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1. Das Alterthum - S. 7

1873 - Coblenz : Baedeker
Erster Abschnitt. Asien. A. Geographische Uebersicht des alten Asiens. §• 1. Weltstellung Asiens. Asien, der grösste aller Erdtheile und mit allen in näherer Be- rührung, als irgend ein anderer, war schon durch die Lage in der Mitte sämmtlicher Erdtheile vor allen geeignet, die gemein- same Heimat des Menschengeschlechtes zu sein. Die Erfüllung dieser Bestimmung wurde noch wesentlich erleichtert durch die bedeutende klimatische Einheit, welche eine Folge der grossem Ausdehnung in der Breite als in der Länge ist. Von der centralen Mitte Asiens aus verbreiteten sich die Völker zunächst in benachbarte Länderräume und trafen dort ver- wandte Naturverhältnisse an, mit der fortschreitenden Civilisation gingen sie allmählich aus der klimatischen Einheit in die klima- tische Mannichfaltigkeit unseres Planeten über. Es gibt aber keine Gegend der Erde, wo sich die verschiedenen Menschenstämme, Ursprachen und Religionen so nahe berühren, als in jener erha- benen Mitte der alten Welt, wohin auch alle Anfänge der Geschichte zurückführen. Doch nicht nur die gemeinsame Wiege unseres Geschlechtes ist Asien, sondern auch das Vaterland der Cultur. Denn die wichtigeren Religionen (sowohl die monotheistischen, wie die jüdische, christliche und mohammedanische, als die polytheistischen des Rrahma, Buddha, Zoroaster, Konfu-tse), die reichsten und aus- gebildetsten Sprachen, die meisten Künste, Wissenschaften und Erfindungen, der Handel und Kunstfleiss, so wie die Staatenbildung haben dort ihren Ursprung. Dagegen erfolgte später eine theilweise Vernichtung der in Europa entwickelten Cultur durch Einwande-

2. Das Alterthum - S. IV

1873 - Coblenz : Baedeker
Vorwort. V , .*• ' ' V s Iv zu entsprechen. Ausserdem lehrt die Erfahrung, dass bei dem Vortrage der Geschichte manche Zahlen, Namen und Nebenum- stände für die deutliche und vollständige Auffassung des zu ent- werfenden Bildes zwar nicht entbehrt, aber doch auch nicht für die Dauer dem Gedächtnisse des Lernenden eingeprägt werden können. Um diesem Bedürfnisse abzuhelfen und zugleich die verschiedenen Ansichten über das Mehr oder Weniger des auszu- wählenden Stoffes in etwa zu vermitteln, ist die Einrichtung ge- troffen, dass das minder Wichtige theils in besonderen Absätzen mit kleinerer Schrift, theils (namentlich einzelne Namen und Zah- len) in Klammern eingeschlossen erscheint und so nach Gutbefm- den des Lehrers in den jedesmaligeh Unterricht aufgenommen oder davon ausgeschlossen werden kann. Obgleich schon die erste, vor vierzig Jahren erschienene Auf- lage dieses Lehrbuches sich sowohl hei den dem höhern Schul- wesen Vorgesetzten Behörden als vor dem Forum der Kritik einer günstigen Aufnahme zu erfreuen hatte, ist der Verfasser doch fort- während bemüht gewesen, bei jeder folgenden Auflage, nament- lich aber bei den drei letzten, nicht nur neu gewonnene Resultate der Forschungen auf diesem Gebiete des Wissens zu benutzen, sondern auch die Eintheilung und Anordnung des Stoffes zu ver einfachen, dem Ausdruck grössere Klarheit und Bestimmtheit zu geben, das Wichtigere vor dem minder Wichtigen stärker hervor- treten zu lassen und den Inhalt in Beziehung auf die Richtigkeit und Vollständigkeit einer wiederholten Prüfung zu unterwerfen. Zu diesem fortgesetzten Streben nach steter Vervollkommnung des Geleisteten hat es an vielseitiger Aufmunterung nicht gefehlt. Denn was konnte dem Verfasser erfreulicher und lohnender sein, als seine Arbeit mit jeder neuen Auflage in immer weitern Kreisen verbreitet zu sehen ? Namentlich fand dieselbe seit der Reorgani- sation des höhern Schulwesens in Oesterreich (1850) in fast allen deutschen Gymnasien dieses Kaiserstaates Eingang, während ihr auch durch Uebersetzungen und Bearbeitungen im Aus- lande eine ehrenvolle Aufnahme zu Theil wurde, und zwar, so viel mir bekannt, durch je eine Uebersetzung in Schweden*), 0 Hufvuddragen af gamia tidens Geografi och Historia för Gymnasier och Skolor af Wilh. Pülz. Stockholm 1847, 4. Aufl. 1864. Der zweite Band erschien bereits 1843 (5. Aufl. 1872), der dritte folgte 1850 (5. Aufl. 1872).

3. Das Alterthum - S. 9

1873 - Coblenz : Baedeker
Geographische Uebersicht des alten Asiens. §. 4. 9 sind: der indische Ocean an den südlichen Küsten von Indien und das erythraeische Meer zwischen Afrika, Arabien und Vorderindien mit dem persischen Busen und dem arabischen Busen (oder rothen Meere), welcher letztere sich im N. wieder in zwei Busen (den Aelanitischen und Heroopolitischen) theilt. Im W. das innere Meer (^ eoio d'dlaaact, y erzog ¿M, jetzt Mittelmeer. Theile desselben an Asiens Küsten sind: das ägäisehe Meer (j. der Archipelagus), der Hellespon t (Strasse der Darda- nellen), die Propontis (das Marmara-Meer), der thracische Bosporus (Strasse von Constantinopel), der Pontus Euxinus, früher Axenus genannt, als eine insellose Meereswüste, voll Stürme und Seeräuber (j. das schwarze Meer im Gegensätze zu dem übri- gen Mittelmeer, welches die arabischen Geographen das weisse Meer nennen), der cimmerische Bosporus (Strasse von Kaffa oder Jenikale), die Maeötis (auch der maeotische Sumpf oder See — jetzt das Meer von Azow). 2) Seen. Das caspische oder kyrkanische Meer, der grösste Landsee auf der Erde, hing einst wahrscheinlich mit dem Aral- see zusammen, weshalb dieser auch erst im 4. Jahrh. nach Chr. erwähnt wird1). 3) Von den Hauptströmen Asiens waren nur folgende im Alterthum näher bekannt. a) in den Oceanus Indiens: der Ganges; b) in das erythraeische Meer: der Indus, und in den persi- schen Busen: der Tigris und der Euphrätes; c) in den Pontus Euxinus: der Halys (j. Kisil Irmak); d) in das caspische Meer: aa) auf der Nordwestseite: derrha (j. Wolga); bb) auf der Ostseite Hessen die Alten den Oxus (j. Gilion oder Amu) und den Jaxartes (j. Sirr oder Sihon) in das caspische Meer (nicht in den Aralsee) münden. §• 4. Eintheilung der Bewohner nach Sprachsttimmen. Asien ist die Heimat der beiden grossen Sprachstämme, welchen noch heute mehr als zwei Drittel aller Menschen angehören: ') Ueber das Zurücktrelen des caspischen Meeres s. Petermann, A., Mit- theilungen über neuere geogr. Erforschungen, 1858, S. 93, 1851, S. 123, 1671, S. 158.

4. Das Alterthum - S. 16

1873 - Coblenz : Baedeker
16 Eroberung Kanaans. Die Zeit der Richter. §. 6. warf den grössten Theil von Kanaan, wo die Israeliten zum Acker- bau — also zu einer höhern Culturstufe — übergingen. Uner- fahren in dem Belagerungskriege, mussten sie die eigentlichen Festungen (wie Jebus, das spätere Jerusalem) vorerst den alten Besitzern lassen, deren Grenzen in der Folge, beim Erstarken Israels, immer enger gezogen wurden. Bei der Vertheilung des besetzten Landes unter die 12 Stämme erhielt der Stamm Levi keinen Grundbesitz, aber, da ihm Moses und Aaron angehört hatten, so verblieb ihm die Priesterwürde mit den Opfern. Ii. Von der Eroberung Kanaans bis zur Stiftung der Monarchie. Die Periode der Richter oder die Heldenzeit. (1500- 1100 v. Chr.) Die zwölf Stämme, deren jeder unter seinem Stammfürsten für sich lebte, wurden durch den gemeinschaftlichen Jehovahdienst (beim Nationalheiligthum, der Stiftshütte zu Silo), den gemeinschaft- lichen Priesterstamm und das in Aaron’s Geschlechte erbliche Hohepriesterthum, so wie durch das Mosaische Gesetz und einen Landtag (zu Sichern) zu einem Bundesstaate (einer theokratischen Republik) verbunden. Doch ging die Einheit des Volkes bald ver- loren durch das Zurückbleiben der Ureinwohner (der Kanaaniter) und durch die zersplitternde Natur des Landes. Bei dem Mangel eines kräftigen Nationalgefühls und bei der gegenseitigen Eifersucht der Stämme, die auch Bürgerkriege veranlasste, gelang es nur selten, gegen die äusseren Feinde eine Anzahl streitbarer Männer aus allen oder mehreren Stämmen unter einem gemeinsamen An- führer (Gideon, Jephtah und Simson) zusammenzubringen, welche „Richter“ genannt werden, weil das Volk auch ihr Ansehen zur Entscheidung seiner Rechtshändel benutzte. Ein (18 jähriger) Krieg mit einem Völkerbunde der östlichen und südlichen Nachbarn, der Ammoniter, Moabiter und Amalekiter, lief zwtar zum Vortheil Israels aus, aber eben durch die Schwächung der Nachbarvölker wurden nun die hinter ihnen streifenden Wüstenvölker gefährlich, so die Midianiler, welche seihst wiederholt in das dies- seitige Land einfielen und die angebauten Ebenen (im Südwesten) plün- derten, bis Gideon mit einer auserlesenen Schaar sie überfiel und besiegle. Als die Ammoniter wiederholte Angriffe auf das wesljordanische Ge- biet versuchten, schlug Jephlah sie diesseits und jenseits des Jordans zurück.

5. Das Alterthum - S. 18

1873 - Coblenz : Baedeker
18 Die Israeliten unter Königen. David. §. 6. einen neuen Krieg gegen Israel erhoben, in welchem drei Söhne Saül’s fielen und er selbst verwundet sich in sein eigenes Schwert stürzte. Auf die Nachricht vom Tode des Königes, seines Schwie- gervaters, kehrte 2) David (reg. 40 J. ?) in sein zerrüttetes und zum grössten Theile von den Philistern besetztes Vaterland zurück und ward sofort von seinem Stamme Juda und vom Stamme Simeon als König anerkannt. Die übrigen Stämme bewog der Feldherr Abner (ein Bruderssohn Saül’s), der auch das von den Philistern besetzte Gebiet der nördlichen und mittleren Stämme zurück erobert hatte, sich für den jüngsten Sohn Saül’s, Isboseth, zu erklären. Als er aber auch Juda dem Hause Saül’s wieder unterwerfen wollte, entspann sich ein erbitterter Krieg mit David. Isboseth ward von zwei seiner eigenen Leute umgebracht (die sieh den Dank David’s verdienen wollten, aber dafür hingerichtet wurden), David aber (5 J. später; von den Aeltesten der Stämme allge- mein als König von ganz Israel anerkannt. Seine Aufgabe war, das zerfallene und zerrüttete Reich her- zustellen und neu zu ordnen. Zunächst beendete er die fast hundertjährigen Kriege mit den Philistern, indem er sie in ihre alten Grenzen zurücktrieb und von ferneren Angriffen ab- schreckte. Dann wurden die Moabiter unterworfen und nach einem hartnäckigen Kriege mit den Ammonitern und ihren Bundesgenossen, den Königen von Zoba (Heliopolis in Coelesyrien ?) und Damaskus, das ganze Land bis zum Orontes mit Ausnahme der (phönizischen) Seeküste erobert. Da gleichzeitig sein Feldherr Joab im S. nach einem grossen Siege die Edomiter unterwarf, so erstreckte sich David’s Reich im N.-O. bis zum Euphrat, im S. bis zum arabischen Meerbusen1). Nach der Herstellung und Erweiterung des Reiches unternahm er die Organisation desselben. Jerusalem wurde Sitz nicht nur des Königthums, sondern auch des Nationalheiligthums. Auf Zion (von jetzt an „Davidsstadt“) liess er sich durch phönizische Künstler einen Palast erbauen, die Bundeslade feierlich nach Jeru- salem bringen, und in einem prächtigen Zelte aufstellen; aber auf den Rath des Propheten Nathan gab er den Plan zum Tempelbau auf. Zugleich legte er den Grund zu einer geordneten Verwaltung b S. Pütz histor. geogr. Schul-Atlas. 5. Aufl., 1. 2. Blatt, Carton oben links.

6. Das Alterthum - S. 20

1873 - Coblenz : Baedeker
20 Das Reich Israel. §. 6. gezogen zu haben. Zugleich pflegte er die Dichtkunst und ward selbst der Schöpfer einer neuen Runstdichtung, der Spruchpoesie. Aber eine höchst verschwenderische Hofhaltung, von welcher nur die Hauptstadt Vortheil zog, machte drückende Steuern nöthig. Die nördlichen Stämme, namentlich Ephraim, welches einst die Vormacht Israels gewesen, blickten mit Neid auf den Vorzug des unbedeutenden Stammes Juda, der lange den Philistern unterthänig gewesen war. Auf die Nachricht von Salomo’s Tode versammelten sich die nördlichen Stämme nicht zu. Jerusalem, sondern an der alten Wahlstätte zu Sichern und verlangten vom Thronfolger 4) Rehabeam Beschränkung des Aufwandes für die Hofhal- tung und überhaupt Erleichterung der unerschwinglichen Lasten. Als dieses verweigert wurde, wählten die 10 Stämme des nördlichen und des jenseitigen Landes den (von Salomo wegen Verdachts einer Empörung verfolgten und nach Aegypten entflohenen) Jerobeam (aus dem Stamme Ephraim, in welchem Josua’s Andenken fortlebte), und bildeten das Reich Israel; nur die südlichen Stämme Simeon, Juda und ein Theil von Benjamin blieben dem Rehabeam treu und bildeten das Reich Juda. Diese politische Trennung des Volkes war zugleich eine religiöse, indem der Stamm Levi beim Reiche Juda blieb und den Jehovahdienst im Nationallempel bei- behielt, während die Stämme Israels sich wie vom Könige, so auch von der Priesterschaft zu Jerusalem lossagten, nach Art der Kanaa- niter auf Anhöhen opferten und häufig den ägyptischen Thierdienst (welchen Jerobeam in Aegypten kennen gelernt hatte) so wie den phönizischen Baaldienst annahmen. Iv. Iv. Die Reiche Israel und Juda, seit 975 v. Chr. 1) Das nördliche Reich, Israel, oder das Reich der zehn Stämme, mit der Hauptstadt (Anfangs Thirza, später) Samaria, wurde fortwährend durch innere Parteiungen zerrüttet und bestand (unter 19 Königen aus 9 verschiedenen Häusern) nur bis 722. Den Königen, welche durch Begünstigung des fremden Götzen- dienstes die Stämme Israels von dem Besuche des Tempels zu Jerusalem abzuhalten und dadurch die Trennung der beiden Reiche dauerhaft zu machen suchten, stand eine dem Jehovahdienste treu bleibende Volkspartei gegenüber und an deren Spitze die Prophe- ten (wie Elias), welche gegen die fremden Culte eiferten und die

7. Das Alterthum - S. 22

1873 - Coblenz : Baedeker
22 Das Reich Juda. §. 6. seines Volkes allmählich schwand. Daher fehlte es auch hier nicht an kräftigen Bemühungen der Propheten (Jesaias und Jeremias) die Reinheit der alten Religion zu erhalten. Der wohl gemeinte Versuch des frommen Königs Josaphat, durch Vermählung seines ältesten Sohnes (Joram) mit Athalia, der Schwester des Königs Ahab von Israel, beide Reiche zu vereinigen, hätte beinahe die Ausrottung des Stammes David’s und des Jehovahdienstes herbeige- führt, indem Athalia bei dem Tode ihres Sohnes (Ahasja) ihre eigenen Enkel ermordete, selbst die Regierung an sich riss und Götzendienst eiu- führte; nur ein wenige Monate alter Enkel (Joas) ward gerettet, heim Tempel heimlich auferzogen, und nach einigen (6) Jahren zum Könige ausgerufen, die grausame Athalia aber ermordet und die Altäre Baal s niedergerissen, seine Bildsäulen zerstört. Unter den späteren Königen riss Ueppigkeit und Vorliebe für fremde Sitten und fremden Aberglauben ein und da die Warnungen des Propheten Jesajas unbeachtet blieben, so ging bald die von ihm verkündigte Demüthigung Juda’s durch die Assyrier in Er- füllung. Schon der König Ahas (742—726), als er von den Syrern und von Israel angegriffen wurde, musste die assyrische Hülfe anrufen und mit den Schätzen des Tempels und Palastes und einem jährlichen Tribute erkaufen. Sein Sohn Hiskia (726—698), welcher dem Falle Israels ruhig zugesehen hatte, machte bald nach- her denselben Versuch, welcher dem grössern Reiche den Unter- gang gebracht hatte. Er versagte jenen Tribut, trat ebenfalls mit Aegypten in Unterhandlung und befestigte Jesusalem durch eine zweite Mauer, doch würde diese schwerlich dem Angriffe der As- syrier (701 *) widerstanden haben, wenn nicht eine verheerende Pest im feindlichen Lager ausgebrochen wäre, und den assyrischen König Sanherib zur Flucht genöthigt hätte. Bei dem Verfallen des assyrischen Reiches versuchte der ägyptische König Neko die Eroberung der ehemals assyrischen Länder diesseits des Euphrats und traf mit dem jüdischen Könige Josia bei Megiddo (im nördlichen Samaria) zusammen, welcher Schlacht und Leben verlor (608). Als jedoch der babylonische Statt- halter Nebukadnezar der kaum begründeten ägyptischen Herrschaft in Asien durch die Schlacht bei Karkemisch (s. §. 13) ein Ende 0 Nach den Büchern der Könige hätte der Zug Sanherib’s gegen Judäa- Aegypten 714 stattgefunden, aber nach den übereinstimmenden Zeugnissen der Monumente und des Kanon des Ptolemaeus fiel er in 701, vgl. Schräder, a. a. 0. 295 f.

8. Das Alterthum - S. 3

1873 - Coblenz : Baedeker
Chronologie. Jahresformen. 3 Die wichtigsten Jahresformen. 1) Die Aegyptier haben von allen Völkern, so viel uns bekannt ist, zuerst das Sonnenjahr in Anwendung gebracht und zwar Anfangs ein wandelbares Sonnenjahr von 12 dreissigtägigen Monaten und 5 Er- gänzungstagen. Diesem uralten, immer gleichen Jahre von 365 Tagen ist schon in früher Zeit (1483 v. Chr.?) eine vierjährige Schaltperiode mit 3 Jahren zu 365 Tagen und einem zu 366 Tagen zur Seite ge- treten1) — also der später von Iulius Caesar adoptirte Kalender, s. S. 4. 2) Auch das uralte Zendvolk kannte schon ein Sonnenjahr von 12 dreissigtägigen Monaten mit 5 Ergänzungstagen. 3) Die Griechen, namentlich die Athener, deren Zeitrechnung wir von allen griechischen allein genau kennen, hatten ein Mondjahr von 12 Monaten, meistens abwechselnd zu 30 und 29 Tagen (also im Ganzen 354 Tagen) und in 3 Dekaden eingetheilt. Um das Mondjahr mit dem (fast 11 i/i Tage längern) Sonnenjahre auszugleichen, schalteten sie in 8 Jahren (einer Oktaeteris) 3 Monate von 30 Tagen ein, die sie 3 Jahren (dem 3., 5. und 8. der Oktaeteris) zutheilten, so dass sie also in einer Oktaeteris 5 Jahre von 354 und 3 von 384 Tagen hatten (d. i. 2922 Tage — 8 julianischen Jahren). Später (432) kam eine neunzehnjährige Periode (235 Mondmonate = 19 Sonnenjahren) in Gebrauch. Den Tag fing man mit Sonnenuntergang an, wie alle Völker (Juden und Mohammedaner), welche ihre Zeit zunächst nach dem Monde einlheilen. 4) Die Zeitrechnung der Römer2) befand sich bis 46 v. Chr. in einem höchst schwankenden Zustande. Nach den neuesten Untersuchun- gen 3) hatte der älteste Kalender der Römer schon eine vierjährige Schalt- periode (mit 2 gemeinen Jahren von 355 Tagen, und 2 Schaltjahren: einem von 383, und einem von 382 Tagen). Nachdem man zur Zeit des Decemvirats durch die Sendung nach Athen die griechische Oktae- teris kennen gelernt hatte, führten die Decemvirn des zweiten Jahres eine Reform des Kalenders ein, die (wie der griechische Cyclus 90 Tage in 8 J.) 45 Tage in 4 J. einschaltete vermittelst eines alle 2 J. ein- tretenden (mit dem 23. Februar beginnenden) Schaltmonates von ab- wechselnd 22 und 23 Tagen. Da man aber das einmal bestehende ge- meine Jahr von 355 Tagen beibehielt (statt des griechischen Mondjahres von 354 Tagen), so hatte die vierjährige Schaltperiode 4 Tage zu viel. Dieser fehlerhafte Kalender blieb in Gebrauch bis zum J. 190 v. Chr., wo man den Pontifices die Refugniss gab, jedes Jahr entweder zum -‘) R. Lepsius, die Chronologie der Aegyptier, I., S.149 ff. Th. Mommsen, röm. Chronologie bis auf Caesar, S. 244 ff. *) Huschke, Ph. E., das alte römische Jahr und seine Tage. 1869. 3) Nach Th. Mommsen (die römische Chronologie bis auf Caesar, 1858) wäre das etruskische zehnmonatliche Jahr nur im Geschäftsverkehr, nament- lich bei Pachtungen und Zinsenberechnung üblich gewesen, weil jedes Jahr dieselbe Anzahl Tage hatte. 1*

9. Das Alterthum - S. 4

1873 - Coblenz : Baedeker
4 Jahresformen. gemeinen oder zum Schaltjahre zu machen. Dadurch wurde die Ver- wirrung noch grösser, und erst Caesar half derselben in durchgreifender Weise ah. Dieser gab als Pontifex maximus 46 v. Chr. dem Jahre eine feste Einrichtung durch Einführung des aegyptischen Sonnenjahres mit einem alle 4 Jahre wiederkehrenden Schalttage (nach dem 23. Febr.). Der römische Monat, welcher mit dem synodischen nichts als den Namen (mensis) gemein hatte, zerfiel in drei Abschnitte: Calendae (stets der 1. Tag des Monats), Nonae (der 9. Tag vor den Idus), Idus (in den vier alten 31 tägigen Monaten: März, Mai, Quinctilis und Oclober der 15., in den übrigen der 13. Tag), von welchen an die einzelnen Tage rückwärts gezählt wurden; der Tag begann mit Sonnenaufgang, später um Mitternacht, das Jahr mit dem 1. März, bis Caesar den Anfang des Kalenderjahres auf den 1. Januar, als den Anfang des Amtsjahres, verlegte. 5) Die Christen bedienten sich dieses julianischen Kalenders, ent- lehnten jedoch von den Juden die Eintheiluug des Jahres in siebentägige Wochen und benannten die einzelnen Tage nach Heiligen, während die 7 Wochentage nach denjenigen Himmelskörpern benannt wurden, welche die Alten für Planeten hielten (Sonne, Mond, Mars, Mercur, Juppiter, Venus und Saturn). Die Osterfeier ward durch die Kirchenversammlung zu Nicaea auf den ersten Sonntag nach dem ersten auf das Frühlings- aequinoctium folgenden Vollmonde festgesetzt (also zwischen den 22. März und 25. April). Der Anfang des Jahres war im Mittelalter bei den einzelnen Völkern verschieden (1. Januar, 1. März, Mariae Verkündigung, Ostern, 1. Sept., Weihnachten), erst seil dem Ende des 17. Jahrhun- derts ward (auf Anordnung Innocenz’ Xii.) der 1. Januar als unabän- derlicher Anfang des Jahres angenommen. Den julianischen Kalender, nach welchem jedes Jahr 11 Minuten zu viel eingeschaltet wurden, liess Papst Gregor Xiii. verbessern; als Ausführung eines Beschlusses des Tridentiner Conciliums bestimmte er, dass im Jahre 1582 für das zu viel Eingeschaltete 10 Tage ausgelassen würden, so dass nach dem 4. October gleich der 15. folgte, und für die Zukunft sollten in 400 Jahren 3 Schalttage ausfallen, so dass jedes hundertste Jahr (oder Säcu- larjahr) dreimal ein gemeines und erst das viertemal ein Schaltjahr sei. Diesen Gregorianischen Kalender nahmen auch die Protestanten im 18. Jahrh. allmählich an (in Deutschland, Dänemark und Holland im J. 1700, in der Schweiz 1701, in Grossbritannien 1752, in Schwe- den 1753). Die Russen und Griechen rechnen noch jetzt nach dem julianischen Kalender (,,dem alten Stil“), der nun schon 12 Tage weniger zählt als unser „verbesserter“ (oder „neuen Stils“). 6) Die Mohammedaner gründen die Eintheilung der Zeit aus- schliesslich auf den Lauf des Mondes, ohne an eine Ausgleichung mit dem Sonnenjahre zu denken. Sie haben ein Mondjahr von 354 Tagen und 12 abwechselnd 29- und 30 tägigen Monaten (mit einem in 30 Jahren llmal einlretenden Schalttage) und rechnen den Tag von Son- nenuntergang an; ihre Woche zählt 7 Tage.

10. Das Alterthum - S. 5

1873 - Coblenz : Baedeker
Historische Aeren. ö 7) Eine schnell vorübergehende Erscheinung war der republikanische Kalender der Franzosen. Das Jahr begann mit dem 22. Sept, und halte 12 dreissigtägige Monate, deren Namen den Zustand der Natur und durch ihre Endung die Jahreszeit andeuteten (Vendémiaire, Brumaire, Frimaire, Nivôse, Pluviôse, Ventôse, Germinal, Floréal, Prairial, Messidor, Thermidor, Fructidor), nebst 5 und im Schaltjahre 6 Ergänzungstagen; die Monate zerfielen in 3 Dekaden, deren Tage mit Zahlworten (primidi, duodi, Iridi u. s. w.) bezeichnet wurden. Die wichtigsten historischen Aeren. 1) Die Hebräer rechneten zuerst nach den Lebensjahren der Patri- archen, später nach Regentenjahren. Als eigentliche Aeren kommen vor: a) die von der Zerstörung des ersten Tempels (588), b) die Seleu- cidische (312, s. unten 4), c) die von den Makkabäern (143 v. Chr.), d) die (vom Rabbi Hillel im vierten Jahrhundert erfundene) Weltaere (3761 v. Chr.). 2) Die Olympiaden der Griechen, ein Zeitabschnitt von 4 Jahren, beginnen mit dem J. 776 v. Chr. Diese Zeitrechnung kam jedoch erst um 300 v. Chr. durch den Geschichtschreiber Timaeus aus Sicilien auf, neben der ältern Sitte, die Jahre nach einer obrigkeitlichen Person, in Sparta nach dem ersten Ephoren, in Athen nach dem Archon epony- mos, zu benennen. 3) Bei den Römern galt im öffentlichen Leben allein die Con- sular-Aera, welche selbst unter den Kaisern bis auf Iustinian (541 n. Chr.) beibehalten wurde; daneben kam seit Augustus die A er a ab urbe condita beiden Schriftstellern (bei Livius nur erst an einzelnen Stellen) in allgemeinen Gebrauch, der Anfang derselben ward von Varro in 753, von Cato in 7 52 v. Chr. gesetzt. 4) Im syrischen Reiche die Aéra Seleucidarum (1. Oct.) 312 v. Cbr., in welchem Jahre Seleucus Nieätor über Demetrius Polior- cetes (bei Gaza) siegte und Babylon besetzte, 5) Die Christen a) des Occidents bezeichnten in den ersten Jahr- hunderten die Jahre entweder nach dem Regierungsantritt der Kaiser, oder noch gewöhnlicher nach den Consuln; als aber um die Mitte des 4. Jahrh. die Consularaera schwankend zu werden begann, kam der auf die spätere Steuerverfassung des römischen Reiches gegründete 15jährige Indictionen-Cyclus1), mit dem 1. Sept. 312 n. Chr. anfangend, in Gebrauch, und findet sich noch im 16. Jahrh. in öffentlichen Urkun- den, neben der Aera von Christi Geburt, welche der römische Abt Dionysius Exiguus (f 556) in seiner (mit dem J. 532 beginnenden) Ostertafel zuerst in Anwendung brachte, deren Anfang aber um 7 Jahre zu spät angesetzt ist2). — bj Die Christen des Orients hatten theils ’) H. Grotefend, Handbuch der Chronologie des deutschen Mittelalters und der Neuzeit. 1872. *) Zumpt, A. W., das Geburtsjahr Christi. 1869.
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