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1. Quellenbuch für die griechische Geschichte - S. 156

1895 - Leipzig : Ehlermann
156 65. Nus Demosthenes' Rede für Ktesiphon vom Kranze. 2 Es war Abend. Da kam ein Bote an die Prytanen mit ' der Nachricht von der Besetzung von Elateia. Sofort standen diese von der Mahlzeit auf, trieben die Leute aus den Buden auf dem Markte und steckten das Holzwerk in Brand; zugleich schickten sie nach den Strategen und ließen Lärm schlagen: die ganze Stadt geriet in Bewegung. Am nächsten Morgen mit Tagesanbruch beriefen die Prytanen den Rat ins Stadthaus, ihr aber strömtet in die Versammlung, und ehe noch der Rat die Sache verhandelt und seinen Beschluß gefaßt hatte, saß schon 3 das ganze Volk oben. Als aber jener erschienen war, die Prytanen Bericht erstattet, den Boten eingeführt und dieser gesprochen hatte, da fragte der Herold: „Wer begehrt das Wort?" Aue schwiegen, und so oft auch der Herold feine Frage wiederholte, trat doch niemand aus, obgleich alle Strategen und alle Redner zugegen waren und die Stimme des Vaterlandes laut nach einein Verteidiger ries. Denn in dem Rufe, welchen der Herold im Namen des Gesetzes erläßt, muß man die Stimme 4 des ganzen Vaterlandes erkennen. Und doch, hätten alle diejenigen auftreten sollen, welche die Rettung des Vaterlandes wünschten, so wäret ihr alle aufgestanden und zur Rednerbühne geeilt. Denn sicherlich wünschtet ihr alle seine Rettung. Oder wenn diejenigen, die gute Patrioten und reiche Leute waren, hätten auftreten sollen, dann hätten die das Wort ergriffen, welche nachmals dem Staate so große Opfer brachten; denn das thaten sie aus Vaterlandsliebe und weil sie die Mittel dazu 5 besaßen. Freilich aber erforderte jener Tag nicht bloß einen patriotisch gesinnten und bemittelten Mann, sondern auch einen solchen, welcher von Anbeginn den Ereignissen mit Aufmerksamkeit gefolgt war und die Pläne des Philippos recht begriffen hatte: denn wer diese nicht erkannt und längst £>ei~sich erwogen, der war bei all seinem Bürgersinn und Reichtum doch bei weitem noch nicht befähigt zu beurteilen, was zu thun sei, und euch einen Rat zu geben. 6 Als dieser Mann, nun trat ich an jenem Tage auf, und was ich damals zu euch sprach, das möchte ich jetzt wiederholen, einmal damit ihr erkennet, daß von allen Rednern und Staatsmännern ich allein im Augenblicke der Gefahr meinen Posten als Patriot nicht im Stiche ließ, sondern inmitten der Schrecknisse in Rede und Rat euch meinen Pflichteifer zeigte, sodann aber, weil ihr so mit geringem Zeitaufwande euch Einsicht in

2. Quellenbuch für die griechische Geschichte - S. 158

1895 - Leipzig : Ehlermann
158 65. Aus Demosthenes' Diebe für Ktesiphon vom Kranze. I „wir hingegen imstande seien, die Sache für sie in die Hand zu „nehmen. Gehen sie darauf ein, so haben wir unsern Zweck „auf eine Weise erreicht, welche dem Staate znr Ehre gereicht; „sollte es uns aber nicht gelingen, so haben jene sich selbst die „Folgen zuzuschreiben, während wir nichts Erniedrigendes ge-„than haben." 11 Nach diesen Worten trat ich ab. Und als alle damit einverstanden waren, blieb ich nicht beim bloßen Worte stehen, sondern auch den Antrag stellte ich, und damit nicht genug, auch die Gesandtschaft übernahm ich, und nicht dies allein, auch die Thebaner gewann ich: von Anbeginn an habe ich bis zum Ende die Sache durchgeführt und ohne Bedenken der ganzen dem Staate drohenden Gefahr mich für euch unterzogen. d. Demosthenes hält die Leichenrede auf die bei Chäroneia Gefallenen. §§ 285—88. 1 Viel Herrliches und Großes, Äschines, hat der Staat auf meinen Antrieb begonnen und ausgeführt und ist dessen eingedenk geblieben. Hier der Beweis! Als gleich nach der Schlacht das Volk den Sprecher der Rede zum Gedächtnis der Gefallenen zu ernennen hatte, da fiel feine Wahl nicht auf dich, obgleich du deiner schönen Stimme wegen in Vorschlag warst, auch nicht auf Demades, der eben den Frieden abgeschlossen, noch sonst auf 2 einen aus eurer Clique, sondern auf mich. Und als ihr da, beim Zeus und allen Göttern, frech und schamlos genug wäret, hinzuzutreten und die nämlichen Schmähungen, welche du jetzt auskramst, über mich ergehen zu lassen, da wühlte es mich erst recht. Warum, will ich dir sagen, so gut du es auch schon selber weißt. Sie kannten beides, meine Wohtgesinntheit und den Eifer, womit ich mich dem Staatsinteresse hingab, und auch eure Nieder- 3 trächtigkeit. Sie meinten, der Redner, der das Gedächtnis der Gebliebenen und ihre Tapferkeit feiern solle, dürfe nicht mit denen unter einem Dache gewohnt und an einem Tische gesessen haben, die ihnen im Kampfe gegenüber standen, noch dürfe einer zu solcher Ehre gelangen, der mit ihren Mördern bei festlichen Gelagen das Unglück der Hellenen mit Sang und Klang begangen habe; nicht mit dem Munde bloß, wie auf der Bühne, solle einer ihr Geschick beklagen, sondern es in tiefster Seele mitem- 4 pfinden. Dies Gefühl fanden sie bei sich und bei mir, bei euch aber nicht, und deshalb wählten sie mich und nicht euch. So

3. Quellenbuch für die griechische Geschichte - S. 132

1895 - Leipzig : Ehlermann
57. Die Lehrweise des Sokrates. fangen solle, müßte er nicht die Macht des Staates und die der Feinde genau kennen, um zum Kriege zu raten, wenn die Überlegenheit auf seiten des Staates wäre, im Gegenteil aber da- 6 vor zu warnen? — G.: Ich muß dir recht geben. — S.: So sage mir denn zuerst die Land- und Seemacht des Staates, dann die der Feinde. — (S.t^ch sann dir's wahrhaftig nicht so aus dem Kopfe hersagen. — <3.: Nun, wenn du es schriftlich hast, so hole es; ich möchte es gar zu gerne hören. — G.: Ja, meiner Treu, ich hab's auch nicht schriftlich. — S.: So müßten wir vorerst auch in Kriegsangelegenheiten mit unserm Rate zurückhalten. Vielleicht waren dir auch die Sachen für den ^ Anfang deiner politischen Laufbahn zu weitläufig, um dich auf 7 ihre Untersuchung einzulassen. — Aber das weiß ich. daß du dich der Bewachung des Landes angenommen hast. Du weißt, wie viele Posten erforderlich find, wie viele Wachtplätze ausreichen ; du wirst die zweckmäßigsten zu verstärken, die unnötigen einzuziehen raten. — G.: Wahrhaftig, alle müßten sie mir eingezogen werden; denn sie versehen ihren Dienst so, daß alles ans dem Lande gestohlen wird. — <S: Wenn man aber die Posten einzieht, wird dann nicht sogar offen rauben können, wem es nur einfällt? Aber bist du selbst hingegangen und hast es untersucht, oder woher weißt du, daß die Posten schlecht bestellt sind? — G.: Ich vermute es. — S.: So wollen wir auch über diesen Punkt unsern Rat aussparen, bis wir nicht mehr bloß vermuten, sondern vielmehr wissen. — G.: Es ist 8 vielleicht so besser. — S.: In die Silbergruben aber, das weiß ich, bist du nie gekommen und kannst also auch nicht sagen, warum sie jetzt weniger eintragen als früher. — G.: Nein, dahin bin ich nie gekommen. — S.: Man sagt auch in der That, der Ort sei recht ungesund. Mehr braucht es zu deiner Entschuldigung nicht, wenn du darüber ein Gutachten abgeben solltest. 9 — G.: Man spottet meiner. — S.: Aber das weiß ich, du hast nicht versäumt darüber nachzudenken, wie lange der Staat mit dem Getreide, das wir selbst im Lande gewinnen, ausreichen . kann, und wieviel noch hinzugekauft werden muß, damit du der Stadt bei ihren Bedürfnissen mit gutem Rate zu Hilfe kommen und bei Mangel sie retten kannst. — G.: Ei, das würde nach deinen Reden ja eine wahre Riesenarbeit sein, wenn man um all dergleichen sich kümmern sollte. — S.: Und doch kann einer nicht einmal seine eigene Haushaltung ordentlich besorgen, wenn

4. Quellenbuch für die griechische Geschichte - S. 160

1895 - Leipzig : Ehlermann
160 66. Die Athener nach der Schlacht bei Chäroneia. machte er bekannt, die Altstadt habe er in den Händen der Feinde verlassen, den Peiräeus im Stande der Belagerung, und er allein fei glücklich entronnen. So schämte er sich nicht, das Unglück seiner Vaterstadt sein Glück und Heil zu nennen. Und damit fand er in Rhodos so unbedingten Glauben, daß sie dort Kriegsschiffe segelfertig machten und die Kaufsahrer zwangen, bei ihnen einzulaufen, daß die Handelsleute und Reeder, welche im Begriffe waren hierherzufahren, auf der Stelle ihre Ladung an Getreide und sonstiger Fracht ans Land bringen ließen. Run will ich euch ins Gedächtnis zurückrufen, in welcher Lage die Stadt sich befand, als sie von Leokrates verraten wurde. Nimm den Beschluß des Hypereides, Schreiber, und lies! Volksbeschluß. Ihr habt den Beschluß gehört des Inhalts: der große Rat solle sich in Waffen in den Peiräeus hinabbegeben, um für die Wahrung des Hafens besorgt zu sein, und er solle, selber gerüstet, die Maßregeln ergreifen, die nach feinem Gutdünken für den Staat nutzbringend feien. Wenn nun aber diejenigen, welche, um des Rates zu pflegen, vorn Kriegsdienst entbunden waren, trotzdem als Krieger aus dem Posten standen, sind es dann etwa alltägliche Gefahren gewesen, die damals den Staat bedrohten? Die Verhältnisse waren derart, daß jedermann Mitleid mit der Stadt gefühlt hätte, ich will nicht sagen jeder Bürger, sondern selbst jeder Fremde, der in früheren Zeiten feinen Aufenthalt hier genommen. Ja, wo wäre ein so erbitterter Feind der Republik gewesen, daß er es übers Herz gebracht hätte, sich selber fern von feinem Posten zu sehen in dem Augenblicke, da die Kunde von der Niederlage und dem Unglück ankam, das den Staat betroffen; da das Volk mit feinen Hoffnungen auf Rettung einzig noch auf die mehr als Sechzigjährigen angewiesen war; da man an den Thüren freigeborene Frauen in Furcht und Zagen sehen konnte, fragend, ob ihre Männer, ihre Brüder, ihre Väter noch am Leben feien; da man sah, wie die Altersschwachen, welche, das Gesetz vom Kriegsdienst entband, in der ganzen Stadt sich zu Tode hetzten, den Mantel doppelt umgeschlagen und mit Spangen zusammengeheftet? Man hätte doch von der größten Trauer ergriffen werden müssen, als man sah, wie das Volk beschloß, die Sklaven sollten frei, die Fremden sollten athenische Bürger, die Ehrlosen ihrer bürgerlichen Rechte wieder teilhaftig fein — das

5. Quellenbuch für die griechische Geschichte - S. 161

1895 - Leipzig : Ehlermann
67. Der Tod des Demosthenes 322. 161 Volk, das sonst so stolz war auf seine uralte Ansässigkeit im Land und auf seine Freiheit. Keine Altersstufe entzog sich damals dem Dienste des Vater- 8 landes, keine Hand blieb müßig; das Feld stellte seine Bäume, die Toten ihre Ruhestätten, die Heiligtümer die Waffen zur Verfügung. Aber nirgends, auf keinem Punkte ließ Leokrates sich finden. Daran müßt ihr gedenken und einen Menschen, welcher es nicht der Mühe wert geachtet, am Totenopfer teilzunehmen und zur Bestattung der für die Freiheit bei Chäroneia Gefallenen zu erscheinen, mit dem Tode bestrafen, von dem Gesichtspunkte ausgehend, daß, soweit es auf ihn ankam, jene Helden unbeerdigt blieben; ja er ist, ohne zu erröten, an ihren Gräbern vorübergegangen, als er nach acht Jahren ihr Vaterland wieder begrüßte. Jene Männer sind den Feinden an der Grenze Böottem^ entgegengetreten, um für Griechenlands Freiheit zu streiten, » und dabei erhofften sie ihre Rettung nicht von festen Mauern: in ihrer Mannhaftigkeit sahen sie einen kräftigeren Schutz als in steinernen Ringwällen. In dieser Gesinnung sind sie den Gefahren entgegengegangen gleich den ersten Helden, aber das Glück ist ihnen nicht in gleicher Weise hold gewesen: sie leben nicht mehr, um die Früchte ihrer Thaten zu genießen, sie sind gefallen und haben ihren Ruhm zurückgelassen. Und mag die Behauptung 10 noch so seltsam klingen, so ist sie doch nicht weniger wahr: als Sieger sind sie gestorben. Denn die Kampfpreise, welche den Helden winken, sind Freiheit und der Ruhm der Tapferkeit, und diese beiden nehmen sie auch ins Grab mit sich. Wie sollte man auch die für besiegt erklären, welche in ihrem Geiste sich nicht gebeugt haben vor dem drohenden Feind? Die im Kriege auf dem Felde der Ehre fallen, sind die einzigen, von welchen man nimmermehr sagen darf, daß sie besiegt seien. Das zeigt auch der Heldenmut dieser Männer: an ihrer Person hing die Freiheit Griechenlands, mit ihrem Fall ist Griechenland der Knecht-, schast verfallen, mit ihren Leichen wurde die griechische Freiheit' begraben. 67. Der Tod des Demosthenes 322. Aus Plutarchs Demosthenes 28—30. Nach E. Eyth. Sachliches. {. Antimros, der Statthalter von Makedonien, und sein Mitregent Kratgros besiegten bei "Krannon in Thessalien im Quellenbu ch f. d. griech. Geschichte ed. Butzer. 11

6. Quellenbuch für die griechische Geschichte - S. 162

1895 - Leipzig : Ehlermann
162 67. Der Tod des Demosthenes 322. August 322 die Griechen, die nach Alexanders d. Gr. Tode unter Führung der Athener sich wieder erhoben hatten. Boedromion und Pyanepfion etwa — September und Oktober. — 2. Demädes, athenischer Redner und Staatsmann, bestochener Anhänger der Makedonier. — 8. Göttin: Demeter Thesmophoros, Göttin der (Ehe-) „Satzungen." 1 Nach der Rückkehr des Demosthenes aus der Verbannung war es nur eine kurze Zeit, in welcher er seiner Heimat sich noch erfreuen durfte. Die griechischen Angelegenheiten nahmen bald eine so unheilvolle Wendung, daß im Monat Metageitnion die Schlacht vor Krannon erfolgte, im Boedromion die feindliche Besatzung in Mnnychia einrückte, im Pyanepsion Demosthenes selbst sein Ende fand. Dieses geschah ans folgende Weise. 2 Auf die Nachricht vom Anrücken des Antipatros und des Krateros gegen Athen schlich sich Demosthenes nebst seinem Anhange noch rechtzeitig genug aus der Stadt, worauf sie einem Antrage des Demades entsprechend vom Volke zum Tode verurteilt wurden. Da sie sich nun nach allen Richtungen zerstreuten, schickte Antipatros überall Häscher nach ihnen umher, deren Anführer Mchiäs mit dem Spitznamen „Exiliertensänger" 3 war. Sobald dieser erfuhr, daß Demosthenes auf der Insel Kalauria in dem dortigen Poseidontempel sein Asyl gesucht habe, segelte er mit einer Anzahl von thrakischen Trabanten auf kleinen Ruderbooten hinüber und suchte ihn zu bewegen, diesen Ort zu verlassen und mit ihm zu Antipatros zu gehen, von dem er gewiß nichts Schlimmes zu befürchten habe. 4 Allein Demosthenes hatte gerade in dieser Nacht einen sonderbaren Traum gehabt. Er glaubte als Schauspieler aufzutreten und mit Archias um den Preis zu ringen; trotz des Beifalls, den er von dem gesamten Publikum einerntete, mußte er infolge der mangelhaften Ausstattung des Stückes unter- 5 liegen. So viele freundliche Worte daher auch Archias an ihn richten mochte, Demosthenes blickte nur zu ihm hinauf und sagte, ohne vou seinem Sitze aufzustehen: „Archias, du hast nie mit deinem Theaterspiel auf mich Eindruck gemacht, und. wirst ihn auch jetzt mit deinen Versprechungen nicht machen!" Da fing Archias an, seinen Zorn in Drohungen auszulassen. „Nun ist's erst," rief Demosthenes, „der rechte Ton vom makedonischen Dreifuß; vorher war's lauter Komödie! Aber warte - nur noch ein wenig, ich muß noch etwas nach Hause schreiben!"

7. Quellenbuch für die griechische Geschichte - S. 134

1895 - Leipzig : Ehlermann
1o4 58. Sokrates vor Gericht 399. 1 Welchen Eindruck, ihr Männer von Athen, meine Ankläger ans euch gemacht haben, das weiß ich nicht. Ich selbst aber hätte über ihnen fast meiner vergessen: so überredungskräftig haben sie gesprochen. Wahres haben sie gleichwohl nichts vorgebracht. Von den vielen Lügen aber hat mich ganz besonders die eine in Verwunderung gesetzt, ihr solltet euch in acht nehmen, nicht von mir betrogen zu werden, da ich gewaltig im Reden sei. Daß sie sich nicht schämten, augenblicklich durch die That widerlegt zu werden, wenn ich mich jetzt ganz und gar nicht gewandt im Reden erzeige, das schien mir an ihnen das Unverschämteste 2 zu sein. Sie müßten denn etwa den gewaltig im Reden nennen, welcher die Wahrheit spricht; dann müßte ich freilich Zugestehen, ein Redner zu sein, nur nicht von ihrem Schlage. Denn von mir sollt ihr die lautere Wahrheit zu hören bekommen. Indessen, beim Zeus! uicht Reden, wie die ihrigen, in Wendungen schön gesetzt und ausgeputzt, sondern was ich unvorbereitet zu sagen weiß, sollt ihr hören. Denn heute zum erstenmal habe ich vor Gericht zu erscheinen, ein Mann von mehr als siebenzig Jahren. Vielleicht wird jemand von euch mich fragen: „Sokrates, was treibst du denn? Woraus sind diese gehässigen Meinungen gegen dich entstanden?" Höret denn! Dnrch eine Art von Weisheit habe ich mir diesen Namen erworben. Durch was für eine Weisheit? Darüber werde ich euch den Gott von Delphi als Zeugen aufführen. Ihr kennt ja den Chärephon. Der ging nach Delphi und fragte, ob jemand weiser als ich sei. Da antwortete Pythia, niemand sei weiser. Als ich das erfuhr, fragte ich mich selbst: „Was bedeutet wohl der Spruch des Gottes? Denn ich bin mir bewußt, auch nicht im geringsten weise zu sein. Lügen aber kann der Gott nicht; denn das darf er nicht." 4 Sofort schlug ich mühselig genug folgenden Weg ein, seinen Sinn zu erforschen. Ich ging zu einem von denen, welche dafür galten, weise zu sein, um hier den Gott zu widerlegen und dem Orakel darzuthun: „Dieser da ist weiser als ich; du aber hast mich dafür erklärt." Indem ich nun jenen genau betrachtete — es war einer von den Staatsmännern — und mit ihm ins Gespräch kam, dünkte mich, daß dieser Mann zwar scheine, weise zu sein, vielen andern und ganz besonders sich selbst, daß er es aber in Wirklichkeit keineswegs sei. Und hierauf versuchte ich ihm 5 dieses zu zeigen, und wurde ihm dadurch verhaßt. Bei mir selbst

8. Quellenbuch für die griechische Geschichte - S. 165

1895 - Leipzig : Ehlermann
Alexanders Regierungsantritt 336. — Schlacht bei Gaugamela. 165 hatten nicht mehr die frühere leidenschaftliche Innigkeit. Doch verlor sich deshalb der Eifer und Drang zum höheren Wissen, der ihm angeboren und mit ihm herangewachsen war, keineswegs aus feiner Seele. 69. Alexander beim Regierungsantritte 336. Aus Plutarchs Alexander 11. Nach I. F. C. Campe. Als Alexander im Alter von zwanzig Jahren den Thron 1 bestieg, sah er sich rings von Neid, bitterem Haffe und Gefahren umgeben. Einerseits wollten die angrenzenden barbarischen Völker die Knechtschaft nicht länger ertragen, sondern sehnten sich nach ihren angestammten Fürstenhäusern zurück; andererseits hatte Philippos Griechenland zwar mit den Waffen besiegt, aber noch nicht Zeit gefunden, es an das Joch zu gewöhnen; vielmehr hatte er nur Umwälzungen gebracht und ließ die Verhältnisse in einem Zustande vielfacher Bewegung und Unruhe zurück. Die Makedonier 2 waren wegen dieser Sage der Dinge in Besorgnis und rieten Alexander, Griechenland ganz aufzugeben, die im Abfall begriffenen Barbaren aber durch Güte zurückzubringen unv die Leiter der Bewegung für sich zu gewinnen. Alexander dagegen ging von der entgegengesetzten Ansicht aus und beschloß, durch Kühnheit mit Gefahr seines eignen Lebens die Sicherheit und Rettung seines Reiches zu suchen. Denn er war überzeugt, wenn man ihn auch nur im geringsten von seinen Ansprüchen nachlassen sähe, würden alle insgesamt sich gegen ihn erheben. 70. Die Schlacht bei Gaugamela, Okt. 33^. Aus Plutarchs Alexander 31—34. Nach E. Eyth und I. F. C. Campe. Sachliches, v Arbela: jetzt Erbil in Assyrien, zw. dem Tigris und den kurdischen Bergen; Gaugamela: in der Ebene zw. Nosul und Erbil. — 2. Boedromion: etwa September. — 3. Ztiphates: ,,Schnee-berg", im kurdischen Hochland; Gordyäer: Kurden. — 9. Kition: Stadt auf Lypern. — J3. Der Moment der Schlacht, welchen das in Pompeji aufgefundene Mosaikbild „Die Alexanderlchlacht" zeigt. Die große Schlacht gegen Dareios fand nicht bei Arbela, 1 wie die meisten berichten, sondern bei Gaugamela statt. Dieses Wort soll in der Landessprache Kamelhaus bedeuten. Einer der alten Könige nämlich hatte, als er auf einem leichten Kamele

9. Quellenbuch für die griechische Geschichte - S. 136

1895 - Leipzig : Ehlermann
^oo 58. Sokrates vor Gericht 399. mir einen Posten anwiesen, bei Potidää, Amphipolis und Delion, habe ich ihn. wie nur irgend ein anderer, behauptet und der Gefahr des Todes mich ausgesetzt. Als nun aber der Gott mich hinstellte mit dem Befehle, in Liebe zur Weisheit und in Prüfung meiner selbst und anderer zu leben, hätte ich nicht Arges gethan, Athener, wenn ich meinen Posten aus Furcht bor dem Tode oder irgend etwas anderm verlassen hätte? 10 Wenn ihr selbst zu mir sagtet: „Sokrates, für dieses Mal werden wir dem Anytos kein Gehör geben, sondern wir sprechen dich frei, jedoch unter der Bedingung, daß du nie mehr mit solcher Forschung dich abgiebst und nicht mehr philosophierst; wirst du ferner über solchem Thun betroffen, so mußt du sterben!" so würde ich so zu euch sagen: „Ich habe zwar, ihr Athener, alle Achtung und Liebe für euch, gehorchen aber muß ich dem Gotte, und solange ich atme, werde ich nicht aufhören, in meiner gewohnten Weise zu euch zu sprechen: „„O Bester der Männer, der du ein Bürger der größten und durch Geistesmacht berühmtesten Stadt bist, um Reichtümer, Ruhm und Ehre zu sorgen schämst du dich nicht, aber Einsicht und Wahrheit und dein Seelenheil liegen dir nicht am Herzen?"" 11 Daher bin ich jetzt weit entfernt, ihr Athener, um .meiner selbst willen mich zu verteidigen, sondern damit ihr euch nicht an der Gabe des Gottes versündigt. Denn wenn ihr mich hinrichtet, werdet ihr nicht leicht einen andern finden, welcher, wenn es auch etwas lächerlich tautet, recht eigentlich im Aufträge des Gottes der Stadt auf dem Nacken fitzt wie einem großen und cdeln Rosse, das aber wegen feiner Größe etwas träge ist und der Aufmunterung mittelst irgend eines Spornes bedarf. 12 Vielleicht erscheint es sonderbar, daß ich so vielgeschäftig umhergehe, um den einzelnen meine Ratschläge zu erteilen, während ich es nicht wage, öffentlich vor der Menge aufzutreten. Hiervon liegt die Ursache in dem Einfluß, den eine innere göttliche Stimme auf mich ausübt. Es hat das bei mir schon von Kind ans angefangen: sie hat mir jedesmal von dem, was ich im Begriffe bin zu betreiben, abgeraten, zuredend aber verhält sie sich niemals. Diese Stimme wehrt mir, Staatsgeschäfte zu 13 treiben, lind zwar aus guten Gründen! Denn hätte ich mich darauf eingelassen, so wäre ich längst schon zu Grunde gegangen. Werdet nur nicht ungehalten über mich, wenn ich die Wahrheit sage. Ja, gar feinen Menschen giebt es, der zu retten wäre, wenn

10. Quellenbuch für die griechische Geschichte - S. 137

1895 - Leipzig : Ehlermann
Nus Platons Verteidigungsrede des Sokrates. 137 er freimütig sich euch entgegenstellt und ernstlich zu hindern sucht, daß Ungerechtes und Gesetzwidriges im Staate geschehe. Wenn einer für das Recht kämpfen will, muß er schlechterdings zurückgezogen leben, nicht aber im Gebiete des Öffentlichen sich bewegen Ich habe zwar niemals ein Amt im Staate bekleidet, aber 14 im 9uue bin ich gesessen, als ihr die zehn Feldherren, welche die in der Seeschlacht Umgekommenen nicht zur Bestattung aufgefangen, alle zumal aburteilen wolltet, gesetzwidrig, wie ihr später selbst einsähet Da war ich es allein unter den Prytanen, der sich euch cntgegtnsetzte. Und obwohl die gewerbsmäßigen Redner bereit waren mich anzugeben und abführen zu lassen, und auch ihr es verlangtet und schrieet, so glaubte ich doch lieber, Gesetz und Richt auf meiner Seite, die Gefahr bestehen zu sollen, als aus Furcht vor Fesseln und Tod es mit euch zu halten. Nachdem eine Oligarchie ausgekommen war, ließen die 15 Dreißig mich mit vier andern nach ihrem Sitzungssaale rufen und trugen uns auf, den Salaminier Leon herbeizuführen, damit er des Todes sterbe. Äuch damals habe ich nicht durch Worte, sondern durch die That bewiesen, daß mir am Tode gar nichts gelegen ist. Jenes Regiment, so gewaltig es war, hat mich nicht eingeschüchtert: die andern vier gingen nach Salamis und führten den Leon her, ich aber ging meines Weges nach Hanfe. Und vielleicht hätte ich deshalb sterben müssen, wenn jene Herrschaft nicht plötzlich gestürzt worden wäre. Was ist aber der Grund, warum es manchen Vergnügen bc- 16 reitet, längere Zeit mit mir umzugehen? Ihr habt es gehört, ihr Athener, weil es ihnen Freude macht, diejenigen prüfen zu hören, welche sich einbilden weise zu sein und doch es nicht sind. Denn es ist das nicht uuergetzlich. Und wenn ich wirklich, wie der Ankläger behauptet, die Jugend verderbe, so müßten doch manche von ihnen, wenn sie im reiferen Alter zur Einsicht gekommen, jetzt selbst auftreten, um mich anzuklagen und zur Strafe zu ziehen. Möglicher Weise ist mancher ungehalten, daß, während er 17 in einem geringeren Rechtsstreit die Richter mit Bitten und Flehen angegangen, auch seine Kinder hergebracht hat und viele von seinen Verwandten und Freunden, ich von allem dem gar nichts thue, der ich doch in der äußersten Gefahr mich befinde. Und warum weide ich nichts der Art thun? Nicht, weil ich mich selbst gar sehr fühle, auch nicht, weil ich euch mißachte.
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