Paul Neff Verlag in Stuttgart.
Nibelungen-Lied.
Nach den Quellen bearbeitet
von
Emil Engel mann.
Mit 6 Lichtdruckbildern, 9 Facsimiles
und 50 Illustrationen im Text.
Dritte Auflage.
Einfach gebunden M. 6.—. Elegant
gebunden pnucharö'fdie
Stadt
Frithiofs-Sage.
Nach den Quellen
der alten isländischen und der
E. Tegner’sehen Frithiofs-Sage
bearbeitet von
Emil Engelmann.
Mit 6 Lichtdruckbildern
und vielen Illustrationen im Text.
Zweite Auflage.
Einfach gebunden M. 6. —. Elegant
Eiibuothßngebunden M. 7.—.
iaffel
Gudrun-Liecl
Nach den Quellen bearbeitet
von
Emil Engelmann.
Mit 6 Lichtdruckbildern
und vielen Illustrationen im Text.
Parzival.
Zweite Auflage.
Einfach gebunden M. 6. —. Elegant
gebunden M. 7. —.
Diese schwungvollen Dichtungen haben sich
Gunst der deutschen Leserwelt errungen. „Nibelan
und „Parzival“ sind Umdichtungen voll Geschmack
sonderer Rücksicht auf das Deutsche Haus und die Fr
die grossartigen Epen des deutschen Mittelalters in s
werden. Diese Erneuerungen deutscher Heldenlied
eignen sich vorzüglich zu Festgesclienken für Jung o
Stellen teils ausgemerzt, teils in taktvoller Weise g
empfehlen sich dieselben durch enorm billigen Preis
Nach der Quelle des Wolfram
v. Eschenbaeh u. des Chr.v. Troies
bearbeitet von
Emil Engelmann.
Mit 6 Lichtdruckbildern,
66 Illustrationen im Text und
3 Facsimiles.
Zweite Auflage.
Einfach gebunden M.
gebunden M.
gleichsam
n..j«
Die vorstehend verzeichneten Held
Ausgaben ohne Illustrationen gebunden
Dauerleihgabe von:
Deutsches Institut für internationale pädago-
gische Forschung (Dipf), Frankfurt/Main
6. —. Elegant
7. —.
im Sturm die
„Frithiof“
s, mit be-
»n dadurch
he gerückt
Engelmann
o mstössigen
o Ausserdem
r». usstattung.
Io
° auch in
schienen.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Paul_Neff Emil_Engel Emil_Engelmann Emil_Engelmann Wolfram
v Emil_Engelmann Engelmann
Vorwort.
Bei der Ausarbeitung’ des dritten Bandes waren für uns
dieselben Anschauungen und Gesichtspunkte bestimmend wie bei
den zwei ersten Bänden. Insbesondere wurde die deutsche Ge-
schichte des Zeitraumes 1555—1618 eingehender, als es sonst
üblich ist, behandelt, weil uns dies für das Verständnis der
ganzen Entwickelung notwendig erschien. Ebenso glaubten wir
auf die Kulturgeschichte wegen ihres eigenen Werts und wegen
ihrer Bedeutung für das Verständnis der politischen Geschichte
genauer eingelien zu sollen, haben uns aber in Betreif der
poetischen Litteratur Deutschlands auf allgemeine Hinweise be-
schränkt und die Kunstgeschichte nicht über die Zeit fortgeführt,
wo das Vorherrschen eines bestimmten Stils auf hörte. Dem
Wunsch der Verlagsbuchhandlung entsprechend haben wir eine
Darstellung der sozialen Gesetzgebung des Deutschen Beiclis
eingefügt. Die grössere Ausführlichkeit unserer Darstellung
rechtfertigt sich, wie wir glauben, dadurch, dass die Benützung
unseres Buchs für den Schüler das Nachschreiben unnötig macht
und das mechanische Auswendiglernen wenigstens sehr erschwert.
Zudem wird es kaum nötig sein, hervorzuheben, dass vor allem
die Abschnitte, die auf die Entwickelung der Kultur und auf
die Gestaltung der Verfassungen und der sozialen Verhältnisse
genauer eingelien, nicht zur gedächtnismässigen Einprägung be-
stimmt sind, sondern einerseits dem Lehrer als Grundlage für
die mündliche Darlegung der Hauptlinien der Entwickelung
dienen, andrerseits dem Schüler es ermöglichen sollen, sich auch
ohne die unmittelbare Führung des Lehrers in diesen Gebieten
einigermassen zurecht zu finden.
Die Arbeit war in derselben Weise wie bisher eine gemein-
same. Ausgearbeitet sind von Treuber § 1—68 und § 134—137,
von Klett § 69—133.
Cannstatt-Stuttgart, Juli 1897.
Klett. Treuber.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
strebende oder üb ergreifende Staaten stören, so dass um seine
Erhaltung oder Verschiebung sich lange die äussere Politik
dreht.
Dem Lehnswesen wird (was zum Teil schon im Mittel-
alter begonnen hatte) seine politische Bedeutung durch
die monarchische Gewalt entzogen, die sich auf ein
von ihr durchaus abhängiges Beamtentum (Bureaukratie) und,
meistens erst später, auf ein ihr unbedingt gehorchendes stehendes
Heer stützt. Damit werden auch in der Regel dem alten stän-
dischen Wesen seine politischen Befugnisse genommen, wenn es
nicht ganz verschwindet; nur in England entwickelt es sich,
unter schweren Kämpfen und Wirren, zum Konstitutionalismus
(d. h. Beaufsichtigung der Regierung durch mindestens zu be-
trächtlichem Teile gewählte Vertreter des Volkes und deren An-
teilnahme an der Gesetzgebung, sowie Feststellung des Staats-
haushalts durch dieselben). In Deutschland wächst die
Staatsgewalt der Territorien; die Machtbefugnisse von
Kaiser und Reich mindern sich immer mehr. Dem österreichischen,
nur halbdeutschen und ausschliesslich katholischen Staat stellt
sich der lange rein deutsche, überwiegend protestantische, aber
duldsame brandenburg-preussische Staat unter schwerem Ringen
nach aussen und mühevoller innerer Arbeit gegenüber, um zu-
nächst in den deutschen und den auswärtigen Dingen ihm die
Wage zu halten (Deutscher „Dualismus“).
Die Ausschreitungen und Versäumnisse des Absolutismus
führen in Frankreich zu gewaltsamem Umstürze der
staatlichen, teilweise auch der gesellschaftlichen Ordnung; die
grosse französische Revolution führt eine Zeit schwerer Kriege
und den Versuch, zunächst mit Frankreichs Kräften eine Uni-
versalherrschaft zu schaffen und zu erhalten, herbei. Hierauf
folgt eine Zeit, in der in den Beziehungen der Staaten West-
und Mitteleuropas grösserer und bestandfähigerer Frieden herrscht,
im Inneren sich, nicht ohne Kämpfe und Rückschläge, der
Konstitutionalismus ausbildet. Italien und, unter Führung
Preussens, Deutschland erlangen staatliche Einheit,
der Rest der weltlichen Herrschaft des Papsttums fällt, kurz
nachdem es seine geistliche Autorität theoretisch aufs höchste
gesteigert hat. Immer mehr wird für das Verhältnis der euro-
päischen Staaten zu einander der Wettbewerb in Industrie und
Handel und um Kolonialbesitz (Afrika) von Einfluss und der
europäischen Völker materielle Wohlfahrt durch Amerika und
Ostasien beeinflusst; gleichzeitig bewirkt das Wachsen der Gross-
industrie und die schwierige Lage der Landwirtschaft immer
grössere Wichtigkeit der sozialen Fragen.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Ortsnamen: England Deutschland Frankreich Frankreichs Mitteleuropas Italien Deutschland Afrika Amerika Ostasien
3
Einteilung.
Neuere Geschichte 1492—1789.
I. Zeit der Entdeckungen und des Aufkommens der
Reformation, des Kampfes zwischen Reformation und
Gegenreformation, zuerst in West-, dann in Mitteleuropa,
des Strebens des Hauses Oesterreich (-Spanien) nach
europäischer Vorherrschaft. 1492—1660.
H. Zeit des aufgeklärten Absolutismus (im festländischen
Europa); des Strebens des Hauses Bourbon nach Vor-
herrschaft und der Zurückdrängung der osmani-
schen Macht durch das Haus Oesterreich, der Siche-
rung des englischen Konstitutionalismus, der merkantilen und
maritimen Vorherrschaft Englands, der Entstehung der
preussischen Grossma'cht, der Losreissung der nord-
amerikanischen Kolonien von England. 1660—1789.
Neueste Geschichte von 1789 ah.
I. Zeit der grossen französischen Revolution und des
Napoleonischen Kaisertums 1789—1815.
H. Zeit der Kämpfe um konstitutionelle und nationale
Gestaltung der Staatswesen im festländischen Europa, der
beginnenden Zunahme der Industrie und des Welt-
verkehrs nach Ausdehnung und Intensität, wie nach
massgebender Bedeutung für das wirtschaftliche
und staatliche Leben der Völker. 1815—1871.
in. Zeit von 1871 an: wachs ende Bedeutung der so-
zialen Fragen, zunehmende Wichtigkeit der ausser-
europäischen Gebiete, der bewaffnete Friede.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland]]
Extrahierte Ortsnamen: Mitteleuropa Oesterreich Europa Haus_Oesterreich Englands England Europa
besserter Astrolabien und Berechnung der Ephemeriden im Jahr
1473 auf 32 Jahre (jedoch nur für die nördliche Halbkugel ver-
wendbar).
§ 3. Die Entdeckungen und Eroberungen der Portugiesen im
Osten.
Die Umschiffung des Kaps der guten Hoffnung legte den
Gedanken, einen südöstlichen Seeweg nach Indien zu
finden, nahe. Die Ansicht, dass Columbus (s. S. 7) mindestens in
die Nähe Asiens gelangt sei, bestimmte den König Manuel d. Gr.
(1495—1521), die Sache in Angriff zu nehmen. Vasco da Gama,
mit dem Oberbefehl über drei Schiffe betraut, erreichte nach
ungefähr einjähriger Fahrt (Aufenthalt am Sambesi, in Mosam-
bik, Mombas, Melinde) 20. Mai 1498 Kalikut an der vorder-
indischen Maläbarküste, damals Hauptgewürzmarkt; die
Ausfuhr nach Vorderasien, Nordeuropa und Aegypten war in den
Händen muhammedanischer Kaufleute. Hauptsächlich unter
der Leitung des ersten „Vizekönigs von Indien“ Francesco
d’Almeida (1505—1509) und Affonso’s d’Albuquerque,
„Generalkapitäns und Governadors von Indien“ (1509—1515),
schufen sich die Portugiesen ein Kolonialreich, be-
günstigt durch die Uneinigkeit der indischen Fürsten, in sieg-
reichen Kämpfen mit arabischen Fürsten und Händlern, die vom
ägyptischen Sultan, später auch von den Osmanen Unterstützung
erhielten; ausser dem unmittelbaren Besitz der Inselstädte Goa
(1510), das Mittelpunkt der portugiesischen Macht wurde,
Bassein mit Salsette und Diu (1537) gewannen sie die herr-
schende Stellung in dem mitten im Pfefferlande gelegenen Ma-
lakka, dem Hauptstapelplatz der Gewürze der Molukken und der
Droguen der Sundawelt (1511), und in Ormus (bis 1622), der
Residenz des arabischen Sultans von Mosul, von wo die Produkte
Indiens über Nordkleinäsien oder Aegypten Osteuropa zugeführt
wurden, sowie durch Citadellen gesicherte Schutzherrschaften
über Küstenstriche Ceylons (seit 1511) und über Teile der
Coromandel-, Malabar- und der ostafrikanischen Küste. Amboina
(Gewürznelken) wurde von ihnen 1512 erreicht, von den Mo-
lukken (Muskatnuss) fiel ihnen zunächst Ternate zu. 1526
erreichte ein Portugiese die Nordküste von Neuguinea, das aber
noch sehr lange als Festland angesehen wurde. Versuche, mit
China, von dem die Portugiesen überhaupt nur die Küsten kennen
lernten, in regen Verkehr zu treten und sich dort festzusetzen,
blieben im wesentlichen erfolglos ; nur auf Macao behaupteten
sich die Portugiesen. Etwa 1542 erreichten sie auch Japan.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
11
ihren Inhalt verteilte man hei Misswachs an die Bevölkerung;. Der dritte
Teil war zur unmittelbaren Nutzniessung der Masse bestimmt, jeder Haus-
vater erhielt ein Stück Land, dessen Umfang bezw. Ertragswert sich nach
der Grösse der Familie richtete, es war weder verkauf- noch vererbbar. Die
Bevölkerung entbehrte jeder Freizügigkeit. Ein gewaltiger Apparat von Auf-
sehern und Beamten (unter 1000 Hausvätern 118 stufenweise einander über-
geordnete Beamte) und statistischen Aufnahmen ermöglichte diesen Staats-
sozialismus. Aus geliefertem Rohstoff hatten die Unterthanen Zeug, Kleidung,
Schuhe und Waffen u. a. für den Staat herzustellen, welche Arbeit jedoch nur
Leute im Alter von 25—50 Jahren zu leisten hatten.
Fahrten nach dem nördlichen Nordamerika, Spitzbergen und
Nowaja Semlja. Von Island aus, das zuerst von irischen Kelten, aber über-
wiegend von Norwegern besetzt worden war, wurde Grönland im Ix. Jahr-
hundert von Normannen entdeckt und besiedelt, verscholl aber seit etwa 1400
immer mehr. Versuche, das nach 1000 von Island aus aufgefundene Winland
(Massachusetts oder Neuschottland) zu kolonisieren, scheiterten. Bei einer
Expedition, die Giovanni Cabotto (John Cabot), ein geborener Genuese und
Bürger von Venedig, 1497 im Dienste Heinrichs Vii. von England machte,
um einen nordwestlichen Weg nach Indien zu finden, erreichte er das Fest-
land des nördlichen Nordamerika (wohl Labrador). Der Florentiner
Verrazano befuhr in französischen Diensten 1524 die Ostküste Nordamerikas
bis 500 n. Br. Der Franzose Cartier entdeckte den Lorenz-Strom
und überwinterte 1535—36 bei Montréal. Aber der erste Versuch der fran-
zösischen Kolonisation misslang. Von England aus wurden 1576—1632
Expeditionen zur Auffindung einer Nordwestpassage unter-
nommen unter der Führung von Frobisher (1576—78), Davis (1585—87),
Hudson (1607—10) und Baffin (1614—16). Die Engländer („moskowitische
Gesellschaft“) machten auch seit 1553 Versuche, einen Nordostweg
zu finden, und erreichten 1596 Nowaja Semlja; die Holländer,
die seit 1584 das gleiche erstrebten, entdeckten 1596 Spitzbergen.
[§ 5.f Die weltgeschichtlichen Folgen der Entdeckungen.
Die Erweiterung des räumlichen Horizontes der europäischen
Menschheit hatte allmählich eine Erhöhung des geistigen
Lehens und eine Vertiefung der geistigen Arbeit zur
Folge. Auch das materielle Leben Europas änderte
sich nach und nach, indem ihm aus der neuen Welt bis da-
hin in Europa unbekannte Kulturpflanzen : Kakao, Vanille, Tabak,
Mais, Kartoifel zukamen und dann auch hier gepflanzt wurden,
teils der alten Welt schon bekannte Kulturpflanzen sich in immer
grösseren Mengen zum Verbrauch anboten, wie Baumwolle, Kohr-
zucker, Reis, Kaffee, noch später die Zucht des Rindviehs (wie
des Pferdes) und der Anbau von Getreide, die aus Europa ein-
geführt worden waren, Ueberschiisse für Europa zur Verfügung*
stellten. Für den Welthandel wurde jedoch Amerika
erst seit dem Xvii. Jahrhundert von grösserer Be-
deutung. Infolge der Entdeckung des Seewegs nach Ostindien
war Lissabon (später auch Cadix) Welthandelsstadt geworden.
Mittelpunkt für den Verkehr mit Amerika wurde Sevilla als Sitz
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Spitzbergen Island Island Massachusetts Venedig England Indien Nordamerika Nordamerikas England Spitzbergen Europas Europa Europa Europa Amerika Ostindien Lissabon Amerika Sevilla
13
Kapitel Ii.
Die Zeit Maximilians T.
§ 6. Kämpfe in Italien 1494—-1505.
Karls Viii. Zug nach Italien. Karl Viii. von Frank-
reich zog 1494, mit Lodovico Moro von Mailand verbündet,
über Florenz und Rom ins Königreich Neapel, indem er
die Ansprüche der Anjou (s. Ii. S. 241) wieder aufnahm. Fer-
dinand Ii., Enkel Ferdinands I., flüchtete nach Sicilien. Zum
König vonneapel gekrönt, schob Karl die Verwirklichung
seines Traums, die Türken aus Europa wieder hinauszuwerfen,
auf und kehrte mit der Hälfte seines Heeres zurück. Venedig
hatte gegen Frankreich und dessen Festsetzung in Italien eine
Liga zusammengebracht, an der sich Papst Alexander Vi.
und die katholischen Könige beteiligten, sowie Lodovico
Moro, der von dem französischen Bündnis nicht die erwarteten
Früchte geerntet hatte, und Königmax, den die französische
Diplomatie früher durch Aussicht auf Beraubung Venedigs
zur Unthätigkeit bestimmt hatte. Ein ihm entgegentretendes
venetianisch - mailändisches, vielfach überlegenes Heer schlug
Karl bei Fornuovo (1495), kehrte aber nach Frankreich zurück.
Lodovico Moro, von Schweizern schwer bedroht, wurde wieder
Frankreichs Bundesgenosse und erhielt, unter dessen Lehnsherr-
lichkeit, Genua. Das Königreich Neapel verloren die
Franzosen sehr rasch wieder infolge der Verhasstheit
ihres Regiments und der Unfähigkeit eines ihrer zwei Feldherrn
an Ferdinand Ii., der von einer spanischen Flotte und Land-
macht, wie auch vom Papst und Venedig, unterstützt wurde,
und seinen Oheim und Nachfolger Federigo (1496).
Savonarola. Girolamo Savonarola, Dominikaner (geb.
1452), wirkte inflorenz seit 1482, beherrscht von asketisch-
mittelalterlicher Lebensanschauung und den altväterischen Vor-
stellungen des Kleinbürgertums, vor allem durch die Gewalt
seiner Predigt gegen die Entartung und Verweltlichung
der Kirche und der Geistlichkeit, gegen „Tyrannei“,
Laster und Luxus und für Aufrichtung einer re-
publikanischen Theokratie. Die unsichere und später
zu gefügige Haltung, die Pietro Medici dem heranziehenden
französischen König gegenüber einnahm, bewirkte vollends den
Zusammenbruch der Tyrannis (1494).
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Maximilians_T. Maximilians Karls Karl_Viii Karl Lodovico_Moro Ferdinands_I. Ferdinands_I. Karl Karl Alexander_Vi Alexander Lodovico
Moro Karl_bei_Fornuovo Karl Lodovico_Moro Ferdinand_Ii Ferdinand Savonarola Girolamo_Savonarola Pietro_Medici
Extrahierte Ortsnamen: Italien Karls Italien Frank- Mailand Rom Neapel Sicilien Europa Frankreich Italien Frankreich Frankreichs Genua Neapel Venedig
wurde im Baseler Frieden nicht erwähnt. Der Eidgenossenschaft traten
1501 bei Basel, das im Schwahenkriege neutral gewesen war, als vollbe-
rechtigter Ort und Sch aff hausen, das thatsächlich von nun an wie
Freiburg und Solothurn als vollberechtigt behandelt wurde. 1518 wurde noch
Appenzell aufgenommen (die „13 a 11en Orte“). Ludwig Xii. trat 1508 als
Herr von Mailand an die drei Waldorte Stadt und Grafschaft Belle(i)nz(ona)
ab. 1512 erwarben die Eidgenossen das bisher mailändische Lugano und
Locarno, die Graubündner Veltlin mit Bormio und Chiavenna.
Unter dem Eindruck dieses Misserfolgs lind des Verlusts
Mailands an die Franzosen fügtesichmaxaufdemreichs-
tag von Augsburg 1500 den Entwürfen der ständisch-
föderalen Reformpartei. Es wurde eine allgemeine
Reichsaushebung, zu deren Kosten die Unbemittelten ver-
hältnismässig am meisten, die Fürsten und Kurfürsten für ihr
Kammervermögen am wenigsten in Anspruch genommen wurden,
und deren Einzelkontingente von den Landesobrigkeiten auf-
gestellt werden sollten, beschlossen, aber auch die Einsetzung
eines Reichsregiments, unter dem Vorsitz des Königs oder
seines Statthalters, mit weitgehenden Vollmachten auch in aus-
wärtigen Angelegenheiten; 18 von seinen 20 Mitgliedern er-
nannten die Stände; sein Sitz war Nürnberg, doch konnte es der
König an seinen Hof berufen. Aber die Reichsaushebung
wurde nicht ausgeführt, unddasreichsregiment löste
sich 1502 auf infolge des bösen Willens des Königs und wider-
spruchsvoller Verhandlungen beider mit Frankreich, sowie Haders
über die Verwendung und Verwahrung der Erträgnisse des Jubi-
läumsablasses von 1500, die vom Papst ausschliesslich für den
Türkenkrieg bestimmt worden waren; bald darauf hörte auch das
Reichskammergericht auf. Die kurfürstliche Opposition
(Berthold f 1504) wurde nach und nach, da sich die Zahl dem
König ergebener junger Fürsten und Bischöfe immer mehrte,
und durch die Wirkungen des Landshiiter Erbfolgestreites (1503)
lahm gelegt.
Nach dem Tode des Herzogs Georg von Landshut-Ingolstadt
Ende 1503 suchte dessen Schwiegersohn Ruprecht von der kurpfälzischen Linie
die ganze territoriale Hinterlassenschaft an sich zu bringen, des Königs Max
Kammergericht sprach sie den Münchener Herzogen zu. Diese wurden, wie
von Ulrich von Württemberg und andern Fürsten, so auch vom König in dem
in Bayern und der Kurpfalz mit entsetzlichem Sengen, Brennen, Rauben und
Morden geführten Kriege unterstützt. Den zwei Söhnen des mittlerweile ver-
storbenen Ruprecht sprach Max 1505 die etwa 70 Quadratmeilen grosse „neue
Pfalz11, die späteren Fürstentümer Neuburg und Sulzbach, aus der Hinter-
lassenschaft des Grossvaters zu; „sein Interesse“ hatte er bei der ganzen
Sache zu wahren gewusst: er erwarb für sein Haus Gebiete zur Abrundung
Tirols (u. a. Kufstein), die Ortenau (mit Offenburg) und die Landvogtei Hagenau.
Auf einem Reichstage in Konstanz 1507 wurde das
Reichskammergericht in mehr partikularistischer Zusammen-
setzung (2 Beisitzer vom König für Oesterreich und Burgund,
Lehrbuch d. Weltgeschichte. Neue Zeit 2
Deutsches Institut
für Internationale
Pädagogische Forschung
Bi bin *" - k
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xii Ludwig Berthold Georg_von_Landshut-Ingolstadt Max
Kammergericht Max Ulrich_von_Württemberg Max Max
19
Venedig, dem jede der Mächte Gebiete entreissen oder wieder
abnehmen wollte. Das Uebergewicht in diesem Bunde hatte
Frankreich, das rasch bedeutende Erfolge errang (Sieg
bei Agnadello 1509); Max war auch zu der Zeit, da er durch
die päpstliche Bannung Venedigs freie Hand erhielt, noch nicht
aktionsfähig und erhielt bis 1510 keine Hilfe vom Reich; einen
für ihn und das Reich sehr günstigen Frieden, den Venedig
anbot, lehnte er ab; seine Eroberungen gingen zumeist sehr
rasch verloren, und schliesslich musste er einen Teil dessen, was
ihm blieb, seinen Bundesgenossen verpfänden, um seine Truppen
unterhalten zu können. Julius Ii., ein genialer, aber bedenken-
freier Politiker und trotz seines Alters kampfesfroher Kriegs-
mann, sah sich, nachdem er Venedig das Gewünschte (Ravenna)
entrissen hatte, jetzt im wesentlichen am Ende des
einen seiner Ziele, der Abrundung und inneren Er-
starkung des Kirchenstaats. So fasste er den Plan, die
Franzosen aus Italien hinauszuwerfen, löste die Venetianer vom
Interdikt und arbeitete an einer Liga gegen Frank-
reich (1509). Während Spanien neutral wmrde, später aber
dem Papste beitrat, blieb Max auf Seiten Frankreichs,
er schloss mit Ludwig ein Bündnis auf Lebenszeit und führte
dem Papste gegenüber eine drohende, sehr reformfreundliche Sprache
(u. a. Abschaffung der Annaten, Einsetzung eines ständigen
Primas für Deutschland). Er erklärte sich rasch für die von
flüchtigen französischen Kardinälen ausgehende Berufung eines
Konzils nach Pisa (1511); aber als es zusammentrat, war sein
Eifer schon ganz erkaltet (ob Max aus Anlass einer schweren
Erkrankung des Papstes wirklich daran dachte, selbst Papst zu
werden, ist strittig). Der Oktober 1511 zwischen dem Papst,
Spanien und Venedig abgeschlossenen heiligen Liga
gegenüber erfochten die Franzosen zuerst April 1512 den glän-
zenden Sieg bei Ravenna, aber Max rief seine Truppen ab und
schloss Waffenstillstand mit Venedig, Genua erklärte sich für
unabhängig, und das schon 1510 zwischen Julius Ii. und den
Eidgenossen abgeschlossene Bündnis (Kardinal Schinner von
Sitten) wurde erneuert und jetzt für die Gegner Frankreichs
erspriesslich; die Franzosen räumten beinahe ganz
Oberitalien, und gegen Ende des Jahres 1512 setzten die
Eidgenossen Max Sforza, Sohn Lodovicos, feierlich in die Herr-
schaft des vor einem halben Jahr von ihnen besetzten Mailand
ein. Noch nach dem Tode Julius’ Ii. und dem Anschluss Venedigs
an Frankreich erlitten die Franzosen (Juni 1513) durch die
Eidgenossen der westlichen Orte die gewaltige Nieder-
lage von Novara.
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Extrahierte Personennamen: Agnadello Max Julius_Ii Max Ludwig Ludwig Max Max Max Max Julius_Ii Schinner Max_Sforza Max Novara
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Ravenna Italien Frank- Spanien Frankreichs Deutschland Spanien Venedig Ravenna Genua Frankreichs Oberitalien Mailand Venedigs Frankreich
23
Zweiter Abschnitt.
Die Reformation in Deutschland und der Schweiz;
Karl Y.
Kapitel Iii.
Anfänge der deutschen Reformation.
§10. Der deutsche Humanismus im Kampf gegen die Scholastik
und die kirchlichen Zustände.
Johann Reuchlin (bei andern „Capnion“, geb. in Pforzheim
1454, f 1522), von Beruf Jurist, gehörte seinem Wesen und
Streben nach der älteren, der Scholastik noch nicht feindseligen
Richtung des deutschen Humanismus an. Durch theosophische
Neigung mit der Kabbala, der Geheimlehre der jüdischen Rab-
biner befreundet, erwarb er sich seit 1492 gründliche
Kenntnis des Hebräischen, wurde so „trium linguarum
peritus“ und ermöglichte durch zwei Werke: „Ruclimenta hebraica“
1506 und ,,De accentibus et orthographia linguae hebraicae“ 1518,
ein Verständnis des Urtextes des Alten Testaments. Sein Auf-
treten gegen den getauften Juden Johannes Pfeffer-
korn, der, von den Kölner Theologen, insbesondere dem Ketzer-
meister Jacob von Hochstraten unterstützt, die Konfis-
kation aller jüdischen Religionsbücher im Reiche anstrebte, und
gegen jede gewaltsame Judenbekehrung (sowie für
den Talmud) gab Veranlassung dazu, dass die Humanisten
der jüngeren, der Scholastik (den „Sophisten“) und dem bestehen-
den Kirchenwesen durchaus feindlichen, Richtung (die „Poeten“)
sich zum Angriff auf Scholastik und Kirche, ins-
besondere das Mönchtum, zusammenschlossen. In
den epistolae obscnrorum virorum, einer Sammlung an-
geblicher Briefe von Anhängern der Scholastik zumeist an den
Kölner Magister Ortuin Gratius, wurde das abscheuliche Latein
und die hohle und alberne Spitzfindigkeit der damaligen Scho-
lastik, wie die Unbildung und Immoralität des Klerus, ins-
besondere des an den Universitäten wirkenden, mit karrikierender
Uebertreibung geschildert. Der Gedanke dieser Einkleidung der
satirischen Polemik rührt von Crotus Rubianus her, der in Ver-
bindung mit anderen Persönlichkeiten des Erfurter Humanisten-
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]