Die asiatische Türkei.
83
dalen gleich, und Fische machen ihren Hauptnahrungszweig aus.
Mit den Pelzen von Füchsen, Seeottern und andern Seethieren
bezahlen sie ihre Abgaben. Die Bewohner der südlichen haben
japanische Sitten, und verrathen in allem japanischen Ursprung.
Keine zeichnet sich durch besondere Größe oder durch Eigenthüm-
lichkeiten aus.
Die asiatische Türkei *).
Eine sonderbare Lage hat die asiatische Türkei; wahrend sie
ihre nördliche Breite dem schwarzen Meere zukehrt, streckt sie
ihre beiden Schenkel gen Süden nach dem persischen Meerbusen
und dem rothen Meere aus. . Ihre Größe gleicht ungefähr der
doppelten von Spanien und Portugal zusammengenommen, oder
der von Spanien, Portugal und Frankreich. Dagegen ist das
sonst so schöne Land schlecht bevölkert; auf einem Landstriche, wo
bei uns 4000 Menschen wohnen, finden wir in der Türkei kaum
1000. Daran ist nicht das Land, sondern ' die schlechte Regie-
rung schulv.
Die meisten Theile des Landes sind sehr bergig. Der Tau-
rus durchzieht Klein-Asien, die große Halbinsel zwischen dem
schwarzen Meer, dem Archipel und dem mittelländischen Meere.
Er zieht dann nicht nur weiter fort nach Persien hinüber, son-
dern sendet auch einen Zweig südlich längs dem mittelländischen
Meere hin bis nach der Landenge von Suez. In diesem Zweige
zeichnet sich das Gebirge Libanon aus, auf dem einst die be-
rühmten Cedern wuchsen, die Salomo zum Tempelbau gebrauchte«
Ein zweites Hauptgebirge geht vom Berge Ararat aus. Die-
ser hohe und oben in eine ganz steile Spitze zugehende Berg ist
derselbe, auf welchem die Arche Noahs stehen geblieben sein soll.
Er liegt eigentlich nicht auf türkischem Boden, aber hart an der
Gränze, und zwar auf russischem Gebiet, da wo die türkischen,
russischen und persischen Gränzen zusammenstoßen (gleich südlich
von Erivan). Von diesem Ararat gehen mehrere Bergreihen aus,
*) Wir geben hier so wenig als bei andern Ländern, die leicht auf der
Karte aufzufinden sind, die Gränzen an, weil die Karte dieselben deutlich
genug angiebt. Ebenso scheint es mir für Mädchen nicht nöthig, die einzeln
nen Länder und Statthalterschaften der asiatischen Türkei zu lernen.
6*
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Portugal Spanien Portugal Frankreich Persien Suez Noahs
84
Asien.
die das umliegende Land, das man Armenien nennt, bedecken,
und cs dadurch zu einem der höchsten und bergigsten Länder
Asiens machen. Fast alle Theile der asiatischen Türkei sind
fruchtbar, aber schlecht angebaut, theils weil die Menschen träge
sind, theils weil bei der großen Willkür der Regierung Keiner
weiß, ob ihm das gelassen wird, was er anbaut.
Die um die asiatische Türkei fließenden Meere und Meeren-
gen sind bekannt, und brauchen nur auf der Landkarte noch ein-
mal nachgesehen zu werden. Auch den einzigen Hauptfluß des
Landes haben wir schon in der Einleitung genannt, den E u -
phrat. Er nimmt links den Tigris auf, und heißt von da an
Schat el Arab, unter welchem Namen er in den persischen
Meerbusen geht.
Das ganze Land gehört zu der gemäßigten Zone, und be-
rührt nur mit den südlichsten Spitzen den Anfang der. heißen.
Aber dennoch ist die Luft in allen niedrigen Gegenden sehr warm,
etwa so wie in Sicilien, und so wie auf dieser Insel im Som-
mer zuweilen der schwüle Sirocco weht, so ist es hier der gif-
tige Samum, der nicht nur alle Muskeln der Menschen und
Thiere plötzlich erschlafft, sondern auch leicht tödtlich wird. Da-
her werfen sich die Menschen, wenn sie von ihm im Freien über-
fallen werden, platt auf die Erde nieder, und sind sie daheim,
so verstopfen .sie alle Oeffnungen der Häuser, und wagen sich
nicht auf die Straße. Auf den Gebirgen ist die Lust zum Theil
recht rauh, namentlich in Armenien.
Daß ein so fruchtbares, unter einem so milden Himmel lie-
gendes Land viele schöne Dinge erzeugt, versteht sich von selbst.
Unter den Mineralien zeichnen wir nur den bekannten Meer-
schaum, eine Talkerde, aus, der in Klein-Asien vorzugsweise ge-
funden wird. Besonders ergiebig ist das Pflanzenreich. Alle
Arten von Getreide, besonders auch Mais und Reiß, gedeihen
ganz vorzüglich. An edlen Früchten: Mandeln, Pfirsichen, Apri-
kosen, Citronen, Apfelsinen, Granaten, Ananas, Datteln, Wein
u. s. w. ist das Land sehr reich, und namentlich ist ja Klein-
Asien das Vaterland unsrer Kirschen. Die besten Feigen, die wir
bei uns essen, bekommen wir getrocknet aus der asiatischen Tür-
kei. Außer den gewöhnlichen Hausthieren findet man hier Schafe
mit so langen, dicken und schweren Fettschwauzen, daß man ih-
nen kleine Wagen anbindet, auf denen sie den Schwanz hinter
sich herfahren; die angorischen Ziegen sind in Klein - Asien zu
Hause, mit den langen Haaren, aus denen man das sogenannte
Kameelgarn macht. In den Wäldern giebt es der wilden Bie-
nenschwärme, die Honig und Wachs in Ueberfluß geben, in Menge.
Nur hat das Land auch eine große Plage an den Heuschrecken,
die nicht selten die ganze Erndte verzehren.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
Extrahierte Ortsnamen: Armenien Asiens Sicilien Armenien Asien Ueberfluß
Die astatische Türkei.
85
Die Einwohner gehören sehr verschiedenen Völkern an. Au-
ßer den Türken, aus denen vorzugsweise die Beamten be-
stehen, leben viele Griechen im Lande, die auch hier ihre Be-
triebsamkeit und Lebhaftigkeit nicht verleugnen. Besonders fin-
det man ihrer viele unter den Kaufleuten und Fabrikanten. Ar-
menier leben nicht nur in dem eigentlichen Armenien, sondern
als Handelsleute auch in allen übrigen Gegenden des Landes.
Kurden wohnen an der persischen und russischen Gränze, ein
lebhaftes, aber räuberisches und kriegerisches Volk. Araber zie-
hen in den Wüsten als Nomaden umher, und leben von ihren
Heerden und von Räuberei. Juden, und hier und da auch
Europäer, halten sich am meisten in den Handelsstädten auf.
Die meisten Einwohner sind Muhamedaner; die Armenier und
Griechen bekennen sich zur christlichen Religion. Der Großsultan
in Constantinopel bekümmert sich um seine asiatischen Untertha-
nen sehr wenig. Er hat das Land in Statthalterschaften getheilt
und jeder derselben einen Statthalter (Pascha) vorgesetzt. Diese
Leute regieren ganz wie sie wollen. Sie geben dem Sultan ihre
jährlichen Tribute, und suchen sich auf Kosten der armen Unter-
thanen reich zu machen, weil sie nicht wissen, wie lange
ihre Herrschaft dauert. Denn fällt es dem Sultan einmal ein,
sie hinrichten zu lassen oder wenigstens anzusetzen, so geschieht
das so plötzlich, daß sie keine Maaßregeln dagegen nehmen kön-
nen. Aber die Unterthanen müssen sich nicht nur ganz die Will-
kühr des Pascha gefallen lassen, sondern eben so tyrannisiren
auch die andern Beamten ihre Untergebenen. Kein Kaufmann,
kein Haus- oder Garten- oder Ackerbesi'tzer ist sicher, daß ihirf
nicht unter irgend einem Vorwände die Obrigkeit einet-. Theil
seines Besi'tzthums nehme. Daher sucht Jeder sorgfältig seinen
Reichthum zu verhehlen, und wer sich auch sein Haus prächtig
einrichtet, giebt ihm doch äußerlich das Ansehen eines elenden
Gebäudes, um nicht die Habgier des Pascha zu reizen. Das ist
der Grund, warum die Bevölkerung so gering und der Anbau
so schlecht ist, und warum Keiner etwas Großes zu unternehmen
wagt; denn er weiß ja nicht, ob er für sich oder für Andere
arbeitet.
Dessenungeachtet werden einige Waaren von vorzüglicher Güte
geliefert. Dahin gehören die schönen Teppiche, die Baumwol-
lengewebe, das türkische Garn, das treffliche Leder, besonders
Saffian und Schagrin, ausgezeichnet harte und doch biegsame
Degenklingen (Damastener), die aber nicht mehr so gut sein sol-
len, wie ehemals, und wer sollte die dauerhaften Färbereien
nicht kennen, die ächter als die unsrigen zu sein pflegen? Außer
Seehandel haben die asiatischen Türken auch weit verbreiteten
Karavanenhandel auf Kameelen. Diese Karavanen ziehen nach
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
88
A s i t n.
Arabien, Aegppten, Persien, ja bis in das innerste Asien. Die
Bildung des Volks ist nicht größer als in der europäischen Tür-
kei. Die Sitten und die Kleidung sind ganz morgenländisch.
Ein Beispiel von der Art, wie man hier von vornehmen Beam^
ten bewirthet wird, mag hier Platz finden. Ein vornehmer Englän-
der durchreiste Klein-Asien, und wurde von einem Aga — so
heißen die Beamten, die zunächst unter dem Pascha stehen, und
etwa mit einem Gouverneur verglichen werden können — zu
Gaste geladen. Nach dem Empfange wurde jedem eine lange
Pfeife und Kaffe dargereicht. Dann brachte man Waffer zum
Waschen. Ein Bedienter trug die Wafferkanne, ein anderer
das Wasserbecken. Ihnen folgten zwei andere, von denen der
eine jedem Gaste ein Tellertuch auf die Knie legte, und der
andere es wieder wegnahm, und es durch ein Handtuch wieder
ersetzte. Nun setzte man an die Ecke des Sofa's — hier wie
überall im Morgenlande giebt es nur sogenannte türkische So-
pha's — ein achteckiges, niedriges Tischchen, auf welches eine
große leere zinnerne Schüssel gesetzt wurde. Rund um diese her
wurden Haufen von Broten, Zwiebeln und Endivien, auch
Becken mit Milch und zerschnittenem Käse gestellt. Bei jedem
Platze lagen zwei hölzerne Löffel. Als alles bereit war, sagte
der Wirth: „Ihr seid bedient!" Die Gäste näherten sich der
Tafel, und als sie sich gesetzt hatten, trat hinter jeden ein Page,
der ihm über die Schultern ein mit Gold verbrämtes Tellertuch
warf, und ein anderes ihm auf die Knie legte. Jetzt breitete
man ein kleines leinenes Tuch in der Mitte der leeren Schüssel
aus. Darauf erschien in einer gläsernen Terrine eine Art Suppe
von ziemlich gutem Geschmacke ; dann ein gebratenes Lamm mit
Reiß und Mandeln; gekochte Birnen; geschmortes Schaffleisch;
süßes Gefrornes, kurz eine Folge von wenigstens hundert Ge-
richten, bei denen man mit dem Fleische süße Gerichte und
vorzüglich Pasteten wechseln ließ. Sobald man von einem Ge-
richte 2—3 Bissen gegessen hatte, rief der Hausherr: „tragt
ab!" Hinter jedem Gaste standen Bedienten mit Limonade und
Sorbet. Das ganze Mahl schloß mit einem ungeheuren Pillau,
d. i. Reiß mit Rosinen, Mandeln, Pfeffer und anderen Gewür-
zen. Als alles vorbei war, wuschen sich die Gäste die Hände
mit Seife und warmem Wasser, rauchten, tranken Kaffe, und
gingen fort, nachdem sie die gewöhnlichen Geschenke gemacht
hatten. Denn der Gebrauch ist allgemein im Morgenlande,
daß man jedem, den man besucht, Geschenke bringt. Noch an-
dere Eigenthümlichkeiten der Sitten, Gebräuche und der Lebensart
werden wir bei Gelegenheit der Reife erzählen, die wir nun
durch das Land antreten wollen. Wir fangen bei
Skutarr an, das Constantinope! gegenüber liegt, und als eine
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Die astatische Türkei.
87
Vorstadt dieser Riesenstadt betrachtet wird. Voll der unvergleich-
lich herrlichen Lage von Skutari haben wir schon oben bei Conr
stantinopel gesprochen, und verweisen daher auf das dort Gesagte.
Gerade südlich kommen wir nach
Brussa oder Bursa, einer der größten Städte des türkischen
Reichs. Freilich müssen wir sie uns nicht wie unsere Städte den-
ken, sondern — was auch von allen folgenden Städten wohl zu
merken ist — wie eine morgenländische Stadt. Diese Städte har
den alle das Eigenthümliche, daß die Straßen sehr eng, meist auch
ungepflastert sind; die Häuser haben platte Dächer, und nach der
Straße zu keine Fenster, sondern glatte Mauern, damit Keiner von
außen wisse, ob ein Haus schon oder schlecht sei; sind ja Fenster
angebracht, so sind sie mit Jalousien versehen. Auch die Mina-
rets auf den Dschamls und Moskeen, statt unsrer Thürme, die
vielen öffentlichen Bäder, die Springbrunnen, die großen Karavanr
serasts geben einer morgenländischen Stadt ein ganz eigenthümli-
ches Ansehen. Daß Brussa eine sehr ansehnliche Stadt sein müsse,
geht schon aus der Menge ihrer Moskeen hervor, die der Zahl der
Jahrestage gleich kommt. Die sehr engen Straßen erhalten durch
die vielen Springbrunnen ein frisches Ansehen, und die Umgebnnr
gen der Stadt zeichnen sich durch die vielen schonen und großen
Gräber und die zahllosen Gärten und Kwske (Gartenhäuser) aus.
In der Stadt selbst finden wir viele öffentliche Bäder, mehrere
große Bazars und Karavanserai's. Die Letzten werden nie leer;
denn Brussa treibt einen großen Handel. Hier treffen nämlich die
großen Karavanen zusammen, die aus allen Gegenden Asiens komr
.men, und für Constantinopel und das dahinter liegende Europa die
morgenländischen Waaren herbeiführen. Außerdem hat die Stadt
ansehnliche Fabriken, mehr wie alle andere Städte Klein-Asiens,
überhaupt werden die Einwohner für die thätigsten unter allen
Türken gehalten. Gold- und Silberstosse, schwere seidene Zeucht,
herrliche Teppiche, sammtne Kissen, köstliche Saffiane und viele an-
dere Sachen werden hier gemacht. Auch findet man in der Nähe
den besten Meerschaum. Südwestlich von Brussa ist
Smyrna, ungefähr in der Mitte der Westküste Klein-Asiens,
an einem Meerbusen des Archipels, noch größer wie Brussa und
die ansehnlichste Handelsstadt der ganzen Türkei. Hier stößt gewisser-
maßen das Morgenland mit dem Abendlande zusammen; hier wer-
den die Waaren beider Erdtheile gegen einander ausgetauscht. Die
Stadt ist wie ein Amphitheater an dem Abhänge eines Berges ge-
baut, auf dem eine Festung liegt. Die Straßen sind auf gut mor-
genländisch eng, elend und schmutzig, aber welches Leben in ihnen
und in dem schiffreichen Hafen! Täglich kommen Karavanen aus
dem Osten an, und führen in die großen Speicher und reichen Ba-
zars die Erzeugnisse Asiens, während unzählige Schiffe in den
Hafen laufen, diese Waaren abzuholen, und dafür die Products
Europa's und Amerika's zu bringen. In den Straßen drängen
sich bepackte Kameele und Maulesel mit ihren schreienden Führern,
und im Hafen ertönt unaufhörlich das Rufen der Matrosen und
der Ein r und Auslader. Die Türken nehmen an diesem großen
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Brussa
Extrahierte Ortsnamen: Bursa Asiens Constantinopel Europa Smyrna Westküste_Klein-Asiens Asiens
Beludschistan.
125
sich zur mubamedanischen Religion. Wie die meisten Morgen-
länder sind sie auch sehr gastfrei; wer unter ihren Schutz genom-
men ist, kann sich ganz sicher fühlen, weil sie eher sterben wür-
den, als ihr Worl brechen. Sie stehen unter besondern Häup-
tern, denen sie willig gehorchen. Ihre Wohnungen sind Zelte
aus schwarzem Filze oder aus Leinewand. Sie sind sehr träge;
hat der Beludsche keine ihn ansprechende Beschäftigung, so bringt
er Tage lang mit Nichtsthun und Rauchen zu, oder er kaut
Opium. Kuchen, Reiß, Datteln, Käse, süße und saure Milch
sind seine Lieblingsspeisen. Ihre Weiber werden gut behandelt,
dürfen sich aber nicht öffentlich zeigen. Die Männer tragen ein
grobes, weißes oder blaues Hemde, das um den Hals zugeknöpft
wird. Darunter sind die weiten Beinkleider. Auf dem Kopfe
haben sie eine kleine seidene oder baumwollene Mütze, über die
sie zuweilen, um Staat zu machen, einen Turban setzen. Gehen
sie aus, so werfen sie gewöhnlich einen Mantel von Ziegenhaaren
oder Wolle über. Der Anzug der Weiber ist fast eben so; nur
haben sie statt der Mütze die Haarflechten auf dem Wirbel zu-
sammengebunden. Gehen sie aus, so verhüllen sie ihr Gesicht.
Die Hauptbelustigungen der Beludschen bestehen in der Jagd,
in Ringen, Fechten, Spießwerfen und Scheibenschießen, in Musik
und im Tanze. Der größte Theil besteht aus Nomaden; denn
ihr Land ist meist überall mit nahrhaften Kräutern bedeckt. Sie
haben Heerden von Kameelen, Pferden, Rindern, Schafen und
Ziegen: jeder Stamm hat seinen eigenen District, auf dem er
seine Heerden weidet.
Außer den Beludschen wohnen noch im Lande die Brahu's,
die sich von jenen ganz unterscheiden. Sie sind nicht schlank,
sondern haben kurze, dicke Beine, runde Gesichter, und sind so
abgehärtet, daß ihnen die Kälte der Gebirge und die Hitze der
Ebenen ganz gleichgültig ist. Dabei sind sie fleißig und arbeit-
sam, halten treu ihr gegebenes Wort, üben große Gastfreiheit,
und begehen nie Räubereien. Ihre Sitten sind sonst rauh: sie
sind sehr gefräßig, und essen am liebsten rohes oder dock halb-
rohes Fleisch; aber bei aller Roheit sind sie weit liebenswürdiger
und sanfter als die Beludschen. Sie gehen Winter und Som-
mer gleich gekleidet: sie tragen ein weites, weißes Hemde, weite
Pantalons und eine Filzmütze. Ihr häusliches Leben ist sehr
einfach. Die Männer weiden die Heerden, oder bauen das Land,
und verrichten überhaupt alle Arbeit außer dem Hause; die
Frauen dagegen melken, buttern, machen Käse, erziehen die Kin-
der, und machen Teppiche, Filze und das Zeuch zu ihren Klei-
dern. Männer und Weiber leben mit einander, wie bei uns.
Die Tracht der letzteren ist fast wie die der Männer. Die Re-
ligion ist die muhamedanische.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
Die asiatische Türkei.
89
fast nichts als Mohnfelder, was zur Zeit der Blüthe einen prächtir
gen Anblick gewährt. Bekanntlich verbrauchen die Türken sehr
viel Opium; der größte Theil davon wird hier bereitet. Von hier
nordöstlich liegt
Angora. Von ihr haben die angorischen Ziegen, die sich durch
ihre langen Haare auszeichnen, ihren Namen. Aus diesen Haaren
macht man hier das bekannte Kameelgarn ldas eigentlich Kämest
gärn heißen jollte, weil man die Thiere auch Kämelziegen nennt)
und schöne Kamelotte von verschiedenen Farben. Die Stadt ist
mit Bergen umgeben, auf denen die Ziegen weiden. Gerade östlich
finden wir
Tok^t, eine große Stadt, und einen der bedeutendsten Hanr
delspläßekleimasiens. Sie liegt an der großen Straße, die von
Constantinopel nach Persien geht. Daher ziehen hier täglich Rest
sende und Karavanen hindurch. Reisen wir von hier nordöstlich,
so finden wir an der Küste des schwarzen Meers
Tr ab esu n oder Trebisonde, eine schon im Alterthume der
rühmte Stadt. Jetzt hat sie enge, schmutzige Straßen, treibt aber
starke Schiffahrt auf dem schwarzen Meere. In der Ferne steht
man die hohen schneebedeckten Häupter des Kaukasus, namentlich
den Elborus sich erheben.
Ehe wir weiter reisen, müssen wir die Inseln im Archipel
und im mittelländischen Meere, die zu Klein-Asien gehören, be-
suchen. Diejenigen Inseln des Archipels, die näher bei Europa
liegen, haben wir schon bei Beschreibung der europäischen Türkei
genannt; jetzt die an der asiatischen Seite:
1. Mytilene hieß bei den Alten Lesbos, liegt nordwestlich
von Smyrna, und wird theils von Türken, theils von Griechen
bewohnt. Die Lust ist hier, wie auf allen diesen Inseln, höchst
mild und angenehm.
2. Jpsara oder Psara, südlicher, eine kleine Fclseninsel,
an sich unbedeutend. Aber bei dem Aufstande der Griechen
haben sich die Einwohner, lauter Griechen, durch Tapferkeit und
Heldenmuth besonders hervorgethan. Um sie zu züchtigen, über-
fiel eine große türkische Flotte 1823 das Jnselchen. Da wehrten
sich nicht nur die Einwohner mit Heldenmuth, sondern ein
Theil derselben, der sich in ein Kloster geworfen hatte, und hier
von den Türken bestürmt wurde, sprengte sich mit diesen kühn
in die Luft.
3. Sk io, Tschesme gegenüber, eine herrliche, fruchtbare In-
sel mit dem angenehmsten Klima von der Welt. Hier ist ein
ewiger Frühling. Schattengänge laufen durch Wälder von Po-
meranzen-, Citronen- und Mandelbäumen, über welche Felsen-
berge^ ragen, in deren Schluchten tausend gewürzreiche Krauter
wachsn, welche die Luft mit Wohlgerüchen erfüllen. Sie war
vor der griechischen Revolution nicht nur die bevölkertste Insel
des Archipels, sondern wohl überhaupt das bevölkertste Land in
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Jpsara
Extrahierte Ortsnamen: Angora Constantinopel Kaukasus Europa Smyrna
Die freit Tata rer.
127
sien und Kabulistan- und im Westen vom caspischen Meere ein-
geschlossen. Auch dies große Land ist ein Hochland, eine Hoch-
ebene, von hohen Gebirgen umgeben, und von mehreren Zwei-
gen durchzogen. Der viele Sand und die unzähligen Muscheln,
die den Boden der tieferen Gegenden um das kasvische Meer
und den Aralsee bedecken, beweisen, daß einst hier Meer fluthete.
Die Gebirge, die an der Ostgränze hinlaufen, sind meist sehr
hoch, und auf den höchsten Spitzen mit Schnee bedeckt. Den
Hindukufch kennen wir schon, eben so den Mussart. Die
hohe Kette zwischen beiden nennt man den Be l u t-Ta g h. Vom
kaspischeu Meere gehört nur der östliche Theil hieher, und
vom Aralsee der südliche. Die Hauptflüsse des Landes sind
der Sir und der Amu, die beide in den Aralsee fließen. Die
Ufer beider , besonders ihre Mündungen, sind sehr mit Schilf
bewachsen, sonst nackt und baumlos.
Das Klima auf und an den östlichen Gebirgen ist wie in
Helveticn, eine wahre Alpennatur; doch ist das Land hier noch
wenig bekannt. An dem Abhange sind sehr herrliche Alpenwei-
den und schöne Wälder. In den Thälern ist das herrliche Klima
von Italien. In den Niederungen ist der Sommer lang und sehr heiß,
aber der Winter so kalt, daß selbst die Flüsse mit einer Eisdecke
überzogen werden. Das Land ist an Produkten reich: Pferde,
Esel, Kameelc, Büffel und Zebu's, Sckafe mit und ohne Fett-
schwänze, Ziegen; in den Rohrgegenden längs den Flüssen findet
man viele wilde Eber; auch Hirsche, Gazellen, Muffels (wilde
Schafe), Panther, Unzen, wilde Katzen, Schakals, Hyänen, Bä-
ren, Wölfe, Füchse, Marder, Stachelschweine, und eine zahllose
Menge von Zugvögeln. Es wachsen hier nicht nur alle Arten
von Getreide, sondern besonders sind die Wiesen der Alpenthäler
mit einer herrlichen Flora von Anemonen, Ranunkeln, Tazetten,
Narzissen, Iris, Tulpen Und andern Blumen bedeckt, die unsere
Gärten zieren. Auch an gewöhnlichem und feinem Obste ist das
Land sehr reich, so wie an Apothekerkräutern. In den Gebirgen
findet man viele edle Steine: Rubinen, Türkise, Lapis Lazuli,
Jaspis, Karneole, Chalcedone u. s. w. Die meisten Einwohner
leben als Nomaden von Viehzucht, treiben dabei aber auch Acker-
bau; Dörfer giebt es gar nickt; der ansässigen Leute giebt es nur
in den Städten. Ist ein Weideplatz abgefressen, so treiben die
Hirten die Heerde weiter, und bleiben Winter und Sommer un-
ter freiem Himmel, wobei manches Stück Vieh durch die raube
Witterung umkommt. In der Nähe ihrer Sommerhütten pfle-
gen die Nomaden immer etwas Feld zu bebauen.|
Da die freie Totaler' in der Mitte von''Alien liegt, so treibt
sie nach allen Weltgegenden Handel, und ist die Vermittlerin
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Die astatische Türkei.
91
sei noch mehr zu veröden. Ungeachtet dieses Verfalles bringt die In-
sel doch noch vielen köstlichen Wein hervor, der auch bei uns manch-
mal unter dem Namen des Cypernwerns getrunken wird. Eben-
so laßt die Natur die edelsten Früchte in Menge wie von selbst
wachsen. Majoran, Lavendel, Salbei, Thymian, Myrtengebüsche
und andere gewürzreiche Pflanzen überziehen den Boden und
werden hier so wenig geachtet, daß man sie oft nur zur Feuerung
gebraucht. Die meisten Einwohner sind Türken, der kleinere Theil
Griechen. Sie gehört zur Statthalterschaft des Pascha von Aegypten.
Wir kehren nach dem festen Lande zurück. Nordöstlich von
Cypern finden wir nicht weit von der Küste Klein-Asiens
Tarsus, das uns an Alexander den Großen, den Römer An-
tonius, die Cleopatra und den Apostel Paulus erinnert*). Man
zeigt hier sogar eine Kirche, die vom Apostel erbaut sei; wenn^dies
auch nicht denkbar ist, so ist sie doch sehr alt. Jetzt ist die Stadt
nicht mehr bedeutend.
Wir wenden uns nach dem südwestlichen Schenkel des Landes,
der längs dem mittelländischen Meere bis nach dem rothen Meere
hinlauft. Man nennt dieses ziemlich schmale Land Syrien.
Seit 1833 steht es unter der Herrschaft des Pascha v. Aegyp-
ten, der nur die Oberhoheit des Sultans anerkennt. Da, wo
wir, Cypern gegenüber, um das Meer, das hier einen Winkel
zwischen Klein-Asien, und Syrien macht, herumbiegen, erinnern
wir uns an die einst hier liegende Stadt Jssos, bei welcher
Alexander der Große den König der Perser Darios Codomannos
besiegte* **). In Syrien kommen wir zuerst, nicht weit vom Meere nach
Äntakia, das sonst Antiochia hieß, eine recht hübsche, aber
nicht sehr^ bedeutende Stadt, einst groß, ansehnlich und fest. Es ist
dieselbe Stadt, welche bei dem ersten Kreuzzuge von den Kreuzr
fahrern erst belagert und bestürmt wurde, in der aber nachher dier
lelben Kreuzfahrer unsägliche Noth ausstanden***). Weit größer
und wichtiger ist die östlicher liegende Stadt
Haleb oder Aleppo, der Mittelpunkt der Karavanen, die
von Armenien, Persien, dem mittlern Asien, Aegypten u. s. w.
kommen. Hier werden die kostbarsten Erzeugnisse Asiens niederger
legt, und entweder über Antakia zu Schiste oder mit andern Karar
vanen weiter befördert. Daher ist hier ein ungemein reges Treir
den, nicht nur von Morgenlandern, sondern auch von Griechen
und Europäern (Franken), deren viele, Engländer, Italiener, Deutr
sche u. s. w. sich hier aufhalten. Die Straßen dieser großen Stadt,
dle gegen 200,000 Einwohner haben soll, sind zwar eng, aber reinr
Uch und gut gepstastert, nur sehr öde, weil man von den meisten
? S. mein Lehrbuch der Weltgeschichte für Töchterschulen, 4te Ausa.
i- <3. 18a. u. 277.
**) S. Ebendas. Tbl. I. S. 186.
***) S. Ebend. Th. 2., S. 106.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Cleopatra Apostel Paulus Apostel Alexander Darios_Codomannos
Die freie Tatarei.
129
ten. Der Bukhare ist von mittler Statur, schlank und wohl-
gebildet. Die Haut ist etwas bräunlich, die Augen sind groß,
schwarz und lebendig, das Gesicht frisch, die Nase gekrümmt,
das Haar schwarz und sehr fein. Ihre Haltung zeigt Gewandt-
heit und hat etwas sehr Edles. Besonders hübsch sind die
Frauen. Die Bukharen sind offen, freundlich, theilnehmend,
friedlich und gastfrei; aber hinter dieser freundlichen Außenseite
soll eine große Verdorbenheit verborgen sein. Für edle, uneigen-
nützige Handlungen sind sie unfähig. Sie tragen ein Hemde
und Beinkleider von leichtem, baumwollenem Zeuche, darüber
einen seidenen Kaftan. Auf dem Kopfe haben sie eine Mütze
mit Pelzwerk oder einen Turban, und um den Leib eine vier-
fache Binde von Seide. Wenn sie ausgehen, so werfen sie wohl
noch einen langen Tuchrock mit Pclzwerk über. Die Weiber
haben weite Kaftans von Baumwolle oder Seide; der Kopf ist
mit einer kleinen stachen, bunten Mütze bedeckt, unter welcher
das Haar den Rücken herab in Flechten hängt, vielfach mit Per-
len und Edelsteinen geschmückt.
Zwei wichtige Städte liegen in diesem Lande: Samarkand
und Bukhara.
Samarkand liegt in der Mitte eines reizenden Thales, ist wie
alle Städte dieses Landes, mit einem Erdwalle und Graben umge-
den, und hat ungepflasterte Straßen und unbedeutende Hauser. Im *
Mittelalter war sie so groß und prächtig, daß die Morgenlander sie
als eine Wunderstadt betrachten; jetzt ist davon kaum noch eine
Spur zu sehen. Hier liegt das Schloß, in welchem der Kroßrkhan
den Winter über wohnt.
Bukhara ist die größte und wichtigste Stadt in der freien
Tatarei, westlich von Samarkand. Die Bauart ist wie die von
Samarkand, aber im Allgemeinen ist Bukhara schöner und groß-
artiger. Die Hauser sind nur aus ungebrannten Backsteinen oder
Lehm, die Straßen schmal und ungepflastert, und so trocken, daß
im Sommer eine beständige Staubwolke über der Stadt ruhen soll.
Sie ist der Mittelpunkt des Handels, und hat daher große Bazars
und viele Karavanserais. Von außen sieht diese große Stadt
sehr schön aus; denn sie hat viele Moscheen und Minarets. Auch
ist die ganze Gegend sehr gut bewässert und daher überaus lachend,
ein beständiger Garten. Die Dörfer umher stehen in wahren Wäl-
dern von Fruchtbäumen. Doch ist das nur in der nächsten Um-
gegend; weiterhin wird es desto wüster; denn Bukhara liegt auf
einer Oase der bukharischen Wüste.
2. Turkiftan ist der nördliche Theil der freien Tatarei,
zwilchen dem Aralsee und der chinesischen Mongolei. Die Ein-
wohner sind folgende Völkerschaften:
die Turkmannen sind Verwandte der Türken, und ihnen
in der äußeren Bildung wie im Charakter sehr ähnlich. Sie
sind Nomaden und wohnen unter Filzjurten. Sie tragen ein
Nösselt's Geographie- 2te Aufl. Hi. 9
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
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