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behend und leicht, als möglich, weiter geschritten, um desto länger
bei den Scenen zu verweilen, worin der Fürst, der Krieger u. s. w.
von der Glorie schöner Menschlichkeit umgeben erscheint. Dabei
suchte ich höhere Ansichten und Wahrheiten aus dem Leben, so wie
Andeutungen aus der Mythologie, der tieferen Staatengeschichte, der
Philosophie und andern Wissenschaften in meine Gemälde, möglichst
leicht und ungezwungen, zu verweben, weil mich bei jedem Fcder-
zuge der Wunsch beseelte, Nützliches mit Angenehmem zu verbinden.
Zudem ist dieses Buch vorzüglich für Knaben, die dem Jünglings-
alter nahe stehen, bestimmt, und wie willkommen ist da bisweilen
ein solcher kleiner Vorläufer, wie fest prägt er sich oft dem Gedächt-
niß für's ganze Leben ein! Ich weiß das aus eigner Erfahrung.
Weil aber dieses Merkchen Teutschlands Söhnen gewidmet ist;
so glaubte ich erstens bei den Schilderungen von Krieg und von
Schlachten oft länger verweilen zu müssen, als es vielleicht, dem er-
sten Anschein nach, erforderlich gewesen. Allein ich wollte eben
schon in dem Knaben den Muth und innige Liebe zum Vaterlande er-
wecken, so wie diese Jugendschrift überhaupt die Heranbildung
des Knaben zum guten Staatsbürger, als einen der schön-
sten Nebenzwecke anerkennt. Zweitens erachtete ich es für uner-
läßlich, Teutschlands Heranwachsende Söhne mit dem Verfalle des
römisch-teutschen Reichskörpers, selbst im Einzelnen, möglichst genau
bekannt zu machen, und für diese Darstellung schien mir Dalbergs
Leben am geeignetsten zu sein! Darum steht dieses nicht nur im
äußeren Raume, sondern auch in seiner ganzen Anlage und Aus-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
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schien mit allen geselligen Tugenden eines liebenswürdigen Privat-
mannes.
Bei der Zurückkunft auf sein Zimmer sah er die ekngegangenen
Berichte und Depeschen durch; auch Unterzeichnete er wohl noch vor-
gelegte Ausfertigungen. Um 11 Uhr ging er zu Bett, wenn ihn
nicht noch wichtige Geschäfte in seinem Arbeitszimmer fesselten. In
diesem Falle arbeitete er oft bis tief in die Nacht.
Bei Feuersgefahren und ähnlichen Unglücksfällen eilte Joseph
sogleich an Ort und Stelle, um zu ermuntern, zu helfen und anzu-
ordnen. . Täglich nahm er hundert Ducaten oder eben so viel halbe
Souverains d'or mit sich, welche den Tag über an Arme und Leidende
vertheilt wurden. -
Bor den Großen zeichnete er sich durch eine seltene Populari-
tät aus; d. h. er neigte sich, mit aller Liebe und Theilnahme, zum
Volke herab; er war ihm zugänglich; es fand immer an ihm einen
Freund und Beschützer. So öffnete er dem Volke den Augarten
als einen Belustigungsort, und die Absicht dieses erfreulichen Ge-
schenkes bezeichnete die Inschrift am Eingänge: „Allen Menschen
gewidmeter Belustigungsort von ihrem Schätzer." Und, als man
einst das Gesuch an ihn gelangen ließ, den Prater nur gewissen
begünstigten Ständen zum ausschließlichen Gebrauche zu überlasten!;
so schlug es der edle Menschenfreund ab und setzte hinzu: „Wenn
ich immer nur mit meines Gleichen leben wollte, so müßte ich ln
die kaiserliche Gruft zu den Kapuzinern steigen und darin meine
Tage zubringen."
Solcher edlen, interessanten Characterzüge giebt es noch sehr
Viele von dem Besten der Monarchen, und doch ward dieser Fürst
keineswegs von seinen Völkern geliebt. Sie haßten ihn und empör-
ten sich sogar zum Theil gegen ihn. Sein rastloses, sich selbst
verläugncndes und aufopferndes Bestreben hat, wenigstens für ihn
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Materialien fehlten,) ein gewisser innerer Takt leitete, den auch
vielleicht aufmerksamere Leser in der Kette wiedersinden werden, die
ich, gleichsam verbindend und zusammenhaltcnd, durch und um das
Ganze geschlungen habe. Namentlich Hab' ich mich bemüht, aus
den verschiedensten Lebensverhaltnissen und aus mehr, als aus einem
Stande meine geschichtlichen Bilder zu wählen, und darum ist der
Titel des Merkchens wohl auch nicht ganz passend und richtig ge-
wählt. Allein solch' eine Wahl berücksichtigt oft nur die allgemeine
Publicität und, von diesem Standpunkte aus, wird jene Wahl nicht
als vergriffen erscheinen. Meist concurrirt auch die Verlagshand-
lung dabei.
Nicht nur aber um jener beabsichtigten Mannigfaltigkeit Willen,
wird man mir die Aufnahme eines Schauspielers verzeihen. Ich
denke, auch wenn es eben nicht Schröder wäre, den ich geschildert
hätte, der triftigen Beweggründe Mehrere für mich zu haben. Dem
wahrhaft Gebildeten ist die Kunst der Menschendarstellung eben
so verehrungswerth, wie eine jede andere Kunst, ja! wie selbst die
ernsteste und trockenste Wissenschaft. Mehr hoff' ich, darüber nicht
andeuten zu dürfen. Nur noch bedauern will ich, als Schriftsteller
und als — Teutscher, daß ich keinen Maler, Bildhauer oder Bau-
meister unter den Teutschen der letzten hundert Jahre fand, der sich
einer allgemeinen Anerkenntniß, wie ein Schiller, als Dichter, ein
chen Anzeigen des Herrn Verlegers Schröders Name aufgeführt gewesen
wäre. ' . .
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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den sprach sich schon nach einigen Jahren ein allgemeines Mißver-
gnügen über ihn aus.
Seine Plane und Ideen waren meist recht gut und schön, und
sie bezweckten Nichts, als das wahre Beste des Landes und der Völ-
ker; allein es fehlte der milde Uebergang, das Anknüpfen des Neuen
an das Alte, Liebgewordene und Ungewohnte. Die Beamteten, streng
gehalten und in ihren Wirkungskreisen beschränkt, waren nicht ge-
neigt, die neuen Institute, d. h. die neuen Einrichtungen dem Volke
zu empfehlen.
So mochte er, mit dem Anfänge des Jahres 1781 die Con-
duiten-Listen einführen, und in demselben Jahre noch eine Bestim-
mung über die Pensionen der Staatsdiener und ihrer Hinterlassenen
feststellen; so konnte er eine größere Preßfreiheit geben, und nicht
nur die Lutheraner, sondern sogar auch die Juden in mehreren Be-
ziehungen mit den Anhängern der herrschenden (katholischen) Kirche
in gleiche Stellung setzen; so mochte er die Leibeigenschaft ver-
nichten, und alle Nonnenklöster und viele Mönchsklöster einziehen,
die dem Staate auch nicht den geringsten Nutzen brachten; so konnte
er immerhin der Gesetzgebung und allen Zweigen der Verwaltung
eine bessere Richtung geben; so konnte er endlich unausgesetzt alle
Sorgfalt auf die Verbesserung der öffentlichen Erziehung, der Poli-
zei, des Kirchenwesens und des Landbaues verwenden: Joseph hatte
doch fortwährend mit Unruhen und Widersetzlichkeiten seiner Unter-
tanen zu kämpfen. Vor Allen machten ihm die Niederlande viel
Sorge und Kummer, und, als endlich Joseph alle Neuerungen für
die Niederlande aufgehoben hatte, und die Ruhe zurückzukehren
schien, erklärte er, mit Rußland im Bunde, am 9. Febr. 1788 den
Türken den Krieg. Ja! Oestreich stellte nicht nur die vertrags-
mäßige 'hilft, sondern es ließ sogar seine ganze Armee, 217,416
Mann, in's Feld rücken.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Joseph Joseph Oestreich
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ges eben so furchtbar wieder blitzen, als wie es das 16. und 17. Jahrhun-
dert sahen. Ich schreibe dieß am Jahrstage unserer Reformation
und bin ein guter Lutheraner; aber der Friede und die Liebe
gehen mir über Alles. Daß ich aber sogar noch auf dem letzten
Blatte des Maurerthums gedachte, — auch diese Kühnheit glaub'
ich verantworten zu können. Warum soll nicht der, dem Jünglings-
alter entgenreifende, Knabe von dem Wege eine leise Andeutung er-
halten, der ihn einst zum Guten und zum Schönen führen kann? Ueberall
Hab' ich ja! einen Vater, einen Lehrer oder einen erfahrenen Freund
vorausgesetzt, der meinen flüchtigen Fingerzeichen — im Gebiete der
Erkenntniß und des Gefühls. — die gewünschte Richtung geben
wird. Nur den Geschlechtsunterschied und die Liebe zwischen beiden
Geschlechtern Hab' ich möglichst mit Stillschweigen übergangen, weil
die Ansicht darüber: ob schon der Knabe mit ihr bekannt zu machen
fei oder nicht? weniger getheilt ist, als manche Andere. Auch lag die
Liebe für meinen Plan so fern, daß ich ihre Farben und Tinten zur
Vollendung meiner Portraits wenig und gar nicht benutzen durfte.
Desto mehr aber Hab' ich, und zum Theil wörtlich, die Zeitge-
noffen, Hennings Ehrentempel, das Conversatlons - Lexicón und
Krasts neuen Plutarch als Hilfsquellen benutzt. Jedoch Hab' ich es
rm zweiten Falle entweder in einer Note oder mit einigen voranste-
henden oder beschließenden Punkten gewissenhaft und aufrichtig an-
deutet. Warum sollt' ich's auch nicht? — Ich konnte ja weniger
etwas Neues bringen, als das Vorhandene möglichst gut zusammcn-
flellen. Besonders willkommen war es mir, wenn ich meine Heroen
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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das Leben seines Kaisers besorgt. Seele und Körper litten. Mit
dem November des Jahres 1789 wurde das neue Steuergesetz ein-
geführt, das vor Allem noch ganz besonders zur allgemeinen Unzu-
friedenheit aufreizte und alle Ordnung und alle Ruhe zerstörte.
Hierzu kam, daß die Niederländer um diese Zeit wieder völlig
in Aufruhr geriethen, sich für frei erklärten, die kaiserlichen Trup?^
pen aus allen Provinzen vertrieben und nur noch Luxemburg in des
Kaisers Gewalt ließen. Joseph zeigte sich zur Nachgiebigkeit geneigt;
aber die Niederländer verwarfen trotzig jeden Vorschlag. Die Un-
ruhen in den Niederlanden griffen ihn so an, daß er sich gegen den
Fürsten Ligne auf folgende Weise äußerte: „Ihr Land bringt
mich um. Der Fall von Gent war schon mein Todeskrampf, die
Verlassung von Brüssel ist vollends mein Todesstoß'"
Auch die Ungarn, bei denen die allgemeine Unzufriedenheit nur
unter der Asche geglommen, die aber auch im Türkenkriege sehr viel
gelitten hatten, bestürmten ihn von Neuem und heftiger mit Be-
schwerden und Klagen. ^Sie verlangten ihre früheren Rechte und
ihre alte Verfassung zurück. Da brachte Joseph, im Gefühl der
Abnahme seiner Kräfte, unfähig, zu gleicher Zeit den abtrünnigen
Niederländern, empörten Ungarn, verzweifelten Türken und zweideu-
tigen Preußen widerstehen zu können, das schwerste Opfer, was er
nur bringen konnte. Er erklärte unter'm 28. Januar 1790 den Un-
garn, daß, bis es zu einem Reichstage käme, vom 1. Mai d. I.
an, die öffentliche Verwaltung und die Rechtspflege wieder auf den
Fuß gesetzt werden solle, wo sie sich 1780, nach dem Ableben der
Königin Maria Theresia, befunden hätte.
Tyrol bezeigte sich bald darauf ebenfalls unzufrieden und Jo-
seph beeilte sich, auch dort wieder Alles auf den alten Fuß zu fetzen-.
So zerstörte der Verkannte und Bedrängte mit einem Schlage fein
jahrelanges, mühevolles und nur das Beste bezweckende Werk! —
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Joseph Brüssel Joseph Maria_Theresia Maria Theresia
15
Aber, noch war das Maaß seiner Leiden nicht voll. Elisabeth
von Würtemberg, die geliebte Gemahlin des geliebten Neffen, verr
schied am 18. Februar, nachdem sie Tags zuvor eine Tochter gebor
ren. Joseph, selbst mit dem Tode ringend, unterlag beinah' dieser
Trauerbothschaft. Endlich aber siegte der gläubige, zum'himmel auf-
schauende, Christ. In Gott ergeben, faltete er seine Hände und
rief: ,,^err, Dein Wille geschehe!" — Er selbst ordnete das Lei-
chenbegangniß an, und empfahl baldige Beisetzung, damit für
seine Leiche Platz werde.
Am 1h. schrieb er noch einen Aufsatz, den Fürst Kaunitz ein
Meisterstück nannte; am 19. dictirte er noch bis nach 10 Uhr Abends
seinen Secretairen. Sein letzter Wille war kurz und bestimmt: er
setzte seinen Bruder und Thronfolger Leopold Ii. zum Universal-
Erben ein.
Von Haddik und Laudon (zweien seiner Generale) nahm er
persönlich Abschied; durch Haddik vom Heere. Zu Laudon sagte er:
„reichen Sie mir Ihre alte Hand; ich werde nicht mehr das Vergnü-
gen haben, sie zu drücken. Zu Haddik sagte er: „Gott befohlen,
lieber Haddik, wir sehen uns hier zum letzten Male."
An den Fürsten Kaunitz schrieb er, indem er ihm für seine
Theilnahme dankte, folgende Zeilen :
Lieber Freund!
Ich bin von dem Ausdruck Ihrer Theilnehmung ganz gerührt:
allein, was kann ich bei den Verhängnissen der Vorsicht anders
thun, als mich denselben unterwerfend Was Sie betrifft, empfan-
gen Sie von mir die unbegrenzte Versicherung der vollkommensten
Erkenntlichkeit, der größten Hochachtung und des aufrichtigsten Zu-
trauens, die Sie vor allen andern verdienen; und, sei'n Sie versi-
chert, daß es mich unendlich schmerzt, wenn ich daran denke, daß
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth
von_Würtemberg Joseph Kaunitz Leopold_Ii Leopold Laudon Kaunitz
Joseph der Zweite.
Römisch - teutscher Kaiser, Erzherzog von Oestreich, König von Ungarn,
Böhmen und Siebenbürgen, Beherrscher der Niederlande u. s. w.
cx^hr werdet das noch oft in Eurem spatem Leben erführen, Ihr
lieben, deutschen Knaben! daß das Erscheinen merkwürdiger Menschen
auf dem Schauplatze der Weltbegebenheiten von wichtigen Umstan-
den, unruhigen Bewegungen und außerordentlichen Veränderungen
begleitet oder vorher angekündigt wird. Das Letztere nämlich, daß
aus bedeutenden Umgestaltungen und Reibungen große, thatenlustige
Und thatenkraftige Männer hervorgehen, laßt sich leicht erklären, denn
Unser Lessing, einer der merkwürdigsten Dichter unsers Vater-
landes, sagt schon:
„Gelegenheit macht Diebe, aber auch große Männer."
Das Erstere aber, daß die Geburt denkwürdiger Personen oft auch
äußere merkwürdige Umstande und Erscheinungen begleiten: dieses Rath-
sel liegt tiefer verhüllt in dem wunderbaren Gange des Schicksals der
Menschheit. Doch deutet es vor Allem auf eine höhere Hand, die
unsichtbar, aber weise und gütig, die-Weltbegebenheiten ordnet und
leitet, um durch diese die Volker und die Einzelnen ihrer Vervoll-
kommnung und ewigem Bestimmung entgegen zu führen. -
So waren denn die Zeitumstande und Verhältnisse, als Jo-
seph Ii., dieser seltene und edle Fürst die Welt betrat, (am 13.
Marz 1741) ebenfalls sehr kriegerisch und unruhig.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Joseph Oestreich Lessing
— 17
Von, den Fürstinnen Franz und Carl Liechtenstein, Kinsky und
Klary und der Gräfin Ernst Kaunitz, (vorzugsweise nur die Für-
stinnen genannt,) die mit den Grafen Ernst Kaunitz, Rosenberg
und Lascy seine gewöhnliche Abendgesellschaft bildeten, in deren Um-
gänge er sich nach seinem, so sorgenvollen Tagewerke gewöhnlich er-
heiterte, nahm er mit folgenden Zeilen eigenhändig Abschied:
„Mein Ende naht heran: es ist Zeit, Ihnen noch durch diese
Zeilen meine ganze Erkenntlichkeit für jene Güte, Politesse, Freund-
schaft und angenehme Freiheit zu bezeugen, die Sie mir während
so vieler Jahre, welche wir in Gesellschaft mit einander zugebracht
haben, zu erweisen und angedeihen zu lassen, die Gewogenheit hatten.
Ich bereue keinen Tag: keiner war mir zu viel; und dieses Vergnü-
gen, mit Ihnen umzugchen, ist das einzige verdienstliche Opfer, das
ich darbringe, indem ich die Welt verlasse. Haben Sie die Güte,
Sich meiner in Ihrem Gebete zu erinnern. Ich kann die Gnade
und unendliche Barmherzigkeit der Vorsehung in Ansehung meiner
nicht genug mit Dank erkennen; nur im Vertrauen auf sie, erwarte
ich mit ganzer Resignation meine letzte Stunde. Sie werden meiye.
unleserliche Schrift nicht mehr lesen können. Sie beweißt meinen
Zustand.
Joseph." -
Nach 10 Uhr Abends entließ er seine Secretaire. Zu den Aerz-
ten sagte er in lateinischer Sprache: er fühle den Todeskampf.
Darauf ließ er den Beichtvater eintreten. Mit diesem blieb er al-
lein. Joseph schlummerte bald, bald sprach er irre. Doch erholte
er sich wieder; der letzte Gedanke seiner großen, alles Gute und
Edle umfassenden, Seele beschäftigte sich mit den wichtigsten Ange-
legenheiten des Staates. Sie waren der letzte Gegenstand seiner
Phantasien. .
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Carl_Liechtenstein Kinsky Ernst_Kaunitz Ernst Ernst_Kaunitz Ernst Rosenberg Joseph Joseph
— 3 —
Wesen in einigem Widerspruche zu stehen schien. Er wurde aber
auch schon früh, um die Ungarn für ihre Treue zu belohnen und
zu erfreuen, auf ungarische Weise gekleidet. Nun hat die ungarische
Nationaltracht sehr viel Aehnliches mit einer Husarenuniform, wie
auch alle unsere Husaren zuerst den leichten ungarischen Reitern
nachgebildet worden sind, und, nicht wahr? ein hübscher, blan-
'ker Husarenpelz und Dolman kann schon Lust zum Soldatenstande
machen?
Indessen dürft Ihr nicht etwa glauben, liebe Knaben! daß
sich der kleine Kronprinz nur immer in seinem ungarischen Husaren-
Dolman herumtummeln durfte. Ach nein! Er mußte so gut lernen,
wie Ihr. Und höchst wahrscheinlich noch viel mehr. Denn ein
Prinz und ein künftiger Regent können gar nicht genug wissen.
Den ersten Unterricht ertheilte ihm sein Vater selbst, später aber
bekam er für die einzelnen Wissenschaften einzelne Lehrer. Joseph
faßte auch leicht auf: aber er vergaß auch wieder sehr schnell, wie
das bisweilen Euch nicht besser gehen mag. Dabei war er freund-
lich, wohlwollend und gutmüthig, dennoch aber verschlossen und
empfindlich, und mit Schüchternheit verband er Stolz und Eigen-
willen.
Uebrigens hatte man sich eine ziemlich unnöthige Arbeit gemacht.
Man hatte ihm nämlich die Geschichte seines (des Habsburgischen)
Hauses in fünfzehn Folianten beschrieben. Folianten sind große,
dicke, schwere Bücher, wo sehr viel d'rinn sieht, Und da war es frei-
lich nicht zu verwundern, wenn der junge, rasche, lebhafte Joseph
keine große Lust empfand, sich durch dieses Labyrinth hindurch zu
winden. Eben so wenig entsprach seinem muntern, aufgeweckten
Geiste der schwerfällige Vortrag in der Logik, d. i. in der Kunst,
Uriheilsschlüsse zu ziehen, und die Lehrer insgesammt hatten nicht
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]