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Briefe, des Augustinus und der Mystiker und führte ihm viele Schüler zu. Den Anlaß zum Auftreten Luthers als Reformator gab die Ablaßfrage.
Nach der Lehre der katholischen Kirche gehören znr Buße (feit dem 12. Jhdt. Sakrament) vollkommene Reue (contritio cordis) Beichte (confessio oris) und Genugthuung (satisfactio operis); letztere, die auf Erden nie vollständig zu erfüllen ist, konnte nach der herrschenden Anschauung vom Papste aus dem vou ihm verwalteten Schatz der guten Werke durch Ablaß gegen Geldzahlung erlassen werden. In der Volksmeinung galt der Ablaß daher als Erlaß der Sünden selbst. Dieser Ablaß, von den Päpsten wiederholt zur Deckung ihrer finanziellen Bedürfnisse benutzt, sollte auch dem kunstliebenden humanistisch veranlagten Leo X. (aus dem Hause der Medici) die Mittel zu seinem glänzenden Hofhält geben; den Vertrieb desselben in Deutschland hatte der Kardinal Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Mainz und Magdeburg und Bischof von Halberstadt übernommen, um aus dem Ertrage die Kosten seines Palliums (30000 Gulden bei Fugger) zu decken. Gegen die Ablaßpredigt Tetzels in Kursachsen schlug Luther, durch üble Erfahrungen in feiner Seelsorge dazu veranlaßt, am 31. Oktober 1517 an die Schloßkirche in Wittenberg 95 Thesen, um durch eine theologische Disputation die Ansichten über die Ablaßsrage zu klären. Rasch wurden die Thesen durch die Buchdruckerkunst in ganz Deutschland verbreitet; sie fanden vielfach lebhafte Zustimmung, veranlaßten aber auch heftige Entgegnungen von kirchlicher Seite, und auf Betrieb Albrechts von Mainz wurde in Rom gegen Luther ein Proceß wegen Ketzerei eingeleitet. Auf Wunsch Friedrichs des Weisen von Sachsen, aus den der Papst wegen der bevorstehenden Kaiserwahl Rücksicht nehmen mußte, wurde Luther vou dem Kardinallegaten Thomas de Vio, Bischof vou Gaeta, (Eajetan) 1518 in Augsburg verhört; ein Ergebnis wurde nicht erzielt, die vom Kardinal geforderte Auslieferung Luthers verweigerte der Kurfürst. Dagegen bewog der liebenswürdige Kammerherr von Miltitz Luther auf der Zusammenkunft in Alteuburg 1519 dazu, seine Unterwerfung unter den Papst und sein Einverständnis mit dem Verbote jeder weiteren Äußerung für beide Parteien auszusprechen. Aber schon mit der Leipziger Disputation 1519 begann der Streit von neuem; Luther, in den
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Streit zwischen Andreas Bodenstein von Karlstadt und Johann Mayr von Eck hineingezogen, begann mit einer historischen Kritik des päpstlichen Primats, verwars die Autorität der Konzilien gegenüber der Bibel und erklärte manche Sätze von Hnß für durchaus christlich. Damit war der Bruch mit der katholischen Kirche entschieden.
In der auf die Leipziger Disputation folgenden heftigen litterarischen Fehde traten auf Luthers Seite zuerst die Humanisten, so der juuge Philipp Melanchthon (1497—1560), ein Großneffe Reuchlins, seit 1518 Professor in Wittenberg, später Luthers getreuester Mitarbeiter, und der fränkische Ritter Ulrich von Hutten (1488—1523), als Humanist und Patriot der eifrigste Gegner des Papsttumes. Luther selbst entwickelte 1520 eine umfassende litterarische Thätigkeit. In seinen Schriften „an den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung", worin er die drei Schutzmailern der Romanisten, die willkürliche Unterscheidung zwischeu weltlichem und geistlichem Stande, das ausschließliche Recht des Papstes, die Bibel auszulegen und Conzilien zu berufen, umstürzt und die Unterwerfung der Kirche unter die weltliche Obrigkeit fordert, „Präludium von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche", worin er von den sieben Sakramenten nur Tanfe, Abendmahl und Buße bestehen läßt und Cölibat, Meßopfer und Mönchsgelübde verwirft und „von der Freiheit eines Christenmenschen", worin er die Lehre von der Rechtfertigung allein durch den Glauben verkündigt, entfernte er sich immer mehr von der kirchlichen Lehre. Durch die Verbrennung der päpstlichen Bannbulle (am 10. Dezember 1520), welche Eck nach Deutschland brachte, sagte er sich auch öffentlich von der katholischen Kirche los. In allen Ständen des Reichs, namentlich unter dem Adel, den Bürgern und Bauern, fand Luther begeisterte Anhänger. Hutteu, seit 1520 auf der Ebernbnrg bei dem durch Raub und Bergbau reichen Franz von Sickin gen, forderte in seinen Flugschriften die Einziehung der geistlichen Güter und ihre Verwendung zur Ausrüstung eines Reichsheeres. Zu der schon vorhandenen politischen und socialen kam noch eine religiöse Gärung. Die Lösung aller dieser Frageu sollte der neugewählte Kaiser Karl V. (1519—1556) bringen.
Karl V., im Besitze einer ausgedehnten, aber durch die verschiedene
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Extrahierte Ortsnamen: Luthers Wittenberg Deutschland
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Nationalität der Bewohner getrennten und nur durch die Person des Herrschers vereinigten Ländermasse (Spanien—amerika, Burgund, ^üditalien, Deutschland), versuchte noch einmal das Kaisertum in seiner alten Bedeutung als Universalmonarchie wiederherzustellen. Bei diesen Bestrebungen sank, er einen gefährlichen Gegner an Franz I. von Frankreich, welcher in seinem Lande über bedeutende militärische und finanzielle Hilfsmittel verfügte. Zweifelhaft war die Stellung des Papstes und Heinrichs Viii. von England. Von der äußeren politischen Lage mußte das Verhalten des Kaisers zur Deformation abhängen.
Karl, von dem Niederländer Adrian von Utrecht (später Papst Hadrian Vi.) in strengkatholischem Sinne erzogen, war jeder kirchlichen Änderung aus revolutionärem Wege abgeneigt und bewilligte für feine Erblande sofort die Ausführung der päpstlichen Dekrete gegen Luthers Schriften, aber unter dem Drucke der öffentlichen Meinung in Deutschland und der feindseligen Stimmung der Stände gegen Rom sah er sich genötigt, zur Entscheidung der kirchlichen Reformfragen Luther freies Geleit zum Reichstage zu Worms 1521 zu bewilligen. Da Luther hier bei seinem zweiten Verhör am 18. April einen Widerruf ohne Widerlegung verweigerte und ein Vermittelungsversuch einer ans Vertretern aller Stände gebildeten Kommission erfolglos blieb, erging am 25. Mai, datiert vom 8., ein kaiserliches Edikt gegen Luther; die Acht gegen Luther und seine Anhänger, die Verbrennung feiner Schriften und die Einführung einer geistlichen Censur sollte die neue Richtung unterdrücken. Aber die öffentliche Meinung stellte sich auf die Seite des Geächteten, zahllose volkstümliche Flugblätter gaben derselben Ausdruck und steigerten die allgemeine Erregung. Die meisten Anhänger fand die neue Lehre in den Städten, namentlich in den oberdeutschen Reichsstädten, so in „Nürnberg (die „Wittenbergisch Nachtigall" von Hans Sachs 1523), Augsburg, Ulm, Straßburg u. a. und in den Mönchsorden, während die humanistischen Elemente durch den revolutionären Charakter der neuen Richtung zurückgeschreckt wurden und Erasmus in offenen Gegensatz zu Luther trat (E. de libero arbitrio, L. de servo arbitrio).
Mittlerweile war Luther selbst von feinem Landesherrn ans die Wartburg in Sicherheit gebracht worden; als Junker Georg be-
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Extrahierte Ortsnamen: Spanien—amerika Burgund Deutschland England Deutschland Rom Worms „Nürnberg Augsburg Ulm Straßburg
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gann er dort die deutsche Bibelübersetzung (N. T. 1522, beendet ] 534), das großartigste deutsche Volksbuch, welches trotz der politischen und religiösen Zerrissenheit die sprachliche Einigung Deutschlands herbeiführte. Währenddessen wurde iu Wittenberg auf Ver-aulassung Karlstadts eiue neue kirchliche Ordnung eingeführt, indem das Abendmahl unter beiderlei Gestalt genommen und Messe, Ohrenbeichte, Cölibat und Ordensgelübde abgeschafft wurden. Als aber unter dem Einflüsse der sog. Schwarmpropheten eine radikale Richtung daselbst auftrat imb mit Bildersturm und Gewaltthaten gegen die Andersgläubigen begann, ohne daß der schwache Kurfürst dagegen einschritt, verließ Luther im Frühjahre 1522 die Wartburg und stellte durch seine Predigt die Ordnung wieder her.
Die politische Reform des Reiches scheiterte an dem Gegensatze zwischen den Interessen des Kaisers und der stände. Zwar erklärte der Kaiser die deutschen Anhänger Frankreichs (Württemberg, Lüneburg, Hildesheim) in die Acht und zog Württemberg für Österreich ein, aber das neu eingesetzte Reichsregiment, welches den Kaiser in seiner Abwesenheit vertreten sollte und außer dem kaiserlichen Statthalter aus 4 vom Kaiser und 18 von den Ständen ernannten Mitgliedern bestand, trug einen vorwiegend föderativen Charakter und erwies sich bald als völlig machtlos. Es vermochte weder die Ausführung des Wormser Ediktes durchzusetzen noch eine Erhebung der wirtschaftlich und politisch herabgekommenen Reichsritter am Ober- und Mittelrhein zu unterdrücken. Der Angriff derselben aus das geistliche Kurfürstentum Trier wurde 1522 von dem kriegerischen Kurfürsten Richard von Greiffenklan abgeschlagen und endete trotz aller Vermittelungsversuche des Reichsregiments mit der Vernichtung der Aufständischen durch die Fürsten von Pfalz, Trier und Hessen 1523. Sickingen fiel bei der Erstürmung feiner Feste Landstuhl, Hutten starb flüchtig in der Schweiz. Das Reichsregiment löste sich schon 1524 wieder auf.
Unmittelbar auf die ritterliche Erhebung folgte 1524 die sociale Revolution des Bauernkrieges, verursacht durch die drückende wirtschaftliche Not des Bauernstandes (Teilung, Rentenkauf), geschürt durch die radikale Richtung von Schwarmgeistern wie Thomas Münzer. Ihren Anfang nahm die Bewegung in Oberschwaben, wo sich die Bauern gegen unbillige Forderungen der Grundherrn:
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empörten. Sie verlangten in ihren durchaus maßvollen 12 Artikeln freie Pfarrerwahl, Erhebung des Zehnten durch die Gemeinde, die Aufhebung der Leibeigenschaft, Freiheit von Wald, Wasser und Weide, Herabsetzung der Fronden und Abgaben „nach Laut des Wortes Gottes"; gleichzeitig verhängten sie über Schlösser, Klöster und Stifter den weltlichen Bann und forderten Adlige und Kleriker zum Anschluß auf. Der Mangel an gutem Willen bei den Herren und die Berufung auf das Wort Gottes erschwerten eine gütliche Auseinandersetzung. Bald dehnte sich der Aufruhr von Lothringen int W. bis zu den östlichen Alpen ans und drang auch in Mitteldeutschland ei»; einzelne Städte (Heilbronn) und Fürsten (Mainz, Lpeier, Pfalz, Baden) schlossen steh freiwillig oder gezwuugeu an; eine Reform der Reichsverfassung in demokratischem und sozialistischem Sinne wurde beabsichtigt. Der furchtbare Haß der Bauern gegen ihre Peiniger entlud sich in furchtbarer Verwüstung der Schlösser und Klöster und einzelnen Grausamkeiten, wie zu Weinsberg, aber bei dem Mangel einer einheitlichen Leitung und der schlechten Haltung der Bauern gelang es den Fürsten und Herren bald, nachdem die erste Ratlosigkeit überwunden war, die Bewegung niederzuschlagen. Bei F r a n k e n h a n s e n 1525 erlagen die thüringischen Bauern den verbündeten Fürsten von Hessen, Sachsen und Brauuschweig, bei Königshofen die Odenwälder den Truppen des schwäbischer! Bundes, von Pfalz und Trier. Qualvolle Hin-richtnngen, hohe Vermögensbußen und Steigerung der früheren Lasten waren die Strafe des Aufruhrs, die Verstärkung der fürst--licheu Gewalt und eine entsetzliche Entartung des niederen Volkes die Folge. Die Haltung Luthers, welcher für die wirtschaftliche Lage der Bauern kein Verständnis hatte, trennte die Sache der kirchlichen Reformation fortan von derjenigen der socialen Bewegung und machte erstere abhängig von den Wechselfällen der äußeren Politik.
2. Karl V. und der Protestantismus.
Die Fortschritte der Reformation in Deutschland nach dem Wormser Reichstage wurden wesentlich begünstigt durch die Verwickelungen der äußeren Politik und den Ausbruch des ersten Krieges mit Frankreich (1521—1526). Durch geschickte Verhandlungen gelang es Karl V., den Papst (Leo X., Hadrian Vi.,
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Durch die Gründung des schmalkaldischen Bundes wurde der deutsche Protestantismus eiue europäische Macht, welche tu Gegensatz zu deu kaiserlichen Weltherrschaftsplänen trat. Die Feindseligkeiten Frankreichs und des Sultaus und die drohende Haltung sogar der katholischen Reichsstände nötigten den Kaiser daher, seine Einwilligung zu dem Nürnberger Religionsfrieden 1532 zu geben, nach dem bis zu einem allgemeinen Konzil zwischen dem Kaiser mtd allen Ständen des Reiches Frieden gehalten werden sollte. Damit war die religiöse Neuerung wenigstens vorläufig förmlich auerkauut.
Durch deu Religiousfriedeu gewarnt der Protestantismus Gelegenheit, sich wieder weiter auszubreiten und die Gefahr, welche in dem Siege einer radikalen Richtung in der Kirche lag, nochmals zu überwinden. Durch die gewaltsame Zurückführung des geächteten Herzogs Ulrich wurde auch Württemberg für die Reformation gewonnen. Gleichzeitig sagte sich Heinrich Viii. von England von der katholischen Kirche los und knüpfte Verbindungen mit dem schmalkaldischen Bunde an. Auch mit den Reformierten wurde durch die Koukordie 1536 eine Einiguug hergestellt. 1538 trat Dänemark dem schmalkaldischen Bunde bei, 1539 siegten die Reformierten im albertinifchen Sächselt und in Kurbrandenburg, wo Joachim Ii. eine besondere, der katholischen ähnliche Kirchenordnung einführte. Gauz Norddeutschland und ein Theil von Süddeutschland waren evangelifiert, und auch iu den katholischen Staaten, wie Österreich und Bayern, zählte die neue Lehre viele Anhänger.
Gleichzeitig scheiterten auch die letzten Versuche, der deutschen Reformation eine radikale und demokratische Richtung zu geben. Die radikale Richtung, welche mit ihrer Forderung eines streng evangelischen und asketischen Lebens und der Erwartung des nahen Gottesreiches bereits früher iu Zwickau mtd während des Bauernkrieges iu Mühlhausen hervorgetreten war und als äußeres Kennzeichen die Wiedertaufe eingeführt hatte, gewann trotz heftiger Verfolgungen große Verbreitung, namentlich in den Niederlanden, und drang von da aus 1534 auch in Münster ein. Unter Leitung des Niederländers Jan Matthys von Haarlem wurde eine kommunistische Staatsordnung eingeführt. Dessen Nachfolger,
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Extrahierte Personennamen: Ulrich Heinrich_Viii Heinrich Joachim_Ii Jan_Matthys
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs England Kurbrandenburg Norddeutschland Bayern Zwickau Niederlanden Haarlem
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Philipp von Hessen, welcher wegen seiner Doppelehe mit Kursachsen zerfallen war, zu gewinnen und von einem Bündnis mit Frankreich abzuhalten. Dadurch geriet der schmalkaldische Bund in Verfall; die Ausnahme des Kurfürsten vou Kölu, Hermann von Wied, und des Herzogs Wilhelm von Jülich-Kleve unterblieb. So konnte sich der Kaiser ungehindert gegen die äußeren Feiude wenden. In dem vierten Kriege mit Franz I. (1542—1544) mißlang zwar der zwischen dem Kaiser und Heinrich Viii. verabredete Angriff auf Paris, aber im Frieden zu Crespp 1544 verzichtete Franz auf alle italienischen und niederländischen Ansprüche, entsagte allen Bündnissen, zumal mit den Protestanten, und gab seine Zustimmung zur Veranstaltung eines allgemeinen Konzils. Mit den Türken, welche Karl 1541 vergeblich in Algier angegriffen hatte, wurde 1545 eilt Waffenstillstand abgeschlossen, welcher ihnen Ungarn ließ. Darauf nahm der Kaiser die Beendigung der Kirchenspaltung in Angriff. Als die Protestanten die Teilnahme an dem 1545 in Trient eröffneten Konzil verweigerten, rüstete er sich zum Kriege und schloß Bündnisse mit dem Papst, den bayrischen Herzögen und sogar einzelnen protestantischen Fürsten, wie dem begabten Moritz von Sachsen. Vor Ausbruch des Krieges starb Luther am 18. Februar 1546.
3. Religionskrieg und Religionsfriede.
Der beginnende Kampf um die politische und religiöse Freiheit der deutschen Stände gegenüber dein internationalen Kaisertum (schmalkaldischer Krieg 1546—1547) stellte die Einheit im schmalkaldischen Bunde wieder her. Aber das Zögern der zuerst gerüsteten Protestanten, welche es versäumten, die Werbungen des Kaisers rechtzeitig zu hindern und seinen italienischen und spanischen Truppen die Alpenpässe zu verlegeu, und das Ausbleiben auswärtiger Hilfe entschied den Donanseldzug 1546 zu Gunsten des Kaisers. Nach dem Einfall Moritz' in Kursachsen zogen die Führer des Bundes, Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und Philipp von Hessen, in ihre Heimat zurück. Die oberdeutschen Bundesglieder, namentlich die Reichsstädte, deren Geld- und Handelsinteressen durch den Krieg aufs empfindlichste geschädigt wurden, unterwarfen sich rasch und mußten hohe Geldbußen zahlen; der
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Ii. Die Gegenreformation.
1. Der Beginn der Gegenreformation.
Die drohende Gefahr einer gänzlichen Auflösung der Kirche führte um die Mitte des 16. Jahrhunderts auch in der katholischen Welt eine Reformbewegung herbei, welche eine Erneuerung des religiösen Geistes und eine gründliche Besserung der verfallenen Kirchenzucht zum Ziele hatte. Diefe Bewegung ging, während die
Päpste, der Medicäer Clemens Vii. (1523—1534) und Paul Hi.
Farnese (1534—1549) noch rein weltliche Interessen verfolgten, von den niederen Stufen der Hierarchie, den Mönchsorden, aus. Der aus dem Franziskanerorden abgezweigte Orden der Kapuziner, gegründet 1515 von Matthias de Bassi, gewann besonders durch feine eifrige Lehrtätigkeit Einfluß auf die niederen Volks klaffen und erhielt sie dem Katholicismus. Die Kongregation der Theatiner, gestiftet von Gaetan von Thiene und Johann Peter Caraffa (Paul Iv.), bestätigt 1524, sorgte für die Ausbildung geistig und sittlich tüchtiger Kleriker (Seminar von Bischöfen). Am wichtigsten aber wurde durch die Verbindung der Religion mit kriegerischem Geiste die Gesellschaft Jesu (Jesuitenorden). Ihr Stifter, der Spanier Don Jnigo (Ignaz) Lopez de Ricalda y Loyola, geboren 1491, thatkräftig und ehrgeizig, dabei gewandt und unbedenklich in der Wahl feiner Mittel, durch eine Verwundung bei der Erstürmung Pampelonas von der militärischen Laufbahn ausgeschlossen, auf langem Krankenbette durch die Lektüre von Heiligenlegenden mit
Begeisterung für den Dienst Christi erfüllt, fest durchdrungen von
seinem göttlichen Beruf, dann durch fleißige Studien auf der Schule zu Barcelona, den Universitäten Alcala, Salamauca und Paris vorgebildet, zweimal von der Inquisition als verdächtig eingezogen, gewann in Paris zunächst den Savoyarden Peter Lesövre und feinen Landsmann Franz Xaver für sich und gründete mit ihnen und einigen andern Freunden am 25. August 1534 seinen neuen Orden. Von dem Platte einer Pilgerfahrt nach Jerusalem bald zurückgekommen, beschloß sich der Orden dem Papste gänzlich zur Verfügung zu stellen zum Kampfe für den Glauben und erhielt 1540 durch die Bulle Regimini militantis ecclesiae die päpstliche Bestätigung. Von den Päpsten mit zahlreichen Privilegien bedacht,
Sch wahn, Lehrbuch der Geschichte für die Oberstufe. Iii. o
k.
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Extrahierte Ortsnamen: Christi Barcelona Salamauca Paris Paris Jerusalem
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von den Fürsten gefördert und mit den Gütern anderer Orden ausgestattet, breitete sich die Gesellschaft rasch aus, zuerst in Italien und Portugal, dann durch den Einfluß des Vicekönigs von Katalonien Franz Borgia in Spanien, erst später in Frankreich und Deutschland, wo sie die Beschränkung des Interims aus die Protestanten durchsetzte und durch Cauisius, den Verfasser des Katechismus, auf Ferdinand I. und die Bayernherzöge großen Einfluß gewann. Beim Tode Loyolas (30. Juli 1556) zählte der Orden 1000 Mitglieder, darunter 35 Professen, in 13 Provinzen und 100 Häusern.
Die großen Erfolge der Jesuiten werden erklärlich durch Gesetze, wie sie in Loyolas Konstitutionen aus Laiuez' Deklarationen und geheimen Instruktionen niedergelegt sind. Durch die geistlichen Übungen (exercitia spiritualia), welche ebenso auf die Erregung der Sinne wie des Geistes, des Herzens und der Einbildungskraft berechnet sind, werden die Novizen mit Begeisterung und Fanatismus erfüllt. Unbedingter Gehorsam ohne Einschränkung, ein ausgedehntes Berichterstattungssystem und die schärfste Kontrolle unterwarfen alle Ordensmitglieder dem Willen der Vorgesetzten, zumal des Geuerals, und eine ausgedehnte Wirksamkeit in Unterricht, Predigt und Beichte verlieh dem Orden den größten Einfluß.
Das Verlangen auch der katholischen Welt nach einer Kirchenreform nötigte die Kurie endlich zu dem Versprechen eines allgemeinen Konzils, welches allein die Kirche noch vor völliger Auslösung bewahren konnte. Dieses, von Paul Iii. schon 1536, dann noch mehrmals ohne Erfolg einberufen, trat endlich am 13. Dezember 1545 zu Trient unter dem Vorsitz dreier päpstlicher Legaten bei sehr geringer Beteiligung zusammen. Es stellte sich von Ansang an durch die Abstimmung nach Köpfen bei der Überzahl der Italiener in völlige Abhängigkeit von der Kurte und in scharfen Gegensatz zu den Protestanten, indem es mit der Beratung der Dogmen begattn und diese in durchaus katholischem Sinne festsetzte. Infolge der drohenden Übermacht des Kaisers seit dem schmalkaldischen Kriege wurde das Konzil 1547 unter dem Vor-wände einer Pest nach Bologna verlegt, aber mit Rücksicht auf den Kaiser 1549 ausgelöst. Pauls Nachfolger Julius Iii. (de Monte 1550—1555) berief das Konzil 1551 von neuem; auch die 3 geist-
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den Kampf für die Ausbreitung des Glaubens. Die ganze katholische Welt wurde mit neuem Eifer für die Kirche erfüllt, und an die Stelle der geistig-humanistischen Bildung trat eine kirchlich-fchwärmerische Richtung. Tafsos „Befreites Jerusalem", Murillos Gemälde, Palestrinas Harmonieen zeigen die Umkehr auf dem Gebiete der Kunst. Mit neuer Kraft und neuer Begeisterung ging die Kirche, bisher zurückgedrängt, zum Angriff vor, um den Protestantismus mit seinen eigenen Waffen, dem Eifer für den Glanbeu, sittlichem Ernst und der Einwirkung auf die Massen, zu bekämpfen.
2. Die Reformation in West- und Süd-Europa.
Ju Frankreich hatte die Reformation nicht eine so allgemeine Verbreitung gefunden wie in Deutschland, der autoritätsbedürftige Siuu der Romanen fand in der katholischen Kirche feine Befriedigung. Nur durch beit Humanismus erhielt die Reform hier Eingang; sie blieb daher auf die gebildete» und höheren Klassen beschränkt. Aus humanistischen Kreisen ging auch der Reformator Westeuropas hervor, Johann Calvin (Eanvin).
Calvin, geboren 1509 zu Noyon in der Picardie, durch theologische und juristische Studien vorgebildet, ernsten, schroffen Charakters, von eifriger Lerubegierde und glüheuder Wahrheitsliebe erfüllt, wurde durch deu Humanismus und äußere Veranlassungen der Reformation zugeführt imd mußte daher Paris und Frankreich verlassen. Ju Basel erschien 1536 sein Hauptwerk, die Institutio religionis Christianae, Franz I gewidmet, die erste systematische Zusammenfassung und wissenschaftliche Begründung derreformatorifchen Lehre, voll durchdringenden Scharfsinns und unerbittlicher Logik, kühn und fanatisch, schroff und unduldsam, bemerkenswert namentlich in der Lehre vou der Prädestination und in der demokratischen Kirchenverfassung. Seit 1536 in Genf thätig, dessen Bürger uach Vertreibung ihres Bischofs und Landesherrn, der die Stadt dem Herzoge vou Savoyen ausliefern wollte, sich als Eidgenossen (Hugenotten) den Schweizern angeschlossen und die Reformation eingeführt hatten, 1538 von dort vertrieben, 154] zurückgerufen, regelte er durch seine Ordonnanzen das gesamte private und öffentliche, bürgerliche und kirchliche Leben neue; alle kirchlichen und politischen Widersacher wurden aufs grausamste verfolgt, so der Spanier
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