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1. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. III

1854 - Saalfeld : Riese
Die Kenntniß der Welt- und Culturgeschichte ist in unserer Zeit nicht nur eine Zierde, sondern auch eine Nothwendigkeit für einen jeden nach wahrer Bildung strebenden Menschen. Soll aber der Geschichts- unterricht auf Geist und Herz einen wahrhaft bildenden und erziehenden Einfluß ausüben, so darf er sich nicht auf Namen und Jahreszahlen, nicht auf eine übersichtliche Zusammenstellung der wichtigsten Ereignisse beschränken und in trocknen Allgemeinheiten verlieren, sondern muß lebens- und anschauungsvoll sein. Dies kann ohne Zweifel am sicher- sten erreicht werden durch eine Darstellung des Wissenswürdigsten aus der Welt- und Culturgeschichte in biographischer und monographischer Form, d. h. durch ausführliche Lebensbeschreibungen der wichtigsten geschichtlichen Personen und durch ins Einzelne eingehende Erzählungen der denkwürdigsten weltgeschichtlichen Ereignisse. Erst dann wird ein

2. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. V

1854 - Saalfeld : Riese
V lassen; ich habe wenigstens in meiner Darstellung des Wissenswürdigsten aus der Welt- und Kulturgeschichte gestrebt, meine Leser für Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz zu begeistern, mit hingebender Liebe für Fürst und Vaterland zu erfüllen und zu der Ahnung eines göttlichen Weltgerichts in der Weltgeschichte, zu der Ueberzeugung zu führen, daß „Gerechtigkeit ein Volk erhöhe, aber die Sünde der Leute Verderben sei," und daß wie für die Einzelnen, so auch für ganze Staaten und Völker das Heil nur in Christus gefunden werde. Ich habe dieses Buch genannt „ein historisches Lehr- und Lesebuch für das deutsche Volk in Schule und Haus, sowie für Volks- und Schul- bibliotheken" und bei der Abfassung desselben vornehmlich Lehrer an ge- hobenen Volks- und Bürgerschulen, an den untern und mittlern Klassen höherer Lehranstalten, Hauslehrer, Schulamtscandidaten, Seminaristen und Schulamtsaspiranten, Prediger und Lehrer, welche bei Abendunter- haltungen oder an Gewerbe- und Sonntagsschulen, in Jünglings- und Gesellenvereinen populäre historische Vorträge halten, im Auge gehabt; sodann habe ich es aber auch für die reifere Jugend und überhaupt für einen Jeden bestimmt, der das Bedürfniß historischer Bildung fühlt und eine populäre Darstellung des Wissenswürdigsten aus der Welt- und Culturgeschichte vom Standpunkte christlicher Weltanschauung begehrt. Danach habe ich denn auch die Auswahl der Biographien und Erzäh- lungen bemessen, übrigens meist durch allgemeine Uebersichten am An- fange der einzelnen Perioden den Zusammenhang derselben mit dem Gange der Welt- und culturgeschichtlichen Entwickelung zu vermitteln gesucht; in Beziehung auf Popularität und Allgemeinverständlichkeit aber habe ich den Grundsatz befolgt, fremdländische und wissenschaftliche oder technische Ausdrücke so lange zu vermeiden, bis der natürliche Lauf der

3. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 1

1854 - Saalfeld : Riese
§ 1. Begriff der Weltgeschichte, Wichtigkeit und Werth derselben. Aus der Weltgeschichte will ich euch das Wissenswürdigste erzählen, liebe Leser. Wisset ihr auch, was die Weltgeschichte ist? — Ihr hört es so gern, wenn euch eure Vater oder Mütter Etwas ans der Geschichte ihres Lebens erzählen, wie sie klein gewesen und nach mancherlei Thaten und Leiden groß und zu Dem geworden sind, was sie nun sind. Das, was sie im Laufe ihres ganzen Lebens gethan und erfahren haben, was also durch sie und mit ihnen geschehen ist, nennt ihr die Geschichte ihres Lebens. Nicht minder seid ihr begierig zu wissen, wie es in alten Zeiten in der Stadt oder dem Orte, welchen ihr bewohnt, hergegangen sei und wie er nach und nach Das geworden, was er jetzt ist. Aber sehet euch noch weiter um und blicket einmal auf das ganze deutsche Land und Volk — „ So weit die deutsche Zunge klingt Und Gott im Himmel Lieder singt; “ — so muß euch die besondere Geschichte unseres Landes und Volkes von hoher Wichtigkeit sein und ihr müsset fragen, durch welche Thaten und Schicksale dieses Volk von seinem ersten Auftreten in der Geschichte an sich ausgezeichnet habe. Allein bei der Geschichte unseres Landes und Volkes ^dürfen wir nicht stehen bleiben, können es auch nicht, weil unser Land an andere Länder grenzt und unser Volk mit andern Völkern der Erde im Krieg und Frieden in vielfachen Verkehr getreten ist; sondern wir müssen uns zur Betrachtung der allgemeinen (Universal-)

4. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 3

1854 - Saalfeld : Riese
3 landsliebe für alle Zeiten als Muster der Nachahmung gelten können; sie nennt euch Diejenigen, welche durch nützliche Erfindungen oder weise Einrichtungen Wohlthäter des Menschengeschlechts geworden sind. Sie hält aber auch ein gerechtes Gericht über Die, welche wegen ihrer Laster und Thorheiten, ihrer Herrschsucht und Tyrannei den Abscheu der Nach-"^ welt verdienen. Mit Einem Worte, die Geschichte ist für euch eine Predigerin von Gottes Güte und seinen gerechten Gerichten, eine Lehre- rin der Weisheit und Tugend, eine Warnerin vor Verirrungen und Lastern, die Kenntniß derselben ist nicht nur eine Zierde, sondern eine Nothwendigkeit für jeden nach wahrer Bildung strebenden Menschen. § 2. Einteilung der Weltgeschichte. Wenn wir eine Erdkugel vor uns haben, so theilen wir, um eine leichtere Uebersicht über das Ganze zu gewinnen, die ganze Masse des Landes und des Wassers in gewisse kleinere Theile, welche wir Welt- serd-) theile und Weltmeere nennen. Wie dort mit dem Raume, so verfährt man in der Geschichte mit der Zeit. Es sind nämlich seit der Erschaffung des Menschen, gemäß der Zeitangabe in der heiligen Schrift, etwa 6000 Jahre verflossen, und es ist darum nöthig, dieses gewaltige Meer der Zeiten in gewisse Hauptzeitalter zu theilen und jedes Hauptzeitalter wieder in mehrere Unterabtheilungen (Perioden oder Zeiträume) zerfallen zu lassen. Diese Perioden beginnen oder schlie- ßen mit solchen Ereignissen, welche Epoche gemacht haben d. h. von tief eingreifenden Folgen für das äußere oder innere Leben der Men- schen gewesen sind. Zuerst aber nehmen wir in diesem Strome der Zei- ten einen festen Punkt an, der nach der Erschaffung des Menschen das wichtigste Ereigniß in der Zeit und der Mittelpunkt der ganzen Geschichte ist, das ist die Geburt unseres Heilandes Jesu Christi. Von diesem Punkte aus rechnen wir rückwärts nach Jahren vor Christi Geburt, und vorwärts nach Jahren nach Christi Geburt. Denn die Bestimmung der Menschheil ist ihre Vereinigung zu einem großen, heiligen Gottesreiche. Die Menschwerdung Gottes in Christo war die Stiftung dieses Gottesreichs. Darum ist die Geschichte vor Christus die Geschichte der Vorbereitung, die Geschichte nach Chri- 1.

5. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 7

1854 - Saalfeld : Riese
Erste Periode der Geschickte der alten Zeit. Von Adam dio auf den perserkönig Cyrus (4000 — 560 v. Chr.). § 3. Urgeschichte der Menschheit. I. Das Menschengeschlecht vor der Sündfluth (bis 1656 nach Erschaffung des Men s ch e n). Das einzig Sichere und Zusammenhängende, was wir über die Ur- geschichte der Menschheit wissen, finden wir in der Bibel verzeichnet. In diesem heiligen Buche lesen wir, wie Gott nach der Erschaffung des Him- mels und der Erde auch den Menschen, die Krone der irdischen Schöpfung, nach seinem Ebenbilde schuf und ihm einen Garten in Eden, ein glückliches Land unweit dem Ursprünge des Euphrats und des Tigris zu seinem näch- sten Wohnorte anwies. Die Bestimmung des Menschen war, in unge- störter Gemeinschaft mit seinem Schöpfer frei verharrend zu immer größerer Theilnahme an göttlicher Weisheit und Macht, Heiligkeit und Seligkeit zu gelangen, die Natur zu beherrschen und die ganze Erde zu einem Paradiese, einem Garten Gottes zu verklären. In diesem glücklichen Zustande, in kind- licher Unschuld, ohne Erkenntniß des Guten und Bösen, lebte das erste Menschenpaar so lange, bis es, von dem argen Geiste in der Schlange ver- führt, im Mißbrauche seiner Freiheit durch den Ungehorsam gegen ein gött- liches Gebot die todbringende Erfahrung des Bösen machte und zur Strafe dafür auf die übrige Erde vertrieben wurde. Zum Troste aber bekamen unsere Ureltern im Urevangelium von dem Weibessamen die köstliche Ver- heißung mit auf den Weg, daß ein vom Weibe Geborner der Schlange den Kopf zertreten, den Kampf mit dem Urheber der Sünde siegreich hinaus- und das Menschengeschlecht zu seiner ursprünglichen herrlichen Bestimmung zurückführen werde. Schon als Eva ihren ersten Sohn gebar, meinte sie die Erfüllung jener Verheißung gewonnen zu haben und nannte ihn Kain d. h. Ge- winn. Aber Hernachmals äußerte sich vielmehr die mit der menschlichen Natur fortgepflanzte Sündhaftigkeit und zwar gesteigert zur Bösartigkeit: Kain's Brudermord tränkte die Erde mit dem ersten vergossenen Blute, das friedliche Zusammenleben wurde gestört. Schon in den beiden ersten Söh- nen der ersten Menschen sehen wir die Anfänge und Vorbilder der doppel- ten Richtung im Menschengeschlecht sich entwickeln, nämlich der gläubigen Hingebung an Gott und sein Heil und der hartnäckigen Entfremdung von

6. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 11

1854 - Saalfeld : Riese
1 ! älteste Staatsform die rein theocratische oder hierarchiset) e Verfassung, den Priesterstaat, wo die Priester als Wächter und Bewahrer der Ge- setze und ausschließliche Inhaber aller Bildung und Kenntnisse allein herrsch- ten. Wenn die Priester mit der Kriegerkaste die Herrschaft theilten, entstan- den prie st erliche Krieger st aaten; wenn aber die Kriegerkaste in einem ihrer Häupter die Macht allein an sich riß, so erhob sich eine rein weltliche, auf der Willkühr des Schwertes ruhende Despotie. Den drei großen Geschlechtern der Menschen ist eine sehr verschiedene Lebensbestimmung geworden und damit in Erfüllung gegangen, was Noah über ihre Ahnherrn als Segen oder Fluch ausgesprochen. Die Kinder Japhet's sind frei und weit über die Erde gewandert und haben ein kräfti- ges und frisches Leben gewonnen. Unter den Semiten ist Erkenntniß Got- tes vornehmlich geblieben, und ein semitisches Volk hat er sich erwählt, bei ihm zu wohnen. Auf Hain's Nachkommen lastet der Fluch leiblicher und geistiger Knechtschaft, bis auch sie in Christus frei werden von aller Knecht- schaft. Zwar nahmen alle Geschlechter der Erde als Mitgift aus dem Vater- bause die Erinnerungen der Urzeit und das ihnen ins Herz geschriebene Gesetz mit, jene Erinnerungen an Schöpfung und Sündenfall, Strafe und Verheißung, Gericht und Errettung; aber da die Menschen in Folge der Sünde der innern Gemeinschaft mit Gott ermangelten, so wußten sie bald den Schöpfer von seinen Geschöpfen nicht mehr zu unterscheiden, sie verloren bei der Zerstreuung über den Erdboden den ursprünglichen Glauben an den Einen wahren Gott (Monotheismus) und versanken in Vielgötterei (Polytheismus), indem sie statt des Schöpfers dessen sichtbare Werke anbeteten oder die in der Natur wirkenden Kräfte als göttliche Wesen ver- ehrten. Selbst unter die Völker Sem's war der Götzendienst wieder einge- drungen, bis Gott einen Mann erwählte, um in seine und seiner Nachkom- men Hände die Pflege des Heiligthums zu überantworten, und für diesen Mann und seine Nachkommen ein zwar abgeschlossenes, aber doch zugleich im Mittelpunkt der alten Welt liegendes Land (Kanaan, Palästina) be- stimmte, in welchem sie von andern Völkern abgesondert wohnen und erzogen werden sollten. Dieser Nachkomme Sem's im zehnten Gliede war der Vater der Gläubigen, Abraham (etwa 400 Jahre nach der Sündfluth, 2100 v. Chr.), der Träger der göttlichen Offenbarung für das jüdische Volk und durch dasselbe für alle Völker der Erde. Während nun die biblische Ge- schichte das auserwählte Volk Gottes in den Mittelpunkt der Völker stellt und die Offenbarungen und Voranstalten des Heils erzählt, bis das Reich Gottes innerlich gekräftigt und vollendet alle Völker in sich aufnehmen kann; führt uns die Weltgeschichte hinaus auf die Wege der Heiden. Auch sie waren dazu bestimmt, Bausteine zu dem großartigen, Alles umfassenden Bau des Reiches Gottes herbeizubringen, und sie haben in Kunst und Wissen- schaft und überhaupt in weltlicher Beziehung Großes geleistet. Allein sie mußten nach langen und mannichsachen Jrrgängen zur Erkenntniß ihrer geist- lichen Armuth und Hülflosigkeit gelangen, und diese Erkenntniß mußte sie geneigt machen, das Heil von den Juden anzunehmen. Das ist die weltge- schichtliche^ Bedeutung dieses Volks, welches als staatlich und sprachlich ver- einigtes Volk zu bestehen aufgehört, nachdem es sein Prophetenthum für alle Volker der Erde in Christus erfüllt hat.

7. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 15

1854 - Saalfeld : Riese
15 \nber thronen die Götter in ewiger Kraft und Herrlichkeit auf den höchsten Gipfeln des Himmalaya in paradiesischen Gärten und Palästen. Auch glaub- ten die Inder an eine Seelenwanderung (Metempsychose) und nahmen "cm, daß die menschliche Seele nur zur Strafe, die sie in einem frühern Dasein verschuldet, dem irdischen Körper zugesellt sei und ihr Stre- den und Ziel Wiedervereinigung mit der göttlichen Weltseele sein müßte. Während nun die Seele des Weisen, Helden oder Büßers ihren Gang nach Oben durch leuchtende Gestirne antritt und endlich mit dem geistigen Ur- wesen, von dem sie ausgegangen, wieder vereinigt wird, muß die Seele eines verstorbenen bösen Menschen nach dem Urtheile der Todtenrichter wie- der in einen andern oft niedrigeren (Thier-) Körper und beginnt ihre Wan- derung von Neuem. Zu ihrem Götzendienst gehörten blutige und unblutige Opfer, Waschungen im Ganges und andern heiligen Flüssen; als verdienst- lich galten Wallfahrten, Beten, Fasten, Büßungen mit Selbstpeinigungen, insbesondere aber das Versenken aller seiner Gedanken in die Betrachtung des Brahma. Dazu kamen manche Gebräuche und Satzungen, welche alles sittliche Gefühl verletzen, wie der unzüchtige Tanz der gottgeweiheten Jung- frauen (Vasaderen), die Verbrennung der Weiber nach dem Tode ihrer Männer, Kindesopfer u. dergl. In hochmüthiger Werkheiligkeit hält es der indische Büßer für eine Sünde, Ameisen zu zertreten, macht sich aber kein Gewissen daraus, arme Pilger verschmachten zu lassen. Was die staatlichen und bürgerlichen Einrichtungen der Inder anlangt, so haben sie sich von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart fast unver- ändert erhalten. Die ganze Bevölkerung war nämlich in gewisse Kasten eingetheilt d. h. Stände, welche von dem Vater auf den Sohn forterben und die verschiedenen Klassen der menschlichen Gesellschaft durch unübersteig- liche Schranken von einander trennen. Die erste und einflußreichste Kaste der Inder bildeten die Brahmanen (Braminen) oder Priester; auf sie folgten die Kschatrya's oder Krieger, aus deren Mitte die Könige (Radscha's) hervorgingen, welche ihre obersten Diener und Räthe aber nur aus der Priesterkaste nehmen durften; die dritte Stelle nahmen die Vaisya's oder Gewerbtreibenden ein, zu denen namentlich die Kauf- leute und Ackerbauer gehörten; auf der vierten Stufe standen die Sudra's oder Sklaven, die schwarzfarbigen unterworfenen Ureinwohner mit ganz verschiedener Sprache, welche nicht einmal die heiligen Bücher lesen, an den Opfern Theil nehmen und die Weihe der Wiedergeburt durch den heiligen Gürtel erhalten durften. Als der Auswurf der menschlichen Gesellschaft wurden und werden die dunkelfarbigen P aria's betrachtet, Sprößlinge uner- laubter Mischehen verschiedener Kasten, von denen unsere Zigeuner herkom- men. Alle Gemeinschaft mit ihnen ist streng untersagt; sie sind unrein und ihr bloßer Anblick verunreinigt. Die Braminen wußten ihre Unverletzbarkeit durch die empörendsten Strafen, ihre Herrschaft durch die unerhörtesten Vor- rechte zu sichern und hatten auf alle erdenklichen Fälle des bürgerlichen Lebens tiefst eingreifenden Einfluß. Uebrigens geschah es durch diese Kasten- einrichtung, daß die unteren Kasten in einem dauernden Zustande schmählicher Knechtschaft und Verthierung erhalten wurden, die oberen aber aus Stolz und Hochmuth in der überkommenen Bildung erstarrten. Eine zweite Klasse von Denkmalen haben die alten Inder in ihren Bauwerken und Götterbildern hinterlassen, deren Ruinen noch fetzt den Be-

8. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 19

1854 - Saalfeld : Riese
19 machte dem Reiche Juda ein Ende (586 v. Chr.), belagerte dreizehn Jahre lang Phöniziens Hauptstadt Tyrus und ließ in Arabien, Aegypten und Li- byen seine Fahnen wehen. Allein Nebukadnezar's kriegerischer Geist ging nicht auf seine Nachfolger über, und so kam es, daß kaum ein Menschenalter nach seinem Tode unter seinem jüngsten Sohne Belsazar (Naboned) die Herrschaft von Asien au Cyrus, den König der Perser und Meder, überging (537 v. Chr.). Die Babylonier verehrten mit einem höchst unzüchtigen Götzendienst die Sterne als Götter (Sabäismus) und beteten außer dem Bel oder Baal vorzüglich die Baaltis oder Mondgöttin an, die als Symbol (Sinnbild) der gebährenden Naturkrast den Namen Mylitta führte. Diesen Stern- göttern schrieben sie die Lenkung der menschlichen Schicksale zu und vermein- ten ihre zukünftigen Schicksale in den Gestirnen zu lesen. Darum legten sie sich mit Eifer auf die Beobachtung derselben und erfanden die Astro- logie (Sterndeutekunst), deren Pflege sich in den Händen der Pricsterkaste (Chaldäer, Magier) befand. Besonders trieben sie die Nativitäts- stellerei, die auf der abergläubischen Annahme beruhte, daß die Stellung der Gestirne bei der Geburt eines Menschen auf Glück und Unglück, Leben und Tod des Neugebornen Einfluß hätte. Babylon war auch ein Hauptstapelplatz des orientalischen Handels, es empfing über den persischen Meerbusen her die Produkte Indiens und ver- sandte sie nach dem vordem Asien. Ebenso war der Kunststeiß bedeutend, und babylonische Gewänder, Teppiche und geschnittene Steine waren im Alterthume berühmt. Indessen traten im Gefolge des Reichthums Pracht- liebe, Ueppigkeit und Verweichlichung ein und bereiteten den Babyloniern den Untergang, als ein kräftigeres und kriegerisches Geschlecht, das Volk der Perser, über sie kam. § 7. Aethiopier. Aegypter. Aehnliche Denkmale der Baukunst, wie in Indien, finden sich in einem andern Laude, welches uns schon aus der biblischen Geschichte bekannt ist, ich meine in Aegypten. Wenn man aus dem Lande Kanaan oder Pa- lästina in südwestlicher Richtung fortgeht, so gelangt man über die Landenge von Suez zwischen dem rothen und dem mittelländischen Meere in das große Thal Aegytens, welches im Osten von der steilen arabischen, im We- sten von der sauft ansteigenden libyschen Bergkette eingefaßt und vom Nil durchströmt wird. Dieses Thal erstreckt sich vom letzten Wasserfall des Nils bei Syene (Insel Elephautine) au in einer Länge von 150, in einer Breite von 2 — 5 Meilen und läuft in ein 15 Meilen breites, 20 Meilen langes, feuchtes und ungesundes Küstenland (das Nildelta, von der Aehnlichkeit des griechischen — D so genannt) aus. Dem Nil verdankt Aegypten seine Fruchtbarkeit und würde ohne denselben eine dürre Sand- wüste sein. Wenn nämlich aus den Hochgebirgen Abessiniens der Schnee schmilzt, so schwillt der Nil von der Mitte des Augustmonats bis Ende Octobers gewaltig an und setzt fast das ganze Land unter Wasser. Wo der Strom nicht von selbst hindrang, wurde er durch künstliche Bewässe- rungsanstalten hingeleitet. Das ganze Land glich dann einem See, aus welchem die Städte und Dörfer wie Inseln hervorragten, Freudenfeste und

9. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 23

1854 - Saalfeld : Riese
23 Grad von Ausbildung erlangt. Nur in der Darstellung der menschlichen Gestalt blieben die Aegypter auf der Stufe der Kindheit zurück und über- ließen es den Griechen, hierin die ersten und bleibenden Muster aufzu- stellen. Auch in Aegypten finden wir die Einteilung des Volks nach Kasten wieder. Obenan standen die Priester: sie waren nicht nur im Besitz groß- ßer Reichthümer und Ländereien, sondern besaßen auch fast ausschließlich alle höhern wissenschaftlichen Kenntnisse; sie verrichteten nicht blos den Dienst der Götter und die religiösen Ceremonien, sondern waren auch Richter, Aerzte, Naturforscher, Baumeister und Räthe des Königs. Sie trugen ge- schorenes Haupt, weißleinene Kleidung und beobachteten in Bezug auf Speise und Trank eine strenge Lebensweise. Auf sie folgte die Kaste der Krieger, aus deren Mitte, als Heerführer und Beschützer des Landes, die Könige hervorgingen. Die Krieger waren in gewissen Landstrichen angesiedelt, von deren Ertrag sie lebten, und durften kein anderes Gewerbe treiben. Zur dritten Kaste gehörten die Handwerker, Künstler, Krämer und Kaufleute, wahrscheinlich auch die Ackerbauer. Von der vierten Kaste, den Viehhirten, heißt es in der Bibel, daß sie den Aegyptern ein Greuel waren. Sogar der Zutritt zu den Tempeln war ihnen untersagt. Zu diesen vier Kasten kamen später noch die der Dolmetscher und Schiffer. Unter den Gesetzen und Einrichtungen der alten Aegypter waren manche weise und gut, viele auch ganz eigenthümlich und absonderlich. Ihre Re- ligion Bestaub wesentlich in Natur- und Thierdienst. In der äthiopisch- ägyptischen Götterlehre hieß das höchste oder Urwesen Jao, das wie der indische Brahma unsichtbar ist, aber gleichfalls in der Erscheinung als Sonne sich darstellt, und zwar zuerst in der Sommersonne als Osiris oder Gott des Lichts und Lebens, und dann in der Wintersonne als Ser apis oder Gott der Finsterniß und des Todes verehrt wurde. Im Winter wird Osiris (auch Sinnbild des Nils) von seinem Bruder Typ hon, dem Gott alles Bösen, der Wüste und des Meeres, getödtet und geht in die Unterwelt. Der Mond und die befruchtete Erde wurde unter dem Namen Isis und so die übrigen Planeten als besondere Götter verehrt. Trotz dieser höhern, mehr nur den Priestern bekannten Götterlehre artete die Re- ligion der Aegypter doch in den seltsamsten, häßlichen Thierdienst aus, der selbst andern heidnischen Völkern zum Gespött wurde. Als besonders heilig galten Krokodile, Katzen, Ichneumon, Schlangen, Hunde, Ibis, Sperber u. a. m. Wer eines dieser Thiere mit Vorsatz tödtete, mußte sterben; einige Thiere wurden von angesehenen Männern bedient, mit kostbaren Spei- sen gefüttert, gesalbt, gebadet und wenn sie starben, mit kostbaren Speze- reien einbalsamirt. Uebrigens wurden nicht in allen 36 Bezirken des Lan- des dieselben Thiere verehrt, sondern oft sehr verschiedene. Nur allein dem Stier, als dem Sinnbilde des Osiris oder der Sonne, wurde unter dem Namen Apis die allgemeinste und höchste Verehrung gewidmet. Wenn er starb, so herrschte allgemeine Trauer in Aegypten, bis die Priester seinen Nachfolger (einen schwarzen Stier mit einem weißen Dreieck auf der Stirn, einem halbmondförmigen Fleck aus der rechten Seite und einem käferartigen Knoten unter der Zunge) aufgefunden und in feierlicher Procession einge- holt hatten.

10. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 25

1854 - Saalfeld : Riese
25 rezenten und öffnete so das den Fremden bisher verschlossene Aegypten. Sein Sohn und Nachfolger Necho suchte, wiewohl vergeblich, das rothe mit dein mittelländischen Meere durch einen Kanal zu verbinden und ließ — ein großartiges Unternehmen, welches ganz vereinzelt in der alten Ge- schichte dasteht — ganz Africa durch phönizische Seefahrer umschiffen. Fast ebenso glänzend waren seine Kriegsthaten, ausgenommen daß er gegen den wilden Nebucadnezar von Babylon unglücklich war und bei Karche- misch (Circesium) am Euphrat geschlagen wurde (601 v. Chr.). In- dessen folgten noch mehrere Könige auf ihn, bis endlich Aegypten, durch Zwietracht und bürgerliche Kriege geschwächt, unter seinem letzten unglück- lichen König Psammenit, dem Sohne des Amasis, eine Beute der Perser wurde (524 v. Chr.) § 8. Phönizier. Auch das Volk der Phönizier kennen wir schon aus der biblischen Ge- schichte als ein den Israeliten benachbartes. Wir verweilen bei diesem Volke um so lieber, da es seinen Ruhm nicht etwa der Schärfe des Schwerts und der rohen Kriegsgewalt verdankt, wie die erobernden Assyrer und Ba- bylonier, sondern vielmehr seinem unternehmenden Handelsgeiste, seiner Be- triebsamkeit und seinen Erfindungen. Phönizien, der Saum von Syrien- war ein schmales Küstenland (25 Meilen lang, 5 Meilen breit) am mittel, ländischen Meere, das im Süden von Palästina, im Osten vom Gebirge Libanon begrenzt wurde. Die Phönizier waren eigentlich die nördlichen Ka- naaniter und leiteten mit den übrigen Kanaanitern ihren Ursprung von Ka- naan, Ham's jüngstem Sohne, her. Die Sprache der Phönizier war übri- gens auch die der Juden. Sie gehörten ohne Zweifel mit zu den ältesten Völkern; denn Sidon, eine der bedeutendsten Städte Phöniziens, heißt in. der Bibel Kanaan's ältester Sohn. Jünger und wahrscheinlich eine Pflanzstadt (Colonie) von Sidon war das noch berühmtere und mächtigere Tyrus, in der blühendsten Zeit des Volks das Haupt und der Vorort des phönizischen Städtebundes. Phönizien bildete nämlich nicht Einen Staat, sondern bestand aus einer Anzahl unabhängiger, zu einem Bunde vereinig- ter Städte, welche mit ihren Gebieten von erblichen, durch einen Rath der Priester und Vornehmsten beschränkten Königen regiert wurden. Durch die Nähe des Meeres und des holzreicheil Libanon wurden die Phönizier schon frühzeitig auf Handel und Schifffahrt hingewiesen und waren auf eine ge- raume Zeit die erste Handels- und Seemacht der alten Welt, so daß der Prophet Jesaias von ihnen sagen konnte: „ihre Kaufleute sind Fürsten und ihre Krämer die vornehmsten im Lande." Ueber den persischen Meerbusen und das rothe Meer und dann weiter auf Karavanenwegen gelangten die Schätze Arabiens und Indiens zu ihnen, und sie führten sie dann nach allen Richtungen über das Mittelmeer. Um für ihren Handel feste Punkte und Niederlassungen zu gewinnen, legten sie an den Küsten der entfernten Länder und Inseln Colonien an: auf Cypern, Creta (Candia), Sicilien und Sardinien, an den südlichen und westlichen Küsten des silberreichen Spaniens und an der Nordküste von Africa, wo sie das späterhin meerbe- herrschende Karthago gründeten (878 v. Chr.). Ja, sie drangen über die Säulen des Hercules (die Meerenge von Gibraltar) hinaus, holten
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