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1. Thüringen - S. 1

1915 - Leipzig : Voigtländer
Landes- und Provinzialgeschichte. Heft 23. Anhang der in R. Voigtländerz Verlag in Leipzig erschienenen geschichtlichen Lehrbücher. Thüringen, umfassend: ! Großherzogtum Sachsen - Weimar - Eisenach, Herzogtümer f Sachsen - Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen- 4 Kobnrg-Gotha, die Fürstentümer Schwarzburg-Rudol- i stadt, Schwarzburg - Sondershausen , Neuß ä. L., Reuß j. 8. ; v Von Professor Dr. Alfred Schulz t* ix' y 3 >1 Neu bearbeitet von Professor Dr. Rückert in Utinx Mit einer Geschichtskarte. 13. Auflage. 191 ät i 1. Die Hermunduren und die Thüringer. Zu Beginn der römischen Kaiserzeit wohnte in Thüringen der germanische Stamm der Hermunduren (d. i. Groß-Duren oder Gesamt-" Duren). Diese stießen gegen Westen hin mit den Chatten zusammen; sie kämpften mit ihnen um Salzquellen (art der fränkischen Saale oder bei Salzungen). Im 2. Jahrhundert n. Chr. erscheinen in Thüringen auch, von der unteren Elbe herkommend, = Angeln und Warnen. Man erkennt die Züge und die Ausbreitung der Angeln an den von ihnen gegründeten Orten auf -leben (d. i. Auenfiebelung). Im 5. Jahrhundert werden als die Bewohner des Landes die Thüringer genannt. Ihr Name ist wohl aus „Duren"-gebildet, und sie sind wohl auch die Nachkommen der Hermun-Duren (vermischt mit Angeln und Warnen). Ihr König Basinus hatte drei Söhne: Baderich, , Jrmfried und Berthar. Jrmfried war vermählt mit der stolzen Ostgotin Amalaberga, der Nichte Theoderichs des Großen. Einst geriet er in Streit mit dem Frankenkönig Theoderich, dem Sohne Chlodwigs. Der Franke griff die Thüringer an und verband sich dazu mit deren nördlichen Nachbarn, den Sachsen. Diese sollen die Königsburg der Thüringer, Burgscheidungen an der Unstrut, erstürmt haben (531). Das war der Untergang des Reiches Thüringen. Jrmfried wurde von dem treulosen Theoderich nach Zülpich gelockt und mit Geschenken überhäuft. Als sie eines Tages auf der Stadtmauer standen, wurde er von einem Fransen hinabgestürzt — wohl nicht ohne Mitschuld Theoderichs. Aon Thüringen fiel der nördliche Teil (bis zur Unstrut) an die 2167.

2. Thüringen - S. 2

1915 - Leipzig : Voigtländer
v— 2 — ©a$fen, der südliche an die Franken. Durch fränkische Ansiedler verbreitete sich fränkische Sitte und Mundart nach Norden bis zum Rennsteig. ' Die Ausbreitung des Christentums und die Sorbenk'ämpfe. Unter der fränkischen Herrschast der Merowinger, dann der Karolinger hatte Thüringen zeitweilig eigene Herzöge. Seitdem der letzte, Burlard, 908 gegen die Ungarn gefallen war, wurde herzogliche Gewalt in Thüringen von den Sachfenherzögen ausgeübt, die mit Heinrich I. die deutsche Königswürde erlangten. . ßhristliche Mission wurde in Thüringen zuerst von rnsch-schottischen Mönchen betrieben. Im Süden (in den Maingegenden) wirkte der Ire Kilian. Aber ein geordnetes Kirchenwesen wurde erst durch die angelsächsische Mission geschaffen, besonders durch Bonifatius. An der Ohra, auf der Stätte der jetzigen Michaeliskirche in Ohrdrufx),. erhob sich die erste Bonifatmskirche in Thüringen. Das von Bonifatius begründete Bistum Erfurt ging freilich bald wieder ein. Thüringen stand nun kirchlich unmittelbar unter dem Erzbistum Mainz. Reichen Landbesitz und viele Hörige hatten in Thüringen die hessischen Klöster Hersfeld und Fulda. In Thüringen selbst finden wir Klöster von Benediktinern (z. B. St. Peter in Erfurt, Reinhardsbrunn, Paulinzella), später auch von Zisterziensern (Georgenthal, Volkenroda, Pforta) und Prämonstratensern (Veßra, Mildensurt). Seit der Merowingerzeit war Thüringen ein wichtiges Grenzland gegen die Slawen, die in das von den Germanen größtenteils verlassene ostelbische Deutschland eingedrungen waren. Unter ihnen waren die Sorben, die in Thüringen bis zur Saale und stellenweise darüber hinaus Dörfer anlegten. Diese sind vielfach noch erkennbar an den slawischen Namen (auf -itz, -schütz usw.) und an der (freilich nicht ausschließlich slawischen) Rundlingssorm: die Häuser standen im Kreis, der nur einen Eingang freiließ; in der Mitte lag ein Teich, ihm zunächst die Häuser des Schulzen, des Schmiedes, des Hirten. Die deutschen Dörfer dagegen sind meist Haufen- oder auch Langdörfer gewesen. Die Sorben betrieben neben Töpferei, Korbflechterei, Fischerei, Bienenzucht einen bescheidenen Ackerbau; ihr Hakenpflug ritzte den Boden nur leicht, der deutsche eiserne Räderpflug drang tiefer ein. Thüringens Aufgabe war es nun, die verlorenen Gebiete dem Deutschtum zurückzugewinnen. Schon unter den Merowingern und Karolingern wurde der Kampf gegen die Sorben geführt. Karl der Große zwang die Slawen zu Zins und Heeresfolge. l) Also nicht Bei Altenbergen an der Stätte des Bonifatius-kandelabers.

3. Thüringen - S. 3

1915 - Leipzig : Voigtländer
Erfurt bestimmte er zum Handelsplatz zwischen Deutschen und Slawen. Später gründete Heinrich I. im slawischen Gebiet die Burg Meißen, um die die Mark Meißen entstand. In ihr faßten die Deutschen Fuß. Damit war aber auch das östliche Thüringen (das Osterland, östlich der Saale) für das Deutschtum gewonnen. Unter Otto dem Großen wurde dies Werk der Wiedergewinnung des Ostens fortgesetzt. Deutsche Ansiedler zogen ins Land. Die Klöster verbreiteten mit dem Evangelium auch deutsche Sprache und Gesittung und hoben den Acker- und Gartenbau. Auch die von Otto 'dem Großen im Sorbenland gegründeten Bistümer Zeitz (bald nach Naumburg verlegt) und Merseburg förderten die Ausbreitung des Deutschtums. _ Feste Burgen sicherten dte Unterwerfung der Sorben, z. B. im Saalegebiet: Ziegenrück, Saalfeld, Rudolstadt, Orlamünde, Leuchtenburg, Lobedaburg, die Hausbergburgen bei Jena (letzter Rest der sogenannte Fuchsturm), Kamburg, Saaleck, Rudelsburg, Naumburg, Schönburg, Goseck, Weißensels. Das Emporkommen der Landgrafen. Das 11. Jahrhundert war für Thüringen eine Zeit innerer Wirren. Eine Oberleitung fehlte, kleinere Grafen und Herren rangen um die Herrschaft. Um Ordnung zu schaffen, setzte Kaiser Lothar Landgrafen ein; zuerst Hermann von Winzenburg, nach dessen Absetzung 1130 Ludwig I. aus dem Hause Schauenburg. Dessen Stammvater, Graf Ludwig der Bärtige, war aus Franken eingewandert und hatte sich Besitzungen im nordwestlichen Thüringen erworben und die Schauenburg bei Friedrichroda erbaut. Sein Sohn Ludwig der Springer erbaute angeblich die Wartburg (castellum quod dicitur Wartberg, zuerst 1080 erwähnt; Residenz etwa seit 1224) und gründete das Kloster Reinhardsbrunn. Sein Leben ist von der Sage reich ausgeschmückt (Gefangenschaft auf dem Giebichenstein, Sprung in die Saale). Sein Sohn, Landgraf Ludwig I. (1130—40), erwarb durch Heirat mit Hedwig, der Tochter des Grafen Gifo von Gudens-berg, auch reiche Besitzungen in Hessen. Als Landgraf hatte er besonders die hohe Gerichtsbarkeit auszuüben. Das Landding fand gewöhnlich zu Mittelhausen bei Erfurt statt, aber auch an anderen Orten (Buttelstedt, Thamsbrück, Gotha, Weißensee). Im Streit zwischen Welfen und Staufern ergriff Ludwig I. die staufische Partei. Ebenso hielt sein Sohn, Landgraf Ludwig der Eiserne (1140—72), treu zu Barbarossa, mit dessen Stiefschwester Judith er vermählt war. Er folgte dem Kaiser auf seinen Kriegszügen nach Polen und nach Italien zur Belagerung von Mailand (Sagen: Schmied von Ruhla, Edelacker, die lebendige Mauer). Auch sein Sohn L u d w i g d e r Fr o m m e

4. Thüringen - S. 4

1915 - Leipzig : Voigtländer
— 4 — (1172—90) wahrte seinem kaiserlichen Oheim die Treue Bei Weißensee kämpfte er 1180 gegen Heinrich den Löwen, der in Thüringen eingefallen war und Nordhausen verbrannt hatte. Ludwig wurde bei Weißensee besiegt, gefangen genommen und bis zum nächsten Sommer in Haft gehalten. Zu dem glänzenden Reichsfest 1184 zu Mainz soll er mit einem Gefolge von über 1000 Rittern erschienen sein. 1189 zog er gleichzeitig mit dem Kaiser ins heilige Land, aber nicht wie dieser auf dem Landweg, sondern von Brmdrsi aus zu Schiff. Mit Ruhm kämpfte er vor Akkon Aber von schwerer Krankheit ergriffen, mußte er sich zu Schiff bringen lassen; er starb auf der Fahrt, ehe man Cypern erreichte, 1190. Sein Bruder und Nachfolger Hermann I. (1190—1217) war emer der unzuverlässigsten Fürsten seiner Zeit. Den Kaisern Philipp, Otto Iv. und Friedrich Ii. gelobte und brach er wiederholt die Treue und brachte dadurch schwere Kriegsnot über seine Lande. Aber er war ein freigebiger Gönner der Dichter und Sänger ritterlichen Standes. Walter von der Vogelweide, der öfters bei ihm zu Gaste war, nennt ihn „der Düringe Blume" und rühmt seine Freigebigkeit. Wenn ein Fuder Wein auch 1000 Pfund kostete, so würde bei ihm doch niemals eines Ritters Becher leer stehen. An seinem Hofe dichtete Wolfram von Eschenbach seinen Parzival. Den Wettstreit der Sänger an seinem Hose in Eisenach (nicht auf der Wartburg) verherrlichte nachmals die Sage vom Sängerkrieg. Sein Sohn Ludwig Iv., von dem Volke „der Heilige" genannt (1217—27), war ein leutseliger, volkstümlicher Fürst, dazu ein tüchtiger Kriegsmann und tatkräftiger Schirmherr des Landfriedens, aber auch ein frommer Diener der Kirche, mäßig in seiner Lebensweise, von gütiger Nachsicht gegen die überreiche Mildtätigkeit seiner Gattin, der heiligen Elisabeth, einer ungarischen Prinzessin. Diese unterstützte täglich 900 Arme und errichtete unweit der Wartburg ein Hospital; zweimal am Tage besuchte sie hier alle Kranken persönlich. Ludwig hielt wieder treu zu den Hohenstaufen und nahm auf Friedrichs Ii. Wunsch das Kreuz. Schon hatte er sich mit dem Kaiser in Brindisi eingeschifft, da erkrankten beide an der Seuche, die damals im Heere wütete; sie mußten in Otranto landen, wo der Landgraf kurz darauf verschied (Sagen: Ludwig und der Löwe, Krämer und Esel, Rosen im Korb Elisabeths). Für seinen unmündigen Sohn Hermann Ii. (f 1242) führte Ludwigs Bruder Heinrich Raspe (1227—47) die Regierung. Dieser hatte nicht die milve, duldsame Art seines Bruders. Scharf trat er der Liebestätigkeit seiner Schwägerin Elisabeth entgegen. Da verließ sie in einer Winternacht die Wartburg

5. Thüringen - S. 5

1915 - Leipzig : Voigtländer
— 5 — und begab sich nach Eisenach, fest entschlossen, nun ein armes Leben der Nächstenliebe zu führen, wie sie es bei den Franziskanern gesehen hatte. Sie errichtete in Marburg, wo ihre Witwengüter lagen, ein Hospital, in dem sie als Diakonissin tätig war. Sie verrichtete an den Kranken die niedrigsten Dienste, hob sie auss Lager, wusch sie und reinigte ihre Kleider. Nach den Vorschriften ihres Beichtvaters, des finsteren Ketzerrichters Konrad von Marburg, unterzog sie sich schweren Kasteiungen. Diesen Anstrengungen erlag sie, erst 24 jährig, 1231. Vier Jahre danach wurde sie heilig gesprochen. Ihre Gebeine wurden zur Anbetung ausgestellt, und über ihrem Grabe erhob sich nachmals die herrliche gotische Elisabethkirche. Heinrich Raspe behielt auch, als Hermann Ii. mündig war, die Regierung und wahrte den Landfrieden. Aber seinem Kaiser brach er die Treue. Er wurde 1246, besonders durch den Einfluß der Erzbischöfe, zum Gegenkönig gewählt (der „Pfaffenkönig"), erlangte aber keine Macht. Er starb 1247, der Letzte seines Stammes. Thüringen unter den Wettinern bis zur Resorrnationszeit. Nach Heinrich Raspes Tod entbrannte um Thüringen und Hessen ein langwieriger Erbsolgestreit, der 1264 durch einen Vergleich entschieden wurde. Hessen wurde abgetrennt und fiel an Heinrich das Kind, den Sohn Heinrichs von Brabant und der Sophia, einer Tochter Ludwigs des Heiligen. Thüringen bekam Heinrich der Erlauchte, ein Sohn des Markgrafen Dietrich von Meißen und der Jutta, einer Schwester Ludwigs des Heiligen. Heinrich der Erlauchte stammte aus dem Hause Wettin. Dieses, wahrscheinlich fränkischer Herkunft, war schon im 10. Jahrhundert an der unteren Saale ansässig und besaß bei Halle die Burg Wettin. Die Wettiner hatten in den Sorben-kämpsen ihren Besitz gemehrt und wurden auch mit der Mark Meißen belehnt. Hier gewannen sie Reichtum durch Gründung von Städten und durch den Silberbergbau im Erzgebirge. Als sie nun auch Thüringen erhielten, konnte in dem eroberten Sorbenland durch diese Verbindung mit einem alten deutschen Kernland um so leichter das Deutschtum Eingang finden. Anfangs hat Thüringen selbst durch diese Vereinigung mit Meißen schwer gelitten. Heinrich der Erlauchte überließ Thüringen an seinen Sohn Albrecht den Entarteten, der mit der Hohenftaufin Margarete, Friedrichs Ii. Tochter, vermählt war. Infolge feiner Untreue verließ die Kaisertümer heimlich die Wartburg. Damals soll sie (nach späteren Chroniken), als sie ihre Kinder noch einmal küßte, den kleinen Friedrich im Abschiedsschmerz in die Wange gebissen haben. Auch in der Regierung erwies sich Albrecht als unzuverlässig. Er geriet mit seinen

6. Thüringen - S. 6

1915 - Leipzig : Voigtländer
Söhnen Friedrich und Diezmann in Zwist. Infolge dieser Wirren nahm in Thüringen das Raubritterwesen überhand. Da erschien König Rudolf von Habsburg im Lande und hielt in Erfurt Hof. Er übte strenges Gericht: 66 Raubburgen wurden gebrochen, viele Raubritter hingerichtet; der Familienzwist im Hause Wettin wurde beigelegt. Aber nach Rudolfs Tod entbrannte der Streit von neuem. Albrecht verkaufte nun die Landgrafschaft an Kaiser Adolf von Nassau, der auch die Mark Meißen einzog Der Wettiner Friedrich floh nach Kärnten. Auch Adolfs Nachfolger, Kaiser Albrecht I., hielt Thüringen und Meißen besetzt. Aber Friedrich kehrte zurück, gewann wieder Anhang in Thüringen und schlug 1307 ein kaiserliches Heer bei Lucka (unweit Altenburg). So wurde Friedrich (der Gebissene oder der Freidige, d. i. der Kühne) der Wiederhersteller der wettmachen Macht! Von Kaiser Heinrich Vii. wurde er mit Thüringen und Meißen belehnt. Unter zahlreichen Fehden behauptete er seine Herrschaft, aber seine Körperkräfte brachen darunter allmählich zusammen. Einst führten die Franziskaner in Eisenach vor ihm das Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen als Schauspiel auf. Er sah, wie die törichten Jungfrauen verdammt wurden. Da ries er in höchster Bestürzung: „Was ist denn der Christenglaube, wenn sich Gott auch auf Bitten Marias und aller Heiligen nicht erbarmt?" In seinem Zorn traf ihn ein. Schlagfluß, an dessen Folgen er im nächsten Jahre verschied (1324). Seine Nachfolger mehrten die wettinische Macht Unfo schirmten den Landfrieden gegen die Raubritter. Friedrich der Ernsthafte unterwarf durch den Grasenkrieg die Grafschaft Weimar. Friedrich der Strenge erwarb durch Heirat mit Katharina von Henneberg die Pflege Koburg („Das goldene Ei der Henne"). Als nach seinem Tode die wettinischen Lande geteilt wurden, bekam sein Bruder Balthasar Thüringen. Dieser fügte seinem Besitz durch Heirat mit Margarete von Nürnberg das Gebiet von Hildburghausen, Heldbnrg und Eisfeld hinzu, das diese von ihrer Hennebergischen Mutter ererbt hatte. Er sorgte für seine Städte; nach Gotha ließ er den Leinakanal leiten. Sein Sohn, Landgraf Friedrich der Friedfertige, starb 1440 kinderlos. 1440 fiel Thüringen an die Linie Friedrichs des Streitbaren, Markgrafen von Meißen. Dieser tatkräftige Fürst, der Sohn Friedrichs des Strengen, hatte 1423 vom Kaiser Sigismund die Belehnung mit dem Herzogtum Sachsen-Wittenberg und die Kurwürde erlangt. Der Name Kurfachfen ist schließlich auf das ganze Gebiet der Wettiner (Thüringen-Osterland-Meißen-Wittenberg) übergegangen. Die Söhne Friedrichs des Streitbaren (t 1428), Kurfürst Friedrich Ii. der Sanftmütige und Herzog Wilhelm der Tapsere, teilten 1445 von neuem, wobei Wilhelm Thüringen erhielt. Aber er fühlte sich benachteiligt und begann

7. Thüringen - S. 7

1915 - Leipzig : Voigtländer
den furchtbaren sächsischen Bruderkrieg (1446—51). Damals wurde von Wilhelms zügellosen böhmischen Söldnern, den Hebraken, Gera verwüstet. Ein Nachspiel des Krieges war der Prinzenraub. Der Ritter $nnz von Kausfungen glaubte sich von dem Kurfürsten für seine-Dienste nicht genügend belohnt. Während Friedrich nach Leipzig verreist war, stieg er mit seinen Genossen in das Schloß zu Altenburg ein und entführte die Prinzen Ernst und Albert. Die Räuber flohen in zwei Trupps nach der böhmischen Grenze. Bei einer Rast im Walde wurde Kunz durch den wackeren Köhler Georg Schmidt gefangen genommen und Prinz Albert befreit. Ernst wurde von dem anderen Trupp freiwillig losgegeben. Kunz wurde 1455 aus dem Markte zu Freiberg enthauptet. — Ernst und Albert erbten nach Wilhelms Tode auch Thüringen. Damals stand die Macht der Wettiner auf ihrem Höhepunkt. Aber die Brüder schwächten ihre Macht wieder, indem sie 1485 in Leipzig zur Teilung schritten. Seitdem blieb Wettin in die ernestinifche und die albertinische Linie gespalten. Kurfürst Ernst erhielt Sachsen-Wittenberg und den Hauptteil von Thüringen, Herzog Albert bekam Meißen und das nördliche Thüringen. Auf Kurfürst Ernst folgte sein Sohn Friedrich der Weise (1486—1525), ein wohlmeinender, gerechter und frommer Fürst, der mehrmals auch als Reichsverweser treu seines Amtes waltete, auf diesen sein Bruder Johann der Beständige (1525—32), hierauf dessen Sohn Johann Friedrich dergroßmütige (1532—54). Was diese drei Fürsten für die Reformation getan haben, gehört der deutschen Gesamtgeschichte an. Die Lande der Erncstiner bis zur Teilung in die Häuser Weimar und Gotha 1640. Nachdem Johann Friedrich im schmal-kaldischen Krieg unterlegen war, mußte er in der Wittenberger Kapitulation 1547 den größten Teil seiner Länder riebst der Kurwürde an seinen Vetter Moritz (von der albertinischen Linie) abtreten Seinen Söhnen verblieben nur die thüringischen Länder. Die lutherische Lehre blieb dem Lande erhalten. Um sie zu fördern, gründeten Johann Friedrich und seine Söhne 1548 die Universität Jena. Von den drei Söhnen Johann Friedrichs empfand keiner den Verlust der Kurlande schmerzlicher als Johann Friedrich der Mittlere. In seiner Verblendung schenkte er dem fränkischen Ritter Wilhelm v. Grumbach Glauben, der ihm das Verlorene wieder verschaffen wollte. Er gewährte dem Grumbach, der wegen eines Überfalls auf Würzburg vom Kaiser geächtet war, sogar Schutz aus seiner Feste Grimmenstein in Gotha. Da wurde der Herzog selbst in die Reichsacht erklärt. Sein Vetter, Kurfürst August von Sachsen, mußte die Acht vollstrecken. Die Stadt Gotha ergab sich ihm nach viermouatlicher Belagerung. Es folgte ein grausames Strafgericht. Grumbach und seine Mitschuldigen wurden gevierteilt, der Grimmenstein geschleift, der Herzog in kaiserliche Gefangenschaft nach Wiener-Neustadt gebracht (1567). Bis an sein Ende (1595) blieb der Unglückliche in Haft. Sein Land fiel teils an

8. Thüringen - S. 8

1915 - Leipzig : Voigtländer
feinen Bruder Johann Wilhelm, teils an feine Söhne Johann Kasimir der seine Residenz Koburg durch Bauten verschönerte und das Gymnasium °tunbrte' und der Mit dem Hause Johann Wilhelms (von Weimar) nahmen die Ernestlner einen neuen Aufschwung. Sein Sohn Johann starb Wt.8; «See bei?«. Witwe D°.°La Marie w7r Äe edl!! tuchttke r>rau, die U,re acht Sohne trefflich erzog. Zucht und Sitte herrschten ?,nf$rem Zu Weimar; verpönt war Schwelgerei und ausländische fffim k « Äi war Hier noch geachtet (Gründung des Palmenordens), Gelehrte waren an diesem Hof gern gesehen. Sech« kämpften mit im Dreißigjährigen Krieg, von denen drei blieben unter thnen Bernhard, der ausgezeichnete schwedische Feldherr r-wei ftiner Brnder begründeten durch die Teilung von 1640 neue Linien, Wilhelm in Weimar und Ernst der Fromme in Gotha. Das Haus Weimar (seit 1640). Herzog Wilhelm von Weimar hatte tm Dreißigjährigen Kriege eifrig auf der evangelischen Seite mitgekämpft. Er focht schon mit in der Schlacht am Weißen Berge; im Kampfe bei Stadtlohn geriet er in die Gefangenschaft des Kaisers, der ihn, nachdem er Abbitte getan, mtließ. Später kämpfte er mit seinen Brüdern Bernhard und Ernst unter Gustav Adolf. Aber 1635 trat er dem Frieden zu Prag bei und sorgte nun für das von den Kriegsnöten schwer heimgesuchte Land. 1640 erhielt Wilhelm nur Weimar und ^ena, etwas später noch Eisenach, dann aus der Hennebergischen Erbschaft noch Ilmenau. Unter seinen Nachkommen ist der bedeutendste Karl August (1775—1828). Da dieser beim Tod seines Vaters (1758) erst neun Monate alt war, führte seine Mutter, die geistvolle Herzogin Anna Amalia, die Regentschaft- Unter ihr beginnt Weimars Glanzzeit. Als Lehrer für Karl August und seinen jüngeren Bruder berief sie den Dichter Wieland. Als Karl August die Regierung angetreten hatte, lebte sie in Weimar oder auf ihrem lieblich gelegenen Schlosse Tiefurt ganz der Pflege der schönen Künste und vereinigte in ihrer Tafelrunde Dichter und Gelehrte. Karl August berief 1776 Goethe als Geheimen Legationsrat und Herder als Oberhofprediger nach Weimar. Goethe, der später Minister wurde, unterstützte Karl August in seinen Plänen zur Hebung des Landes. Wegebau und Bergbau wurden gesörbert. Der Lanbwirtschaft raurbe genützt durch Musterwirtschaften und durch das Gestüt von Allstebt; kahle Hänge würden mit Walb bepflanzt, in Weimar entstaub der herrliche Park. Für Kunst und Wissenschaft würde viel getan; das Hostheater würde von Goethe trefflich geleitet. Die Universität Jena würde gesörbert durch naturwissenschaftliche Sammlungen und durch Berufung bebeutenber Gelehrter. Hier wirkten bamals der Dichter A. W. Schlegel und bte Philosophen Fichte, Schelling und Hegel, seit 1789 auch Schiller als Professor

9. Thüringen - S. 9

1915 - Leipzig : Voigtländer
— 9 — der Geschichte. Weimar, wohin später auch Schiller übersiedelte, war damals der Mittelpunkt der deutschen Dichterwelt. Auch um die Reichsangelegenheiten hat sich Karl August bemüht. Als Friedrich der Große gegen die Übergriffe Josephs Ii., der Bayern für Österreich erwerben wollte, einen deutschen Fürstenbund zusammenbrachte, reiste Karl August an verschiedene Fürstenhöfe, um Teilnehmer für den Bund zu gewinnen. Der Fürstenbund kam 1785 zustande; freilich eine engere nationale Einigung, wie Karl August sie erhofft hatte, brachte er nicht. Der Herzog schloß sich vor allem an Preußen an und machte als preußischer Truppensührer die Feldzüge von 1792 und 1793 mit; bei der Kanonade von Valmy und bei der Einnahme von Mainz war in feinem Gefolge auch Goethe zugegen. Auch 1806 führte Karl August ein preußisches Korps, mit dem er, als die Schlacht von Jena geschlagen wurde, bei Arnstadt stand. Napoleon war über ihn so erbittert, daß er ihm sein Land zu nehmen gedachte. Aber Karl August erhielt schließlich Verzeihung und trat nun wie die übrigen Fürsten Thüringens dem Rheinbünde bei. Die ernestimschen Truppen, zu dem Regiment „Herzöge von Sachsen" vereinigt, mußten im französischen Dienst 1807 vor Kolberg kämpfen, 1809 in Tirol (heldenmütige Kämpfe in der „Sachsenklemme" bei Brixen im Eisacktal), 1810 in Spanien, 1812 in Rußland. Nach der Schlacht von Leipzig schlug auch für Thüringen die Stunde der Befreiung. Das Land stellte nun Freiwillige und Landwehrtruppen. Karl August befehligte wieder ein preußisches Korps in den Niederlanden. Wegen seiner Bemühungen um die Sache der Freiheit erhielt er 1815 im Wiener Kongreß den Titel „Großherzog" und einen Gebietszuwachs, besonders den Neustädter Kreis (früher kursächsisch) und die Gebiete von Dermbach und Geisa sowie von Vacha und Lengsfeld. Seinem Volke gewährte er 1816 eine landständische Verfassung und die Preßfreiheit. Sein Land wurde nun ein Hauptherd der deutschen Einheitsbestrebungen. In Jena wurde die deutsche Burschenschaft gegründet, auf der Wartburg 1817 das große Burschenfest gefeiert. Als freilich seit 1819 die deutschen Regierungen auf Betreiben Metternichs gegen die nationale Bewegung vorgingen, mußte Karl August die Preßfreiheit aufheben, aber zu weiteren Gewaltschritten ließ er sich nicht bewegen, und so blieb das Verhältnis zu seinen Untertanen ungetrübt. Dies lehrte die allgemeine tiefe Trauer, als er 1828 verschied. Unter seinen Nachfolgern Karl Friedrich (1828—53), dem Vater der Kaiserin Augusta, Karl Alexander (1853—1901) und Wilhelm Ernst behauptete Weimar den Ruhm, eine Pflegestütte

10. Thüringen - S. 10

1915 - Leipzig : Voigtländer
— 10 — deutscher Kunst zu sein. Unter Karl Alexander entstanden die Kunst-schule und das Museum; Richard Wagners Musikdrainen wurden durch die mustergültigen Ausführungen in Weimar weithin bekannt. Die Wartburg wurde in altem Glanze wieder hergestellt und von Moritz von Schwind mit prächtigen Gemälden (besonders vom Sängerkrieg und von der heiligen Elisabeth) geschmückt. Auch wirtschaftlich ist Weimar vorwärts gekommen, besonders durch den Beitritt zum Zollverein und durch die Erbauung der Thüringer Eisenbahn (seit 1843) der bald andere Linien folgten. Die Verfassung wurde 1848 freier gestaltet. Das Haus Gotha (1640—1825). Ernst der Fromme, der Begründer des Hauses Gotha, hatte ebenfalls in schwedischen Diensten rühmlichst gekämpft und hatte von seinem Bruder Bernhard das von diesem eroberte Bistum Würzburg zur Verwaltung erhalten. Er hatte dieses so gut regiert, daß der Bischof, als er das Land zurückerhielt, gestehen mußte, Ernst habe das Land in einen besseren Zustand gebracht, als wenn er es selbst verwaltet hätte. Seit dem Prager Frieden, dem er beitrat, widmete er sich ganz der Verwaltung seines Landes, das durch den Erwerb von Altenburg und Koburg (von einer wettinischen Linie) und durch Hennebergische Gebiete (S. 16) vermehrt wurde. Seine eifrigste Sorge war es, die Wunden, die der Krieg dem Lande geschlagen, zu heilen. Er ließ wüste Güter wieder anbauen, unterstützte die Bauern mit Saatkorn und Spannvieh, gab Bauholz her, ließ Bären, Wölfe, Hirsche und Luchse abschießen, wehrte auch Kriegsvolk und Gesindel ab durch eine neuemchtete Landwehr von 7800 Mann. Vor allem aber suchte er die Bevölkerung sittlich wieder zu heben; er erließ Gesetze gegen Schwelgerei und Unsittlichkeit und visitierte eifrig, oft in eigener Person, Kirchen und Schulen. Durch den Rektor Andreas Reyher ließ Ernst, „ein Fürst unter den Pädagogen und ein Pädagog unter den Fürsten," eine Schulordnung veröffentlichen, den „Schulmethodus", durch den auch der Unterricht in Erdkunde, Raumlehre und Naturkunde sowie die Anlegung von Pflanzensammlungen und Schulgärten angeordnet wurde. Damals hieß es, „in Herzog Ernsts Land seien die Bauern frömmer und gelehrter als anderswo die Edelleute". So waltete der „Beternst" von seinem Schlosse aus, dem über Gotha neuerbauten Friedenstein, väterlich über seinem Lande, im Geiste seines Wahlspruches: „silentio et spe.“ Noch größere Pläne faßte der Unermüdliche. Er erhoffte sogar einen Zusammenschluß aller Evangelischen und unterstützte daher die lutherischen Gemeinden in Utrecht und London und in der deutschen Vorstadt von Moskau. Er starb 1675. Seine sieben Söhne teilten das Land: Friedrich I. setzte die Linie Gotha-Altenburg fort, Bernhard I. begründete die Linie Meiningen, Ernst Hild-
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