2
Mittlere Geschichte.
dasselbe herrschten zwei Brüder als Könige; einer von ihnen hatte einen
dritten Bruder ermordet, einen vierten im Kriege getötet. Chlodwig
warb um die Tochter des Ermordeten, um Chlothilde. Er suchte da-
durch Grund zum Kriege: wenn man ihm die Gewünschte abschlug,
konnte er die Beleidigung rächen; erhielt er sie, so mußte er die Blut-
rache für den gemordeten Vater übernehmen. Man gab sie ihm. Chlo-
thilde aber, obwohl Christin, ließ bei ihrer Brautfahrt die Grenzdörfer im
Lande ihres Oheims anzünden und dankte Gott, als sie in die vom
Feuer erleuchtete Gegend hinaussah, daß er sie diesen Rachetag habe er-
leben lassen. Sie drang in Chlodwig, daß er Christ würde; er schwankte
lange, bis er sich im Älemannenkriege dazu entschloß.
Die Alemannen wohnten an beiden Seiten des Oberrheins,
nördlich bis zur Lahn, östlich bis zum Lech. Im Jahre 496 überzogen
sie einen König der ripuarischen Franken, Siegbert von Köln, mit
Krieg. Siegbert, ein Vetter Chlodwigs, ries diesen zu Hülfe. Chlodwig
496 schlug die Alemannen in der Schlacht bei Zülpich (zwischen Aachen
und Bonn) und legte das Gelübde ab, Christ zu werden.
Schon neigte sich der Sieg auf die Seite der Alemannen; da rief Chlodwig:
„Hilf mir, Jesus Christus, den sie den Sohn Gottes nennen; ohnmächtig sind meine
Götter, die denen nicht helfen, die ihnen dienen. Wenn du mir in dieser Not bei-
stehst, will ich an dich glauben!" Chlodwig siegte, der Alcmanncnherzog fiel, und
bis zum Neckar hieß seitdem auch dessen Land Franken. Als Chlothilde ihrem vom
Siege heimkehrenden Gemahle entgegeneilte und ihn an sein Versprechen erinnerte,
antwortete er: „Chlodwig hat die Alemannen, und du hast Chlodwig überwunden."
Chlothilde aber entgegnete: „Dem Herrn gebührt die Ehre des zweifachen Sieges."
Nach kurzem Unterricht durch den heiligen Remigius empfing Chlodwig 496 am
Weihnachtsfeste mit noch 3000 edlen Franken die heilige Taufe im Dome zu Reims
(spr. Rängß). Als sie alle in weißen Kleidern in die hell erleuchtete und von Weih-
rauch duftende Kirche einzogen, fragte Chlodwig den Bischof: „Mein Vater, ist dies
das Reich, welches Ihr mir versprochen habt?" „Nein," antwortete Remigius, „es
ist nur der Weg, der in dasselbe führt." Als Chlodwig dann von dem Leiden
Christi hörte, ries er aus: „Wäre ich mit meinen Franken dabei gewesen, ich hätte
ihn gerächt!" Bei der Taufhandlung sprach der Bischof: „Beuge still dein Haupt,
Sigambrer, bete an, was du bisher zerstörtest, zerstöre, was du angebetet!" Bei der
Taufe, so erzählt die Sage, fehlte das Salböl, weil der Priester, der es herbei-
tragen sollte, nicht durch die Volksmenge dringen konnte. Da kam auf das Gebet
des Bischofs eine weiße Taube vom Himmel herab und brachte in ihrem Schnabel
ein Fläschlcin geweihten Öls.
Während alle übrigen germanischen Könige Arianer waren, nahm
Chlodwig den katholischen Glauben an. Der Papst nannte ihn
deswegen den „allerchristlichsten König", ein Name, der auf alle seine
Nachfolger übertragen wurde. Aber das verwilderte Herz Chlodwigs
wurde durch seinen Übertritt zum Christentume nicht gebessert. Zunächst
überzog er, durch seine rachsüchtige Gemahlin aufgereizt, die Burgunder
mit Krieg. Zwar konnte er ihr Land nicht einnehmen; er zwang sie aber
zur Annahme des katholischen Bekenntnisses. Wie bisher die Bur-
gunder, so waren auch die Westgoten Arianer. Sie wohnten südlich
der Loire und besaßen den schönsten Teil Galliens. Chlodwig sprach:
„Es ärgert mich, daß diese Ketzer den schönsten Teil Galliens inne haben,
laßt uns mit Gottes Hülse ausziehen und ihn in unsere Gewalt bringen!"
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4
Mittlere Geschichte.
der Franken, Bischof Gregor von Tours: „So fällte Gott täglich seine Feinde
unter feiner Hand, darum, daß er mit rechtem Herzen vor ihm wandelte und that,
was seinen Augen wohlgefiel."
Chlodwig genoß die Früchte seiner Frevelthaten nicht lange. Er
starb schon 511 in seiner Hauptstadt Paris, erst 45 Jahre alt. Sein
Reich wurde unter seine vier Söhne verteilt.
6. Das Lehnswesen. Das fränkische Reich war von Anfang an
stark und fest durch das L eh ns wesen. In den vielen Kriegen wurde
das eroberte Land größtenteils Königseigentum. Der König teilte es
mit seinem Gefolge, und jeder erhielt sein Losteil als freies Eigentum,
als Allod. Dennoch behielt der König für sich so viel, daß er den Ge-
treusten und Höchsten seines Gefolges noch Land geben konnte, das ihm
zwar eigen blieb, jenen aber zur Nutznießung gelehnt war. Ein solches
Land hieß Lehen (feudum, beneficium, d. i. Wohlthat). Der Geber
war der Lehnsherr, der Empfänger hieß Lehnsmann oder Basall.
Der Vasall besaß das Lehen, wenn er es nicht durch Treulosigkeit
(Felonie) verwirkte, gewöhnlich auf Lebenszeit. Abgaben bezahlte der
Lehnsmann davon nicht; nur war er in jedem Streite zur Heeresfolge
verpflichtet; auch mußte er von Zeit zu Zeit Hofdienst leisten, d. h. an
dem Hofe erscheinen. Auch die Häupter der Kirche, die Bischöfe und
Erzbischöfe, meist Welsche, wurden nicht mit Geld besoldet, sondern er-
hielten Lehen. Dadurch wurde die Kirche bald reich und konnte selbst
kleine Lehen austeilen, ebenso wie die großen Vasallen dies thaten. Solche
kleinere Lehen waren: einzelne Städte, Burgen und Schlösser, Fischereien,
Wälder, Weinberge, Salzpfannen, Mühlen, Brauereien, Häuser, Höfe,
selbst einzelne Hufen. Vor allem aber wurden Klöster mit ihren reichen
Einkünften oft an weltliche Große gegeben. Später galten auch Ämter,
wie die der Schultheißen, Vögte und Grafen, als Lehen. Für diese
niederen Lehen wurden entweder geringe Dienste verlangt, z. B. den
Wagen eines Klosters zu geleiten und gegen räuberische Anfälle zu
schützen, den Abt zu Pferde zu begleiten oder ihm das Pferd zu leihen;
oder es wurde für den Nießbrauch des Lehens ein jährlicher Zins gezahlt.
Aus den kleinen Lehnsleuten entstand der niedere, aus den höchsten
der hohe Adel.
Ii. Zustinian; 527-565.
3. Fall des Vandalenreichs. Als das weströmische Reich
bereits untergegangen war, gelangte das oströmische unter dem Kaiser
Justinian noch einmal zur Blüte. Er kehrte seine Waffen zunächst
gegen das Vandalenreich in Afrika. Sein Feldherr Belisar zog
siegreich in die Hauptstadt Karthago ein, und das Vandalenreich wurde
534 eine oströmische Provinz.
Der einst so kräftige Stamm der Vandalen hatte unter der heißen Sonne
Afrikas und bei der veränderten Lebensweise seine alte Kraft verloren. Sein König
verteidigte sich in einem Bergschlosse des Atlas drei Monate lang. Dem Verhungern
nahe, ließ er den feindlichen Hauptmann, der ein Deutscher war, um drei Dinge
bitten: um ein Stück Brot, seinen Hunger zu stillen, um einen Schwamm, seine
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Extrahierte Personennamen: Gregor_von_Tours Gregor Chlodwig
Die Araber; Muhamed.
7
in. Die Araber; Mnhamed; 622.
a. Arabien und seine Bewohner. Die Halbinsel Arabien ist
von drei Seiten vom Wasser umgeben; im Norden wird ste von Syrien
und Palästina durch unzugängliche Wüsten getrennt, durch welche alle
Eroberer, sogar Alexander und die Römer, ferngehalten wurden. Von
einzelnen Oasen unterbrochen, ist das öde Hochland größtenteils eine
Heimat für Nomaden, d. i. wandernde Hirtenvölker; die Lebensweise
dieser Beduinen (Söhne der Wüste) hat sich seit Jahrtausenden kaum
verändert; noch immer ist der Besitz eines Brunnens oder einer besseren
Weide Ursache eines Kampfes zwischen den einzelnen Stämmen, der sich
von Geschlecht zu Geschlecht vererbt. Fruchtbarer sind die Ränder des
Hochlandes, besonders das glückliche Arabien (im Südwesten), das
schon im Altertume durch Weihrauchpflanzen (Aloe, Myrrhen), Palmen-
gärten und seine Bewässerungsanstalten mit großen Wasserbehältern und
unterirdischen Kanälen berühmt war, und wo noch heute alle Kultur-
pflanzen der Erde, insbesondere Zuckerrohr, Baumwollen- und Kaffee-
bäume gedeihen. Von den Tieren Arabiens sind besonders das edle Roß
und das Kamel, „das Schiff der Wüste", zu erwähnen.
Die Araber sind ein edles, begabtes Volk, ernst und schweigsam.
Das ewige, mühsame Wander- und Hirtenleben in der öden Wüste hat
den Körper der Wüstensöhne eigentümlich gestählt, die schmale und
geringe Kost den Leib hager erhalten. In diesem schlanken, aber ge-
schmeidigen und muskelkraftigen Körper wohnt ein mutiger und auf-
merkender Geist, den der Kampf mit Räubern oder feindlichen Stämmen
stets rege erhält. So entwickelte sich bei ihnen ein stolzer, unabhängiger
Sinn, Liebe zur Freiheit und eine starke Anhänglichkeit an den väter-
lichen Stamm, für dessen Ehre jeder Einzelne bis auf den Tod kämpft.
Ihr lebendiger, scharfer Verstand führte die Araber frühzeitig zur Pflege
der Mathematik, ihre Lebensweise zur Astronomie, d. i. "Sternkunde;
auch die Dichtkunst entwickelte sich bei ihnen früh. — Ihre Religion
bestand in der Verehrung eines obersten Gottes, der sich in Sturm und
Gewitter, wie in der heißen Sonnenglut offenbarte; daneben verehrten
ste eine weibliche Gottheit, die Erde mit ihrer Fruchtbarkeit. Der stete
Aufenthalt im Freien und besonders während der Nacht, da die Karawanen
reisten und die Hirten die Herde weideten, um der Gluthitze des Tages
zu entgehen, führte sie von selbst zur Verehrung der Sterne. Vom
Himmel herabgefallene Steine, Meteoriten, waren dem Volke Sinnbilder
der Götter und wurden auf den Bergen aufgerichtet und angebetet.
Keiner dieser Steine aber hatte ein höheres Ansehen als der zu Mekka
befindliche, welcher uoch jetzt an der Außenmauer eines kleinen würfel-
förmigen Tempels, der Kaaba, aufgerichtet ist. Diesen Stein hat Gott
— so glauben die Araber — schon dem Adam gegeben, als dieser die
Kaaba errichtete, während der Sündflut wieder zu sich genommen und
Abraham zurückgegeben, als dieser den Tempel wieder aufbaute. In
letzterem entspringt ein Quell, nach Meinung der Araber derselbe, aus
welchem Hagar den Ismael erquickte (1. Mose 21, 19), für dessen Nach-
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Gott Abraham
Die Araber; Muhamed.
9
Seine Anhänger entwichen auf seinen Rat in die Wüste; er selbst rettete
sich durch die Flucht nach der seinem Stamme feindlichen Stadt Iatreb
und wurde mit Jubel empfangen. Die Stadt führte später nach ihm
den Namen Medina al Na kn (d. i. Stadt des Propheten), oder kurz
Medina. Diese Flucht, Hedschra genannt, geschah im Jahre 622
und bildet den Anfang der m uham ed anisch en Zeitrechnung.
Die Sage hat die Flucht mannigfach ausgeschmückt: der Engel Gabriel offenbarte
Muhamed die Verschwörung : dieser trat seinen Verfolgern mutig entgegen und über-
streute sie mit Staub, wodurch sie mit Blindheit geschlagen wurden. — Auf der
Flucht verbarg sich Muhamed in einer Höhle; die Verfolger kamen auch dahin, fanden
aber in dem Eingänge ein Taubennest mit Eiern und vor dem Eingänge ein Spinn-
gewebe, daher suchten sie nicht weiter. Tauben und Spinnen sind deswegen den
Muhamedanern heilig.
In Medina erhob sich die erste Moschee; von hier aus breitete Muhamed seine
Lehre aus, aber nicht nur mit der Kraft seiner Beredsamkeit, sondern auch mit dem
Schwerte (vergl. Matth. 26, 52). Aus dem begeisterten Propheten ward ein siegreicher
Heerführer, der den Seinen den Kampf gegen die Ungläubigen zur Pflicht machte.
„Wen das Wort nicht bekehrt, den bekehre das Schwert," sagte er. „Das Schwert
ist der Schlüssel des Himmels. Ein Tropfen Blut für Gottes Sache vergossen, eine
Nacht unter den Waffen zugebracht, ist mehr wert als zweimonatliches Fasten und
Beten. Am Tage des Gerichts glänzen die Wunden der Gläubigen wie Rubine und
duften wie Moschus. Wer in der Schlacht fällt, wird sofort ein Fürst des Paradieses.
Und wer fallen soll, fällt doch, wenn er sich auch von der Schlacht fern hält; wen
der Herr erhalten will, der darf sich dreist in alle Pfeile. Lanzen und Schwerter der
Feinde stürzen."
Durch solche Verheißungen wußte Muhamed seine Anhänger zu be-
geistern und verrichtete Wunder der Tapferkeit mit ihnen. Mit Hunderten
zog er gegen Tausende. Zuerst unternahm er Streifzüge gegen Karawanen
der Koreischiten; als diese im folgenden Jahre Medina angriffen, schlug
er sie siegreich zurück. Dann unterwarf er die zunächst wohnenden
Stämme und gelangte bald zu Macht und Ansehen. Schon 628 forderte
er den König von Persien, den Statthalter von Ägypten, ja selbst den
Kaiser von Konstantinopel auf, seinen Glauben anzunehmen. 629 rückte
er mit einem Heere von 10 000 Mann vor Mekka und gewann die
Stadt. Triumphierend zog er in diese heilige Stadt ein. verzieh seinen
Feinden und ritt — dem alten Gebrauche folgend — siebenmal um die
Kaaba, indem er jedesmal den schwarzen Stein mit einem Stabe be-
rührte und ausrief: ..Allah ist groß!" Dann ging er in den Tempel
hinein und ließ alle Götzenbilder hinauswerfen und zerschlagen.
Von Mekka zog Muhamed durch das umliegende Lan>d; Ehrfurcht
und Schrecken gingen vor ihm her. Durch Freigebigkeit, Klugheit und
Tapferkeit brachte er es dahin, daß alle Stämme Arabiens, teils ge-
zwungen, teils freiwillig, sich ihm unterwarfen. Ja, er drang sogar
mit einem Heere von 30 0oo Mann nach Syrien, bis in die Nähe von
Damaskus vor, um den griechischen Kaiser zu bekriegen, und zeigte damit
den Seinen den Weg zu weiteren Eroberungen. — Zum letztenmal
unternahm der Prophet eine Wallfahrt von Medina nach Mekka/ Mehr
als 1o0 000 Gläubige begleiteten ihn. In der Kaaba bekannte er oft
und laut seinen Glauben an Gott, redete viel zu seinen Bekennern und
machte ihnen die Wallfahrt nach Mekka zur heiligen Pflicht.
622
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Extrahierte Personennamen: Engel_Gabriel Muhamed Matth
10
Mittlere Geschich te.
Bald nach seiner Rückkehr siel er in eine schwere Krankheit; er hielt
dieselbe für eine Folge von Gift, das ihm eine Jüdin beigebracht habe,
um zu erfahren, ob er auch ein Sterblicher sei. Bis zum dritten Tage
vor seinem Ende ließ er sich täglich in die Moschee tragen und betete.
Er starb in Medina im Jahre 632. Sein Sarg wird in der Moschee
daselbst noch heute gezeigt, und jeder gläubige Muhamedaner macht
wenigstens einmal in seinem Leben eine Wallfahrt dorthin.
o. Muhameds Lehren waren aus den Grundlehren des Heidentums,
Judentums und Christentums zusammengesetzt. Er lehrte einen ewigen,
durch ihn aufs neue geoffenbarten Gott, Allah, Schöpfer und Erhalter
der Welt, eine Auferstehung der Toten und ein ewiges Leben. Moses
und Jesus ließ auch er als Propheten gelten, sich selbst' aber nannte er den
größten und letzten Propheten. Die Lehren und zufälligen Äußerungen
Muhameds waren von seinen Anhängern auf einzelne Blatter geschrieben;
nach seinem Tode wurden diese zu einem Buche, Koran, d. h. Schrift,
vereinigt; das ist das heilige Buch der Moslemin. 1 Es umfaßt
Glaubens- und Sittenlehren, Vorschriften über Gottesdienst,
Ceremonieen und Gebete, Opfer und Wallfahrten Der Gott der Moslemin
ist nicht ein heiliger und gerechter, der die Sünden haßt und straft; auch
nicht ein erbarmender, eines solchen glauben sie nicht zu bedürfen, da er
seinen Anhängern gestattet, den Lüsten des natürlichen Menschen zu frönen,
wenn sie nur äußerlich die Gesetze und Gebräuche beobachten. Eine
wahre Reue kennt der Muhamedaner nicht. Auch die Vorstellungen über
das Leben nach dem Tode sind höchst sinnlich.
Der Himmel hat sieben Stufen, über der siebenten liegt das Paradies. Schatten-
reiche Gärten mit wohlschmeckendem Obste, anmutigen Bächen und von erfrischenden
Winden abgekühlt, unermeßliche Schätze, prächtige Kleider und Pferde, ausgesuchte
Speisen und Getränke, eine Bedienung von 80 000 Sklaven und 72 der schönsten,
ewig blühenden Jungfrauen — das sind die Freuden, welche den frommen Muselmann
erwarten. — Täglich fünfmal müssen die Moslemin sich waschen, darnach beten, das
Gesicht nach Mekka wendend; am Freitage, ihrem heiligen Feiertage, ist gemeinschaft-
licher Gottesdienst. Die Beschneidung und das Verbot des Schweinefleisches sind aus
dem Judentum herübergenommen. Auch der Genuß des Weines ist nicht gestattet,
wohl aber die Vielweiberei; doch ist die Zahl der Frauen auf vier beschränkt. —
„Beten führt auf halbem Wege zu Gott, Fasten bringt an den Eingang des Himmels,
und Almosen öffnen die Thür. Aber für den Glauben in der Schlacht streiten und
Feinde töten, das führt zur höchsten Seligkeit."
d. Spätere Ausbreitung des Islam. Die Nachfolger und Stell-
vertreter des Propheten, Kalifen genannt, fuhren fort, seine Lehre durch
Feuer und Schwert auszubreiten. Sie unterwarfen das Perserreich
bis zum Indus, ebenso Syrien, Phönicien und Palästina, er-
637 stürmten 637 Jerusalem und erbauten an der Stelle des Tempels
eine Moschee. Dann überschritten sie die Landenge von Suez, unter-
warfen Ägypten und eroberten nach 14monatlicher Belagerung das
wichtige Alexandria. Die ganze Nordküste Afrikas ward dann in
raschem Siegesläufe erobert; nur die Stadt Karthago widerstand noch
bis zum Ende des Jahrhunderts.
* Moslemin oder Muslemin bedeutet Gott-Ergebene; aus diesem Worte machten
' die Perser das Wort Muselman, die Deutschen das Wort Muselmänner.
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12
Mittlere Geschichte.
Iv. Lonisacius.
Aas Driflenturn öci den Deutschen; die Klöster.
9. Die ersten Bekehrungsversuche in Deutschland. Diejenigen
germanischen Völker, welche während der Völkerwanderung römische
Provinzen besetzten, nahmen von den besiegten Römern das Christentum
an. Wie wenig aber der neue Glaube die Sitten dieser Völker änderte,
zeigt besonders die Geschichte der Franken. Zu den inneren deutschen
Stämmen, den Alemannen, Bayern, Thüringern. Sachsen und Friesen,
war das Christentum bis ins sechste Jahrhundert noch nicht gedrungen.
Nicht von ihren bekehrten, aber dennoch entarteten Brüdern, sondern von
der „Insel der Heiligen", von Irland, erhielten sie die ersten Spuren
desselben. Columban war der thätigste unter diesen irischen Missionaren.
Als seine Mutter ihn zum Missionsamte nicht ziehen lassen wollte, sondern
sich vor ihm auf die Erde warf, die Thür zu verschließen, sprang er über
sie hinweg und zog aufs Festland zu den Alemannen im Vogesengebirge.
Von hier vertrieben, kam er an den Bodensee, wo von der Völker-
wanderung her noch alles Land wüste lag. Aufs neue erhob sich die
Stadt Bregenz am Bodensee, und während er selbst über die Alpen
wanderte, gründete sein Schüler, der heilige Gallus, mitten in der
Wildnis das Kloster St. Gallen. In ähnlicher Weise wirkte Fridolin
im Kloster Seckingen am Rhein, Pirmin im Kloster Reichenau am
Bodensee. Kilian in Würzburg und ein Franke, Cm me ran, in Bayern.
Dennoch wurden durch diese Missionare nur hie und da Pflanzstätten
des Christentums begründet; in größerem Umfange geschah dies durch
die Angelsachsen. Sie waren in der Völkerwanderung als Heiden
nach Britannien gekommen und hatten hier das Christentum wieder ver-
tilgt, bis die Botschaft des Evangeliums auch zu ihnen kam. Der Papst
Gregor der Große (um 600) hatte einst gesehen, wie angelsächsische
Jünglinge auf dem Markte zu Rom verkauft werden sollten. Gerührt
durch ihr Unglück und ihre Schönheit, beschloß er die Bekehrung der
Angelsachsen. Der König derselben war mit einer merowingischen, mithin
katholischen Königstochter vermählt. Diesem schickte der Papst mehrere
Missionare, die freundlich aufgenommen wurden. Bald bekehrte sich
die ganze Insel zur katholischen Kirche. Nach kurzer Zeit
wurden die Angelsachsen die eifrigsten Verkündiger der christlichen Lehre.
Am ersten brachten sie den Friesen das Evangelium, weil sie noch deren
Sprache verstanden und also keines Dolmetschers bedurften. Einer der
ersten dieser Missionare war Willibrord, für den Karl Martell als Stütz-
punkt der friesischen Mission das Bistum Utrecht in Holland gründete.
b. Wirksamkeit des Bonifacius. Aber noch bedeutender wurde
sein Schüler Winfried, d. h. Kampffried, der später den Namen Boni-
facius erhielt. Er war 680 in England geboren. Nach dem Willen
seiner Eltern sollte er in der Welt sein Glück machen; aber schon als
fünfjähriges Kind zeigte er eine Neigung zum Klosterleben und dann zur
Mission. Er kam nach Friesland (715), als die Friesen sich aufs neue
ihren Götzen zugewandt hatten.
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Extrahierte Personennamen: Columban Gallus Fridolin Pirmin Kilian Kilian Gregor Willibrord Karl_Martell Karl Winfried Winfried
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Bayern Sachsen Irland Bregenz Gallus Seckingen_am_Rhein Reichenau_am
Bodensee Würzburg Bayern Britannien Rom Holland England Friesland
Bonifacius.
13
Es wurden dem Meeresgotte sogar Menschen geopfert, die, am Strande aus-
gesetzt, beim Steigen der Flut von der Brandung ergriffen und in die Tiefe gezogen
wurden. Einer der Edelinge der Friesen, Radbod, hatte sich schon einmal taufen
lassen wollen. Schon mit dem Fuße im Taufwasser stehend, fragte er den Geist-
lichen, ob seine Vorfahren im Himmel seien. Als dieser es verneinte, trat er mit
den Worten zurück: „Lieber will ich mit meinen Vorfahren in der Hölle 1 ein, als
bei den armen Christen im Himmel."
Da Winfried bei den Friesen nichts ausrichten konnte, kehrte er nach
England zurück. Hier wollte man ihn zum Abt machen, lieber aber
wollte er nochmals sein Werk versuchen. Zunächst reifte er (718) nach
Rom zu dem Papste, der ihn freundlich aufnahm und zum Missionar
unter den inneren deutschen Stämmen bestimmte. Winfried ging zu-
nächst zu den Thüringern, kehrte aber bald zu Willibrord nach Friesland
zurück und unterstützte diesen drei Jahre. 722 ging er nach Hessen
und gründete dort das erste Kloster, Amönabürg, an der oberen
Lahn; Tausende ließen sich taufen. Da forderte der Papst Winfried
nach Rom, um sich von dessen Rechtgläubigkeit zu überzeugen.
Dieser folgte der Aufforderung im Jahre 723. Der Papst erkannte in
ihm ein treffliches Werkzeug zur Ausbreitung des Christentums, weihte
ihn zum Bischof der neuen deutschen Kirche und gab ihm den Ehren-
namen Bonifacius, d. i. Wohlthäter. Bonifacius aber leistete den
Eid: „Im Namen des dreieinigen Gottes verspreche ich, Bonifacius, dir,
heiligem Petrus, deinem Stellvertreter und seinen Nachfolgern, nie in
etwas zu willigen, was der katholischen Kirche und ihrem Haupte zu-
wider ist. Dies gelobe ich dir bei der Strafe des Ananias und der
Sapphira." Winfried besuchte dann Karl Martell, um ihm Empfehlungs-
briefe des Papstes zu bringen. Mit einem Schutzbriefe Karls ging Boni-
facius wieder in das Land der Hessen und Thüringer, fällte bei Fritzlar
die dem Thor geweihte uralte Eiche und gründete die Klöster Fritzlar,
Büraburg, Hersfeld und Fulda.
Bei Fritzlar (südwestlich von Kassel) stand eine ungeheure, dem Thor ge-
heiligte Eiche. Um diese versammelten sich die Heiden zur Anbetung. In einer
Rede zeigte Bonifacius ihnen die Nichtigkeit ihrer Götter. „Gott, der seine Liebe in
der Sendung seines Sohnes allen Menschen bezeugt, ist der allein Mächtige, die Götzen
sind eite! und nichts. Vor euren Augen werde ich diese, eurem Gotte geweihte Eiche
umhauen, und ihr werdet sehen, daß niemand herbeikommt, sie vor dem Falle zu
schützen." Die Axtschläge dröhnten durch den Wald, die Heiden erwarteten, daß der
Hammer Thors den Frevler vernichten werde; aber krachend und ohnmächtig zerfiel
der Baum in vier Stücke. Bonifacius ließ aus demselben ein Bethaus bauen, und
viele Heiden ließen sich taufen.
In der Nähe Triers übernachtete er in einem Kloster. Bei Tische mußte ein
fünfzehnjähriger Knabe einen Abschnitt aus der lateinischen Bibel vorlesen. Da
fragte ihn Winfried, ob er das Gelesene auch verstanden habe und ins Deutsche
über>etzen könne, und als der Knabe das verneinte, erklärte Winfried den Abschnitt.
Davon wurde der Knabe so ergriffen, daß er Winfried zu folgen beschloß. Als seine
Abtissin es ihm nicht erlauben wollte, sprach er: „Wenn du mir kein Pferd geben
willst, so folge ich ihm zu' Fuße." Da ließ sie den Knaben mitziehen.
Besonders wichtig für die Verbreitung des Christentums in Deutschland war
die Gründung des Klosters Fulda, das Bonifacius sich als Ruhestätte für sein Alter
ausersah. Sein Schüler Sturm, ein Bayer, war der erste Abt desselben. Die
Ordensregel war sehr streng; aber dennoch kamen Männer, Jünglinge und Knaben
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Extrahierte Ortsnamen: England Rom Friesland Hessen Amönabürg Rom Christentums Gottes Bonifacius Sapphira Karls Hessen Fritzlar Büraburg Fulda Fritzlar Kassel Deutschland Fulda Bonifacius
Die Kreuzzüge.
51
asiatisches Nomadenvolk, entweihten die heiligen Örter und mißhandelten
die Christen. Schon Gregor Vh. wollte ein Heer zur Wiedereroberung
des heiligen Landes aussenden; aber seine Kämpfe mit Heinrich Iv.
verhinderten ihn daran. Einem schlichten Einsiedler gebührt der Ruhm,
das ganze Abendland zu diesem Zwecke unter die Waffen gerufen zu
haben.
b. Peter von Amiens. Das war Peter von Amiens (spr.
Amjäng). Er war zu Amiens in der Picardie geboren; zuerst war er
Soldat, nachher Einsiedler und gelangte bald durch seine große Enthalt-
samkeit in den Ruf besonderer Heiligkeit. Auch er machte eine Wall-
fahrt ins gelobte Land und sah die Greuel an den heiligen Stätten,
ließ sich die Marter erzählen, welche die Glaubensbrüder von den Türken
erdulden mußten, und faßte den Entschluß, das Abendland zum Kampfe
gegen die Ungläubigen aufzurufen. Wie er nachher vorgab, bestärkte ihn
der Heiland selber in diesem Gedanken mit den Worten: „Eile, Peter,
dein Vorhaben auszuführen. Verkünde die Leiden meines Volkes, daß
ihm geholfen und die heilige Stadt von den Ungläubigen befreit werde!"
Er kam nach Rom. Papst Urban Ii. nahm ihn freudig auf, gab
ihm Empfehlungsbriefe an die Großen Frankreichs und beauftragte ihn,
predigend Stadt und Land zu durchziehen, um die Gemüter für dieses
große Unternehmen vorzubereiten.
In eine Mönchskutte gekleidet, die durch ein Seil zusammengehalten wurde,
barfuß, ein Kruzifix in der Hand haltend, ritt er auf einem Esel durch Italien und
Frankreich, redete bald vor den Großen, bald vor dem Volke, und sein flammendes
Auge, sein mageres, von vielen Entbehrungen durchfurchtes Gesicht gaben seinen
Worten Nachdruck. Er erzählte von den Leiden der Christen im heiligen Lande, von
seiner himmlischen Erscheinung, las ihnen Briefe des Patriarchen zu Jerusalem vor
und gewann so alle Herzen für den gottgefälligen Zug. Wie einen Heiligen verehrte
ihn das Volk: glücklich schätzte sich derjenige, der nur seine Kleider berühren durfte;
die seinem grauen Esel ausgerupften Haare wurden als Reliquien gesammelt und
verkauft.
e. Die Versammlungen zu Piacenza und Clermont. Gleich-
zeitig kam auch eine Gesandtschaft des griechischen Kaisers Alexius,
die um schleunige Hülfe aller christlichen Völker gegen die Ungläubigen
bat. Da berief der Papst Urban Ii. im März 1095 eine Kirchenver-
sammlung nach Piacenza (spr. Pjatschensa) am Po, die so reichlich
besucht war, daß die Stadt die Besucher nicht zu fassen vermochte. Eine
zweite Versammlung zu Clermont (spr. Klärmong) im südlichen Frank-
reich, im November desselben Jahres, war noch besser besucht; allein
14 Erzbischöfe, 225 Bischöfe, 400 Äbte und eine große Menge Fürsten
und Ritter waren erschienen. Zuerst erklärten sich die Geistlichen zum
Zuge bereit, ihnen folgten viele Laien. Alle hefteten ein rotes Kreuz
auf die rechte Schulter, daher hießen sie Kreuzfahrer und der Zug
Kreuzzug.
Alle umliegenden Städte und Dörfer waren mit Menschen angefüllt, und viele
mußten noch trotz der Kälte unter freiem Himmel übernachten. Zuerst trat Peter auf
und schilderte in feuriger Rede die Not der christlichen Brüder in Palästina; als da-
durch die Herzen wunderbar ergriffen waren, erhob sich der Papst selbst und forderte
mit hinreißender Beredsamkeit, die viele zu Thränen rührte, zum Kampfe für die
4'
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Extrahierte Personennamen: Gregor_Vh Gregor Heinrich_Iv Heinrich Peter_von_Amiens Peter_von_Amiens Peter Urban Alexius Urban Pjatschensa Peter
Extrahierte Ortsnamen: Amiens Rom Frankreichs Italien Frankreich Jerusalem Piacenza Clermont Piacenza Clermont Frank- Palästina
Bonifacius.
15
Sein Leichnam ward nach seinem Willen in Fulda beigesetzt; auf
einem erhabenen Platze vor dem Dome steht, von Erz gegossen, das
Bild des gewaltigen Gottesmannes in langem Mönchsgewande, mit
einem aus zwei Geisern zusammengebundenen Kreuze in der Hand, und
predigt von dort aus dem lebenden Geschlechte: „Sei getreu bis an den
Tod!"
Die Arbeit des „Apostels der Deutschen" ging nicht mit
demselben unter: überall hatte er Bistümer gegründet als Mittelpunkte
großer Sprengel (Diöcesen). An einem Bischofssitze entstand zuerst eine
Kirche, anfangs klein und aus Holz gezimmert, später groß und prächtig.
(Dome, Kathedralen.) Neben der Kirche stand die Pfalz, die Wohnung
des Bischofs. Aus dem Bischofssitze entstand bald eine Stadt, indem
sich Handwerker, ja selbst adelige Vasallen ansiedelten. Darum gehören
die Bischofssitze zu den ältesten Städten.
cl. Klöster. Ebenso wurden durch die Missionare die ersten
Klöster in Deutschland errichtet. Das Klosterwesen entstand schon früh
in Ägypten. Schon in den ersten Jahrhunderten nach Christo zogen
sich hier viele in die Wüste zurück, um sich fern von der Welt in 'der
Einsamkeit Gott zu weihen. Als Stifter des Mönchslebens ist der Ägypter
Antonius zu betrachten. Er teilte sein ganzes Vermögen unter die
Armen und ging in die Wüste. Durch seine große Enthaltsamkeit kam
er in den Ruf eines Heiligen, viele fromme Menschen zogen in seine
Nähe; sie hießen Mönche, d. i. Alleinlebende. Antonius beaufsichtigte
sie und hielt sie zum Fasten, Beten und zur Handarbeit an. Sein
Schüler Pachomius vereinigte die Mönche in gemeinschaftliche Gebäude,
Klöster genannt; der Vorsteher eines solchen Klosters hieß Abt. Auch
Frauen bildeten in Ägypten solche Verbindungen in Nonnenklöstern.
Die Klöster wurden bald in großer Zahl errichtet und zwar nicht immer
in Einöden, sondern auch in den Städten. Aus dem Morgenlande kam
das Mönchswesen nach Europa und erhielt hier eine andere Bedeutung
durch Benedikt von Nursia, der 529 das Kloster Monte Cas-
sin o in Unteritalien stiftete. Er hob das beschauliche Leben der Mönche
auf, indem er in seiner schriftlichen Regel außer Fasten und Beten
namentlich Arbeit und Jugendunterricht zur Pflicht machte. Außerdem
mußte sich jeder Mönch zu den drei Gelübden der Ehelosigkeit,
Armut und des Gehorsams verstehen. Die Regel der Benedik-
tiner wurde auch von vielen andern Klöstern angenommen. Die Bene-
diktinerklöster haben in Deutschland viel Segen gestiftet: sie schufen Heiden
und Wälder in blühendes Ackerland um, sie waren die Stützen der
Armut, die gastlichen Herbergen der Reisenden, und namentlich Pflege-
stätten der Bildung, da die fleißigen Mönche unterrichteten, Bücher ab-
schrieben und vervielfältigten. Die Klöster waren frei von allen Abgaben
und erhielten den Zehnten. Solche Klöster gab es in St. Gallen,
Fulda, Reichenau, Weißenburg und Corvey an der Weser.
Ein Kloster in Irland hatte ums Jahr 600 etwa 2100 Mönche.
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Extrahierte Personennamen: Bonifacius Antonius Antonius Benedikt_von_Nursia
Extrahierte Ortsnamen: Fulda Deutschland Christo Europa Monte_Cas- Unteritalien Deutschland Fulda Reichenau Weißenburg Corvey Irland
16
Mittlere Geschichte.
V. Die Karolinger im Frankenreiche.
1) Kart Martett und Züpin der Kteine.
Die Nachfolger Chlodwigs, die nach Meroväus, dem Großvater
Chlodwigs, Merowinger genannt werden, waren nicht minder grausam
und habgierig als Chlodwig selbst. Sechs merowingische Könige kamen
in 40 Jahren durch Gift oder durchs Schwert um. Im Kriege eroberten
sie das Land der Thüringer, Burgunder und den Rest des Ale-
mannenreichs; selbst Bayern trat in ein Abhängigkeitsverhältnis.
Die letzten Könige aus dem Geschlechte der Merowinger waren weniger
grausam, aber auch weniger thatkräftig. Die Macht lag ganz in den
Händen des ersten Hofbeamten, des Majordomus (Hausmaier). Der
Besuch der jährlichen Volksversammlungen (Märzfelder) auf einem mit
vier Ochsen bespannten Wagen war endlich das einzige Geschäft der
schwachen Merowinger. Das fränkische Reich war in Neustrien (west-
lich), Austrasien (östlich) und Burgund (südöstlich) geteilt. Anfangs
hatte jedes der drei Reiche einen eigenen Majordomus, bis es dem klugen
und tapfern Pipin von Heristal (bei Lüttich) gelang, alleiniger
Majordomus des Frankenreichs zu werden. Er nannte sich „Herzog
und Fürst" der Franken. Sein Sohn Karl Martell erbte seine
Macht. Dieser schlug die Araber (S. 11) bei Tours und Poitiers.
Nach Karls Tode (741) folgten ihm seine Söhne Karl mann und
Pipin. Karlmann ging ins'kloster, sein Bruder, Pipin „der Kurze",
blieb an der Spitze sämtlicher Franken.
Um jene Zeit wurde der Papst Zacharias von dem Longobarden-
könige in Italien bedrängt und suchte deshalb Hülfe bei dem mächtigen
Majordomus der Franken. Pipin aber ließ ihn fragen: „Ist es zu
billigen, daß derjenige König ist, der müßig zu Hause sitzt, und nicht
derjenige, der die Mühen und Gefahren der Regierung trägt?" Zacharias
entschied diese Frage zu Pipins Gunsten, und Bonifauus salbte diesen 752
zum Könige der Franken. Dem letzten Merowinger, Child er ich Ul.,
schor man die Königslocken und schickte ihn ins Kloster.
Bald darauf floh der folgende Papst, Stephan Ii., vor dem
Longobardenkönige zu Pipin und vollzog nun selbst noch einmal die
Salbung an ihm und seinen Söhnen. Dann führte ihn Pipin nach
Rom zurück, nahm den Langobarden das Exarchat und schenkte es
dem Papste. Es ist der Anfang des Kirchenstaates. 1 Der Papst
machte Pipin zum „Patricius von Rom". Pipin starb 768.
1 Unter den Bischöfen genossen die 5 Patriarchen zu Rom, Konstantinopel,
Alexandrien, Antiochien und Jerusalem das größte Ansehen. Der Bischof zu Rom
gelangte aber bald zu allgemeiner Anerkennung (zunächst im Abendlande), teils durch
die vielen neu entstandenen Kirchen in Britannien und Deutschland, „welche dem
römischen Stuhle untergeordnet wurden, teils durch die persönliche Überlegenheit
einiger römischer Bischöfe. Der erste römische Bischof, der sich förmlich als Papst
(von Papa, d. i. Vater) krönen ließ, war Nicolaus I. (858—867); der Name Papst
(Papa universalis) wurde dem römischen Bischöfe schon durch ein Konzil im Jahre
451 beigelegt.
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Extrahierte Personennamen: Chlodwigs Chlodwigs Chlodwig Karl_Martell Karl Karls Karl Karl Karlmann Zacharias Zacharias Stephan_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Frankenreiche Chlodwigs Meroväus Chlodwigs Neustrien Burgund Poitiers Karls Italien Rom Rom Konstantinopel Jerusalem Rom Britannien Deutschland