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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
8 Die Kolonisation der Staaten der Nordamerikanischen Union.
drei Söhnen das Patent des ausschließlichen Handels „nach allen Ländern,
Meeren und Golfen im Westen, Osten und Norden", die er zu entdecken
hoffte. Die Expedition zog sich nun noch ein Jahr hinaus, vermutlich weil
der spanische Gesandte gegen dergleichen Unternehmungen am englischen Hofe
Vorstellungen machte, da sie ein Eingriff in die vom Papste zugebilligten
Rechte der Krone Spaniens seien. Mit einem einzigen Schiffe „Matthew"
wurde vom Hafen zu Bristol aus 1497 die Fahrt ausgeführt.
Nachdem 400 Meilen im Atlantischen Ozean zurückgelegt worden
waren, fand man am 24. Juni 1497 das Festland von Amerika und eine
vorliegende Insel, die nach dem Tage der Entdeckung St. Johannes ge-
nannt wurde. Wahrscheinlich waren es Neufundland und Labrador, wo
die Seefahrer landeten. Das aufgefundene Land war indessen zu weiteren
Forschungen wenig einladend, denn die Jagd auf Eisbär und Remitier und
die Ausbeutung der fischreichen Gewässer fand man weder damals noch
später verlockend genug, um bereits eine Niederlassung dort anzulegen.
Um diese Zeit zeigten sich auch Portugiesen in jenen nordwestlichen
Meeren. Schon 1464 soll der Statthalter der Azoren, Johann Cortreal,
eine Stocksischküste (Terra do bacalhao) besucht haben. Ohne Zweifel war
dies nur die längst bekannte Insel Island; sein Sohn Kaspar segelte aber
weiter nordwestlich und kam 1500 an das ..grüne Land" (Grönland). Im
nächsten Jahre fand er die großen, reichen Fischergründe au der Küste von
Neufundland. Lange Zeit wurden die Inseln des Lorenzgolfes das Land
des Cortreal genannt, sonst hießen sie aber auch die Bacalhaos- (Kabeljau-)
oder Stockfischinseln, weil der Fang dieses Fisches sehr bald die Seefahrer
der verschiedensten Nationen dahin zog. Im Jahre 1504 landeten des
Fischfanges wegen Franzofen aus der Bretagne und Normandie an den
neufundländischen Küsten und gaben dem Kap Breton in Neuschottland
den Namen.
Erst nach 17 Jahren — denn die Kolonisationsversuche der ersten
Fahrt waren mißlungen, und die Begeisterung hatte sich abgekühlt —-
betrat Sebastian Cabot, der unterdessen diese lange Zeit hindurch in
spanischen Diensten gestanden hatte, das Gebiet seiner früheren Ent-
deckuugen wieder.
Von König Heinrich Viii. an die Spitze eines Geschwaders gestellt,
durchkreuzte er von neuem die nördlichen Regionen und drang bis zum Ein-
gang der Hudfousbucht vor. Mau hatte die Hoffnung uoch nicht aufgegeben,
eine Durchfahrt zu gewinnen, vermittelst welcher man in die Südsee und an
die asiatischen Küsten gelangen konnte. Durch die Feigheit seines Unter-
befehlshabers wurde er aber zu baldiger Rückkehr genötigt, und die Er-
gebuisse dieser Expeditionen waren in bezug auf greifbaren Gewinn nicht
derart, um andre zur Nachfolge aufzumuntern. Wir wissen überhaupt nur
sehr weniges über diese Reise. Der für seine Zeit außerordentlich gebildete
Seemann würde sicher Größeres und Wichtigeres geleistet haben, wenn
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Extrahierte Personennamen: Johannes Johann_Cortreal Johann Kaspar Sebastian_Cabot Heinrich_Viii Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Spaniens Atlantischen_Ozean Amerika Neufundland Island Neufundland Bretagne Neuschottland
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Die Niederlassungen der Engländer und Holländer. 13
Verhältnisse an, als die Engländer festen Fuß in Nordamerika faßten und
mit dem Scharfblick von geborenen Handelsleuten den ungeheuren Vorteil
erkannten, welcher aus der Arbeitskraft der Neger zu ziehen war.
Mehr als jedes andre unter den im Zeitalter der Entdeckungen be-
tretenen weiteren Gebieten ist der Norden von Amerika der Tummelplatz
aller wanderlustigen Europäer geworden, welche der Heimat den Rücken
kehrten, um ihr Heil und Glück in einer „andern Welt" zu suchen. Aber
in völlig verändertem Lichte erscheint hierbei die Mitbewerbung der ger-
manischen Rasfe, welche erst ein Jahrhundert fpäter als die Spanier und
Franzosen den Boden Nordamerikas betritt!
Die wirkliche, andauernde Kolonisation der weit ausgedehnten Gebiete
der Staatenunion Nordamerikas ist anerkanntermaßen das Werk und Ver-
dienst der germanischen Völker. Der Hauptkern der Einwanderung bestand
aus Engländern, denen sich in zweiter Linie Holländer, dann auch Schwe-
den und Norweger, seit den letzten Jahrzehnten im vorigen Jahrhundert
voruehmlich aber Massen von Deutschen anschlössen. Durch ihre energische,
auf Sicherung des langsam Errungenen gerichtete Thätigkeit, durch ihre
alle Schwierigkeiten überwindende Ausdauer unterwarf sich die germanische
Rasse in verhältnismäßig kurzer Zeit ein Gebiet, das vom 50. bis 25. Grad
nördlicher Breite reicht und das von über 60 Millionen Menschen be-
wohnt ist. Dies haben die zur Kolonisation vor allen Völkern befähigten
Germanen zustandegebracht, indem sie die aus der Heimat mitgebrachten
Naturanlagen der Eigenart des neugewonnenen Landes anzupassen ver-
standen.
Die 38 Staaten und 10 Territorien, aus denen die nordamerikanische
Republik besteht, wurden im Laufe von Jahrhunderten gegründet und zu
verschiedenen Zeiten besiedelt. Der eigentliche Ursprung der Kolonisierung
läßt sich zurückführen auf jene zwei Privilegien, welche ein Jahrhundert
nach Entdeckung der Neuen Welt, in den Jahren 1606 und 1609, unter
der Regierung des Königs Jakob I. von England, an zwei Gesellschaften
von venturers oder „Wagende Kaufleute" für das Land vom 36. bis
45. Grad nördlicher Breite verliehen wurden.
Das meiste Interesse in bezug auf Zeit und Weise der Kolonisierung
nehmen die heutigen Staaten Virginia, die Carolinen, Maryland, Mafsa-
chusetts, New Hampshire, Rhode-Island, Connecticut und Pennsylvanien in
Anspruch, der Stamm jener dreizehn von der Ostküste von Akadien bis
hinab nach Florida emporgeblühten Provinzen, von denen fpäter, vor hun-
dert Jahren, die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten aus-
gegangen ist.
Dem ausgezeichneten Seefahrer Frobisher gebührt das Verdienst,
gegen Ende des achten Jahrzehnts im 16. Jahrhundert wieder die Auf-
merksamkeit feiner Landsleute auf deu Norden Amerikas gerichtet zu haben.
Er entdeckte im Jahre 1578 Westfriesland, welches er Westengland
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Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Amerika Nordamerikas Nordamerikas Maryland Rhode-Island Connecticut Pennsylvanien Florida Amerikas
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Die Niederlassungen der Engländer und Holländer. 19
in Virginien aus Schwierigkeiten stießen, so untersuchte er die Umgebungen
der Chesapeakebai und fand solche zur Gründung einer Niederlassung günstig
genug. Doch erst des Lords Sohn Cecil empfing am 20. Juni 1632 den
erbetenen königlichen Freibrief. Die Besiedelung des Landes, zu Ehren
der Königin Henriette Marie Maryland genannt, unternahm mit etwa
200 Katholiken im folgenden Jahre Leonard Calvert, des Grundherrn
Bruder, und dank der milden und einsichtsvollen Leitung des Genannten
nahm der Wohlstand stetig zu und hielt gleichen Schritt mit dem Gedeihen
der Niederlassungen von Virginia, deren Bewohnerzahl sich um die
Mitte des 17. Jahrhunderts bereits auf 20 000 Seelen belief. Die
Stadt Baltimore ward jedoch erst hundert Jahre später von einem Nach-
kommen des Lords George angelegt und bestand 1760 nur erst aus etwa
50 Häusern.
Die Neuenglandstaaten gediehen allen Widerwärtigkeiten zum Trotz,
und selbst der tyrannische Wille eines Karl I. vermochte den Zug seines
Volkes nicht zu bannen, welcher alle thatkräftigen europamüden Naturen
nach Westen übers Meer hinüberdrängte.
König Karl I., aus Verdruß darüber, daß sich alljährlich Tausende
politischer und religiöser Starrköpfe seiner Gewalt entzogen, verbot ge-
radezu die Auswanderung nach den transatlantischen Wildnissen; dennoch
ward dort gegen seinen Willen der Grund zu freiem und glücklicherem Ge-
meinwesen gelegt. So wandten 1633 mehr als 3000 Puritaner ihrem
Vaterlande den Rücken und gründeten am Connecticutflusse eine Nieder-
lassung, welche sie anfangs Newhaven nannten, woraus indessen mit der
Zeit der Distrikt oder die Grafschaft entstand, die zu Ehren eines der ersten
Ansiedler, der früher Gouverneur in Portsmouth in Hampshire gewesen
war, New Hampshire genannt wurde.
Während der Zeit der Republik stockte allerdings die Einwanderung
in den nördlichen Provinzen, dagegen wandten sich jetzt wiederum die aus
ihrem Vaterlande vertriebenen Freunde des gestürzten Königtums den
südlichen Kolonien Virginia, Maryland und Carolina zu. In dieser
Periode der Entwickelung des englischen Nordamerikas stellten sich die Gegen-
sätze zwischen dem puritanischen Norden und dem aristokratischen Süden
immer entschiedener heraus. Dort war eine rasch sich mehrende, auf ihre
Freiheiten erpichte Bevölkerung, glaubenseifrig, ja unduldsam, aber arbeit-
sam und an ihrem obersten Recht, dem der Selbstregierung, unverbrüch-
lich festhaltend, zu finden; — im Süden- aber eine viel gemischtere Gesell-
schast: Verehrer des Königtums, auf verliehene oder ererbte Vorrechte
fußend, geneigt, weniger selbst zu arbeiten, als andre für sich arbeiten zu
lassen. Die letztgedachten Kolonisten blieben meist der englischen Hochkirche
getreu, ließen sich mit ihrem Grund und Boden von der Krone Englands
förmlich belehnen und beachteten als Gronvasallen die Satzungen des eng-
tischen Herkommens.
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20 Die Kolonisation der Staaten der Nordamerikanischen Union.
Die Güter dieser arbeitsungewohnten Landedellente bevölkerten sich
ebenfalls, jedoch in der Hauptsache mit Sklaven. Erst dann, als auch hier
die großen Landstriche, an denen jene adligen Lehensträger das Eigentum
erworben hatten, allmählich an kleinere Bodenbesitzer übergingen, gelangte
die Freiheit, deren sich die nördlichen Kolonien erfreuten, ebenfalls zur
Geltung.
Das Aufblühen der Kolonie Maryland erlitt eine Unterbrechung, als
die republikanisch gesinnten Puritaner mit den köuiglich gesinnten Grund-
besitzern in heftige Zerwürfnisse gerieten, so daß sich bald alle Bande der
Ordnung lösten, die mühsam erst durch ein vom Lord-Protektor Oliver
Cromwell abgesandtes Geschwader wiederhergestellt werden mußte. Der
Hader zwischen den Parteien dauerte indessen fort, und nur die Wiederein-
setznng des vertriebenen Königshauses der Stuarts brachte den hin und
her wogenden Streit zum Stillstand auf kurze Zeit. Denn Cromwells be-
rühmte Schiffahrtsakte, die Veranlassung so vielen Verdrusses für die
Kolonien, ward von König und Parlament znr Vermehruug des Wohl-
stauds des Reiches nicht allein aufrecht erhalten, fondern sogar noch er-
weitert. Hiernach durften die Kolonisten ihre Bedürfnisse nur aus den
Häfen des Mutterlandes beziehen, und alle für fremden Bedarf bestimmten
Kolonialprodukte mußten den Weg über die Häfen von England einschlagen.
Hierunter litt Virginien wie Maryland;- der wichtige Tabaksbau Virginiens
lag danieder und das Rechtlichkeitsgefühl des Volkes wurde infolge eines
schwungvoll betriebenen Schleichhandels längs der ganzen Küste von Amerika
stark erschüttert. Schließlich griffen die Kolonisten zu den Waffen, und
der Aufstand nahm bald bedrohlichere Gestalt an.
Zum Heile für die englischen Pflanzstaaten hatten die Monarchen aus
dem Hause Stuart und ihre Minister im Lande selbst alle Hände voll zu
thuu, und ihre Blicke wandten sich daher nur dann den ihrem Gesichts-
kreis entlegenen Kolonien zu, wenn es galt, die Wünsche von Günstlingen
durch Verleihung von Land und Gerechtsamen zu befriedigen oder ver-
mittelst Auflagen der so viel in Anspruch genommenen königlichen Schatz-
kammer neue Zuflüsse zu erschließen.
Der erste Anfang zu einer Konföderation der Kolonien im Norden
fällt ins Jahr 1643. Während der Kämpfe des Königtums mit dem
Volke und Parlamente im Mutterlaude schlössen am 19. März genannten
Jahres die Staaten Massachusetts, Nenplymonth, Newhaven und Con-
necticut unter dem Namen der „Vereinigten Kolonien von Neuengland"
ein Schutz- und Trutzbündnis mit einem Generalkongreß und einem Prä-
sidenten an der Spitze. Sie wollten getreulich zusammenhalten gegen aus-
wärtige Feinde und sich namentlich gegen die Holländer am Hudson, gegen
die Indianer in Nenengland und die Franzosen in Kanada gegenseitig
Schutz gewähren. Der Bund verfügte über eine stattliche Miliz und
prägte 1652 sogar eigne Münze. Oliver Cromwell begnügte sich, einen
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Extrahierte Personennamen: Oliver
Cromwell Oliver_Cromwell
Extrahierte Ortsnamen: Maryland Cromwells England Amerika Nenplymonth Nenengland Kanada
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Die ersten Niederlassungen der Engländer und Holländer, 23
Georg Fox, angeschlossen. Er begleitete diesen nach Holland, reiste selbst
mehrmals nach Deutschland und warb dort wie hier, sowie nach seiner
Rückkehr in England der Lehre seines Lehrers zahlreiche Anhänger. Aber
auch die friedlichen Quäker hatten Anfechtungen zu bestehen. Um den
Gläubigen ein sicheres Asyl zu eröffnen, brachte Penn im Jahre 1676
einen Teil von New Jersey in seinen Besitz, auf welchem bald darauf die
Stadt Burlington und andre Ansiedelungen am östlichen Ufer des Delaware
sich erhoben.
Von seinen Erfolgen ermutigt, entwarf Penn einen Plan zur Koloui-
sierung der von den Europäern noch nicht befetzten Länder. Sein Vater
New Amsterdam. Erste Niederlassung der Holländer in Amerika (das spätere Aew Jork).
hatte als Admiral England außerordentliche Dienste geleistet, 1655 Jamaika
erobert und zehn Jahre darauf die holländische Flotte unter Van Opdam
geschlagen. Deshalb verlieh Karl Ii. von England, der diese Verdienste
anerkennen und ehren wollte, durch einen Gnadenbrief vom 4. März 1681
William Penn das vollkommene Besitzrecht an allen Ländern zwischen den
Kolonien Maryland, New Aork und New Jersey, eben jenes Gebiet, das
Pennsylvanien heißt. Fortwährend strömten demselben Gleichgesinnte
zu; drei Schiffe brachten viele Ansiedler herbei, welche die Stadt Ehester
erbauten. Penn wollte jedoch sein Besitzrecht auch durch die Indianer-
bevölkerung anerkannt wissen. Er hatte Abgeordnete abgeschickt, den Häupt-
lingen einen Brief zu überbringen und zu verdolmetschen.
In demselben hieß es unter auderm: „Ich bin tief ergriffen von der
Härte und Ungerechtigkeit, die sich oft Menschen gegen euch zu schulden
kommen ließen, welche zu euch kamen, um euch ihrem Vorteil aufzuopfern,
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Extrahierte Personennamen: Georg_Fox Karl_Ii Karl New_Jersey
Extrahierte Ortsnamen: Holland Deutschland England New_Jersey Amsterdam Amerika Jamaika England Maryland New_Aork Pennsylvanien
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28 Die Kolonisation der Staaten der Nordamerikanischen Union.
seine Unterstützung zuzuwenden. Durch verschiedene glückliche Maui-
pulationen begünstigt, ward Law der einflußreichste Mann in Frankreichs
er leitete bald alle Finanzgeschäfte des Staates. Nun richteten sich die
Blicke aller derjenigen, welche rasch, ohne zu arbeiten, reich werden wollten,
den Unternehmungen des ebenso kühnen, wie vom Glück begünstigten
Schotten zu.
Alle Welt wollte Lawsche Aktien haben. Das rasche Steigen der-
selben, die großen Gewinne glücklicher Spekulanten erzeugten eine förmliche
Spielwut. Arm und reich, vornehm und gering drängte sich zu der Kasse
des gefeierten Finanzmannes. Der hohe Adel beugte sich vor dem schot-
tischen Emporkömmling, und selbst ausländische Fürsten sandten Agenten
nach Paris, um für sie zu spielen. In kaum drei Wochen waren 300 000
Aktien zum Nominalbetrag von 150 Millionen Livres untergebracht,
welche der Gesellschaft 1500 Millionen Livres zuführten. Rasch stiegen
die Aktien auf 6-, 7-, 8-, 9-, 10 000 Livres. Die Gewinne, welche hier-
bei gemacht wurden, waren unglaublich. Die Spielwut erhielt sich von
Mitte 1718 bis gegen Ende des Jahres 1720, denn da hatte das Fieber,
welches die französische Gesellschaft ergriffen, bereits gründlich ausgerast.
Der schwindelhafte neue Finanzbau Laws war zusammengestürzt; Tausende
von Spekulanten lagen unter seinen Trümmern begraben. Wie viel Elend
und Unglück diese merkwürdige Aktienspielwut indessen auch für Frankreich
brachte, so hatte sie doch immerhin einiges Gute für die neueu An-
siedelungen in Amerika. Es waren eine Menge Menschen nach den Be-
sitzungen der Mississippi-Gesellschast gelockt worden, und dieselben ver-
ließen doch nur zu eiuem ffeinen Teil das Land, als der Zusammenbruch
von Laws papieruem Kunstbau erfolgte. Schou im Jahre 1717 hatten einige
französische Kolonisten am Ausflusse des Mississippis eine Niederlassung ge-
gründet, welche sie zu Ehren des Regenten von Frankreich, des Herzogs
von Orleans, New Orleans nannten. Die günstig gewählte Lage in
der Nähe des Meeres machte die Stadt sehr bald zu einem wichtigen Aus-
fuhrplatze für den unerschöpflichen Reichtum der Laudesprodukte Louisianas.
Ebenso waren auf der Südseite der großen Seen im Michigan- und
Missonristaate Franzosen beschäftigt, das Land zu kultivieren, wobei sie
mehrere neue Städte, wie Detroit, Viueennes, St. Louis, anlegten.
Während die Glückssonne des Schotten am höchsten stand, befürchteten
die benachbarten britischen Ansiedler, daß es den Franzosen gelingen
könnte, eine Verbindung der Kolonien am großen Strome, „dem Vater
der Gewässer", mit den kanadischen Niederlassungen znstandezubriugen.
Daher wurde 1732 von feiten der britischen Regierung die Gründung
einer ueueu Kolonie zwischen den Karolinen und dem spanischen Florida
durch den menschenfreundlichen Oglethorpe begünstigt. Doch erst als ver-
trieben? Protestanten aus Salzburg, als Schweizer und Schotten in
größeren Zügen einwanderten, gewann die neue Niederlassung höheren
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Extrahierte Personennamen: Louis
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Paris Frankreich Amerika Frankreich Louisianas Michigan- Florida Salzburg
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30 Die Kolonisation der Staaten der Nordamerikanischen Union.
necticut, Massachusetts und New Hampshire rüsteten sogar eine stattliche
Expedition aus, welche unter Mitwirkung einer königlichen Flottenabteilung
die französische Hauptstadt Louisbourg, das Bollwerk der französischen
Macht in Amerika, zum Fall brachte. Freilich sahen sich die Kolonisten
nach dem Friedensschluß bitter getäuscht, als England jenen durch so große
Anstrengungen gewonnenen wichtigen Platz an Frankreich wieder zurückgab.
Seitdem drängte sich den Bewohnern der Neuenglandstaaten immer mehr
die Überzeugung aus, daß ihr Interesse himmelweit verschieden von dem-
jenigen des Mutterlandes sei, und daß sie Gut und Blut nur zur Unter-
stützung einer engherzigen Sache hingegeben hatten.
Noch war der Frieden mit Frankreich nicht allseitig bekannt geworden,
als auch der Kampf an den Grenzen von Kanada von neuem ausloderte.
Durch den Frieden waren nämlich die alten Streitigkeiten wegen gewisser
Grenzdistrikte keineswegs beigelegt worden. Daher entbrannte der alte
Hader von neuem, und als die Franzosen fortfuhren, im Stromgebiet
fowie an den oberen Seen Forts zu erbauen, standen sich die britischen
und französischen Kolonisten schon feindlich gegenüber, bevor noch der Krieg
erklärt war. Im Jahre 1755 begann der Kampf zur See ohne Kriegs-
erkläruug: die Engländer nahmen 300 französische Kauffahrteischiffe weg;
dagegen bereiteten sich die Franzosen zu einer Laudung in England vor,
was hier einen solchen Schrecken verursachte, daß Georg Ii. seine han-
növerschen Truppen und ein hessisches Korps nach England zog. Es war
jedoch nur auf eine Täuschung abgesehen; eine französische Flotte lief von
Toulon aus und setzte Truppen in Minoren ans Land, welche diese Insel
eroberten. Jetzt erst erklärte England feierlich den Krieg. Derselbe
wurde teils zur See, und hier mit großem Übergewicht der Briten, teils
in Nordamerika, teils in Europa, wo die Engländer als Verbündete
Friedrichs Ii. kämpften und auch mehrmals vergeblich eine Landung in
Frankreich versuchten, teils in Ostindien und Afrika geführt.
Im Jahre 1758 ward Louisbourg den Franzosen wieder entrissen;
doch ist aus der Reihe der Kriegsjahre 1759 das wichtigste. Anfangs
schien es, als wollte sich der Sieg den Franzosen zuweuden. Dieselben
gingen ungestüm zum Angriff vor, wurden aber von den Engländern,
welche sie kaltblütig erwarteten, mit einem so mörderischen Feuer em-
pfangen, daß sie schwankten. Dabei ward der britische Feldherr, General
Wolfe, schwer verwundet, was im Heere der Engländer große Bestürzung
erregte; die Franzosen unternahmen nun einen neuen Angriff auf die
Front und die feindlichen Flanken. Aber die britischen Streiter hatten
sich unterdessen wieder ermannt, sie schlugen die Franzosen zurück und
gingen nun, nachdem General Townsend den Oberbefehl übernommen,
ihrerseits zum Angriff über. In diesem Jahre wurden die französischen
Forts Ticonderoga, Crownpoint und Niagara genommen, die französische
Flottille auf dem See Champlaiu auf den Sand gejagt, endlich General
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Extrahierte Ortsnamen: Louisbourg Amerika England Frankreich Frankreich Kanada England England Toulon England Nordamerika Europa Friedrichs Frankreich Ostindien Afrika
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32 Tie Kolonisation der Staaten der Nordamerikanischen Union.
Macht, Ansehen und Bedeutung nie wieder zu erheben vermochte. Im
Frieden zu Paris (10.'Februar 1763) wurden Neuschottland (Akadien)
mit Kap Breton samt Kanada von den Franzosen aus ewige Zeiten an
England abgetreten und der Mississippi als Grenze zwischen den englischen
und französischen Besitzungen erklärt. Zugleich waren die Spanier aus
Florida und den übrigen Gebieten östlich des Mississippis verdrängt worden.
Die aus solche Weise vergrößerten englischen Kolonien zählten etliche Jahre
später nach Hinzutritt vou Tennessee (im Jahre 1768) und Kentucky (im
Jahre 1773), also vor mehr als hundert Jahren, zwischen zwei bis drei
Millionen Seelen, darunter 500 000 Neuengländer, und besaßen eine An-
zahl von Sklaven, welche in den südlichen Provinzen -der Zahl der weißen
Einwohner ziemlich gleich kam.
Mit Befriedigung durften die Kolonien aus das Ergebnis eines langen
Kampfes hinschauen. Von nun an waren die Grenzen ihrer Niederlassung
gegen alle nebenbuhlerischen und feindlichen Absichten sicher gestellt. Un-
zweifelhaft gingen, wenn ihnen das Mutterland Zeit ließ, sich zu erholen,
Handel und Wandel einer außerordentlichen Blüte entgegen.
Unaufhörlich begannen seitdem die Kolonisten der östlichen Staaten
nach Westen vorzudringen. Damals hausten noch zahlreiche und Waffen- *
tüchtige Jndianerstämme inmitten der Fluren und Wälder, namentlich in
den weiten Berggeländen zwischen dem Mississippi und dem Atlantischen
Ozean. Weithin leuchteten damals noch die Signalfeuer des roten Mannes
aus dem Urwald herüber oder auf den Flächen der Prärien.
Bald war jedoch alles angrenzende Land von Indianern gesäubert,
und der Pflug der Weißen zog dort seine Furchen immer weiter dem
Westen zu.
Das ist in großen Zügen die Geschichte der Kolonisation der Haupt-
sächlichsten Staaten der großen amerikanischen Republik unter dem Sternen-
banner.
Die Geschichte des Abfalles der Neuenglandstaaten und ihren Unab-
hängigkeitskampf zu schildern, liegt der Aufgabe dieses Buches fern. Es
genüge hier, zur Vervollständigung des entworfenen Bildes hinzuzufügen,
daß die Übergriffe und Unbilligkeiten des Mutterlandes den Kolonisten
zuerst Anlaß zu wiederholten heftigen Beschwerden gaben, daß es jedoch
dabei nicht blieb, vielmehr vom Hader zum Bürgerkrieg kam, welcher mit
großer Heftigkeit entbrannte. Am 7. Juni 1776 hatte Richard Henry
Lee im Kontinentalkongreß beantragt, die Unabhängigkeitserklärung,
d. h. ein Instrument zu erlassen, laut welches der politische Verband der
13 nordamerikanischen Kolonien: New Hampshire, Massachusetts (Maine),
Rhode-Jsland, Connecticut, New Aork, New Jersey, Pennsylvania,Delaware,
Maryland, Virginia, North-Carolina, Sonth-Carolina und Georgia, mit
dem Mutterlande für immer aufgelöst wurde.
%
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden]]
Extrahierte Personennamen: Richard_Henry
Lee New_Jersey
Extrahierte Ortsnamen: Paris Kanada England Florida Kentucky Mississippi Atlantischen
Ozean Massachusetts Maine Rhode-Jsland Connecticut New_Aork Pennsylvania Maryland Virginia Georgia
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
4, mittl. Knabenbürgersehule J.<,
Ottmerstrasse 4.
Buch
der denkwürdigsten Entdeckungen
auf dem
Gebiete der Mnder- mit) Uölkerkiliide.
Von
Louis Thomas.
Internsii:€ttsfes~£: - .ichhisti tut
B^unschweig
Entdeckungen und geqgrsalzim! ke^evisame-Anternehmnngen
nach
Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart.
Georg-Eckert-tnstitut
für internationale
Schutbuchforschung
Braunschwetg
• Wiss. Handbibliothek
Zehnte Auflage.
Mit 80 Text-Illustrationen und einem Titelbilde.
Leipzig.
Verlag und Druck von Otto Spamer.
1900.
»■rteraafefes Scb^dinstituf
ßraunschweig
Ül« i R 1 b I i o t h «
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien]]
Extrahierte Personennamen: Louis_Thomas Internsii Otto_Spamer Otto
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Vorwort.
Diegegenwart kennt keine Entfernungen, fast keine räumlichen Schranken
mehr. Der stetig fortschreitenden Wissenschaft haben wir es zu danken, daß
sich heutzutage Süd und Nord, Ost und West, selbst über Ozeane hinweg, die
Hände reichen. Noch vor hundert Jahren lagen oft nicht geringe Schwierig-
keiten bor, eine Reise von nur wenigen Meilen von einem Städtchen Deutsch-
lands nach einem andern zu unternehmen und mit entfernten Freunden
sich ins Vernehmen zu setzen; heute unternimmt man Vergnügungstoureu
uach Amerika und bis ans Stille Weltmeer; fast jedes Dorf weiß von An-
gehörigen in den entlegensten Winkeln der Erde zu berichten, und nur
wenige Stunden bedarf der Europäer, um mittels des Welttelegraphen
Nachrichten von beiden Erdhalbkugeln einzuholen.
Darum ist es aber auch doppelte Pflicht für jeden Gebildeten, die
Erde, seine große Heimat, genau kennen zu lernen, und Aufgabe des
„Buches der Entdeckungen" ist es, nach Kräften dazu beizutragen, daß
folche Kenntnis eine möglichst allgemeine werde.
Der hier vorliegende zweite Band des „Buches der Entdeckungen"
führt uns in die neuere Zeit und weiter bis in die unmittelbare Gegen-
wart hinein, während sich der vorhergehende erste Band mit den Reisen
des Altertums und des Mittelalters beschäftigte.
Unser erster Abschnitt schildert die Kolonifieruug jener unermeßlichen
Länderstrecken, welche wir unter dem Namen der Vereinigten Staaten
von Nordamerika zusammenfassen. Diese stetige und immer segens-
reichere Kolonisation von Nordamerika, diese Eroberung unabsehbarer
Gebiete mittels des Pfluges, vor allem durch Engländer und Deutsche, ist
eine wahrhaste Heldeuthat; durch sie führt die Geschichte abermals den
Beweis, daß auf die Dauer das Schwert nirgends den Pflug ersetzen kann.
In die weiten Flächen Sibiriens führt uns der zweite Abschnitt,
und wir seheu die europäische Kultur unaufhaltsam selbst die entlegensten
Steppen und Einöden in ihre Kreise ziehen. Es ist eine gewaltige Kultur-
arbeit, die das Zarenreich zu erfüllen sich anschickte, durch welche es seine
Bestimmung für Europa, ja für die Welt erreicht, die Bestimmung, die
gewonnene Bildung nach Asien zurückzutragen und die Fruchtkeime moderner
Bildungselemente dorthin zu verpflanzen.
Während die russischen Bataillone ihren staunenerregenden Zug
durch die Wüsten Asiens vollführten und die siegreichen Kämpfe gegen chie
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Ortsnamen: Nord Ost Amerika Nordamerika Nordamerika Sibiriens Europa Asien Asiens