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1. Geschichtsbilder für die Oberstufe mehrklassiger Schulen - S. 1

1892 - Breslau : Goerlich
A. Wder aus der preuischen Geschichte. I. Die Mark Brandenburg bis zum Regierungsantritt der Hohenzollern. A. Die Grndung der Nordmark. 1. Unser Vaterland Preußen ist nicht immer so groß gewesen wie jetzt, son-dern aus kleinen Anfngen allmhlich zu seiner heutigen Gre herangewachsen. Preußen ist groß geworden durch die unermdliche Sorge des Herrschergeschlechtes der Hohenzollern und durch die Arbeit, Tapferkeit und Vaterlandsliebe des preui-scheu Volkes. 2. Das Stammland des preuischen Staates ist die Provinz Brandenburg. Zur Zeit Christi war dieses Land von den Deutschen bewohnt. Diese zogen aber in andere Lnder nach Westen hin. (S. 56.) In die leer gewordenen Wohnsitze drangen nun die Slaven ein, welche den ganzen Osten Europas besetzt hatten. Der Slavenstamm, welcher sich in Brandenburg niederlie, waren die Wenden. Die Wenden waren von gedrungener Gestalt und mittlerer Gre; Augen und Haare waren dunkel. Sie bebauten den Acker mittelst einfacher Werk-zeuge, trieben Viehzucht und Fischerei und verstanden die Herstellung kunstloser Ge-webe. Frhzeitig legten sie Städte an, von denen Brennabor (Brandenburg) ge-nannt wird; doch waren dieselben von unseren Stdten sehr verschieden, da die Kunst des Steinbaues den Wenden noch unbekannt war. Sie waren Heiden und verehrten ihre Götter in Tempeln. 3. Grndung der Nordmark. Die Wenden unternahmen oftmals Streif-zge in die deutschen Grenzmarken, beraubten und plnderten dieselben. Um ihr Land zu schtzen und die heidnischen Wenden zum Christentums zu bekehren, fhrten die deutschen Kaiser oft Kriege gegen dieselben. ..Heinrich I., der Stdteerbauer, eroberte ihre Hauptstadt Brandenburg (927). Uber das eroberte Land setzte er Markgrafen, welche das Grenzland (die Mark) gegen die Wenden schtzen sollten. Sein Nachfolger errichtete viele Bischofsitze und teilte das eroberte Land. Einer dieser Teile war die Nordmark. Sie reichte vom Harz bis zur unteren Havel und ist das eigentliche Ttammland des preuischen Staates. Der Hauptort der Nord-mark war Salzwedel. 4. Die ersten Markgrafen erhielten ihre Wrde nicht erblich, sondern wurden von dem deutschen Kaiser ernannt. Der berhmteste von ihnen ist Markgraf Gero. Die Markgrafen suchten die Wenden zum Christentum zu bekehren, doch leisteten diese hartnckigen Widerstand. Oft emprten sie sich, verbrannten die Kirchen und Klster, tteten die Priester, verjagten die deutschen Ansiedler und unternahmen Plnderungszge nach Deutschland. Dann zog der deutsche Kaiser oder seine Groen wieder gegen die Wenden, und so wurde fast zweihundert Jahre blutig gekmpft. B. Brandenburg unter den Ballenstdtern. 1. Alkrecht von Kallenstdt. Im Jahre 1134 verlieh der deutsche Kaiser dem jungen und tapferen Grafen Albrecht von Ballenstiidt die Nordmark. Albrecht hatte dem Kaiser schon viele Dienste erwiesen, daher gab ihm dieser die Markgraf-schaft als erbliches Lehen, d. h. der Sohn sollte dem Vater in der Regierung folgen; waren aber keine mnnlichen Nachkommen vorhanden, so fiel das Land an den Kaiser zurck. < A Di- Sall-nstadter (Askanier). Mit Albrecht I. kam das Geschlecht der Ballenftadter oder Askamer zur Regierung, welches fast 200 Jahre das Land beherrschte. Albrecht I. war ein sehr tapferer und thtiger Fürst. Er eroberte Hbner u. Richter, Realienbuch. Ausg. B. Ii. 13.18. Tausend. \

2. Geschichtsbilder für die Oberstufe mehrklassiger Schulen - S. 2

1892 - Breslau : Goerlich
Ii - 2 - von den Wenden das Land bis an die Oder und nannte die bisherige Nordmark jetzt Altmark. Seine Hauptsorge war, in dem neu erworbenen Lande Christentum und Gesittung zu verbreiten. Daher wurden Kirchen erbaut, die zerstrlm Bmof-' sitze zu Brandenburg und Havelbera wieder neu errichtet. Brandenburg erhob er zu seiner Residenz. Aus Samn, Holland und Frankreich berief er Ansiedler, denen er Land schenkte, damit sie dasselbe bebauten. Auch stiftete er Klster und berief Mnche, welche den Einwohnern zeigten, wie sie die Wlder ausroden und den Ertrag der Acker verzehnfachen konnten. Er starb nach fnfunddreiigjhriger Regierung. 3. Die Sage vom Schildhorn. Damals wohnte zu Kpenick an der Spree der Wendenfrst Zaczo (sprich Jatscho). Er erstrmte die Stadt Branden-brg. Albrecht der Br entri sie ihm wieder und zwang ihn zur Schlacht. Vorder Fahne des Kreuzes flohen die Wenden. Jaczo aber wandte sein Ro erst zur Flucht, als er sich von den Seinen verlassen sah. Pltzlich hindert die Havel seine Flucht, und hinter ihm ist der Feind. Eine schmale Landzunge streckt sich von der anderen Seite her quer in den Flu hinein. In hchster Not ruft der Heiden-frst: Gott der Christen, rette mich aus dieser Gefahr, so will ich dir dienen und den Gtzen absagen!" Dann strzte er sich in die Flut. Das treue Tier schwimmt mit ihm dahin durch die Wellen, aber es wird matter und matter. Da fat Jaczo die Zgel fester, und das Ro strengt seine letzten Krfte an, schon hat es den Boden untersten Fen. Jaczo erfat mit der Hand das Gestrpp auf der Land-zunge; ein Sprung und er ist gerettet. Da sinkt er auf die Kniee: Ich danke dir, du mchtiger Christengott, du hast mir geholfen. Dir will ich hinfort dienen. Von meinen Waffen besitze ich nur noch diesen Schild. Hier, wo ich Rettung gefunden habe, lege ich ihn nieder. Nie will ich mehr fr die Gtzen kmpfen." Zum Zeichen seiner wunderbaren Rettung hngte Jaczo seinen Schild und sein Horn dort an eine Eiche. Daher der Name ^childhorn fr diese Landzunge. König Friedrich Wilhelm Iv. hat zum Andenken an diese Sage aus dem Schild-Horn eine steinerne Sule errichten lassen. 4. Die Nachfolger Albrechts sorgten fr Vergrerung und Bebauung des Landes. Sie drangen der die Oder und eroberten einzelne Teile des polni-schen Reiches, auch das Gebiet an der Ucker erwarben sie. Sie lieen Wlder-lichten, Smpfe austrocknen und zogen Ansiedler heran. Viele Städte wurden ge-grndet, das Land in musterhafter Weise verwaltet. Nachdem die Ballenstdter fast 200 Jahre regiert hatten, starb der letzte Markgraf Waldemar ohne Nach-kommen (1320). 5. Wie die Mark Brandenburg deutsch nrurde. a. Mit den Markgrafen kamen viele deutsche Ritter nach Brandenburg. Wenn der Markgraf ein Stck Land erobert hatte, so nahm er einen Teil davon fr sich, einen Teil gab er den Rittern; sie erhielten Rittergter. Dafr muten sie ihm mit ihren Knechten Kriegsdienste leisten. Auch die wendischen Adligen nahmen bald deutsche Sprache und deutsche Sitte an. b. Das Land hatte damals nur wenige Einwohner. Weite Strecken waren ganz mit Wald bedeckt; in anderen Gegenden breiteten sich meilenweite Smpfe aus. Die Markgrafen beriefen daher deutsche Ansiedler in das Land. Sollte ein Dorf gegrndet werden, so gab der Fu?st "30 bis 60 Hufen (zu je 120 Ar) an einen Unternehmer, der Ansiedler herbeizog und dann in dem neugegrndeten Dorfe Schulze ward, die Steuern eintrieb und zu Gericht sa. Das erhaltene Land war freies Eigentum, fr das nur eine geringe Abgabe gezahlt wurde. Auch diese wurde fr die erste Zeit, da der Boden urbar gemacht wurde, oft erlassen. So wurden die deutschen Bauern freie und wohlhabende Leute. Die Wenden sahen dies und nahmen gern deutsche Sprache und deutsches Wesen an. c. Deutsche Städte wurden auf hnliche Weise gegrndet. Wohl hatten auch die Slaven Städte gehabt, aber die Bewohner waren meist Hrige, und deshalb konnten diese Städte nicht zur Blte gelangen. Den deutschen Ansiedlern aber wurde volle Freiheit zugesichert, wenn sie sich zur Zahlung einer kleinen Ab-gbe verpflichteten. Bei der Grndung einer Stadt baute man die Huser zuerst um einen groen, freien Platz, den Ring, an dem alle selbstndigen Brger wohnten. In der Mitte desselben stand das Rathaus, an dem sich oft Bauden zum Verkauf von Lebensmitteln oder Gerten befanden. Gleich bei der Grndung wurde am

3. Geschichtsbilder für die Oberstufe mehrklassiger Schulen - S. 3

1892 - Breslau : Goerlich
Ringe ein Platz fr die Kirche freigelassen. Die Bewohner der Städte beschftigten sich meist mit Ackerbau, daher standen hinter den Husern des Ringes gewhnlich Scheuern und Stlle. Hinter diesen befand sich ein Wall aus Mauerwerk und Erde und ein Graben. Kamen nun Feinde ins Land, so waren die Stadtbewohner vor ihrem Angriff gesichert, wogegen die Drfer der Plnderung und Zerstrung preisgegeben waren. Daher zogen Handwerker und Kaufleute nur in die Städte; diese wuchsen und blhten rasch auf. C. Brandenburg unter Herrschern aus verschiedenen Husern. 1. Bayrische Herrscher. Nach dem Aussterben der Ballenstdter brachen traurige Zeiten der die Mark herein. Die benachbarten Fürsten suchten Teile derselben an sich zu reien, verwsteten und bedrckten dabei das Land. Da kein Herrscher im Lande war, entschieden die Vornehmen ihre Streitigkeiten durch Krieg, wobei die Mark wiederum litt; viele Ritter wurden Ruber und plnderten die Wanderer. Endlich nahm der deutsche Kaiser das Land an sich, weil kein mun-licher Nachkomme der Ballenstdter vorhanden war, und bergab es seinem Sohne Ludwig aus dem Hause Bayern. Dieser war aber noch ein Kind und konnte daher dem Lande wenig ntzen. Wehmtig dachte das Volk an die schne Zeit der Re-gierung Waldemars zurck. Die Verwirrung im Lande wurde noch gesteigert durch das Austreten des falschen Waldemar". Eines Tages lie sich nmlich bei dem Erzbischof von Magdeburg ein Pilger melden, welcher sich als Markgraf Waldemar zu erkennen gab. Er behauptete, da man statt Waldemars Leiche einen leeren Sarg beerdigt habe; der Markgraf habe sich nur krank und dann tot gestellt, sei aber nach Jerusalem gepilgert, um dort fr seine Snden Bue zu thun. Als Beweis fr die Richtigkeit seiner Be-Huptlingen zeigte er den Siegelring des Markgrafen Waldemar; auch wute er vieles aus dem Leben dieses Herrschers zu erzählen. Dabei waren seine Gesichts-zge, seine Gestalt, Stimme und Bewegungen denen Waldemars so hnlich, da fast alle Anwesenden, die den Markgrafen gekannt hatten, ihn fr Waldemar hielten. Schnell verbreitete sich die Nachricht von der Rckkehr Waldemars im Lande; fast alle Städte der Mark erkannten ihn und nicht den regierenden Mark-grasen als ihren Herrn an. Aber nach einigen Jahren hie es, der angebliche Markgraf Waldemar fei nur ein Betrger. Man behauptete, da er ein ehemaliger Mllergefelle sei, der spter Schildknappe beim Markgrafen Waldemar gewesen war. Als solcher habe er vieles aus dessen Leben erfahren und sei nun von den Feinden des regierenden Markgrafen zu seiner Rolle beredet worden. Daher nannte man ihn den falschen Waldemar", und die meisten seiner Anhnger verlieen ihn. Er wurde aber bis zu seinem Tode als Fürst behandelt und im Erbbegrbnis der Askanier beigesetzt. 2. Brandenburg wird ein Kurfrstentum. Das wichtigste Ereignis fr Brandenburg in diesem Zeitrume war die Erhebung Brandenburgs zum Kur-Frstentum im Jahre 1856. Kurfürst heit soviel als Wahlsrst. Frher war Deutschland ein Wahlreich, d. h. nach dem Tode des deutschen Kaisers wurde der neue Kaiser nicht nach dem Rechte der Erbfolge, sondern durch die Wahl der deutschen Fürsten bestimmt. Im Jahre 1356 gab nun der deutsche Kaiser ein Gesetz, welches fr alle spteren Zeiten Geltung haben sollte und ein Reichsgrundgesetz hie. Weil das kaiserliche Siegel an diesem Gesetze in einer goldenen Kapsel (Bulle) eingeschlossen war, nannte man das Gesetz die goldene Bulle. In der goldenen Bulle wurde bestimmt, da fortan nur sieben Fürsten den Kaiser whlen sollten, welche deshalb Wahl- oder Kurfrsten hieen und die vornehmsten Fürsten des Reiches wurden. _ Es gab drei geistliche Kurfrsten und vier weltliche. Die ersteren waren die Erzbischse von Mainz, Kln und Trier, die letzteren der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg, der König von Bhmen und der Pfalzgraf vom Rhein. Jeder von ihnen bekleidete ein hohes Reichsamt und hatte bei der Kaiserkrnung be-stimmte Verrichtungen vorzunehmen.. Der Kurfürst von Brandenburg war des Reiches Erzkmmerer; er trug bei der Kaiferkrnuug das Zepter und den Reichsapfel. So gehrte fortan Brandenburg zu den wichtigsten Staaten des deutschen Reiches. 1*

4. Geschichtsbilder für die Oberstufe mehrklassiger Schulen - S. 4

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Ii -- 4 - 3. Kuremburgifche Herrscher. Spter kam das Land an die Luxem-imger und geno, freilich nur fr kurze Zeit, die Wohlthaten einer geordneten Regierung. Dann aber stand es viele Jahre unter einem Herrscher, der in Ungarn und Polen, nicht aber in Brandenburg lebte; da er viel Geld brauchte, verpfndete er Brandenburg zuletzt an verwandte Fürsten. Diese legten dem Volke schwere Steuern auf und kamen nur nach Brandenburg, um recht viel Geld zu erpressen; um die Regierung kmmerten sie sich fast gar nicht. 4. Innere Zustnde. Die inneren Zustnde des Landes waren zuletzt trostlos. Die Ritter fhlten, da sie keinen Herrn der sich hatten, daher wurden viele von ihnen Raubritter. Sie berfielen die Wanderer und die Wagenzge der Kaufleute auf den Straen, raubten deren Gter und sperrten oftmals die Gc-plnderten in ihre finsteren Burgverliee, aus denen sie nur der Tod oder ein hohes Lsegeld befreite. Selbst Drfer und kleine Städte waren vor Rittern und ihren Ruberfchareu nicht sicher. Diefe verbrannten die Hufer, tteten die Ein-wohner oder nahmen sie gefangen und schleppten das erbeutete Vieh und die Lebens-mittel auf die Burgen, wo alles verprat wurde. Auch den Herzog von Mecklen-brg, der den Statthalter der Mark besuchte, berfielen die Raubritter, beraubten ihn und hielten ihn lngere Zeit gefangen. Selbst die Gotteshuser waren ihnen nicht heilig. Die Drfer und kleinen Städte zahlten den Raubrittern eine jhr-liche Abgabe, um vor berfllen gesichert zu sein. Die greren Städte schtzten sich durch Wlle und starke Mauern; oftmals zogen die streitbaren Brger gegen die Raubburgen oder berfielen die heimkehrenden Ruber und nahmen ihnen die Beute ab. Der Lohn der Ruber war dann der Galgen. So herrschte berall Unordnung und Verwirrung. berdies wurde das Land durch die Pest verwstet, an welcher soft der vierte Teil der Einwohner starb. Ii. Brandenburg unter den Hohenzollern bis zum groen Kurfrsten. (1415 1640.) A. Die Hohenzollern bis 1415. 1. Kme und Ursprung der Hohenzollern. Im sdlichen Teile des Knigreichs Wrttemberg lag die Burg der Grafen von Hohenzollern. Ausdiesem Geschlechte stammen die preuischen Herrscher. 2. Die Hohenzollern waren stets treue Diener des deutschen Kaisers. Daher wurden sie Burggrafen in Nrnberg. Sie hatten die kaiserliche Burg zu bewachen und die Aufsicht der die kaiserlichen Gter in Schwaben zu führen. Allmhlich wurde das Geschlecht der Hohenzollern mchtig und an-gesehen. 3. Burggraf Friedrich Vi. von Hohenzollern hatte dem deutschen Kaiser Sigismund viele Dienste erwiesen. Daher ernannte ihn dieser erst zum Statt-Halter in Brandenburg, und im Jahre 1415 bergab er ihm das Kurfrstentum Brandenburg erb- und eigentmlich. Das Land umfate damals etwa 380 Quadratmeilen mit 160 000 Einwohnern. B. Friedrich I. (14151440.) Wahlspruch: wer auf (Sott vertraut, den verlt er nicht. 1. Der Kampf gegen die Kaubritter. Zuerst sorgte Kurfürst Friedrich I. fr Ordnung der inneren Zustnde und bekmpfte die Raubritter. Den vornehmen Herren im Lande war es nicht lieb, einen Oberherrn erhalten zu haben; daher mochten ihn viele gar nicht als Herrscher anerkennen. Die mchtigsten Raubritter waren Hans und Dietrich von Quitzow. Diese spotteten sogar: Und wenn es in Brandenburg auch ein ganzes Jahr Burggrafen von

5. Geschichtsbilder für die Oberstufe mehrklassiger Schulen - S. 5

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Nrnberg regnete, sollten sie doch nicht aufkommen", und trieben ihr Ruber-wesen weiter. Friedrich aber durchzog das Land und verfolgte die Ruber, wo er sie fand. Nun flchteten die Ritter auf ihre Burgen und glaubten sich hinter den dicken Mauern sicher. Aber Friedrich hatte eine sehr groe Kanone, die faule Grete" genannt, deren Kugeln auch die strksten Mauern in Trmmer legten. Die Raubritter wurden gefangen genommen oder flchteten auer Landes. Jetzt konnte der Landmann wieder unbesorgt sein Feld bestellen und der Brger friedlich seinen Geschften nachgehen. 2. Der Kampf gegen die Hussiten. Friedrich war ein trefflicher Fürst, ebenso groß im Kriege wie im Frieden. Sein Wahlspruch war: Wer auf Gott vertraut, den verlt er nicht." Von seinem Volke wurde er geliebt, vom Kaiser geehrt. Dieser erwhlte ihn zu seinem Ratgeber und obersten Heer-fhrer. Als solcher mute Friedrich gegen die Hussiten in den Krieg ziehen. Die Hussiten waren Anhnger des Hu, eines Gottesgelehrten aus Prag. Dieser lehrte anders als die Kirche. Deshalb wurde er zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Seine Anhnger gerieten darber in Wut und griffen zu den Waffen; sie fhrten einen langjhrigen Krieg und verwsteten weite Landstrecken in Deutschland. Auch in das Kurfrstentum Brandenburg fielen sie verwstend ein, wurden aber von Friedrichs Sohne und Nachfolger zum Rckzge gezwungen. C. Friedrich Ii., der Eisenzahn. (14101470.) Wahlspruch: Veten und arbeiten. 1. Vergrerung de Kandes. Unter den Ballenstdtern war Branden-brg grer gewesen als im Anfange des 15. Jahrhunderts; denn in den unruhigen Zeiten waren manche Teile von den benachbarten Fürsten erobert oder als Unterpfand in Besitz genommen worden. Kurfürst Friedrich Ii. brachte durch Unterhandlungen und Ankufe einige dieser Landesteile an sich und vergrerte das Kurfrstentum auf 600 Quadratmeilen. 2. Kampf gegen Kerlin-Kun. Als die Hohenzollern ins Land kamen, waren die Städte sehr mchtig. Sie wurden vom Rate und den vornehmsten Brgern (dm Geschlechtern) verwaltet und kmmerten sich nicht um die Befehle "des Landesherrn. Am mchtigsten war die Stadt Berlin, mit welcher damals Klln verbunden war. Als der Kurfürst hier eine Burg bauen wollte, emprten sich die Brger von Berlin-Klln gegen ihn. Aber der Kurfürst unterwarf sich die Brger und baute an der Spree ein festes Schlo. Dies war der Anfang des jetzigen kaiserlichen Schlosses. Seitdem ist Berlin der Wohnsitz (die Residenz) der preuischen Herrscher. D. Albrecht Milles). (14701486.) Wahlspruch: Jn Gotts Gewalt feab ich's gestellt; Cr hat's gefgt, Da mirs gengt. 1. Persnlichkeit. Auf Friedrich Ii. folgte sein Bruder Albrecht. Er war ein tapferer Held, der in mehr als hundert Schlachten gekmpft hat. Deshalb erhielt er (nach einem berhmten Helden des Altertums) den Beinamen Achilles. Gewhnlich lebte er auf seinen Gtern in Franken. Nach Brandenburg kam er selten; das Land lie er durch seinen Sohn verwalten. 2. Das Hausgesetz. Kurfürst Albrecht gab ein wichtiges Hausgesetz, dem alle seine Nachfolger gehorchen sollten. Er bestimmte, da beim Tode eines Kur-

6. Geschichtsbilder für die Oberstufe mehrklassiger Schulen - S. 6

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surften immer der lteste Sohn das Kurfrstentum ungeteilt erhalten solle. Da-durch wurde verhindert, da das Land in viele kleine Besitzungen zersplittert wurde, die dann leicht eine Beute der mchtigen Nachbarfrsten werden konnten. Auch wohnten seitdem die Kurfrsten meist in Brandenburg, nicht auf den frnkischen Gtern, und dies gereichte dem Lande zum Segen. E. Joachim I. (14991535.) Wahlspruch: Durch Gericht zur Gerechtigkeit. 1. Kampf gegen die Raubritter. Im Jahre 1499 kam Kurfürst Joachim I. zur Regierung. Er war erst 15 Jahre alt, und die Raubritter glaubten, da sie ungestraft ihr Unwesen treiben knnten. Bald waren die Straen so unsicher, da die Reisenden selbst vor den Thoren von Berlin ange-fallen wurden; die armen Landleute wurden wieder beraubt, viele Drfer verbrannt. Joachim lie viele der Ruber bestrafen; diese waren aber so frech, da sie dem Kurfrsten an die Thr des Schlafgemachs schrieben: Joachimchen, Joachimchen, hte dich; kriegen wir dich, hngen wir dich." Aber der Kurfürst lie die Ruber hngen. In einem Jahre wurden 70 derselben hingerichtet, unter ihnen 40 Adlige. Als sich nun einzelne beschwerten, da der Kursurst so viel adliges Blut vergossen habe, antwortete er: Es waren nur Schelme und Mrder, die ich nach Verdienst gestraft habe." 2. Die Kirchentrennung- Whrend der Regierung Joachims I. trennte sich" Dr. Martin Luther von der katholischen Kirche und grndete die evangelische (1517). In Brandenburg nahm der grte Teil der Einwohner die evangelische Lehre an; auch Elisabeth, die Gemahlin des Kurfrsten, wurde evangelisch. Joachim selbst blieb der katholischen Kirche treu. 3. Sorge fr das Uolk. Damit die Adligen ihre Streitigkeiten fernerhin nicht selbst ausfechten und durch Fehden das Land verwsten sollten, errichtete Kurfürst Joachim I. das Kammergericht in Berlin. Vor diesem wurden die Streitigkeiten der Grafen und Ritter entschieden; es wurde auch das hchste Gericht im Lande. Fr die Hebung der Bildung sorgte Kurfürst Joachim I. durch Grndung einer Hochschule (Universitt) zu Frankfurt a. O. Weil die Brger in den Stdten auf schne Kleider, ppige Mahlzeiten und bermiges Trinken viel Geld ausgaben und viele sich zu Grunde richteten, gab er strenge Gesetze gegen den bermigen Aufwand. Auch der Bauern, die damals in ganz Deutschland schwer bedrckt wurden, nahm er sich an. Er pflegte zu sagen: Der Adel ist mein Haupt, der Brger mein Herz und der Bauer der starke Fu, welcher Haupt, Herz und mich selbst trgt." Daher kam es auch, da die Bauern in Branden-brg sich nicht am Bauernkriege beteiligten, der damals in einem groen Teil von Deutschland entbrannte. (Vergl. S. 81.) F. Joachim Ii. (1535-1571.) Wahlspruch: Allen wohlzuthun ist Lrstenart. 1. Der Grbuertrag. Joachim Ii. legte durch Vertrge den Grund zur spteren Vergrerung Preuens. Er schlo nmlich einen Erbvertrag mit dem Herzoge von Liegnitz, Brieg und Wohlau. In diesem Vertrage wurde folgendes bestimmt: die schleichen Lnder fallen an Brandenburg, wenn die herzogliche Familie ausstirbt; dagegen fallen einzelne Teile von Brandenburg dem Herzoge zu, wenn die kurfrstliche Familie erlschen sollte. Da nun die herzogliche Familie erlosch, so erhob Friedrich der Groe spter auf Grund dieses Erbvertrages seine Ansprche aus Schlesien. 2..Ubertritt zur evangelischen Kirche. Im Jahre 1539 trat Joachim Ii. zur evangelischen Kirche der.

7. Geschichtsbilder für die Oberstufe mehrklassiger Schulen - S. 7

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Gr. Johann Sigismund. (16081619.) Wahlspruch: 5r Gesetz und Volk. 1. Erwerbung von Kleve, Mark und Ravensberg. Ein Nachfolger-Joachims Ii. war Johann Sigismund. Unter ihm erhielt Brandenburg einen be-beulenden Lnderzuwachs: im Westen gewann es das Herzogtum Kleve (mit den Stdten Kleve, Wesel, Xanten) nebst den Grafschaften Mark und Ravensberg (mit Soest, Iserlohn, Herford und Bielefeld), im Osten das Herzogtum Preußen. Der Herzog von Jlich-Kleve war kinderlos gestorben; um" sein Erbe brach ein heftiger Streit aus. Jeder der Verwandten machte Anspruch auf die ganze Erbschaft; zuletzt drohte der Kaiser, das Land an sich zu nehmen. Nach fnfjhrigem Streite kam endlich ein Vergleich zu stnde, durch welchen der Kurfürst jene Lnderteile erhielt. 2. Erwerbung von Ostpreuen. a. Land und Volk der Preußen. stlich von Pommern, von der Mndung der Weichsel bis zur Dna, wohnte das Volk der Preußen. Ihr Land wurde schon vor Christi Geburt von Kaufleuten aufgesucht, welche den hochgeschtzten Bernstein kauften. Die Preußen trieben Ackerbau, Viehzucht, mancherlei Hand-werke und Handel mit Bernstein und Pelzwerk. Sie waren arbeitsame und menschenfreundliche Leute. Sie blieben noch Heiden, nachdem ihre Nachbarn, die Deutschen und die Polen, lngst Christen geworden waren. b. Bekehrungsversuche. Um das Jahr 1000 versuchte Bischof Adalbert von Prag, die Preußen zum Christentum zu bekehren. Aber er wurde erschlagen; sein Leichnam liegt in Gnesen begraben. 200 Jahre spter gelang es dem Mnche Christian aus Oliva, einen Teil des Preuenvolkes zu bekehren. Aber der heidnisch gebliebene Teil fiel der die Christen im eigenen Lande her und unternahm einen Zug gegen die christlichen Polen. Die polnischen Herrscher konnten gegen die tapferen Preußen nichts ausrichten, daher wandten sie sich an die Deutschen um Hilfe. c. Die Eroberung Preuens durch den deutschen Ritterorden. Im Jahre 1230 kani der deutsche Ritterorden nach Preußen. (Vergl. S. 75.) Dieser bestand aus tapferen Rittern, welche die Gelbde der Armut, der Ehelosigkeit und des Kampfes gegen die Unglubigen abgelegt hatten. An ihrer Spitze stand ein Hochmeister; sie trugen einen weien Mantel mit schwarzem Kreuz, und schwarz-wei sind noch jetzt die preuischen Nationalfarben. Frher hatte der deutsche Ritterorden in Palstina seinen Wohnsitz, spter mute er dort den Trken weichen und folgte gern dem Rufe des Bischofs, die heidnischen Preußen zu bekmpfen. Doch stellte er an den deutschen Kaiser die Bedingung, da das Land, welches der Orden eroberte, ihm auch fr immer gehren solle. Bald folgten den Rittern Scharen von Kreuz-sahrern. In langem Kampfe, in welchem die Preußen mit groer Tapferkeit Widerstand leisteten, wurden die einzelnen Stmme derselben berwltigt und fast vllig ausgerottet. In die verdeten Gebiete riefen die Ritter deutsche Kolonisten und bauten Burgen zu ihrem Schutze. So entstanden die Städte Kulm, Marien-werder, Elb in g, Meine!, und viele Drfer, und nach fnfzigjhrigem Kampfe war das Land nicht nur erobert, es war auch zum Christentume bekehrt und deutsch geworden. Um das Jahr 1310 verlegte der Hochmeister seinen Sitz nach Marienburg, wo noch jetzt die Burg und Ordenskirche von der damaligen Macht des Ordens zeugen. Das Land gelangte rasch zu bedeutender Blte; Getreide, Obst und Wein wurden in groer Menge angebaut; Fischerei und Schiffahrt brachten dem Lande hohe Summen ein, Handel und Gewerbe blhten, und der Orden hatte damals grere Einknfte als der reichste König in Europa. Die Bewohner waren unge-mein wohlhabend. d. Preußen kommt unter polnische Hoheit. Diese Blte des Landes dauerte leider nur kurze Zeit. Die Ritter wurden durch den Reichtum bermtig und verweigerten ihren Vorgesetzten den Gehorsam; sie bedrckten die Brger und Bauern, und dieses hatte zur Folge, da der Adel und die Städte des Landes sich gegen den Orden verbanden. Als es nun zu mehreren Kriegen gegen die Polen, kam und der Orden besiegt wurde, stellten sich die Städte auf feiten der Polen

8. Geschichtsbilder für die Oberstufe mehrklassiger Schulen - S. 8

1892 - Breslau : Goerlich
Von auen und innen angegriffen, mute der Orden zuletzt unterliegen. West-preuen wurde an Wen abgetreten, Ostpreuen blieb zwar dem Orden, aber der Hochmeister war vom Könige von Polen abhngig. Das Land war durch die langen Kriege schrecklich verwstet, und die Bewohner waren verarmt e Preußen wird ein weltlicher Staat. Einer der Hochmeister, 'Albrecht von Brandenburg, war mtt Luther bekannt geworden. Er trat zu dessen Lehre der und erklarte das Herzogtum Preußen fr einen weltlichen Staat. Ein groer Teil der Bewohner nahm gleichfalls die lutherische Lehre an; die meisten Ordens-ntter^aber verkeen das Land. Das Geschlecht Albrechts herrschte nicht lange' sein Aohn wurde bldsinnig und starb kinderlos. Das Land fiel an die Kurfrsten von Brandenburg, die schon frher ihre Anrechte gesichert hatten. H. Georg Wilhelm. (16191640.) Der dreiigjhrige Krieg. Wahlspruch: Anfang, bedenk' das Cnde. Der Nachfolger Johann Sigismunds war Georg Wilhelm (16191640). Wahrend ferner ganzen Regierungszeit wtete in Deutschland der dreiigjhrige Krteg, der unser Vaterland an den Rand des Verderbens brachte und dessen Folgen durch lnger als 200 Jahre fhlbar waren. _ 1. und Verlauf des Krieges. Die Ursache des dreiigjhrigen Krieges war die Feindschaft zwischen den Katholiken und Protestanten in Deutsch-land. Sowohl die evangelischen als die katholischen Fürsten hatten sich zu gegen-fettiger Untersttzung unter einander verbndet, und es bedurfte nur eines An-lasses, um die Feindseligkeit zum offenen Ausbruch zu bringen. Diese Veranlassung gab die Emprung der bhmischen Protestanten gegen den deutschen Kaiser im Jahre 1618. (Vergl. S. 81). Anfangs wurde der Krieg in Bhmen gefhrt, und dieser Abschnitt heit der bhmisch-deutsche Krieg; dann kamen die Dnen nach Deutsch-land, und es entstand der dnisch-deutfche Krieg; spter setzten die Schweden den Krieg fort, weshalb man ihn den schwedisch-deutschen Krieg nennt; zuletzt erschienen die Franzosen auf dem Kampfplatze, und dieser Abschnitt heit der sratv zsisch-deutsche Krieg. 2. Soldaten und Heere. Brandenburg litt in diesem Kriege entsetzlich. Beim Ausbruche desselben hatte der Kurfürst fast gar feine Kriegsmacht, denn Soldaten in unserem Sinne gab es nicht. Entstand ein Krieg in damaliger Zeit, so lie der Fürst bekannt machen, da er Soldaten brauche; dann meldete sich, wer sonst nichts treiben konnte oder wollte als das Kriegshandwerk, erhielt ein Handgeld und monatlichen Sold und wurde Soldat. Diese Sldner fochten nicht aus Liebe zum Vaterlande, nicht aus Gehorsam gegen ihren Fürsten, sondern aus Gewinnsucht. _ Sie wollten viel Geld zusammenraffen, um recht viel verschwenden zu knnen; die Offiziere gingen ihnen in diesem Bestreben voran. Daher wurde jedes Land, wohin ein Heer kam, furchtbar verwstet. 3. Leiden des Kandes. Im Laufe des Krieges lie zwar Kurfürst Georg Wilhelm einige Regimenter Soldaten anwerben, allein diese waren viel zu schwach, um das Land vor dem Feinde zu schtzen. Die Heere des Kaisers zogen durch das Land und erpreten ungeheure Summen; dann kam der Schwedenknig und erzwang den Durchzug; aus Rache hierfr verwstete das kaiserliche Heer das Land, und in den letzten Jahren hausten die Schweden schlimmer als Ruber-banden. Wehe der Stadt und dem Dorfe, wohin diese zgellosen Soldaten kamen; ihnen war nichts heilig. Der Kirchenschmuck ist unter gotteslsterlichen Reden weggeraubt, ein Brger an den untersten Knauf der Kanzel aufgeknpft worden; faules Wasser, was sie am unreinsten bekommen konnten, wurde den Leuten ein-geschttet. Anderen haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stcken die Hnde round gepret, Mnnern die Brte abgebrannt, einige alte Frauen und Mannsleute in den Backofen gesteckt oder in den Rauchfngen aufgehangen und in den Brunnen gesenkt, noch andere haben sie bei den Haaren aufgehngt und sich qulen lassen, bis sie ganz schwarz gewesen." So schildert ein Zeitgenosse die Frevelthaten der Soldaten. Georg Wilhelm erlebte das Ende des Krieges nicht; er starb im Jahre 1640. Ihm folgte der eigentliche Begrnder des preuischen Staates, der groe Kurfürst.

9. Geschichtsbilder für die Oberstufe mehrklassiger Schulen - S. 9

1892 - Breslau : Goerlich
9----Ii Iii. Der groe Kurfürst. (16401688.) A. Jugendzeit und Regierungsantritt. 1. Zugendzeit. Kurfürst Friedrich Wilhelm wurde im Jahre 1620 geboren. Seine Jugendzeit fllt ganz in die traurige Zeit des dreiigjhrigen Krieges. Da Berlin oftmals von feindlichen Truppen durchzogen wurde, ver-lebte der Prinz einen Teil seiner Jugendjahre auf einem einsamen Jagdschlsse und in der Festung Kstrin. Dort wurde er gut unterrichtet und zur Gottes-furcht und Frmmigkeit erzogen. In seinem vierzehnten Jahre begab sich der Prinz nach Holland. Das Land war damals vortrefflich angebaut; Ackerbau und Viehzucht, Gewerbe und Knste standen in hoher Blte, und durch den Handel mit fremden Erdteilen war Holland reich und mchtig. Hier lernte der Prinz erkennen, wie ein fleiiges Volk zu Ansehen und Wohlstand kommt. Er hat spter viele Ein-richtungen in Brandenburg eingefhrt, die er in Holland kennen gelernt hatte. Bei dem Statthalter von Holland, dem Prinzen von Oranien, lernte der junge Prinz, wie man ein Land regiert und Kriege fhrt. In der Hauptstadt von Holland kam aber der Prinz auch mit vielen vornehmen Leuten zusammen, die ihn zum Bsen verfhren wollten. Er verlie darum pltzlich diesen Ort, indem er sprach: Ich bin dies meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig." Er begab sich in das Feldlager des Prinzen von Oranien. Als dieser den Grund der pltzlichen Entfernung er-fuhr, sprach er: Eine solche Flucht ist heldenmtiger, als wenn ich eine Festung erobere. Vetter, ihr habt das gethan, ihr werdet mehr thnn. Wer sich selbst besiegen kann, der ist zu groen Unternehmungen fhig." 2. Regierungsantritt. Friedrich Wilhelm war erst zwanzig Jahre alt, als er zur Regierung kam. Noch immer wtete der dreiigjhrige Krieg, und nicht die Fürsten, sondern die Generale und Soldaten waren Herren der deutschen Lnder. Der Kurfürst hatte nur wenige Soldaten; dies waren aber zuchtlose Truppen, welche im eigenen Lande wie Feinde hausten. berdies hatten sie dem Kaiser Treue geschworen, so da viele Offiziere gar nicht dem Kurfrsten gehorchen wollten. Einige Festungen waren von kaiserlichen Truppen, andere von schwedischen besetzt; der Kurfürst konnte also selbst in Brandenburg nicht befehlen. In Pommern war die herzogliche Familie ausgestorben, und die Hohenzollern htten das Land erben mssen; aber die Schweden hatten es besetzt und gaben es nicht heraus. Die Herrschaft der Preußen konnte der Kurfürst erst antreten, nachdem der König von Polen seine Einwilligung ge-geben hatte. So war die Gefahr nahe, da der brandenburgische Staat gnzlich zerfalle. 3. Mit es im Lande aussah. Wie ganz Deutschland, so hatte auch Brandenburg im dreiigjhrigen Kriege furchtbar gelitten. Der Stadtrat von Berlin klagte: Freund und Feind haben das Land zur Wste gemacht. Die Offiziere leben herrlich und lieen sich schwere Summen bezahlen, während die Gemeinen verhungern oder fortlaufen. Vor den kurfrstlichen Reitern ist kein Stck Vieh, kein Mensch sicher, weshalb der Ackerbau nicht betrieben werden kann. Alle Ge-schfte und Nahrung hren auf. Städte und Drfer sind wst: auf viele Meilen findet man weder Menschen noch Vieh, weder Hund noch Katze . . . Die Rats-dorfer liegen in Asche, die Beamten, Geistlichen und Schullehrer knnen nicht

10. Geschichtsbilder für die Oberstufe mehrklassiger Schulen - S. 10

1892 - Breslau : Goerlich
Ii - 10 - besoldet werden. Viele haben sich beeilt, durch Wasser, Strang und Messer ihrem lenden Leben ein Ende zu machen, und die brigen sind im Begriffe, mit Weib und Kind ihre Wohnungen zu verlassen und ins bitterste Elend zu gehen." Die Stadt Berlin hatte vor dem Kriege 12 000 Einwohner gehabt, jetzt zhlte sie kaum 6000. Noch schlimmer war es in anderen Stdten. berall fand man leerstehende, verwstete und abgebrannte Huser. Die Handwerker fanden keine Arbeit und hatten in der langen Kriegszeit nichts Ordentliches gelernt. Als der Kurfürst sein Schlo wollte ausbessern lassen, gab es in ganz Berlin keinen Baumeister, und die Ziegel mute man aus Hamburg kommen lassen. Es gab nur sehr wenige Kaufleute, und diese hielten nur die notwendigsten Waren feil. Hhere und niedere Schulen gab es fast gar nicht mehr im Lande. Dabei waren viele Leute durch den langen Krieg gott- und sittenlos geworden. Sie verpraten ihre letzte Habe in unsinnigem Kleiderputz, in unmigem Essen und Trinken. Ebenso traurig sah es auf dem Lande aus. Hunderte von Drfern waren verschwunden, Unkraut und Wald stand dort, wo frher fruchtbare Felder waren. Huser, Stlle und Scheuern waren niedergebrannt, das Vieh hatten die Soldaten geschlachtet, das Getreide weggeschleppt. Die Bauern konnten nicht das Feld bestellen und nicht sen. Daher entstand eine so furchtbare Hungersnot, da in der Uckermark die Bauern Leichname ausgruben und aen. B. Der groe Kurfürst als Retter und Mehrer des Landes. 1. Zorge fr den Frieden. Der junge Kurfürst sah ein, da er sein Land nur schtzen konnte, wenn er eine starke Heeresmacht besa. Daher warb er einige Regimenter Soldaten an, welche nach Beendigung des Krieges nicht entlassen wurden, sondern immer zu seiner Verfgung standen. Dies war das erste stehende Heer in Preußen, das erst 3000, dann 8000, zuletzt 20 000 Mann stark war. Diese Soldaten erhielten gleichmige Kleidung (Uniform) und Bewaffnung; sie muten auch dem Kurfrsten allein Treue schwren. 2. Sorge fr Unabhngigkeit. Zunchst schlo der Kurfürst einen Waffenstillstand mit den Schweden, so da das Land vor ihren verheerenden Durchzgen geschtzt war. Aber auch gegen die kaiserlichen Feldherrn wute er fein Land zu sichern. Durch geschickte Unterhandlungen erlangte er es auch, da ihn der König von Polen als Herrscher der Ostpreuen besttigte. 3. Zorge fr Vergrerung des Landes. Im Jahre 1648 kam endlich der westflische Frieden zu stnde, durch welchen dem unheilvollen dreiig-jhrigen Kriege ein Ende gemacht wurde. Whrend des Krieges waren die Herzge von Pommern ausgestorben, und eigentlich htte dieses Land jetzt an Brandenburg fallen mssen. Aber die Schweden hatten das Land besetzt und wollten es nicht herausgeben. Nach langen Unterhandlungen erhielt der Kurfürst Hinterpommerrn (das Land stlich von der Oder und Swine), während die Schweden das weit wichtigere Vorpommern behielten. Zur Entschdigung dafr fielen spter die Bistmer Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kammin an Brandenburg.
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