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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Der Bodensee und seine Umgebung. 37
gletscher nach dem Bodenseebecken hinabgezogen haben muß. Auf dem
Rücken des Gletschers wurden die Gesteinsblöcke an ihre gegenwärtige
Lagerstätte getragen, blieben aber zurück, als der Gletscher infolge der
Erhöhung der Temperatur wieder in sich zusammenschmolz. Seine
Wassermasfen füllten das weite Bodenseebecken und bewirkten, daß der
Wasserspiegel damals eine viel bedeutendere Höhe einnahm als gegen-
wärtig. Später suchten sich dieselben einen Ausweg in der Richtung
nach Konstanz und führten ein bedeutendes Sinken des Seespiegels
herbei.
2.
Unter den Prachtvollen Aussichtspunkten, welche sich in der Nähe
des Bodensees in reicher Auswahl uns darbieten, wählen wir den be-
kanntesten unter den vulkanisch gestalteten Kegelbergen des Hegäns, die
sich zwischen Tuttlingen und Schaffhausen erheben, den Hohentwiel.
Es ist hier nicht nur die Fernsicht auf das Alpengebirge höchst groß-
artig, sondern auch die Aussicht auf die ihn umringenden vereinzelten
Bergeskuppen, besonders aber über den See und die Ebene hin, lachender
und reizender als irgendwo. Die bedeutende Höhe des Felsenberges er-
lanbt eine Übersicht über ganz Oberschwaben. Obgleich diese nun etwas
landkartenartig wird, so geben ihr doch die Menge von Dörfern und
Städten den gehörigen Wechsel; man überschaut zu gleicher Zeit nicht
etwa bloß wie auf niedrigeren Höhepunkten einzelne Abschnitte, die nur
aus Feldern oder aus Wäldern bestehen, sondern Feld wechselt mit Wald,
Hügeln und Thälern, Ruinen mit wohlerhaltenen Burgen und Lust-
schlössern, Städte und stattliche Klöster mit Dörfern und unzähligen,
malerisch gelegenen Höfen. Den reizendsten Anblick aber gewähren die
Ufer des Sees, auf deren ununterbrochenes Garten- und Rebengelände
keine Anhöhe den Blick zu hemmen vermag.
Der Felsenberg, welcher ein so großartiges Panorama vor den
Blicken der Reisenden ausbreitet, war einst von einer wohlausgestatteten
Festung bekränzt. Unter den Kommandanten und Verteidigern dieser
Festung ist weitaus der berühmteste Konrad Wiederhold, welcher
daselbst im dreißigjährigen Kriege befehligte. Er war den 20. April 1598
zu Ziegenhain in Hesfen von bürgerlichen Eltern geboren, in seinem
siebzehnten Jahre als gemeiner Reiter in hanseatische Dienste getreten,
hatte später im Dienste der Republik Venedig die Kunst der Behandlung
des groben Geschützes gelernt, hatte England, Frankreich, Spanien,
Portugal, Italien, selbst die Berberei durchzogen, wurde von dem Prinzen
Magnus in Württemberg eingeführt, von Herzog Friedrich als Drill-
meister in^ Dienste genommen und war 1619 Rittmeister bei den württem-
bergischen Truppen geworden. Mut und Kenntnisse hoben ihn bald
höher; er erwarb sich bei der Einnahme Schömbergs großes Lob, ward
hierauf Befehlshaber der Feste Hornberg und nach der Nördlinger
Schlacht auf Hohentwiel versetzt. Diesen von Feinden umringten Platz,
der wie ein einsanier Fels im tobenden Meere stand (denn Württemberg
und ganz Schwaben waren von Kaiserlichen überschwemmt und unter-
jocht, alle andern Festen des Landes gefallen), sollte der Oberst mit
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Konrad_Wiederhold Konrad Magnus Magnus Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Konstanz Tuttlingen Schaffhausen Oberschwaben Felsenberg Ziegenhain Republik_Venedig England Frankreich Spanien Portugal Italien Württemberg Hornberg
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Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Elsaß und seine Bewohner.
39
Fuß das Gerüste Fischenz, ein hölzerner, balkonartiger Vorbau über dem
Abgrunde, die vorteilhafteste Stellung gewährt, um den ganzen vollen
Eindruck des erhabenen Schauspiels mit eiuemmale zu gewinnen. Fast
noch großartiger als vom Schlosse Lausten ist die Aussicht auf den
Wassersturz vom Schlößchen Wörth unterhalb des Falles auf einer
Insel mitten im Rheine.
Schon oberhalb des Sturzes mußte sich der Strom in ein enges
Felsenbette zwängen lassen, aus dem zahllose Klippen emporstarren.
Darüber schäumend vor Unmut, gelangt er mit starkem Gefälle in die
Nähe der Felszacken, wo der Fall, obwohl erst allmählich, beginnt. Beim
Anprallen gegen die Felsen zerstäubt ein Teil des Wassers und steigt
als dichte Nebelwolke in die Höhe, ein anderer bildet siedende, schäumende
Gischt, ein dritter wälzt sich in großen Massen über den Felsen und
gelangt hinab in den Kessel, wo das Sieden, Schäumen und Strudeln
von neuem anhebt. Denkt man sich dies in der größten Geschwindigkeit
hintereinander und zugleich nebeneinander, da ein Teil des Wassers schon
im Kessel zischt und brandet, wenn der andere erst wider die Felsen
prallt und über sie hinaus spritzt, — denkt man sich dies Schauspiel bei
jedem der Felsblöcke mit der Abänderung wiederholt, daß nur der erste
Felseu überströmt wird, und läßt man dann die Sonne sich entschleiern,
um den mannigfaltigsten, herrlichsten Farbenwechsel hervorzubringen, in-
dem sie die vom Wiud gekräuselten Säume des Schaums vergoldet, den
Wasserspiegel mit Glanz überstrahlt und im aufsteigenden, schnell bewegten
Dunste den flüchtigen Regenbogen hervorzaubert, dessen Oberes von der
Luft hin und her getrieben, vom neu aufwallenden Nebel verwischt und
doch gleich wieder neu erzeugt wird, während der Fuß ruhig und nn-
beweglich in Gischt und Schaum des Kessels steht, — faßt man dies
alles in eine Vorstellung zusammen, so hat man ein schwaches Bild
dessen, was an dem Phänomen Sichtbares ist. Auf das Ohr wirkt
gleichzeitig das ungeheure Donnergetöse des Sturzes so gewaltsam, daß
man es in stiller Nacht auf zwei Meilen weit hört, in der Nähe aber
niemand sein eigenes Wort vernimmt. Auch dem Gefühle macht es sich
durch die Lufterschütterung und den Staubregen bemerklich, der den Zu-
schauer in kurzer Zeit durchnäßt, wenn er sich dem Anblicke zu unbe-
dachtsam hingiebt. Simrock.
4 Das Elsaß und seine Bewohner.
1. Das Land. — 2. Geschichtliche Erinnerungen. — 3. Die Elsässer.
1.
Den Berg hinab fährt sacht der Wagen,
o legt ihni nur den Hemmschuh an,
daß ich mein Elsaß mit Behagen
nach Herzenslust betrachten kann.
Willkomm', ihr heimatlichen Thäler,
beschirmt von hoher Berge Wall,
und ihr, der Vorzeit graue Mäler,
ihr sagenreicheu Schlösser all!
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
4
Bilder aus dem Deutschen Reiche.
der ^>tier verkündiget Kraft und Stärke in Bau und Gestalt, das Pferd
geht tüchtig einher im Fuhrwerke, prächtig vor dem Wagen der
Großen und stolz als Kampfroß unter dem Krieger, hier ausdauernd
und dort.
In ihrem Innern verbirgt die Erde große und reiche Schätze.
Aus vielen und unerschöpflichen Quelleu sprudelt sie freiwillig den
Menschen Heilung zu und Gesundheit und Heiterkeit. Den fleißigen
Bergmann belohnt sie bald mit dem edelsten Gewürze, dem Salze, bald
mit Silber und Gold, hinreichend für den Verkehr und die Verzierung
des Lebens, bald mit Eisen in Menge — dem Manne zur Waffe und
Mehr, zu Schutz und Schirm dem Volke.
Ein solches Land, mit so reichen Gaben, Eigenschaften und Kräften
ausgestattet, ist von der Natur unverkennbar bestimmt, ein großes und
starkes Volk zu ernähren in Einfalt und Tugend und eine hohe Bildung
des Geistes in diesem Volke durch Übung und Anstrengung zu erzeugen,
zu erhalten, zu fördern.
Auch ist das Land nicht umsonst bestimmter Grenzen beraubt gegen
Morgen wie gegen Abend und selbst gegen Mitternacht. Die Bewohner
können sich gegen den Neid, die Habsucht und den Übermut fremder
Völker auf nichts verlassen als auf ihre eigene Kraft. Es giebt für sie
keine Sicherheit als in ihrem festen Zusammenhalten, in ihrer Einigkeit,
in ihrer sittlichen Macht.
Endlich ist den Bewohnern dieses Landes durch große und schöne
Ströme das Meer geöffnet und der Zugang zur Welt. Aber das
Meer drängt sich nicht so verführerisch an sie hinan oder zwischen sie
hinein, daß sie verlockt und dem heimatlichen Boden entfremdet werden
könnten. Vielmehr kann der edlere Menfch dem Gedanken an eine
deutsche Erde und an einen deutschen Himmel nicht entgehen, und
dieser Gedanke scheint in ihm die Sehnsucht erhalten zu müssen
zu der Welt seiner Geburt und die Liebe zu dem Boden seines Vater-
landes.
Das Deutsche Reich ist das Laud der Mitte, das Herz Europas.
Es reicht im Norden mit Hannover, Oldenburg und Holstein, bis an
die Nordsee, andrerseits wieder mit Holstein, Mecklenburg und Preußen
an die Ostsee. Im Süden erstreckt es sich bis zum Rheiu, dem Bodensee
und den bayrischen Alpen. So umfaßt es, von N nach S. 130 M.
oder 960 km lang, und von W. nach O. 118 M, oder 886 km breit,
eine im S.-O. durch Böhmen eingebuchtete, im N.-O. wie mit einem
Halse nach Rußland vorgestreckte viereckige Ländermasse von 9816 Q.-M.
oder 540518 qkm, hat somit nach Nußland, Skandinavien und Österreich
die größte Fläche unter allen Staaten Europas.
Es ist zwischen Frankreich (samt Belgien und Holland) im Westen,
Rußland und Österreich im Osten gelegen, und erstreckt sich nordsüdlich
von Dänemark bis znr Schweiz und Österreich. Mit England und
Norwegen wird es durch die Nordsee, mit Schweden durch die Ostsee am
nächsten verbunden.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Personennamen: Bergmann
Extrahierte Ortsnamen: Europas Oldenburg Holstein Nordsee Holstein Ostsee Rheiu Skandinavien Europas Frankreich Belgien Holland England Norwegen Nordsee Ostsee
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Inhalt: Zeit: Geographie
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Das Elsaß und seine Bewohner. 41
Ufer gefesselt hat. Aus dem Jura entspringend, empfängt sie alle ihre
Zuflüsse von dem Wasgenwalde. Die Schwankungen ihres Wasser-
standes deuten auf einen äußerst unregelmäßigen Lauf, mit dem sich
alljährlich Überschwemmungen und lange Trockenheit verbinden. Ein
elsässisches Sprichwort sagt: „Die Ell geht, wo sie well", und wie
oft hat man den Fluß nach langer Trockenheit plötzlich aufschwellen,
seinen älteren Lauf samt den neu erbauten Brücken auf der Seite
taffert, sich im lehmigen Boden im Augenblick mit Gewalt rasch ein
anderes Bett, einen neuen Weg einsressen sehen! Auch die von dem
Gebirge ihm zufließenden Bäche stürzen nach der Schneeschmelze wild
durch die Thäler hinab, um im Sommer im Flachlande fast auszutrocknen.
Geschwächt durch deu heftigen Fall, sammeln sie sich in Reihen nn-
gleicher Wasserlöcher und fließen endlich ruhig, langsam, fast auf gleicher
Höhe mit dem Boden durch die weite Fläche.
Der Boden der elsässischen Ebene erhebt sich kaum einige Meter
über den Rhein und besteht aus Lehm, Sand oder kleinen Rollsteinen,
die durch den Rhein, die Jll und ihre Zuflüffe abgelagert sind. Eine
schwache Bodenfalte, auf deren Rücken sich der Rhone-Rheinkanal von
Süden nach Norden hinzieht, bezeichnet die Grenze zwischen den Diluvial-
gebilden von Wasgenwalder Ursprung und denen des Rheins, dessen
Rollsteine eiue andere Natur zeigen. Wo das Geröll vorherrscht, ist
der Boden dürr und trocken, mit Gebüsch bewachsen wie in der Hardt
und in der Gegend zwischen Hagenau und Sulz; an fruchtbaren Stellen
treten weite Wiesenslächen auf; kommt aber der fruchtbare Lehm über
die Oberfläche, so blühen die frohen Getreidefelder, mit Pflanzungen
aller Art gemischt, auf beiden Ufern der Jll, von Mülhausen bis unter-
halb Straßburg.
Für den landwirtschaftlichen Stand des Flachlandes ist besonders
der wellenförmige und hügelige Landstrich, dessen Hauptort Truchters-
heim ist, bezeichnend. Wenn im Winter der Boden unter tiefer Schnee-
decke liegt, gewährt die Gegend einen einförmigen Anblick; aber sobald
die heitere Frühlingssonne das Pflanzenleben wieder weckt, so blühen
und heben sich auf üppigem Felde Pflanzungen aller Art rasch empor,
deren Reichtum diese Gegend als die Kornkammer des Elsasses erscheinen
läßt. Die Bevölkerung ist auf dem fetten, lehmigen Grunde des Kocher-
berges dichter als sonst im Flachland und beträgt 200 Einwohner auf
jeden Quadratkilometer. Die Dörfer sind geräumig, liegen einander
nahe, verbunden durch prächtige, mit Obstbäumen gezierte Straßen.
Die Häuser mit ihren spitzen, vorhängenden Dächern, unter denen
Kränze von Tabaksblättern und Welschkornähren in freier Luft trocknen,
mit ihrer eigentümlichen Bauart, ihrem geschnitzten Balkenwerk, In-
schristen von weisen Sprüchen, Mauern mit frischen Farben, mit ihren
Inwohnern, deren Sitten, wenn auch etwas roh, doch von kräftigem
Schlag erscheinen, zeigen alle Spuren des Wohlseins, des Aufblühens
und der Zufriedenheit. Ein jeder Hof trägt den Namen des Erbauers,
der sich nicht nur auf demselben forterbt, sondern auch bleibt, wenn der
Hof selbst an eine andere Familie übergeht. Scheunen und Stall-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
6
Ostgrenze Schlesiens ist das ganze innere Deutschland lauter Mittel-
gebirgsland mit einer Menge größerer und kleinerer Bergketten mit
Massengebirgen, Hochländern und Thälern, — eine unendlich reiche
Mannigfaltigkeit, jedoch kein systemloses Gewirre, sondern nach wenigen
großen Zügen gegliedert.
Die Hauptscheide zwischen dem Hochgebirge und den Mittel-
gebirgen Deutschlands macht die Donau mit ihrem merkwürdigen Ost-
laufe. Dies hat zur Folge, daß unter allen Alpenflüssen nur der eine
Hauptstrom im Westen Deutschlands, der Rhein, der großen Nordsenkung
Deutschlands von den Alpen zum Meere folgen kann. Alle übrigen
Alpenströme nimmt die Donau auf und wird dadurch gleichsam selbst
zum Alpen-, nämlich Ost-Alpenstrom.
Der Rhein allein also begleitet ein System von Mittelgebirgen
von den Alpen an bis zum Tieflande. Die übrigen deutschen Ströme
alle entfließen den Mittelgebirgen, die Ems, die Weser, die Elbe, die
Oder; nur die beiden mittleren aber sind eigentliche Gebirgsflüsse und
begleiten und durchbrechen, wie der Rhein, größere Gebirgsshsteme. So
besteht das deutsche Mittelgebirge vorherrschend aus Rheingebirge,
Wesergebirge, Elbgebirge, wozu noch das Juragebirge kommt.
Das Fichtelgebirge, dieses kleine Massengebirge nimmt, trotz
seines geringen Umsanges, eine höchst bedeutende Stellung in Deutsch-
land ein. Genau in der Zentralmitte von Deutschland gelegen, ist es
der hervorragende (1063 vi hohe) Knotenpunkt, an welchem alle 3 nicht-
rheinischen Mittelgebirgssysteme sich zusammen knüpfen, Jura-, Weser-
und Elbegebirge, und von welchem Flüsse zum Rhein, zur Donau und
zur Elbe herabströmen (der Main, die Nab, die Eger und Saale). Es
ist auch der Mittelpunkt eines Gebirgsdammes, der Mitteldeutschland
in 2 Hälften trennt, beginnend vom Nordwestende der Karpathen bei
den Oderquellen und durch Sudeten, Erzgebirge, Fichtelgebirge, Thüringer-
Wald, Rhön, Vogelsberg, Taunus, Hundsrück und Eifel fortsetzend bis
zu den Ardennen, volle 130 M. lang. Dieser Wall teilt die Stämme
und Bünde des deutschen Volks vom Uranfang an, ist aber selbst von
Elbe und Rhein durchbrochen.
Das Rheinische Gebirgssystem nun, im W. des deutschen Mittel-
gebirgslandes, ist aus zwei großen Abteilungen gebildet. Die größere
Südhälfte gliedert sich in zwei Parallel-Ketten, zwischen denen in der
weiten mittelrheinischen Thalebene der Rhein von Basel bis Mainz
durchströmt: auf der linken Seite Vogefen, Hardt und Pfälzer Gebirge;
auf der rechten Schwarzwald, Odenwald und Spessart. Die nördliche
Abteilung dagegen, die der Strom durchbrechen mußte, ist aus einer
großen Höhenmasse gebildet, dem niederrheinischen Schiefergebirge. Die
westliche Hälfte desselben ist wieder durch das Durchbruchsthal der
Mosel (noch enger als das des Rheins) in ein südliches und ein nörd-
liches Bergland getrennt, den Hnnsrück und die Eifel. Ebenso ist die
Osthälfte durch die Durchbruchstäler der Lahn und der Sieg in
drei Bergländer gesondert, Taunus, Westerwald und Sauerland.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
Extrahierte Ortsnamen: Schlesiens Deutschland Deutschlands Donau Deutschlands Rhein Deutschlands Donau Rhein Rheingebirge Wesergebirge Deutschland Rhein Donau Main Eger Mitteldeutschland Oderquellen Vogelsberg Taunus Rhein Rhein Basel Mainz Schwarzwald Odenwald Rheins Taunus Westerwald
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Inhalt: Zeit: Geographie
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Das Elsaß und seine Bewohner. 43
markt bildet. In diesem Gebiet decken ihre kostbaren Ranken die Seiten
der Hügel, steigen zu gleicher Zeit auf die ersten Gebirgsstnfen, greifen
in das Flachland ein, dem Getreide seine Furchen wegnehmend und die
Gehölze aus'den Abfällen der Berge bis über 400 in hinaufdrängend.
Auf dieser ganzen Strecke ist kein Winkel, kein günstiger Felsabhang,
wo der Rebstock sich nicht mittelst harter, mühevoller Arbeit festgesetzt.
Eine ununterbrochene Reihe von Rebhügeln durchzieht das Land.
Öffnet sich irgend ein Thal, so dringen die Reben mehrere Stunden
weit auf günstiger Seite hinauf Der Eingang derselben bietet den
herrlichsten Anblick dar. Welch ein prachtvolles Schauspiel genießt das
Auge von der Höhe jener nach Sonne und Licht strebenden Weinberge!
Weit unten auf der Thalsohle, hell und munter, läuft zwischen Pappel-
bäumen, Erlen und Weiden ein vom Sommer gezähmter Bergbach
durch blumenreiche Wiesen, während von seinen Ufern aus malerische
Fußsteige langsam die mit Reben bedeckten Abhänge hinaufschleichen
bis zur jähen Fluh, auf deren oberen Gipfel sich die alte Burg empor-
hebt als eine Erinnerung an die Vorzeit.
Zwischen 300 bis 400 m absoluter Höhe schwankend, liegen diese
Hügel wellenförmig am Fuße des Gebirges oder strecken sich wie Vor-
spränge der Ebene entgegen, wegen ihrer Anmut ein beliebtes Reiseziel
bildend. Nirgends in der Welt liegen sich die Burgtrümmer so nahe;
weiter im Norden prangen sie stets nur einen Büchsenschuß auseinander,
und es bewährt sich das alte Wort:
Drei Schlösser auf einem Berg,
drei Kirchen auf einem Kirchhof,
drei Städte in einem Thal
hat ganz Elsaß überall.
Meist nur 1 bis 3 km breit, erweitert sich diese Hügelzone gegen
Norden zwischen Zabern und Weißenburg sowie im Sundgau zwischen
Thann, Belfort und Mülhausen, wo sie das ganze südliche Elsaß bis
zu den ersten Stufen des Juragebirges einnimmt.
Durch tiefe Thüler erheben wir uns über die Weinzone bis ins
Innere der Bergregion. Grüne Wiesen, die sich längs der rauscheudeu
Bergbäche ausdehnen, deuten hier besonders auf Viehzucht. Auf die
Wiesen folgt Wald, dann wieder Alpenweide oder kahle Felsstürze. Der
obere Teil des Wasgenwaldes ist ganz von unübersehbaren Waldungen
und stellenweise mit Triften bedeckt. Die strenge Witterung erlaubt
kaum auf einigen gut geschützten Abhängen den Anbau von kleinen Korn-
oder Kartoffelfeldern; auf dem hoheu Gipfel erstickt der Frost alle Baum-
Vegetation während eines langen Winters, der die Höhen oft von Ende
September bis in den Maimonat in eine tiefe Schneedecke hüllt. Um-
sonst sucht man hier die dicht bevölkerten Dörfer des Flachlandes; im
tiefen Thale zeigt sich noch hier und da Gewerbthätigkeit wie in den
protestantischen Dörfern des entlegenen Steinthals, wo es durch die auf-
opfernde Thätigkeit des Pastors Oberlin (1826 f) gelungen ist, die un-
wirtliche Natur des Bodens zu bezwingen; oben aber im Hochgebirg
erscheint kaum ein einsames Försterhaus, hinter den Nadelhölzern und
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
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8
da hier in dem einen Lande die Hauptbodenformen nnseres ganzen
Planeten zusammengeordnet und in ein zusammengehöriges Naturganzes
vereinigt sind und sich in reichem Wechsel ablösen und verbinden.
Das Deutsche Reich ist nun vorherrschend ein Kontinentalland, doch
müssen wir auch seine Meere näher kennen lernen, von denen nur die
Nordsee einigermaßen Ozeansnatur trägt. Obwohl fast ein Binnen-
meer, hat sie doch eine entschiedene Flut und Ebbe.
Auf der andern Seite sieht aber dieses Meer grau und schmutzig
aus, seine Küsten sind meist kahler, flacher Strand oder einförmige
Sanddünen. Auch weiter hinein in die Nordsee ziehen sich zahllose
Sandbänke und Untiefen, die ihre Zugänglichkeit sehr erschweren. Eine
Reihe derselben hat sich ungefähr 2 M. von dem Strande über den
Seespiegel erhöht und bildet eine lange Kette Flachinseln bis vor die
Mitte der holländischen Küste, zwischen welchen und dem Strande die
Zone der Watten liegt, die zur Zeit der Ebbe trocken gelegt, bei der
Flut aber von flachgehenden Schiffen übergleitet werdeu. Dies ist die
eine Eigentümlichkeit der Nordseeküste.
Die andere sind tief einschneidende Busen, entweder an den großen
Flußmündungen, wie bei Elbe und Weser, oder als Meeresglieder, durch
Einbrüche der See entstanden, wie der Jadebusen (seit 1511)
und der Dollart (entstanden in der Christnacht 1277). Während
nämlich an einer Stelle der Boden des Festlandes durch Anschwemmung
fruchtbaren Seeschlammes hinauswächst, bis ihn durch Eindeichungen die
kühne Hand des Menschen zur weidereichen Marsch umgestaltet: wird an
einer andern durch die Sturmflut eiuer einzigen Nacht das Werk hundert-
jähriger Arbeit wieder zurückgeraubt und in das Grab einer neu ent-
standenen Meeresbucht versenkt. Daher der ewige Kampf der Friesen
mit den Wogen des deutschen Meeres, der sie mit allen Gefahren des
trügerischen Elementes vertraut gemacht hat. Und wie der Friese kühn
hinaussteuert in die entlegensten Meere, so führt er als Lotse die See-
schiffe durch die Jrrgänge der Wattenwelt auf tiefen, von den Fluten-
wellen ausgeschaufelten Wafferbahnen — in die Welthäfen Hamburg
und Bremen. Die einzige wirkliche Insel der Nordsee aber, gerade vor
den Mündungen der beiden deutschen Haupt-Nordseeströme, der Weser
und der Elbe, der Fels Helgoland, ist leider von den Briten in Besitz
genommen.
Die Nordsee ist ein großer, weit offener und flacher Meerbusen des
Atlantischen Ozeans, nach zwei Richtungen zu ihm geöffnet: nach S.w.
zwischen dem Festlande (Frankreich) und England durch den „Kanal",
nach N.w. um Großbritannien her. Umschlossen wird sie im S. von
den Festlandsküsten Deutschlands und der Niederlande, im W. von
Großbritannien, im O. von Norwegen und Dänemark. Zwischen diesen
beiden letzteren dringt die Nordsee im Skagerrak und Kattegat in die
Ostsee ein. Sie ist, da die Holländer, Briten, Norweger und Dänen
Bruderstämme des deutschen Volkes sind, — das eigentlich Deutsche Meer.
Die Nordsee ist der größte Meerbusen Enropas, beinahe so groß
als das Deutsche Reich, nämlich 9700 Q -M. oder 1j2 Mill. qkm (mit
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte]]
Extrahierte Ortsnamen: Nordsee Hamburg Bremen Helgoland Frankreich England Deutschlands Niederlande Norwegen Nordsee Ostsee
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Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Elsaß und seine Bewohner.
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Ebene erhebt, schon in keltischer Zeit eine heilige Stätte, noch jetzt ein
vielbesuchter Wallfahrtsort voller Erinnerungen an die heilige Odilie
und die Wiedereinführung des Christentums im Elsaß zur Zeit der
alemannischen Herrschaft. Die Übergänge über den Hauptkamm des
Gebirges sind schwierig und ohne Bedeutung für den Verkehr. Erst
im Norden, wo es rasch zu einer Senke herabfüllt, bei Zabern, dem
mittelalterlichen Saberue und dem römischen ^adsrnas, war neben
dem burgundischen Thor im Südeu schon sür die Römer einer der
Haupteingänge nach Deutschland, der seit jener Zeit durch Schlacht-
felder aus allen Jahrhunderten bezeichnet ist.
2.
Auf dem Boden des Elsasses hat die deutsche Geschichte ihren An-
sang genommen. Denn da, wo heute die französische Festung das Thal
zwischem dem Wasgenwalde und dem Jura beherrscht, geschah der erste
Zusammenstoß zwischen den wandernden Germanen unter Ariovist und
den Legionen Cäsars. Zwei große Kastelle, Augusta Rauracorum
(Basel — Angst) und Argentoratum, vereinigten bald in dem unter-
worsenen keltischen Lande auch städtisches Leben mit dem strengen
Dienst der Legionen. Mit dem Ende des dritten Jahrhunderts treten
die Alemannen hervor. Als unmittelbare Nachbarn der Römer, welche
die Rheingrenze festhielten, waren sie unzählige Mal in die Provinz
eingefallen und hatten nicht weniger als 45 blühende Städte, darunter
Argentoratum, Brumat, Elsaßzaberu iu Asche gelegt. Wenn auch da,
wo späser der Ort Hausbergeu sich erhob, in einer furchtbaren Schlacht
vom Kaiser Julian geschlagen, vermochten doch die kriegerischen Ale-
mannen nicht lange vom rechten Ufer in die freundliche Ebene jenseits
hinüberzublicken, ohne den Fluß zu überschreiten. Um die Mitte des
fünften Jahrhunderts treffen wir sie bereits in dauerndem Besitz des
Elsasses; hier wohnten sie
trotzig auf römischem Ufer,
tranken den Wein und stolz auf linkem und rechtem Gefilde
waren sie Bürger hier, dort aber Sieger.
So beklagt ein römischer Dichter jener Zeiten den Verlust des
linken Rheinnfers. Seitdem war diesfeit und jenseit des Flusses dasselbe
Volkstum gegründet, welches das Elsaß durch alle Stürme der Jahr-
hunderte getreu bis auf den heutigen Tag bewahrt hat. Wenn es auch
der Franzose nicht aufgegeben hat, stets lüstern nach der Grenze des
alten Galliens hinzublicken, so blieb ihm doch Sprache. Sitte, Kultur
im Wege, und nur durch List und durch Gewalt hat er es erreichen
können, den deutschen Stamm fast zweihundert Jahre lang sich zu unter-
werfen. Ging im südlichen Burgund und in Lothringen die Sprache
Frankreichs dem Staate als eiu Pionier voran, im Elsaß konnte nur
die Politik und das Schwert die ewig deutsche Art besiegen. Der nördliche
Teil des Elsasses zeigt infolge der Eroberungen des fränkischen Stammes
unter Klodwig mehr fränkischen, der südliche dagegen rein alemannischen
Charakter bei der großen Maffe des Volkes. Deutsch ist seine Mund-
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10 Bilder aus dem Deutschen Reiche.
ebenfalls flacher Seestrand, jedoch ohne Marschen und Deiche, oder
Sandboden, selbst mit verheerendem Flugsand. Dagegen hat sie, an
den Odermündungen, und noch mehr in ihrer Osthälfte, eine eigentümliche
Küstenbildung, Ha sse oder Strandseen, die durch schmale Küstenzungen,
Nehrungen, vom offenen Meer gesondert und fast ganz abgeschlossen
sind (das Kleine und das Große Haff, das Putziger Wiek, das Frische
Haff, das Kurische Haff). Sonst ist die Küste fast geradlinig, außer
au den anmutigen Hügelgestadeu von Holstein und Mecklenburg bis
Wismar, dort mit der Lübecker Bucht und mit dem besten Stationsort
für die deutsche Ostseeflotte, der Bucht von Kiel.
Die Gezeiten, Ebbe und Flut, find hier fast unmerklich (etwa 2");
die Tiefe geringer als die vieler Alpenseen, häufig kaum 30—40 m,
im Durchschnitt höchstens 60 in, und nirgends über 260 m. Bemerkens-
wert ist der Fischreichtum der Ostsee, sowie der Bernstein, der bei
stürmischem Wetter au das Ufer von Ostpreußen und Kurland gespült
wird und schon die phönizischen Seefahrer herbeilockte.
Wiewohl ihre Wellen minder furchtbar siud, als die der Nordsee,
so ist doch auch die Ostsee durch die Kürze ihrer Wellen — denn je
enger ein Meer, desto kürzer sein Wellenschlag —, dann durch den
häufigen Wechsel der Winde und heftige Stürme, durch seichte Küsten
oder Klippen, durch ihre Eisschemel und Nebel für den Seefahrer gefahr-
voll. Auch sie hat ein abgehärtetes Schiffervolk erzogen.
So arm an Inseln die Nordsee ist, so reich die Ostsee. Zwar
an den deutschen Küsten liegt anßer den Münduugsiuseln der Flüsse
nur Rügen, aber Dänemark besteht in seinem Hauptteile aus lauter
Inseln, Schweden hat mehrere Gestadeinseln, ebenso Estland (vor dem
Rigaschen Meerbusen), besonders aber taucheu vor den felsigen Küsten
Finnlands und Schwedens ganze Meissen kleiner Felseninseln und Klippen
auf, die Schären, welche die Beschiffung ungemein erschweren.
Die Ostsee ist in mehrere große Seebecken gegliedert: zuerst zwischen
Deutschland, Dänemark und Schweden die eigentliche Ostsee oder das
Baltische Meer, 4570 Q.-M. groß, dann dringt zwischen Kurland,
Livland und Estland der Rigasche Meerbusen ein. zwischen Estland
und Finnland bis Petersburg der Finnische Meerbusen, und zwischen
Finnland und Schweden der Bottnische Meerbusen; zusammen mißt
dieses ganze System von Binnenmeeren 7700 Q.-M. oder 420000 qkm,
in der Breite längs der deutschen Küste etwa 100 M, in der Länge von
da bis zum Schlüsse des Bottuischeu Meerbusens (bei Tornea) 187 M.
Mit der Nordsee ist sie, über den Dänischen Archipel (d. i. Inselgruppe)
hinüber, mittelst dreier Meerengen verbunden, den Kleinen und Großen
Belt zwischen den dänischen Inseln und den dänisch- schwedischen „Sund".
Da die Belte als beinah unfahrbar galten, so benützte Dänemark den
Sund bis auf die neueste Zeit als Fiuauzquelle, indem es von allen
durchfahrenden Schiffen einen hohen Fahrzoll erhob, der jedoch 1857
mit bedeutenden Summen abgelöst wurde. Eine künstliche Perbindung
zwischen Ostsee und Nordsee ist auch vermittelst der Eider durch den
Schleswig-Holsteinischen Kanal hergestellt, der vornehmlich in milden
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Allgemeine Übersicht. 11
Wintern zur Getreideausfuhr nach Holland und Frankreich benützt wird.
Gewöhnlich ist nämlich die Oftfee, besonders die nördlichere Hälfte, ein
halbes Jahr lang durch Eis geschlossen, und bis in den Sommer hinein
schwimmen russische und finnische Eismassen in der Ostsee umher.
Die Ostsee hat ein bedeutend größeres Wassergebiet als die Nord-
see: vom deutschen Reich hauptsächlich das Gebiet der Oder, ganz Polen
und ein großes Stück von Rußland mit den Gebieten von Weichsel,
Njemen und Düna, dann Finnland, beinahe ganz Schweden und Däne-
mark, zusammen etwa 32 000 Q.-M. oder 1740000 qkm. Durch die
süßen Gewässer aller dieser Landmassen wird der Salzgehalt der Ostsee
herabgedrückt, weshalb sich im Winter auch mehr Eis bilden kann.
Einst hat die Ostsee eine größere Rolle im Welthandel und Welt-
verkehr gespielt — als das Hauptmeer der deutschen Hansa, deren
Glanzpunkte die Städte Lübeck und Nowgorod waren.
Im Gegensatz zur Nordsee, die von lauter germanischen Völkern
umgeben ist, teilen sich in die Ostsee germanische, slavische (lettische) und
sinnische Völker.
Obgleich nun das Deutsche Reich von zwei Meeren bespült wird,
so ist es doch kein ozeanisches Land, da diese Meere nirgends tief
in seine Landmasse eindringen, nirgends große Meerbusen noch Halb-
inseln bilden. Die Küstenlinien sind vorherrschend geradlinig. Von der
Umfangslinie des Deutschen Reiches mit 1032 M. oder 7674 km fallen
nämlich auf die Nordseeküste 100 M. oder 740 km und auf die Oft-
feeküste 232 M. oder 1730 km, somit hat das Deutsche Reich 333 M.
oder 2470 km Seegrenzen, den dritten Teil seines Umsangs, Land-
grenzen aber an 700 M. oder 5200 knpu Es ist also vorherrschend
ein Binnenland. Um so schwerer wird es ihm, eine Seemacht zu
werden, verglichen mit den kleineren, aber ganz ozeanischen Staaten
Holland und Dänemark.
Zudem sind die Mündungen seiner zwei Hauptströme
außerhalb seiner Grenzen: die Rhein-Mündungen besitzt Holland,
die Donau endet in Rumänien.
Von den Strömen durchfließt nur der Rhein ganz Deutsch-
land von Süden bis Norden durch alle drei Bodengebiete; die Donau
mit ihren Hauptzuflüffen, unter denen der Inn der bedeutendste ist,
gehört dem Alpen- und Mittelgebirgsland an und sindet erst außer
Deutschland ihr Tieslaud. Die Ems durchzieht bloß das Tiefland;
Weser und Elbe Mittelgebirge und Tiefland; Oder, Weichsel und
Memel wieder nur Tiefland.
So trefflich diese Ströme durch Deutschland verteilt sind, so gute
Wasserstraßen sie meist mit nicht großen Kunstbauten hätten werden
können: so hat doch die Zersplitterung Deutschlands in die vielen
Staaten, die fast einzig hohe Einnahmen von den Strömen zu ziehen
suchten, und beim Rhein noch dazu der Auteil außerdeutscher Staaten
an seinem Lause beinahe das Gegenteil zuwege gebracht. Doch sind in
jüngster Zeit viele Hindernisse der Schiffahrt teils durch Regulierung der
Flußbetten, teils durch Aushebung der Zölle beseitigt worden.
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Extrahierte Ortsnamen: Holland Frankreich Ostsee Polen Finnland Schweden Ostsee Ostsee Nordsee Deutsche_Reich Holland Rhein-Mündungen Holland Donau Rumänien Rhein Donau Deutschland Deutschland Deutschlands Rhein