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1. Das Mittelalter - S. 6

1881 - Paderborn : Schöningh
— 6 — Unter den Waldgebirgen erwähnen sie besonders den hercynischen Wald, ein Gesamtname, unter dem sie alle süddeutschen Gebirge bis zu den Karpathen befassen. Von den Flüssen waren ihnen der Rhein (Rhenus) mit dem Main (Moenus) und der Lippe (Luppia), die Weser (Visurgis), die Elbe (Albis), die Donau (Danubius) und einige kleinere bekannt. Die Erzeugnisse des Landes waren spärlich; doch nährten die Wälder viele im jetzigen Deutschland unbekannte Tiergattungen, wie Elentiere, Auerochsen und Bären. Rinder und Pferde waren klein und unansehnlich. Getreide wurde nur für den notwendigen Bedarf angebaut. Die unterirdischen Schätze des Bodens, wie Kupfer und Eisen, waren fast unbekannt und wurden meist nur zur Anfertigung der Waffen benutzt. Ein mehr im Auslande als in der Heimat geschätztes Erzeugnis war der Bernstein {tjxextqov, glaesum, Glas), den schon die Phönizier aus den Ostseeländern geholt haben sollen. § 4. Germanische Volksstämme.1) Tacitus erwähnt drei Hauptstämme der Germanen, die Ingävonen, welche an der Küste der Nordsee wohnten, die Iscävonen an der rechten Seite des Mittelrheins und die Hermionen an der oberen Weser. Wichtiger als die Einteilung in diese Hauptstämme, unter denen die Geschichte keine wesentlich unterscheidenden Merkmale aufweist, scheint die Einteilung in Sueben und Nichtsueben zu sein. Unter den nichtsuebischen Stämmen waren folgende die ausgezeichnetsten: Den Rhein abwärts wohnten 1. die Ubier von Bingen bis Köln, anfangs auf dem rechten Rheinufer, später (36 v. Chr.) von M. Vipsanius Agrippa auf das linke Ufer versetzt. 2. Die Usipier oder Usipeter und Tenchterer, von der Lippe bis zum Rheindelta. 3. Die Sigambrer (Gambrivier) im S. der Lippe. 4. Die Bataver auf der Insel zwischen Rhein und Waal. An der Küste der Nordsee wohnten 5. die Friesen bis zur Emsmündung. 6. Die Chauken bis zur Elbe. Im Binnenlande wohnten 7. die Marsen2) zwischen Lippe und Ruhr, ostwärts von den Sigambrern. 8. Die Brukterer zwischen der Lippe und oberen Ems. 9. Die Amsivarier an beiden Seiten der Ems. 10. Die Angrivarier an der Weser bis zur Aller. \) Kiepert, Atlas antiquus. Tab. Ix. *) Nach Zeuss ’ Deutschland und die Nachbarvölker 8. 86 sind sie identisch mit den Sigambrern.

2. Das Mittelalter - S. 7

1881 - Paderborn : Schöningh
— 7 — 11. Die Cherusker an der mittleren Weser bis zum Harz. 12. Die Chatten, die jetzigen Hessen, vom Zusammenfluss der Werra und Fulda bis zur Mainmündung. — Die Saxonen im N. der Niederelbe, welche gewöhnlich als Vorfahren der späteren Sachsen angesehen werden, finden sich erst gegen Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. bei dem alexandrinischen Geographen Ptolemäus erwähnt. Die Völkerstämme im Süden des Mains und im Osten der Elbe werden mit dem Gemeinnamen der Sueben bezeichnet. Da sie sich noch nicht an eine sesshafte Lebensart gewöhnt hatten, so waren ihre Wohnsitze weniger fest bestimmt. Die wichtigsten unter ihnen waren die Markomannen in Böhmen und dielongobarden an der mittleren Elbe. Zwischen Oder und Weichsel wohnten in vielfach wechselnden Sitzen die Burgunder, Gepiden, Vandalen und Goten, teilweise mit slavischen Elementen versetzt. § 5. Charakter und Sitten1) der Germanen hat der römische Geschichtschreiber Tacitus anziehend geschildert und seinen Zeitgenossen das einfache, unverdorbene Naturvolk gleichsam als Muster vorgestellt. Die Germanen zeichneten sich aus durch wilden Blick, blaues Auge, blondes Haar und gewaltige Körpergrösse. Aber trotz ihrer mächtigen Gliedmassen vermochten sie keine langwierige Anstrengung zu ertragen und konnten Hitze und Durst nicht lange aushalten. Glanz und Bequemlichkeit des Lebens waren ihnen unbekannt; die nördlicher wohnenden kannten nicht einmal den Gebrauch des Geldes. Ihre Tracht war ein Rock mit einer Spange oder einem Dorn über der Brust zusammengehalten, einige trugen auch Tierfelle mit Pelzwerk besetzt. Sie wohnten nicht vereint in Städten oder Dörfern, sondern jeder liess sich nieder, wo ihn ein Wald oder ein Quell zur Ansiedelung einlud. Die Häuser waren schmucklos aus Holz oder Lehm erbaut; die Vorräte an Feldfrüchten wurden in unterirdischen Gruben aufbewahrt. Sie genossen einfache Speise, die Früchte des Feldes, frisches Wild oder geronnene Milch; als Getränk diente ihnen ein aus Gerste oder Weizen gebrautes Bier. Die Bebauung des Ackers blieb den Frauen und Sklaven überlassen. Die Männer trieben das Kriegshandwerk oder ergaben sich der J) Waitz a. a. 0. Bd. 1. w

3. Das Mittelalter - S. 8

1881 - Paderborn : Schöningh
Jagd, welche in den wildreichen Wäldern reichen Ertrag lieferte. Gleich nach dem Schlafe, den sie gewöhnlich bis in den Tag ausdehnten, badeten sie in kaltem, öfter noch in warmem Wasser Dann speisten sie und gingen bewaffnet an ihre Geschäfte und ebenso oft zu Trinkgelagen. Tag und Nacht fortzutrinken brachte keine Schande, und oft entstand blutiger Streit unter den Trunkenen. Auch wichtige Angelegenheiten, Wahl der Oberhäupter, Krieg und Frieden wurden meistens beim Gelage verhandelt, aber erst am folgenden Tage ward der entscheidende Beschluss gefasst. Das Würfelspiel trieben sie mit solcher Leidenschaft, dass sie nach Verlust ihrer ganzen Habe ihre eigene Person und Freiheit auf einen Wurf setzten. Gastfreundschaft übten sie in ausgedehntem Masse; jeder gab nach Vermögen von den Vorräten des Hauses, und waren diese aufgezehrt, so trat der Wirt mit seinem Gaste ungeladen in das nächste Haus, wo ihnen eine gleich freundliche Aufnahme gewiss war. Ausgezeichnet war ihre Sittenreinheit; Vielweiberei war bei ihnen fast unbekannt, nur die Vornehmen gingen bisweilen standeshalber mehrere Ehebündnisse ein. Die Mitgift brachte nicht das Weib dem Manne, sondern der Mann dem Weibe zu; geschenkt wurden nicht Schmucksachen zu weiblicher Tändelei, sondern Ochsen, ein gezäumtes Ross, Schild, Lanze und Schwert, alles Geschenke, welche die junge Frau erinnern sollten, dass sie des Mannes Genossin sei im Frieden und Krieg, in Lust und Gefahr. Die Reinheit der Ehe wurde streng bewahrt, dem seltenen Ehebruch folgte die Strafe allgemeiner Verachtung. Die untreue Frau ward nackt und bloss aus dem Hause gestossen und unter Schlägen aus dem Dorfe getrieben; niemand reichte ihr die Hand zu neuem Ehe-bündniss. Wie bei den meisten Naturvölkern, galt auch bei den Germanen die Pflicht der Blutrache, doch konnte selbst der Mord mit Geld gesühnt werden. Ihre Art des Begräbnisses war prunklos, nur beim Tode der Vornehmen wurden mit der Leiche auch Streitrosse und Waffen verbrannt; das Grab bezeichnete ein einfacher Rasenhügel. Feinere Künste waren ihnen fremd; doch hatten sie Lieder zur Verherrlichung der Götter oder berühmter Helden und kannten auch schon Schriftzeichen (Runenschrift). — So erscheinen die Germanen als ein einfaches Naturvolk, bereits über den Standpunkt des rohen Nomadenlebens erhaben und mit

4. Das Mittelalter - S. 9

1881 - Paderborn : Schöningh
— 9 - dem Ackerbau vertraut, aber noch nicht durch die Reize und Bedürfnisse eines verfeinerten Lebens verweichlicht. Ihr Hauptfehler war die Trunksucht, aber hervorragender waren ihre Tugenden, ihre Sittenreinheit, Treue und mannhafte Tapferkeit, Vorzüge, welche sie befähigten, an Stelle der entarteten Römer die Hauptträger für die geschichtliche Entwicklung der Menschheit zu werden. §6. Kriegswesen. Jeder Freie hatte die Pflicht, die Waflen zu führen, ja die Wehrhaftigkeit wurde als das heiligste Recht des freien Mannes angesehn. Die Hauptwaffen waren die Framea, eine Lanze mit kurzem Schaft und schmalem Eisen, und ein aus Holz und Weiden geflochtener bunt bemalter Schild; das Fussvolk hatte auch Wurfspieße; Schwert, Brustharnisch und Helm waren wenig in Gebrauch. Die Hauptstärke der Germanen bestand im Fussvolk, der schwächeren Reiterei gaben sie durch beigemischte Fusstruppen grössere Kraft. In der Schlacht standen verwandtschaftliche Verbrüderungen zusammen; hinter der Schlachtreihe feuerten von einer Wagenburg herab die Weiber durch ihren Zuruf die Kämpfenden an; sie erquickten die Ermatteten mit Speise und Trank und stürzten sich oft selbst ins Schlachtgewühl. Der erste Angriff geschah mit ungestümer Heftigkeit und unter kriegerischem Geschrei (barritus, Tacitus Germ. 3); aber da es ihnen an nachhaltiger Kraft und kunstgerechter Übung im Kriege gebrach, so unterlagen sie in offener Feldschlacht trotz aller persönlichen Tapferkeit meistens den kriegsgewandten und besser bewaffneten Römern. — Neben dem allgemeinen Heerbann bildeten sich noch besondere Freischaren, die Gefolgschaften. x) Oft sammelte ein durch Tapferkeit hervorragender unternehmungslustiger Fürst (princeps) eine Schar junger Männer als Kriegsgefährten (gereffa? comes, Graf) um sich, zog mit ihnen auf Beute und Eroberung aus oder bot bei den häufigen heimischen Streitigkeiten einem kriegführenden Stamme seine Dienste an. Dem Gefolgsherrn in jeder Gefahr treu beizustehen galt als Ehrenpflicht, ihn zu überleben, wenn er in der Schlacht gefallen war, als die grösste Schande. Diese treue Anhänglichkeit lohnte er durch freigebige Spendung von Waffen und Lebensunterhalt. ') Waitz a. a. 0. I3, 120 ff.

5. Das Mittelalter - S. 10

1881 - Paderborn : Schöningh
— 10 — § 7. Religion.5) Die spärlichen Nachrichten, welche uns Cäsar und Tacitus über die Religion der Germanen mitteilen, werden durch die beiden isländischen Eddas ergänzt. Die Götterlieder der älteren Edda sind um das J. 1100 gesammelt und aus der Runenschrift übertragen; die jüngere ist zum grossem Teile in ungebundener Rede im 13. Jahrhundert verfasst. — Nach der Edda spaltete Alfadur (Allvater, Wuotan) das ursprüngliche Chaos durch seinen Blick in zwei Hälften, in Muspellheim oder Lichtreich unter der Herrschaft des Surtur und in Niflheim oder Nebelreich unter der schrecklichen Göttin Heia (daher Hölle). Aus Wasser und Feuer entstanden dann zwei Ungeheuer, der Riese Ymer und die Kuh Audhumla. Diese leckte aus einem Salzfelsen den Gott Buri hervor, dessen Enkel Odin ist. Odin erschlägt Ymer und aus dessen Riesenleib entsteht das Weltall, aus seinem Schädel das Himmelsgewölbe, aus seinen Haaren die Wälder, aus seinen Knochen die Berge, aus seinem Fleisch die Erde und aus seinem Blute das Meer. Das erste Menschenpaar wurde aus einem Erlenklotz erschaffen, und seinen Nachkommen wurde Mannaheim oder das Menschenreich zum Wohnsitz angewiesen. Die sechs Reiche des Weltalls, Muspellheim, Niflheim, Mannaheim, das Götterreich Asenheim mit der Himmelsburg Walhalla, das Reich der Riesen Jötunheim und das Elfenreich Elfheim werden von der Weltesche zusammengehalten, welche sich durch alle diese Reiche erstreckt. An den Wurzeln derselben nagt ein Drache, auf der Spitze sitzt ein Adler als Zeichen der Vollendung, und zwischen Adler und Drachen läuft ein Eichhörnchen, das Sinnbild der nimmer rastenden Zeit, beständig hin und her. Wenn der Drache die Wurzeln des Baumes durchnagen wird, so entsteht das Weitende Muspilli; die Riesen stürmen Asenheim, die Regenbogenbrücke zwischen Himmel und Erde stürzt zusammen, das ganze Weltall und selbst die Götter gehen in dem allgemeinen Brande, dem Ragnarök, unter. Nur Allvater überlebt den Graus der Zerstörung und wird ein neues, seliges Weltalter schaffen, in dem kein Übel sein wird. Die Götter der Germanen waren ursprünglich nur Personifikationen der Naturkräfte, doch wurde ihnen schon früh eine Beziehung zur Thätigkeit und zum Leben der Menschen beigelegt. Der höchste Gott war Wuotan, Wodan, Odin, der weltlenkende Gott, der Beherrscher des Himmels, welcher von seinem Thron durch eine Öffnung des Himmelsgewölbes auf das Treiben der Menschen herabschaut; seine Raben (Hugin d. i. Gedanke und Munin d. i. Erinnerung) umkreisen das Erdenrund und bringen ihm Kunde von allem, was geschieht. In stürmischen x) J. Grimm, Deutsche Mythologie. 3. Aufl. 1854. — Mannhardt, Die Götterwelt der deutschen und nordischen Völker. 1. Bd. 1860. — Simrock, Deutsche Mythologie. 1869. — K. Weinhold, Altnordisches Leben. 1856.

6. Das Mittelalter - S. 12

1881 - Paderborn : Schöningh
12 — der Deutschen, die Walkyrien oder Schlachtjungfrauen und die drei Nornen, welche den griechischen Parzen gleich jedem Menschen den Lebensfaden spinnen. Zwischen den Göttern und Menschen kennt die deutsche Mythologie noch viele Mittelwesen, die Riesen, Zwerge, Nixen und Elfen. Die Riesen sind Personifikationen tellurischer Kräfte und werden in der späteren Sage als gottlos, boshaft und roh dargestellt. Die Zwerge, winzige aber kluge Wesen, wirken geheimnisvoll im Schosse der Erde und hüten dort die reichen Schätze von Gold und edlem Gestein. Die Husingen (hüs, Haus), später Kobolde (xößaxog, Schalk) genannt, sind fleifsige Hausgeister, welche den Knechten und Mägden ihre Arbeit erleichtern. Die Nixen (nix, neck, nichus) werden als neckende, verführerische Wassergeister, die Elfen (verw. mit Alp) als Kinder des reinen Lichtreiches gedacht. Die Germanen verehrten ihre Götter nicht in Tempeln, sondern auf Bergen oder in Hainen, besonders unter uralten Eichen und Linden. Die Opfer waren teils unblutig, aus den Erzeugnissen des Feldes, teils Tieropfer, namentlich Pferde. Auch Menschen wurden zur Abwendung eines allgemeinen Unglücks geopfert, und häufig wurden nach altem barbarischen Brauch Kriegsgefangene an den Altären der Götter geschlachtet. Die Priester bildeten keine geschlossene Kaste wie die Druiden in Gallien, doch brachten sie alle öffentlichen Opfer dar, während in den Privatangelegenheiten jeder Hausvater das Recht des Opferns hatte. Den Willen der Götter suchte man aus dem Fluge der Vögel, dem Wiehern heiliger Rosse oder durch Lose aus eingekerbten Stäben zu erforschen. Die Gabe der Weissagung legte man besonders gottbegeisterten Frauen, Alrunen, bei, unter denen die Velleda, welche zur Zeit des Vespasian durch ihre Orakelsprüche die Germanen zum Freiheitskriege aufrief, hohen Ruhm erlangte. Auch an Zauberei glaubte man, und der in späterer christlicher Zeit wieder auftauchende Glaube an Hexen (altdeutsch hagisa, hagetisse) ist ein Überrest des germanischen Heidentums. § 8. Staatliche Zustände.1) Es gab 3 Stände: 1. Adlige, 2. Freie, 3. Hörige oder Halbfreie. Den Ständen *) Waitz a. a. 0. I, 65 ff.

7. Das Mittelalter - S. 17

1881 - Paderborn : Schöningh
— 17 — an die Rheingrenze. Von den Legionen des Varus waren nur elende Trümmer übrig geblieben, und Augustus grämte sich über diese Verluste so, dass er seinem Stiefsohn und Nachfolger Tiberius den Rat gab, das römische Reich nicht über seine bisherigen Grenzen auszudehnen. § 11. 4. Die Feldzüge des Germaniens 14—16. Nach der Niederlage des Varus wurde des Drusus tapferer Sohn Germaniens als Statthalter nach Germanien gesandt. Nachdem er einen bei der Nachricht vom Tode des Augustus ausgebrochenen Aufstand durch die Zusicherung unterdrückt hatte, dass alle Veteranen, welche über zwanzig Jahre gedient hatten, entlassen werden sollten, erneuerte er den Krieg gegen die Germanen. Auf dem ersten Feldzuge verheerte er das Gebiet der Marsen und besiegte die Brukterer, auf dem zweiten segelte er durch die Nordsee in die Ems, verwüstete das Land zwischen der oberen Ems und der Lippe und lieferte dem Arminius ein Treffen; auf dem dritten Zuge fuhr er durch die Nordsee in die Mündung der Weser und besiegte die Cherusker zuerst bei Idisiaviso, darauf im Gebiete der Angrivarier. 1. Zug im J. 14. Auf dem ersten Zuge verheerte er das Land der Marsen, welche gerade ein religiöses Fest feierten, zerstörte das Heiligtum ihrer rätselhaften Göttin Tanfana und führte das Heer nach einem Siege über die Brukterer in das Winterlager zurück. 2. Zug im J. 15. Zum zweiten Feldzuge wurde er veranlasst durch die Bitten des Legest, welcher ihn gegen seinen Schwiegersohn Arminius zu Hilfe rief. Er rettete den Segest vor seinen Verfolgern, wies ihm seinen Wohnsitz in Gallien an und führte auch Arminius’ Gattin Thusnelda mit sich fort, um sie später beim Triumphe aufzuführen. Arminius, darüber empört, rief die Cherusker und die benachbarten Stämme zu den Waffen, Germaniens fuhr ähnlich wie früher sein Vater Drusus zur See in die Mündung der Ems, verwüstete das Land zwischen diesem Flusse und der oberen Lippe und besuchte das Schlachtfeld des Varus, wo der Anblick bleichender Gebeine und halbverwester Römerleichen das Heer zu wilder Kampfgier begeisterte. Nach feierlicher Bestattung der Gebeine setzte er seinen Zug fort, lieferte dem Arminius ein unentschiedenes Treffen und segelte mit dem Hauptheere, vielfach von Stürmen belästigt, durch die Nordsee nach dem Rhein zurück. Den übrigen Teil des Heeres führte sein Legat Aulus Caecina auf dem zum Teil eingesunkenen „langen Damme“ (pontes longi), einer von Domitius Ahenobarbus zwischen Aliso und dem Rhein wahrscheinlich an der Nordseite der Lippe angelegten Heerstrasse, und erreichte, beständig von den Scharen der Germanen belästigt, nur mit Mühe die Standquartiere am Rhein. Stein, Weltgeschichte Ii. 2. Aufl. 2

8. Das Mittelalter - S. 22

1881 - Paderborn : Schöningh
— 22 — Reiche Anhänger gefunden. Ein Edler ihres Volkes Ulfilas (Vulfila) war zu Constantinopel von Eusebius zum arianischen Christentum bekehrt, und als Bischof zu seinen Stammesgenossen zurückgekehrt wirkte er für die Ausbreitung der christlichen Lehre und schrieb eine Bibelübersetzung, das älteste erhaltene Schriftdenkmal in gotischer Sprache. An der Spitze der christlichen Partei stand Fritigern, während der König Athanarich das Heidentum begünstigte. Dieser flüchtete vor den Hunnen hinter den Pruth und von da in die hohen Karpathen, Fritigern aber bat sich mit den Seinen Wohnsitze im römischen Reiche aus. Der Kaiser des Ostreichs Valens (364—378) erlaubte ihnen, um das streitbare Volk nicht zu reizen, sich am rechten Ufer der unteren Donau in Niedermösien unter dem Namen von Verbündeten niederzulassen. Vergebens vertauschte Fritigern, um ein besseres Einvernehmen mit dem arianisch gesinnten Kaiserhofe zu erzielen, seinen katholischen Glauben mit dem Arianismus. Die römischen Statthalter bedrückten nicht ohne geheimen kaiserlichen Befehl die Ansiedler auf jede Weise. Nur um hohen Preis wurden ihnen Lebensrnittel verabreicht, und manche mussten, um das Leben zu fristen, sogar ihre Kinder als Sklaven verkaufen. Und als gar ein römischer Statthalter die Führer der Goten zu einem Gastmahle lud und sie meuchlings aus dem Wege räumen wollte, reizte Fritigern, welcher kaum den Mördern entgangen war, die Seinen zum Aufstand. Sie fielen über die römische Besatzung her, drangen durch die Hämuspässe bis vor Adrianopel und schlugen hier den aus Syrien herbeieilenden Kaiser Valens im J. 378 in einer entscheidenden Schlacht. Valens selbst soll in einer Hütte, in die er sich flüchtete, verbrannt sein. Der Kaiser des Westreichs (Gratian) ernannte jetzt zum Kaiser des Ostens den Theodosius (379—395), einen tapferen Feldherrn und thatkräftigen Herrscher. Dieser brachte den Goten in kleinen Gefechten mehrere Niederlagen bei, vermied sorgfältig jede offene Feldschlacht und stiftete durch Bestechung und Begünstigung einer heidnischen Partei Uneinigkeit unter den Führern. Nach dem Tode des Fritigern wählten sie den Athanarich, welcher aus den Karpathen vertrieben über die Donau gedrungen war, zu ihrem Anführer. Dieser schloss mit Theodosius einen Frieden, wonach die Goten als Verbündete der Römer die Donau-

9. Das Mittelalter - S. 24

1881 - Paderborn : Schöningh
Bald darauf wurde Italien von einem neuen Feinde heimgesucht. Wilde Scharen von Vandalen, Alanen, Sueben, Burgundionen und andern Stämmen fielen unter Radagaisus 406 in Italien ein und drangen bis Tuscien vor. *) Aber Stilicho besiegte sie bei Fiesole und nahm einen Teil der Besiegten in das römische Heer auf. Als nun Alarich sich das durch den Abzug der Alanen leer gewordene Noricum vom Kaiser Honorius ausbat und sogar mit einem Einfall in Italien drohte, setzte Stilicho trotz des Widerspruchs einer kriegliebenden Partei durch, dass ihm nicht nur das gewünschte Noricum, sondern auch viertausend Pfund Gold versprochen wurden. Durch diese wohlberechnete Nachgiebigkeit gegen den mächtigen Gegner geriet Stilicho in den Verdacht des Einverständnisses mit den -Feinden des Reiches. Er wurde daher im Aufträge des Honorius verhaftet und zum Tode verurteilt. Alarich, auf diese Weise von seinem tüchtigsten Gegner befreit, verlangte die Zahlung der versprochenen Geldsumme , und da diese verweigert wurde, drang er in Italien ein (408). Er belagerte Rom und liess sich nur durch Zahlung einer hohen Kriegssteuer (5000 Pfund Gold, 30,000 Pfund Silber, 3000 Purpurgewänder und 3000 Pfund Pfeffer!) zum Abzüge bewegen. Hartnäckig weigerte sich Honorius, mit ihm gegen Abtretung von Noricum Frieden zu schließen. Daher zog er abermals vor Rom, setzte den Stadtpräfekten Attalus als Kaiser ein und liess sich zum Oberbefehlshaber des römischen Heeres, seinen Schwager Ataulf zum Obersten der Leibwache ernennen. Dann wandte er sich zur Belagerung Ravennas, der Residenz des Honorius; aber er konnte die durch ihre feste Lage und durch eine oströmische Besatzung geschützte Stadt nicht einnehmen. Da Attalus als Gegenkaiser gegen den Honorius wenig Erfolge errang und nicht einmal die auf Befehl des Honorius gesperrte Kornzufuhr aus Afrika erzwingen konnte, so setzte er ihn ab. Dann rückte er, um den Honorius für die hartnäckige Abweisung seiner Forderungen zu strafen, zum dritten Male vor Rom und eroberte die Stadt, wahrscheinlich durch Verrat germanischer Sklaven im J. 410.2) Er gestattete seinen Goten *) 8. Aschbach, Gesch. der Westgoten S. 77. 2) Ferd. Gregorovius, Gesch. der Stadt Rom im Mittelalter vom 5. bis 16. Jahrh. 8 Bde. 1872. — Alfr. von Reumont, Gesch. der Sfcadt Rom. I, 740.

10. Das Mittelalter - S. 27

1881 - Paderborn : Schöningh
— 27 — bestieg, rief der von diesem beleidigte Graf Julian, der Befehlshaber einer westgotischen Besatzung in Ceuta, die Araber nach Spanien. Tarik, der Unterfeldherr Musas, des arabischen Statthalters von Nordafrika, setzte mit einem Heere von 12,000 Mann über die seitdem nach ihm benannte Meerenge von Gibraltar (Dschebel al Tarik) und siegte in einer siebentägigen Schlacht, bei Xeres de la Frontera, in der Roderich selbst fiel, 711. Das morsche Reich, dessen Macht schon längst durch die Wählbarkeit der Könige und die Übermacht der Grossen untergraben war, wurde nach kurzem Widerstände eine leichte Beute des Siegers. Ein Teil des westgotischen Adels zog sich in die nördlichen Gebirge zurück und legte den Grund zu einem kleinen Reiche, welches später, wenngleich erst nach Jahrhunderten, den Kampf gegen die Araber wieder aufnahm. 2. Die Wanderung der Alanen, Sueben und Vandalen, *) 406—429. § 17. Beim ersten Eindringen des Alarich nach Italien im J. 402 hatte Stilicho, um Italien zu schützen, die römischen Besatzungen aus den nördlichen Provinzen des Reiches abberufen und selbst die Rhein- und Donaugrenze entblösst. Diese günstige-Gelegenheit, um in das römische Reich einzudringen, benutzten zuerst die Vandalen. Sie waren ein germanisches, wahrscheinlich mit slavischen Elementen versetztes Volk, welches ursprünglich in der Weichselgegend sesshaft war. Im J. 406 zogen sie im Verein mit einem suebischen Stamme (Quaden?) die Donau herauf bis an den Rhein. Hier wurden sie von den Franken geschlagen, wanderten aber, durch Alanen verstärkt, über den Rhein nach Gallien. Im J. 409 drangen sie durch die Pyrenäen in Spanien ein und liessen sich hier in getrennten Wohnsitzen nieder, die Sueben in Galicien, die Vandalen in Andalusien, die Alanen in der Mitte der Halbinsel. Die Vandalen wurden bald durch den römischen Statthalter Bonifacius nach Afrika gerufen. Dieser war von Aetius, einem kaiserlichen Feldherrn aus gotischem Stamme, welcher nach dem Tode des Honorius die Staatsgeschäfte leitete, bei der Kaiserin Placidia, der Schwester des Honorius, welche nach dem Tode ihres Gemahls Constantius für ihren unmündigen Sohn Valentinian Iii. die stellvertretende Regierung ]) Papencor dt, Gesch. d. vandalischen Herrschaft in Afrika. 1837_
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