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1. Teil 1 - S. 1

1900 - Essen : Bädeker
Erste Abteilung A. Aus dem religiös-sittlichen -Leben im allgemeinen und dem Familien- und Lerufsleben im besonderen. 1. Aer Waler an seinen Sohn. (Bei der Übergabe einer Uhr.) 1. Deine Tag' und Stunden flössen, Nicht gemessen, nur genossen, Nicht gezählt nach Schlag und Uhr, Wie ein Bach durch Wiesenflur. 2. Aber ernster wird das Leben, Und ich will die Uhr dir geben; Trage sie, wie ich sie trug, Unzerbrochen lang genug! 3. Daß sie dir mit keinem Schlage Von verlornen Stunden sage! Unersetzlich ist Verlust Des Geschäfts und auch der Lust. 4. Sohn! der Tag hat Stunden viele, So zur Arbeit, wie zum Spiele; Gieb das Seine jedem nur, Und du frenest dich der Uhr. 5. Selber hab' ich mit den Stunden Mich so weit nun abgefunden, Daß ich ohne Glockenschlag Sie nach Notdurft ordneil mag. 6. Zähle du für mich die Stunden! Und auch jene, die geschwunden, Kehren schöner mir zurück, Wie du sie dir zählst zum Glück. Rückert. 2. Des Vaters Vermächtnis. Motto: Gold und Silber habe ich nicht; was ich aber habe, gebe ich dir Lieber Johannes! Die Zeit kommt allgemach heran, dass ich den "Weg gehen muss, den man nicht wieder kommt. Ich kann Dich nicht mitnehmen und lasse Dich in einer Welt zurück, wo guter Rat nicht überflüssig ist. Niemand ist weise von Kindheit an, Zeit und Erfahrung lehren hier und fegen die Tenne. Ich habe die Welt länger gesehen, als Du. Es ist nicht alles Gold, lieber Sohn, was glänzt; ich habe manchen Stern vom Himmel fallen und manchen Stab, auf den man sich verliess, brechen sehen; darum will ich Dir einigen Rat geben und Dir sagen, was ich gefunden habe und was die Zeit mich gelehrt hat. Der Mensch ist hier nicht zu Hause. Diese Welt ist für ihn zu wenig und die unsichtbare sieht er nicht und kennt sie nicht. Es ist nicht gleichgültig, ob er rechts oder links gehe. Doch lass Dir nicht weiss machen, dass er sich raten könne und selbst seinen Weg wisse. Halte Dich zu gut, Böses zu thun. Hänge Dein Herz an kein ver- gänglich Ding. Die Wahrheit richtet sich nicht nach uns lieber Sohn, sondern wir müssen uns nach ihr richten. Was Du sehen kannst, das siehe und brauche Deine Augen, über das Unsichtbare und Ewige halte Dich an Gottes Wort. Schürmann u. Wlndmöller, Lehr-u. Leseb. f. Fortbildurigs-u. Gewerbesch I. A. 1

2. Teil 1 - S. 2

1900 - Essen : Bädeker
Wwwwwwww | — 2 — Scheue niemand so viel, als Dich selbst. Inwendig in uns wohnet der Richter, der nicht trügt, und an dessen Stimme uns mehr gelegen sein muss, als an dem Beifall der ganzen Welt. Nimm Dir vor, mein Sohn, nichts wider seine Stimme zu thun; und was Du sinnest und vor- hast, frag ihn zuvor um Rat. Er spricht anfangs nur leise und stammelt wie ein unschuldiges Kind; doch wenn Du seine Unschuld ehrest, löset er gemach seine Zunge und wird Dir vernehmlicher sprechen. Lerne gern von andern, und wo von Weisheit, Menschenglück, Licht, Freiheit, Tugend u. dgl. geredet wird, da höre fleifsig zu. Doch traue nicht flugs und unbedingt, denn die Wolken haben nicht alle Wasser. Manche meinen, sie haben die Sache, wenn sie davon reden können und davon reden. Worte sind nur Worte, und wo sie gar leicht und behende dahin fahren, da sei auf Deiner Hut. Denn die Pferde, die den Wagen mit Gütern hinter sich haben, gehen langsameren Schrittes. Wenn Dich jemand Weisheit lehren will, so siehe in sein Angesicht. Dünket er sich hoch und sei er noch so gelehrt und noch so berühmt, laß ihn und seine Kundschaft. Was einer nicht hat, das kann er auch nicht geben. Der ist nicht frei, der da will thun können, was er will; sondern der ist frei, der da wollen kann, was er thun soll. Wenn es Dir um Weisheit zu thun ist, so suche sie und nicht das Deine, brich Deinen Willen und erwarte geduldig die Folgen. Denk oft an heilige Dinge und sei gewiss, dass es nicht ohne Vor- teil für Dich abgeht und der Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert. Verachte keine Religion, denn Du weifst nicht, ob der Träger nicht ein Gott liebendes Herz im Busen und thätige, christliche Nächstenliebe in den Fingern sitzen hat. Lehre nicht andere, bis Du selber gelehrt bist. Nimm Dich der Wahrheit an, wenn Du kannst, und lass Dich gern ihretwegen hassen. Thue das Gute still für Dich hin und bekümmere Dich nicht, was daraus wird. Wolle nur einerlei und das wolle von Herzen! Sorge für Deinen Leib, doch nicht so, als wenn er deine Seele wäre. Gehorche der Obrigkeit und lass die andern über sie streiten. Sei rechtschaffen gegen jedermann, doch vertraue Dich nicht jeder- mann. Mische Dich nicht in fremde Dinge, aber die Deinigen thue mit Fleiss. Ehre einen jeden nach seinem Stande und lass ihn sich schämen, wenn er’s nicht verdient. Werde niemand etwas schuldig, doch sei zuvorkommend, als ob sie alle Deine Gläubiger wären. Wolle nicht immer großmütig sein, aber gerecht sei immer. Mache niemand graue Haare; doch wenn Du recht thust, hast Du um die Haare nicht zu sorgen. Hilf und gieb gern, wenn Du hast, und dünke Dich darum nicht mehr; aber wenn Du nicht hast, so habe den Trunk kalten Wassers zur Hand und dünke Dich darum nicht weniger. Hänge Dich an keinen Grossen. Sitze nicht, wo die Spötter sitzen, denn sie sind die elendesten aller Kreaturen. Nicht die frömmelnden, aber die frommen Menschen achte und gehe ihnen nach. Ein Mensch, der wahre Gottesfurcht im Herzen hat, ist wie die Sonne, die da scheinet und wärmet, wenn sie auch nicht redet. Thu’ was des Lohnes wert ist, aber halte nicht nach jeder That die Hand auf. Wenn Du Not hast, so klage sie Gott. Habe immer etwas Gutes im Sinne.

3. Teil 1 - S. 4

1900 - Essen : Bädeker
4 4. Durch Schaden wird man klug. Ein Landmann hatte durch Fleiss und Sparsamkeit sich ein recht artiges Vermögen erworben und gedachte nun, seine alten Tage in Ruhe zu verleben. Da kam eines Tages ein Bekannter zu ihm, mit dem er früher öfters kleine Geschäfte gemacht hatte und sagte zu ihm: „Guter Freund, ich bin in grosser Verlegenheit; aber wenn Ihr wolltet, könntet Ihr mir wohl helfen. Ich muss eine kleine Summe Geldes bezahlen, die ich augenblicklich nicht habe. Ihr braucht mir aber nicht etwa das Geld zu geben; wolltet Ihr nur diesen Zettel unterschreiben, so brächtet Ihr mich aus aller Sorge." Der gutmütige Bauer, welcher in seiner Jugend nicht genug gelernt hatte und nicht wusste, was der Zettel zu bedeuten hatte, unterschrieb denselben ohne zu überlegen und freute sich, dass er seinem Bekannten auf so leichte Art hatte aus der Not helfen können. Er sollte seine Unvorsichtigkeit und Unwissenheit schwer hülsen. Nicht lange nachher wurde er von einem Kaufmanne, der in einer benach- barten Stadt wohnte, aufgefordert, eine grosse Geldsumme zu bezahlen. „Ich bin ja niemandem etwas schuldig," antwortete er. „Ihr habt aber einen Wechsel für einen guten Bekannten unterschrieben," erwiderte man ihm; „den müsst Ihr jetzt einlösen, Ihr mögt wollen oder nicht." Voller Angst zog nun der Landmann einen Rechtsgelehrten zu rate. Dieser konnte ihm aber nicht helfen; denn die einmal gegebene Unterschrift hatte Gültigkeit. Der Landmann musste bezahlen und fast sein ganzes Vermögen aufopfern. Jetzt sah er ein, wie thöricht er gehandelt hatte; aber seine Reue kam zu spät. Unwissenheit und Unklugheit hatten ihm grossen Schaden, ja Kummer und Not gebracht. Oft warnte er nun Freunde und Nachbarq davor, unbedacht ihre Unterschrift herzugeben; oft ermahnte er die Kinder, in der Schule steissig zu lernen, damit sie nicht später Betrügern in die Hände fielen, und damit ihre Unwissenheit ihnen nicht Schaden und Verdruss bringe. Elsässer Lesebuch. 5. Lerne was, so kannst du was! Man Hält es öfter für unrecht, wenn man tnehr lernt, als man in Zukunft zu brauchen meint, und die meisten wollen nur so viel lernen, als sie dereinst nötig zu haben glauben. Wenn aber einer nicht niehr Rettich- körner stecken wollte, als er künftig Rettiche bekommen will, so würde es ihm gewiß fehlen, da eben nicht alles aufgeht, was man in die Erde legt. So geht es auch beim Lernen; denn es bleibt nicht alles, was man lernt. Daher muß man so viel in seiner Jugend lernen, daß auch etwas davon verloren gehen kann. Zitdem kann man nicht wissen, was man in Zukunft brauchen wird. Man wird auch keinen gescheiten Menschen klagen hören, daß er zu viel gelernt habe, sondern vielmehr, daß es ihn reue, nicht mehr gelernt zu haben. Bettelleute haben zu ihrer Haushaltung nicht viel nötig; wenn man aber eine rechte Haushaltung führen will, so wird viel dazu erfordert. F tätlich. 6. Erklärung einiger Sprichwörter. 1. Wo nichts ist, kommt nichts hin. Was nicht ist, das kann werden. Von zwei unbemittelten Brüdern hatte der eine keine Lilst und keinen Mut, etwas zu erwerben, weil ihm das Geld nicht zu den Fenstern herein-

4. Teil 1 - S. 8

1900 - Essen : Bädeker
8 er seinem Kameraden noch für einen Liebesdienst zu verdanken habe. Der Schneider musste dann seine Erlebnisse auch erzählen und die Gäste gewannen ihn so lieb, dass sie durchaus darauf bestanden, er solle sich in diesem Dorfe niederlassen und ihr Schneider werden. Der Schmied jauchzte darüber laut und versprach, ihn mit Geld zu unterstützen, so viel er könne. Er hielt auch Wort; der Schneider fand sein reichliches Brot im Dorfe, verheiratete sich mit einer braven Frau und lebte froh und glücklich. Oldenbuger Volkskalender. 8. I>ie Würgschaft. Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich Möros, den Dolch im Gewände; Ihn schlugen die Häscher in Bande. „Was wolltest du mit dem Dolche? sprich I" Entgegnet ihm finster der Wüterich — „Die Stadt vom Tyrannen befreien!" — „Das sollst du am Kreuze bereuen." „Ich bin," spricht jener, „zu sterben bereit Und bitte nicht um mein Leben; Doch willst du Gnade mir geben, Ich flehe dich um drei Tage Zeit, Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit; Ich lasse den Freund dir als Bürgen; Ihn magst du, entrinn' ich, erwürgen." Da lächelt der König mit arger List Und spricht nach kurzem Bedenken: „Drei Tage will ich dir schenken; Doch wisse I wenn sie verstrichen die Frist, Eh' du zurück mir gegeben bist, So muß er statt deiner erblassen; Doch dir ist die Strafe erlassen." Und er kommt zum Freunde: „Der König gebeut, Daß ich am Kreuz mit dem Leben Bezahle das frevelnde Streben; Doch will er mir gönnen drei Tage Zeit, Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit; So bleib' du dem König zum Pfande, Bis ich komme, zu lösen die Bande." Und schweigend umarmt ihnder treuefreund Und liefert sich aus dem Tyrannen; Der andere ziehet von dannen. Und ehe das dritte Morgenrot scheint, Hat er schnell mit dem Gatten die Schwester vereint, Eilt heim mit sorgender Seele, Damit er die Frist nicht verfehle. Da gießt unendlicher Regen herab, Von den Bergen stürzen die Duellen, Und die Bäche, die Ströme schwellen; Und er kommt ans User mit wanderndem Stab, Da reißt die Brücke der Strudel hinab, Und donnernd sprengen die Wogen Des Gewölbes krachenden Bogen. Und trostlos irrt er au Ufers Rand; Wie weit er auch spähet und blicket Und die Stimme, die rufende, schicket: Da stößet kein Nachen vom sichern Strand, Der ihn setze an das gewünschte Land; Kein Schiffer lenket die Fähre, Und der wilde Strom wird zum Meere. Da sinkt er ans Ufer und weint und fleht, Die Hände zum Zeus erhoben: „O hemme des Stromes Toben! Es eilen die Stunden, im Mittag steht Die Sonne, und wenn sie niedergeht, Und ich kann die Stadt nicht erreichen, So muß der Freund mir erbleichen." Doch wachsend erneut sich des Stromes Wut, Und Welle auf Welle zerrinnet, Und Stunde um Stunde entrinnet; Da treibt ihn die Angst, da faßt er sich Mut Und wirft sich hinein in die brausende Flut Und teilt mit gewaltigen Armen Ten Strom, — und ein Gott hat Erbarmen — Und gewinnt das Ufer und eilet fort Und danket dem rettenden Gotte. Da stürzet die raubende Rotte Hervor aus des Waldes nächtlichem Ort, Den Pfad ihn sperrend, und schnaubet Mord Und hemmet des Wanderers Eile Mit drohend geschwungener Keule. „Was wollt ihr?" ruft er vor Schrecken bleich, „Ich habe nichts als mein Leben, Das muß ich dem Könige geben!" Und entreißt die Keule dem nächsten gleich: „Um des Freundes willen erbarmet euch!" Und drei mit gewaltigen Streichen Erlegt er, die andern entweichen.

5. Teil 1 - S. 9

1900 - Essen : Bädeker
9 Und die Sonne versendet glühenden Brand, Und von der unendlichen Mühe Ermattet, sinken die Kniee. „£>, hast du mich gnädig aus Räubershand, Aus dem Strom mich gerettet ans heilige Land, Und soll hier verschmachtend verderben, Und der Freund mir, der liebende, sterben!" Und horch! da sprudelt es silberhell, Ganz nahe, wie rieselndes Rauschen, Und stille hält er, zu lauschen; Und sieh, aus dem Felsen geschwätzig, schnell Springt murmelnd hervor ein lebendigerl)uell, Und freudig bückt er sich nieder Und erfrischet die brennenden Glieder. Und die Sonne blickt durch derzweige Grün Und malt auf den glänzenden Matten Der Bäume gigantische Schatten; Und zwei Wanderer sieht er die Straße ziehn, Will eilenden Laufes vorüber fliehn, Da hört er die Worte sie sagen: „Jetzt wird er ans Kreuz geschlagen " Und die Angst beflügelt den eilenden Fuß, Ihn jagen der Sorgen Dualen! Da schimmern in Abendrots Strahlen Von ferne die Zinnen von Syrakus, Und entgegen kommt ihm Philostratus, Des Hauses redlicher Hüter, Ter erkennet entsetzt den Gebieter: „Zurück! du rettest den Freund nicht mehr, So rette das eigene Leben! Den Tod erleidet er eben. Von Stunde zu Stunde gewartet' er Mit hoffender Seele der Wiederkehr; Ihn konnte den mutigen Glauben Ter Hohn des Tyrannen nicht rauben." — „Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht Ein Retter willkommen erscheinen, So soll mich der Tod ihm vereinen! Des rühme der blut'ge Tyrann sich nicht, Daß der Freund dem Freunde gebrochen die Pflicht; Er schlachte der Opfer zweie Und glaube an Liebe und Treue!" Und die Sonne geht unter, — da steht er am Thor Und sieht das Kreuz schon erhöhet, Das die Menge gaffend umstehet; Andemseileschonziehtmandenfreund empor; Da zertrennt er gewaltig den dichten Chor: „Mich, Henker!" ruft er, „erwürget! Da bin ich, für den er gebürget!" Und Erstaunen ergreift das Volk umher, In den Armen liegen sich beide Und weinen vor Schmerzen und Freude. Da sieht man kein Auge thränenleer, Und zum Könige bringt man die Wundermär; Der fühlt ein menschliches Rühren, Läßt schnell vor den Thron sie führen — Und blickt sie lange verwundert an. Draus spricht er: „Es ist euch gelungen, Ihr habt das Herz mir bezwungen; Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn; So nehmet auch mich zum Genossen an: Ich sei, gewährt mir die Bitte, In eurem Bunde der drittel" Schiller. 9. I>er Lieöe Aauer. O lieb', so lang' du lieben kannst! O lieb', so lang' du lieben magst! Die Stunde kommt, die Stunde kommt, Wo du an Gräbern stehst und klagst! Und sorge, daß dein Herze glüht Und Liebe hegt und Liebe trägt, So lang' ihm noch ein ander Herz In Liebe warm entgegenschlägt. Und wer dir seine Brust erschließt, O thu' ihm, was du kannst, zu lieb'! Und mach' ihm jede Stunde froh, Und mach' ihm keine Stunde trüb'. Und hüte deine Zunge woht, Bald ist ein böses Wort gesagt! O Gott, es war nicht bös gemeint, — Der andre aber geht und klagt. O lieb', so lang' du lieben kannst! O lieb', so lang' du lieben magst! Die Stunde kommt, die Stunde kommt, Wo du an Gräbern stehst und klagst. Dann kniest du nieder an der Gruft Und birgst die Augen, trüb und naß, Sie seh'n den andern nimmermehr — Ins lange, feuchte Kirchhofsgras. Und sprichst: „O schau' auf mich herab, Der hier an deinem Grabe weint! Vergieb, daß ich gekränkt dich hab'! O Gott, es war nicht bös gemeint!" Er aber sieht und hört dich mcht, Kommt nicht, daß du ihn froh umfängst; Der Mund, der oft dich küßte, spricht Nie wieder: „Ich vergab dir längst!" Freiligrath.

6. Teil 1 - S. 13

1900 - Essen : Bädeker
13 wissen," sagte ein Freund,„warum du gerade dieser: Krraben, der doch keinen einzigen Empfehlungsbrief hatte, bevorzugtest?" — „Du irrst", lautete die Antwort; „dieser Knabe hat viele Empfehlungen. Er putzte seine Füße ab, ehe er ins Zimmer trat, und machte die Thür zu; er ist daher sorgfältig. Er gab ohne Besinnen seinen Stuhl jenem alten lahmen Mamre, was seine Herzensgüte und Aufmerksamkeit zeigt. Er nahm seine Mütze ab, als er herein kam, und antwortete auf meine Frage schnell und sicher; er ist also höflich und hat Lebensart. Er hob das Buch auf, welches ich absichtlich auf deu Boden gelegt hatte, während alle übrigen dasselbe zur Seite stießen oder darüber stolperten. Er wartete ruhig und drängte sich nicht heran, — ein gutes Zeugnis für sein anständiges Beirehmen. Ich bemerkte ferner, daß sein Rock gut ausgebürstet und seine Hände und fein Gesicht rein waren. Nennst du dies alles keinen Enrpfehlungsbrief? Ich gebe mehr darauf, was ich von einem Menschen weiß, nachdem ich ihn zehn Minuten lang gesehen, als auf das, was in schön klingenden Empfehlungsbriefen geschrieben steht." Magdeb. Ztg. 13. vor Eintritt; in das Geschäft. Anton trat mit klopfendem Herzen in den Hausflur und lockerte den Brief seines Vaters in der Brusttasche. Er war sehr kleinmütig geworden, und sein Kopf war so schwer, dass er sich am liebsten einen Augenblick hingesetzt hätte, um auszuruhen. Aber wie Ruhe sah es in dem Hause nicht aus. Vor der Thür stand ein grosser Frachtwagen, in dem Hause standen mächtige Fässer und Ballen, und riesengrofse, breitschultrige Männer mit Lederschürzen und kurzen Haken im Gürtel trugen Leiterbäume, klirrten mit Ketten, rollten die Fässer und schnürten dicke Stricke durch künst- liche Knoten zusammen. Dazwischen eilten Ilandlungsgehülfen, die Feder hinter dem Ohr, Papier in der Hand, ab und zu, und Fuhrleute in blauen Kitteln nahmen die Papiere, die Ballen und die Fässer in Empfang mit der geschäftlichen Würde, welche die Thätigkeit aller verantwortlichen Menschen zu bezeichnen pflegt. Hier war kein Ort der Ruhe, Anton Stiels an einen Ballen, siel beinahe über einen Hebebaum und wurde durch das „Vorgesehen!“, welches ihm zwei Männer mit Lederschürzen zuriefen, noch mit Mühe vor dem Schicksale bewahrt, unter einer grossen Öltonne plattgedrückt zu werden. Im Mittelpunkte der Bewegung, gleichsam als Sonne, um welche sich die Fässer, die Arbeiter und Fuhrleute herumdrehten, stand ein junger Herr aus dem Geschäft, ein Herr mit entschlossener Miene und kurzen Worten, welcher als Zeichen seiner Herrschaft einen grossen schwarzen Pinsel in der Hand hielt, mit dem er bald riesige Hieroglyphen auf die Ballen malte, bald den Aufladern ihre Bewegungen vorschrieb. Diesen Herrn fragte Anton mit klangloser Stimme nach dem Herrn des Geschäfts und wurde durch eine kurze Bewegung des Pinselstiels in den hinteren Teil des Hausflurs nach dem Kontor gewiesen. Zögernd trat Anton an die Thür, es kostete ihn einen grossen Entschluss, den Griff mit der Hand zu drehen, und als die Thür geräuschlos aufging und er in das Dämmer- licht der grossen Arbeitsstube sah, da wurde ihm so angst, dass er kaum über die Schwelle schreiten konnte. Sein Eintritt machte wenig Aufsehen. Ein halbes Dutzend Schreiber fuhren hastig mit den Federn über die blauen Briefbogen, um noch die letzten Züge vor dem Schlüsse des Geschäfts

7. Teil 1 - S. 15

1900 - Essen : Bädeker
15 guten Freundes von ihm, der aus dem Geschäft geschieden sei und sich selbständig gemacht habe. Es war ein sehr kleines Zimmer, die Möbel einfach und nicht neu, aber alles war sauber und freundlich. Herr Jordan eilte in das Geschäftszimmer zurück, in welchem er der erste und letzte sein musste, weil ihm ein Teil der Schlüssel anvertraut war. Anton blieb allein und benutzte die Zeit, seine Kleider etwas zu ordnen, und er war eben damit fertig, als zahlreiche Tritte auf der Treppe verkündigten, dass seine Mitarbeiter aus dem Geschäft in ihre Zimmer eilten. Wieder erschien der grüne Herr und forderte nun Anton auf, mit ihm seinen zukünftigen Mitarbeitern einen Besuch abzustatten. Bald darauf stiegen beide die Treppe hinunter. Anton stand unter der gemeinsamen Oberhoheit der Herren Jordan und Pix und entdeckte bald, dass er die Ehre hatte, kleiner Untergebener eines grossen Staatskörpers zu sein. Was die unerfahrene Aufsenwelt höchst oberflächlich unter dem Namen Handlungsgehülfe zusammenfasst, das waren für ihn, den Eingeweihten, sehr verschiedene, zum Teil Ehrfurcht gebietende Ämter und Würden. Der Buchhalter, Herr Liebold, thronte als geheimer Minister des Hauses an einem Fenster des zweiten Zimmers in einsamer Majestät und geheimnisvoller Thätigkeit. Unaufhörlich schrieb er Zahlen in ein grosses Buch und sah nur selten von seinen Ziffern auf, wenn sich ein Sperling auf die Gitterstäbe des Fensters setzte, oder wenn ein Sonnenstrahl die eine Fensterecke mit gelbem Glanze überzog. Gegen die Ruhe seiner Ecke stach die ewige Rührigkeit in der entgegengesetzten ab. Dort waltete in besonderem Verschlage der zweite Würdenträger, der Kassenwart Purzel, umgeben von eisernen Geldkästen, schweren Geldschränken und einem grossen Tisch mit einer Steinplatte. Auf diesem Tisch klangen die Thaler, klirrte das goldene Blech der Dukaten, flatterte geräuschlos das graue Papiergeld vom Morgen bis zum Abend. Wer die Pünktlichkeit und Gewissenhaftigkeit als sinnbildliche Figur in Öl malen wollte, der müsste ohne Widerrede Herrn Purzel abmalen. Alles hat in der Seele des Herrn Purzel eine eisenfeste unveränderliche Stellung, unser Herrgott, die Firma, der grosse Geldkasten, der Wachs- stock, das Petschaft. Jeden Morgen, wenn der Kassenwart in seinen Verschlag getreten war, begann er seine Amtsthätigkeit damit, dass er die Feder ergriff und einen Punkt auf den Tisch malte, um der Kreide die Stelle bezeichnen, wo sie sich den Tag über aufzuhalten habe. Er stand nicht allein in seiner wichtigen Amtsthätigkeit. Ein alter Hausdiener war sein Bote, der als Ausläufer mit Geldsäcken und Papier- geld den Tag über nach allen Richtungen der Stadt trabte und mit der grössten Gewissenhaftigkeit sich seiner Aufträge entledigte. In dem vorderen Kontor war Herr Jordan die erste Person. Er war der erste Handlungsgehülfe des Hauses, hatte die Geschäftsvollmacht (Prokura) und wurde von dem Herrn zuweilen um seine Ansicht befragt. Er blieb für Anton, was er ihm schon am ersten Tage gewesen war, ein treuer Ratgeber, ein Muster von Thätigkeit, der gesunde Menschenverstand in Person. Von den Berichterstattern des Geschäfts, welche unter Anführung des Herrn Jordan Briefe schrieben und Bücher führten, war für Anton am anziehendsten Herr Baumann, ein sehr guter Rechner. Er war

8. Teil 1 - S. 16

1900 - Essen : Bädeker
16 untrüglich in allen Umrechnungen von Mass und Gewicht, warf die Preise der Waren aus und besorgte die Kostenüberrechnung des Geschäfts. Er wusste mit Bestimmtheit anzugeben, nach welchem Münzsusse die Mohrenfürsten an der Goldküste rechneten, und wie hoch der Kurs eines preussischen Thalers auf den Sandwichinseln stand. Herr Baumann war Antons Stubennachbar und fühlte sich durch die gute Art unseres Helden so angezogen, dass er ihm in kurzer Zeit seine Neigung zuwandte und in den Abendstunden zuweilen seinen Besuch gönnte. Auch ausserhalb des Hauses hatte die Firma noch einige Würden- träger. Da war Herr Birnbaum, der Zollgehülfe, welcher nur selten im Geschäftszimmer sichtbar wurde und nur des Sonntags am Tische des Herrn erschien, ein pünktlicher Mann, der draussen auf dem Packhofe herrschte. Er hatte die Vollmacht zur Erledigung des Zolls für die Geschäfte nach dem Auslande, das wichtige Recht, den Namen T. 0. Schröter unter die Begleitscheine des Hauses zu setzen. Wenn einer von den Herren der Handlung den Namen eines Beamten verdiente, so war es dieser Herr. Ferner war da der Lagerverwalter des Geschäfts, der die Überwachung der verschiedenen Lagerräume in der Stadt hatte, die Versicherungen besorgte und auf dem Markte die grossen Einkäufe in Landeserzeugnissen machte. Herr Baibus war durchaus kein feiner Mann, er war von Haus aus sehr arm, und seine Schulbildung war mangelhaft, aber der Herr des Geschäfts behandelte ihn mit grosser Achtung. Anton erfuhr, dass er seine Mutter und eine kranke Schwester durch sein Gehalt erhielt. Aber die grösste Thätigkeit unter allen entwickelte Herr Pix, erster Geschäftsführer des Provinzialgeschäfts. An der Thür des vorderen Geschäfts- zimmers begann seine Herrschaft und erstreckte sich durch das ganze Haus, bis weit hinaus auf die Strasse. Er war der Gott aller Klein- krämer au« der Provinz, die ihre laufenden Rechnungen hatten, galt bei ihnen für den Herrn des Hauses und erwies ihnen dafür die Ehre, sich um ihre Frauen und Kinder zu bekümmern. Er hatte die ganze Ver- sendung der Handlung unter sich, befehligte ein halbes Dutzend Haus- knechte und ebenso viele Auflader, schalt die Fuhrleute, kannte und wusste alles, war immer auf dem Platze und verstand es, in demselben Augenblicke einer Krämersfrau zur Hochzeit ihrer Tochter Glück zu wünschen, einen Bettler gröblich anzufahren, einem Hausknecht Befehl zu geben und das Zünglein an der grossen Wage zu beobachten. Wie alle hohen Herren, konnte auch er keinen Widerspruch vertragen und verfocht seine Ansicht selbst gegen den Herrn mit einer Hartnäckigkeit, die bei unserem Anton einigemal Entsetzen erregte. Ausserdem besass Herr Pix als Geschäftsmann zwei Eigenschaften von wahrhaft wissenschaftlicher Bedeutung: er konnte von jedem Häufchen Kaffeebohnen angeben, in welchem Lande sie gewachsen waren, und vermochte leere Räume im Hause und dessen Umgegend ebensowenig zu vertragen, wie die Luft. Wo ein Winkel, eine kleine Kammer, ein Treppenverschlag, ein Kellerloch aufzuspüren war, da siedelte sich Herr Pix mit Tonnen, Leiterbäumen, Stricken und allen erdenklichen Stoffen an, und wo er und seine Bande, die Riesen, sich einmal festgesetzt hatten, vermochte sie keine Gewalt der Erde zu vertreiben, selbst der Herr des Geschäfts nicht. Hach Gustav Freytag. (Aus „Soll und Haben“)

9. Teil 1 - S. 18

1900 - Essen : Bädeker
18 Da sah er zwei Frauen von hoher Gestalt auf sich zukommen. Die eine war^ schön itub edel, Reinheit war ihres Leibes, Schamhaftigkeit ihrer Augen, Sittsamkeit ihrer Haltung Schmuck; ihre Kleidung war weiß. Die andere war üppig und die Farbe geschminkt; die Augen hatte sie weit offen; wiederholt sah sie sich selbst an, aber auch um, ob sie auch ein anderer beschaue; oft sah sie auch nach ihrem eigenen Schatten. Als beide an Herkules heran- gekommen waren, ging die zuerst Genannte ruhig in ihrem Schritte weiter, die andere aber, um zuvorzukommen, lief auf Herkules zu und sagte: „Ich sehe, Herkules, daß du unschlüssig bist, welchen Lebensweg du ein- schlagen sollst; wenn du nun mich zur Freundin nimmst, dann werde ich dich den angenehmsten und bequemsten Weg führen; keine Lust soll dir verloren gehen und von Beschwerden sollst du verschont bleiben." Als Herkules dies hörte, fragte er: „Wie heißt du, Weib?" Sie ant- wortete: „Meine Freunde nennen mich Glückseligkeit, meine Feinde dagegen Lasterhaftigkeit." Inzwischen war auch die andere Frau herangekommen und sagte: „Wenn du den Weg zu mir einschlägst, so wirst du gewiß ein tüchtiger Vollbringer edler und erhabener Thaten werden. Ich will dich aber nicht durch Vor- gaukeln von Genüssen täuschen, sondern dir das Leben, wie es die Götter angeordnet haben, der Wahrheit gemäß schildern. Von dem Guten und wahrhaft Schönen geben die Götter den Menschen nichts ohne Mühe und Fleiß. Willst du, daß die Götter dir gnädig seien, so mußt du sie ehren; willst du von deinen Freunden geliebt werden, so mußt du ihnen Gutes erweisen; willst du vom Staate geehrt werden, so mußt du dem Staate nützlich werden; möchtest du auch körperlich kräftig sein, so mußt du deinen Körper gewöhnen, dem Geiste zu gehorchen und unter Anstrengungen und Schweiß ihn abhärten." Hier fiel ihr die Lasterhaftigkeit ins Wort und sagte: „Merkst du nun wohl, Herkules, was für einen schweren und langen Weg zum Lebensgenüsse dich dies Weib da führen will? Ich dagegen werde dich einen bequemen und kurzen Weg zur Glückseligkeit führen." Darauf sagte die Tugend: „Du Elende, was hast du denn Gutes, oder was kennst du Angenehmes, wenn du dich nicht entschließen kannst, etwas dafür zu thun? Wartest du doch nicht einmal das Verlangen nach dem Genuß ab; du ißt, ehe dich hungert, trinkst, ehe dich dürstet. Damit das Essen dir schmecke, hast du die Hülfe von Köchen nötig; um mit Lust zu trinken, schaffst du dir kostbare Weine an, und um sauft schlafen zu können, hast du noch nicht an den reichen Decken genug, sondern du schaffst dir auch weiche Betten und Schaukelbettstellen an, denn nicht weil du arbeitest, sondern weil du nichts zu thun hast, verlangst du nach dem Schlafe. Das Alleraugeuehmste, was man hören kann, dein eigenes Lob, bekommst du nicht zu hören, und das Alleraugeuehmste, was man sehen Faun, bekommst du nicht zu sehen, denn du hast noch nie eine von dir selbst rühmlich voll- brachte That gesehen. Wer möchte, wenn du etwas sagst, dir glauben? Wer, wenn du es nötig hast, dir helfen? Welcher Verständige könnte es über sich gewinnen, in die Gesellschaft deiner Verehrer zu treten, die in ihrer Jugend körperlich schwach, im Alter blöde sind? , Ich dagegen verkehre mit guten Menschen. Keine rühmliche That wird ohne mich vollführt; man ehrt mich über alles bei allen Menschen, denen Ehre zur Zierde gereicht. Ich bin eine beliebte Mitarbeiterin den Künstlern, eine treue

10. Teil 1 - S. 19

1900 - Essen : Bädeker
19 Wächterin des Hauses, eine gute Gehülfin an den Geschäften des Friedens, eine zuverlässige Mitkämpferin im Kriege und die beste Genossin in der Freundschaft." Diese Worte ergriffen das Herz des Herkules; er fühlte, daß er Ehren- volles ans Erden vollbringen müsse. So entschloß er sich schnell; er stieß die zudringliche Wollust zurück und reichte der Tugend die Hand. Diese führte ihn rauhe Pfade, in zwölffacher Arbeit prüfte sie seinen Willen und seine Kraft, aber sie machte ihn auch zum Wohlthäter des Menschengeschlechtes, zum ersten Helden seines Volkes, von dem alle Dichter sangen. (Aus Tenophons Erinnerungen an Sokrates.) 17. Are Ueujahrsriacht eines Unglücklichen. Ein alter Mann stand in der Neujahrsmitternacht am Fenster und schaute mit dem Blicke einer bangen Verzweiflung auf zum unbeweglichen, ewig glühenden Himmel und herab auf die stille, reine, weiße Erde, worauf jetzt niemand so freuden- und schlaflos war, als er. Denn sein Grab stand nahe bei ihm; es war bloß vom Schnee des Alters, nicht vom Grün der Jugend verdeckt, und er brachte ans den: ganzen reichen Leben nichts mit als Jrrtünwr, Sünden und Krankheiten, einen verheerten Körper, eine verödete Seele, die Brust voll Gift und ein Alter voll Reue. Seine schönen Jugendtage wandten sich heute als Gespenster um, und zogen ihn wieder vor den holden Morgen hin, wo ihn sein Vater zuerst auf den Scheideweg des Lebens gestellt hatte, der rechts auf die Sonnenbahn der Tugend in ein weites, ruhiges Land, voll Licht und Ernten und voll Engel, bringt, und welcher links in die Maulwurfsgänge des Lasters hinabzieht, in eine schwarze Höhle voll herunter- tröpfelnden Giftes, voll zischelnder Schlangen und finsterer, schwüler Dämpfe. — Ach, die Schlangen hingen un: seine Brust, und die Gifttropfen auf seiner Zunge, und er wußte nun, wo er war. Sinnlos und mit unaussprechlichem Grame rief er zum Himmel hinauf: „Gieb mir meine Jugend wieder! O Vater, stelle mich auf den Scheideweg wieder, damit ich anders wähle!" Aber sein Vater und seine Jugend waren längst dahin. Er sah Irrlichter auf Sümpfen tanzen und auf den: Gottesacker erlöschen, und er sagte: „Es sind dies meine thörichten Tage!" — Er sah einen Stern aus den: Himmel fliehen und im Falle schimmern und auf der Erde zerrinnen. „Das bin ich," sagte sein blutendes Herz, und die Schlangenzähne der Reue gruben darin in den Wunden weiter. Die lodernde Einbildung zeigte ihm schleichende Nachtwandler aus den Dächern, und die Windmühle hob drohend ihre Arme zum Zerschlagen auf, und eine im Totenhause zurück gebliebeue Larve nahm allmählich seine Züge an. Mitten in dem Kampfe floß plötzlich die Musik für das Neujahr von: Turme hernieder, wie ferner Kirchengesang. Er wurde sanfter bewegt. Er schaute um den Gesichtskreis herum und über die weite Erde, und er dachte an seine Jugendfreunde, die nun glücklicher und besser, als er, Väter glücklicher Kinder und gesegnete Menschen waren, und er sagte: „O, ich könnte auch, wie ihr, diese erste Nacht mit trocknen Augen verschlummern, wenn ich gewollt hätte! Ach, ich könnte glücklich sein, ihr teuern Eltern, wenn ich eure Neujahrswünsche und Lehren erfüllt hätte!" Im fieberhaften Erinnern au seine Jugendzeit kam es ihm vor, als richte sich die Larve :nit seinen Zügen im Totenhause auf; endlich wurde sie durch Aberglauben, der in der Neujahrs- nacht Geister und Zukunft erblickt, zu einem lebendigen Jünglinge, der sich einen Dorn auszieht, und seine vorige blühende Gestalt wurde ihm bitter vorgegaukelt. Er konnte es nicht inehr sehen, er verhüllte das Auge, tausend 2*
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