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1. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 1

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Erstes Buch. Erster Abschnitt. Von der ältesten Zeit bis zur Uebertragung des Herzogsamtes in Sachsen an das Haus der Welfen (1127). Erstes Kapitel. Von der ältesten Zeit bis zur Begründung der herzoglichen Würde in Sachsen. den ältesten von den Römern uns übertragenen Nachrichten über die Bewohner der Lander zwischen Weser und Elbe saßen die Cherusker an beiden Ufern des erstgenannten Stromes, begrenzt von den Angrariern und Fosen, welche letztere sich vom Harz bis in die Ebene von Braun- schweig ausdehnten; am Westuftr der Elbe von der Mündung der Este bis in die Altmark wohnten die Langobarden, nördlich von diesen, bis hin zum Strande der Nordsee, die abgehärteten, mit dem Meere vertrauten Chauken. Alle diese Volksstämme konnten wohl in Schlachten den Rö- mern unterliegen, aber nie unterworfen werden. Gegen Ende des zweiten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung verschwinden die obigen Volksnamen aus dem Lande zwischen Weser und Elbe, welches wir seitdem in den Händen der vom jenseitigen Elbufer ein- gewanderten Sachsen finden. Bald dehnten sich diese von der Weser bis zum Rheinstrom aus, und das von den Römern verlassene Britannien wurde von ihnen besetzt. Sie waren die gefürchtetsten Streiter der Ger- manen. Nur mit ihrer Hülfe konnte Dietrich, der König der Franken, das Reich der Thüringer vernichten. Dadurch gewannen die Sachsen das # 1

2. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 4

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
4 Erstes Buch. Erster Abschnitt. Doch konnte auch er dem Verderben des Reiches nicht wehren, dessen Große über den eigenen Vortheil den Gehorsam gegen das Oberhaupt ver- gaßen, und in dessen Gauen die Ungarn wütheten, seitdem sie durch Kaiser Acnulph in den von den Mahren bedrohten Ostgrenzen Deutschlands Sitze erworben hatte. Vor ihren Reiterheeren fiel der Adel von Oesterreich und Baiern, kein Strom setzte ihnen Schranken, und von Bremen bis nach St. Gallen wurden die deutschen Stamme von ihnen geplündert. Wie nun inmitten dieser Drangsale mit Ludwig dem Kinde 911 das Haus der Karolinger in Deutschland erlosch, boten die Fürsten des Reichs t>em Otto die Königskrone an. Aber dieser fühlte sich für solche Last zu alt, und statt seiner wurde der Salier Konrad erkoren. 912 starb Otto der Er- lauchte und wurde in Gandersheim bestattet, wo auch sein Vater Ludolph die Ruhe gefunden hatte. Ihm folgte in der Herzogswürde sein Sohn Heinrich, ein kühner, von seinen Sachsen geliebter Jüngling, der mit Er- folg die Waffen gegen Konrad I. ergriff, als dieser ihm einen Theil jener Güter, mit denen der Vater belehnt gewesen war, entziehen wollte. Die muthige Vertheidigung Heinrichs von Eresburg und dem bei Göttingen gelegenen Grona gegen das Heer der Franken, sodann sein Ansehn bei den mächtigen Sachsen und die Liebe für Gerechtigkeit, welche er in allen sei- nen Handlungen an den Tag legte, bewirkte, daß der sterbende Konrad I. 919 ihn seinen Franken als den würdigsten Nachfolger im Reiche empfahl. Sobald Herzog Heinrich von Sachsen auf dem Tage zu Fritzlar zum Kö- nige erkoren war, badete ec an die Sicherheit seiner Unterthanen vor den Raubhorden der Ungarn. Das Glück begünstigte ihn, also daß er einen Fürsten dieses Volkes 924 in seine Gewalt bekam, dessen Freilassung er erst dann gestattete, als ihm von den Gegnern ein neunjähriger Waffenstillstand zugestanden war. Diese Frist benutzte König Heinrich I., um die Grenzen zu schirmen und sein Volk in Rüstung zu bringen. Mit seinen Sachsen schlug er die Slaven bei Lenzen, erstürmte Brandenburg, und setzte in das dem Könige Gocm von Dannemark abgenommene Schleswig einen Mark- grafen. Dann sorgte er für den Aufbau von Städten und Burgen, und gab das Gesetz, daß von den Landbewohnern je der neunte Mann in einen ummauerten Ort ziehen und ebendaselbst der dritte Theil der gewonnenen Feldfürchte aufgespeichert werden solle. Auf diese Weise gewann das Land einen sicheren Halt gegen die der Belagerungskunst unkundigen Ungarn. Da- durch, und daß er die Deutschen gelehrt, vom Roß herab zu streiten, wurde Heinrich I- in Stand gesetzt, den 932 wieder einfallenden Plünderern die Spitze zu bieten. In ungewöhnlicher Menge zeigten sich dieses Mal die Ungarn; dennoch wurden sie zurückgeschlagen. Im folgenden Jahre er-

3. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 6

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
6 Erstes Buch. Erster Abschnitt. zuerkennen. Von seinen neuen Freunden verlassen, geachtet vom Kaiser, fand Wigmann nach ritterlicher Gegenwehr durch die Schwerter der Slaven seinen Tod. Hermann Billing aber regierte mit Kraft und Umsicht sein Herzogthum, bis er, in dem nämlichen Jahre mit seinem Kaiser, 973 zu Quedlinburg starb. Seine Leiche wurde in dem Kloster St. Michaelis auf dem Kalkberge vor Lüneburg beigesetzt. Sein Sohn und Nachfolger in der herzoglichen Würde Bernhard I. (Benno) kämpfte an der Seite von Otto Ii. siegreich gegen die Macht des dänischen Königs Harald und über- nahm wahrend des Zuges des Kaisers nach Italien die Pflege von dessen unmündigem Sohne, der, nachdem Otto Ii. jenseits der Alpen vom Tode ereilt war, als Otto Iii. die Regierung des Reiches übernahm. Aber ohne die treue Hut Bernhards I. würde der junge Otto den Nachstellungen des ehrgeizigen Heinrichs von Baiern haben erliegen müssen. Da schützte der Billinge an der Spitze seiner Sachsen, welche sich auf der Asseburg um ihn versammelt hatten, den Kaiserssohn, welcher wiederum die Treue seines Vasallen zu ehren wußte. Ohne an den Heeresfahrten Otto's Iii. nach Italien Theil zu nehmen, beschäftigte sich Herzog Bernhard I. zunächst mit dem Schutze Sachsens gegen die Raubzüge der Normannen (Asco- mannen). Auf einer stark bemannten Flotte waren diese kühnen Männer 994 bei Stade gelandet, hatten den dortigen Markgrafen Udo geschlagen und dessen Brüder sammt anderen Edlen gefangen. Sobald Bernhard I. eine hinreichende Zahl von Gewaffneten um sich versammelt hatte, eilte er den Räubern entgegen, ereilte sie bei Stade, tödtete den großem Theil der- selben und trieb die übrigen in die Flucht. Nicht glücklicher war das Schicksal einer andem Schaar von Normannen, welche gleichzeitig in die Mündung der Weser einfuhr und bis tief in das Erzbisthum Bremen hinein beutesuchend vordrang. Von einem sächsischen Ritter, welcher zum Dienste des Wegweisers gezwungen war, wurden die mit dem genommenen Gute der Landbewohner Ueberladenen in die Sümpfe des Glinster-Moores bei Leesum geführt, wo sie dem Heere der nachsetzenden Sachsen erlagen. Als Kaiser Otto Iii. 1002 kinderlos in Italien verstorben war, hatte dessen nächster Verwandter, Herzog Heinrich von Baiern, unstreitig die nächsten Ansprüche an die deutsche Krone. Wie nun gegen ihn sich Mark- graf Ekkard von Meißen als Mitbewerber um den Thron erhob, berief Markgraf Lothar von Walbeck, welcher seit langer Zeit mit 'Ekkard in Zwiespalt lebte, die sächsischen Großen auf einen Tag nach Werla, um die Stimmen derselben zu Gunsten Heinrichs von Baiern zu gewinnen. Um- sonst suchte Ekkard den Zürnenden zu besänftigen, und als er auch in Westphalen den gehofften Anhang nicht fand, trat er den Rückweg nach

4. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 8

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
8 Erstes Buch. Erster Abschnitt. Viertes Kapitel. Vom Tode Bernhard's Ii. bis zum Ausfterben des billingischen Mawsftammes. Nachdem mit Heinrich Ii. 1024 das Haus der sächsischen Kaiser aus- gestorben war, gelangten die Salier auf den Thron von Deutschland. Der zweite Kaiser dieses Geschlechts, Heinrich Hi., fand 1056 auf der Jagd bei Bothfeld, unfern Elbingerode, seinen Tod, worauf für dessen sechsjährigen Sohn, Heinrich Iv., dessen Mutter Agnes die vormundschaftliche Regierung übernahm. Aber schon nach sechs Jahren sah sich die Kaiserin ihres Soh- nes durch den Erzbischof Anno von Cöln gewaltsamer Weise beraubt, wel- cher in Verbindung mit Adalbert, Erzbischof von Bremen, die Erziehung des jungen Heinrich übernahm. Adalbert war ein durch Laster und Tugen- den gleich ausgezeichneter Mann. Durch Nachgiebigkeit und Befriedigung jeder sich regenden Leidenschaft des kaiserlichen Jünglings wußte er diesen bis zu einem solchen Grade für sich gewinnen, daß er sich dessen als eines beliebigen Mittels zur Erreichung seiner ehrgeizigen Pläne bedienen konnte. Ohne auf Anno von Cöln Rücksicht zu nehmen, maßte sich Adalbert aus- schließlich die Regierung des Reiches an, selbst da noch, als Heinrich be- reits für mündig erklärt war. Mit ihm hielt er sich größtentheils in Sach- sen auf, dessen Adel der stolze Mann auf jede Weise zu demüthigen suchte. Dadurch wuchs die Erbitterung gegen den Erzbischof von Bremen derma- ßen, daß sich der junge Kaiser auf dem Reichstage zu Tribur 1066 gezwun- gen sah, dem Willen des Volkes nachzugeben und seinen Erzieher und Günst- ling aus seiner Nähe zu entfernen. Kaum war der gestürzte Adalbert in seine Diöcese zurückgekehrt, als der vielfach von ihm gekränkte Herzog Ordulph von Sachsen in Gemein- schaft mit seinem Sohne Magnus Bremen bestürmte und den Erzbischof zur Flucht nach Goslar zwang. Erst nachdem derselbe zwei Drittheile sei- ner Kirchengüter an Herzog Magnus und den Grafen Udo von Stade ab- getreten hatte, durfte er es wagen, sich nach seinem bischöflichen Sitze zu- rückzubegeben. Zu der nämlichen Zeit erhoben sich die Obotriten gegen ih- ren Fürsten Gottschalk. Daß dieser für die Verbreitung des Ehristenthums in seinen Landen mit Eifer gestrebt, die Entrichtung des Zehnten an die Priester betrieben und Bisthümer gestiftet hatte, erregte gegen ihn den Haß des Volkes, vom welchem er zu Lenzen an der Elbe den Göttern geopfert wurde. Eine abermalige Verfolgung der Christen erhob sich in Slavien;

5. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 12

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
12 Viertes Kapitel. Nordheim, denen sich unter dem Erzbischöfe Wezel von Magdeburg und Burkard von Halberstadt die geistlichen Herren anschlossen, bei Spier, un- fern Sondershausen, in die Hände des Kaisers gaben. Daß aber dieser wiederholt die gegebene Treue brach, indem er die sächsischen Edlen als Gefangene abführen ließ, empörte die Fürsten Deutschlands, also daß die Herzoge Rudolph von Schwaben, Welf von Baiern und Berthold von Kärnthen, ermuthigt durch den Bann, welchen Papst Gregor Vii. auf den Kaiser geschleudert hatte, diesen vom Throne zu stoßen beschlossen. Die Sachsen erhoben sich von Neuem, geführt von dem freigelassenen Otto von Nordheim und dem aus den Händen der kaiserlichen Diener entkommenen Burkard von Halberstadt, und von den die Absetzung des Reichsoberhauptes in Tribur berathenden Fürsten konnte Heinrich Iv. nichts als die Zusage erwirken, daß, falls er innerhalb eines Jahres die Lösung vom Banne erhalte, auf einem Tage zu Augsburg über die Krone ent- schieden werden solle. Aber noch war Heinrich von seiner schimpflichen Pilgerfahrt nach Canossa nicht über die Alpen zurückgekehrt, als zu Forch- heim Herzog Rudolph von Schwaben zum Vorsteher des Reiches erkoren wurde; ihm schlossen die vom Cardinal Bernard in Goslar zum Kampfe angefeuerten Sachsen sich an. Nachdem Heinrich Iv. in Deutschland wieder angelangt war, belohnte er Friedrich von Staufen mit dem Herzogthum Schwaben und begann den Krieg gegen Rudolph. Unentschieden kämpfte er 1078 bei Melrichstadt gegen Otto von Nordheim, welcher bei Mühlhausen und an der Elster über den Salier siegte. In der letztgenannten Schlacht siel der G-egenkö- nig Rudolph. Mit ihm verloren die Widersacher Heinrichs den festen Eim'gungspunkt, und da auch Otto von Nordheim, den Aufstand gegen seinen Oberherrn bereuend, sich nach Nordheim zurückzog, wo er 1083 in der von ihm gestifteten Benedictiner-Abtei beigesetzt wurde, blieben nur der unbeugsame Bischof von Halberstadt und Markgraf Ekbert von Braun- schweig an der Spitze der Bewegung in Sachsen. Unlange darnach siel auch Bischof Burkard durch die Hand der kaiserlich gesinnten Bürger von Goslar. Sonach war Ekbert der Leiter des Krieges gegen den Kaiser. Gemeiner Erzählung zufolge wurde Bruno, ein Großsohn Heinrichs I., von Kaiser Otto I. mit dem Lande um die Oker beschenkt. Dessen Groß- sohn, Ekbert I., erwarb 1067 von Heinrich Iv. die Markgrafschaft Meißen und Thüringen, welche Lande er seinem Sohne, Ekbert Ii., hinterließ. Letzterer war es, der jetzt mit Erbitterung gegen den Kaiser stritt, dessen Krone er zu gewinnen trachtete. Da geschah es, daß er 1090 auf der Mühle zu Eisenbüttel bei Braunschweig erschlagen wurde und seine Schwe-

6. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 14

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
14 Erstes Buch. Erster Abschnitt. fen Adolph von Schaumburg, von dem sich erwarten ließ, daß er den Ein- fallen der Slaven mit Kraft begegnen werde. Uebrigens hatte dieses sonst so gefürchtete Volk durch innere Streitigkeiten die alte Macht eingebüßt, und konnte nur noch durch rasche Raubzüge den Sachsen beschwerlich fallen. Unlange nach dem Antritt seiner Regierung gerieth Kaiser Heinrich V. bei den Sachsen in Verdacht, daß er, gleich seinem Vater, nach der Vernich- tung ihrer Unabhängigkeit strebe. Diesem vorzubeugen, schloß Herzog Lo- thar mit den Fürsten Thüringens einen Bund auf gegenseitige Vertheidi- gung ab, worauf der Kaiser den der Vorladung nach Goslar 1112 nicht nachkommenden Herzog, sammt dessen Schwiegermutter Gertrud, mit des Reiches Acht belegte und Braunschweig eroberte. Erschreckt durch die Schnelligkeit seines Gegners, warf sich Lothar in Mainz zu den Füßen des Kaisers und gelobte Gehorsam. Dennoch finden wir den Herzog bald dar- auf wieder an der Spitze der Sachsen und Thüringer; ohne einer aberma- ligen Vorladung nach Goslar (1114) Folge zu leisten, rüstete er sich zum Kampfe mit dem Grafen Hoyec von Mansfeld, welchem der Kaiser auf den Fall des Sieges das Herzogthum Sachsen zugesagt hatte. Am Wel- fesholze, in der Grafschaft Mansfeld, stießen die Heere auf einander. Nach heftigem Streite, und nachdem Hoyer von Mansfeld durch den jungen Grafen Wiprecht von Groitsch den Tod gefunden hatte, wurde Kaiser Hein- rich V. zur Flucht vor Lothar gezwungen, welcher sich darauf der Reichs- burgen Kyffhaufer und Wallhaufen bemächtigte. Erst nach seiner Rück- kehr aus Italien, wo er mit größerm Erfolge gegen die päpstliche Gewalt gerungen hatte als sein unglücklicher Vater, versöhnte sich der Kaiser 1121 auf dem Reichstage zu Würzburg mit dem Herzoge von Sachsen. Als 1125 mit Heinrich V. das Haus der salischen Kaiser ausstarb, kamen die vier großen Völker Deutschlands, Schwaben, Franken, Baiern und Sachsen, bei Mainz zur Kaiserwahl zusammen. Daselbst wurde zehn Fürsten die Ernennung des Reichsoberhauptes übertragen; von ihnen wurde der durch Gerechtigkeit, Kühnheit und Freigebigkeit gepriesene L.othar zum Nachfolger Heinrichs erkoren. Mit Herzog Friedrich von Schwaben, welcher mit Sicherheit der Be- rufung zum Reiche entgegengesehen hatte, lebte Lothar seit dieser Zeit in den gespanntesten Verhältnissen. Um nun gegen den mächtigen Hohenstau- fen eine zuverlässige Stütze zu gewinnen, fesselte er den Welfen Heinrich den Stolzen, Herzog von Baiern an sich, indem er ihm die Verbindung mit seiner Tochter Gertrud und mit ihr die großen Besitzungen seines Hau- ses in Sachsen verhieß. Demzufolge fand diese Vermählung 1127 statt, und wurde in dem nämlichen Jahre Heinrich der Stolze vom Kaiser mit

7. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 16

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
16 Erstes Buch. Zweiter Abschnitt. ein Welfe. Ein Theil der Scyren hatte den Zug nach Italien verschmäht, und wohnte unter Welf, einem Bruder Odoakers, in dem von Tyrol und dem Bodensee im Süden, von der Donau im Norden begränzten Lande. Einen Theil der Nachkommen Welfs finden wir spater als Grafen von Altorf im südlichen Schwaben. Durch sie wurde das Kloster Altomünster gestiftet, und Judith, die Gemahlin Kaiser Ludwigs des Frommen, stammte aus diesem Geschlechte. Graf Heinrich von Altorf (Heinrich mit dem gol- denen Wagen) wurde durch seine Schwester Luitgarde, Gemahlin von Kai- ser Arnulph, zur Annahme von Lehen vermocht, worüber sich sein Vater Eticho dermaßen grämte, daß er sich mit einigen edlen Genossen aus der Gemeinschaft der Welt zurückzog und da, wo im 14. Jahrhundert das Kloster Ettal in einem Alpenthale Tyrols gebaut wurde, mit Gebet und Sang dem Herrn diente. Die Nachkommen des Grafen Heinrich von Al- torf glanzten als weltliche und geistliche Große in Schwaben und im Breisgau. Unter ihnen zeichnete sich Welf Ui. aus, welcher durch Kaiser Heinrich Iii. 1047 zum Herzoge von Kärnthen erhoben wurde, ohne da- durch an der von seinem Hause immer behaupteten Unabhängigkeit einzu- büßen. Bei seinem 1055 erfolgten Tode fielen die welfischen Freigüter in Schwaben und Baiern an seinen Neffen Welf Iii., einen Sohn des Markgra- fen Azzo von Este. Dadurch, daß der Welfe Bonifacius von Karl dem Großen zum Grafen über Lucca ernannt war, hatte ein Zweig dieses Geschlechts den Grund zu seiner Macht in Italien gelegt. Bonifacius Ii-, von dem St. Bonifacio in Corsika gegründet wurde, erhielt den Titel eines Markgrafen von Tuscien, weil er mit Muth und Glück den Kampf gegen die Araber bestanden hatte. Einer seiner Nachkommen war Azzo (Adalbert), Markgraf zu Este, dessen Sohn Azzo Ii. durch seine Vermahlung mit Kunigunde, der Erbschwefter Welfs Iii., Herzogs von Kärnthen, die bis dahin getrennten Häuser der Welfen wieder vereinigte. Aus dieser Ehe ging Welf Iv. her- vor, welcher 1071, nach der Verurtheilung Otto's von Nordheim, mit dem Herzogthume Baiern belehnt wurde. Dessenungeachtet verließ Welf Iv. später die Parthei Heinrichs Iv., söhnte sich mit Otto von Nordheim aus, und stritt als erbitterter Feind gegen das durch den Kaiser mit der Herzogs- würde von Schwaben beschenkte Haus der Hohenstaufen. Nachdem er 1097 durch den Tod seines Vaters Azzo von Este auch dessen Besitzungen ererbt hatte, trat Welf Iv. die Pilgerreise nach Jerusalem an. Auf der Rückkehr ereilte ihn 1101 in Cypern der Tod. Hiernach theilten sich dessen Söhne, Heinrich der Schwarze und Welf V., welcher früher mit der groß- ßen Mathilde von Tuscien vermahlt gewesen war, in das väterliche Erbe, bis durch den 1120 erfolgten Tod Welfs V. die Besitzungen des Hauses

8. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 17

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Erstes Kapitel. 17 wieder unter Heinrich dem Schwarzen vereinigt wurden. Dieser starb 1126 als dienender Bruder in dem von seinen Vorfahren gegründeten Kloster zu Weingarten, und sein Sohn, Heinrich der Stolze, Herzog von Baiern, er- warb durch seine Vermahlung mit Gertrud, der Tochter Lothars, außer dem Herzogthume Sachsen auch die billingischen, brunonischen, nordheimischen und suplingenburgischen Erbgüter. Demnach konnte sich kein deutscher Fürst an Macht mit Heinrich dem Stolzen messen, der von der Nordsee bis nach Triest in zwei großen Her- zogthümern gebot. Deshalb und weil er die Kleinodien des Reiches besaß und ein Schwiegersohn Lothars war, glaubte er nach dessen Tode mit Recht auf die Berufung zum Throne bauen zu können. Aber gegen ihn war die Furcht der Großen des Reiches, daß der entschlossene, herrschsüchtige Mann die Krone in seinem Hause erblich zu machen und die Macht der Fürsten einzuengen streben werde. Vornehmlich widersetzte sich Markgraf Albrecht der Bar, der Sohn der Eilike, einer Tochter von Magnus Billing, der Wahl, und zwar um so mehr, als er sich bei dem sächsischen Erbe seiner Mutter beeinträchtigt fühlte. Aus diesen Gründen erfolgte 1138 die Kai- serwahl Konrads von Schwaben, aus dem Hause der Staufen, in solcher Eile und mit so grober Hintansetzung der Formen, daß Heinrich der Stolze, in den sichersten Erwartungen betrogen, seinen gerechten Unwillen kaum zu bergen im Stande war. Dennoch huldigte er dem neuen Reichsoberhaupte. Als aber Konrad Ih., um die Hausmacht seines Gegners zu schwächen, erklärte, daß zwei Herzogthümer sich nicht in der Hand eines Fürsten be- finden könnten, und verlangte, daß Heinrich auf eines derselben verzichte, weigerte sich der Welfe dessen, und rüstete sich, unbekümmert, daß der Kai- ser 1138 ihn mit des Reiches Acht belegte und zu Goslar das Herzogthum Sachsen an Markgraf Albrecht den Bären, das Herzogthum Baiern an Markgraf Leopold von Oestreich verschenkte, zur entschlossensten Gegenwehr. Noch befand sich Heinrich der Stolze in Baiern, als Markgraf Albrecht sich Lüneburgs bemächtigte, den Grafen A ch von Holstein vertrieb, und das nordalbingische Sachsen an Heinrich von Badewide, einen Edlen seines Anhanges, übergab. Nach diesen Ereignrssenzbegab sich Herzog Heinrich, verkleidet, in mög- lichster Eile nach Sachsen, um seine Erblande zu schützen. Ueberall mußten die Vasallen und Knechte Albrechts vor ihm weichen, der sich sogar in der Altmark durch den muthigen Rudolph von Stade bedroht sah. In dieser Noch wandte sich der Markgraf hülfeflehend an Kaiser Konrad Ul., wel- cher mit seinem Heere durch Thüringen heranzog und bei Kreuzburg an 2 ,

9. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 19

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Zweites Kapitel. 19 Stade im Kampfe gegen die Ditmarfen siel, suchte dessen Bruder, Dom- propst zu Bremen, die Grafschaft für seine Kirche zu gewinnen. Diesem Beginnen widersehten sich die Vormünder des jungen Herzogs; ein Für- stentag wurde zur Ausgleichung der Streitigkeit nach Rammelsloh ausge- schrieben, und hier war es, wo die sächsischen Edlen, wenn schon auf eine unbillige Weise, den Erwerb der Grafschaft Stade für ihren Herrn erlang- ten. Weniger glücklich war Heinrich in seinen einige Jahre darauf ange- wandten Bemühungen, durch den Kaiser in den Besitz des seinem Vater unrechtmäßiger Weise entrissenen Baiern gesetzt zu werden. In diese Zeit fallt der Kreuzzug Konrads Iii.; ihm schlossen die streitlustigen Ritter des südlichen Deutschlands sich an, durch die glühende Rede des Abtes Bem- hard von Clairvaux zur Erkampfung des heiligen Grabes begeistert. Nur der Norden unsers Vaterlandes nahm an dieser Unternehmung weniger Theil; er glaubte in der Bekämpfung der heidnischen Nachbarstaven dieselbe Ehre vor Gott zu erstreiten. Demzufolge zogen die streitlustigen Sachsen, geführt von Heinrich dem Löwen, welcher so eben die Ritterweihe empfan- gen hatte, die Bewohner der Altmark unter Albrecht dem Baren, die Herrn des Meißnerlandes unter Konrad von Wettin, vereinigt auf die Slaven. Gegen diesen drohenden Angriff rüstete sich Fürst Niclot an der Spitze sei- ner Obotriten mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln, siel, als Graf Adolph von Holstein den zugesagten Beistand ihm weigerte, verheerend in dessen Land und besetzte seine Burgen mit zuverlässigen Männern. Die Obotriten kämpften mit dem Muthe der Verzweiflung für Freiheit und Glauben, und ohne erhebliche Vortheile errungen zu haben, zog 1147 das Heer der Christen über die Elbe zurück, zufrieden, daß ihnen die Zusage der Annahme von Christi Lehre gegeben war. Durch die Vermahlung von Clementia, der Tochter Konrads von Zähringen, erstarkt, suchte Heinrich der Löwe seine Macht im Norden im- mer fester zu begründen, um eben dadurch seine Bewerbungen um Baiern mit Erfolg betreiben zu können. Der größere Theil von Sachsen gehorchte ihm als einem Erbherrn; jetzt galt es, eine ähnliche Gewalt in den jenseit der Elbe gelegenen Landen zu begründen. Zu diesem Behufe wählte er nicht den Weg der Gewalt, sondern durch Annahme des Kreuzes wollte er die slavischen Stämme an seine Herrschaft ketten. Als diese zu den Zeiten von Fürst Gottschalk die Altäre ihrer Götter zu verlassen ansingen, sah man zu Oldenburg, Meklenburg und Ratzeburg drei bifchöstiche Kirchen unter ihnen erblühen. In den nachfolgenden Kämpfen waren auch diese untergegangen, bis nach dem jüngsten Kreuzzuge Erzbischof Hartwig von

10. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 20

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
20 Erstes Buch. Zweiter Abschnitt. Bremen, ein geborner Graf von Stade, durch Wiederaufrichtung derselben sein priesterliches Ansehen zu verbreiten sich bestrebte. Daß aber der Erz- bischof auch die neuen Bisthümer besetze, glaubte Heinrich nicht zugeben zu dürfen. Weil seine Vorfahren jene Lande unterjocht hatten, weil sie durch das Blut seiner Vasallen erworben waren, verlangte er nicht ohne Grund, daß nur ihm die Ernennung dortiger Bischöfe zustehe. Eine solche Forde- rung war allerdings unerhört, und ähnliche Schritte hatten einst den Sturz von Kaiser Heinrich Iv. durch den Hof zu Rom veranlaßt. Was aber jener Salier nicht ohne sein Verderben hatte wagen dürfen, war dem jun- gen Welfen unbenommen, und Erzbischof Hartwig durfte seinen bittern Haß nicht laut werden lassen, als der fromme Vicelin vom Herzoge in Lüneburg zum Bischöfe über Oldenburg ernannt wurde. Nachdem er feine Herrschaft im Norden befestigt sah, sann Heinrich der Löwe ernster darauf, das verlorene Baiern wieder zu gewinnen. Schon hatte der noch vor dem Kaiser aus dem Orient zurückgekehrte Welf Vi. die Fehde gegen die Hauser Oestreich und Staufen daselbst wieder begonnen. Da brach auch Herzog Heinrich von Lüneburg auf, nachdem er das Land dem Schutze seines Freundes Adolph von Holstein anbefohlen, und trat, unterstützt von seinem Schwiegervater, Konrad von Zahringen, gegen Hein- rich Jasomirgott in die Schranken. Mit dem höchsten Unwillen sah der inzwischen heimgekehrte Kaiser die Erneuerung des alten Streites; als sein Gebot den Welfen nicht schreckte, zog ec in Eile auf Goslar, um, in Ver- bindung mit Markgraf Albcecht von Brandenburg, die sächsischen Lande zu besetzen. Rasch eilte Heinrich nach seinem Sachsen zurück, und so gewich- tig galt seine Gegenwart den Freunden und Feinden, daß der vor Braun- schweig gelagerte Kaiser die Stadt nicht anzugreifen wagte, seit er den Löwen in ihr wußte sondern sich nach Schwaben zurückbegab, wo er 1152 en- dete. Ihm folgte in der Regierung des Reiches sein Neffe, der schöne, rit- terlich kühne, für alles Hohe begeisterte Friedrich I. Nicht ohne Grund hoffte man durch ihn, dessen Mutter, Judith, eine Schwester Heinrichs des Stolzen war, die endliche Beilegung des Haders zwischen Welfen und Staufen (Ghibellinen). Daß >er dem welsischen Vetter nicht gram sei, zeigte sein Spruch, der demselben die erledigte Grafschaft Winzenburg, trotz der Einreden von Markgraf Albrecht, zuerkannte. Jetzt sollte auf einem Tage zu Goslar über den Besitz von Baiern erkannt werden, wo, als Heinrich Jasomirgott nicht erschien, 1154 Heinrich der Löwe mit dem seinem Va- ter entzogenen Heczogthume belehnt wurde. Es war nicht Ländersucht,
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