Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Teil 1 - S. 44

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
44 Stoffauswahl und Stoffanordnung. Linie für den Unterricht bestimmen. So war es früher, und so ist es auch im neunzehnten Jahrhundert gewesen. Von der Zeit ab, da die Geschichte eine ständige Erscheinung auf den Lehrplänen der Schulen wird, mehren sich auch die Bestrebungen nach einer zweckmäßigen Einteilung des Stoffes, weil dies für den Unterricht von höchster Bedeutung ist. Was bei diesen Bestrebungen zu Tage gefördert worden ist, läßt sich in vier Gruppen teilen: 1. Bestrebungen, die der Natur der Sache widerstreben. Dahin rechne ich: a) die Anordnung des Stoffes in regressivem Gange, b) die Anordnung in Gruppen, wie sie Dr. Fr. Haupt in seiner „Weltgeschichte nach Pestalozzis Elementargrundsätzen und von christlicher Lebensanschauung aus"*) giebt. Gegen beide Arten verhält sich die größte Mehrzahl der Lehrer ablehnend. 2. Bestrebungen, die durch beschränkte Schnlverhältnisse hervorgerufen worden sind. Dahin rechne ich: a) die Anlehnung an das Lesebuch, au die Schreib- und Diktierstunden, und b) die Anlehnung an vaterländische Gedenktage. Beide Arten werden von den Lehrern jetzt vollständig verworfen. 3. Bestrebungen, die in der Natur der Sache begründet sind. Dahin rechne ich: a) die Anordnung nach Kulturbildern, wie sie Biedermann zuerst empfahl und wie sie auch Weigand und Tecklenburg in ihrer Weise getroffen haben, b) die Anordnung nach Kulturstufen, wie sie von den Herbartianern aus ins Leben gerufen worden ist. Diese Anordnungen finden in der Lehrwelt immer mehr Anerkennung. 4. Bestrebungen, die aus besonderer Rücksicht auf Unterricht und Erziehung hervorgegangen sind. Dahin rechne ich: a) das Bestreben, sämtliche Realien zu vereinigen, wie zuerst Harnisch that, und wie _ es, wenn auch in veränderter Weise, die Herbartianer anstreben, b) die Anordnung um Einzelpersonen und c) die Anordnung in konzentrische Kreise. In untern Klassen und bei beschränkten Schulverhältnissen ist Me möglichste Bereinigung der Realien sehr zu empfehlen und sollte noch mehr gepflegt werden, als gegenwärtig geschieht; es wird dadurch einer Zersplitterung des Unterrichts wesentlich vorgebeugt^ und dem Fache, das zur Zeit der meisten Aufmerksamkeit bedarf, dieselbe auch zugewandt. Allerdings fordert diese Weise geschickte und tüchtige Lehrer, die den Stoff ganz beherrschen. Die Anordnung um Einzelpersonen, die sogenannte biographische Methode, und auch die Anordnung in konzentrische Kreise haben beide viele Anhänger und auch viele Gegner. Albert Richter sagt von der biographischen Methode: „So lange man sich mit *) Erschienen Hildburghausen 1841.

2. Teil 1 - S. 51

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
Das Lernbuch im Geschichtsunterrichte. 51 möglichst sachliche, wohlgegliederte Darstellung in unsere Geschichts-lernbücher zu bekommen. Nach den hier dargelegten Grundsätzen ist die „Deutsche Geschichte von Weigand und Tecklenburg, Ausgabe A"*) bearbeitet. Die Verfasser dieses Buches haben Beziehungen zu Schul-mäuuern genommen, die sich, wie sie, die methodische Ausbildung des Geschichtsunterrichtes als Lebensaufgabe gestellt haben. Mit diesen haben sie sich über die Grundsätze geeinigt, nach welchen Hefte für das Gebiet einer preußischen Provinz oder eines Bundesstaates oder eines Kreises oder einer Stadt hergestellt werden, die wir „stammesgeschichtliche bezw. heimatgeschichtliche Ergänzungshefte" nennen. Nach diesen Grundsätzen sieht sich der Verfasser eines Er-gänznngsheftes die „Deutsche Geschichte" Stück für Stück durch und fragt sich bei jeder Nummer, ob dieselbe für sein Gebiet einer Ergänzung bedürfe. Nächstdem läßt er die Geschichte dieses Gebietes noch einmal an seinem Geistesauge vorüberziehen und fragt sich, welche Stoffe dieselbe noch weiter enthält, die den Angehörigen dieses Gebietes zwar nicht vorenthalten werden dürfen, die aber keinen direkten Anschluß an eine Einzelnummer der „Deutschen Geschichte" zulassen, die also nicht eigentliche Reichsgeschichte sind. Auf diese Weise entsteht das Inhaltsverzeichnis zu dem Ergänzungshefte. Die einzelnen Nummern sind wie diejenigen der „Deutschen Geschichte" in sich abgeschlossene und in Abschnitte gegliederte Aufsätze. Jeder Abschnitt bildet eine methodische Einheit. So erhalten wir ein einheitliches Werk, das nirgends unnützen Ballast enthält, sondern im engsten Rahmen jedem das bietet, was er für seine besondern Verhältnisse bedarf. Die dargelegte Weise ist von einzelnen Kritikern abfällig beurteilt und als zu,, abstrakt bezeichnet worden. Was Klarheit der Darstellung und Übersichtlichkeit der Sache anbetrifft, so dürfte sie wohl kaum übertreffen werden und sich auch im Unterrichte bewähren. Es ist entschieden bester und erleichtert auch die unter-richtliche Behandlung, wenn die einzelnen Faktoren in abgerundeten Aufsätzen besonders dargestellt werden, als wenn sie mit Personen verquickt werden, die mit der Ausbildung derselben wenig oder gar nichts_ zu thun haben. Die Anschaulichkeit und das Interesse für eine Sache wird nicht erhöht, wenn man dieselbe unter einer Überschrift mit einer Person darstellt, mit welcher sie in gar keinem innerlichen Zusammenhange steht. Auch hier gilt Goethes Wort: „Ich bitt' mir alles natürlich ans!" Das abfällige Urteil ist hauptsächlich durch die Annahme veranlaßt worden, als ob wir auch den Unterricht in der Schule *) 8. Auflage 1900. Hannover, Carl Meyer (Gustav Prior). 4*

3. Teil 1 - S. 54

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
54 Der erste Geschichtsunterricht im Anschluß an die Heimatkunde. Die Northeimer Schulen. Die Northeimer Kirchen. Die Stadt Northeim und die Dörfer ihrer Umgebung. Die einzelnen Stücke werden nicht in der hier angegebenen Reihenfolge erzählt, fondern dem Gange der Heimatkunde angeschloffen. Wenn z. B. die Feldmark in ihrer gegenwärtigen Gestalt behandelt ist, fo folgt „Wie es bei uns in alten Zeiten war". Die Sprache des Lehrers bequemt sich dabei, wie im ersten biblischen Geschichtsunterrichte, möglichst derjenigen des Kindes an. Hinsichtlich der Form sind die Erzählungen so zu halten, daß sie sich als allmähliche Übergänge vom Märchen zur Sage und von dieser zur eigentlichen Geschichte darstellen. Steht ein erzähltes Stück auch im Lesebuche — ein Geschichtsbuch haben die Schüler hier noch nicht in Händen —, so wird es unmittelbar nach dem Vorerzählen noch einmal gelesen, damit zu dem Ohre das Auge, zur rezeptiven die spontane Thätigkeit, zur Sprechsprache die Büchersprache kommt, und der Eindruck der Erzählung möglichst kräftig und vielseitig wird. Die weitere Behandlung des einzelnen Stückes gleicht im allgemeinen derjenigen einer biblischen Geschichte oder eines Lesestückes. Auf den Zusammenhang der einzelnen Geschichten untereinander wird noch kein Bezug genommen, selbst die Wiederholung aller Stücke in chronologischer Reihenfolge hat wenig praktische Bedeutung. Im Nachfolgenden will ich an zwei Beispielen zeigen, wie ich mir die Erzählungen denke: 1. Wir haben bisher gesehen, wie es jetzt in unserer Heimat aussieht. Wir haben gesehen, wie es in der Stube und im Hause aussieht und wie das Haus gemacht wird; wir sind dann durch unsere Stadt (unser Dorf) gegangen, haben die Straßen und Plätze und wichtigsten Gebäude kennen gelernt und gehört, wozu sie dienen; wir sind dann weiter an unsern Bach (unsern Fluß) gegangen und haben „das Leben daselbst und in der Umgebung beobachtet: die Wiesen und Acker und ihre Bearbeitung; wir sind endlich auf den Berg hinaufgestiegen und haben uns den Berg und den Wald besehen und^ gehört, wie im Walde und im Berge gearbeitet wird. Bon dort, sahen wir über die Gegend, sahen die Dörfer und Städte, die Gärten, Acker und Wiesen, die Landstraßen, Eisenbahnen, Telegraphen und Flüsse, und den schönen blauen Himmel, der sich über ihnen wölbt, und den Horizont, in dem sich Himmel und Erde zu berühren scheinen. Heute will ich euch nun erzählen, wie es vor vielen, vielen Jahren, zu der Zeit, als Jesus noch auf der Erde lebte, hier war. — Damals gab's noch leine Städte und Dörfer, keine Eisenbahnen, Landstraßen und Telegraphen, und nur wenig schön gepflegte Acker und Wiesen hier. Wilder Wald bedeckte fast die ganze Gegend. Da lebten Bären und Wölfe, Wildschweine und andere Tiere. Die Menschen hatten sich von rohen Baumstämmen ihre Häuser gebaut mitten im Walde. Weder Fenster noch Schornstein, weder Stuben noch Kammern hatten diese Häuser. Auf der Diele stand der Herb, und um den Herd setzte sich die Familie, wenn nichts zu thun war, sang und spielte, aß und trank, was Walb und Felb ihr boten. Schulen und Kirchen gab's nicht. Wer hätte wohl sein Kind zur Schule schicken mögen! Ihr wißt boch, wie's

4. Teil 1 - S. 56

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
56 Der erste Geschichtsunterricht im Anschluß an die Heimarkunüe. Wir bewegen uns im Volksschulunterrichte in Nachahmung der höheru Schulen noch viel zu sehr in den Bahuen der Spezialwissenschaften und viel zu wenig in den Bahnen der Volkstümlichkeit, und zwar zum Schaden der Schule. Nach dem oben dargelegten Gange lernen die Kinder zunächst ihre Heimat kennen, wie sie ist und wie sie war; schließen sich auch im folgenden Jahre, bei der Behandlung des deutschen Reichs, Geographie und Geschichte wieder eng aneinander an, so sehen sie ferner-, wie sich das deutsche Reich Schritt für Schritt nach Osten erweitert, wie es an Umfang und Macht steigt und sinkt, wie aus dem alten deutschen Reiche allmählich der brandenburgisch-preußische Staat herauswächst und schließlich au die Spitze des neuen deutscheu Reiches tritt. Jedes neu hinzukommende Stück wird mit dem Hinzukommen sogleich uach seiner geographischen Eigentümlichkeit beleuchtet, so daß historische und geographische Interessen zu gleicher Zeit befriedigt werden. Der Eindruck, den der einzelne Gegenstand hervorruft, ist kräftiger und darum nachhaltiger, wenn er in kurzer Zeit möglichst vielseitig auf das Kind wirkt, als wenn das Umgekehrte der Fall ist. Wenn wir auch die Lesestunden und die schriftlichen Übungen mit in den Dienst dieses Unterrichts stellen, so kommen unserm Fache, Vaterlandskunde, mitunter wöchentlich zehn Unterrichtsstunden zugute, ohne daß ein anderes Fach dadurch irgendwie geschädigt wird, und das wirkt augenscheinlich ganz anders, als wenn es zwei Stunden sind, die dazu noch mehrere Tage auseinander liegen. Die Behandlung ist wie in der vorhergehenden Klaffe, nur daß hier nicht die Geographie, sondern die Geschichte den roren Faden giebt, an dem wir entlang gehen. Jedes einzelne Stück wird nach seiner Eigenart als ein möglichst in sich abgeschlossenes Ganze behandelt; die einzelne Stunde ist Geographie-, Geschichts-, Lese- oder Aufsatzstunde n. s. w., wie in jedem andern Betriebe auch; der Unterschied liegt nur in der Stoffanordnung des Ganzen. Die Stücke des Lesebuchs sind am geeigneten Orte in der Pensenverteilung angegeben und werden nach der Erzählung behandelt, wie es ein Stück dieser Art erfordert. Sch habe im zweiten Teile dieses Buches in einem Stoffverteilungsplane gezeigt, welche Stücke ich für das vierte Schuljahr für geeignet halte; ich habe dort die Stoffe für das dritte und vierte Schuljahr in einer Spalte dargestellt, sie aber durch die Ziffern I und U getrennt, so daß I. das dritte, ü. das vierte Schuljahr bedeutet. Ferner wolle man hierbei „Aug. Tecklenburg, Die organische Eingliederung der Heimat- und Stammesgeschichte in die Reichsgeschichte, S. 86 u. f." vergleichen. Die Stoffe sind auf die beiden Schuljahre so zu verteilen, daß wir uns im dritten Schuljahre nie über die Heimatprovinz,

5. Teil 1 - S. 57

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
Der Geschichtsunterricht in der Halbtagsschule. 57 bezw. den Heimarstaat hinausbewegen. — Die Geographie ist das Lokal der Geschichte. Sobald der selbständige Geschichtsunterricht in Kraft tritt, muß er immer und immer wieder geographische Kenntnisse voraussetzen oder durch Vermittelung geographischer Kenntnisse unterbrochen werden; deshalb ist die planmäßige Verbindung von Geographie und Geschichte bis zum vollendeten vierten Schuljahre derart, daß die Geographie vorherrscht, das beste Mittel, dem später folgenden selbständigen Geschichtsunterrichte den Boden zu bereiten. Die Stoffe sind dem heimatlichen Anschauungskreise der Schüler entnommen, sind Sagen, Anekdoten und Charakterzüge und lassen sich alle, wie auch diejenigen des dritten Schuljahres, im Anschluß au geographische Bilder als historische Eiuzelbildcheu darstellen. Der Geschichtsunterricht in der Halbtagsschule. Die Halbtagsschule ist der kümmerlichste Schnlbehelf der Gegenwart; kurzbemessene Schulzeit, überfüllte Klasse, Überbürdung des Lehrers, gedrückte wirtschaftliche Lage der Schulgemeinde bilden ihr Charakteristikum. In der Halbtagsschule wird in der Regel wöchentlich nur eine Stunde Geschichtsunterricht auf der Oberstuse gegeben; der Stoff muß darum auf das Allernotwendigste beschränkt werden. Wenn wir bedenken, daß die allermeisten Schüler dieser Schulen sich zeitlebens mit ihrem Denken, Fühlen und Wollen in den engen Kreisen einer Ortsgemeinde bewegen, so werden wir zu der Eiusicht kommen, daß eine erweiterte historische Heimatkunde hier der beste Geschichtsunterricht ist. Ein solcher Unterricht hat ein einheitliches Prinzip und gestattet, die geringe Zeit, die zur Verfügung steht, zweckmäßig auszunützen. Da die Heimatkunde auch hier, wie in allen andern Schulen, dem systematischen Geschichtsunterrichte vorausgeht, so kann dieser auf jene aufbauen. Der Kursus ist einjährig. Wir nehmen 40 Schnlwochen im Jahre an. Nachfolgend gebe ich eine Stoffauswahl nach der „Deutschen Geschichte von Weigand und Tecklenburg, Ausgabe B"; die vorgesetzten Nummern sollen die Wochen, die nachfolgenden die Stücke des Buches bezeichnen, denen der Stoff entnommen werden kann. Der Lehrer wird aus diesen Stücken das Notwendigste für seine Schule ausziehen, denn gerade hier müssen wir an der weisen Beschränkung den Meister erkennen.

6. Teil 1 - S. 59

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
Der Geschichtsunterricht in der ein- und breiflaffigen Schule. 5a Der Geschichtsunterricht in der ein- und dreiklassigen Schule. Die ein- und dreiklassige Schule gleichen sich hinsichtlich des Geschichtsunterrichts darin, daß in beiden aus der Unterstufe kein Geschichtsunterricht, auf der Mittelstufe in einjährigem, immer gleich bleibendem Kursus Heimatkunde — in der dreiklassigen Schule etwas ausgedehnter, als in der einklassigen — und aus der Oberstufe in wöchentlich zwei Stunden systematischer Geschichtsunterricht erteilt wird. Der Kursus ist auch hier einjährig und immer gleich bleibend, da alle Schüler der drei bis vier letzten Jahrgänge zugleich an diesem Unterrichte teilnehmen. Der Stoff kann wegen doppelt so reich bemessener Zeit hier umfangreicher als in der Halbtagsschule sein. Die „Ausgabe B der Deutschen Geschichte von Weigand und Tecklenburg" bietet den Stoff, der im allgemeinen als Pensum dieser Schulen gelten kann; was in besondern Fällen auszuscheiden ist, wird jeder Lehrer am besten zu beurteilen wissen. Es ist auch hier, wie bei der Halbtagsschule, zu beachten, daß wir es mit ländlicher, seßhafter Bevölkerung zu thun haben. Wenn wir dem Grundsätze getreu, „Nicht für die Schule, sondern für das Leben" arbeiten, so wird auch hier die Stoffauswahl praktischen Zuschnitt erhalten. Bezüglich der Anordnung möchte ich vor einem Fehler warnen. Das genannte Büchlein enthält 116 Nummern. Nehmen wir 40 Schul-wochen an, so ist man leicht geneigt, wöchentlich drei Nummern zur Behandlung anzusetzen. Nichts ist falscher als dies. Wir haben stofflich geordnet, um dem Lehrer die Übersicht und methodische Anordnung zu erleichtern; die einzelnen Stoffe sind aber gar verschieden an Bedeutung und Schwierigkeit in der Behandlung. Ein Stück epischer Natur, das schon im heimatkundlichen Geschichtsunterrichte behandelt worden ist und vielleicht auch noch im Lesebuche steht, braucht nur erzählt zu werden; andere Stücke dagegen, z. B. die Geldwirtschaft, fordern doppelt und dreifach soviel Zeit, als ihr äußerer Umfang annehmen läßt. Der zweite Teil dieses Buches zeigt dies an den einzelnen Stücken mit größter Auffälligkeit. Nachfolgende Lehrprobe möge dies und zugleich zeigen, wie ich die ländlichen Verhältnisse bei diesem Unterrichte beachtet wissen möchte.*) Ich setze dabei voraus, daß die Kapitel 1 Abs. 3 u. 4, *) Diese Lehrprobe erschien zuerst in der „Praxis der Landschule* Jahrgang 7, Heft 7.

7. Teil 1 - S. 60

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
60 Der Geschichtsunterricht in der ein- und dreiklassigen Schule. Kapitel 3 Abs. 3, Kapitel 9, 22, 27, 44 Abs. 1, Kapitel 51, 52, 66 der „Deutschen Geschichte, Ausgabe B" behandelt sind und stelle bei der Vorbereitung dementsprechende Fragen. Vorbereitung: 1. Was haben wir nötig, wenn wir etwas kaufen wollen? Was bekommen wir auch, wenn wir etwas verkaufen? Wer kauft und verkauft, tauscht Waren um. Das Geld ist also ein Tauschmittel. Wenn jemand von euch einen schönen Apfel hat und der andere hat eine schöne Birne; dieser aber möchte lieber den Apfel, jener dagegen lieber die Birne haben; was thut ihr dann? Zn welcher Zeit machtens die Deutschen bei allen ihren Handelsgeschäften auch so? Wie nennt man solchen Handel? Von wem haben die Deutschen das Handeln gelernt? Um welche Zeit drangen die Römer in Deutschland ein? Welches Tauschmittel haben sie damals auch bei uns eingeführt? 2. Was bekommen die Knechte und Mägde, die Tagelöhner und Handwerksleute, die für uns arbeiten, für ihre Arbeit? (Geld.) War das in ältester Zeit auch so? (Nein!) Warum bekamen da die Leute keinen Lohn für ihre Arbeit? (Sie waren unfrei.) Ganz umsonst war ihre Arbeit allerdings nicht, wie ihr wohl noch wißt; denn sie mußten doch vom Herrn Nahrung, Kleidung und Wohnung haben. 3. Wer läßt die Wege bauen und sorgt dafür, daß wir in Ruhe und Frieden leben können? (Kaiser.) Das kostet aber alles Geld, und zwar viel Geld. Woher bekommt denn der Kaiser das viele Geld? (Steuer.) Ihr seht also, zur Steuer haben wir auch Geld nötig. Wie bezahlte man denn früher die Steuern, als es noch kein Geld gab? 4. Gebt noch andere Umstände an, wobei wir Geld gebrauchen? (Eisenbahn, Post, Arzt, Apotheke, Gericht rc.) Zusammenfassung: Beim Handeln, zur Bezahlung unserer Arbeiter, zur Steuer, für Brief- und Paketporto, zum Eisenbahnfahren, für Arzt und Apotheke, ant Gerichte und zu noch vielen andern Sachen haben wir jetzt Geld nötig. Ständige Gerichte, Ärzte und Apotheken, Eisenbahnen und Posten gab es früher noch nicht. Steuern und Arbeitslöhne wurden in Natur entrichtet, und der Handel war

8. Teil 1 - S. 62

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
62 Der Geschichtsunterricht in der ein- und dreiklassigen Schule. In den Städten wurde die Geldwirtschaft zuerst eingeführt Berm Handel und zur Steuer wurde danach auch auf dem Lande Geld gebraucht. Damit war aber hier noch nicht die Geld wirtschaft eingeführt; denn soviel als irgend möglich wurde auf dem Lande Lis zum Anfange unseres Jahrhunderts die Naturalwirtschaft verwandt. ^ - U- W? wollen nun sehen, wie auch hier die Naturalwirtschaft allmählich in die Geldwirtschaft überging. Wir lesen zu dem Zwecke erst noch einmal „Die Geldwirtschaft" ans unserm Geschichtsbuche: 1. Woher beziehen eure Eltern jetzt viele Waren, die sie im Haushalte und in der Landwirtschaft gebrauchen? Nennt solche Waren! Nennt Dinge, die ihr im Hause genießt, die aber in der Stadt gekauft stnb! Jetzt reist man öfter nach der Stadt als früher. Woher kommt das? (Eisenbahn.) Was haben eure Eltern nötig, wenn sie nach der Stadt reisen wollen? (Geld.) 2. Wer Geld ausgeben will und muß, der muß auch solches einnehmen; denn wenn man immer aus einem Brunnen schöpft und es fließt nichts zu, so wird er schließlich leer. Ähnlich ist es auch mit dem Geldbeutel. Eure Eltern haben aber nicht bloß Dinge zu kaufen, nein sie haben auch solche zu verkaufen, wofür sie auch Geld bekommen. Nennt solche Dinge, die eure Eltern verkaufen! 3. Seitdem die Landleute mehr und mehr ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse für Geld verkaufen, steigen diese Erzeugnisse auch von Jahr zu Jahr im Preise. Woher kommt das? Das wißt ihr nicht. Ich will eine andere Frage stellen: Wodurch wird der Preis gebildet? (Angebot und Nachfrage.) (Der Lehrer nehme einen Viehhandel, wie er sich oft vor den Ohren der Kinder abspielt, als Beispiel.) Durch die bequemen Eisenbahnverbindungen und die alles mitteilenden Zeitungen kommen sich Stadt und Laub immer näher. Die Lanbleute lernen von Jahr zu Jahr den wahren Wert ihrer Waren bester einsehen. — Wir haben vorhin gesagt, das Gelb sei ein Tausch- und Aufbewahrungsmittel. Wie konnten wir es noch nennen, weil man den Wert der Waren bamit mißt? (Wertmesser.) X$e genauer der Maßstab ist, den man zum Messen gebraucht, ftesto genauer kann auch das Messen genommen werben. Welches unserer Gelbstücke hat den geringsten Wert? (Pfennig.)

9. Teil 1 - S. 63

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
Der Geschichtsunterricht in der ein- und breiflässigen Schule. 63 Ihr wißt alle, daß man für einen Pfennig nicht viel bekommen kann. Wenn ihr nun bedenkt, daß man den Wert einer Ware oder einer Arbeit bis auf den Pfennig genau bestimmen sann, so werdet ihr auch erkennen, ein wie genauer Wertmesser unser Geld ist. Heute bekommt selten jemand zu viel für seine Ware ober Arbeit. Wozu muß uns diese Thatsache ermahnen? (Daß wir vorsichtig mit dem Geldausgeben sind.) 4. Die Geldwirtschaft erfordert viel Umsicht und Einsicht; sie ist noch jung; Segen und Unsegen ist in ihrem Gefolge, benn viele Menschen besitzen die Kenntnisse noch nicht, die erforberlich sinb, um recht mit Gelb umzugehen. Ausgeben ist leicht, wenn man was hat, aber Darben ist bitter, wenn man nichts hat. Das merkt euch wohl! Lernt frühzeitig, was eine Ware, eine Arbeit wert ist! Geht sparsam mit dem Gelbe um! Was bekamen benn eure Knechte, Magde und Tagelöhner früher statt des Gelbes ober zu dem geringen Gelblohne noch hinzu? (Leinwand, Kleiberstoff, Schuhe, Wolle, Flachs, Aussaat, Acker, Wohnung rc.) Wie ist es jetzt? (Sie wollen gewöhnlich lieber bares Gelb.) Manche von euren Eltern gaben früher auch dem Lehrer, dem Pastor und dem Gutsherrn Butter, Brot, Wurst, Fleisch, Korn, Stroh, Hühner ober dergleichen. Waren das Geschenke, die sie aus gutem Willen gaben? (Nein.) Jetzt sinb diese Gaben abgelöst, b. H. in Gelb umgesetzt. Davon werben wir nächstens sprechen. Lehrer, Pastoren und Gutsherren sinb nicht immer so schnell bereit, die Naturallieferungen in Gelb umzuwandeln als Knechte und Mägbe. Warum wohl nicht? <Der Geldwert ist schwankend, der Naturalwert ist fest.) Lernt baraus, daß ihr ein Recht auf Naturallieferungen und Leistungen nicht leichtfertig aus der Hand gebt; benn schwer erringt man wieder, was einmal verloren ist. Zusammenfassung: Während des Unterrichts hat der Lehrer den Gang der Besprechung auf der Wandtafel durch folgende Schlagwörter sichtbar-iich festgelegt: „Tauschhandel und Naturallieferung, Geldwirtschaft, Römer, Kaufleute, Soldaten und Handwerker, Steuern, 19. Jahrhundert, Dorf, Eisenbahn und Zeitungen, Wertmesser, Tüchtigkeit und Vorsicht". Auf Grund dieser Schlagwörter führen nun die Schüler der Oberstufe am Schluffe der Stunde etwa Folgendes zusammenhängend, mündlich oder auch schriftlich, aus: „Früher waren Tauschhandel und Naturallieferung bei uns. Jetzt haben wir die Geldwirtschaft. Die Römer haben das Geld bei uns eingeführt. Kaufleute, Soldaten und Handwerker nahmen

10. Teil 1 - S. 64

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
64 Der erste selbständige Geschichtsunterricht in mehrklassigen Schulen. früher lieber Geld als Naturalien für ihre Waren und Dienste. Die Geldwirtschaft hat sich am ersten in den Städten ausgebreitet. Durch die Steuern wurde sie auch auf dem Lande angebahnt. Seit dem Beginne des 19. Jahrhunderts breitete sich die Geldwirtschaft auf dem Dorfe stärker aus. Eisenbahnen und Zeitungen unterstützten die Ausbreitung der Geldwirtschaft. Das Geld ist ein sehr genauer Wertmesser. Die Geldwirtschaft erfordert viel wirtschaftliche Tüchtigkeit und große Vorsicht." Der erste selbständige Geschichtsunterricht in mehrklassigen Schulen. In vier- und mehrklassigen Schulen teilt sich der Geschichtsunterricht in eine größere oder kleinere Anzahl Kurse oder Kreise. Nehmen wir z. B. die vierklassige Schule als Norm an, so würde aus die vierte Klasse gar kein, auf die dritte Geschichtsunterricht im Anschluß an die Heimatkunde, auf die zweite der erste selbständige und auf die erste der abschließende Geschichtsunterricht kommen. Die achtklassige Schule würde den hier in Betracht kommenden Stoff derart auseinanderlegen, daß zweijährige Kurse entstehen oder eine Auswahl bestimmt, was für die niedere und was für die höhere Klaffe paßt, dergestalt also, daß die fünfte und sechste Klaffe der achtklassigen, der dritten Klasse der vierklassigen Schule entsprechen u. s. w. Das hier gedachte Pensum würde also ins fünfte und sechste Schuljahr fallen. Wo es nötig ist, geht der Darbietung eine Vorbereitung voraus, die 1. auf früher Dagewesenes zurückgreift, 2. den Erfahrungskreis der Schüler benutzt, oder 3. die gegenwärtigen Einrichtungen zuerst kennen lernt, damit die historische Erscheinung, die dargeboten werden soll, besser verstanden wird, z. B. die Buchdruckerkunst. Die erste Darbietung geschieht in der Regel durch den Lehrer in zusammenhängendem Vortrage. Der Bortrag überschreitet die Dauer von fünfzehn Minuten nicht. Der Vortrag bewegt sich in einer den Kindern verständlichen und geläufigen Ausdrucksweise. Nach Beendigung des Vortrages liest der Lehrer das vorgetragene Stück aus dem Geschichts- oder Lesebuch noch einmal vor, und die Kinder, die jetzt ein Geschichtsbuch in Händen haben, lesen es nach. Nun folgt die Besprechung. Dabei handelt es sich um Erfassung und Verschmelzung des Dargebotenen mit dem
   bis 10 von 1076 weiter»  »»
1076 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1076 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 81
2 71
3 44
4 88
5 60
6 7
7 32
8 7
9 44
10 143
11 27
12 61
13 9
14 33
15 4
16 50
17 4
18 0
19 15
20 34
21 9
22 9
23 39
24 14
25 79
26 81
27 60
28 97
29 30
30 6
31 58
32 1
33 67
34 80
35 31
36 35
37 233
38 16
39 75
40 15
41 16
42 48
43 131
44 1
45 206
46 79
47 104
48 65
49 3

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 10
1 164
2 22
3 43
4 60
5 1
6 7
7 30
8 44
9 87
10 14
11 11
12 14
13 54
14 22
15 25
16 108
17 290
18 3
19 48
20 60
21 8
22 50
23 95
24 0
25 42
26 15
27 3
28 19
29 74
30 8
31 21
32 9
33 3
34 41
35 45
36 49
37 60
38 133
39 53
40 17
41 85
42 19
43 62
44 24
45 153
46 51
47 7
48 3
49 2
50 2
51 36
52 27
53 9
54 42
55 38
56 48
57 9
58 25
59 48
60 58
61 18
62 4
63 25
64 22
65 54
66 28
67 24
68 76
69 29
70 5
71 86
72 73
73 11
74 35
75 43
76 51
77 101
78 27
79 7
80 14
81 1
82 75
83 72
84 6
85 46
86 60
87 42
88 20
89 17
90 38
91 32
92 238
93 2
94 53
95 13
96 46
97 8
98 86
99 4

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 27
1 14
2 20
3 13
4 10
5 36
6 3
7 37
8 4
9 41
10 42
11 6
12 10
13 13
14 1
15 5
16 26
17 18
18 32
19 20
20 1
21 35
22 11
23 6
24 7
25 6
26 20
27 17
28 2
29 44
30 27
31 5
32 1
33 101
34 6
35 35
36 0
37 19
38 8
39 53
40 37
41 91
42 4
43 30
44 42
45 1
46 8
47 10
48 12
49 16
50 19
51 16
52 49
53 2
54 36
55 31
56 20
57 8
58 13
59 98
60 19
61 77
62 40
63 9
64 11
65 30
66 2
67 30
68 7
69 1
70 1
71 36
72 28
73 27
74 17
75 15
76 8
77 19
78 14
79 24
80 37
81 180
82 23
83 1
84 4
85 13
86 10
87 10
88 13
89 3
90 1
91 22
92 3
93 6
94 2
95 1
96 1
97 19
98 14
99 24
100 70
101 1
102 35
103 33
104 1
105 22
106 13
107 5
108 12
109 1
110 6
111 28
112 51
113 3
114 8
115 25
116 8
117 7
118 17
119 4
120 34
121 47
122 16
123 34
124 14
125 6
126 11
127 31
128 8
129 16
130 3
131 38
132 26
133 13
134 4
135 5
136 99
137 3
138 5
139 4
140 26
141 15
142 38
143 18
144 12
145 53
146 17
147 10
148 15
149 1
150 27
151 22
152 24
153 1
154 23
155 41
156 38
157 46
158 21
159 3
160 0
161 22
162 17
163 8
164 3
165 24
166 42
167 13
168 8
169 13
170 21
171 55
172 39
173 48
174 14
175 20
176 19
177 73
178 1
179 21
180 2
181 14
182 45
183 181
184 13
185 4
186 6
187 17
188 23
189 15
190 14
191 21
192 19
193 6
194 13
195 5
196 33
197 16
198 26
199 37