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1. Theil 3 - S. 83

1834 - Königsberg : Bornträger
Die asiatische Türkei. 83 dalen gleich, und Fische machen ihren Hauptnahrungszweig aus. Mit den Pelzen von Füchsen, Seeottern und andern Seethieren bezahlen sie ihre Abgaben. Die Bewohner der südlichen haben japanische Sitten, und verrathen in allem japanischen Ursprung. Keine zeichnet sich durch besondere Größe oder durch Eigenthüm- lichkeiten aus. Die asiatische Türkei *). Eine sonderbare Lage hat die asiatische Türkei; wahrend sie ihre nördliche Breite dem schwarzen Meere zukehrt, streckt sie ihre beiden Schenkel gen Süden nach dem persischen Meerbusen und dem rothen Meere aus. . Ihre Größe gleicht ungefähr der doppelten von Spanien und Portugal zusammengenommen, oder der von Spanien, Portugal und Frankreich. Dagegen ist das sonst so schöne Land schlecht bevölkert; auf einem Landstriche, wo bei uns 4000 Menschen wohnen, finden wir in der Türkei kaum 1000. Daran ist nicht das Land, sondern ' die schlechte Regie- rung schulv. Die meisten Theile des Landes sind sehr bergig. Der Tau- rus durchzieht Klein-Asien, die große Halbinsel zwischen dem schwarzen Meer, dem Archipel und dem mittelländischen Meere. Er zieht dann nicht nur weiter fort nach Persien hinüber, son- dern sendet auch einen Zweig südlich längs dem mittelländischen Meere hin bis nach der Landenge von Suez. In diesem Zweige zeichnet sich das Gebirge Libanon aus, auf dem einst die be- rühmten Cedern wuchsen, die Salomo zum Tempelbau gebrauchte« Ein zweites Hauptgebirge geht vom Berge Ararat aus. Die- ser hohe und oben in eine ganz steile Spitze zugehende Berg ist derselbe, auf welchem die Arche Noahs stehen geblieben sein soll. Er liegt eigentlich nicht auf türkischem Boden, aber hart an der Gränze, und zwar auf russischem Gebiet, da wo die türkischen, russischen und persischen Gränzen zusammenstoßen (gleich südlich von Erivan). Von diesem Ararat gehen mehrere Bergreihen aus, *) Wir geben hier so wenig als bei andern Ländern, die leicht auf der Karte aufzufinden sind, die Gränzen an, weil die Karte dieselben deutlich genug angiebt. Ebenso scheint es mir für Mädchen nicht nöthig, die einzeln nen Länder und Statthalterschaften der asiatischen Türkei zu lernen. 6*

2. Theil 3 - S. 84

1834 - Königsberg : Bornträger
84 Asien. die das umliegende Land, das man Armenien nennt, bedecken, und cs dadurch zu einem der höchsten und bergigsten Länder Asiens machen. Fast alle Theile der asiatischen Türkei sind fruchtbar, aber schlecht angebaut, theils weil die Menschen träge sind, theils weil bei der großen Willkür der Regierung Keiner weiß, ob ihm das gelassen wird, was er anbaut. Die um die asiatische Türkei fließenden Meere und Meeren- gen sind bekannt, und brauchen nur auf der Landkarte noch ein- mal nachgesehen zu werden. Auch den einzigen Hauptfluß des Landes haben wir schon in der Einleitung genannt, den E u - phrat. Er nimmt links den Tigris auf, und heißt von da an Schat el Arab, unter welchem Namen er in den persischen Meerbusen geht. Das ganze Land gehört zu der gemäßigten Zone, und be- rührt nur mit den südlichsten Spitzen den Anfang der. heißen. Aber dennoch ist die Luft in allen niedrigen Gegenden sehr warm, etwa so wie in Sicilien, und so wie auf dieser Insel im Som- mer zuweilen der schwüle Sirocco weht, so ist es hier der gif- tige Samum, der nicht nur alle Muskeln der Menschen und Thiere plötzlich erschlafft, sondern auch leicht tödtlich wird. Da- her werfen sich die Menschen, wenn sie von ihm im Freien über- fallen werden, platt auf die Erde nieder, und sind sie daheim, so verstopfen .sie alle Oeffnungen der Häuser, und wagen sich nicht auf die Straße. Auf den Gebirgen ist die Lust zum Theil recht rauh, namentlich in Armenien. Daß ein so fruchtbares, unter einem so milden Himmel lie- gendes Land viele schöne Dinge erzeugt, versteht sich von selbst. Unter den Mineralien zeichnen wir nur den bekannten Meer- schaum, eine Talkerde, aus, der in Klein-Asien vorzugsweise ge- funden wird. Besonders ergiebig ist das Pflanzenreich. Alle Arten von Getreide, besonders auch Mais und Reiß, gedeihen ganz vorzüglich. An edlen Früchten: Mandeln, Pfirsichen, Apri- kosen, Citronen, Apfelsinen, Granaten, Ananas, Datteln, Wein u. s. w. ist das Land sehr reich, und namentlich ist ja Klein- Asien das Vaterland unsrer Kirschen. Die besten Feigen, die wir bei uns essen, bekommen wir getrocknet aus der asiatischen Tür- kei. Außer den gewöhnlichen Hausthieren findet man hier Schafe mit so langen, dicken und schweren Fettschwauzen, daß man ih- nen kleine Wagen anbindet, auf denen sie den Schwanz hinter sich herfahren; die angorischen Ziegen sind in Klein - Asien zu Hause, mit den langen Haaren, aus denen man das sogenannte Kameelgarn macht. In den Wäldern giebt es der wilden Bie- nenschwärme, die Honig und Wachs in Ueberfluß geben, in Menge. Nur hat das Land auch eine große Plage an den Heuschrecken, die nicht selten die ganze Erndte verzehren.

3. Theil 3 - S. 85

1834 - Königsberg : Bornträger
Die astatische Türkei. 85 Die Einwohner gehören sehr verschiedenen Völkern an. Au- ßer den Türken, aus denen vorzugsweise die Beamten be- stehen, leben viele Griechen im Lande, die auch hier ihre Be- triebsamkeit und Lebhaftigkeit nicht verleugnen. Besonders fin- det man ihrer viele unter den Kaufleuten und Fabrikanten. Ar- menier leben nicht nur in dem eigentlichen Armenien, sondern als Handelsleute auch in allen übrigen Gegenden des Landes. Kurden wohnen an der persischen und russischen Gränze, ein lebhaftes, aber räuberisches und kriegerisches Volk. Araber zie- hen in den Wüsten als Nomaden umher, und leben von ihren Heerden und von Räuberei. Juden, und hier und da auch Europäer, halten sich am meisten in den Handelsstädten auf. Die meisten Einwohner sind Muhamedaner; die Armenier und Griechen bekennen sich zur christlichen Religion. Der Großsultan in Constantinopel bekümmert sich um seine asiatischen Untertha- nen sehr wenig. Er hat das Land in Statthalterschaften getheilt und jeder derselben einen Statthalter (Pascha) vorgesetzt. Diese Leute regieren ganz wie sie wollen. Sie geben dem Sultan ihre jährlichen Tribute, und suchen sich auf Kosten der armen Unter- thanen reich zu machen, weil sie nicht wissen, wie lange ihre Herrschaft dauert. Denn fällt es dem Sultan einmal ein, sie hinrichten zu lassen oder wenigstens anzusetzen, so geschieht das so plötzlich, daß sie keine Maaßregeln dagegen nehmen kön- nen. Aber die Unterthanen müssen sich nicht nur ganz die Will- kühr des Pascha gefallen lassen, sondern eben so tyrannisiren auch die andern Beamten ihre Untergebenen. Kein Kaufmann, kein Haus- oder Garten- oder Ackerbesi'tzer ist sicher, daß ihirf nicht unter irgend einem Vorwände die Obrigkeit einet-. Theil seines Besi'tzthums nehme. Daher sucht Jeder sorgfältig seinen Reichthum zu verhehlen, und wer sich auch sein Haus prächtig einrichtet, giebt ihm doch äußerlich das Ansehen eines elenden Gebäudes, um nicht die Habgier des Pascha zu reizen. Das ist der Grund, warum die Bevölkerung so gering und der Anbau so schlecht ist, und warum Keiner etwas Großes zu unternehmen wagt; denn er weiß ja nicht, ob er für sich oder für Andere arbeitet. Dessenungeachtet werden einige Waaren von vorzüglicher Güte geliefert. Dahin gehören die schönen Teppiche, die Baumwol- lengewebe, das türkische Garn, das treffliche Leder, besonders Saffian und Schagrin, ausgezeichnet harte und doch biegsame Degenklingen (Damastener), die aber nicht mehr so gut sein sol- len, wie ehemals, und wer sollte die dauerhaften Färbereien nicht kennen, die ächter als die unsrigen zu sein pflegen? Außer Seehandel haben die asiatischen Türken auch weit verbreiteten Karavanenhandel auf Kameelen. Diese Karavanen ziehen nach

4. Theil 3 - S. 86

1834 - Königsberg : Bornträger
88 A s i t n. Arabien, Aegppten, Persien, ja bis in das innerste Asien. Die Bildung des Volks ist nicht größer als in der europäischen Tür- kei. Die Sitten und die Kleidung sind ganz morgenländisch. Ein Beispiel von der Art, wie man hier von vornehmen Beam^ ten bewirthet wird, mag hier Platz finden. Ein vornehmer Englän- der durchreiste Klein-Asien, und wurde von einem Aga — so heißen die Beamten, die zunächst unter dem Pascha stehen, und etwa mit einem Gouverneur verglichen werden können — zu Gaste geladen. Nach dem Empfange wurde jedem eine lange Pfeife und Kaffe dargereicht. Dann brachte man Waffer zum Waschen. Ein Bedienter trug die Wafferkanne, ein anderer das Wasserbecken. Ihnen folgten zwei andere, von denen der eine jedem Gaste ein Tellertuch auf die Knie legte, und der andere es wieder wegnahm, und es durch ein Handtuch wieder ersetzte. Nun setzte man an die Ecke des Sofa's — hier wie überall im Morgenlande giebt es nur sogenannte türkische So- pha's — ein achteckiges, niedriges Tischchen, auf welches eine große leere zinnerne Schüssel gesetzt wurde. Rund um diese her wurden Haufen von Broten, Zwiebeln und Endivien, auch Becken mit Milch und zerschnittenem Käse gestellt. Bei jedem Platze lagen zwei hölzerne Löffel. Als alles bereit war, sagte der Wirth: „Ihr seid bedient!" Die Gäste näherten sich der Tafel, und als sie sich gesetzt hatten, trat hinter jeden ein Page, der ihm über die Schultern ein mit Gold verbrämtes Tellertuch warf, und ein anderes ihm auf die Knie legte. Jetzt breitete man ein kleines leinenes Tuch in der Mitte der leeren Schüssel aus. Darauf erschien in einer gläsernen Terrine eine Art Suppe von ziemlich gutem Geschmacke ; dann ein gebratenes Lamm mit Reiß und Mandeln; gekochte Birnen; geschmortes Schaffleisch; süßes Gefrornes, kurz eine Folge von wenigstens hundert Ge- richten, bei denen man mit dem Fleische süße Gerichte und vorzüglich Pasteten wechseln ließ. Sobald man von einem Ge- richte 2—3 Bissen gegessen hatte, rief der Hausherr: „tragt ab!" Hinter jedem Gaste standen Bedienten mit Limonade und Sorbet. Das ganze Mahl schloß mit einem ungeheuren Pillau, d. i. Reiß mit Rosinen, Mandeln, Pfeffer und anderen Gewür- zen. Als alles vorbei war, wuschen sich die Gäste die Hände mit Seife und warmem Wasser, rauchten, tranken Kaffe, und gingen fort, nachdem sie die gewöhnlichen Geschenke gemacht hatten. Denn der Gebrauch ist allgemein im Morgenlande, daß man jedem, den man besucht, Geschenke bringt. Noch an- dere Eigenthümlichkeiten der Sitten, Gebräuche und der Lebensart werden wir bei Gelegenheit der Reife erzählen, die wir nun durch das Land antreten wollen. Wir fangen bei Skutarr an, das Constantinope! gegenüber liegt, und als eine

5. Theil 3 - S. 87

1834 - Königsberg : Bornträger
Die astatische Türkei. 87 Vorstadt dieser Riesenstadt betrachtet wird. Voll der unvergleich- lich herrlichen Lage von Skutari haben wir schon oben bei Conr stantinopel gesprochen, und verweisen daher auf das dort Gesagte. Gerade südlich kommen wir nach Brussa oder Bursa, einer der größten Städte des türkischen Reichs. Freilich müssen wir sie uns nicht wie unsere Städte den- ken, sondern — was auch von allen folgenden Städten wohl zu merken ist — wie eine morgenländische Stadt. Diese Städte har den alle das Eigenthümliche, daß die Straßen sehr eng, meist auch ungepflastert sind; die Häuser haben platte Dächer, und nach der Straße zu keine Fenster, sondern glatte Mauern, damit Keiner von außen wisse, ob ein Haus schon oder schlecht sei; sind ja Fenster angebracht, so sind sie mit Jalousien versehen. Auch die Mina- rets auf den Dschamls und Moskeen, statt unsrer Thürme, die vielen öffentlichen Bäder, die Springbrunnen, die großen Karavanr serasts geben einer morgenländischen Stadt ein ganz eigenthümli- ches Ansehen. Daß Brussa eine sehr ansehnliche Stadt sein müsse, geht schon aus der Menge ihrer Moskeen hervor, die der Zahl der Jahrestage gleich kommt. Die sehr engen Straßen erhalten durch die vielen Springbrunnen ein frisches Ansehen, und die Umgebnnr gen der Stadt zeichnen sich durch die vielen schonen und großen Gräber und die zahllosen Gärten und Kwske (Gartenhäuser) aus. In der Stadt selbst finden wir viele öffentliche Bäder, mehrere große Bazars und Karavanserai's. Die Letzten werden nie leer; denn Brussa treibt einen großen Handel. Hier treffen nämlich die großen Karavanen zusammen, die aus allen Gegenden Asiens komr .men, und für Constantinopel und das dahinter liegende Europa die morgenländischen Waaren herbeiführen. Außerdem hat die Stadt ansehnliche Fabriken, mehr wie alle andere Städte Klein-Asiens, überhaupt werden die Einwohner für die thätigsten unter allen Türken gehalten. Gold- und Silberstosse, schwere seidene Zeucht, herrliche Teppiche, sammtne Kissen, köstliche Saffiane und viele an- dere Sachen werden hier gemacht. Auch findet man in der Nähe den besten Meerschaum. Südwestlich von Brussa ist Smyrna, ungefähr in der Mitte der Westküste Klein-Asiens, an einem Meerbusen des Archipels, noch größer wie Brussa und die ansehnlichste Handelsstadt der ganzen Türkei. Hier stößt gewisser- maßen das Morgenland mit dem Abendlande zusammen; hier wer- den die Waaren beider Erdtheile gegen einander ausgetauscht. Die Stadt ist wie ein Amphitheater an dem Abhänge eines Berges ge- baut, auf dem eine Festung liegt. Die Straßen sind auf gut mor- genländisch eng, elend und schmutzig, aber welches Leben in ihnen und in dem schiffreichen Hafen! Täglich kommen Karavanen aus dem Osten an, und führen in die großen Speicher und reichen Ba- zars die Erzeugnisse Asiens, während unzählige Schiffe in den Hafen laufen, diese Waaren abzuholen, und dafür die Products Europa's und Amerika's zu bringen. In den Straßen drängen sich bepackte Kameele und Maulesel mit ihren schreienden Führern, und im Hafen ertönt unaufhörlich das Rufen der Matrosen und der Ein r und Auslader. Die Türken nehmen an diesem großen

6. Theil 3 - S. 125

1834 - Königsberg : Bornträger
Beludschistan. 125 sich zur mubamedanischen Religion. Wie die meisten Morgen- länder sind sie auch sehr gastfrei; wer unter ihren Schutz genom- men ist, kann sich ganz sicher fühlen, weil sie eher sterben wür- den, als ihr Worl brechen. Sie stehen unter besondern Häup- tern, denen sie willig gehorchen. Ihre Wohnungen sind Zelte aus schwarzem Filze oder aus Leinewand. Sie sind sehr träge; hat der Beludsche keine ihn ansprechende Beschäftigung, so bringt er Tage lang mit Nichtsthun und Rauchen zu, oder er kaut Opium. Kuchen, Reiß, Datteln, Käse, süße und saure Milch sind seine Lieblingsspeisen. Ihre Weiber werden gut behandelt, dürfen sich aber nicht öffentlich zeigen. Die Männer tragen ein grobes, weißes oder blaues Hemde, das um den Hals zugeknöpft wird. Darunter sind die weiten Beinkleider. Auf dem Kopfe haben sie eine kleine seidene oder baumwollene Mütze, über die sie zuweilen, um Staat zu machen, einen Turban setzen. Gehen sie aus, so werfen sie gewöhnlich einen Mantel von Ziegenhaaren oder Wolle über. Der Anzug der Weiber ist fast eben so; nur haben sie statt der Mütze die Haarflechten auf dem Wirbel zu- sammengebunden. Gehen sie aus, so verhüllen sie ihr Gesicht. Die Hauptbelustigungen der Beludschen bestehen in der Jagd, in Ringen, Fechten, Spießwerfen und Scheibenschießen, in Musik und im Tanze. Der größte Theil besteht aus Nomaden; denn ihr Land ist meist überall mit nahrhaften Kräutern bedeckt. Sie haben Heerden von Kameelen, Pferden, Rindern, Schafen und Ziegen: jeder Stamm hat seinen eigenen District, auf dem er seine Heerden weidet. Außer den Beludschen wohnen noch im Lande die Brahu's, die sich von jenen ganz unterscheiden. Sie sind nicht schlank, sondern haben kurze, dicke Beine, runde Gesichter, und sind so abgehärtet, daß ihnen die Kälte der Gebirge und die Hitze der Ebenen ganz gleichgültig ist. Dabei sind sie fleißig und arbeit- sam, halten treu ihr gegebenes Wort, üben große Gastfreiheit, und begehen nie Räubereien. Ihre Sitten sind sonst rauh: sie sind sehr gefräßig, und essen am liebsten rohes oder dock halb- rohes Fleisch; aber bei aller Roheit sind sie weit liebenswürdiger und sanfter als die Beludschen. Sie gehen Winter und Som- mer gleich gekleidet: sie tragen ein weites, weißes Hemde, weite Pantalons und eine Filzmütze. Ihr häusliches Leben ist sehr einfach. Die Männer weiden die Heerden, oder bauen das Land, und verrichten überhaupt alle Arbeit außer dem Hause; die Frauen dagegen melken, buttern, machen Käse, erziehen die Kin- der, und machen Teppiche, Filze und das Zeuch zu ihren Klei- dern. Männer und Weiber leben mit einander, wie bei uns. Die Tracht der letzteren ist fast wie die der Männer. Die Re- ligion ist die muhamedanische.

7. Theil 3 - S. 89

1834 - Königsberg : Bornträger
Die asiatische Türkei. 89 fast nichts als Mohnfelder, was zur Zeit der Blüthe einen prächtir gen Anblick gewährt. Bekanntlich verbrauchen die Türken sehr viel Opium; der größte Theil davon wird hier bereitet. Von hier nordöstlich liegt Angora. Von ihr haben die angorischen Ziegen, die sich durch ihre langen Haare auszeichnen, ihren Namen. Aus diesen Haaren macht man hier das bekannte Kameelgarn ldas eigentlich Kämest gärn heißen jollte, weil man die Thiere auch Kämelziegen nennt) und schöne Kamelotte von verschiedenen Farben. Die Stadt ist mit Bergen umgeben, auf denen die Ziegen weiden. Gerade östlich finden wir Tok^t, eine große Stadt, und einen der bedeutendsten Hanr delspläßekleimasiens. Sie liegt an der großen Straße, die von Constantinopel nach Persien geht. Daher ziehen hier täglich Rest sende und Karavanen hindurch. Reisen wir von hier nordöstlich, so finden wir an der Küste des schwarzen Meers Tr ab esu n oder Trebisonde, eine schon im Alterthume der rühmte Stadt. Jetzt hat sie enge, schmutzige Straßen, treibt aber starke Schiffahrt auf dem schwarzen Meere. In der Ferne steht man die hohen schneebedeckten Häupter des Kaukasus, namentlich den Elborus sich erheben. Ehe wir weiter reisen, müssen wir die Inseln im Archipel und im mittelländischen Meere, die zu Klein-Asien gehören, be- suchen. Diejenigen Inseln des Archipels, die näher bei Europa liegen, haben wir schon bei Beschreibung der europäischen Türkei genannt; jetzt die an der asiatischen Seite: 1. Mytilene hieß bei den Alten Lesbos, liegt nordwestlich von Smyrna, und wird theils von Türken, theils von Griechen bewohnt. Die Lust ist hier, wie auf allen diesen Inseln, höchst mild und angenehm. 2. Jpsara oder Psara, südlicher, eine kleine Fclseninsel, an sich unbedeutend. Aber bei dem Aufstande der Griechen haben sich die Einwohner, lauter Griechen, durch Tapferkeit und Heldenmuth besonders hervorgethan. Um sie zu züchtigen, über- fiel eine große türkische Flotte 1823 das Jnselchen. Da wehrten sich nicht nur die Einwohner mit Heldenmuth, sondern ein Theil derselben, der sich in ein Kloster geworfen hatte, und hier von den Türken bestürmt wurde, sprengte sich mit diesen kühn in die Luft. 3. Sk io, Tschesme gegenüber, eine herrliche, fruchtbare In- sel mit dem angenehmsten Klima von der Welt. Hier ist ein ewiger Frühling. Schattengänge laufen durch Wälder von Po- meranzen-, Citronen- und Mandelbäumen, über welche Felsen- berge^ ragen, in deren Schluchten tausend gewürzreiche Krauter wachsn, welche die Luft mit Wohlgerüchen erfüllen. Sie war vor der griechischen Revolution nicht nur die bevölkertste Insel des Archipels, sondern wohl überhaupt das bevölkertste Land in

8. Theil 3 - S. 127

1834 - Königsberg : Bornträger
Die freit Tata rer. 127 sien und Kabulistan- und im Westen vom caspischen Meere ein- geschlossen. Auch dies große Land ist ein Hochland, eine Hoch- ebene, von hohen Gebirgen umgeben, und von mehreren Zwei- gen durchzogen. Der viele Sand und die unzähligen Muscheln, die den Boden der tieferen Gegenden um das kasvische Meer und den Aralsee bedecken, beweisen, daß einst hier Meer fluthete. Die Gebirge, die an der Ostgränze hinlaufen, sind meist sehr hoch, und auf den höchsten Spitzen mit Schnee bedeckt. Den Hindukufch kennen wir schon, eben so den Mussart. Die hohe Kette zwischen beiden nennt man den Be l u t-Ta g h. Vom kaspischeu Meere gehört nur der östliche Theil hieher, und vom Aralsee der südliche. Die Hauptflüsse des Landes sind der Sir und der Amu, die beide in den Aralsee fließen. Die Ufer beider , besonders ihre Mündungen, sind sehr mit Schilf bewachsen, sonst nackt und baumlos. Das Klima auf und an den östlichen Gebirgen ist wie in Helveticn, eine wahre Alpennatur; doch ist das Land hier noch wenig bekannt. An dem Abhange sind sehr herrliche Alpenwei- den und schöne Wälder. In den Thälern ist das herrliche Klima von Italien. In den Niederungen ist der Sommer lang und sehr heiß, aber der Winter so kalt, daß selbst die Flüsse mit einer Eisdecke überzogen werden. Das Land ist an Produkten reich: Pferde, Esel, Kameelc, Büffel und Zebu's, Sckafe mit und ohne Fett- schwänze, Ziegen; in den Rohrgegenden längs den Flüssen findet man viele wilde Eber; auch Hirsche, Gazellen, Muffels (wilde Schafe), Panther, Unzen, wilde Katzen, Schakals, Hyänen, Bä- ren, Wölfe, Füchse, Marder, Stachelschweine, und eine zahllose Menge von Zugvögeln. Es wachsen hier nicht nur alle Arten von Getreide, sondern besonders sind die Wiesen der Alpenthäler mit einer herrlichen Flora von Anemonen, Ranunkeln, Tazetten, Narzissen, Iris, Tulpen Und andern Blumen bedeckt, die unsere Gärten zieren. Auch an gewöhnlichem und feinem Obste ist das Land sehr reich, so wie an Apothekerkräutern. In den Gebirgen findet man viele edle Steine: Rubinen, Türkise, Lapis Lazuli, Jaspis, Karneole, Chalcedone u. s. w. Die meisten Einwohner leben als Nomaden von Viehzucht, treiben dabei aber auch Acker- bau; Dörfer giebt es gar nickt; der ansässigen Leute giebt es nur in den Städten. Ist ein Weideplatz abgefressen, so treiben die Hirten die Heerde weiter, und bleiben Winter und Sommer un- ter freiem Himmel, wobei manches Stück Vieh durch die raube Witterung umkommt. In der Nähe ihrer Sommerhütten pfle- gen die Nomaden immer etwas Feld zu bebauen.| Da die freie Totaler' in der Mitte von''Alien liegt, so treibt sie nach allen Weltgegenden Handel, und ist die Vermittlerin

9. Theil 3 - S. 91

1834 - Königsberg : Bornträger
Die astatische Türkei. 91 sei noch mehr zu veröden. Ungeachtet dieses Verfalles bringt die In- sel doch noch vielen köstlichen Wein hervor, der auch bei uns manch- mal unter dem Namen des Cypernwerns getrunken wird. Eben- so laßt die Natur die edelsten Früchte in Menge wie von selbst wachsen. Majoran, Lavendel, Salbei, Thymian, Myrtengebüsche und andere gewürzreiche Pflanzen überziehen den Boden und werden hier so wenig geachtet, daß man sie oft nur zur Feuerung gebraucht. Die meisten Einwohner sind Türken, der kleinere Theil Griechen. Sie gehört zur Statthalterschaft des Pascha von Aegypten. Wir kehren nach dem festen Lande zurück. Nordöstlich von Cypern finden wir nicht weit von der Küste Klein-Asiens Tarsus, das uns an Alexander den Großen, den Römer An- tonius, die Cleopatra und den Apostel Paulus erinnert*). Man zeigt hier sogar eine Kirche, die vom Apostel erbaut sei; wenn^dies auch nicht denkbar ist, so ist sie doch sehr alt. Jetzt ist die Stadt nicht mehr bedeutend. Wir wenden uns nach dem südwestlichen Schenkel des Landes, der längs dem mittelländischen Meere bis nach dem rothen Meere hinlauft. Man nennt dieses ziemlich schmale Land Syrien. Seit 1833 steht es unter der Herrschaft des Pascha v. Aegyp- ten, der nur die Oberhoheit des Sultans anerkennt. Da, wo wir, Cypern gegenüber, um das Meer, das hier einen Winkel zwischen Klein-Asien, und Syrien macht, herumbiegen, erinnern wir uns an die einst hier liegende Stadt Jssos, bei welcher Alexander der Große den König der Perser Darios Codomannos besiegte* **). In Syrien kommen wir zuerst, nicht weit vom Meere nach Äntakia, das sonst Antiochia hieß, eine recht hübsche, aber nicht sehr^ bedeutende Stadt, einst groß, ansehnlich und fest. Es ist dieselbe Stadt, welche bei dem ersten Kreuzzuge von den Kreuzr fahrern erst belagert und bestürmt wurde, in der aber nachher dier lelben Kreuzfahrer unsägliche Noth ausstanden***). Weit größer und wichtiger ist die östlicher liegende Stadt Haleb oder Aleppo, der Mittelpunkt der Karavanen, die von Armenien, Persien, dem mittlern Asien, Aegypten u. s. w. kommen. Hier werden die kostbarsten Erzeugnisse Asiens niederger legt, und entweder über Antakia zu Schiste oder mit andern Karar vanen weiter befördert. Daher ist hier ein ungemein reges Treir den, nicht nur von Morgenlandern, sondern auch von Griechen und Europäern (Franken), deren viele, Engländer, Italiener, Deutr sche u. s. w. sich hier aufhalten. Die Straßen dieser großen Stadt, dle gegen 200,000 Einwohner haben soll, sind zwar eng, aber reinr Uch und gut gepstastert, nur sehr öde, weil man von den meisten ? S. mein Lehrbuch der Weltgeschichte für Töchterschulen, 4te Ausa. i- <3. 18a. u. 277. **) S. Ebendas. Tbl. I. S. 186. ***) S. Ebend. Th. 2., S. 106.

10. Theil 3 - S. 129

1834 - Königsberg : Bornträger
Die freie Tatarei. 129 ten. Der Bukhare ist von mittler Statur, schlank und wohl- gebildet. Die Haut ist etwas bräunlich, die Augen sind groß, schwarz und lebendig, das Gesicht frisch, die Nase gekrümmt, das Haar schwarz und sehr fein. Ihre Haltung zeigt Gewandt- heit und hat etwas sehr Edles. Besonders hübsch sind die Frauen. Die Bukharen sind offen, freundlich, theilnehmend, friedlich und gastfrei; aber hinter dieser freundlichen Außenseite soll eine große Verdorbenheit verborgen sein. Für edle, uneigen- nützige Handlungen sind sie unfähig. Sie tragen ein Hemde und Beinkleider von leichtem, baumwollenem Zeuche, darüber einen seidenen Kaftan. Auf dem Kopfe haben sie eine Mütze mit Pelzwerk oder einen Turban, und um den Leib eine vier- fache Binde von Seide. Wenn sie ausgehen, so werfen sie wohl noch einen langen Tuchrock mit Pclzwerk über. Die Weiber haben weite Kaftans von Baumwolle oder Seide; der Kopf ist mit einer kleinen stachen, bunten Mütze bedeckt, unter welcher das Haar den Rücken herab in Flechten hängt, vielfach mit Per- len und Edelsteinen geschmückt. Zwei wichtige Städte liegen in diesem Lande: Samarkand und Bukhara. Samarkand liegt in der Mitte eines reizenden Thales, ist wie alle Städte dieses Landes, mit einem Erdwalle und Graben umge- den, und hat ungepflasterte Straßen und unbedeutende Hauser. Im * Mittelalter war sie so groß und prächtig, daß die Morgenlander sie als eine Wunderstadt betrachten; jetzt ist davon kaum noch eine Spur zu sehen. Hier liegt das Schloß, in welchem der Kroßrkhan den Winter über wohnt. Bukhara ist die größte und wichtigste Stadt in der freien Tatarei, westlich von Samarkand. Die Bauart ist wie die von Samarkand, aber im Allgemeinen ist Bukhara schöner und groß- artiger. Die Hauser sind nur aus ungebrannten Backsteinen oder Lehm, die Straßen schmal und ungepflastert, und so trocken, daß im Sommer eine beständige Staubwolke über der Stadt ruhen soll. Sie ist der Mittelpunkt des Handels, und hat daher große Bazars und viele Karavanserais. Von außen sieht diese große Stadt sehr schön aus; denn sie hat viele Moscheen und Minarets. Auch ist die ganze Gegend sehr gut bewässert und daher überaus lachend, ein beständiger Garten. Die Dörfer umher stehen in wahren Wäl- dern von Fruchtbäumen. Doch ist das nur in der nächsten Um- gegend; weiterhin wird es desto wüster; denn Bukhara liegt auf einer Oase der bukharischen Wüste. 2. Turkiftan ist der nördliche Theil der freien Tatarei, zwilchen dem Aralsee und der chinesischen Mongolei. Die Ein- wohner sind folgende Völkerschaften: die Turkmannen sind Verwandte der Türken, und ihnen in der äußeren Bildung wie im Charakter sehr ähnlich. Sie sind Nomaden und wohnen unter Filzjurten. Sie tragen ein Nösselt's Geographie- 2te Aufl. Hi. 9
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