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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Heimatkunde von Ostpreußen - S. 1

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
I. Einiges aus der allgemeinen Erdkunde. A. Beobachtungen am Himmelsgewölbe. 1. Oer Gesichtskreis oder Horizont. Wenn wir hinaus ins Kreie treten, dann erscheint über uns der Himmel wie eine nach allen Seiten gebogene Decke oder wie eine große, hohle halbkugel, die über die Erde gestülpt ist. Diese selbst hat die Zorm einer weiten, runden Scheibe, in deren Mite wir stehen. Die Kreislinie, in welcher scheinbar Himmel und Erde zusammentreffen, nennt man Gesichtskreis oder Horizont. Er ist um so weiter, je höher wir stehen. Oer höchste Punkt des Himmelsgewölbes liegt senkrecht über unserm Scheitel. Wir nennen ihn Scheitelpunkt oder Zenit. Oer Punkt, den unsre Küße einnehmen, ist der Kußpunkt. 2. Die Himmelsgegenden. Um uns im Horizonte zurechtzufinden, merken wir vier Hauptpunkte, welche wir Haupthimmels- gegenden nennen. Oort, wo die Sonne im Horizont am Morgen aufgeht, liegt Morgen oder Osten. Wo sie am Abend untergeht, also Osten gegenüber, liegt Abend oder Westen. Oie Gegend, in welcher sie mittags um 12 Uhr steht, heißt Mittag oder Süden. Ihr gegenüber liegt Mitternacht oder Norden. Man bezeichnet die Himmelsgegenden auch mit dem Anfangsbuchstaben 0, W, S, N. Diese Himmelsgegenden nennt man auch Haupt- Himmelsgegenden. Zwischen je zwei von ihnen liegt eine Nebenhimmelsgegend. Zwischen Norden und Osten liegt Nordost (N0), zwischen Süden und Osten Südost (So), zwischen Norden und Westen Nord- west (Sw) und zwischen Süden und Westen Südwest (Sw). Suche die Haupt- und Nebenhimmelsgegenden im Schulzimmer auf! Oft erblickt man auf hochragenden Dächern senkrechte Eisenstangen mit vier wagerechten Armen in Kreuzform, welche auf den Armenden die Luch- staben 0, W, S, N tragen. Sie weisen also nach den vier Haupthimmelsgegenden. An der senkrechten Stange ist eine Kahne aus Eisenblech befestigt, welche vom Winde um diese herumgedreht werden kann. Sie zeigt die Himmelsrichtung an, aus welcher der Wind kommt. Man nennt sie Wind- oder Wetterfahne. Zeichnet man die Haupt- und Nebenhimmelsrichtungen auf einen Logen Papier, so erhält man einen achtspitzigen Stern. Den nennt man Windrose. Der Schiffer befestigt über ihrem Mittelpunkte eine feine Nadel Zahm, Heimatkunde von Gstpreutzen. 1 flbb. 1. aus

2. Heimatkunde von Ostpreußen - S. 4

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
I. Einiges aus der allgemeinen Erdkunde. 5. vom Sternenhimmel. Wenn der Himmel klar ist, dann erblicken wir an ihm des Nachts die Sterne. Oer größte unter ihnen ist der Mond. Oft ist er trotz des wolkenlosen Himmels nicht zu erblicken. Dann sagen wir, es ist Neumond. 5lber schon nach wenigen Tagen zeigt sich tief am Horizont eine schmale Lichtsichel, aus der man ein großes deutsches „Z" machen könnte. Oer schmale Lichtstreifen wächst mit jedem Tage, und schon nach einer Woche hat er sich zu einer halbkreisförmigen Scheibe ergänzt. Dann haben wir erstes viertel. Wiederum nach acht Tagen erscheint der Mond als eine volle, glänzende Scheibe 5lbb. 6. Mondgestalten. am abendlichen Himmel. Wir sagen dann, es ist Vollmond. Wenn du dann hineinsiehst, so wirst du dunkelblaue Klecken darin erblicken. Das Märchen erkennt in ihnen den Mann im Monde, der zur Strafe für seine Sonntags- entheiligung dort oben mit der holzwelle auf dem Nucken bis in alle Ewigkeit stehen muß. Allmählich nimmt nun das Licht des Mondes ab. Vie zuerst erleuchtete rechte Seite rollt sich mehr und mehr nach innen zusammen und wird auch zuerst dunkel. Nach einer Woche ist nur noch die linke Mondscheibe hell. Wir haben letztes viertel, und du kannst aus der noch vorhandenen Mondsichel ein großes deutsches „fl" machen. Wenn wiederum acht Tage vergangen sind, haben wir wieder Neumond. So wechselt der Mond seine Gestalt in 28 Tagen. Ist der Mond am Himmel nicht sichtbar, dann leuchten um so Heller die andern Sterne. Sie sind so zahlreich wie die Sandkörner am Meeresstrande, und dir gehen die Augen über, wie dem Nönige in der Geschichte vom hirtenbüblein, wenn du lange zu ihnen aufblickst. Sie sind an Größe und Helligkeit sehr ver- schieden. Tinige strahlen in ruhigem, rötlichem Lichte, während andere in grünlich-bläulichem Lichte unruhig flimmern, vie ersteren heißen Planeten, die letzteren Kixsterne. vie meisten Kixsterne sind größer als unsere Sonne. Nur weil sie so ungeheuer weit von uns entfernt sind, kommen sie uns viel kleiner als diese vor. Sie alle sind aus Gottes allmächtiger Schöpferhand hervor- gegangen und zeugen von seiner Größe und Macht. Einige von ihnen sind flbb. 7. Der Große Bär.

3. Heimatkunde von Ostpreußen - S. 6

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Ii. Heimatkunde der Provinz Ostpreußen. A. Samlonö. a) Grenzen. Die Landschaft Samlanö wird im Norden von der Ostsee und dem Punschen Haff begrenzt. Im Osten bildet die Dehne, im Süden der pregel und das Zrische Haff die Grenze. Im Westen wird sie von der Ostsee bespült. Sie hat die Form eines länglichen Vierecks. 1. Die Ostsee wird auch das Baltische Meer genannt. Ihr Wasser ist schwach salzig und daher für den Menschen nicht genießbar. Es ist von hell- grüner Zarbe. Die Tiefe der Ostsee ist nicht bedeutend- sie beträgt im Durch- schnitt 60—80 m. fluch in einiger Entfernung vom Ufer würde ein unter- gegangenes Schiff mit seinen Nlastspitzen über dem Wasser emporragen. Die Oberfläche des Meeres heißt der Meeresspiegel. Oft wird er vom Winde gewaltig aufgewühlt. Dann schleudert die Ostsee haushohe Wellen zum Ufer, die namentlich im Zrühjahr und herbst bei Nordweststürmen den Schiffen sehr gefährlich werden können. Das Ufer wird Küste genannt. Diese ist durchweg flach und sandig. Nur an der Nordseite des Samlandes ist sie an einzelnen Stellen sehr steil, am bedeutendsten bei Warnicken. Besonders steinig und für die Schiffahrt gefährlich ist die Nordwestspitze des Samlands. Daher ist dort

4. Heimatkunde von Ostpreußen - S. 8

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
8 Ii. Heimatkunde der Provinz Ostpreußen. auf der Nurischen Nehrung und in der Nähe des Haffes wohnten. Es hat die Zorm eines Dreiecks. Seine Länge beträgt 100 km, seine Breite, die nach Norden hin allmählich abnimmt, im Süden 45 Km. Das Nurische Haff hat viele flache Stellen, die man Untiefen nennt. Daher ist es für die Schiffahrt gefährlicher als das Zrische Haff,- besonders an der Windenburger Ecke, gegenüber der Memel- mündung, kommen oft Schiffsunfälle vor. Dort ist deshalb ein Leuchtturm erbaut, von der Ostsee ist das Nurische Haff durch die Nurische Nehrung getrennt. Diese bildet einen etwa 100 Km langen und zumeist nicht mehr als l.>—1 km breiten sandigen Landstrich mit gewaltigen Dünen, welche zu den höchsten der Erde zählen. Das Nehrungsgebiet macht den Eindruck einer Wüste- daher nennt man die Nurische Nehrung auch wohl die „ostpreußische Sahara". Einst war diese reich bewaldet und besaß fruchtbares Wiesen- und Ackerland. Kbb. 9. vünenlandschaft. Nach dem Abholzen des Waldes aber nahm der Sand überhand. Die See warf ungeheuere Sandmassen aus, welche der zumeist wehende Nordwestwind land- einwärts trieb. Es entstanden die heutigen Dünen, welche namentlich bei Nossitten und Nidden ihre bedeutendste höhe erreichen. Vom §uße der Düne treibt der Wind die Sandkörnchen bis zum Gipfel hinauf, wo sie dann auf der Haffseite in die Tiefe stürzen. So bewegen sich die Dünen im Jahre 5—10 m vorwärts von der See dem Haffe zu. Nlan sagt, sie wandern. Die Wander- dünen begraben alles, was sich ihnen in den Weg stellt. Nicht allein einzelne Häuser, ganze Dorfschaften mußten abgebrochen werden, sollte sie der Sand nicht begraben. Nuf diese Weise sind die Dörfer Nunzen und Narweiten von Wanderdünen verschüttet worden. In neuerer )eit versucht man die Dünen, welche fruchtbarem 5lckerlande oder Ortschaften gefährlich werden, wiederum fest- zulegen. Solches geschieht in der Weise, daß man Zlächen von der Größe eines

5. Heimatkunde von Ostpreußen - S. 9

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
A. Samland. 9 Quadratmeters mit Zichtenzweigen oder Rohr eingezäunt, das eingezäunte Stück mit Lehm oder Moorerde belegt und darein ein Lergkieferpflänzchen setzt, vas ist freilich eine sehr mühsame Arbeit. Aber es ist auf diese Weise gelungen, den größten Teil der Dünen wiederum festzulegen. Ungefährliche Wanderdünen läßt man ungehindert fortschreiten, bis sie ins Haff stürzen und sich, wie der Nehrungsbewohner sagt, ersäufen. Die Kurische Nehrung wird von vielen Wandervögeln als Zugstraße benützt. Ihr weißer Streifen zwischen Haff und See gibt ihnen wohl die Flugrichtung an. Namentlich un- geheuere Krähenschwärme ziehen im herbste über sie hin. Oa die Nehrungs- bewohner an Fleisch keinen Überfluß haben, so fangen sie die Krähen mit Stell- netzen und oerzehren sie frisch oder eingesalzen, vie Nehrungsbewohner werden daher auch „Krähenbeißer" genannt, weil sie den gefangenen Krähen, um sie schneller zu töten, die Köpfe einbeißen. In Nossitten befindet sich eine Vogel- flbb. 10. Festgelegte Düne. warte, von der aus der Wanderzug der Zugvögel beobachtet wird. Die Be- wohner der Nehrung ernähren sich von Zischerei und Krähenfang, .fluch wird die Nehrung im Sommer oft von Ladegästen und Sommerfrischlern besucht. Die bedeutendsten Orte der Nehrung sind Sarkau mit vielen Flunderräuchereien, Rossitten, Nidden und Schwarzort. b) Das Landschaftsbild. Oer südliche Teil des Samlandes bildet ein Flachland mit fruchtbarem Loden. Nur an wenigen Stellen im Norden erhebt es sich zu mäßigen höhen. Oie bedeutendste von ihnen ist der Galtgarben. Er bildet den südlichen Eckpfeiler des nach Norden streichenden fllkgebirges. Nach Westen zieht ein Höhenzug, welcher seinen Abschluß im Großen Hausen findet. Mit ihm steht der lvachbudenberg in Verbindung, welcher den höchsten Punkt des Nordrandes der samländischen Küste bildet. Er fällt nach der See steil ab, während er nach dem Lande zu allmählich in die

6. Heimatkunde von Ostpreußen - S. V

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Vorwort. Die vorliegende Heimatkunde der Provinz Ostpreußen ist in erster Reihe für blasse Vi der neunstufigen Mittelschulen geschrieben, was freilich nicht ausschließt, daß sie auch mit einigem Nutzen an anderen Stellen Verwendung finden könnte. Der nach den ministeriellen Bestimmungen über die Neu- ordnung des Mittelschulwesens in Preußen vom 3. Februar 1910 aufgestellte Lehrplan für die Xönigsberger Mittelschulen sieht für die heimatkundliche Behandlung Ostpreußens ein volles Schuljahr vor. Das muß um so erfreu- licher sein, da gerade in unseren Tagen nicht allein in pädagogischer, sondern vor allem auch in sozialer Einsicht mehr denn je die Wichtigkeit dieses Unter- richtszweiges mit Recht betont worden ist. Denn nur aus der Anhänglichkeit an die engere Heimat kann die Liebe zum vaterlande erwachsen. Nur unter der stärkeren Betonung des Heimatprinzips kann ein Geschlecht erstehen, das an Bodenständigkeit und heimatlichen Selbstbewußtsein reich ist. Sollte die Krbeit der Erstrebung dieses Zieles dienen, dann mußte sie über den leitfadenmäßigen Schematismus hinauswachsen, dann mußte sie so angelegt werden, daß die Schüler sie oft und gerne zur Hand nehmen und sich liebe- voll in das Dargebotene versenken. Lebenswarme Darstellungen und an- schauliche Schilderungen mußten geboten werden, auch auf die Gefahr des Vorwurfes eines Zuviel hin. Es mag daher betont werden, daß die Arbeit vor allem auch der häuslichen Lektüre nach der unterrichtlichen Be- Handlung zugute kommen soll. Dahin auch mögen die Sagen verwiesen werden, die, stilistisch in möglichster Ursprünglichkeit gehalten, gewiß als Bei- gaben willkommen sein und gerne hingenommen werden dürften. Der beigefügte reiche Bildschmuck soll einmal das kindliche Interesse erregen helfen, andererseits aber läßt er auch die Schönheiten unserer Heimat- Provinz in einer unmittelbaren Anschaulichkeit auf das kindliche Gemüt wirken, zu der das schildernde Wort allein nicht immer imstande ist. Die Aufnahmen sind teilweise zu diesem Zwecke eigens vorgenommen und ver- danken ihre Entstehung Herrn Hermann Schulz in Königsberg. Einzelne Bilder auch hat der (Dstpreußische Verkehrsverein beigesteuert, dem an dieser Stelle ebenso wie dem genannten Herrn wärmster Dank abgestattet sein mag.

7. Heimatkunde von Ostpreußen - S. 11

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
A. Samlanö. 11 schöne Sitte freilich eingegangen. Hber noch heute wird der Lerg oft und gern besucht. Oer samländische Nordstrand fällt zumeist steil zum Meere ab. Lr gehört zu den schönsten Teilen von Ostpreußen. Besonders schön ist der Strand zwischen den Dörfern Neukuhren und Warnicken. Neukuhren liegt ungefähr in der Mitte der Nordküste und hat einen geräumigen Hafen, in welchem die Zischer- boote Schutz vor Sturm und Wogendrang finden, westwärts davon liegt der Ladeort Rauschen, der wohl der schönste Ort an der Nordküste ist. Lesonders schön sind die um den Mühlenteich gelegenen sanft aufsteigenden, bewaldeten höhen, aus deren Grün zahlreiche schmucke Villen hervorblicken, üuf dem Mühlen- dämm breiten vielhundertjährige Linden ihre schattigen Zweige aus. Über das in neuester Zeit stattlich gewordene Georgenswalde gelangen wir, westlich wandernd, nach warnicken mit seinem herrlichen park und der berühmten Wolfsschlucht, i Abb. 12. Rauschen. zu der von der Iägerspitze eine steile Treppe hinabführt. Weitere Ladeorte an der Nordküste sind Groh- und ttlein-ttuhren. Zn der Nähe des ersteren liegt der eigentümlich geformte Zipfelberg, während bei letzterem Orte sich der steil zur See abfallende Wachbudenberg erhebt. Den nordwestlichsten Punkt des Samlandes bildet die steinige Küste von Brüsterort. Ein Leuchtturm warnt dort die Schiffer vor der Landung. Die samländische Westküste bietet keine besonderen Naturschönheiten. Dort liegt an steiler Küste palmnicken, dem wir bei Gelegenheit der Lernstein- gewinnung noch einen Besuch abstatten wollen. 5luf der schmalen Landzunge, welche die südliche Verlängerung der samländischen Westküste bildet, liegt der vornehme und stille Ladeort Neuhäuser. Der bedeutendste Zluß des Samlandes ist der pregel. Er bildet die Süd- grenze. Seine Tuellflüsse sind die Kngerapp mit dem Goldapfllch, die pissa

8. Heimatkunde von Ostpreußen - S. 12

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
12 Ii. Heimatkunde der Provinz Ostpreußen. mit der Rominte und die Inster. Diese Tuellflüsse vereinigen sich unweit Insterburg zum pregel. Er fließt durch ein weites Wiesental in westlicher Richtung an den Städten Wehlau und Tapian vorbei. Lei Wehlau nimmt er von links die Alle auf, die ihn an Länge übertrifft. Lei Tapiau entsendet er nach Norden die Oeime ins Künsche Haff. Nicht weit von Königsberg, bei dem Kirchdorfe Krnau, teilt sich der Zluß in den (südlichen) Alten und in den (nörd- lichen) Neuen pregel. Diese beiden Arme vereinigen sich an der Grünen Brücke in Königsberg. Etwa eine Nieile unterhalb dieser Stadt ergießt sich der pregel bei dem Orte Holstein ins Frische Haff. e) Klimatische Verhältnisse. Das Klima des Samlandes weicht wenig von dem des übrigen Ostpreußens ab. Die mittlere Jahreswärme beträgt 6—7 0 C. 3m allgemeinen ist wegen der Nähe der See das Klima im Sam- lande feuchter als im Süden der Provinz. Der Winter ist zumeist lang und 1 ■■■ Abb. 13. Wachbudenberg bei Groß-ttuhren. schneereich. Nachtfröste dauern oft bis in den Juni hinein. Lesonders sind wegen ihrer Rauhheit der 11., 12. und 13. Mai, die sogenannten „Eisheiligen", gefürchtet, deren Eigenart man auf die Eisschmelze im nördlichen Teile der Ostsee zurückführen will. Auf einen stürmisch-rauhen und kurzen Zrühling folgt rasch der Sommer. Im allgemeinen bleibt die Entwicklung der pflanzen- welt gegen den Westen Deutschlands um Z—4 Wochen zurück. Die Winde wehen zumeist aus westlicher und südlicher Richtung. Im ersteren Salle bringen sie Feuchtigkeit mit sich, während die Ostwinde trockne Witterung herbeiführen. Warum? (1) Die B ewohn er des Sam lande s. Seit den ältesten Zeiten bildete das Samland einen der am stärksten bevölkerten altpreußischen Gaue. Nur durch die Hilfe des Böhmenkänigs Ottokar gelang es dem Ritterorden, ihn zu besiegen. Zn dem Vernichtungskampfe, den der Orden führte, ging ein großer Teil der

9. Heimatkunde von Ostpreußen - S. 13

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
A. Samlanö. 13 altpreußischen Bevölkerung zugrunde. Aus allen Gegenden Deutschlands zogen Kolonisten herbei, welche sich mit den Resten der alten Stammesbevölkerung vermischten. Mehr jedoch als in andern Gegenden Ostpreußens hat sich der altpreußische Volksstamm im Samlande erhalten. Er ist noch heute rein deutsch und zeigt im Gegensatze zum Litauer oder Masuren keine besondere Eigenart, vie Samländer bekennen sich zur evangelischen Kirche. Auf dem Lande wird vorwiegend die plattdeutsche Mundart gesprochen. e) Wirtschaftliche Verhältnisse. Va das Samland bis auf die an- grenzenden Nehrungen fruchtbaren Loden hat, so treiben die Bewohner in der Hauptsache Getreidebau und Viehzucht, vas pregeltal ist reich an Wiesen. Aus- gedehnte Wälder, wie die am Nordende des Krischen Haffes sich hinziehende Kapornsche Heide, weisen die Bewohner auf Wald- und Forstwirtschaft hin. Auch gibt es zahlreiche Ziegeleien, welche ihre Produkte namentlich in Königsberg absetzen, vie Lienenzucht ist seit der ältesten Zeit eine Lieblingsbeschäftigung der Landbevölkerung. In früheren Jahrhunderten, als man den Gebrauch der Schieß- waffen noch nicht kannte, richtete man auf der Nehrung Falken zur Zagd ab, welche in der ganzen Welt berühmt waren und vom Hochmeister des veutschen Ritterordens an befreundete Fürsten verschenkt wurden, vor allem aber laden See und Haff die Bewohner der Küste zum Fischfang ein, dem man im Sommer im Segelkahn, im Winter auf dem Eis des Haffes nachgeht. Berühmt sind die geräucherten Flundern, die als Leckerbissen in den Handel gebracht werden. Aber auch vorsche und Zander, Lachse 'und Aale werden gefangen, von Händlern aufgekauft und nach dem Unlande verschickt. Reiche Erträge bietet auch der Stichlingsfang, aus welchen man Tran siedet oder in pillau künstlichen vünger herstellt, vie zahlreichen Teiche bergen den leckeren Karpfen, der namentlich um die Weihnachtszeit eine allbeliebte Festspeise bildet. vor allem aber ist die Gewinnung des Bernsteins im Samlande hervor- zuheben. vor undenklichen Zeiten breitete sich dort, wo jetzt die Ostsee flutet, ein mächtiges Waldgebiet aus. Es bestand aus Nadelbäumen, denen ein zäh- flüssiges harz in großen Massen entquoll. Gewaltige Umwälzungen im Innern der Erde verschütteten diese üppige Pflanzenwelt, so daß im Laufe von Jahr- taufenden das harz versteinerte, vann kam wiederum eine Zeit, in welcher das Meer über diese untergegangene Schöpfung dahinflutete, wie es noch in unseren Tagen geschieht. Längst ist das holz der Baumstämme verwest. Vas versteinerte harz aber ist noch vorhanden und wird, namentlich bei Nordwest- stürmen, von der See ans Ufer geworfen, vas ist der Bernstein. Einschlüsse von Tannennadeln, Spinnen und Käfern deuten noch heute auf seine einstige Natur hin. Vie Gewinnung des Bernsteins erfolgt nun auf verschiedene Weise. Lei heftigen Nordweststürmen wird das Meer bis auf den Grund von den Wogen aufgerührt, ver dort wachsende Seetang wird ausgerissen und zum Ufer ge- worfen. In ihm haben sich die Lernsteinstückchen verfangen, die auf diese Weise auf den Strand gelangen, um von den Bewohnern aufgelesen und gesammelt zu werden. Oft auch gehen diese in langen Wasserstiefeln bis zum Leibe in die See hinein und fischen den Tang nebst dem darin enthaltenen Bernstein, der nicht viel schwerer als das Wasser ist, mit Keschern heraus. In früherer

10. Heimatkunde von Ostpreußen - S. 14

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
14 Ii. Heimatkunde der Provinz Ostpreußen, Zeit gewann man den Lernstein auch auf folgende Meise: war die See ruhig, dann fuhr man auf Booten hinaus und hob den blinkenden Stein mit langen Zangen herauf. Kuch stiegen, namentlich bei Brüsterort, Taucher auf den Meeres- grund und förderten die Lernsteinstücke zutage. heute wird der Bernstein zumeist auf bergmännische Art gewonnen. Das geschieht namentlich in der Knnagrube zu liraxtepellen unweit Palm- nicken. Ein etwa Z0 m tiefer Hauptschacht führt senkrecht in die Erde hinein, von ihm führen wagerechte Gänge, sogenannte Stollen, oft kilometer- weit, ins Land hinein. Man hat festgestellt, daß der Bernstein in der so- genannten „Blauen Erde" gelagert ist. Diese wird daher mit hacken los- geschlagen und auf kleinen Wagen, welche von Pferden gezogen werden, zum Hauptschacht gefördert. Auf der Zörderschale gelangt sie zutage. Die ge- flbb 14. flnnagrube in Krajtepellen bei palmnicken. förderte Erde wird nun in breiten, auf dem Boden siebartig durchlöcherten Rinnen mit Wasser geschlemmt, wobei die Erde wegschwemmt, während die Steinstückchen zurückgehalten werden, hierauf bringt man sie in sich drehende tonnenartige Gefäße, die Seesand enthalten. So wird der Bernstein auch von den letzten erdigen Bestandteilen gereinigt. Klsdann erfolgt die Sortierung. Die größeren Stücke werden in den Handel gebracht, und es entstehen daraus Bernsteinspitzen, Ketten, Broschen u. dgl. Dinge mehr. Die kleinen Stückchen schmilzt man und stellt daraus Lacke und Zirnis her. Auch preßt man sie unter hohem Druck zu Kunstbernstein oder Kmbroid zusammen, der sich schwer vom Naturbernstein unterscheiden läßt. Auf bergmännische Weise werden jährlich im Durchschnitt 5000 Zentner Rohbernstein gewonnen. 1100 Personen finden dabei Beschäftigung und Brot. In jüngster Zeit wird der Bernstein auch im Tagebau gewonnen.
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