlichen Fuße der Alb, welche zu Landau und Grüningen begütert waren, und denen Egloffs und die Herrschaft im Allgäu gehörte; 3) daß um die Mitte des elften Jahrhunderts ein Gaugraf Conrad mit seiner Schwester Luitgarde auf Burg Beutelsbach saß, deren Bruder, Bruno, erst Domherr zu Speier, nachmals als Abt des Klosters zu Hirschau starb; und endlich 4) daß Ulrich, des Stammes von Grüningen-Landau, Luitgarde, die Schwester von Conrad, zur Gemahlin erkoren, eine Burg auf dem Rothenberge erbaut, und sie «Württemberg" genannt habe. Das Jahr der Erbauung melden die Urkunden nicht; doch bezeugt eine Steinschrift, die im inneren Hofe der Burg sich vor- sand, daß Adalbert, Bischof zu Worms, am Ii. des Hvrnnngs im Jahre 1083 die Kapelle der Burg im Namen der heiligen Dreifaltigkeit geweiht habe. Nach dem Tode Conrads von Beutelsbach, der kinderlos starb, ging das Erbe von Beutelsbach über auf die Schwester Luitgarde, die Gemahlin von Ulrich. Auch Ulrich starb bald; sein Sohn aber, Conrad I., vereinte das mütterliche Erbe, wozu das naheliegende Schorndorf und die Herrschaft Waldhausen gehörte, sowie die Gaugrafenwürde im Rems- gau mit dem Erbe von väterlicher Seite, wozu außer Cannstatt und Stuttgart auch Waiblingen und Leonberg, vielleicht auch schon Göppingen gehörte. Und dieser Conrad ist es wohl, der 1090 als Zeuge auftritt in einer Vergleichungsurkunde wegen streitiger Güter zwischen Wernher von Grüningen und den Grafen von Achalm. Abermals geschieht dieses Conrads Erwähnung in einer Urkunde zu Speier vom 1.1123. Zwar gibt die Urkunde uns keine ausführliche Kunde von ihm; doch beweist schon die Stelle, in welcher seiner gedacht ist, zur Genüge, daß er mit den Edeln vom ersten Range auf gleicher Stufe stand. Nach Conrad kommt in den kaiserlichen und königlichen Briefen vor: ein Heinrich von Württemberg, ein Ludwig und Emich, ein jüngerer

2. Handbuch der Vaterlandskunde - S. 4

1858 - Stuttgart : Schweizerbart
4 ringen, zu bekämpfen, begleitete ihn auch Ulrich. Da sich aber die Schlacht mit Konrads völliger Niederlage endigte, und Heinrich nun das Land durchzog, fiel Ulrich, wie die meisten andern Herren von Schwaben,' dem Sieger zu. Dafür verlieh ihm Heinrich die Schirmvogtei des Klosters Denkendorf und manche Güter und Lehen. Später von Konrad besiegt, und durch den Tod vom Schauplatz abgerufen, räumte Heinrich dem Grasen Wilhelm von Holland, den eine neue Wahl dem ftanfischen Konrad zum Gcgenkaiser setzte, den Platz ein. Und als nun dieser neue Gegenkaiser im deutschen Reiche mehr und mehr die Oberhand gewann, bestätigte er nicht nur die Schenkungen alle, welche Graf Ulrich dem Kaiser Heinrich ver- dankte, sondern er fügte diesen auch noch weitere bei. Nach Conrads Tod, der wohl an Gift, von Welschen bereitet, im Jahr 1254 starb, stieg der Staufen Nvth aufs höchste. Sollte ihr Haus erhalten werden, so that es jetzt zwiefach Noth, sich wackre Helfer zu gewinnen. Freigebig verliehen deßhalb die Vormünder Conradius an Ulrich das Marschallamt in Schwaben * *, die Vogtei über Ulm und das Landgericht in der Bürs und auf der Lent- kircher Heide 3: einträgliche, wichtige Remter, wozu außerdem auch uoch Güter zu Achalm und Reutlingen kamen. Ums Jahr 1200 erschien Richard von Kornwallis in Deutsch- ' Marschall heißt ursprünglich ein Stallmeister, und bezeichnet in Beziehung auf den Kaiser den Obervorsteher oder Aufseher über sämmtliche, zum Hof- oder Kriegsstaat gehörigen Pferde. Auf Reichstagen hatte der Reichsmarschall für die äußere Ordnung und deren Beobachtung bei den Versammlungen zu sorgen, den Vorsitz zu führen rc. Heut zu Tage hat der Hofmarschall für die ganze innere Haushaltung eines fürstlichen Hofes, der Küche, des Kellers rc., Sorge zu tragen. * Vogt — ursprünglich ein Beschützer, Schirmherr, Vormund; so hießen Diejenigen, welche Stifter und Klöster bei ihren Rechten zu schützen, sie in weltlichen Angelegenheiten zu vertreten und die Gerichte in ihrem Namen zu handhaben hatten; so Klostervögte, Stiftsvögte rc.; sodann bezeichnet der Ausdruck auch den Statthalter eines größeren Be- zirks, der die Gerechtigkeit handhaben und die Gefälle des Landesherrn einnehmen mußte. Dem entsprechend bezeichnet „Vogtei" den Bezirk, so- wie die Würde des Vogtes. Mit den Vogteien waren auch beträchtliche Einkünfte für den Inhaber derselben verbunden. 3 „Landgericht" bezeichnet allgemein ein höheres Gericht, dessen Ge- walt sich über einen gewissen Bezirk und über alle Diejenigen erstreckt, die von der gewöhnlichen Gerichtsbarkeit befreit sind. Siehe: Leutkirch.

3. Handbuch der Vaterlandskunde - S. 6

1858 - Stuttgart : Schweizerbart
ñ Eberhard I. sollten jetzt des württembergischen Landes Schirmer und Mehrer sein. Doch der ritterliche Muts) und die rege Thätig- kcit des jünger» Eberhard erweckten bald die Hoffnungen des ßctnfceö1. Rudolph von Habsburg war 1273 zum deutschen Kaiser gewählt worden; ihn hatte man unter Vielen für den Tüch- tigsten gehalten, Ordnung und Recht zu schaffen und der Ver- wirrung und Gesetzlosigkeit ein Ende zu machen. Als aber Ru- dolph nun die Stände des Reichs aufforderte, die Güter und Lehen des Reiches, welche sie während der «kaiserlosen Zeit" an sich ge- rissen hatten, zu seinen und des Reiches Händen zu stellen; und als er ferner auf einem Reichstag zu Nürnberg die Klagen über angemaßte Gewalt und über erlittenes Unrecht anhörte und schlichtete und schließlich die sämmtlichen Stände des Reichs zur Haltung des Landfriedens verpflichtete, auch die Städte und Kloster seines beson- deren Schutzes versicherte, die Raubritter zähmte, Handel und Wandel auf deu Heerstraßen schützte, und die Ordnung durch feine Vogte mit Nachdruck handhabte, da fehlte es allenthalben am guten Willen und unter den größeren Landesherren fand sich auch nicht Einer, den diese Forderungen und Einrichtungen befriedigt hätten, und der sich den Beschränkungen seiner bisherigen Macht willig unterzogen hätte. Dies galt namentlich auch von dem Brüderpaare Ulrich und Eberhard. Auch sie hätten dem Reiche gar Manches zu er- statten gehabt und manche, ihnen bereits zur Gewohnheit gewordene Ausübung ihrer Macht wieder anfgeben müssen. Und daß nun der Kaiser zu Gunsten seines Schwagers, des Grafen von Hohen- berg, die beiden Grafen ohne Weiteres der Landvogtei über die nie- derjchwäbischen Städte entsetzte, das war auch nicht geeignet, sie zur Unterwerfung geneigter zu machen. Die Grafen fühlten übrigens wohl, daß sie es allein nimmer wagen dürften, dem Kaiser Trotz zu bieten; au Genossen aber konnte es ihnen nimmer fehlen, da vom Rheine bis zu den Grenzen Ungarns die Mißvergnügten sich zumal erhoben und im weiten Bunde sich einigten. — Doch mit starker Hand schlug Rudolph schnell jeglichen Widerstand nieder, 1 Ulrich, der ältere der beiden Brüder, von sanfter, ruhiger Ge- müthsart, überließ seinem Bruder willig die Geschäfte der Negierung und des Kriegs; auch starb er schon ums Jahr 1279.

4. Handbuch der Vaterlandskunde - S. 8

1858 - Stuttgart : Schweizerbart
8 die Vesten Nems und Wittlingen herauszugeben. In diesen Frieden waren beiderseits auch die Genossen ausgenommen. Indessen wurde doch der Kaiser durch Viesen allgemein kund- gegebcnen Widerwillen der schwäbischen Herren gegen die Wieder- herstellung des Herzogthums Schwaben bewogen, im Jahr 1288 hierauf zu verzichten: ein Akt von der größten Wichtigkeit für die genannten weltlichen und geistlichen Herren, indem sie dadurch reichsunmittelbar wurden. — Vier Jahre später, 1292, starb Rudolph. Kaum war der Kaiser verschieden, so.machte sich auch Eber- hard schon auf, die erlittenen Demüthigungen zu rächen. Die Grafen von Hohenberg sollten seinen Unmuth zuerst suhlen, denn sie hatten sich ja so Manches herausgenommen, was seinen Haß nicht weniger als seine Eifersucht erregt hatte. Gegenseitige Gebiets- verwüstungen bezeichneten die Bewegungen der Entzweiten. Ein Glück, daß sie die Zwecklosigkeit solchen Kampfes bald einsahen und einen Frieden schlossen, der durch die Vermählung der Tochter des Hohenbergers, Irmengard, mit Ulrich Iii., dem Sohne Eberhards, befestigt wurde. Der neue Bund vermehrte Eberhards Ansehen und seine Macht, und Niemand mochte es ihm wehren, seine dem Reich übergebenen Burgen wieder zu eigenen Händen zu nehmen. Auch die Kloster Lorch und Adelberg begaben sich unter Eberhards Schirm und — seine Feinde schwiegen. Ein neuer Kaiser bestieg den Thron: Graf Adolph von Nassau. Das mochte Rudolphs Sohn, Albrecht, nicht ver- schmerzen, und au diesen schlossen sich nun alle die Unzufriedenen unter den Reichsständen, darunter auch Eberhard, an, dem der neue Kaiser die Burg Rems, das Städtchen Neu - Waiblingen und die erlangten Klostervogteieu entzogen hatte. Sv zog denn auch Eber- hard mit großer Heeresmacht im Gefolge Albrechts an den Rhein hinab und trug nicht wenig bei zu dem glücklichen Ausgang des Kampfes bei Oppenheim, in welchem Adolph, von dem Speer seines Gegners Albrecht getroffen, diesem Thron und Reich überließ. Reichlich lohnte der neue Kaiser A l b r e ch t dem Grafen Eberhard seine Dienste; namentlich verlieh er ihm das wichtige Amt der Reichslandvogtei in Niederschwaben und Eberhard hinwiederum er- wies sich seinem Gönner durch erhebliche Dienstleistungen dankbar. Als nun aber die unersättliche Ländergier des Kaisers, wie in

5. Handbuch der Vaterlandskunde - S. 10

1858 - Stuttgart : Schweizerbart
10 hehlten es sich auch nicht, daß derselbe die Macht und das Ansehen des Neichsoberhaupts zur Bedruckung der Reichsstände und zur Vermehrung seiner Hausmacht benützen würde. Darum wählten sie lieber den machtlosen Grafen H e i n r i ch von Luxemburg (1308). Im folgenden Jahre schrieb dieser Kaiser einen Reichstag nach Speier aus. Die Macht und den Glanz seines Hauses zu zeigen, erschien Eberhard dabei mit dem stattlichen Gefolge von 200 Rittern und vielen Dienern. Aber die Klageboten der schwäbischen Städte waren ihm bereits vorausgeeilt und hatten dem Kaiser mit düsteren Farben den Druck und die Belästigungen geschildert, welche Eber- hard ausübe. Und als sich nun der Kaiser in schonender Weise mit den Worten an den Grafen wandte, „er möge, statt durch Kriege und Fehden den Frieden des Reichs zu stören, lieber seine stattliche Ritterschaar gegen den Erbfeind des christlichen Namens, die Türken führen, wo er Ruhm und Dank ernten würde, oder aber mit ihm, dem Kaiser, nach Italien ziehen, wo er ihn halten wolle, als einen Bruder; daß aber jedenfalls die Städte in ihren Rechten geschützt werden müssen, und daß dieses seine, des Kaisers, Pflicht sei", — so entgegnete der Graf kurz und trotzig: „gegen die kaiserliche Majestät werde er sich nie eines Krieges unterwinden; was er aber gegen die Städte unternommen, sei mit Fug und Recht geschehen; auch er liebe den Frieden, aber was ihm gebühre, ver- theidige er mit seinem Schwerte. Uebrigens sei er Niemands Dienst- mann, daß er nicht thun könnte, was ihm gut dänchte». Und als nun folgenden Tages die Abgeordneten der Städte ihre Klagen gegen Eberhard im Einzelnen vortrugen, erwiederte dieser — die Thatsachen keineswegs in Abrede ziehend, — „daß er mit all' Diesem nicht unrecht gehandelt habe", und fügte noch drohend hin- zu: „wenn die Städte fürderhin ihre Schuldigkeit nicht gutwillig erfüllen würden, so werde er sie noch kräftiger als bisher dazu zu zwingen wissen". Und damit verließ er die Versammlung und ritt, ohne Urlaub zu nehmen, nach Hause. „Herr Graf, ihr seid in Kaisers Acht!" Der Herold ruft's, der Reichsgraf lacht, „Komm an denn, wer's mit mir nicht meint, ich bin und bleibe Gottes Freund, Und Feind der ganzen Welt." Wer ist der Graf? Ein Donnerkeil sein Arm, der Blick des Augs ein Pfeil, Er selbst ein Fels, vom Sturm gebräunt, sein ew'ger Wahlspruch: Gottes Freund, Und Feind der ganzen Welt!

6. Handbuch der Vaterlandskunde - S. 11

1858 - Stuttgart : Schweizerbart
11 Der Tlnirmer ruft: „es zieh'n herauf die Städtler, Herr, in hellem 5)auf!" „5?a, brav, mein Schwert! bald warst verstcint, du bist wie ich nur Gottes Freund. Und Feind der ganzen Welt!" Erstürmt, in Flammen steht sein Schloß. Er donnert durch der Feinde Trost, Aus seiner Stammburg Flammenschein: „Doch will ich Gottes Freund nur sein, Und Feind der ganzen Welt!" Der Ahnen Staub, vom Feind zerstreut, vom Wind verweht, auf's Haupt ihm schneit. „Trau'n, schwört er, euch streu'ich noch hin, so wahr ich Gottes Freund noch bin, Und Feind der ganzen Welt.!" Verloren hat er all sein Land. Doch fliehend hebt er stolz die Hand: „Ist jetzt kein Fustbreit auch mehr mein, doch bleib ich Gottes Freund allein, Und Feind der ganzen Welt!" Er steigt, sich bergend wie in's Grab, in eines Thurmes Nacht hinab. Und aus dem Grunde tönt es noch: „Ich bleibe Gottes Freund nur doch, Und Feind der ganzen Welt!" W. Zimmermann. Des Reiches Acht folgte dem Trotzigen auf dem Fuße nach, das kümmerte ihn aber wenig; er setzte seine Burgen in Stand, verband sich mit gleichgesinnten Grasen und Herren und fuhr fort, alle seine bisherigen Ansprüche zur Geltung zu bringen. Größere Unternehmungen nahmen nun längere Zeit die Aufmerksamkeit des Kaisers in Anspruch, und erst nach zwei Jahren konnte er an die Vollstreckung der Acht denken. Die Grafen von Weinsberg, als die neuen Landvvgte, fielen mit dem Heer der Städte und vieler Grafen, verstärkt selbst durch mehrere der Lehensleute Eberhards, von verschiedenen Seiten in das Gebiet des Württembergers ein, ihre Wuth an den Wehrlosen und deren Eigenthum auslassend. Eine Burg nach der andern fiel, und nur Urach, Wittlingen und Seeburg erwehrten sich mannhaft; das ganze übrige Land war in kurzer Zeit für Eberhard verloren. — Hatte nun Eberhard auch Alles verloren, die väterlichen Besitzungen, die Erwerbungen und alle Früchte seines bisherigen unruhvvllen Lebens: doch verlor er den Muth und die Hoffnung einer bessern Zukunft nicht. Und diese Hoffnung ließ ihn auch diesmal nicht zu Schanden werden. 1313 verbreitete sich von Welschland her die Nachricht von Heinrichs schnellem Tod, und nun ging dem Geächteten ein heller Stern aus der Nacht der Trübsal auf.

7. Handbuch der Vaterlandskunde - S. 12

1858 - Stuttgart : Schweizerbart
12 Mit Hilfe seines Schwagers, des Markgrafen Rudolph von Baden, und mehrerer Bundesgenossen hatte jetzt Eberhard in kurzer Zeit sein Land wieder erobert und Niemand wagte ferner, ihm den Besitz desselben streitig zu machen. Die entgegenstehenden Partheien im deutschen Lande konnten sich diesmal auf einen Fürsten nicht vereinigen, und so wählte die eine Parthei Ludwig den Baier, die andere Friedrich vvn Oe streich. Anfangs hielt Eberhard zu Erstercm, bald aber sah er sich veranlaßt, Friedrichs Parthei zu ergreifen. Als nun dieser in der Schlacht bei Mühldorf Thron und Freiheit verlor, so änderte das für Eberhard nicht viel; denn Ludwig — wohl ein- sehend, wie wichtig dessen Genossenschaft für seine Sache sei, — wandte sich ihm freundlich zu und bestätigte ihm alle frühern Rechte, ja er verbürgte ihm selbst die Pfandschaften von Friedrich her. Die Verwüstungen, welche Conrad vvn Weinsbcrg und das städtische Volk in Eberhards Landen angerichtet hatten, bewogen den Letztern, seinen ordentlichen Sitz 1320 vom Rothenberg nach Stuttgart zu verlegen. Aber noch sollte dem ritterlichen Kämpen, der nun über ein halbes Jahrhundert lang den kräftigen Degen geführt und sechs Kaiser auf dem deutschen Throne gesehen hatte, die ersehnte Ruhe nicht werden. Rudolph von Baden wollte die Burg Reichenberg, das Heirathgut seiner Gemahlin Irmengard, nicht in Güte heraus- geben, und so sah sich Eberhard, dem die Last der Jahre den scharfen Ritt ins Feld nicht mehr erlaubte, genvthigt, seinen Sohn Ulrich mit einem Heere in den Murrgau hinabznsenden. Der Schimpf der Niederlage des Sohnes verzehrte das Leben des alten Recken; er starb 1325, und hinterließ sein Land um das doppelte vergrößert seinem Sohne. Wohl mochte Graf Ulrich I., und mehr noch sein Sohn, Graf Eberhard I., wenn er am frühen Morgen oder bei sinkender Sonne von den Zinnen der Stammburg auf die lieblichen Fluren hinaus- blickte, im innersten Herzen sich des schönen Besitzes freuen! Doch nur ein Theil der Landschaft war fein eigen, und er mochte wohl von Grund seiner Seele wünschen, daß einst noch sein Stamm das ganze Gelände regiere! Aber durfte er dieser schönen, doch fast zu kühnen Hoffnung Raum geben? —

8. Handbuch der Vaterlandskunde - S. 13

1858 - Stuttgart : Schweizerbart
13 Noch lagen in Schwaben ringsum viele stattliche Burgen und Vesten und weite Gebiete volkreicher Städte und hoher und mäch- tiger Herren. Da waren — nicht weiter zu reden von Staufen und von den Städten des Reichs — gegen Osten die Grasen von Nechberg und im Brenzthal die Grafen von Helfenstein; gegen Südosten und Süden die Grafen von Aichelberg, die Herzoge von Teck und die von Urslingen; ferner die Pfalzgrafen von Neuffen und die von Tübingen, sowie die Grafen von Urach und Achalm; ferner mehr südlich und südwestlich, am oberen Neckar und im Nagvldthal, die Grafen von Hohenberg; zwischen Enz und Nagold die Grafen von Calw; im unteren Enzgau die Grafen von Vai- hingen und im Kvchergebiet die Schenken von Limpurg — und noch viele Andere, die an Macht und an Länderbesitz den Grafen von Württemberg gleich, theilweise selbst über ihnen standen. Und wenn er jener Hoffnung dennoch Raum gab------- —: wie ward seine Hoffnung so ganz, so über Erwarten erfüllt! Nicht nur das ganze Ebenen- und Hügelland zwischen Schwarz- wald und Alb bis hinaus zu der Tauber, — auch ein beträcht- licher Antheil des Schwarzwalds, der ganze Gebirgswall der Alb und jenseits der Donau eine fruchtbare Landschaft hinüber bis zur Iller und bis hinab zu den Ufern des schwäbischen Meeres 1 gehört heute den Enkeln Graf Ulrichs des Stifters, und feit einem halben Jahrhundert schmückt die Kvnigskrone das Haupt derselben. Wohl manche Wechselfälle des Schicksals haben auch die Fürsten unseres Regentenhauses und unsere Väter mit ihnen im Laufe der Jahrhunderte erlebt; aber ruhmvoll bestanden sie dieselben. Uns aber, die wir heute leben und die wir uns des Segens ihrer Thaten freuen, uns mags in mancher Hinsicht frommen, wenn wir sowohl das Land, den Schauplatz ihres Lebens und Wirkens, als auch die Geschichte ihrer Tage kennen lernen. Und dies versuchen wir, in- dem wir mit besonderer Rücksicht auf die eigenthümliche äußere Gestaltung des Landes durchwandern I. den Schwarzwald; Ii. das Land zwischen Schwarzwald und Alb; Hi. die Landschaft der Alb; und Iv. das Land jenseits der Alb: Oberschwaben. * Name des Bodenseeö.

9. Handbuch der Vaterlandskunde - S. 1

1858 - Stuttgart : Schweizerbart
\ Einleitung. Zwei Stunden nordostwarts von Stuttgart erhebt sich zur Rechten des Neckars ein freundlicher Hügel; auf seinem Scheitel tragt er einen griechischen Tempel, von dessen Kuppel im Sonnenglanze ein goldenes Kreuz weit in die Ferne strahlt: es ist der Rotheb erg. Wir steigen den Hügel hinan. Welch' eine herrliche Aussicht da oben! Die weite Landschaft vor uns, durch seltenen Neichthnm und üppige Fülle die Krone des Landes, bietet dem überraschten Auge eine außerordentliche Mannigfaltigkeit von Formen dar. Mit Lust schweift der Blick nach Osten und Süden über die fruchtbare Filderebene und den waldigen Schvnbnch hinaus bis zu dem im Sonnenschein weiß herüberschimmernden Felsenkamm der Alb; im Norden und Westen, hinter den nahen Hügeln des Wetzheimer- waldes, des Strom- und Henchelbergs, erscheinen wie fernes Ge- wvlke die Höhen des Odenwalds, und jenseits der gesegneten Gauen zwischen Neckar und Nagold winken die Wälder des Schwarzwalds; am Fuße des Hügels aber breiten die Gelände des Neckars sich ans, mit Städten und Dörfern besät und vom segnenden Strome durch- flossen: eine Landschaft voll fruchtbarer Auen und wogender Felder, an den Abhängen der Höhen hier mit Reben bepflanzt, dort mit einem Walde von Obstbänmen bedeckt. Jener Hügel nun ist der Ausgangspunkt der vaterländischen Geschichte; denn da, wo gegenwärtig in feierlich-andächtiger Stille ein griechischer Tempel den Sarg einer unvergeßlichen Fürstin * 1 um- schließt, stand einst die Wiege unseres Fürstengeschlechts, die Stamm- burg des württembergischen Königshauses. Wann dieses Geschlecht sich den Berg zum Wohnsitz erwählt, darüber mangelt uns genaue Nachricht; doch melden Urkunden, 1 Königin Katharina Panlowna, Großfürstin von Rußland, gest. 1819. 1

10. Handbuch der Vaterlandskunde - S. 3

1858 - Stuttgart : Schweizerbart
3 Emich und Hartmann, ein Konrad, ein Heinrich und ein Eberhard. Sie finden sich meist im Gefolge der staufischen Kaiser, deren Kämpfe und Schicksale sie theilten, und von denen sie Würden und Ehren, Vorrechte und Güter empfingen. Noch fehlt uns bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts ein lückenlos-genaues Stammesregister (Genealogie) unserer Fürsten und ausführliche Nachricht von ihrem Leben und ihren Thaten; doch von da an wird es mehr und mehr licht, und mit dem Bruder eines Eberhard, mit Ulrich, zubenannt der Stifter, weil er das Chorherrnstift zu Beutelsbach erweitert hatte, beginnt 1246 für uns die Kunde vom Vaterlande und feinem Regeutenhause sicherer zu werden. Älrich der Stifter. 1246 — 1265. Die Blüthezeit der Staufen war bereits vorüber: des zweiten Friedrichs Sohn, Konrad Iv., muß sich schon mit mächtigen Gegnern um die Krone streiten, und noch vor seinem Tode war's dahin ge- kommen, daß weit und breit im deutschen Lande ein Jeder — Gesetz und Recht nicht achtend — that, was ihm gut däuchte, und wozu er die Macht in sich verspürte. Da galt es wohl, stets gerüstet und auf seiner Hut zu sein, daß der alte Besitz gewahrt und neuer erworben werde. Die Kraft hiezu besaß Ulrich in vollem Maße. Er war ein tapferer Kämpe und, wohlbedacht in allem seinem Thun, wußte er die Wirren der Zeit klüglich zu seinem Vortheil zu benützen. In vielen Fehden war er Sieger, selten war er der Besiegte. Drum ward er auch gefürchtet und bei mächtigeren Fürsten des Reiches hoch angesehen. Schon Kaiser Konrad Iv., die Macht der Gegner und die eigene Schwäche fühlend, war eifrig darauf bedacht, sich Ulrichs tapfer« Arm für die Gefahr zu sichern; darum erfreute sich der Graf auch mancher Erweisung kaiserlicher Gunst. Noch mehr geschah von Seiten des kaiserlichen Sohnes; nicht weniger erfuhr er manche Be- rücksichtigung von Seiten der Gegen- und Zwischenkaiser. Als nemlich Kaiser Konrad 1246 mit seinen Getreuen nach Frankfurt zog, um den Gegenkönig Heinrich, Landgrafen von Thü- 1*
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