58
nen Groschen nicht besser anwenden, als wenn ich ihn der armen
Frau schenke. Wie wird sie sich darüber freuen! Und der Vater
freut sich" auch, wenn ich es ihm erzähle! — Schnell ging sie auf
die Frau zu, drückte ihr verschämt den Groschen in die Hand, und
wollte sich entfernen. — ,,Lottchen! Lottchen!" hörte sie da plötzlich
rufen. Lottchen drehte sich um, und bemerkte die reiche Dame, der
sie die Schuhe gebracht hatte, an einem offnen Fenster. Sie winkte.
Lottchen lief zu ihr, und dachte: sic wird mich gewiß auszanken, weil
ich den Groschen verschenkt habe. „Was hast du mit dem Groschen ge-
macht, den ich dir gab?" fragte die Dame. „Ach! seien sie nur
nicht böse," stammelte Lottchen, und crröthete, „ich habe ihn einer
armen Frau geschenkt. Sie sah gar betrübt aus." „Böse?" fragte
die reiche Dame, „wie kann ich wohl darüber böse sein, wenn du ein
gutes Herz zeigst? Komme einmal herein zu mir, liebes Kind!"
Als Lottchen in die Stube trat, mußte sie erzählen, wie es ihr
ginge, ob ihr Vater reich wäre und dergleichen mehr. Lottchen sagte
alles der Wahrheit gemäß. Darauf fragte die Dame Lottchen über
allerlei Dinge, und bemerkte bald, welch' ein frommes und gutes
Kind Lottchen war. Als sie alles, was sie zu wissen wünschte,
erfahren hatte, fragte sie Lottchen: „Willst du bei mir bleiben, liebes
Kind? Ich will für dich sorgen, als ob du meine eigene Tochter
wärst, und deinem Vater aus aller Noth und Bedrängniß helfen."
Lottchen erwiederte: „Gern, recht gern will ich hier bleiben, wenn
rch zuweilen meinen guten Vater besuchen darf." — „So oft du
willst, sollst du zu ihm gehen," sagte die Dame.
Lottchen blieb bei der Dame, und wurde ein braves, wackeres
Mädchen. Für ihren Vater wurde auch gesorgt, so daß er nie wieder
Mangel litt.
Dem Armen, Leidenden in Noth
Brich, steht'ö in deinen Kräften, gern dein Brod. Franz Hoffmann.
55. Die Stimmen des Gewissens. (Parabel)
Ga. Ein reicher Mann, Namens Chryses, gebot, eine arme
Wittwe sammt ihren Kindern aus einem seiner Häuser zu ver-
treiben, weil sie den jährlich eil Zins nicht zu zahlen vermochte.
Als die Diener nun kamen, sprach das Weib: ,,Ach! verziehet
ein wenig! vielleicht, dass euer Herr sich unser erbarme! Jch
will zu ihm gehen und ihn bitten
Daraus ging die Wittwe zu dem reichen Manne mit ihren
vier Kindern, deren eines krank darnieder lag, und alle flehe-
ten inbrünstig, sie nicht zu verstossen. Chryses aber sprach :
„Meine Befehle kann ich nicht ändern; es sei denn, dass ihr
eu’re Schuld sogleich bezahlet
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Franz_Hoffmann Franz Namens_Chryses Chryses
60
ohne daß Eduard darauf achtete, die Dukaten, lief in den Garten,
und steckte stc in die Erde. Als Eduard eben mit dem Briefe fertig war,
kam ste wieder herein, und sagte: ,,Eduard, jetzt wirst du recht viele
Dukaten bekommen; ich habe sie schon gesäet!"
Eduard sprang verdrießlich auf, nahm Emilien bei der Hand,
eilte mit ihr in den Garten, und sagte: „Sogleich sag' mir, wo
hast du die Dukaten hingesteckt?" Allein entweder wußte das Kind
das rechte Plätzchen nicht mehr zu finden, oder einer der Taglöhner,
die in dem Garten arbeiteten, hatte das Geld heimlich herausgenom-
men — kurz, die sechs Dukaten waren verloren.
Als der Vater die Geschichte vernahm, sprach er: „Eduard, du
hast mit deiner Lüge die Strafe von sechs Dukaten wohl verdient.
Emilie war freilich sehr einfältig, daß sie Dukaten aussäen wollte;
du aber bist sehr boshaft, daß du immer Lügen ausstreust!"
Die Lügen sind ein böser Samen,
Aus dem nie gute Früchte kamen! Christoph Schnür.
57. ver vauer und sein Solm.
Ímk Ein guter dummer Bauerknabe,
Den Junker Hans einst mit auf Reisen nahm,
Undtder, trotz seinem Herrn, mit einer guten Gabe
Recht dreist zu lügen wieder kam,
Ging, kurz nach der vollbrachten Reise,
Mit seinem Vater über Land,
Fritz, der im Geh’n recht Zeit zum Lügen fand,
Log auf die unverschämtste Weise.
Zu seinem Unglück kam ein grosser Hund gerannt.
,,Ja, Vater !“ rief der unverschämte Knabe,
,,Ihr mögt mir’s glauben, oder nicht,
So sag’ ich euch’s, und jedem in’s Gesicht,
Dass ich einst einen Hund bei Hag gesehen habe,
Hart an dem Weg, wo man nach Frankreich fährt,
Der —ja ich bin nicht ehrenwerth,
Wenn er nicht grösser war, als euer grösstes Pferd.“
,,Das,“ sprach der Vater, „nimmt mich Wunder;
Wiewohl ein jeder Ort lässt Wunderdinge sehn.
Wir, zum Exempel, geh’n jetzunder,
Und werden keine Stunde geh’n:
So wirst du eine Brücke seh’n,
(Wir müssen selbst darüber gehn,)
Die hat dir manchen schon betrogen;
(Denn überhaupt soll’s dort nicht gar zu richtig sein !)
Auf dieser Brücke liegt ein Stein,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Extrahierte Personennamen: Eduard Eduard Eduard Eduard Eduard Eduard Emilie Christoph_Schnür Hans Fritz
61
An den stosst man, wenn man denselben Tag gelogen,
Und fällt und bricht sogleich das Bein.
Der Bub’ erschrak, sobald er diess vernommen.
„Ach,“ sprach er, „laust doch nicht so sehr!
Doch, wieder auf den Hund zu kommen,
Wie gross sagt ich, dass er gewesen wär' ?
Wie euer grösstes Pferd? Dazu will viel gehören!
Der Hund, jetzt fällt mir’s ein, war erst ein halbes Jahr;
Allein das wollt’ ich doch beschwören,
Dass er so gross, als mancher Ochse war.“
Sie gingen noch ein gutes Stücke;
Doch Fritzen schlug das Herz. Wie konnt’ es anders sein!
Denn niemand bricht doch gern ein Bein.
Er sah nunmehr die richterische Brücke
Und fühlte schon den Beinbruch halb.
„Ja, Vater,“ fing er an, „der Hund, von dem ich red’te,
War gross, und wenn ich ihn auch was vergrößert hätte,
So war er doch viel grösser, als ein Kalb.“
Die Brücke kommt! — „Fritz ! Fritz ! wie wird dir’s gehen !"
Der Vater geht voran; doch Fritz hält ihn geschwind.
„Ach Vater!“ spricht er, „seid kein Kind,
Und glaubt, dass ich dergleichen Hund gesehen.
Denn kurz und gut, eh’ wir darüber gehen,
Der Hund war nur so gross — wie alle Hunde sind!“
* *
*
Du musst es nicht gleich übel nehmen,
Wenn hie und da ein Geck zu lügen sich erkühnt.
Lüg’ auch, und mehr, als er, und such’ ihn zu beschämen:
So machst du dich um ihn und um die Welt verdient.
Christ. Fürchteg. Geliert.
58. per Ashlkopf.
«To. Zwei Handwerksburschen, Joseph und Benedict, gingen
einst an dem Krautfelde eines Dorfes vorbei. „Sieh doch," sagte
Joseph, „was das für große Krautköpfe sind!" denn so nannte er
die Kohlköpfe. — „Ei," sagte Benedict, der gern prahlte, ,,die sind
gar nicht groß. Auf meiner Wanderschaft habe ich einmal einen
Krautkopf gesehen, der war viel größer, als das Pfarrhaus dort."
— Joseph, der ein Kupferschmied war, sprach hierauf: „Das will
viel sagen. Indeß habe ich einmal einen Kessel machen Helsen, der
war s o groß, als die Kirche." — ,,Aber um des Himmels willen," rief jetzt
Benedict, „wozu hatte man denn einen so großen Kcffcl nöthig?" —
Joseph sagte: ..Man wollte deinen großen Krautkopf darin sieden.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Extrahierte Personennamen: Fritz Joseph Benedict Joseph Benedict Joseph Benedict Joseph
62
Benedict sagte beschämt: „Nun seh' ich erst, wo das hinaus
wollte! — Dn hältst es sonst immer mit der Wahrheit, und hast
jetzt nur so geredet, um meine prahlerische Lüge lächerlich zu machen.
Ich muß mir's gefallen lassen. Denn
Wer unverschämt mit Lügen prahlt,
Wird oft mit gleicher Münz' bezahlt. Christoph Schmid.
59. Pas getäuschte Schäfchen. (Fabel.)
fll Ein Schäfchen hatte sich von seiner Heerde verlaufen und
konnte dieselbe nicht wieder finden, während des Suchens gerietst
es in einen Wald, und sah plötzlich einen Wolf auf sich zu kommen.
Vor Schrecken zitterte das arme Chierchen an allen Gliedern; cs
wollte fliehen und konnte doch nicht von der Stelle. Unterdessen war
der Wolf näher gekommen; doch anstatt über die angenehme Deute
herzufallen, sagte er: „warum zitterst du denn so, du liebes Chier-
chen? Ich werde dir doch nichts thun. Romm, wir wollen zufam-
inen spielen und vergnügt sein. Und wirklich that er auch freundlich
und gutmüthig. Er führte das Schäfchen an Stellen, wo das schönste
Gras wuchs, das klarste Wasser riefelte, und sprang und schäkerte
mit ihm umher.
Ei, dachte das Schäfchen, wie man sich doch irren kann! was hat
meine Mutter nicht für gräßliche Geschichten von dem Wolfe erzählt,
gleich als ob es unser augenblicklicher Eod wäre, mit demselben zu-
sammen zu kommen; und nun wird derselbe Wolf mein bester Freund,
und noch nie habe ich mich so wohl befunden, als in feiner Gesell-
schaft. Ihm wartet nur, ihr dummen Schafe, wie will ich euch aus-
lachen, wenn ich wieder zu euch komme!
Docl, schon am nächsten Ukorgcn nahm die Herrlichkeit ein schreck-
liches Ende. Oer Wolf mochte'wohl über Uacht hungrig geworden
fein, und mit lüsternen vlickcn betrachtete er feinen schwachen Ge-
fährten. Lange konnte er seine Lücke nun nicht mehr zurückhalten.
Um eine nichtssagende Ursache fing er Streit mit ihm an, und bei
der ersten Widerrede des armen wehrlosen Ehierchens fiel er über
dasselbe her, zerriß und verzehrte es:
Meidet böse Gesellschaft! Laßt euch durch Verstellung nicht täu-
schen, durch verführuna nicht reizen. — Umaang mit bösen Menschen,
und wenn sie noch so zärtlich gegen euch thun, führt euch sicher in's
verderben! Gustav Hölting.
60. Der Pudel und die Lachtaube. (Fabel.)
At. Eine Lachtaube sah, dass ein Pudel von ungefähr auf einem
Stege fehl trat und in’s Wasser stürzte. Die Taube lachte darüber laut.
Der Pudel hatte sich indess durch Schwimmen an’s Ufer gerettet. „Wie
könnt’ ich,“ sprach er, „über so etwas lachen?“ — „Närrchen,“ versetzte
die Taube, „der Vorfall lief ja ganz ohne Gefahr ab.“— „Das wohl,“ er-
wiederte der Pudel; „aber Schadenfreude war es von deiner Seite
doch immer. K. F; Kretschmarin.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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Extrahierte Personennamen: Christoph_Schmid Gustav_Hölting Gustav
64
schieben, und die so bezeichneten Eier wieder in die Nester legen.
Sie that es, und so hat es ein Haar an den Tag gebracht, daß
du der Eierdicb seist. — Gerichtsdiener! weiset dem Burschen das
Nachtquartier im Thurme an!"
So schlau der Diebstahl sich auch wohl versteckt —
Gar oft wird er durch's kleinste Ding entdeckt. Christoph Schmid.
64. Der Hauöban.
Albert ging mit seinem Vater einmal über die Gasse, und
da kamen sie an einen Bau, der schon bis zum zweiten Stockwerke
fertig war. Albert sah, wie die Maurer auf den Stufen einer Leiter
saßen, und einander über die Schultern Steine zulangten. Das ge-
fiel dem Kleinen. — „O lieber Vater!" rief er, „wie das lustig
aussieht. Laß uns da hinan gehen."
Der Vater ging näher mit ihm hinan, und beide sahen ein Weil-
chen zu, wie der Untenstehende Steine aufnahm, sie dem auf der
ersten Stufe zureichte, wie der sie dem auf der zweiten Stufe, und
der wieder dem Nächsten, und der wieder dem Folgenden zulangte,
und wie das immer so rasch fortging, bis die Steine hinauf waren,
und vermauert wurden.
„Was meinst du, Albert," sagte der Vater, „warum sitzen alle
diese Leute hier und langen einander zu? und warum arbeiten so
viele an diesem Hause? Könnte nicht einer daran arbeiten, und die
andern indeß auch Häuser bauen, oder etwas anderes thun?"
„Ja wohl, Vater," antwortete Albert geschwind; „dann würde es
recht viele Häuser geben."
Der Vater erwiederte: „Sollt' cs wohl, mein Sohn? Hast du
auch bedacht, was du eben sagtest? — Wie viele Künste und Hand-
werke gehören nicht zu einem Bau, wie dieser, die der eine alle ler-
nen müßte, der ihn unternehmen wollte: so viele, daß er sein ganzes
Leben hindurch zu lernen hätte, ehe er dahin käme, so ein Haus
bauen zu können. Aber laß uns einmal glauben, daß einer das alles
in kurzer Zeit lernen könnte; laß ihn nun allein ohne Hülfe anfan-
gen zu bauen, laß ihn alles Holz, alle Steine und alles klebrige,
was zum Bau gehört, zusammen schleppen, dann die Erde tief auf-
graben und den Grund legen, dann aus diesem Grunde fortbauen.
Wenn er das erste Stockwerk vollendet, laß ihn aufsteigen und das
zweite anfangen; laß ihn nach jedem Steine diese Leiter herunter und
wieder hinauf steigen, um ihn zu holen, laß ihn fort allein arbeiten
— wann meinst du wohl, daß das Haus unter Dach kommen würde?"
„Ach, lieber Vater," sagte der Knabe, „ich sehe, wie sehr ich mich
geirrt! Auf diese Weise würde nie ein Haus, wie dieses, zu Stande
kommen." —
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Christoph_Schmid Albert," Albert
Wmvsmhk Sb Z-Lb W-Kbw-Lb Ar
i?Ms-Lb W-Lfä>Mwbbge Mbl
G-Kmhmabzm»
A. Heimathskunde und Naturgeschichte.
a. |||^mniflj$sum5e.
1. Das Haus.
93. Haus ist die Wohnung des Menschen. Er findet
darin Schutz gegen Wind und Regen, gegen Hitze und Kälte, gegen
Schnee und Hagel.
Das Haus ist von Menschen gebaut worden, deshalb nennt man
es ein Gebäude. Das Haus besteht aus verschiedenen Abth eil-
ungen oder Räumen. Da gibt es: Keller, Stuben, Kammern,
Küchen und Böden. Diese Räume haben alle einen bestimmten Z w e ck.
Der Keller befindet sich in der Erde, unter den Stuben und Kam-
mern. Er ist gewöhnlich gewölbt, und dient zur Aufbewahrung ver-
schiedener Nahrungsmittel. Der Keller ist im Sommer kühler und
im Winter wärmer, als die andern Räume des Hauses. Aus dem
Keller führt eine Treppe auf die Hausflur. Dort bemerkt man, außer
der Hausthüre, noch andere Thüren, welche in die Stuben oder Zimmer
und in die Küche führen.
Die Stube dient dazu, daß man in ihr wohnt, ißt und arbeitet,
wohl auch schläft. Reiche Leute haben mehr als eine Stube. Da
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
83
gibt es eine Wohnstube, eine Putzstube, eine Schlafstube, eine Kinder-
stube, eine Küchenstube, eine Gestndestube u. s. w. Aermere und ganz
arme Leute haben nur eine Stube. In einer Stube findet man:
Tische, Stühle, Schränke, Bänke, Spiegel u. dgl. Diese Dinge nennt
man Hausgerät he oder Möbel.
Die Kammern dienen zur Aufbewahrung verschiedener Sachen;
auch schläft man gewöhnlich in den Kammern. In kühlen, luftigen
Kammern zu schlafen, ist weit gesünder, als in warmen, dumpfigen
Stuben. Die Kammern unterscheiden stch dadurch von den Stuben,
daß ste keine Oefen haben und in der Regel kleiner find.
Die Küche ist gewöhnlich etwas dunkel. In manchen Häusern
gibt es aber auch große, schöne und helle Küchen. Der Fußboden der
Küche ist der Feuchtigkeit und der Feuersgefahr halber nicht mit Bret-
tern, sondern mit Steinen belegt. In der Küche bereitet man
die Speisen zu. Zur Bereitung der Speisen braucht man ver-
schiedene Geräth e. Man nennt ste Küch en g eräth e. Dazu
gehören: Töpfe, Pfannen, Tiegel, Schüsseln, Teller, Löffel u. s. w.
In der Küche wird wohl auch gewaschen und gescheuert.
Der Boden ist der oberste Theil des Hauses. Er ist unmittelbar
unter dem Dache. Der Boden ist der Luft am meisten ausgesetzt.
Deshalb benutzt man ihn zum Aufbewahren des Getreides, zum Trock-
nen der Wäsche u. dgl. m.
Ein Haus, dessen äußere und innere Wände alle von Bruch- oder
Ziegelsteinen aufgeführt find, und dessen Dach mit Schiefern oder
Ziegeln gedeckt ist, nennt man steinern oder massiv.
Manche Häuser sind so gebaut, daß die Stuben über einander
liegen. Man sagt dann, solche Häuser haben mehre Stockwerke.
2. Baumaterialien.
94. Zum Bau der Häuser braucht man verschiedene Stoffe.
Man nennt ste Baumaterialien.
Steine, Kalk und Sand braucht man zu der Mauer. Die
Steine bricht man aus der Erde. Der Ort, wo die Steine gebrochen
werden, heißt Steinbruch. Der Kalk ist ursprünglich auch ein Stein
und kommt aus der Erde. Wenn die Kalksteine gebrochen find, so
ü *
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
85
leirct überhaupt mit dem Vater das Hauswesen. Da aber in vielen
Familien die Aeltern und erwachsenem Kinder die Arbeiten in der
Haushaltung nicht allein besorgen können, so dingt der Vater
Knechte oder Mägde, welche auch Dienstboten oder Gesinde
heißen. Das Gesinde muß der Herrschaft treu und gehorsam sein.
Das Theuerste und Liebste, was die Aeltern besitzen, sind ihre
Kinder. Aber wir Kinder erkennen auch in unseren Aeltern, nächst
Gott, unsere größten Wohlthäter. Alles, was uns der gütige
Gott gibt, gibt er uns durch die Aeltern. Ihnen verdanken wir
unser Leben. Das hätten wir vielleicht schon oft verloren, wenn
sie nicht stets so wachsam gewesen wären. Die Kleidung, die
uns vor Frost, Kälte, Wind und Wetter schützt, verdanken wir den
Aeltern. Für die Wohnung sorgen sie ebenfalls. Und was sollten
die Kinder essen, wo sollte das Brod herkommen, wenn der Vater
nicht so fleißig arbeitete und die gute Mutter nicht sorgte und sparte!
Arme Aeltern leiden lieber selbst Hunger, als daß sie die Kinder
hungern lassen. Und wie sorgsam Pflegte uns die Mutter, als wir
noch ganz klein waren, und uns nicht helfen konnten. Wie oft
mußte sie da vielleicht des Nachts aufstehen. Und wie manche Nacht
entbehrt sie auch jetzt noch den Schlaf, wenn wir einmal krank sind!
Wie ängstlich sicht sie nach, ob unser Bettlein nicht zu kalt, oder zu
hart ist, ob wir auch gut zugedeckt sind.— O, ihr guten, theuern
Aeltern, das alles, alles thut ihr aus Liebe zu uns! Dafür
sollen und müssen wir unsere Aeltern auch lieben, herzlich lieben
und ehren; wir müssen ihnen aber auch dankbar sein, müssen ihnen
durch Fleiß, Folgsamkeit und gute Sitten Freude machen. Aber der
schönste Dank besteht darin, daß die Kinder ihre Aeltern unterstützen,
wenn diese alt und schwach geworden sind, und nicht mehr arbeiten
können *).
Gute Kinder sind der Aeltern größte Freude; schlechte Kinder sind
der Aeltern größter Schmerz.
') S. die Erzähl. No. 46 u. 47 oben S. 5
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
69
2. Wer im Sommer nicht mag schneiden,
Muss im Winter Hunger leiden.
3. Wer den Schaden nicht weiss zu meiden,
Der muss ihn später leiden.
4. Ein fröhlich Herz, gesundes Blut
Sind besser, als viel Geld und Gut.
5. Was du nicht willst, dass man dir thu’,
Das füg’ auch keinem andern zu.
6. Schätze nicht zu hoch das Geld,
Es hat nur Werth für diese Welt.
7. Was nicht am Anfang ward bedacht,
Wird nicht zu gutem End’ gebracht.
8 Schöne Gestalt
Verliert sich bald.
9. Fang’ deine Arbeit munter an,
Dann ist sie halb auch schon gethan.
10. Gerne geben, gern vergeben,
Heisst in Wahrheit christlich leben.
11. Wer sich auf seinen Gott verlässt,
Dess Hoffnung stehet felsenfest.
12. Bedenke, dass, wo du auch bist,
Gott stets in deiner Nähe ist.
/0. Der fromme Hirtenknabe.
82. An einem herrlichen Abende im Mai, da alles grünete und
blühte, hütete W end elin seine Schäflein. Allein traurig stand er
bei einem blühenden Dornbüsche, und die hellen Zähren stoßen ihm
über die rothen Wangen. Des Jägers kleiner Aloys, der aus dem
Walde kam, fragte ihn mitleidig: „Warum weinest du?" „Ach,"
sagte Wendelin, „ich habe eben eine abscheuliche Kröte gesehen, die
sich da im Busche verkroch." „Ei," rief Aloys, „wie magst du doch
über so etwas weinen?"
Wendelin sprach: „Als ich die Kröte sah, dachte ich, dieses Thier
sieht so häßlich aus, kriecht mühsam auf dem Boden, wird von allen
Menschen verfolgt, weiß nichts von seinem Schöpfer und bringt seine
meiste Lebenszeit im Schlamme und dunkeln Löchern zu, bis es end-
lich verfault. •— Und du, sagte ich zu mir selbst, hast die aufrechte
menschliche Gestalt und das schöne menschliche Angesicht; du kannst
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
88
wieder aus Compagnien (Compannjihen). Die nächsten Vorgesetzten
der Soldaten sind die Unteroffiziere. Ueber diesen stehen wie-
der die Offiziere. Bei den Soldaten herrscht die strengste Ord-
nung und der pünktlichste Gehorsam.
Von einer Stadt zur andern führt gewöhnlich ein schöner, breiter
und fester Weg, der an beiden Seiten mit Bäumen besetzt ist. Einen
solchen Weg nennt man Chaussee (Schosseh) oder eine Kunst-
straße. Ist die Kunststraße mit eisernen Schienen belegt, so
nennt man sie eine Eisenbahn. Auf einer solchen fahren aber nicht
gewöhnliche, mit Pferden bespannte Wagen, sondern Dampfwagen.
Zwischen den Städten und Dörfern liegen Gärten, Felder, Wiesen,
Wälder, Gebüsche, Berge, Thäler, Teiche, Flüsse, Bäche und Quellen.
5. Der Garten.
8?. Bei vielen Häusern in den Städten und Dörfern findet
man einen umzäunten Raum, auf welchem allerlei Gewächse angebaut
werden. Das ist ein Garten. Der Zaun besteht gewöhnlich aus
Brettern oder aus schmalen Latten, und dann heißt erstacketzaun,
oder aus recht dichten Sträuchern, und dann nennt man ihn einen
lebendigen Zaun. Zuweilen sehen wir auch statt des Zaunes
eine Mauer, die Gartenmauer.
Es gibt Gemüse-, Blumen-, Gras- und Obst- oder Baumgärten.
In dem Gemüse- oder Küch engarten zieht man Sallat, Möh-
ren, Rüben, Kohl, Sellerie, Petersilie, Schnittlauch, Knoblauch,
Zwiebeln, Gurken, Kürbisse, Bohnen, Erbsen, Spargel u. s. f. -—
Im Blumengarten wachsen: Rosen, Nelken, Tulpen, Astern,
Georginen, Veilchen, Reseda, Narcissen, Levkojen, Hortensien, Hya-
cinthen, Sonnenblumen, Stiefmütterchen und noch viele andere schöne
und wohlriechende Blumen. Die Gemüse- und Blumengärten gräbt
man alljährlich sehr sorgfältig um, düngt das Erdreich , und theilt
es in Beete. — Der Obst- oder Baum g art en ist mit Aepfel-,
Birn-, Kirschen-, Pflaumen-, Aprikosenbäumen u. s. w. bepflanzt.
Die Früchte, welche an diesen Bäumen wachsen, nennt man Obst,
und deshalb heißen diese Bäume, welche Obst tragen, Obstbäume.
Das Obst ist für den Menschen eine gesunde Speise. Aber es
muß erst reif sein, ehe man cs essen kann. Unreifes Obst ist un-
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]