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einem großen Becken oder einer Mulde („Thüringer Mulde"). Die
tiefste Stelle des Beckens, die eigentliche Thüringer Ebene, zieht sich,
durchschnittlich 4 Meilen breit, bei 160 bis 200 m Meereshöhe, oft-
lich vom Eichsfelde zwischen der Hainleite und Erfurt hin; die Un-
strut durchfließt sie, Sömmerda liegt ungefähr in der Mitte. Nach
dieser Vertiefung hin stuft sich die hügelige Landschaft ab („Thü-
ringer Stufenland"), und Flüsse, z. B. die Gera, die Wipper und
Bäche brechen nach ihr durch. Den Südrand dieses Beckens
bildet eine Hochebene, die mit wenigen Unterbrechungen westlich von
der sondershänser Parzelle Geschwenda längs des Thüringerwaldes
bis Rudolstadt läuft und den Norden unserer Oberherrschaften zum
größten Teile bedeckt. Seine höchsten Kuppen, die im Schwarz-
burgischen liegen, sind: der Reinsberg bei Plane (584 m), wo
Kaiser Rudolf eine Raubburg 1200 zerstört haben soll, und der
Sing erb e rg bei Singen (588 m) mit herrlicher Rundsicht. Auf
diesem ist uach der Sage ein Schloß versunken. Die Wundermär
berichtet darüber folgendes: Benachbarte Raubritter, die durch
Schlemmerei in bittre Armut geraten waren, erschlugen den reichen
Besitzer der Singerburg. Von dort aus beraubten sie Erfurter Mönche,
die von einer Betfahrt nach Paulinzella zurückkehrten, ihrer Kleider.
Nur einen von ihnen nahmen die Ritter zur Kurzweil mit hinauf in
die Burg, und das war Dr. Luther. Einst, als die berauschten Ritter
in tiefen Schlaf versunken sind, entflieht Luther, verflucht wiederholt
die Burg, und sie versinkt mit den Zechbrüdern tief im Berge.
Eine Vertiefung auf dem Berggipfel zeigt noch den Ort der ehe-
maligen Burg an. — Andere Höhen sind der schön bewachsene Wil-
l ingerb erg, der Steiger bei Keilhau, der Schloßberg bei
Blankenburg. Besonders der letztere ergötzt durch seine Aussicht;
aus ihm liegen die ausgebreiteten, vielbesuchten Ruinen des Greifen-
steins („Blankenburg"), der Geburtsstätte Köuig (Kaiser) Günthers
(geb. 1304). Die allzu magere Hochfläche des „schönen Feldes"
(südöstlich vou Stadtilm) gehört zu diesem Höhenzuge. — Ein nord-
westlicher Ausläufer dieses Randgebirges ist die Geraplatte,
die sich das linke Gerauser entlang bis nach Arnstadt erstreckt und lner
und im Gerathale nach Plaue zu steil abfällt. In sie mündet oas
schroffwandige, von der Weiße durchflössen Jonasthal, am Aus-
gange mit einem von kahlen Bergen umragten Kessel, im Hinter-
qrunde mit einer Felsenzunge, dem sagenhaften Jungfernsprung.
Der Waldsberg in der Parzelle Geschwende ist der höchste Punkt
(715 m); Höhen mit reizender Aussicht sind: der Schloßberg
oder Hausberg bei Plaue mit der Ruine Ehrenburg, die Alte-
bürg (auch Schwedenschanze) bei Arnstadt; in alten Zeiten soll
hier eine Burg gestanden haben. Westlich davon liegen die hohen,
kahlen Pfenni gsberae. Im N. dieses Plateaus lagern (außer-
halb der schwarzburgischen Grenze) die majestätischen Gleich en-
berge mit ihren ehrwürdigen Burgen; dahinter schließen die male-
rischen Seeberge Gothas den Horizont ab. — Jenseits der Saale
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TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Luther Günthers Plaue Gothas
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rungen. Bodenbeschaffenheit und Klima haben den edlen Acker-
bau außerordentlich begünstigt; von ihm nähern sich die meisten
Dörfer; die Gewerbe werden mehr in den Städten betrieben.
Nur den Ortschaften am und auf dem Eichsfelde kann ihr dürftiger
Boden nicht den nötigen Unterhalt gewähren; hier muß der Be-
wohner seinen Verdienst vorzugsweise im Walde beim Holzhauen
suchen. Viele Arbeiter gehen nach Beschäftigung in die Zucker-
fabriken der Magdeburger Gegend („ins Land gehen"). Die Zeit
der Bereitung des Rohzuckers führt den Namen „die Znckercampagne".
Auch werden hier Weberei und Bleicherei stark betrieben. Die
fruchtbaren Fluren der Niederungen erzeugen Getreide und Gemüse
aller Art, auch edle Obstsorten, selbst den Mandelbaum bei Franken-
hausen. Besonders ergiebig sind die Umgebungen Arnstadts und die
Thäler der Helbe und Wipper in ihrem Umlaufe. Der Zuckerrüben-
und Tabaksbau wird namentlich in den Niederungen der U. H. stark
betrieben und ist im steten Wachsen begriffen. Der Weinbau, sonst
hauptsächlich bei Rudolstadt, Blankenburg, Clingen (in der U. H.)
und Frankenhausen betrieben, hat sein Gebiet zum größten Teil
dem Feld- und Gartenbau abtreten müssen; an den steilen Wan-
düngen des rechten Saalufers im Amte Leutenberg bedeckt die Rebe
ansehnliche Strecken. — Die Rindviehzucht, noch mehr die Schaf-
zncht werden sehr gepflegt; die Pferdezucht hat besonders in der
U. H. einen bedeutenden Ausschwung genommen.
An Salzquellen ist die schwarzburgische Hügellandschaft
reich; wer sollte nicht von der „Frankenhäuser Butter"*) gehört
haben? Das Mineralreich liefert außerdem: Knpfer und treff-
liche Mühlsteine auf dem Kyffhäuser, Braunkohlen bei
Frankenhausen und Bendeleben, wenig Marmor und Alabaster
bei Badra. Tuffstein besonders bei Greußen und Klingen in
der sonderhänsifchen U. H. und in der O. H. bei Schaala, Torf
auf mehreren Stellen z. B. bei Greußen. An Sand-, Kalk- und
Gipsbrüchen ist selbstverständlich kein Mangel. Merkwürdig sind
die vereinzelten Partieen und Blöcke von Granit, Syenit, Quarz ?c.
bei Spier, Greußen und andern Orten. — Versteinerungen
kommen in Masse vor, namentlich im Muschelkalke, der den größten
Teil der Hainleite und des Jlmgebietes bedeckt und bei Rudolstadt
und Blankenburg am weitesten südlich reicht. Es finden sich darin
Fischreste, Ammoushörner (von den Gehäusen**) ausgestorbener Weich-
tiere, wie unsere Schnörckelschnecken, herrührend), viele Muscheln,
die sogenannten Bonifaziuspfeunige (versteinerte Stielgliedchen von
Seelilien, in Gestalt kleiner Pfennige***) :c. Bei Schlotheim und
*) Scherzhafte Bezeichnung für das Frankenhäuser Salz.
**) Diese haben Ähnlichkeit mit den Widderhörnern des Jupiter Ammon,
einer Gottheit, welche die Libyer in Afrika unter Gestalt eines Mannes mit
Widderhörnern verehrten.
***) Nach der Sage zahlte Bonifacius mit denselben in Ermangelung des
Geldes.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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als selbständiger Zufluß oberhalb Artern (preußische Stadt) zur
Unstrnt tritt. Um dem Salzwerke in Frankenhausen die nötige
Wasserkraft zu verschaffen, leiteten Mönche schon im 12. Jahrhundert
diesen Arm, „Kleine Wipper" genannt, durch einen uuter dem
Hansenberge ins Bendeleber Thal führenden Tunnel ab und setzten
sich dadurch ein ruhmvolles Denkmal für alle Zeiten. Über den
Bendeleber und Thaleber oder Segelbach hinweg tritt die kleine
Wipper unter dem neuen Namen „Frankenhäuser Wipper" in die
alte schwarzburgische Salzstadt; gewürzt durch die abfließende Sole,
führt sie unter der Stadt bis zur Mündung den Namen „Sol
graben." Salzflora (die dem Salzboden eigentümlichen Gewächse)
tritt hier auf. Die eigentliche Wipper („große Wipper") durch-
bricht zwischen Sega und Günserode die Hainleite, berührt die auf
preußischem Gebiete gelegene sondershäusische Domäne Kannawurf
und wird bei Sachsenburg von der Unstrnt aufgenommen.
4) Den Riedgraben; er entquillt dem Schöße der Pfingst-
berge unweit des fürstlichen Jagdschlosses Rathsfeld, begrüßt die
Dörfer Udersleben und Jchstedt und mündet bei Artern.
An größeren stehenden Gewässern sind besonders die Ober-
Herrschaften reich. Die karpfenreichen Teiche im Bezirke Gehren und
die ehemaligen Klosterteiche bei Panlinzelle umfassen allein mehrere
hundert Morgen*). Die künstlich aufgestauten Flotzteiche des Waldes
ersetzen die Bergseeen. Das größte, jedoch jetzt gäuzlich trocken
liegende Wasserbecken der Unterherrschaft ist der gegen 145 Acker
(3700 a) haltende ehemalige Klo sterteich bei Güttingen, schon
1411 ein See genannt. Das klare, reine, sauerstoffreiche Wasser
des Waldes wird mit Erfolg zu künstlicher Forellenzucht beuutzt. —
Rudolstadt und Blankenburg oesitzen besuchte Kalkwasser- und Fich-
tennadel-Damps-Bäder, ersteres auch ein Sand- und römisches Bad,
Frankenhausen und Arnstadt Solbäder, dieses außerdem Fluß-, Mutter-
laugen-, Kiefernadel-, Kräuter-, Douche-, Dampf- und Dunstbäder.
Anhang.
Uberftcütstasek äer sließencken Gewässer.
Die Saale empfängt links:
1) die Lothra (Quelle: Frankenwald),
2) die Loquih (Frankenwald) rechts mit der Sormitz
(Frankenwald),
3) die Schwarza (Thüringerwald),
rechts mit a) Habichtsbach, links mit b) Alsbach, e) Masse,
d) Oelze, rechts mit e) Katze, f) Weißer Schwarze, links
mit g) Breitenbach, rechts mit h) Menselbach, links mit
i) Junkerbach, j) Finkenbach, rechts mit k) Mellenbach,
links mit I) Mankenbach, rechts mit m) Lichte rechts mit
*) 1 Morgen — 25,5 a
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TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
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Mehlspeisen vor; das Fleisch ist ihnen keine (Seltenheit. Wie mager
find dagegen die Gerichte der meisten Gebirgsbewohner! Die gut
schmeckende, aber wenig nährende Kartoffel spielt hier die Hauptrolle.
Kennst du das Land, wo die Kartoffel blüht,
Aus dunklem Grün der Tanne Zapfen glüht,
Ein kühler West vom heitern Himmel weht,
Die Buche still und hoch die Fichte steht?
Kennst du das Land? Tahin, dahin,
Zum Heimatsland, ach möcht ich gerne ziehn,*)
Das liebe Brot, oft mit Kartoffeln gebacken, ist in den armen
Hütten gewöhnlich nur Zukost, und die Mutter hängt notgedrungen
auch den folgsamen Kindern^ den Brotkorb hoch. Fleisch kommt' in
vielen Haushaltungen nur Sonntags und auch da in kleinen Por- ,
tionen auf den Tisch; um den Fleischgeschmack nicht bald verwischt
zu sehen, bilden die knappen Fleisch'bifsen gewöhnlich den Schluß
des Mahles. Eine Ausnahme machen in manchen Waldorten die
Holzhauer und Köhler; die essen im Sommer täglich dreimal —
Mehlbrei, auf dem aber auch immer die Fettaugen zu zähleu sind.
Die „Frankenhäuser Butter"**) ist, wie so oft, die Haupt- oder gar
die einzige Zuthat. Uuter den vieleu Kartoffelgerichten stehen die
weithin berühmten Klöße („Knolle" oder „Knödel" aus fräukisch)
oben an; Sonntags wenigstens müssen sie auf dem Tische dampfen.
Ihr Name „Erdäpfelkloß ist die Löfuug zu dem Rätsel von A.
Sommer:
„Es sinn vier Silben: De ärschte ös rond; de zwäte un drötte besamm —
ös a rond; de erschte, zwäte un drötte besamm —' ös a rond; de verte ös a
rond; un alle viere besamm ös a rond".
Die wilden Erzeugnisse des „Feldes und Forstes", als: ver-
schiedene Kräuter (Kohl), Heidelbeeren, hauptsächlich Schwämme
weiß die Kochkunst der Waldfrauen für die Küche vortrefflich zu
verwerten. Lieblingsgetränke find bei allen Bewohnern Bier und
Kaffee, der bei den Armen häufig eine ans Runkelrüben und (Sichorte
gebraute Brühe ist. Mit dem Branntwein halten es leider auch ..
viele. Das Tabakrauchen, zur Zeit des dreißigjährigen Krieges
von spanischen, holländischen und englischen Kriegsvölkern einge-
schleppt, übten zuerst Studenten und Soldaten. Obwohl die Geist-
lichen die Tabakspfeifen „Höllenschlöte" nannten, wurde das Rauchen
trohdem allgemeine Gewohnheit des männlichen Geschlechts.
Die nationalen Volkstrachten hat die Mode fast ganz ver-
drängt. In entlegenen Dörfern finden sich höchstens einige Greise,
die unbeirrt bis zur Gruft ihrem Dreimaster (dreieckigem Hut),
ihrem Pelzbartel, ihren ledernen Kniehosen und Gamaschen,-ihren
langen, großknöpfigen Röcken treu bleiben, und wenige betagte
Frauen, die sich ihres altthüringischen Krückeumautels uicht schämen.
Der glatte Faltenmantel ist in Ausnahme gekommen. Das sonst
*) Erste Strophe des Thüringer Waldliedes s, Seite 3.
**) Scherzhafte Bezeichnung für das Frankenhäuser Salz.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
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. Das rudolstäd tische Militär bildet das 3. Bataillon
(Füsiliere) des 7. Thüringischen Infanterieregiments No. 96 (Stab
und 1. Bataillon in Altenburg, 2. Bataillon in Gera), der 16.
Brigade (Eommando Erfurt), der 8. Division (Erfurt), des 4. Armee-
corps (Magdeburg), der 2. Armeeabteilung (Berlin); das sonders-
häusische das 1. Bataillon (Musketiere) des 3. Thüringischen
Infanterieregiments Nr. 71 (Sitz Erfurt), der 15. Brigade (Sitz
Erfurt), derselben Division :c. Ein jedes der Bataillone hat 1001
Kops Kriegsstärke. Das sondershänsische Militär liegt in 3 Käser-
nen, das rndolstädtische in 1 Kaserne und in Bürgerquartieren.
It. Die Fürstenhäuser.
Der Ursprung des sch w arzburgischen Regentenhauses läßt
sich nicht mit Sicherheit nachweisen; so viel steht jedoch fest, daß die
Wurzel dieses stattlichen Herrscherstammes weit zurück reicht in die deutsche
Geschichte. Unsere Fürstenhäuser sind entweder aus dem Hause Kevern-
bürg, das seinen Sitz bei Arnstadt aus der in Trümmern liegenden Kevern-
bürg hatte, hervorgegangen, oder die kevernburgischen und schwarzbnrgischen
Grafen entsproßten demselben Stamme. Für letzteres sprechen die Verwechse-
lungen ihrer Namen und ihr gemeinsames Wappen (ein gekrönter goldener
Löwe im blauen Schilde). Schon zu den Zeiten Ludwigs des Bärtigen, des
Stammvaters der thüringischen Landgrafen, der unter Kaiser Conrad Ii.
(1039) nach Thüringen kam, muß das kevernbnrg-schwarzburgische Haus aus-
gedehnte Ländereien besessen haben; von den Grafen Günther von Kevern-
burg und Biso von Gleichen erkaufte der Bärtige die Walddörfer Altenberga
und Reinhardsbrunn und nahe liegende Güter.
Der älteste Graf, über den man bis jetzt die sicherste Kunde hat. ist
Graf Sizzo, 'von einigen Geschichtsschreibern Sizzo der Dritte genannt,
ein Zeitgenosse Barbarossas (1150). Er heißt bald Graf von Kevernburg,
bald Graf von Schwarzburg, bald Graf von Thüringen. Seine Mutter war
eine russische Prinzessin. In dem von ihm gestifteten Kloster zu Georgenthal
bei Gotha liegt er begraben. Sizzo hinterließ 2 Söhne: Günther Iii.
(Vi.), Gründer des Hauses Kevernburg, das 1385 erlosch, und Hein-
rich I. (Vi.)**), Stifter des noch fortblühenden Hauses Schwarz bürg.
Heinrich Iii. (Viii.), ein Zeitgenosse Kaiser Friedrichs Ii., nahm zuerst den
Titel „von Gottes Gnaden" an, um die Würde eines freien Reichsstandes
zu bezeichnen, -j- 1259 (S. Geschichtszahl 1227).
Heinrich V. (X.) -j- 1285, ist der Begründer der Linie Blanken-
burg, welche die anderen Verzweigungen*) des schwarzbnrgischen Hmscher-
*) Der schwarzburgische Geschichtsschreiber Jovius nennt diesen Heinrich den
Sechsten; Andere nennen ihn Heinrich den Ersten, da sich Grafen dieses
Namens vor ihm nicht geschichtlich nachweisen lassen. Deshalb weicht auch bei
den folgenden Grafen dieses Namens die Zahlbezeichnung immer um fünf ab.
In den vorhandenen Urkunden ist kein unterscheidender Beiname zu finden.
**) Diese sind: die Linie Rabenswalde, ältere und jüngere Linie Kevernburg,
die Linien Schwarzburg - Schwarzburg , Schwarzburg-Wachsenburg und Schwarz-
burg-Leutenberg.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Ludwigs Conrad_Ii Günther Graf_Sizzo Barbarossas Barbarossas Graf_von_Schwarzburg Sizzo Günther Schwarz Heinrich_Iii Heinrich Friedrichs Heinrich_V. Heinrich_V. Jovius Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Altenburg Gera Erfurt Magdeburg Berlin Erfurt Erfurt Arnstadt Kevern- Kevernburg Gotha Kevernburg Gottes Schwarzburg_-_Schwarzburg Schwarzburg-Wachsenburg
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— Iv —
Ke nntnis des Wohnortes mit seiner nächsten Umgebung und des Heimatslandes
verbinden. Um diese Runde zu vertiefen und zu vervollständigen, darf sie auf
den höheren stufen nicht ganz unberücksichtigt bleiben; auch dieses wissen muß
sich konzentrisch erweitern. Cin tieferes Verständnis für die geographische Lage,
für die geologischen und staatlichen Verhältnisse des Wohnortes und für andere
schwierige geographische partieen kann erst dem reiferen Kindesalter zu-
gemutet werden. Können keine besonderen Stunden für den heimatkundlichen
Unterricht in den oberen Klaffen eingestellt werden, so berücksichtige man den-
selben bei dem allgemeinen erdkundlichen insofern, daß die entsprechenden partieen
der entlegenen Lerne mit denen- der Heimat in parallele gestellt werden; und
die Nähe wird so immer wieder ein erleichterndes (resp. beleuchtendes) Spiegel-
bild der Lerne.
Die Benutzung dieser Heimatskunde geschehe immer nach dem weisen
Divide et irnpera !*) So gelangt man auch zu der Meisterschaft eines „weisen
Schulmeisters", die stch in der Beschränkung zeigt. „Lieber Beschränkung,
damit Vertiefung möglich sei." In Bezug aus Ausführlichkeit in der Behaud-
lung halte man ungefähr folgende Ordnung fest. Den höchsten Rang nimmt
immer der Wohnort mit feiner nächsten Umgebung ein; jedes Objekt, das
dieses Terrain enthält, muß wo möglich betrachtet und auf geographischen
Exkursionen an Grt und stelle angeschaut werden. „Recht sehen macht den
Künstler. Man habe auch tausendmal von einem Gegenstande gehört, das
Tiaentümliche desselben spricht zu uns nur aus dem unmittelbaren Anschauen."
(Göthe). Auf zweiter Stufe stehen: die Hauptstadt und die Nachbarorte, auf
dritter die anderen Städte und fernliegende Ortschaften, die in Verbindung mit
dem Heimatsorte stehen (z. B. durch Handelsbeziehungen) oder fönst weger einer
Merkwürdigkeit Beachtung verdienen. Diese Rangordnung halte man sowohl
bei den physischen, als auch bei den politischen Verhältnissen der Heimat fest;
jene, als bleibende, sind mehr zu betonen, was auch den Verf. bewog, die Grt-
fchaften hydrographisch zu ordnen.
Der Lehrer muß natürlich selbst Herr des Stoffes und in der Heimatskunde
hinreichend bewandert sein und nach einem festen Plane im Lehrzimmer und
bei den Spaziergängen verfahren, wo der Raum und der Charakter des
Schriftchens eingehende Behandlung verbot, schaffe der Lehrer eine solche.
Der politisch-statistische Anhang giebt unter anderem dem Lehrer ein Hilfs-
mittel dazu, die Bevölkerungsdichtigkeit für einen Bezirk, eine Ortschaft, ja
selbst für jede Wohnung feststellen zu lassen.
Die stch durch saubere, genaue Zeichnung und seine Darstellung auszeich-
nende Karte wird gewiß jedermann willkommen sein. Sie ist das wert meines
Lreundes und Kollegen, des Oberlehrers Rich. Merten in Sondershausen.**)
Dieselbe, sowie das revidierte, gut gestochene Wappen (berichtigt und neu an-
gefertigt nach dem Lürstendiplom vom z. Juni J7|0) und der deutliche Druck
beweisen, daß die Verlagsbuchhandlung keine Kosten scheute, das werkchen recht
brauchbar zu machen.
herzlichen Dank allen, die dem versasser bei dieser Ii. Auflage behilflich
waren, namentlich meinem Kollegen, dem Herrn Kantor A. Hirschfeld in
Immenrode für die reichen Notizen über die rudolst. Unterherrschaft.
Auch in seiner neuen Gestalt gehe dieses Zchriftchen hinaus, einem schlich-
ten Landmanne gleich, ausstreuend aufs neue den Samen echter Liebe zur
Heimat, auf daß man allerorten in Wahrheit singen und sagen möchte:
„Traute Heimat meiner Lieben!" D. v.
*) Teile und du wirst herrschen!
**) Eine Wandkarte der Heimat ist notwendiges Hilfsmittel beim Unterrichte in
der Heimatskunde. Vortrefflich ist die ebenfalls von Oberl. R. M. gezeichnete Wand-
karte über unsere U.-H. 1871. Selbstverl. Pr. 5,50 M. Eine Wandk. über die
Oberherrschaften will er nächstens folgen lassen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
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Die Jürstentünrer Schnxarzburg - Mudotstcröt
und Schnxarzburg-Sonderkäufen.
I. Lage, Grenzen, Bestandteile und Größe.
Unsere beiden Fürstentümer liegen in Thüringen, dem Herzen
Deutschlands. Auf der Karte Thüringens sich zurecht zu finden
ist keine leichte Sache; die Landesgrenzen lausen gar zu bunt und
kreuz und quer durcheinander, und die Zerstückelung hat nicht ihres-
gleichen. Zu dieser Buntfarbigkeit trageu die schwarzburgischeu Lande
ihr gutes Teil bei. Sie bestehen aus der Ober- und der Unter-
Herrschaft; an jeder haben beide Fürstenhäuser Anteil. Jene
liegt am Nordostabhange des Thüringerwaldes zwischen großherzogl.-
und herzogl.-sächsischen, preußischen und reußischeu Besitzungen; diese,
südlich vom Harz gelegen, wird meist von der preußischen Provinz
Sachsen, nur im So. von dem weimarischen Amte Oldisleben und
im W. von dem gothaischen Amte Völkenrode begrenzt. Jede dieser
Herrschasten bildet wiederum kein geschlossenes Ganze.
Die rudolstädter O. H. zerfällt
1) in das Hauptland, von wel-
chem die alteuburger Exklave Am-
melstedt umschlossen wird, 2) in
das durch das meining'sche Für-
stentnm Saalfeld abgetrennte
Amt Leutenberg und 3) bis
6) in 4 Exklaven: W e i ß b a ch im
So. vom Hauptlande, Angel-
rode im W., Elxleben und
Öströda im N.
Die rudolstädter U. H. besteht
1) aus dem größeren Gebiete
mit Frankenhausen und 2)
und 3) aus deu 2 Parzellen:
Schlotheim und Immen-
rode mit Straußberg. j
Das Fürstentum Schwarzburg- ;
Rudolst. hat also 9 getrennte Teile.
Die Ober- und Unterherrschaften sind in ihren äußersten End-
punkten 6 Stunden von einander entfernt.
Wallenhauer, Heimatskunde. 1
Die sondershäusische O. H. be-
steht 1) und 2) aus dem durch
rudolstädter Gebiet getrennten
Bezirke Arnstadt und Gehren
und 3) und 4) aus den 2 Par-
zellen: Rock hausen im N.,
und Geschwenda im W. jener
beiden Bezirke.
Die sondershäusische U. H.
bildet ein zusammenhängendes
Ganze.
Das Fürstentum Schwarzburg-
Sondershausen hat folglich 5 ge-
trennte Gebietsteile aufzuweisen.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
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Die Größe der gesamten schwarzburgischen Lande beläuft sich
auf 180 253 ha 71 a 28 □ m oder 32 Quadrat-Neumeilen und bald
254 da mit 151403 Einwohnern*), die in 17 Städten, 12 Markt-
flecken und 228 Dorfgemeinden wohnen.
Die größte Ausdehnung hat die O. H. in der Haupt-
masfe von S. nach N., (der füdlichste Ort: Alsbach am Rennsteige,
der nördlichste: Elxleben), die U. H. von W. nach O. (der West-
lichste Ort: Keula, der östlichste: Ringleben).
Die Fürstentümer liegen zwischen 50" 10' 26" und 51° 26' 25"
nördlicher Breite und zwischen 28" 10' 4" und 29° 18' 29" östlicher
Länge von Ferro.
Ii. Die Landschaften.
Gebirge. Gewässer.
1. Uebersicht der Gebirge.
Das Hauptgebirge unserer Fürstentümer, zugleich das wich-
tigste Gebirge ganz Thüringens, ist der Thiiringerwald, der im
So., vom Wetzsteine bei Lehesten ab bis zur Saale den Namen
Frankenwald führt; an seinem Nordostabhange liegt der südliche
Teil der O. H. Er streicht südlich bis zur Werra; weiter östlich
verliert er sich in der Hochebene des Frankenwaldes, zwischen ihm
und dem Fichtelgebirge gelegen. Die Grenze seiner nördlichen und
nordöstlichen Ausläufer bezeichnet eine von Eisenach über Ohrdruf,
Plaue, Paulinzella, Blankenburg bis zur Schwarzamündung gezogene
Linie; von hier ab bis zur Einmündung der Selbitz setzt die Saale
die Grenzlinie fort. Nordöstlich von dieser Linie breitet sich zwischen
dieser und dem Harze, der Werra und Saale das Thüringer Hiigel-
land aus. Dasselbe steht durch das Eichsfeld mit den Weserbergen
in Verbindung. Dieses Hügelland bedeckt den nördlichen Teil der
O. H. und die ganze U. H; der größte Teil desselben ist preußisch
und herzogl.-sächsisch; nur die beiden nordöstlichen Züge (Hainleite
und Windleite mit Kyffhänsergebirge) sind fast ausschließlich schwarz-
burgisch. Rechts von der Saale (bei Cumbach, einem 1 Viertel-
stunde südlich von Rudolstadt gelegenen Dorfe) reihen sich die
Heideberge mit dem Kulm an, und an diese schließt sich saal-
aufwärts der Saalwald, der einen kleinen Teil des Leutenberg er
Amtes bedeckt.
2. Die Gebirge im besonderen,
a) Der Thüringerwald.
Er ist eins der schönsten Ketten-Gebirge unseres großen Vater-
landes. Gottes Hand hat über ihn viele Naturschönheiten ausge-
gössen. Er bietet großartige Ansichten, Naturmerkwürdigkeiten und
*) Nach der Volkszählung vom 1. Tecember 1880.
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Regionen (OPAC): Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Königsee (aus den Amtsgerichtsbezirken Königsee und Oberweißbach
bestehend), Frankenhausen (die Amtsgerichtsbezirke Frankenhausen
und Schlotheim umfassend).
a) Oberherrschaft.
Auf sie kommen 6 Städte, 8 Marktflecken, 134 Dörfer, 9026
Wohnhäuser, 13500 Haushaltungen mit 62 936 Einwohnern, 5 Amts-
gerichtsbezirke, 2 Landratsämter.
I. Ortschaften im Saalthale: (Nr. 1 bis 12).
1. Rudolstadt, Haupt-, Residenz- und Garnisonstadt, auf dem
linken Ufer der Saale, über die hier eine schöne steinerne Brücke
führt, 8747 Einw. in 727 Häusern und 2075 Haushaltungen.*)
Durch ihre reizende Lage und durch ihre an Naturschönheiten so
reiche Umgebung dürste sie unter allen thür. Residenzen die am
meisten begünstigte sein, und mit Recht sagen ihre Bewohner:
„'s giht doch nischt iber Rudolstadt". Schiller schrieb darüber an
Körner: „Die Gegend ist außerordentlich schön; ich bin sehr über-
rascht worden." Halbmondförmig lagern ihre meist geraden, breiten
Straßen am Fuße des Schloßberges, aus dem die vielsensterige
„Heidecksburg" wie eine Beherrscherin der Stadt und des Thales
thront. Dieses Schloß faßt eine schöne Kirche, prachtvolle Säle,
besonders den reichgeschmückten Festsaal mit wertvollen Gemälden,
Sammlungen von alten kostbaren Gefäßen (darunter namentlich
die sehr wertvollen Emailgefäße im kleinen Säulensaale), seltenen
Waffen und Gemälden, eine reichhaltige Silberkammer mit einem
Silberaufsahe, welchen die Beamten des Landes dem Fürsten Fried-
rich Günther zu seinem fünfzigjährigen Regieruugsjubiläum (1864)
verehrten. Auf diesem Schlosse zwang Katharina die Heldenmütige
den blutdürstigen Herzog Alba, der bei ihr srühstückte, durch das
Drohwort: „Fürstenblut für Ochfenblnt", ihren Unterthanen das
geraubte Vieh zurückzugeben. Hier barg diese heldenmütige Gräfin
mehrere Monate hindurch den Prediger Kaspar Aquila aus Saal-
seld, aus dessen Kops Kaiser Karl V. einen Preis von 5000 Gulden
gesetzt hatte. — Im Schloßhofe war 1793 das letzte aller Turniere;
der Schloßgarten, zum teil Naturpark, zum teil mit künstlichen An-
lagen und Springbrunnen geschmückt, bietet herrliche Aussichten.
Am östlichen Fuße des Schloßberges die Ludwigsburg mit einem
Naturalieukabiuet. das seltene und kostbare Exemplare, besonders
aus der Tierwelt enthält. Daneben die 1879 gut restaurierte Stadt-
kirche, „Andreaskirche zur Ehre Gottes" genannt; eine der schönsten
Kirchen Thüringens, im spätgotischen Stile erbaut; sie hat einige
bunte Fenster mit figürlichen Darstellungen (Kreuzigung und Auf-
*) Die Bestimmungen der Einwohnerzahl nach der Volkszählung vom
1. December 1880.
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hier herrschen die Grauwacke (ein thoniges, sandsteinartiges Gestein)
und der Thonschiefer vor. Die nordwestliche Halste bildet dagegen
eine schmale, geschlossene Bergkette mit bedeutenden Gipfeln; Urge-
birge oder Massengestein (Granit, Porphyr :c.) ist hier herrschend.
Obschon die höchsten Bergkuppen (Beerbera 986 m, Schnee-
kopf 977 m, Jnselsberg 917 m) nicht auf schwarzburgischem Gebiete
thronen, so hat dasselbe dennoch eine Reihe ansehnlicher Gipfel auf-
zuweisen, z. B.:
Auf rudolstädter Seite: den großen Farmdenkopf (höchste
Zinne des 5 Stunden im Umfange haltenden Wurzelberges bei Katz-
Hütte und höchster Gipfel unserer Fürstentümer), 870 m, mit seinen
mehr als 300 Jahre alten Riesentannen, von denen eine einzige
60 bis 70 Raummeter Holz liefert*); den Rollkops bei Scheibe
840 m; den Lindigskopf bei Katzhütte, 744 in; die Mensel-
bacher Kuppe, 803 m; den Kirchberg bei Oberweißbach, 778 m ;
den Henneberg im Sormitzgebiete, 706 m; die Barigauer
Höhe, 622 m. Der erste und die 4 letztgenannten Berge bieten
entzückende Aus- und Umsichten.
Auf sondershänsischer Seite: den Rehberg, höchsten Punkt
des Landes, 834 m; den Arolsberg am Rennsteige, 840 m; den
Ersteberg, auch am Rennsteige, 840 rn; den Langenberg bei
Gehren, 818 m; den Kienberg bei Öhrenstock, 782 m, beide
mit herrlicher Aussicht; den großen Drei Herrn st ein (811 m)
am Rennsteig, wo Sondershausen, Weimar und Preußen zusammen-
grenzen.
Die Perle der zahlreichen Thäler, die tief in den Kamm ein-
schneiden, ist unser Schwarzathal, dessen Lob in weitester Ferne
erschallt, es ist ein Längenthal. Die übrigen Thäler sind fast samt-
lich Qnerthäler.
Das Klima der „aufdem Walde" gelegenen schwarzbnrgischen
Landesteile ist im ganzen rauh, richtet sich aber natürlich nach
der Meereshöhe, welche der Ort hat, und nach der Richtung der
Thäler. Am mildesteu ist es im Unterlaufe der Schwarza und
Rinne und an der Saale hin, weniger mild bei Gehren und
Breitenbach. Eine Frühlingswanderung giebt das lebendigste Bild
der klimatischen Abstufungen. Während den Wanderer in den Niede-
rungen der volle Frühling anlacht, findet er oft auf dem Gebirge
die vollendetste Winterlandschaft mit riesigen Schneemassen und
lustigem Schneegestöber. Die Winter sind da oben gar streng;
beim Erwachen findet oft der Waldbewohner eine haushohe Schnee-
maner um sein Hütte gebaut. In der rauhen Jahreszeit werden
die meist einstöckigen Häuser, die ohnehin mit Brettern, auch wohl
mit Schiefer beschlagen sind, mit einem dichten Mantel aus Reisig
*) Einige dieser Riesentannen führen, bezeichnet von dem früheren Förster
Liebmann, Namen berühmter Forstmänner und Naturforscher: Cotta, Humboldt?c.
Eine Buche ist ausgezeichnet durch den Namen B. Sigismund.
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