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beweisen. Ohne Brandenburgs Neutralität zu achten, rückte er durch die Neumark in Polen ein und zwang seinen Gegner zur Flucht. Aber obwohl er im Fluge Warschau besetzte und sogar bis Krakau vordrang, sah er sich doch, da Johann Kasimir mit kaiserlicher Hilfe sein Land zurückeroberte, bald genötigt, den Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, den er vorher für nichts geachtet und sogar in Königsberg bedrängt hatte, um Beistand zu bitten. Großmütig gewährte ihn der Kurfürst. Mit Hilfe der tapferen Brandenburger trug der Schwedenkönig in der dreitägigen Schlacht bei Warschau — den 18.—20. Juli 1656 — einen entscheidenden Sieg über die Polen davon.
Die Folge war der Vertrag von La bi au vom 10. November 1656, in welchem König Karl Gustav das seit 1618 brandenburgische Ostpreußen nebst Ermeland für ein souveränes Herzogtum erklärte. Bald jedoch wandte sich das Kriegsglück; rechtzeitig trat Friedrich Wilhelm auf Polens Seite, das ihm infolgedessen am 19. Sep-
tember 1 6 5 7 im Vertrage zu Wehlau (am Pregel) dasselbe zugestand, wie Schweden zu Labiau. Beide Verträge bestätigte 1 6 6 0 der Friede zu Oliva (nordwestlich von Danzig). Polen verlor darin Livland; um dieselbe Zeit ging an Rußland die Ukraine verloren. Im Jahre 1668 legte
Johann Kasimir, nachdem er das Liberum Veto, welches jedem einzelnen Landboten das Recht einräumte, die Beschlüsse der übrigen umzustoßen, hatte anerkennen müssen, die Regierung nieder. Unter den folgenden Königen ist berühmt geworden Johann Sobiesky (1673—96) durch seine Siege über die Türken und den Entsatz von Wien 1683. Nach ihm wurde Polen ein Spielball sremder Mächte und ging mit raschen Schritten seinem Untergange entgegen.
7. Die Kurfürsten von Sachsen aus dem Hause Wettin Könige von Polen 1697—1766. Von 1697—1733 regierte der Kurfürst August der Starke von Sachsen als König
von Polen. Er wurde von dem berühmten Schwedenkönige
Karl Xii. geschlagen und mußte 1 7 0 6 im Fried en zu Altranstedt (bei Leipzig) auf Polen verzichten, gewann jedoch nach Karls Xii. Niederlage bei Pultawa 1 7 0 9 (südöstlich von Kiew) sein Land wieder. Nach seinem Tode kam es zum polnischen Thronfolgekrieg (1733—35), der am Rhein geführt wurde. Von Rußland und Österreich unterstützt, gelangte im Jahre 1735 August Iii. von Sachsen, der Sohn Augusts des Starken, auf den Thron. Solange hatte sich sein Gegner, der schon im Jahre 1706 von Karl Xii. eingesetzte
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Stanislaus Lescynsky, mit Hilfe seines Schwiegervaters, Ludwigs Xv. von Frankreich, behauptet.
8. Polens Untergang; Bildung der Provinz Posen. Als
August Iii. im Jahre 1766 starb, hatte Rußland bereits solchen Einfluß in Polen erlangt, daß die Kaiserin Katharina ü. ihrem Günstling Stanislaus Poniatowsky die polnische Königskrone aufsetzen konnte. Er vermochte nicht, ohne Rußlands Hilfe den sich immer steigernden Forderungen des polnischen Adels zu widerstehen. Da außerdem der Gegensatz zwischen Katholiken und Dissidenten immer stärker wurde, so brach schließlich ein furchtbarer Bürgerkrieg aus. Die Folge war eine dreimalige Teilung Polens. Aus der ersten (1772) und zweiten (1 793) gingunsereprovinzhervor; durch die dritte (1 7 9 5) wurde Polen von der Karte gestrichen.
Ii. Bilder aus der Geschichte Polens.
1. Die Reformation in Polen. Wie die anderen Länder Europas hatte auch Polen seine Kirchenresormation. Konnte es doch bei der uralten Verbindung dieses Landes mit Böhmen und bei der engen Stamm esverwandtschäst der Bewohner dieser Länder, besonders aber bei dem häufigen Besuche der Universität Prag, jener Hochburg des hussitischen Bekenntnisses, seitens zahlreicher Jünglinge des polnischen Adels unmöglich ausbleiben, daß diese Sehre auch in Polen Eingang fand. Wie einen gemeinsamen Volkshelden suchte (im Jahre 1415) der polnische wie der böhmische Adel Huß in Konstanz zu schützen.
2. Die böhmischen Brüder. Einen neuen Zuwachs erhielt das disfibentifche Bekenntnis durch die böhmischen Brüder, welche, von König Ferdinand vertrieben, im Jahre 1547 nach Großpolen kamen. Posen war der Sammelplatz der einwandernden Flüchtlinge. Sie fanden trotz der Opposition des Posener Bischofs freundliche Aufnahme.
Das stille, zurückgezogene Leben, die lautere Frömmigkeit, der unverdrossene Fleiß, der musterhafte Lebenswandel gefiel dem polnischen Adel, der daher die Emigranten vielfach auf seine Güter einlud. Endlich erwirkte zwar der Bischos von Posen ein Mandat des damals regierenden Königs Sigismund August, welches den Brüdern den Aufenthalt in Polen verbot; indes, wenn auch die meisten weiter wandern mußten, bis sie in Ostpreußen durch den Herzog Albrecht gastliche Aufnahme fanden, so blieb doch ein Rest zurück. Um diesen scharten sich bald so zahlreiche Eingesessene, daß im Jahre
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1 5 58 die böhmischen Brüder an 40 blühende Gemeinden bildeten.
3. Gegenreformation; die Jesuiten. Aber es dauerte nicht lange, so kehrten die Abgefallenen infolge der Tätigkeit des streitbaren Jesuitenordens in den Schoß der römischen Kirche zurück. Der polnische Adel, neben dem deutschen Bürgertum der Städte die Hauptstütze des evangelischen Bekenntnisses, unterlag der glühenden Beredsamkeit und der beispiellos fein ausgebildeten Bekehrungskunst der Jesuiten in dem Grade, daß nur wenige Anhänger des Evangeliums übrig blieben. Damit aber war bei der hohen Bedeutung des polnischen Adels das Schicksal der evangelischen Lehre überhaupt entschieden. Unter dem Einflüsse der Jesuiten wurden in den folgenden Zeiten überhaupt alle nichtkatholischen Bekenntnisse unterdrückt, ihre Anhänger in der grausamsten Weise verfolgt und von allen bürgerlichen Rechten ausgeschlossen. Die Gegenreformation wurde mit einer so furchtbaren Härte durchgeführt, daß den späteren Generationen kaum mehr als eine schwache Erinnerung an die polnische Kirchenreformation geblieben ist. —
4. Eingreifen Rußlands; Parteiungen. Da sich die Re-ligionsversolgungen auch auf die Anhänger der griechisch-katholischen Kirche erstreckten, so hielt sich die russische Kaiserin Katharina Ii. zum Eingreisen für verpflichtet. Schon im Jahre 1764 hatte sie, freilich vergeblich, volle Gleichberechtigung der Dissidenten gefordert. Infolgedessen bildete sich unter ihrem Einfluß aus Dissidenten und Griechisch-Katholischen die Generalkonföderation zu Radom. Nun gab ein neu einberufener Reichstag im Oktober 1767 den Dissidenten ihre Rechte zurück.
Ermöglicht war dieser Beschluß hauptsächlich dadurch, daß die Zarin die Häupter der Gegner durch ihre Truppen hatte aufheben und bei Nacht und Nebel über die Grenze nach Rußland bringen lassen. Im nächsten Jahre kam ein neues Staatsgrundgesetz zustande, welches unter russische Garantie gestellt wurde. Doch auch die Gegner schlossen sich zusammen. In der Generalkonföderation zu Bar (in Podolien) einigten und erhoben sich alle altpolnischen Elemente für die nationale Selbständigkeit und Unabhängigkeit Polens. Doch auf Grund des Garantievertrages ließ Katharina alsbald ihre Truppen in Polen einrücken. Ein blutiger Bürgerkrieg wütete mehrere Jahre in
dem unglücklichen Lande. Die aufständischen Haufen waren auf die Dauer den wohl disziplinierten Heeren der Russen nicht gewachsen.
Sie wurden niedergeworfen und die Reste über die Grenze nach Ungarn und der Türkei gejagt. Doch durfte sich bei der
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stätigt, welche mit dem nördlich dieses Flusses abgetretenen Gebiete zum preußischen „Netzedistrikt" zusammengefaßt wurden. Er bildet den Grundbestandteil unserer Provinz; bis zum Jahre 1 8 0 7 gehörte er zur Provinz West-preußen. Sein Rauminhalt betrug 132 mmeilen mit 84 000 Einwohnern, während das ganze erworbene Gebiet 900 000 Seelen zählte.
7. Der Zustand von Land und Leuten. Das erworbene Land befand sich in schrecklich verwahrlostem Zustande. Die sog. Städte waren nichts weiter als große Dörfer; nur die notwendigsten Gewerbe betrieb man. Die Marktplätze und Gassen lagen verödet; überall erblickte man die Trümmer von eingestürzten und verbrannten Häusern. Bromberg, das einst im Mittelalter so mächtig war, und unter preußischer Herrschaft schnell wieder emporblühte, zählte damals kaum 500 (jetzt 41000) Einwohner. Die Häuser hatten Schindeldächer; die Straßen waren fußhoch mit Schutt und Unrat bedeckt. Noch trauriger sah es auf dem flachen Lande aus. „Bei dem Anblick eines gemeinen polnischen Bauern/' sagt ein offizieller Bericht aus jener Zeit, „glaubt man einen Menschen zu erblicken, welcher eben erst aus dem Zustande der Barbarei heraustritt und den ersten Schritt zur Kultur beginnt. Selten trägt er ein Hemde; und wenn er eins hat, so legt er es selten eher ab, als bis die höchste Unsauberkeit und das Ungeziefer ihn dazu nötigen, deren Unbequemlichkeit er kaum empfindet." An einer anderen Stelle heißt es: „Der Edelmann und der Jude sind eine wahre Geißel der Bauern gewesen. Niedergedrückt durch sklavische Behandlung, durch tausendfache Not zur Verzweiflung gebracht, nahm der Bauer seine Zuflucht zum Branntwein, der nirgends so häufig und so schlecht getrunken wird wie in Polen. Durch die Verachtung von seiten seiner unmittelbaren Oberen, durch die Mißhandlungen seiner Vorgesetzten niedergedrückt, zeichnet sich der gemeine Pole durch eine kriechende Demut gegen Vornehme aus. Er beugt sich zur Erde, küßt ihnen den Saum ihres Kleides und redet nicht anders als fußfällig mit ihnen." Diesem Zustand entsprach auch die Bodenkultur. Große Strecken, die bei geringer Mühe die reichsten Ernten hätten bringen können, lagen öde und unbebaut. Die Wälder glichen großen Brüchen. An ihre Pflege war um so weniger zu denken, als das Holz damals aus Mangel an Absatzgebieten völlig wertlos war. Und wer möchte sich auch über diesen Zustand wundern, wenn er bedenkt, daß der Bauer, welcher ohne Erbrecht auf seinen Gütern saß, verpflichtet war, eine beliebige andere Hofstelle anzunehmen, sobald es der Gutsherr gebot? Natürlich wurden gerade die
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Kammern, von Domhardt. Dieser treffliche Mann hat sich um den Netzedistrikt hochbedeutende Verdienste erworben. ■— Die Grundlage alles Fortschrittes sah Friedrich der Große in einer guten Verwaltung. Als oberste Verwaltungsbehörde für den Netzedistrikt richtete er nach dem Muster der alten Provinzen in Bromberg eine Kriegs- und Domänenkammerdeputation ein. Als Unterorgane derselben fungierten vier Landräte für das platte Land und vier Steuerräte für die Städte. Die Staatsdomänen, welche früher den Starosten als Lehen zur Nutznießung übergeben waren, fielen jetzt an den Staat zurück, während die bisherigen Nutznießer eine angemessene Entschädigung erhielten. Auch diese Güter waren sehr heruntergekommen. Der König ließ sie, um ihre Ertragsfähigkeit festzustellen, ein Jahr selbst bewirtschaften und dann verpachten. Seine Gutsuntertanen befreite der König aus ihrer traurigen Lage, indem er die Leibeigenschaft aufhob; eine Mahnung zugleich an die Edelleute, dasselbe zu tun. Aber das königliche Beispiel fand bei dem Landadel wenig Nachahmung. Und doch wollte der vorsichtige Friedrich die Freilassung nicht erzwingen, da er sonst „die ganze Bewirtschaftung zu zerrütten" fürchtete. Wohl aber erwirkte er eine Verbesserung der Lage des Bauernstandes. Kein Bauer sollte fernerhin in der Woche mehr als drei Tage Hofdienste tun; der Verlust eines bäuerlichen Besitztums wurde von richterlichem Erkenntnis abhängig gemacht; die Entlassung aus dem Untertänigkeitsverhältnis sollte unter bestimmten Voraussetzungen den Untertanen nicht vorenthalten werden können. Dann erfolgte die Ansiedelung zahlreicher Kolonisten, die aus dem ganzen Deutschen Reiche herangezogen wurden. Besonders bewährten sich die schwäbischen Kolonistenfamilien, welche meistens nicht unvermögend waren. Aus dem Anhaltischen kamen zahlreiche Gärtner, aus Holstein und Mecklenburg mit dem Molkereiwesen vertraute Leute.
Die Kolonisten, dorfschaftsweise angesiedelt, erhielten zu ihrer ersten Einrichtung unentgeltlich Vieh, Saatkorn und sonstige notwendige Bedürfnisse; außerdem wurden ihnen Steuern und Kriegsdienste erlassen. — Auch sonst war der große König unablässig bemüht, die Kultur des Landes zu heben. Vor allen machte er es de* Pächtern königlicher Domänen zur Pflicht, mit landschaftlichen Verbesserungen voranzugehen, damit besonders die Eingesessenen ihrem Beispiele folgten.
Nicht weniger sorgte der König für die Hebung d er Viehzucht, namentlich durch Rassenveredelung; so ließ er zu Bromberg ein Landesgestüt errichten. Auch aus die Förderung des Gartenbaues, besonders der Obstzucht, verwandte er
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polnischen Juden. Er betrachtete sie als Schädiger der wirtschaftlichen Wohlfahrt nicht nur der gemeinen Volksmasse, sondern auch des ohnehin leichtsinnigen, verschwenderischen Adels. Vor allen Dingen wurde die Rechtspflege geordnet; das preußische Landrecht wurde eingeführt und das Erbrecht naturgemäßer gestaltet. Der katholischen Kirche und Geist-lichkeit ließ er ihre Rechte, die in Polen geringer waren als irgendwo, säst ungeschmälert. Doch befahl er, daß die Bewirtschaftung der geistlichen Besitzungen und liegenden Gründe, wovon die Geistlichkeit nichts verstände, von den Kammern übernommen würden. Die Güter sollten gehörig verwaltet und verpachtet, und den Grundherren, wie Bischöfen, Äbten, Prälaten, nach Abziehung aller Kosten fünfzig Prozent des Ertrages gezahlt werden. Schon unter polnischer Herrschaft hatten die geistlichen Grundherren die Hälfte ihrer Einnahmen dem Staate entrichten müssen; vielfach tief verschuldet, hatten sie ihre armen Untertanen bis aufs Blut ausgesogen.
In einem sehr traurigen Zustand befand sich auch das Schul- und Armenwesen. Es wimmelte von Bettlern; dazu trug nicht wenig die große Zahl der kirchlichen Feiertage bei, die der König deshalb verringerte. Er berief deutsche Schulmeister in das Land, zuerst auf^die Domänenämter. Meist waren die katholischen Lehrer aus Schlesien, die evangelischen aus Sachsen. Auch für den Bau von Schulhäufern sorgte der König; arme Kinder ließ er unentgeltlich unterrichten und mit Schulbüchern versehen. —
9. Zweite Teilung Polens 1793. Während so der preußische Kriegsheld sich „eine Provinz im Frieden eroberte," gewann es den Anschem, als ob die polnischen Magnaten, durch das Unglück belehrt, von einer Anzahl begeisterter Patrioten angefeuert, sich zu dem festen Entschlüsse aufrafften, ihr Vaterland vor dem drohenden Untergange zu retten. Denn es kam eine den französischen Grundsätzen vom Jahre 1789 nachgebildete, auf zeitgemäßen Anschauungen beruhende Verfassung, wenigstens teilweise, zustande, welche geeignet war, die Lage des Volkes zu verbessern und die Kultur des Landes in jeder Weise zu heben. Die beiden verderblichsten Einrichtungen des polnischen Staatsrechtes, das Liberum Veto und das Konföderationsrecht, wurden beseitigt; der jeder Bestechung und Verführung zugängige Senat wurde aufgelöst und durch einen Reichstag von 36 Mitgliedern ersetzt.
Obwohl die Zarin, die ja nichts weniger als ein geordnetes polnisches Staatswesen wünschte, äußerst widerstrebte, wurde doch
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daß sein Schweigen als Anerkennung des Teilungstraktates gedeutet wurde.
10. Aufstand. Doch jetzt flammte noch einmal der ganze Stolz und die Freiheitsliebe der polnischen Nation auf. Als der russische General Jgelström die polnische Armee zu entwaffnen sich anschickte, brach ein furchtbarer Aufstand los. Der heldenmütige Koseiusko wurde zum Diktator ernannt und trat an die Spitze der Patrioten. Am 23. März 1794 entfaltete dieser letzte Held Polens, dessen sittliche Reinheit in der allgemeinen Verderbnis in hellstem Lichte erscheint, in Krakau das polnische Banner. In Warschau wurden in der Mutigen Osterwoche die russischen Befatzungstruppen vernichtet oder aus der Stadt verdrängt; ebenso wurden sie aus Wilna vertrieben. Aber mit dem Einrücken größerer preußischer Truppenmassen wandte sich das Kriegsglück auf die Seite der Teilungsmächte. Am 6. Juni wurden die Polen unter Kosciusko bei Rawka von den Russen aufs Haupt geschlagen.
Schon näherten sich die Alliierten der Landeshauptstadt, wohin sich Kosciusko mit den Trümmern seiner Armee zurückgezogen, da erhielt der König Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen, welcher hier in Person befehligte, die Kunde, daß in seinem Rücken, in Südpreußen, der Aufstand ebenfalls ausgebrochen sei. So hob er, ohne einen Sturm auf Warschau zu versuchen, die Belagerung auf und marschierte nach Westen. Die preußischen Truppen, welche hier etwa 7000 Mann stark standen, wurden vom Obersten Szekely kommandiert. Auch hier waren zuerst die Insurgenten im Vorteil. Sie besetzten nicht bloß Bromberg, sondern bedrohten sogar Thorn, wohin die wichtigsten Papiere und Kassen Südpreußens geflüchtet waren. Scharenweise strömten die westpreußischen Polen den Aufständischen zu. Zu einem hitzigen Gefechte kam es bei dem Städtchen Labi-schift (an der Netze), das am 29. September Dombrowsky angriff. Nur ein kleiner Trupp Preußen war daselbst postiert, der trotz tapferer Gegenwehr schließlich, von der Übermacht erdrückt, sich ergeben mußte. Nun besetzten die Polen die kleine Vorstadt, das auf dem rechten Netzeufer gelegene Kloster, sowie die Neustadt und den Wald; in dieser Stellung wurden sie um Mitternacht von Szekely, der mit frischen Streitkräften herankam, heftig angegriffen.
Mutig stürmten die Preußen die Anhöhe und beschossen die Stadt, mußten aber schließlich zurückweichen. Sie verloren 83 Tote; auch ihr Führer war tödlich verwundet. — Auch Gnesen ward von den Polen genommen. Endlich griff der preußische General Schwerin, der sich bis dahin sehr unentschlossen gezeigt hatte, kräftig ein und säuberte den Netzedistrikt von
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Landes- und Provinzialgefchichte. Heft 4.
Anhang
der in R. Voigtländers Verlag in Leipzig erschienenen
I. Überblick der Geschichte der Provin; Posen.
1. Burgundionen und Vandalen. Die Bevölkerung der Provinz Posen gehört größtenteils dem slavischen Stamme der Polen und der römisch-katholischen Kirche an. Nur etwa ein Dritteil sind Deutsche; zahlreich vertreten sind auch die Juden. Um Christi Geburt hatten das Land um Warthe und Netze die germanischen Burgundionen inue, an deren Stelle die ebensalls deutschen Vandalen traten.
2. Einwanderung slavischer Stämme. Lechen, Polanen. In die von den Deutschen verlassenen Sitze schoben sich im Verlaufe des 5. Jahrhunderts von Osten und Süden her slavische Stämme. Unter diesen, welche nach einem alten Häuptlinge Lech den Gesamtnamen Lechen führten, erlangte der tapfere, kriegerische Stamm der Polanen das Übergewicht. Der letzte Leche, welcher regierte, war der grimme Popiel; er wurde der Sage nach auf seinem Schlosse am Rande des Goplosees von den Mäusen verzehrt. Ebenda wohnte auch Pi äst, den nach Popiels Tode, etwa 840 n. Chr., die Polanen vom Pfluge her auf den Thron beriefen.
3. Das Herrschergeschlecht der Piasten 840—1370. In das Licht der Geschichte tritt unsere Landschaft erst um die Mitte des 10. Jahrhunderts. Der vierte Nachfolger Piasts, Mesko, heiratete Dubrowka, die fromme Tochter des christlichen Böhmenherzogs , Boleslaws I., und nahm unter ihrem Einfluß 965 das Christentum an. Im Jahre 968 gründete er das Bistum Posen, welches Kaiser Otto I. dem Erzbistum Magde-
geschichtlichcn Lehrbücher.
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Königreich ^xexxfaen. Schuibucbfotesheno
für mjarttssonote
Provinz Wosen
B*aunschwsffl r-Schu^ue!*ibffsfliek .
Von
Dr. &. Rethfeld,
Oberlehrer.
Geschichlsklirte.
8. Auslage. 1902.
Mit einer
1422.
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Extrahierte Personennamen: Otto Boleslaw_I. Chrobry Otto Boleslaw Boleslaw Otto Apostels Otto Ottos Boleslaw Ottos Heinrich_Ii Heinrich Boleslaw Boleslaw Wladislaw_I.
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Mit Kasimir Iii., dem Großen, erlosch im Jahre 1370 der Mannesstamm des polnischen Piastengeschlechtes. Die weibliche Linie setzte sich fort durch Kasimirs Schwester Elisabeth, die sich mit Karl Robert von Anjou, dem Könige von Ungarn, vermählte. Deren Sohn Ludwig der Große (1370 — 82) vereinigte beide Reiche, Polen und Ungarn. Von seinen beiden hinterlassenen Töchtern war die ältere, Maria, an den Markgrafen Sigismund von Brandenburg aus dem Hause Luxemburg verheiratet und vom Vater zur Thronfolge in Aussicht genommen. Aber da sie und ihr Gemahl, der Forderung des großpolnischen Adels entsprechend, sich nicht verpflichten wollten, ausschließlich in Großpolen ihren Aufenthalt zu nehmen, so erhob jener Widerspruch. Er krönte, während Maria Ungarn erhielt, die erst dreizehnjährige jüngere Tochter Ludwigs, Hedwig, am 4. März 1384 in Krakau zum „König" von Polen und vermählte sie (1386) mit dem Großfürsten Jagello von Litauen, der kurz zuvor zum Christentum übergetreten war und den Namen Wladislaw angenommen hatte.
4. Die Jagellonen 1886—1572. Diese Vereinigung Litauens mit dem polnischen Reiche ist für die ganze Geschichte Polens folgenschwer geworden. Die neu konsolidierte Macht bekam zunächst der deutsche Orden zu fühlen. Durch glückliche Kämpfe mit diesem, z. B. 1410 bei Tannenberg, dehnten Jagello und seine Nachfolger ihre Herrschaft -über das ganze Kulmer Land, Westpreußen und das Bistum Ermeland aus; auch Ostpreußen und später sogar Kurland und Livland unterwarfen sie ihrer Oberhoheit. Der letzte'jagellone war Sigismund Ii. Augustus.
5. Polen ein Wahlreich 1572. Nach Sigismunds Tode im Jahre 1572 wurde Polen ein Wahlreich. — Die Wahlkönige mußten dem ohnehin übermächtigen Adel so große Rechte und Freiheiten gewähren, daß Polen nur dem Namen nach ein Königtum, tatsächlich eine Republik wurde. Fast gleichzeitig entstand im Osten das russische Reich, welches für Polen so verhängnisvoll werden sollte.
6. Könige aus dem Hause „Wasa" 1587—1668. In der Zeit von 1 5 8 7 — 1668 hatten Könige aus dem in Schweden herrschenden Geschlechte „Wasa" 4>en polnischen Thron inne. Da sie auch auf Schweden Ansprüche erhoben, kam es zwischen beiden Mächten zu drei Kriegen. Der wichtigste ist der letzte, welcher von 1654—1660 dauerte. Da der polnische König Johann Kasimir sich noch immer den schwedischen Königstitel beilegte, wollte Karl Gustav von Schweden jenem sein Recht auf Schweden mit „30 000 Zeugen"
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Extrahierte Personennamen: Kasimir_Iii Elisabeth Karl_Robert_von_Anjou Karl Ludwig_der_Große Ludwig Maria Maria Sigismund_von_Brandenburg Maria_Ungarn Maria Ludwigs Ludwigs Hedwig Sigismund_Ii Augustus Sigismunds Johann Karl_Gustav_von_Schweden Karl Gustav