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1. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 3

1891 - Dresden : Höckner
— 3 — 3. Eintreten der Germanen in die Geschichte. 1. Die erste Kunde von germanischem Land und Leuten brachte den Südländern in der Zeit Alexanders des Großen 330 der griechische Kaufmann Pytheas von Massilia, der aufü-^r-einer wissenschaftlichen Forschungs- und Entdeckungsreise nach dem Norden die „Teutonen" an der Nordseeküste fand. Etwa 2 Jahrhunderte später traten die Germanen gegen Gallier und Römer vordringend in den Gesichtskreis der antiken Geschichtsschreibung und damit in die Weltgeschichte ein. 2. Schon damals betrieben sie den Ackerbau, aber nur als wilde Feldgraswirtschaft (Waldwechselwirtschaft), d. H. sie bebauten von der ganzen Flur nur einzelne Stücke in unregelmäßigem Wechsel, um sie nach einiger Zeit als Weideland für die durchaus noch überwiegende Viehzucht liegen zu lassen. Wenn die Vermehrung der Volkszahl, die Erschöpfung des Bodens, der Druck nachrückender Schwärme zu einem Wechsel der Wohnsitze zwang, dann wanderte die ganze Völkerfchaft oder ein Teil derselben weiter, um neue Siedelungsgebiete zu gewinnen, bis ihren Wanderzügen nach Süd und West der Weg durch die Macht des römischen Reiches gesperrt wurde. 3. So ist denn auch der Zug der Cimbern und Teutonen (ca. 120-101) nur ein Zeichen der fortdauernden notgedrungenen 120 Bewegung der Germanen aus dem rauhen Norden nach den bis milderen und fruchtbareren Ländern des Südens und Westens. Aus dem schweren Kampfe mit ihnen gingen die Römer zwar am Ende als Sieger hervor, aber für alle Zeit blieb ihnen seitdem ein Grauen vor der gewaltigen Naturkraft („furor Teutonicus“) dieser nordischen „Barbaren". Vgl. T. I. S. 82. 4. Stillstand der germanischen Wanderung am Rheine (Ariovist und Cäsar). 1. Dieselben wirtschaftlichen Zustände bestanden im wesentlichen bei den Germanen auch noch 50 Jahre später zu Cäsars Zeit und hatten dieselben Wirkungen *). Auch jetzt waren die Germanen noch nicht zu wirklicher Seßhaftigkeit gelangt und ebensowenig der einzelne zum Sonderbesitz an Grund und Boden. Die ganze Völkerschaft (civitas) oder, falls diese größer war, die einzelnen Gaue (pagi) derselben besaßen das besetzte Gebiet ') Caesar, de bell Gail. 6, 22. 1*

2. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 1

1891 - Dresden : Höckner
I. Periode. Die germanischen Stämme im Kampfe mit dem römischen Weltreiche. — 476 n. Chr. I. Abschnitt. Germanen und Römer bis ?nr Festsetzung der Mein- und Donaugrenze — ca. 100 n. Chr. 1. Einwanderung der Germanen. 1. Die Germanen gehören zur europäischen Gruppe der arischen (indogermanischen) Völkerfamilie. Diese wanderte in zwei großen Strömen, einem südlichen (Griechen und Italiker) und einem nördlichen (Kelten, Germanen, Letto-Slawen) in Europa ein, der letztere durch die Ebenen Rußlands. Die Kelten besetzten vor den Germanen das Land östlich vom Rheine bis an und über die Weser hinaus und im Süden bis zum „hercynischen Walde" (die mitteldeutschen Gebirgszüge vom Vogelsberge bis zu den Sudeten), außerdem Frankreich und die britischen Inseln. Die den Germanen folgenden und ihnen näher verwandten Letto-Slawen blieben in den weiten russischen Ebenen zurück, die Germanen aber zogen weiter längs der großen Flüsse in nordwestlicher Richtung bis zum Nordmeere. 2. Von hier aus bevölkerte ein Teil von ihnen Skandinavien, die dänischen Inseln und Jütland (Nordgermanen oder Skandinavier: Schweden, Norweger, Dänen) und entwickelte sich hier vielfach verschieden von den Stammesgenossen des Festlandes, verlor daher bald das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit mit ihnen. Die Hauptmasse breitete sich in dem heutigen Deutschland rechts des Rheines aus und drängte die Kelten allmählich im Westen über Mittel- und Niederrhein, im Süden über den Main zurück. Die Kelten wohnten nur noch längs der Donau bis tief nach Pannonien (Ungarn) hinein und fast im ganzen Alpengebiete, doch blieben Kelten auch in Deutschland zurück und Kümmel u. Ulbricht, Grundziiqe Ii. 1

3. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 2

1891 - Dresden : Höckner
— 2 — verschmolzen hier mit den Germanen (keltische Namen für Flüsse und Gebirge). 2. Land und Volk (Name und Gliederung). 1. Die Natur des germanischen Landes erschien den südlichen Kulturvölkern unwirtlich und schreckhaft. Den größten Teil Deutschlands bedeckte Urwald, in welchem das Elen, der Riesenhirsch und der Ur, Wolf, Eber und Luchs hausten. Für menschliche Ansiedelungen war er nur in den Ebenen und fruchtbaren Flußthälern spärlich gelichtet. Die Flüsse hatten einen ungeregelten Lauf und vermehrten im Frühjahr durch Überschwemmungen den Sumpf des Bodens. Das öve Haidemo»r im nördlichen Tieflande wurde seewärts von Sanddünen umgürtet; die anliegenden Inseln der Nordsee waren größer als jetzt und hingen zum Teil noch untereinander oder mit dem Festland zusammen, und die tiefen Busen des Zuydersees, des Dollart und der Jahde waren noch nicht ausgerissen. Wälder und Moore erhielten die Luft feucht, Nordost- und Ostwinde das Klima rauh. 2. Die Germanen zerfallen zunächst in 2 große Gruppen, die Ostgermanen, zu denen die nordgermanischen oder skandinavischen Stämme und die gotisch-vandalischen Völker gehören, und die Westgermanen, die späteren Deutschen. Beide sind wieder in zahlreiche kleinere Völkerschaften gespalten, deren jede ein selbständiges politisches Dasein führt. Diesem Mangel politischer Einheit entspricht der Mangel eines gemeinsamen einheimischen Namens für das ganze Volk. Die Bezeichnung „Germanen" (vermutlich „Nachbarn") wurde ihm erst von den benachbarten Galliern beigelegt und dann von den Römern angenommen. Das Wort „deutsch" begegnet erst in Schriftdenkmälern des 9. Jahrh, und zwar zunächst zur Bezeichnung der Sprache, um die an ihrer Volkssprache festhaltenden Deutschen von ihren verwälschten Stammesgenossen zu unterscheiden. 3. Allein trotz der politischen Zersplitterung bewahrten wenigstens die Westgermaueu das Bewußtsein nationaler Zusammengehörigkeit. Dies zeigt die Schöpfungssage von Manitus, dem ersten, von dem erdgeborenen Gott Tuisto abstammenden Menschen, und seinen Söhnen, den Stammvätern der 3 großen, durch nähere Verwandtschaft verbundenen Völkerschaftsgruppen, der Jngävonen, Jstävonen und Herminonen. Eine politische Bedeutung hatte diese Gruppierung in geschichtlicher Zeit nicht mehr.

4. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 67

1891 - Dresden : Höckner
— 67 — des Propheten, Fatima, und den übrigen Koreischiten unter Abu Bekr und Omar machte noch rechtzeitig die Wahl Abu Bekrs (f 634\ des Schwiegervaters und ältesten Gefährten Mohammeds, zum Kalifen ein Ende. Der thatkräftige Omar (f 644) eroberte vom byzantinischen Reiche Syrien und Palästina, Ägypten (Fall Alexandrias 641, angebliche Verbrennung der Bibliothek), von Persien die Euphrat- und Tigris länd er mit der Hauptstadt Seleuda-Ktesiphon und begann sogar die Unterwerfung des iranischen Hochlandes. Hierbei kam ihm die tiefe Zerrüttung der beiden miteinander verfeindeten orientalischen Großmächte, wie insbesondere der eigenartige innere Zustand der byzantinischen Grenzprovinzen (Gegensätze zwischen der herrschenden griechischen und der unterworfenen einheimischen Bevölkerung) zu statten. 2. Der gewaltige Begründer des arabischen Weltreichs wurde auch der staatskluge Ordner desselben als eines geistlichen Kriegerstaates auf demokratischer Grundlage unter dem Kalifen als Emir-al-Mumenin (Beherrscher der Gläubigen). In ihm bildeten die Araber die herrschende Kriegerkaste, Arabien das herrschende Land, außerhalb dessen sie anfänglich kein Grundeigentum erwerben durften. Sie begründeten deshalb in den eroberten Provinzen nur feste Standlager, aus denen dann nicht selten blühende Handelsstädte erwuchsen, wie Cairo aus Amrus Feldlager Kahira in der Nähe des zerstörten Memphis, Ba sra am unteren Euphrat, Kusa südlich von Babylon. 3. Unter dem alten und schwachen Othman (f 656), einem Omaijaden, wurden zwar die Eroberungen in Ostpersien und Nordafrika vollendet, doch brach unter den Anhängern des abermals übergangenen Ali eine Revolution aus, der Othman selbst zum Opfer fiel. Aber erst durch den Sieg in der „Kamelschlacht" von Basra (657) über Aischa, die einstige Lieblingsgemahlin des Propheten, gelangte Ali (f 661) zur Herrschaft. Doch bald erhob sich 661 gegen ihn der gewaltige Omaijade Muawija, der Statthalter Syriens und Eroberer von Cypern und Rhodus, im Bunde mit Amru, dem Statthalter von Ägypten; Ali fiel durch Meuchelmord in der Moschee von Kufa in Mesopotamien. 4. Die Glaubensspaltung und die Herrschaft der Omaijaden (>51 — 750. 1. Mit dem Kampfe um das Kalifat verband sich ein Lehrstreit, welcher eine dauernde Trennung der Mohammedaner in zwei Religionsparteien zur Folge hatte. Alis Anhänger, die Schiiten, erkannten Ali und sein Geschlecht als einzig rechtmäßige Nachfolger des Propheten und den Koran als die einzige Autorität in Glaubenssachen an. Dagegen ließen die Sunniten neben dem Koran auch die Sunna gelten, d. H. die von Abu Bekr und seinen Nachfolgern geheiligten mündlichen Überlieferungen des Propheten. Diese religiöse Spaltung fiel wesentlich mit der politischen zwischen Nord- und Südarabern und deshalb mit dem Gegensatz zwischen den ehemals persischen und byzantinischen Gebieten zusammen und zerriß nach wiederholten Kämpfen dauernd auch das ganze Reich. 2. Die Omaijaden sicherten ihre Herrschaft im Inneren durch Begründung der Erblichkeit des Kalifates und eines militärischen Schreckensregimentes. Indem sie aber die Hauptstadt von Medina nach Damaskus und damit den Schwerpunkt des Reiches in die eroberten Kulturländer verlegten (661), die Ansiedelung von Arabern in denselben förderten und dadurch 661 5*

5. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 7

1891 - Dresden : Höckner
— 7 — ja er konnte es im Winter 4/5 wagen, sein Winterlager zwischen Weser und Elbe (bei Aliso) auszuschlagen. Zuletzt gelangte er durch das langobardische Gebiet bis zur Elbe, während seine Flotte die Elbe hinauffuhr, um dann mit dem Landheer zusammenzutreffen. Den Strom zu überschreiten hatte der Kaiser untersagt (Scene zwischen Tiberins und dem greisen Germanen-sürsten). 6. Noch aber fehlte zur völligen Unterwerfung Germaniens die Herstellung der Verbindung zwischen der mittleren Donau und der oberen Elbe durch die Vernichtung des Markomannenreiches. Im böhmischen Gebirgskessel hatte Marbod, aus edlem Geschlecht, durch längeren Aufenthalt in Rom mit dessen Heer-und Staatsordnung vertraut, eine mächtige Königsherrschaft ausgebildet (Leibwache, Heer von 70 000 Mann zu Fuß und 4000 Reitern) und dieselbe über die Lugier in Schlesien und sogar über die snebischen Langobarden und Semnonen ausgedehnt. Er beherrschte ein Gebiet, das sich von der Elbe bis zur Weichsel, von der Donau bis zur Ostsee erstrecktes. 7. Gegen dieses markomannische Reich, welches ebensowohl das nordwestliche Germanien wie im Südosten Pannonien und Noricum und am Ende gar Italien selbst bedrohte, rückte Tiberius 6 n. Chr. selbst von der Donau (Carnuntum) her, vom Rheine 6 (Mogontiacum) den Main hinauf sein Legat Sentius Satur-ninus heran. Die beiden Heere, zusammen 12 Legionen, waren nur noch 5 Tagemärsche von dem vorbestimmten Vereinigungspunkte im Herzen des Markomannenstaates entfernt, als der gefahrvolle dalmatisch-pannonische Auf-stand in Verbindung mit einem Einbruch der Daker und Sar-maten in Mosten Tiberius zwang, nach Jllyrien zurückzukehren und mit Marbod aus Grund der bestehenden Verhältnisse Frieden zu schließen. 8. Germanien zwischen Rhein und Elbe galt indessen als erobertes Land, obwohl der Rhein die Militärgrenze blieb. Die beiden großen Hauptquartiere während jener Feldzüge waren Castra vetera am linken Rheinuser der Lippemündung gegenüber, und Mogontiacum (Mainz) an der Mündung des Mains. Längs des rechten Rheinufers, auf welchem die einheimische Bevölkerung fast überall verdrängt oder doch geschwächt worden war, wurden 50 befestigte Posten errichtet und auch das x) Tac. G. 42. Ann. Ii, 45, 6?.

6. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 69

1891 - Dresden : Höckner
— 69 — schritte machte der Zerfall des Reiches unter seinen entarteten Nachfolgern, zumal als es anfing, infolge fortschreitender Abnahme seiner kriegerischen Überlegenheit durch Anwerbung türkischer und berberischer Söldner des nationalen Rückhaltes zu entbehren. 4. Als die Erben der antiken (byzantinischen) und der persisch-indischen Bildungselemente, die sie in national-arabischem Geiste umgestalteten, schufen die Araber in duldsamem Zusammenwirken mit den Eingeborenen der unterworfenen Lander eine eigenartige, hochentwickelte Kultur, welche dem christlichen Abendlande auf verschiedenen Gebieten lange Zeit weit überlegen blieb. Ihr durch künstliche Bewässerung geförderter Land bau verpflanzte eine Reihe orientalischer Kulturpflanzen nach den Ländern des Mittelmeers (Reis, Zuckerrohr, Dattelpalme, Baumwolle, Südfrüchte und Zierpflanzen). Ihr mit einer reichentwickelten Industrie verbundener Handel umspannte von Bagdad und Bassora aus aus zahlreichen Karawanenstraßen unermeßliche Gebiete Asiens und Europas und beherrschte ebenso das mittelländische Meer wie den indischen Ocean. 5. Die größte Förderung dankt ihnen die Wissenschaft, insbesondere Astronomie und Mathematik, Geographie und Medizin. Dagegen beschränkten sie sich in der bildenden Kunst im wesentlichen auf die Baukunst, da der Koran die Nachbildung der menschlichen Gestalt vetbot, schufen aber auch hier, nur zum Teil im Anschluß an byzantinische Vorbilder, ihrem Wesen entsprechende eigentümliche Formen (Bogen und Säulen, „Arabesken" in Moscheen und Palästen). Vi. Abschnitt. Die Entstehung der geistlich-weltlichen Uninersalmonarchie des Mittelalters 714—814. 1. Karl Mnrtell und die Wiederherstellung der Reichseinheit 714—741. 1. Die vormundschastliche Regierung seiner Gemahlin Plek-trudis, welche Pippin der Mittlere 714 für seinen von ihm zum 714 Hausmeier ernannten 6 jährigen Enkel bestellt hatte, hatte sofort gegen eine Erhebung der mit den Herzögen von Friesland und Aquitanien verbundenen nenstrischen Nationalpartei zu kämpfen. Da errang an der Spitze des austrasischen Adels der ursprünglich von der Nachfolge ausgeschlossene Sohn Pippins Karl Marte ll (714 — 741) nach schweren Kämpfen die Anerkennung als rechtmäßiger Nachfolger seines Vaters, als erblicher Herzog und Fürst von Anstrasien und zugleich Majordomus von Neustrien und Burgund. 2. Karl sicherte noch rechtzeitig durch eine Reihe siegreicher Feldzüge gegen die abgefallenen Herzöge von Aquitanien, Baiern, Alamannien, sowie gegen die räuberischen Sachsen die Einheit

7. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 70

1891 - Dresden : Höckner
- 70 — des Reiches in seinen bisherigen Grenzen. Außerdem vereinigte er das bis dahin westgotische Septimanien (Languedoc) mit demselben und unterwarf die mittleren Friesen wie vorher schon die abgefallenen Westfriesen. 3. Darauf wandte er sich gegen Abderrhaman, den arabischen Statthalter von Spanien, welcher die Pyrenäen überstiegen und den Herzog von Aquitanien geschlagen hatte. An der Spitze des gesammten fränkischen und ostrheinischen Ausgebotes schlug er die 732 Araber 732 in der Schlacht zwischen Tours und Poitiers und setzte dem weiteren Vordringen des Islam in Europa ein Ziel. 4. Den Haß der Kirche szog sich Karl Martell zu durch die Entfremdung der reichen Kirchengüter, die er zur Ausstattung seiner Vasallen verwandte; doch hat er sie ebensosehr gefördert durch den Schutz, den er der Missions- und Reformationsthätigkeit der Angelsachsen dies- und jenseits des Rheines lieh (S. ~<3). Dem Papste freilich ^versagte er die begehrte Hilfe (Gesandtschaft Gregors Iii. 739 und Übersendung der goldenen Schlüssel zum Grabe des h. Petrus) gegen den Langobardenkönig Lintprand, der sich ihm eben als zuverlässiger Bundesgenosse gegen die Araber erwiesen hatte. 2. Die Entwickelung des Papsttums zur Weltstellung. 1. Das Papsttum ist zunächst mehr durch die Macht der Verhältnisse, als durch das Verdienst der römischen Bischöfe emporgekommen, vornehmlich auf Grund der Bedeutung Roms als Reichshauptstadt, später als ideeller Mittelpunkt abendländischer Kultur sowie als bevorzugte Stätte der wachsenden Heiligen- und Märtyrerverehrung (Katakomben). Die römischen (erst seit dem 6. Jahrh, vorzugsweise „Päpste" genannten) Bischöfe begründeten ihre Ansprüche auf die von dem „Apostelfürsten" Petrus, dem angeblichen ersten römischen Bischof, seinen Nachfolgern übergebene Schlüsselgewalt und stützten ihren weitgehenden Einfluß auf die zahlreichen und großen „Patrimonien", welche sie in Italien, im südlichen Frankreich, in Corsica, Sardinien, Sicilien, Afrika und Dalmatien besaßen. 2. Freilich wurde die Anerkennung ihres Vorranges (Primates) Jahrhunderte lang gehemmt durch den überwiegenden Einfluß, welchen die Patriarchen von Konstantinopel und die Kirche des Ostens aus die Glaubensstreitigkeiten behaupteten. Erst als das lateinische Abendland mit dem Ende des 4. Jahrh.

8. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 10

1891 - Dresden : Höckner
I — 10 — an die Mündung der Haase. Dann drang er in südöstlicher Richtung bis an die Weser (oberhalb der Westfälischen Pforte) vor. Auf dem rechten Ufer derselben1) trat ihm das germanische Gesamtaufgebot, erst auf dem idistavisischen Feld (etwa bei Bückeburg), dann etwas weiter landeinwärts am Steinhnder Meer in offener Feldschlacht entgegen und bestritt ihm beide Male den Sieg aufs heftigste (römisches Tropäum mit stolzer Inschrift). Doch den Zug nach der Elbe gab Germaniens auf und kehrte, wiederum nicht ohne schwere Verluste zur See, nach dem Rhein zurück (Triumphzug i. I. 17). Triftige politische Gründe bestimmten Tiberius, ihn jetzt abzuberufen und nunmehr die bisherige Angriffspolitik gegen Germanien aufzugeben. Rhein und Donau blieben die Grenzen der römischen Herrschaft. 5. Die römischen Truppen wurden auf das linke Rheinufer zurückgezogen, der Oberbefehl über die rheinische Armee wurde von der Statthalterschaft Galliens getrennt und unter zwei selbständige und unmittelbar vom Kaiser abhängige Legaten mit je 4 Legionen verteilt. Diese übten die Befugnisse der Statthalter über die von keltischen und germanischen Völkerschaften bewohnten Provinzen Ober- und llntergermanien (Germania Superior et inferior) ans, obgleich dieselben dem Namen nach nur regiones der Provinz Belgica waren. Ihre Ausdehnung auf dem rechten Rheinufer war abhängig von den wechselnden Beziehungen zu den Nachbarn. 7 Armin und Marbod. 1. Die Rettung der nationalen Freiheit brachte den Germanen doch nicht die dauernde Einheit. Vielmehr kam durch den Abfall der Semnonen, Langobarden und Goten von Marbod zu dem freieren Cheruskerbunde der Gegensatz zwischen den beiden germanischen Machtgruppen nunmehr zum offenen Ausbruch. Einen eigentlichen Sieg erfocht Armin in dem erbitterten Kampfe nicht, doch überließ ihm der Gegner das Schlachtfeld. Von seinen eigenen Landsleuten verlassen und auch von den Römern nicht 18 unterstützt, wurde Marbod schon 18 n. Chr. von dem früher von ihm beleidigten Gotenfürsten Catnalda gestürzt und gezwungen, bei den Römern Zuflucht zu suchen (f zu Ravenna). 20 2. Zwei Jahre nach Marbod fiel auch Armin, als er es ') Unterredung Armins mit seinem Bruder Flcivus Tac. Ann. Is, 9.

9. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 72

1891 - Dresden : Höckner
— 72 — im Westen zu begründen (Ernennung von Vicaren und Austeilung von Pallien). Das geschah vor allem durch die Bekehrung Englands zum römischen Katholicismus (Abt Augustinus mit 40 Benediktinern, nachmals Erzbischof von 596 Canterbury. Taufe König Ethelberts von Kent 596). Nach innert gab er der römischen Kirche eine abschließende Form durch Ausbildung ihrer Lehre (Meßopfer und Seelenmessen, Fegefeuer) und ihres Kultus (Verbesserung des Kirchengesanges). 6. Gesichert konnte jedoch die Selbständigkeit des Papsttums erst werden durch die völlige Trennung desselben und des römischen Ducates (Kirchenstaates) vom griechischen Kaisertum. Diese wurde vorbereitet durch den 726 ausbrechenden Bilderstreit (Edikt Leos Iii., des Jsauriers). Damals, zur Zeit der Päpste Gregors Ii. (f 731) und Gregors Iii. (f 741), wurde aber auch das bedeutsamste Werk Gregors I., die Verbindung der germanischen Welt mit Rom, vollendet und damit dem Papsttum die festeste Grundlage geschaffen. 3. Die Bekehrung der Deutschen und die Neuordnung der fränkischen Kirche. 1. Die Bekehrung der ostrheinischen Stämme ging im wesentlichen von den keltischen Iren („Schottenmönchen") aus, deren (von dem Gallier Patricius im 5. Jahrh, gegründete) Kirche sich neben manchen anderen Eigentümlichkeiten auch eine besondere, von Rom völlig unabhängige Verfassung bewahrt hatte. Schon seit ca. 60u wirkte der Ire Columbanus erst in Gallien, dann unter dcn Alamannen (um Bregenz) und endlich in Italien (Kloster Bobbio bei Pavia). Sein Schüler Gallus legte südlich vom Bodensee den Grund zum Kloster St. Gallen (614) Der Ire Pirmin gründete spater (724) das Kloster Reichenau am Bodensee. Fränkische Missionare waren seit dem 7. Jahrh, besonders in Baiern thätig, so Ruprecht von Worms (Peterskirche auf den Trümmern der Römerstadt Juvavum-Salzburg), Emmeram in Regensburg, Corbinian in Freising u. a. Schon vor der Mitte des 8. Jahrh, war Baiern christlich und hatte zahlreiche wohlausgestattete Klöster. 2. Indessen die noch fehlende strenge Gliederung unter römischer Autorität und damit die Bürgschaft zu gedeihlichem Bestände empfingen diese christlichen Pflanzungen doch erst durch die Angelsachsen, deren Kirche ihre auf die engste Verbindung mit Rom gegründete wissenschaftliche Überlegenheit (Beda Venerabilis

10. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 12

1891 - Dresden : Höckner
— 12 — Sinn für Recht und Ordnung, jedoch beschränkten Geistes und ohne selbstständiges Urteil. Trotzdem erlitt die Blüte Italiens und der Provinzen auch unter ihm keine Beeinträchtigung (gemeinnützige Bauten-. Emissär des Fucinersees, Hafen von Ostia), vielmehr wurden dem öffentlichen Dienst und damit auch den oberen Ständen durch die Ausbreitung des Bürgerrechts über das transalpinische Gallien frische Elemente zugeführt1), das Reith durch Einverleibung Mauretaniens und die beginnende Eroberung Britanniens (Unterwerfung des Flachlandes bis zum Humber) auch nach außen erweitert. Dagegen sah die Hauptstadt die klägliche Regierung eines von entarteten Weibern (Messalina. Agrippina) und allmächtigen Freigelassenen (Narcissns, Pallas, Callistus) abhängigen Schwächlings. 4. Andererseits ging aber gerade von diesen kühnen und verschlagenen Freigelassenen eine folgenschwere Neubildung der Reichsverwaltung aus. Indem sie nicht nur eine vom Aerarium Saturni gesonderte kaiserliche Centralkasse, den Fiscus, schufen und diese zur Reichshauptkasfe erweiterten, sondern auch sich selbst als Inhaber der bisher unbedeutenden Ämter des kaiserlichen Hauses (des Rechnungsamtes, a rationibus, des Sekretariats, ab epistulis, und des Bittschriftenamtes, a libellis) zu den mächtigsten Reichsbeamten erhoben, begrünbeten sie die Einheit der Reichsverwaltung mit dem festen Sitze in Rom und unter wesentlicher Beteiligung des Standes der Freigelassenen. Da nun in der Reget die Ritter nach wie vor als Prokuratoren in den kaiserlichen Provinzen die gesamte Finanzverwaltung, in den Senatsprovinzen die dem Fiskus zufallenden Einkünfte zu überwachen hatten, so wurde der Senat aus der Reichsverwaltung mehr und mehr verdrängt und die Entwickelung einer absoluten Monarchie vorbereitet — Als Claudius die Nachfolge feinem Sohne Britanniens zuwenden 5 t wollte, soll ihn Agrippina 54 vergiftet haben. 5. Nero (54—68), der noch nicht 17 jährige Sohn Agrippinas aus erster Ehe (mit Cn. Domitius), führte die Regierung unter der Leitung des Gardepräfekten Afranius Burrus und des Stoikers Seneca, seines Erziehers, anfangs im augusteischen Sinne. Aber die jedem ernsten Streben abgewendete und leidenschaftliche Natur des nicht unbegabten kaiserlichen Jünglings (Auftreten als Sänger, Zitherspieler und Wagenlenker) überließ sich dann, unbehindert durch den dienstwilligen Senat und unter dem Einfluß des lasterhaften Gardepräfekten Tigellinus, einem derartig schandbaren Leben, daß man ihm die Ermordung seines Stiefbruders Britanniens und fogar feiner Mutter (59), sowie seiner unschuldigen Gemahlin Octavia, der Tochter des Claudius (62), schuld gab. C. Eine verheerende Feuersbrunst in Rom (64) gab ihm Neran- . lassung, die Stadt schöner und regelmäßiger wieder ausbauen zu lassen2), die Entdeckung einer Verschwörung des vornehmen Senators Piso (64) zu blutigen Verfolgungen (Selbstmord Seneeas, der Stoiker Thrasea Pätus und Barea Soranns). Endlich nach der Rückkehr von einer Kunstreise aus Griechenland 68 gab der Proprätor des lugbunensischen Galliens, Julius Vindex, 68 den Anstoß zur Empörung. Er bewog den greifen Statthalter des nördlichen ') Claudius' Rede über den Wert der fiemben Elemente im römischen Staat. Tbc. Ann. Xi, 24. 2) Tae. Ann. Xv, 39 —44: Schicksal der Christen.
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