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1. Teil 1 - S. VI

1915 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
Vi Vorwort. Die alte Methode unseres Geschichtsunterrichts ist eine undurchdachte Nachahmung der Methode der höheren Schulen; sie verdient deshalb den Namen einer Methode nicht, als welche durchdachte Lehrweise ist. Die erste „Methode" des Volksschul-Geschichtsunterrichts hat uns Richard Kabisch geschenkt. Kabisch macht aus dem Kenntnisfach ein Gesinnungsfach, aus dem Bildungsziel ein Erziehungsziel, aus der Lernweise eine Arbeitsweise. Zwei Grundsätze beherrschen den „Erziehenden Geschichtsunterricht" von Kabisch, einer das Ziel, einer den Weg. Mehr in die Augen fällt der letztere. Kabisch gibt es auf, nach alter Gewohnheit die fremden staatsrechtlichen, diplomatischen, strategischen Begriffe in die Kinderköpfe hineinzuzwingen, sondern läßt sich Zeit, lehr viel Zeit, diese Begriffe in kinderfaßliche Vorstellungen zu übersetzen. Das wesentlichste Mittel ist hierzu die sogen. Altersmundart, besser Kindersprechweise. Sterin ist er nicht Erfinder. Diese Kinderrede als Erziehungsweg ist recht alt. Ihr heftigster Vorkämpfer ist dann Bertholt) Otto gewesen. Kabisch hat sie nur für seinen Zweck angewandt. Man hat ihm dabei manchmal die lässige Art des Sprechens vorgehalten. „Kriegen" statt „bekommen" u. a. Man wolle gütigst berücksichtigen, daß der „Erziehende Geschichtsunterricht" tein „Buch" im strengen Sinne ist, sondern eine Niederschrift gesprochener, zu sprechender Rede. Beim Sprechen braucht aber der gebildetste Mensch das Wort „kriegen" („Lab ich einen Schreck gekriegt!") u. a.; gebildeter als der gebildetste Mensch brauchen unsere Volksschüler auch nicht zu werden. Dies von vornherein zur Abwehr auch für meine Kindersprechweise. Viel wichtiger ist der andere Grundsatz Kabisch's Über das Ziel. Es ist: Staatsgesinnung erwecken. Diesem Zwecke diente die Geschichtsdarstellung, ehe sie durch Ranke zur eigentlichen „Wissenschaft" erhoben wurde. Die Geschichte als öffentlich-sittliche Mustersammlung. Wiederum Wissenschaft und akademischer Betrieb in Ehren — die Volksschule treibt nicht Wissenschaft. Wenn man nach alter Weise jeder Geschichtserzählung das moralische Schwänzlein anhängte — „Was lernen tvir aus dieser Geschichte?" — so war man damals dem Wesen des erziehenden Geschichtsunterrichts näher als in der Zeit der Simili-Wissenschaftlichkeit. Auch Kabisch scheut sich mitunter nicht vor einer dick unterstrichenen, auch einmal einer „herausgezogenen" Moral; Kinder sind dagegen gar nicht empfindlich. 3m allgemeinen aber hüllt er die „Lehre", vielmehr die Anleitung zum rechten Staats ge fühl, gerade so geschickt und verlockend in die bunte Fülle der Geschehnisse, wie es uns der göttliche Schreiber der Weltgeschichte vormacht. Die einfache Methode für den Lehrer ist: „Erzähle die Geschichte, indem du selber an ihr dein Staatsgefühl erwärmst." Das ist dann „Erziehender Geschichtsunterricht".

2. Teil 1 - S. VII

1915 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
Vorwort. Vii Die ganze Lehrweise Richard Kabisch's ist aus den Bedürfnissen und Leistungsmöglichkeiten der Volksschule geboren. And doch glaube ich nicht, daß sie ohne Bedeutung für die höheren Schulen sei. Der Gedanke, den Geschichtsunterricht zur Erziehung des staatsbürgerlichen Sinnes zu verwerten, ist denen, die heut den gymnasialen Geschichtsunterricht gestalten, durchaus nicht fremd. And nun tritt ihm, wennauch unausgesprochen, der Erlaß des preußischen Kultusministers vom 2. September an zwei entscheidenden Punkten nahe, nämlich in der Forderung der Beschränkung der Stoffmenge und der stärkeren Betonung der neuesten vaterländischen Geschichte. Das Weltwissen wird hier um des vaterländischen Fühlens und Wollens willen beschränkt. Wenn dann für die Quinta statt der bisherigen einen Stunde antike Sagen, zwei Stunden neudeutsche Geschichte angeordnet werden, so glaube ich hier geradezu eine Stelle vorbereitet zu finden für das, was auch dies Büchlein anstrebt. And so habe ich auf Grund dieses neusten Erlasses gewagt, das Buch nicht nur der Volksschule, sondern auch den unteren Klassen der höheren Schulen zu widmen. Die einzelnen Abschnitte im Folgenden sind nicht Unterrichts einheiten im Äerbart-Zillerschen Sinne. Diesen Begriff erkenne ich nicht an. Sie sind nur Gliederungen des reichen Stoffs. Die Erzählweise will den Lehrer nicht sklavisch binden, sondern chm Mut machen, seinerseits auch zureden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Die eingestreuten Fragen und Antworten wollen nur das Bild der Stunde veranschaulichen. Ich würde im Unterricht, namentlich anfangs, noch mehr fragen, besser die Kinder zum Reden anregen. Ebenso frei wie der Lehrer erzählt hat, sollen die Kinder erzählen, also wie ihnen wieder der Schnabel gewachsen ist. Als Anhalt für den Gang der Ereignisse halte ich aber ein Gerippe für notwendig. Das geben die kurzen Merkworte am Schluß jedes Abschnitts; man kann diese getrost den Kindern ins Äeft diktieren. Sie find auch als Sonderdruck für die Äand der Kinder (zu 8 Pfg. in Partien) zu haben. Aber man muß sich dann nicht mit dem Abfragen dieser notdürftigen Gedächtnisstützen begnügen; sie sollen die Erzählung der Kinder „stützen". Vor allem warne ich dringend davor, die Merkworte zu benutzen, wenn man sonst nicht nach der in dem Büchlein befolgten Kabisch'schen Methode verfährt, sondern nach alter Weise die dürren Ereignisse einprägt. 3n diesem Falle werden die Kinder, wie sie es gewohnt sind, den Geschichtstext ebenso wie einen Liedertext auswendig lernen. And dann haben sie in den Merkworten nicht einmal ordentliche Sätze „gelernt". Also die Merkworte ohne die hier versuchte kindertümliche Behandlung als Grundlage sind grober pädagogischer Anfug. Für welche Stufe meine Darstellung geeignet ist, hängt ganz vom Stand der Klasse ab. 3m allgemeinen habe ich etwa an die Zweite oder dritte Klasse einer siebenstufigen Schule gedacht. Da die

3. Teil 1 - S. V

1915 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
„Übrigens ist mir alles verhaßt, was mich bloß belehrt, ohne meine Tätigkeit zu vermehren oder unmittelbar zu beleben." Goethe. Zur Benutzung. Das erste Urteil, was ich über mein Büchlein hören mußte, war schmerzlich. Ich las einem Bekannten den Schluß des Abschnitts über England vor, worauf der lächelnd meinte: „Das hätte sich kürzer sagen lassen." Wenn ich mir so die üblichen Geschichtsvorbereitungen oder Stoffsammlungen ansehe, so muß ich zugeben, daß hier überall eine erstaunliche Kürze des Ausdrucks oder richtiger eine erstaunliche Fülle des Stoffes auf geringem Raum erreicht ist. And ist das nicht das Kennzeichen unseres gesamten Geschichtsunterrichts? „Wir haben wenig Zeit — ausnutzen, ausnutzen!" Lat sich die Methode bewährt? Nach meinen Schulaufsichtserfahrungen ist der beste Unterricht in der Volksschule die Naturkunde und der schlechteste — die Geschichte. Die Sache hat auch ihren Grund. Die alte Volksschule kannte keinen Geschichtsunterricht. Als man sich entschloß, ihm ein — sehr bescheidenes — Plätzlein zu gewähren, geschah das zunächst in dem Streben, den Bildungswert der Volksschule zu erhöhen. Und dabei richtete sich ganz von selbst der Blick auf die eigentliche Bildungsschule, das deutsche Gymnasium und seine Abwandlungen, die höheren Lehranstalten. jener war Geschichte ein Kenntnisfach, die Krönung des ganzen philologischen Kenntnisunterrichts, der aus dem Sprachenverständnis zum Völkerverständnis und zum Weltverständnis aufsteigt. Und nun wollte die Volksschule in aller Eile soviel wie möglich von diesem Bildungsergebnis vermitteln — einen Baum also ohne Wurzeln pflanzen! Die höhere Schule mit ihrer intellektuell befähigten und entwickelten Schülerschaft, mit den breiten Grundlagen für geschichtliches Verständnis im fremdsprachlichen Unterriefet, konnte auf diesem Wege wenigstens Einiges erreichen. Die Volksschule brachte es mit dem Kenntnisziel nur zu gedankenlosem Auswendiglernen. Das meiste, was die ganz aus diesem Geiste geborenen „Realienbücher" boten und bieten, ist eine abgeschmackte Lächerlichkeit.

4. Teil 1 - S. VIII

1915 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
Vttt Vorwort. erzieherische Kunst darin besteht, die Dinge recht kindertümlich und einfach darzustellen, ist es nicht schwer, für eine besser geförderte Klasse im Ton etwas höher zu greifen. Außerdem ist es immer die größere Gefahr, zu hoch zu werden. 3n einfachen dörflichen Verhältnissen wird man auch auf der Oberstufe von dem Vorliegenden nur einen Teil bringen können. Die Zeit, die auf die Darbietung verwendet werden muß, wird auch ganz von der Aufnahmefähigkeit und Denkfähigkeit der Klasse abhängen. Ein Wort zur Stoffauswahl. 3ch habe sehr gesiebt. Gerade der Weltkrieg erstickt den Lehrer unter der Fülle seines Stoffes. Alles Wichtige vom geschichtlichen Standpunkt kann in der Volksschule nicht behandelt werden. „Wichtig" für die Volksschule ist auch nur die Erzeugung der Staatsgesinnung. Also siebe man getrost auch dies Büchlein noch weiter, wo es zuviel Stoff bringt — aber man presse es nicht zusammen. Vielleicht erscheint bei der getroffenen strengen Auswahl die ausführliche Behandlung der österreichisch-ungarischen Vorfragen verwunderlich. Dies halte ich für das Wichtigste und bitte, bei etwaigem Auswählen diese Abschnitte jedenfalls stehen zu lassen. Merkt unser deutsches Volk, wohin nun die Reise geht? Jedenfalls immer Seite an Seite mit österreich-Angarn. Alles, was in der Donaumonarchie vorgeht, muß von jetzt ab der Deutsche als ein Ereignis der „inneren" Politik betrachten. Die erschreckende Ankenntnis des reichsdeutschen Volkes über österreichisch-ungarische Verhältnisse muß vor allem beseitigt äverden. Das ist die bedeutendste Aufgabe des Weltkriegs-Anterrichts. So! And nun spreche das Büchlein für sich selbst. Geschichte im wissenschaftlichen Sinn kann noch kein Mensch über den Weltkrieg schreiben. Ich mache deshalb auch ausdrücklich den Vorbehalt, daß manche hier dargelegten Auffassungen der Kriegslage und der Feldherrnabsichten sich bei Bekanntgabe der ausführlichen geschichtlichen Grundlagen als irrig erweisen werden. Aber deshalb müssen wir doch — so gut es geht — die Schuljugend alsbald die Ereignisse mit innerem Eifer ergreifen lehren, wenn sich auch solch Eifer in Tatsachen-Fragen einmal gerade so vergreifen sollte, wie es gewiß der unsere vorerst auch manchmal tut. Es kommt uns ja nur auf erlebte Staatsgesinnung an. Das sei denn auch Aufgabe dieses Büchleins, Aufgabe der Volksschule, Aufgabe eines erziehenden Geschichtsunterrichts, zum Tat-Gedächtnis Richard Kabisch's.

5. Geschichtliches Lesebuch - S. III

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
Vorwort Seitdem die Geschichte der neuesten Zeit mit Recht in dem Lehrplan der höheren Schulen ganz anders in den Vordergrund getreten ist wie früher, wird es wohl mancher Kollege, der mit dem geschichtlichen Unterricht in der Prima betraut ist, schmerzlich empfunden haben, daß es so gut wie unmöglich ist, die Schüler mit den vorzüglichen Darstellungen, die wir gerade über diese Zeit seit etwa zwei Jahrzehnten besitzen, wenigstens etwas bekannt zu machen. Es ist hierfür einmal nicht die Zeit vorhanden, sodann aber ist freilich auch das Gymnasium im allgemeinen noch nicht der Ort, wo diese zum Teil sehr nmfangreichen Bücher mit Verständnis gelesen werden können. Aber auf der Universität und im spätern Leben kommen doch nur verhältnismäßig wenige zu einer derartigen Lektüre; wenn Ottokar Lorenz schon darüber klagt, daß nur selten Studenten anderer Faknltäten einmal eine historische Vorlesung hören, so wird wohl die Zahl derjenigen, welche zu umfangreicheren historischen Werken greifen, kaum viel größer sein. Viele Lehrer der Geschichte haben daher wohl, wie der Verfasser, versucht der so spärlich bemessenen Zeit des Unterrichts einige Stunden abzuringen, um die Schüler durch Vorlesen dieser oder jener besonders anschaulichen Schilderung eines unserer großen Historiker mit diesem bekannt zu machen und die Lust zu späterem selbständigen Studium desselben in ihm zu wecken. Diesem Zwecke vornehmlich will auch das vorliegende Buch dienen. Nicht eine zusammenhängende Darstellung der deutschen Geschichte im 19. Jahrhundert aus ausgewählten Stellen bedeutender Geschichtschreiber zusammengestellt will es geben, die allgemeine Kenntnis der Ereignisse setzt es vielmehr voraus, sondern, wie der Titel schon sagt,

6. Geschichtliches Lesebuch - S. IV

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
Iv Vorwort. nur ein Lesebuch will es sein, durch welches die Schüler mit einigen bemerkenswerten Darstellungen bekannt gemacht werden sollen. Daß die Auswahl der Stücke, durch diesen Zweck bedingt, einige Schwierigkeiten haben mußte, ist jedem Kundigen klar. Es kam einmal darauf an, möglichst nur wirklich bedeutende Werke zu berücksichtigen, sodann aber auch aus diesen solche Abschnitte zu wühlen, die, in sich verständlich und abgeschlossen und daher von nicht zu kleinem Umfange, weder zu sehr ins einzelne gingen noch durch zu große Allgemeinheit des Reizes auch der neuen Thatsachen für den Leser entbehrten. Ob die Auswahl in dieser Hinsicht einigermaßen das Richtige getroffen, das zu beurteilen muß ich andern überlassen, die Wünsche werden hierbei wohl sehr verschieden sein, und allen gerecht werden zu wollen ist ein hoffnungsloses Unternehmen. Wer mehrere hervorragende Stücke darin vermissen sollte, dem gebe ich vor allem zu bedenken, daß ein notwendiges Erfordernis für den Verfasser war, das Buch nicht zu umfangreich werden zu lassen, damit der Preis nicht nur den Schülerbibliotheken sondern auch den Schülern selbst die Anschaffung ermöglichte. Mit diesem dargelegten Zwecke, Proben der Darstellung unserer bedeutendsten Historiker zu geben, hat aber der Verfasser noch einen zweiten verbinden zu können geglaubt, den, in bescheidenem Umfange zur Belebung des historischen Unterrichts und zur Vertiefung eigenen Studiums durch Mitteilung einer kleinen Anzahl von historischen Urkunden und denkwürdigen Reden beizutragen. Eine Rechtfertigung dieser Absicht ist wohl kaum nötig; auch in der Auswahl dieser Stücke, die natürlich noch mehr Beschränkungen unterlag, hofft der Verfasser einigermaßen das Richtige getroffen zu haben; besonders dürften wohl die beiden Reden und der Bericht Bismarcks aus Frankfurt überall willkommen geheißen werden. Wenn auch die Sammlung zunächst für die Zwecke des Unterrichts an höheren Lehranstalten entstanden ist, so glaubt doch der Verfaffer, daß sie auch für das Privatstudium manchem Freunde der Geschichte, dem die größeren Werke nicht zugänglich sind, einige Dienste leisten kann. Auch eine gelegentliche Verwertung beim deutschen Unterricht als Beispielsammlung für den modernen historischen Stil dürfte vielleicht nicht ausgeschlossen erscheinen. Der Abdruck entspricht fast überall genau dem Wortlaute der Originale; Kürzungen und umfangreichere Auslassungen sind im Texte angedeutet, Anmerkungen nur da hinzugefügt, wo es für das Ver-

7. Geschichtliches Lesebuch - S. V

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
Vorwort. V ständnis durchaus notwendig erschien; die Schnlorthographie ist überall durchgeführt und die Interpunktion thuulichst in Übereinstimmung gebracht worden. Für gütige Unterstützung bei der Korrektur bin ich namentlich meinem verehrten Kollegen, Herrn Professor Bartsch, zu herzlichem Dauke verpflichtet, den ich auch au dieser Stelle auszusprechen nicht unterlassen möchte. Möge denn das Buch eine freundliche Aufnahme finden und es ihm vergönnt sein, an seinem bescheidenen Teile etwas mit zur Weckuug und Belebung des historischen Sinnes und des Verständnisses der Gegenwart bei unseren heranwachsenden Generationen beizutragen. Stade, im Mai 1898. Dr. Richard Müller.

8. Geschichtliches Lesebuch - S. III

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
Vorwort Seitdem die Geschichte der neuesten Zeit mit Recht in dem Lehrplan der höheren Schulen ganz anders in den Vordergrund getreten ist wie früher, wird es wohl mancher Kollege, der mit dem geschichtlichen Unterricht in der Prima betraut ist, schmerzlich empfunden haben, daß es so gut wie unmöglich ist, die Schüler mit den vorzüglichen Darstellungen, die wir gerade über diese Zeit seit etwa zwei Jahrzehnten besitzen, wenigstens etwas bekannt zu machen. Es ist hierfür einmal nicht die Zeit vorhanden, sodann aber ist freilich auch das Gymnasium im allgemeinen noch nicht der Ort, wo diese zum Teil sehr umfangreichen Bücher mit Verständnis gelesen werden können. Aber auf der Universität und im spätern Leben kommen doch nur verhältnismäßig wenige zu einer derartigen Lektüre; wenn Ottokar Lorenz schon darüber klagt, daß nur selten Studenten anderer Fakultäten einmal eine historische Vorlesung hören, so wird wohl die Zahl derjenigen, welche zu umfangreicheren historischen Werken greifen, kaum viel größer sein. Viele Lehrer der Geschichte haben daher wohl, wie der Verfasser, versucht der so spärlich bemessenen Zeit des Unterrichts einige Stunden abzuringen, um die Schüler durch Vorlesen dieser oder jener besonders anschaulichen Schilderung eines unserer großen Historiker mit diesem bekannt zu machen und die Lust zu späterem selbständigen Studium desselben in ihm zu wecken. Diesem Zwecke vornehmlich will auch das vorliegende Buch dienen. Nicht eine zusammenhängende Darstellung der deutschen Geschichte im 19. Jahrhundert aus ausgewählten Stellen bedeutender Geschichtschreiber zusammengestellt will es geben, die allgemeine Kenntnis der Ereignisse setzt es vielmehr voraus, sondern, wie der Titel schon sagt,

9. Geschichtliches Lesebuch - S. IV

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
Iv Vorwort. nur ein Lesebuch will es fein, durch welches die Schüler mit einigen bemerkenswerten Darstellungen bekannt gemacht werden sollen. Daß die Auswahl der Stücke, durch diesen Zweck bedingt, einige Schwierigkeiten haben mußte, ist jedem Kundigen klar. Es kam einmal darauf an, möglichst nur wirklich bedeutende Werke zu berücksichtigen, sodann aber auch ans diesen solche Abschnitte zu wählen, die, in sich verständlich und abgeschlossen und daher von nicht zu kleinem Umfange, weder zu sehr ins einzelne gingen noch durch zu große Allgemeinheit des Reizes auch der neuen Thatsachen für den Leser entbehrten. Ob die Auswahl in dieser Hinsicht einigermaßen das Richtige getroffen, das zu beurteilen muß ich andern überlassen, die Wünsche werden hierbei wohl sehr verschieden sein, und allen gerecht werden zu wollen ist ein hoffnungsloses Unternehmen. Wer mehrere hervorragende Stücke darin vermissen sollte, dem gebe ich vor allem zu bedenken, daß ein notwendiges Erfordernis für den Verfaffer war, das Buch nicht zu umfangreich werden zu lassen, damit der Preis nicht nur den Schülerbibliotheken sondern auch den Schülern selbst die Anschaffung ermöglichte. Mit diesem dargelegten Zwecke, Proben der Darstellung unserer bedeutendsten Historiker zu geben, hat aber der Verfasser noch einen zweiten verbinden zu können geglaubt, den, in bescheidenem Umfange zur Belebung des historischen Unterrichts und zur Vertiefung eigenen Studiums durch Mitteilung einer kleinen Anzahl von historischen Urkunden und denkwürdigen Reden beizutragen. Eine Rechtfertigung dieser Absicht ist wohl kaum nötig; auch in der Auswahl dieser Stücke, die natürlich noch mehr Beschränkungen unterlag, hofft der Verfasser einigermaßen das Richtige getroffen zu haben; besonders dürften wohl die beiden Reden und der Bericht Bismarcks aus Frankfurt überall willkommen geheißen werden. Wenn auch die Sammlung zunächst für die Zwecke des Unterrichts an höheren Lehranstalten entstanden ist, so glaubt doch der Verfasser, daß sie auch für das Privatstudium manchem Freunde der Geschichte, dem die größeren Werke nicht zugänglich find, einige Dienste leisten kann. Auch eine gelegentliche Verwertung beim deutschen Unterricht als Beispielsammlung für den modernen historischen Stil bürste vielleicht nicht ausgeschlossen erscheinen. Der Abdruck entspricht fast überall genau dem Wortlaute der Originale; Kürzungen und umfangreichere Auslassungen sind im Texte angedeutet, Anmerkungen nur da hinzugefügt, wo es für das Ver-

10. Geschichtliches Lesebuch - S. V

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
Vorwort. V ständnis durchaus notwendig erschien; die Schnlorthographie ist überall durchgeführt und die Interpunktion thnnlichst in Übereinstimmung gebracht worden. Für gütige Unterstützung bei der Korrektur bin ich namentlich meinem verehrten Kollegen, Herrn Professor Bartsch, zu herzlichem Dauke verpflichtet, deu ich auch au dieser Stelle auszusprechen uicht unterlassen möchte. Möge deuu das Buch eine freundliche Aufnahme finden und es ihm vergönnt sein, an seinem bescheideueu Teile etwas mit zur Weckuug und Belebung des historischen Siuues und des Verständnisses der Gegeuwart bei unseren heranwachsenden Generationen beizutragen. Stade, im Mai 1898. Dr. Richard Müller.
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