Brandes, Volger, Cannabich, Seltew, Kohlrausch,
Böttiger und v. Langenn (über den Herzog Albrecht und
den Kurfürsten Moritz) außer Anderen haben dazu beigetra-
gen; auch hatte der Appellationsrath Do. Stieglitz die Güte,
mir ein von ihm ausgearbeitetes Manuskript über die Vor-
geschichte Sachsens und die Abstaminung des sächsischen
Fürstenhauses zur Benutzuug zu überlassen; eben so hat
der durch naturwissenschaftliche und mathematische Werke
rühmlich bekannte Di-. Snell in Dresden die Abtheilung der
Naturlehre vor dem völligen Abdrucke durchzusehen und
hier und da zu vervollkommnen die Güte gehabt und dann
ist auch die unermüdete Sorgfalt, mit welcher Herr G. Förster,
Lehrer an der Bürgerschule zu Leipzig, die Korrektur bis zu
Ende besorgt hat, rühmend zu erwähnen. Die Kirchenge-
schichte, die man in einigen Lesebüchern findet, hat er aus
dem Grunde nicht aufgenommen, weil er der Meinung
ist, daß sie in den Religionsstunden passender vorzutragen
ist; eben so hat er nichts Politisches, außer, was in der Ge-
schichte und Erdbeschreibung davon vorkommt, mitgetheilt,
weil er nun einmal die Ansicht hat, daß die Politik nicht
in die Volksschulen gehört.
Noch hat er zu erwähnen, daß ihm sobald als möglich
eine Wandtafel beigegeben werden wird, auf welcher einige
der wichtigsten von ihm mitgetheilten Gegenstände bildlich dar-
gestellt werden sollen.
Nach diesen Mittheilungen bleibt ihm kein anderer Wunsch
übrig, als daß er überall die freundlichste Aufnahme finden
und, was sein Zweck ist, wahre Volksbildung in den weitesten
Kreisen verbreiten möge.
Friedrich st adt - Dresden
d. 10. März 1844.
Der Verfasser.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Volger Albrecht Albrecht Moritz Friedrich
Erste Abtheilung.
Deutsche Musterstücke
mit einer
vorausgeschickten Abhandlung über das verständige und
schöne Lesen.
Ueber das verständige und schöne Lesen.
8. 1.
Das verständige Lesen.
Das Lesen, lieben Kinder, ist nicht eine so leichte Kunst, wie
man wohl häufig glaubt. Ihr wißt selbst, wie viele Mühe es
euch gekostet hat und wie viel Zeit ihr in der Schule darauf bereits
verwendet habt und doch habt ihr cs noch nicht bis zu einem
vollkommenen Lesen gebracht. Denn wenn ihr auch alle Wörter
nach ihrer Lautbeschaffenheit deutlich, richtig und ohne Anstoß
lesen könnt, so habt ihr es bloß zu dem Lesen gebracht, was
man das mechanische nennt. Zu einem vollkommenen Lesen
gehört aber noch viel mehr und ihr sollt sogleich hören, worin
das Alles besteht. Dem vollkommenen Leser muß man bei
seinem Lesen sogleich anmerken, daß er auch das versteht, was
er liest oder er muß verständig lesen. Dazu gehört aber
Zweierlei: einmal, daß er die Silben, Wörter und Sätze
richtig betont und dann, daß er das Zeitmaß der Rede bei
dem Lesen und besonders die Pause- oder Satzzeichen, wie
das Komma, Semikolon, Kolon, Punkt genau beobachtet.
8. 2.
Der Leseton.
Zuerst also von dem Tone. Was ist denn aber der Ton,
werdet ihr fragen. Darauf antworte ich euch, daß das Wort
Ton verschiedene Bedeutungen hat und ihr hier weder an den
Ton der Flöte, noch an den Ton denken dürft, welcher so viel
als Lebensart heißt, wie in dem Satze: Es herrscht in einer
Familie ein feiner Ton. Hier bedeutet Ton nichts weiter,
1
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Erste Abtheilung.
als den größeren Nachdruck der Stimme, mit welchem man
eine Silbe, oder ein Wort oder einen ganzen Satz ausspricht.
Man kann nämlich mittels der Stimme die Stimmlaute oder
Vokale — auf diese fällt stets der Ton — stärker und schwä-
cher tönen lassen, was ihr selbst mit eurer Stimme versuchen
könnt. Wird nun eine Silbe, oder ein Wort oder ein Satz
mit einem stärkeren Nachdrucke vor den andern ausgesprochen,
so sagt man, die Silbe, oder das Wort oder der Satz habe
den Ton. Wenn ihr z. B. das Wort Freude aussprecht, so
werdet ihr hören, daß die Silbe Freu mit größerem Nach-
drucke ausgesprochen wird, als die Silbe de; deshalb sagt
man, daß die Silbe Freu hier den Ton habe. Läse nun
Einer Freude, so läse er falsch und man würde ihn auslachen,
wenn er so läse. Dasselbe würde ihm widerfahren, wenn er-
läse: Großvater, oder gar Großvater, anstatt Großvater.
§. 3.
Der grammatische Ton.
3. Der Silbenton.
Aber wie kann man denn wissen, welche Silben man zu
betonen hat? Sobald ihr wißt, was eine Hauptsilbe und was
das Hauptwort in einem zusammengesetzten Worte ist, so werdet
ihr bald damit vertraut werden. Denn es gilt in der deutschen
Sprache mit nur wenigen Ausnahmen die Regel, daß in den
einfachen Wörtern stets die Hauptsilben und in den zusammen-
gesetzten Wörtern stets das Hauptwort den Ton erhält. Ich
gebe euch folgende Beispiele: Haus, Handel, grün, fröh-
lich, lauf', gehen, wandelbar, vergänglich, übersetzen,
hinterbringen; Tischtuch, schneeweiß, stattfinden, himmel-
blau, übersetzen, hinterbringen, Wachstuchbleiche, Hand-
werksmann. In Wörtern, welche aus mehr, als aus einer
Silbe bestehen, kommt es häufig vor, daß außer der Haupt-
silbe noch die eine oder andere Silbe nicht ohne allen Nach-
druck ausgesprochen wird, wenn auch nicht mit einem solchen
Nachdrucke, wie die Silbe, welche den eigentlichen Ton hat.
Ihr könnt Dieses an folgenden Wörtern hören: dankbar, glaub-
haft, schweigsam, Kindlein, Waldung, Sträfling, Wildniß,
Trübsal, Schwachheit, Baarschaft, Reichthum, Bitterkeit, Groß-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
4
Erste Abtheilung.
erwarten sollte, das Eigenschaftswort. Man sagt deshalb:
der grüne Baum und nicht: der grüne Baum.
8. 5.
c. Der Satz ton.
Doch man bedient sich selten in der Rede blos einzelner
mit einander nicht verbundener Satze, sondern man verbindet
gewöhnlich mehrere Sätze mit einander, um seine Gedanken
auszudrücken. In der Betonung dieser einzelnen Sätze herrscht
nicht immer Gleichheit, sondern es findet oft ein Unterschied
statt. Sind die Sätze von gleichem grammatischen Werthe
oder von einander unabhängig, so sind sie gleichtonig.
Z. B. Dreifach ist der Schritt der Zeit. — Zögernd kommt
die Zukunft hergezogen; pfeilschnell ist das Jetzt entflogen;
ewig still steht die Vergangenheit. Sind die Sätze dagegen
nicht von gleichem grammatischen Werthe, d. h. hängt ein Satz
von dem andern ab: so gilt, wie bei dem Worttone, die Regel,
daß der zuletzt bestimmende Satz den Hauptton hat. Dabei
müßt ihr euch jedoch merken, daß dieser Hauptsatzton besonders
an dem Worte, welches in dem zu betonenden Satze den Haupt-
ton hat, bemerkbar gemacht wird. Z. B. Lebe, wie du, wenn du
stirbst, wünschen wirst gelebt zu haben. Auch hier muß man
Hauptton und Nebenton und Tonlosigkeit unterscheiden. Zu
eurer Uebung gebe ich euch noch den Vers aus dem bekann-
ten Gellert'schen Liede: Wenn ich, o Schöpfer, deine Macht,
die Weisheit deiner Wege, die Liebe, die für Alles wacht,
anbetend überlege: so weiß ich, von Bewund'rung voll, nicht,
wie ich dich erheben soll, mein Gott, mein Herr, mein Vater.
Die Wörter hier, welche mit am meisten gesperrter Schrift
gedruckt sind, erhalten den Hauptsatzton, die mit der weniger
gesperrten Schrift gedruckten den Ncbenton und die mit ge-
wöhnlicher Schrift gedruckten sind tonlos.
8. 6.
Der Redeton.
Den bis jetzt beschriebenen Ton nennt man den gram-
matischen Ton. Die Herrschaft desselben kann aber oft sehr
plötzlich ein Ende nehmen. Denn sobald eine Silbe in einem
Worte, oder ein Wort in einem Satze, oder ein Satz vor
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Ueber das verständige und schöne Lesen. ö
andern mit demselben in Verbindung stehenden Sätzen beson-
ders hervorgehoben werden soll, so erhält diese Silbe, oder
dieses Wort oder dieser Satz den Hauptton, auch wenn alle
vorher angeführten Regeln dagegen sprachen. Man nennt
diesen Ton den Redeton oder den rhetorischen Ton und es
gilt von demselben die Regel, daß ihm der grammatische stets
weichen muß. Z. B. Der Eine sang: st Verwahrt das
Feuer und das Licht! Der Andre sang: Bewahrt das Feuer
und das Licht! Andere Beispiele: Fritz hat die Blumen nie-
dergetreten. Dagegen: st Fritz — nicht Moritz — hat die
Blumen niedergetreten. Wir haben seit einiger Zeit sehr
schöne Morgen. Dagegen: st Wir haben seit einiger Zeit sehr-
schöne Morgen, aber sehr kalte Abende. In allen diesen
Beispielen, welche mit st bezeichnet sind, wird der grammatische
Ton von dem rhetorischen Tone verdrängt. Beispiele, in
welchen ein Satz vor allen übrigen hervorgehoben werden
muß, finden sich z. B. in dem bekannten Vaterunser von
Mahlmann.
8. 7.
Die Pause- oder Interpunktionszeichen.
Zu einem verständigen Lesen gehört aber auch die genaue
Beobachtung der Pause- oder Interpunktionszeichen. Es läßt
sich im Allgemeinen hier nur sagen, daß bei dem Komma die
kleinste, bei dem Semikolon eine größere, bei dem Kolon eine
noch größere und bei dem Punkte die größte Pause einzuhalten
ist. Welche Pause ihr bei dem Frage- und Ausrufezeichen
machen müßt, das richtet sich danach, welche Stelle diese Zei-
chen zugleich vertreten, ob die des Komma oder des Semikolon
oder des Punktes. Daß das Einhalten der Pausezeichen für
das verständige Lesen gefordert werden müsse, das könnt ihr
an folgenden beiden Beispielen sehen:
Der Grönländer ist ein armer Mensch Fleisch ißt er nicht
aber Fische Früchte fehlen ihm zwei Monate sieht er die Sonne
nicht so muß er im Finstern liegen ehe er das Tagelicht wieder
sieht haben wir schon schöne Tage durch Nordlichter wird
ihm geholfen. — Und das bekannte alte, aber nicht unpas-
sende Beispiel: Es schrieb ein Mann an eine Wand zehn
Finger hab' ich an jeder Hand fünf und zwanzig an Händen
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Fritz Fritz_— Moritz_— Mahlmann
Erste Abtheilung.
36
bis dreissig Pfund wiegen; die ohne Samen erreicht
höchstens die Grösse eines Menschenkopfes. Unter der
rauhen, grünen Rinde derselben befindet sich ein weisses,
schwammichtes Fleisch, so locker wie neugebacknes Brot.
Die völlig reife Frucht sieht gelb aus und enthält einen
widerlich süssen Brei, der aber selten und nur mit Vorsicht
genossen wird, weil er ungesund sein soll. Gewöhnlich
nimmt man die Frucht vor der Reife ab, schneidet sie
geschält oder ungeschält in drei bis vier Theile, wickelt
sie in Blätter und röstet sie auf heissen Steinen; denn
ungeröstet kann sie nicht gegessen wgrden. Nach dieser
Zubereitung schmeckt sie wie Waizenbrot, worunter etwas
Kartoffelmehl gemischt ist. Man bereitet sie aber auch
noch auf eine andere Art zu. Die nicht völlig reifen Früchte
werden abgenommen und aufgeschüttet, damit sie nachreifen.
Sodann wirft man das von der Rinde und von dem Frucht-
kerne abgesonderte Fleisch in tiefe, gepflasterte Gruben,
bedeckt es mit Blättern und Steinen und lässt es gähren.
Von diesem durchgohrenen und durchsäuerten Teige bildet
man kleine Brote, wickelt sie in Blätter und bäckt sie auf
heissen Steinen. So hält das Brot sich länger, als wenn
es ungegohren geröstet wird, daher es die Taheitier auf
weiten Reisen mit sich nehmen. Der Brotbaum lässt sich
in heissen Ländern sehr leicht fortpflanzen. Drei Bäume
ernähren einen Mann beinahe ein ganzes Jahr, und zehn
derselben sind für eine nicht allzu zahlreiche Familie hin-
reichend. Das Holz ist weich und gelblich und wird zwar
zu allerlei Arbeiten benutzt, nimmt aber keine Politur an.
Aus dem Splinte bereitet man Zeuge, und die Blätter dienen
theils zum Einwickeln der Frucht heim Rösten und Backen,
theils statt Tischtücher beim Speisen. Die abgefallenen
männlichen Blüthen werden als Zunder benutzt. Der Saft,
welcher nach gemachten Einschnitten aus dem Stamme her-
vordringt, giebt, mit Kokosmilch eingekocht, einen guten
Vogelleim und mit Sagomehl, Zucker und Eiweiss einen
festen Kitt. Man hat bisher vergebens versucht, diesen
nützlichen Baum in Südeuropa anzupflanzen; doch hat man
die Hoffnung eines glücklichen Erfolges noch nicht aufge-
geben. Funke.
Deutsche Musterstücke.
A. Lieder und Sprichwörter.
7
1. Morgenlied.
Gott, unter deiner Vaterhuth
Hab' ich die Nacht so sanft geruht,
Daß ich erquickt nun in die Höh'
Der Morgensonn' entgegen seh'.
Wohin ich blicke, redest du
Mit Wohlthat mir und Güte zu;
Mein erster Hauch sei Lobgesang,
Mein letzter Athemzug sei Dank.
Du gießest Freuden, wie ein Meer,
Um alle deine Kinder her;
Und nur allein der Thor vergißt,
Daß er ein Mensch mit Menschen ist.
Gieb, daß ich diesen ganzen Tag
Mich deiner Güte freuen niag;
Wcnd' Unglück ab nach deiner Huld,
Und, wenn es kommt, gieb mir
Geduld.
Nur dcinehand theiltsegcn aus;
Gieb Segen in mein kleines Haus,
Laß gern mich nützen Jedermann
Und willig helfen, wo ich kann.
Der Erbe köstlicher Gewinn
Ist frohes Herz und reiner Sinn;
Und diesen, Vater, schenke mir,
So wall' ich ruhig hin zu dir.
Du hast mir wieder neue Kraft
Zu meinem Tagewerk geschafft;
Verjüngt sind wieder Fuß und Hand
Zu ihrer Arbeit leicht gespannt.
Wenn einst nach meines Todes Nacht
Zu deinem Licht mein Aug' erwacht,
Dann sing' ich, himmlischer erfreut,
In jenes Lebens Seligkeit. —
Seume.
2. Abendlied.
Der Mond ist aufgegangen;
Die goldnen Sterne prangen
Am Himmel hell und klar;
Derwald steht,schwarz, und schweiget
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.
Wie ist die Welt so stille
Und in der Dämm'rung Hülle
So traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
Wo ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt.
Seht ihr den Mond dort stehen? —
Er ist nur halb zusehen
Und ist doch rund und schön;
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil uns're Augen sie nicht sehn.
Wir stolzen Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder
Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Lustgespinnste
Und suchen viele Künste
Und kommen weiter von dem Ziel.
Gott, laß uns dein Heil schauen,
Auf nichts Vergänglich's trauen,
Nicht Eitelkeit uns freu'n;
Laß uns einfältig werden
Und vor dir hier auf Erden,
Wie Kinder, froh und fröhlich sein.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
38
Erste Abtheilung.
62. Der Bernstein.
Der Bernstein, auch Börnstein, Agtstein oder Aitstein
genannt (vom alten Worte bernen, hören, aiten, d. i. bren-
nen) , dem die preussische Ostsee - Küste schon in den
ältesten Zeiten den Besuch der Phönizier aus dem Morgen-
lande und anderer Handel treibender Völker verdankte, ist
derselben zwar nicht ausschliesslich eigen, da er sich auch
.n Deutschland, Norwegen, England, Spanien, Sicilien,
Nord-Amerika u. s. w. findet, wenn auch nur in unbe-
trächtlicher Menge. Er kommt in verschiedener Farbe vor;
am gewöhnlichsten gelb ins Rothe, Braune und Weisse
übergehend; zu Kunstsachen jedoch verarbeitet man am
liebsten den weissgelben. Die einzelnen Stücke sind der
Grösse nach sehr verschieden. Das ansehnlichste, das man
in neuerer Zeit gesunden, entdeckte 1803 ein Arbeitsmann
zu Schlappacken im Gumbinner Regierungsbezirke, 20 Meilen
von der Ostsee, in einer kleinen Wiese. Es war ungefähr
14 Zoll lang, 8 Zoll breit, 5^ Zoll dick und ragte zwischen
mehreren Steinen aus der Erde hervor. Dieses seltene
Stück befindet sich jetzt in der Mineraliensammlung zu
Berlin. Der Bernstein zeigt, wenn er geriehen wird, Elec-
tric! tät, indem er Papierstückchen und andere leichte Kör-
perchen anzieht und nach einiger Zeit abstösst und giebt
einen angenehmen Geruch, wenn man ihn anzündet. Beson-
ders merkwürdig ist der Bernstein durch die von ihm ein-
geschlossenen Naturkörper. Ausser Sand und Erde, Stück-
chen Holz und Rinde, Wassertropfen, findet man eine Menge
Gliederthiere in ihm vergraben, besonders Schlupfwespen,
Ameisen, Fliegen, Mücken, Spinnen, Motten, verschiedene
Käfer, auch Heuschrecken und andere Thierchen. Da nun
sowohl diese Thierchen, als auch die im Bernstein gefun-
denen Pflanzenüberreste grossen Theils dem Süden ange-
hören, so ist man auf folgende Vermuthung über die Ent-
stehung des Bernsteins gekommen. Es ist ein Baumharz,
das äusserst dünnflüssig und schnell verhärtend in reicher
Fülle sich einst aus einem Baume ergoss, der, als die
nordischen Gegenden Preussens noch ein südlicheres Klima
hatten, hier und in einem grossen Theile des heutigen Ost-
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
Extrahierte Personennamen: Rothe
Extrahierte Ortsnamen: Agtstein Ostsee Deutschland Norwegen England Spanien Sicilien Nord-Amerika Ostsee Berlin Bernsteins
Deutsche Musterstücke.
39
seebettes grosse Wälder bildete, welche zerbrochen und
vergraben wurden, als aus dem hohen Norden her mächtige
Fluthen vielleicht mit Eismassen hereindrangen und gleich-
zeitig das warme Klima in ein kaltes umwandelten. Man
gewinnt den Bernstein durch Aufsuchen desselben an dem
Strande oder durch Auftischen desselben aus der See oder
durch Nachgrabungen an der Küste und im Innern des
Landes. Er wird zu verschiedenen Kunstsachen von den
Bernsteindrehern verarbeitet; auch braucht man ihn zum
Räuchern, besonders im Morgenlande.
Preuss. Landes« und Volkskunde.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
10
Erste Abtheilung.
9. Herb st lie d.
Wohl ist der Herbst ein Ehrenmann,
Er bringt uns Schnabelweide;
Auch Nas und Ohren lockt er an
Und überspinnt thalab, bergan
Das Feld mit bunter Seide.
Schon lange lästert uns der Gaum
Aus seinem Korb zu naschen.
Wann reift doch Apfel, Pfirsch' und
Pflaum'?
Oft sehn und hören wir im Traum,
Wie's nieder rauscht, und haschen.
Schaut auf und jubelt hoch imtanz,
Wie sich die Bäume färben
Gelb, roth und blau im bunten Glanz!
Er kommt, er kommt im Aftcrkranz,
Der Herbst mit vollen Körben!
Von Früchten regnet's rund herum
Und, was nur gehn kann, sammelt,
Der Eine läuft den Andern um,
Der schreit und macht den Rücken
krumm
Und Alles schmaust und dammelt.
Was blickt von jener Mauer her
So gelb und schwarz im Laube?
Die Leiter an! Wie voll und schwer!
Den Trauben drängt sich Beer' an
Beer',
Den Ranken Traub' an Traube.
Was rauscht und klappert dort und
kracht?
Da hagelt's welsche Nüsse!
Frisch, abgehüls't und ausgemacht!
Wie euch der Kern entgegenlacht.
Milchweiß und mandelsüße!
Der Baum dort mit gestütztem Ast
Will auch so gerne geben.
Den Apfelbrecher her in Hast
Und nehmt behend' ihm seine Last,
Im Winter was zu leben.
Am Abend prang', oherbst, zurschau
Dein Opfer auf dem Tische,
Ein hoher Pyramidenbau
Von edler Frucht, gelb, roth und blau
In lachendem Gemische.
Komm, Boreas,*) und stürme du
Das Laub der Bäume nieder!
Wir machen dir das Pförtchen zu
Und essen Nüff' und Obst in Ruh
Und trinken klaren Eider.
Dost.
10. Kartoffellied.
Pasteten hin, Pasteten her!
Was kümmern uns Pasteten?
Die Schüssel hier ist auch nicht leer
Und schmeckt so gut, als aus dem Meer
Die Austern und Lampreten.
Und viel Pastet' und Leckerbrod
Verderben Blut und Magen.
Die Köche kochen lauter Noth,
Sie kochen uns viel eher todt;
Ihr Herren, laßt euch sagen!
Schön röthlich die Kartoffeln sind
Und weiß, wie Alabaster,
Verdau'n sich lieblich und geschwind
Und sind für Mann und Frau und
Kind
Ein rechtes Magenpflaster.
Claudius.
*) Boreas heißt so viel als der Nordwind.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]