2
Wichtig und denkwürdig werden in der Geschichte die
Ereignisse genannt, welche durch ihre Folgen, und die Per-
sonen, welche durch ihre Thaten auf die Entwickelung und
Ausbildung, auf das Wohl und Wehe des Menschengeschlechtes
einen großen Einfluß übten und deßhalb dem Gedächtnisse ein-
zuprägen sind.
Die eigentliche Geschichte beschränkt sich auf diejenigen
Begebenheiten, welche unter den Menschen geschahen und von
Menschen ausgingen. Alle übrigen Veränderungen auf der
Erde gehören in das Bereich der Naturgeschichte, Naturkunde,
Erdkunde rc. und kommen in der Geschichte nur wegen ihrer
etwaigen wichtigen Folgen für die Menschheit in Betracht.
§. 2. Das große Feld der Geschichle scheidet sich
für Alle, die sich der christlichen Zeitrechnung bedienen,
gleichsam von selbst in zwei Hauptabschnitte: die
Geschichte vor Christus salte Zeit) und die Geschichte
nach Christus (neue Zeit).
Dieser Eintheilung folgt das vorliegende Lehrbuch; sehr
verbreitet ist aber auch die Eintheilung in 3 große Zeiträume:
1) Geschichte des Alterthums oder alte Geschichte (von Erschaf-
fung der Welt bis zur Auflösung des weströmischen Reiches,
476 nach Christus); — 2) Geschichte des Mittelalters oder
mittlere Geschichte (bis zur Entdeckung von Amerika, 1492 n.
Chr.); — 3) Geschickte der neueren Zeit oder neuere Ge-
schichte (bis auf unsere Tage).
§. 3. Die Geschichte ist entweder Universal-
oder Specialgeschichte. Die Universalgeschichte oder
allgemeine Geschichte (Weltgeschichte) ist die Geschichte
aller Völker der Erde; die Specialgeschichte beschäftigt
sich nur mit einzelnen Theilen der allgemeinen Geschichte,
namentlich mit den Schicksalen eines einzelnen Volkes
und Staates (Staatengeschichte), oder eines einzelnen
Menschen (Biographie). Unter Cultur geschichte
versteht man die Darstellung der Entwickelung geistiger
und sittlicher Bildung unter dem ganzen Menschenge-
schlechte oder einzelnen Völkern.
Die Weltgeschichte kann ihren Gegenstand entweder ethn o-
graphisch behandeln, wenn sie zwar die Schicksale aller Völ-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
— 4 —
ist, sondern sich auch durch ihre Einfachheit und allgemeine
Anwendbarkeit empfiehlt.
§. 5. Groß ist der Nutzen der Geschichte. Indem
sie das Leben und Wirken solcher Menschen und Völker
schildert, die sich durch treffliche Bildung, erfinderischen
Geist, große Thaten und gute Handlungen ausgezeichnet
und um die Menschheit verdient gemacht haben, zieht
sie uns zum Guten hin und fordert uns zur Nachahmung
auf. Zugleich warnt sie uns aber auch vor dem Bei-
spiele derjenigen, die für ihr böses und verderbliches
Treiben der gerechte Abscheu ihrer Mitmenschen und der
Nachwelt getroffen hat. Sie zeigt uns also, was wir
meiden, wonach wir trachten sollen. Sie lehrt uns fer-
ner die Begebenheiten unserer Zeit (der Gegenwart)
und die Bestrebungen der Mitwelt richtig auffassen; sie
leitet uns zur Erkenntniß von uns selbst und von unserer
Stellung auf der Erde an; sie bildet außer dem Ver-
stände auch das Herz und nährt mehr als irgend ein
anderes Wissen, die Religion ausgenommen, den festen
Glauben an eine ewig waltende Vorsehung. Man
nennt daher die Geschichte mit Recht eine Lehrerin des
Menschengeschlechts und deutet dadurch ihre Wichtigkeit
und ihr sinniges Verhältniß zur Religion an, der sie
als treue Gehülfin zur Seite steht, und deren Lehren sie
durch zahlreiche Beispiele erläutert. Auf diese Weise
aufgefaßt, trägt sie viel dazu bei, den Keim des Guten
in den jugendlichen Gemüthern zu Pflegen, sie für das
Große und Edle zu begeistern und vor jedem Miß-
brauche der menschlichen Anlagen und Kräfte M behüten.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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6
ihrem Wanderleben (Nomadenleben) brauchten; Thubalkain
erfand die Bearbeitung der Metalle; Jubal wird als Ton-
künstler erwähnt.
§. 7. Die Lebensweise, 'welche die Menschen
nach ihrer weiteren Verbreitung ans Erden ergriffen,
war von der Beschaffenheit ihrer Wohnplätze abhängig.
Wer gute Weideplätze gefunden hatte, sah sich auf die
Viehzucht und das damit verbundene Hirten- und Noma-
denleben angewiesen; die aufrauhen, waldigen Gebirgen
wohnten, nährten sich von der Jagd; die Bewohner der
Meeresküsten wandten sich der Schifffahrt und dem Han-
del zu, und die sich in fruchtbaren Landstrichen nieder-
gelassen, wurden Ackerleute, gründeten feste Wohnsitze,
ohne die kein sicherer Anbau des Bodens möglich ist, und
dieß führte sie wieder zu Handel und Gewerbe, zur
ersten Entwickelung menschlicher Bildung und zur Grün-
dung der ältesten Staaten hin.
Die wichtigsten Völker der ältesten Zeiten find in Asien und
Afrika, besonders am Indus, am Euphrat und Tigris, an
den Küsten des mittelländischen Meeres und am Nilstrom
zu suchen. Die bemerkenswerthesten sind: die Israeli-
ten, Ägypter, Assyrer, Babylonier, Indier, Chi-
nesen, Phönicier, Meder und Perser.
L. Die Israeliten.
§. 8. Abraham, der Stammvater der Israeliten,
der, wie seine nächsten Nachkommen, ein Nomadenleben
führte, war von Mesopotamien, dem Lande zwischen den
Flüffen Euphrat und Tigris, um das Jahr 2000 v.
Chr. nach Kanaan herübergekommen und hatte hier
seine Wohnsitze aufgeschlagen. Sein Sohn Isaak und
sein Enkel Jakob blieben in diesem Lande, bis eine,Hun-
gersnoth den Letzteren veranlaßte, seine Söhne nach Ägyp-
ten zu schicken, um daselbst Getraide zu holen. Sie fan-
den hier den von ihnen früher als Sklave verkauften
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Abraham Isaak Isaak Jakob
Extrahierte Ortsnamen: Asien Afrika Nilstrom Mesopotamien Kanaan
8
Nach dem Tode des Letzteren trennte sich das Volk in
das Königreich Juda unter Salomo's Sohn Nehabeam
und in das Königreich Israel unter Jewbeam.
Das Reich Juda unterlag 586 im Kriege mit dem
babylonischen Könige Nebukadnezar, der Jerusalem zer-
störte und den letzten König Zedekia nebst einem großen
Theile des Volks nach Babylonien in die Gefangen-
schaft führte Als Cyrus dieses Land erobert hatte, ge-
stattete er 536 den Juden die Rückkehr aus der Gefan-
genschaft, worauf sie einen neuen Tempel bauten, der
516 vollendet wurde.
Das Reich Israel mit der Hauptstadt Samaria
bestand nur bis 722 v. Chr-, wo der assyrische König
Salmanassar Samaria nach dreijähriger Belagerung
eroberte, einen großen Theil der Einwohner nach Me-
dien und Assyrien (in die assyrische Gefangenschaft)
führte, dagegen aber das Land durch assyrische und phö-
nicische Ansiedler bevölkerte.
Unter den Richtern sind besonders zu merken: Gideon,
welcher die Midianiter schlug, Jephtha, der Besieger der
Ammoniter, der nach seiner glücklichen Heimkehr seine Tochter
in Folge eines Gelübdes opferte, Simson, dessen Körper-
stärke sprichwörtlich geworden ist.
Von den 20 Herrschern im Königreich Juda, welches aus
den Stämmen Juda und Beniamin bestand, kann nur wenig
Gutes gemeldet werden. Die Mehrzahl wendete sich zum
Götzendienste. Hiskia und Josias waren fromme Männer und
suchten dem Unglauben zu steuern.
Die 19 Könige von Israel, welches Reich die übrigen
zehn Stämme umfaßte, waren sämmtlich Götzendiener. Der
schlimmste unter ihnen war Ahab.
Die Ansiedler, welche Salmanassar nach Samaria schickte,
vermischten sich hier mit den zurückgebliebenen Eingeborenen,
und ihre Nachkommen sind unter dem Namen Samariter
bekannt. Sie lebten mit den aus der babylonischen Gefan-
genschaft zurückgekehrten Juden in großer Feindschaft.
Die Leiden der babylonischen Gefangenschaft waren nicht
ohne Nutzen für die Juden. Ihr Glaube war ihnen dort so
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Extrahierte Personennamen: Nebukadnezar Cyrus Salmanassar Jephtha Simson Josias Salmanassar
Extrahierte Ortsnamen: Juda Israel Juda Jerusalem Babylonien Israel Samaria Me- Assyrien Juda Juda Israel Samaria
10
s Die Ägypter.
§♦ 11. In dem nordöstlichen Theile von Afrika,
welcher den Ueberfchwernmungen des hindurchströmenden
Nil seine Fruchtbarkeit verdankt, wohnten die Ägypter,
zuerst mehrere kleine Reiche bildend, später unter Einem
Pharao (König) zu einem Ganzen vereinigt. Sie zeich-
neten sich schon frühe durch hohe Bildung aus und lei-
steten hesonders viel in der Baukunst.
Das alte Ägypten bestand fast nur aus dem etwa 120
Meilen langen und. mit Ausnahme des nördlichen Theils,
nur wenige Meilen breiten Nilthal. Das Land wurde ein-
getheilt in 1) Oberägypten (auch Thebais) mit der Haupt-
stadt Theben auf beiden Seiten des Nil. mit vielen herrlichen
Tempeln, Palästen und kolossalen Bildsäulen; — 2) Mittel-
ägypten (Hauptstadt Memphis, im Süden der heutigen Stadt
Kairo, mit den größten Pyramiden); — 3) Unterägypten
an den Nilmündungen, mit den Städten Heliopolis. Sais,
Pelufium. Hier gründete Alexander der Große Alerandria.
Die Ägypter sollen zwar an ein unsichtbares höchstes We-
sen geglaubt haben, verehrten aber außer diesem noch viele
Götter, unter denen Osiris und Isis die bekanntesten sind,
ferner die Gestirne, den Nil, nützliche und schädliche Thiere,
z. B. das Krokodil, das Flußpferd, den Stier, die Katze, den
Ibis, den Ichneumon. Der Stier Apis war ein besonderer
Gegenstand ihrer Anbetung. Er mußte von schwarzer Farbe
sein, mit einem weißen Dreieck auf der Stirne. In Memphis
war für ihn ein Palast erbaut, Priester bedienten ihn und
reichten ihm knieenv seine Nahrung. Sein Tod versetzte das
ganze Volk in Trauer, bis ein neuer gefunden war.
Die Ägypter glaubten an eine Seelenwanderung, und
aus diesem Glauben scheint die Sitte des Einbalsamircns ihrer
Todten entsprungen zu sein. Die Leichen wurden nicht, wie
bei anderen Völkern, verbrannt oder begraben, sondern vor
der Verwesung geschützt, weil, ihrer Meinung nach, die Seele
nur so lauge ruhig im Todtenreiche leben konnte, als der Leib
unversehrt erhalten blieb. Damit stand auch ein ernster Ge-
brauch, das Todtengericht, im Zusammenhang. Nach dem
Tode eines Ägypters versammelte sich eine Anzahl Männer
aus seiner Kaste unter dem Vorsitze eines Priesters. Traten
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Memphis Kairo Nilmündungen Heliopolis Memphis
14
Die Hauptstadt der Assyrer, Ninive am Tigris, wurde
von Niuus gegründet. Sie soll an Größe Babylon (I. tz. 14)
gleich und von 2 Millionen Menschen bewohnt gewesen sein.
Die Ruinen der königlichen Paläste sind in neuerer Zeit ent-
deckt worden.
Die Religion der Assyrer glich der der Babylonier; in Be-
zug auf Wissenschaft, Kunst und Handel standen sie diesen
weit nach.
4. Die Babylonier.
§. 14. Von den Schicksalen des babylonischen
Reiches während der ersten Jahrhunderte nach seiner
Gründung durch Nimrod (um 2200 v. Chr.), der ein
gewaltiger Jäger gewesen sein soll, wissen wir nur wenig.
Das Land, von den stärkeren Nachbaren häufig mit Krieg
überzogen und durch seine friedliebenden Bewohner nur
schwach vertheidigt, gerieth wiederholt unter die Herr-
schaft der Assyrer, bis Nabopolassar im Vereine mit
dem Meder Cyarares dem assyrischen Reich ein Ende
machte (um 606 v. Chr.). Sein Sohn Nebukadne-
zar (604—561), welcher den ägyptischen König Necho
604 bei Circesium am Euphrat schlug, Jerusalem 586
zerstörte, die Juden größtentheils in die Gefangenschaft
nach Babylon führte und siegreich in Phönicien einfiel,
war ein großer Eroberer, seinen Nachfolgern fehlte es
aber an Kraft, das ausgedehnte Reich zu behaupten.
Schon 536 unterlag Naboneduö, der letzte König, nach-
dem er dem Könige Crösus von Lydien vergebens Hülfe
gegen die Perser geleistet hatte, im Kriege mit diesen;
Babylonien wurde eine persische Provinz und theilte die
Schicksale des persischen Reiches.
Die Babylonier wohnten vom mittleren Euphrat bis zum
persischen Meerbusen hin. Die Hauptstadt B abylo n, an bei-
den Seiten des Euphrat, bildete ein Viereck. Jede Seite des-
selben war 3 Meilen lang. Geschützt wurde die Stadt durch
eine 50 Ellen breite und 100 Ellen hohe Mauer mit 250
Thürmen und 100 Thoren. Die merkwürdigsten Bauwerke
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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TM Hauptwörter (200): [T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
16
Schöpfer; Wischnu, den Erhalter; Siwas, den Zerstörer;
neben diesen eine große Anzahl niederer Gottheiten. Auch
manche Thiere, besonders die Kuh, und Pflanzen wurden für
heilig gehalten und verehrt.
Erst seit der- Entdeckung des Seewegs nach Ostindien durch
Vasco de Gama, 1496 n. Chr., traten die Indier mit euro-
päischen Völkern in nähere und dauernde Verbindung. Durch
Eroberungen setzten sich nach und nach die Portugiesen, Nie-
derländer, Franzosen und Engländer in dem Lande fest, und
der Herrschaft der Letzteren ist jetzt, hauptsächlich in Vorder-
indien, ein Gebiet von 60000 Q.-M. und 150 Mill. Ein-
wohnern unterworfen (11. tz. 59 und tz. 60).
Die Chinesen, deren Staat der älteste, zugleich aber auch
der größte von allen ist — das eigentliche China kömmt der
Hälfte von Europa an Flächeninhalt gleich, mit den angren-
zenden, ihm zinsbaren Ländern aber ist es größer und bevöl-
kerter, als unser ganzer Erdtheil — kannten manche wichtige
Erfindung schon vor den Europäern; Kompaß, Schießpulver,
Buchdruckereien müssen sie lange vor ihnen besessen haben.
Auch in der Sternkunde waren sie bewandert. Zhr größter
Lehrer war der weise Confucius (eigentlich Kon-fu-tse), um
500 v. Chr., der ihre Religions- und Sittenlehre zu läutern
und ihre Staatseinrichtungen zu verbessern bemüht war. Er
lehrte das Dasein eines unsichtbaren Gottes, der Schang-ti
heißt und im Himmel seine Wohnung hat, und drang vor
Allem auf ein sittliches, durch die Liebe zu den Nebenmenschen
veredeltes Leben. Diese Religion ist unter den Gebildeten
oder Gelehrten herrschend; unter dem Volke ist aber die des
Fo allgemeiner verbreitet, welche seit 58 v. Chr. in China
bekannt und durch viele abergläubische Gebräuche entstellt ist.
Das merkwürdigste Bauwerk der Chinesen ist die große,
jetzt ziemlich verfallene Mauer, die, 300 Meilen weit über
Berge und Thäler hinziehend, die nördliche Seite des chine-
sischen Reiches gegen die Plünderungen der Tataren schützen
sollte. .Ihre Höhe betrug etwa 26', ihre Breite 15'. Vollen-
det wurde sie um 200 v. Chr. unter dem Kaiser Tsching-wang.
Bis in die neueste Zeit war allen Fremden der Eintritt
in das chinesische Reich ganz versagt oder doch sehr er-
schwert und das Land dem allgemeinen Handelsverkehr ver-
schlossen. Erst ein gemeinschaftlicher Angriff der Franzosen
und Engländer im Zahr 1857 n. Chr. erzwang von dem
Kaiser 1858 das Versprechen, China den Fremden zu offnen
und die Verkündigung des Christenthums daselbst zu gestat-
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Ostindien China Europa Gottes China China
17
ten Cii. §. 60). Die verzögerte Erfüllung dieser Zusage ver-
anlaßte neue Rüstungen der Franzosen und Engländer. Sie
eroberten 1860 die Hauptstadt Peking und erzwangen die Be-
stätigung des früheren Vertrags.
6. Die Phönicier.
§. 16. Die Phönicier bewohnten einen schmalen
Erdstrich in Asien am mittelländischen Meere und waren
kein eroberndes, wohl aber ein handeltreibendes und er-
finderisches Volk. Sie waren niemals unter Einem
Oberhaupte vereinigt, sondern bildeten einen Bundes-
staat, an dessen Spitze die bedeutendste Stadt (Anfangs
Sidon, nachmals Tyrus) stand. Durch ihren Handel
kamen sie mit vielen fremden Ländern in Berührung und
legten daselbst Kolonieen an, so in Spanien: Gades,
Tartessus, Carteja; in Afrika: Utica, Carthago (um
880 v. Chr.), Leptis; auf den Inseln Malta, Sicilien,
Sardinien :c.; sie segelten durch die Säulen des Her-
cules (die Meerenge, welche Spanien von der gegen-
überliegenden afrikanischen Nordspitze trennt), besuchten
die britischen Inseln und gelangten in die Nordsee.
Lange blieben sie das hauptsächlichste unter den Handels-
völkern; als aber das ägyptische Alerandria aufblühte
und das selbstständig gewordene Carthago viele phöni-
cische Pflanzstädte in Besitz genommen hatte, ging all-
mählich die Macht und der Einfluß der reichen phönici-
schen Handelsplätze unter.
Durch Cyrus oder seinen Sohn Kambyses kam das
Land unter persische Botmäßigkeit, wurde dann von
Alexander d. Gr. (332 v. Chr.) verwüstet und war
nach dessen Tode ein beständiger Gegenstand des Streites
zwischen Syrien und Aegypten, bis es, wie diese, den
Römern zufiel.
Das Land der Phönicier zog sich nördlich von Palästina
etwa 25 Meilen lang, 5 Wl. breit an dem mittelländischen
Meere hin. Die berühmtesten Städte waren Aradus (auf
2
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier]]
Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Alexander_d Alexander Palästina
Extrahierte Ortsnamen: Peking Asien Tyrus Spanien Tartessus Carteja Afrika Utica Malta Sicilien Sardinien Nordsee Syrien
19
(um 656) erweiterte es durch Eroberuugen und unter-
warf namentlich die Perser. Cyarares, sein Sohn und
Nachfolger, griff in Verbindung mit dem babylonischen
Könige Nabopolassar die Assyrer an, besiegte sie und
zerstörte ihre Hauptstadt Ninive (um 606). Während
seiner Regierung fielen die Scythen von Norden her in
Medien ein und setzten sogar Aegypten in Schrecken,
dessen König Psammetich sie durch Geld zum Rückzüge
bewog. Astyages war der letzte medische König. Er
wurde von den abgefallenen Persern unter Cyrus bei
Pasargadä 560 besiegt und gefangen genommen, und
die Meder machten seitdem einen Theil des großen per-
sischen Reiches aus.
Die Wohnsitze der Meder lagen am kaspischen Meere.
Der nördliche Theil (Klein-Medien) war unfruchtbares Ge-
birgsland, der südliche (Groß-Medien) dagegen eine fruchtbare
Ebene. Die wichtigsten Städte waren die Hauptstadt Ekba-
tana am Abhanae eines Hügels, aus welchem die königliche
Burg lag, und Nysa.
Die Meder beteten die Gestirne an. Zoroaster tum 600
v. Chr.) verbesserte ihre Religion. Seine Lehren find in der
Iendavesta (göttliches Wort) niedergelegt. Nach ihm ist die
Welt in zwei Reiche getheilt: in das Reich des Lichts, den
Sitz der guten Geister, wo Ormuzd regiert, und in das Reich
der Finsterniß oder den Sitz der bösen Geister unter Ahriman.
Der unaufhörliche Kampf des Guten mit dem Bösen wird
mit dem Siege des Guten endigen.
8. Die Perser.
§. 18. Um das Jahr 560 v. Chr. wurde Cyrus,
aus dem edlen Geschlechte der Achämeniden, Anführer
sämmtlicher Stämme der Perser, eines früher den Assy-
rern, damals den Medern unterworfenen Gebirgsvolkes.
Er unternahm es, sie von dieser Abhängigkeit zu be-
freien. In einer siegreichen Schlacht bei Pasargadä
überwältigte er die Meder, bekriegte mit gleichem Glück
2*
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Psammetich Cyrus Ahriman Cyrus Cyrus
21
an dem sich die Maffageten berauschten und in diesem Zustande
von den Persern überfallen und theils getödtet, theils gefan-
gen wurden. Ein Sohn der Königin Tomyris war unter
den Gefangenen und tödtete sich selbst, Tomyris aber sammelte
ein neues Heer, griff die Perser an, schlug ,sie, und Cyrus fiel
in der Schlacht. Seinen Kopf ließ die Königin in einen mit
Menschenblut gefüllten Schlauch werfen und rief dabei aus:
„Sättige dich nun mit dem Blute, nach dem du immer ge-
dürstet hast!"
§. 19. Auf Cyrus folgte sein Sohn Kambyses
(529—522), der den ägyptischen König Psammetich 525
bei Pelusium besiegte und ganz Aegypten mit leichter
Mühe unterwarf. Mit der ihm eigenen Härte behan-
delte er nicht allein die Besiegten, sondern ließ auch sei-
nen Bruder Smerdes ermorden, weil er glaubte, dieser
strebe nach der persischen Herrschaft. Auf die Nachricht,
daß ein dem Ermordeten sehr ähnlicher Magier die
königliche Würde an sich gerissen habe, wollte er nach
Persien zurückeilen, verwundete sich aber unterwegs, als
er mit gezogenem Schwert zu Pferde stieg, und starb
522 v. Chr. Der falsche Smerdes (Pseudo-Smerdes)
regierte nur 9 Monate lang; er fiel als das Opfer
einer Verschwörung, und Darius Hystaspiö folgte
ihm (521—485). Er verbesserte die innere Einrichtung
des Staates, den er in 20 Statthalterschaften (Satra-
pieen) eintheilte, dehnte die Grenzen des Reiches noch
weiter aus und befestigte die Eroberungen des Cyrus,
indem er einen Ausstand der Babylonier und der Grie-
chen in Kleinasien dämpfte. Diese, von den europäischen
Griechen (namentlich von Athen und Eretria) unter-
stützt, waren unter dem Statthalter von Milet, Arista-
goras, (500) abgefallen und hatten Sardes verbrannt,
wurden aber von der Uebermacht der Perser bald wie-
der unterworfen (494). Darius beschloß, die europäi-
schen Griechen für die den Kleinasiaten geleistete Hülfe
zu züchtigen; das Unternehmen mißlang aber. Deßhalb
rüstete sein Sohn ierres I. (485—467) aufs Neue
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T37: [Athen Athener Flotte Perser Stadt Spartaner Schiff Heer Schlacht Sparta], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Psammetich Darius_Hystaspiö Darius Cyrus Darius