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1. Fortbildungsschulkunde - S. 3

1903 - Dresden : Schultze
Vorwort Das vorliegende Werk hat den Zweck, einen kurzen systematischen Überblick über die gesamte Pädagogik der Fortbildungsschule zu bieten. Die Geschichte der Fortbildungsschule und ihrer Methodik ist allerdings unberücksichtigt geblieben, weil ein oberflächlicher Abriß derselben wenig wert besitzt, eine ausführliche Darstellung aber das Buch sehr verteuert haben würde. Auch ist für geschichtliche Studien aus diesem Gebiet be- sonders durch das treffliche Werk von Simon „Die Fachbildung des preußischen Gewerbe- und Lsandelsstandes im f8. und $. Jahrhundert nach den Bestimmungen des Gewerberechtes und der Verfassung des gewerb- lichen Unterrichtswesens" (Berlin b. cheine. $02) schon reichlich gesorgt. Ebensowenig ist auf die ältere Methodik der Fortbildungsschule Bezug genommen, dagegen versucht worden, die modernen Ansichten mit mög- lichster Deutlichkeit darzustellen. Das Hauptgewicht ist bei der Abfassung des Buches darauf gelegt worden, die vorhandenen Meinungen, soweit sie als geklärt gelten können, in ein gewisses System zu bringen und vorhandene Lücken möglichst aus- zufüllen. Dadurch ist das Buch ein Hilfsmittel geworden, das bei der Aus- bildung von Fortbildungsschullehrern, wie sie im s0. Kapitel des All- gemeinen Teiles dargelegt worden ist, Lehrenden und Lernenden, auf dem Seminar sowohl als auch bei anderen Veranstaltungen, gewiß gute Dienste leisten wird. wenn nun die Ansicht der Fachmänner richtig ist, daß die Pädagogik der Fortbildungsschule nur deshalb auf dem Seminar gar nicht gepflegt würde, weil es an entsprechenden literarischen Hilfsmitteln fehlt, fo dürfte schon dadurch das Erscheinen der „Fortbildungsschulkunde" ge- rechtfertigt sein. Denn sie ist speziell zu dem Zweck mit geschrieben worden, als Unterlage bei diesem Unterrichte zu dienen. Außerdem aber ist das Buch noch dadurch veranlaßt worden, daß eine Anzahl Schulmänner von nah und fern, die die von mir geleitete Fortbildungsschule zum Studium der Einrichtungen und der Methodik der- selben besuchten, mich wiederholt veranlaßt haben, meine Ansichten über diesen Teil des Schulwesens zu veröffentlichen. Das ist hiermit geschehen; und ich hoffe, daß das Buch in der vorliegenden Gestalt allen Leitern von Fortbildungsschulen bei Neugründungen und Organisationsänderungen, sowie allen Lehrern an Fortbildungsschulen für ihr Studium und ihre Vorbereitung auf den Unterricht willkommen sein wird. Denn diese hat

2. Fortbildungsschulkunde - S. 5

1903 - Dresden : Schultze
Einleitung Der jüngste Zweig unseres öffentlichen deutschen Schulwesens ist die Fortbildungsschule. Zwar ist das Bestreben, unsere schulentwachsene Zugend noch weiter fortzubilden, ein sehr altes, aber abgesehen von den eigent- lichen gelehrten Schulanstalten, wie Gymnasien, Realschulen u. s. w., sind besondere Schulen zur Fortbildung der gewerblichen, kaufmännischen, bäuer- lichen und weiblichen Zugend erst in der zweiten bsälfte des $. Zahr- hunderts, meist sogar erst am Ende desselben, gegründet worden, und an sehr vielen Orten ist von solchen Veranstaltungen auch jetzt noch nichts zu sehen. Schulen, die diesem Zwecke dienen, sind z. B. die bayrischen Sonntagsschulen, die sächsischen obligatorischen Fortbildungsschulen, die gewerblichen Fortbildungsschulen, die Gewerbeschulen, die gewerblichen Fachschulen, wie z. B. die Schlosserschule, die Rlempnerschule, die Bau- gewerkschulen, die Handelsschulen, die landwirtschaftlichen winterschulen u. s. w. Ls fragt sich nun, sind alle diese Schulanstalten mit dem Namen „Fortbildungsschulen" zu belegen, oder ist nur einigen derselben die Be- zeichnung „Fortbildungsschule" zu belassen, während die anderen Schulen unter einen oder einige andere Gattungsbegriffe fallen. Ls ist also zunächst der Begriff der Fortbildungsschule zu erörtern. So viel steht doch auf alle Fälle fest, daß die Fortbildungsschulen Veranstaltungen zur Weiterbildung solcher junger Leute sind, die die Volks- schule verlassen haben, und daß bei diesen Zünglingen und Zungfrauen, die der Fortbildungsschule zugeführt werden sollen oder müssen, die ganze seelische Disposition eine andere ist, als bei Rindern. Denn dadurch, daß die in Rede stehenden Zünglinge und Zungfrauen mit dem Tage der Schulentlassung ganz oder teilweise aus dem engen Familienkreis hinaus- treten und plötzlich ganz andere soziale Verhältnisse kennen lernen, dadurch ferner, daß sie entweder schon selbst sich den Lebensunterhalt verdienen sollen oder wenigstens in kurzer Zeit darauf angewiesen sein werden, sich ohne fremde Hilfe zu unterhalten, wird ihre ganze Znteressensphäre eine

3. Fortbildungsschulkunde - S. 10

1903 - Dresden : Schultze
\0 I. Allgemeiner Teil. Auch für den jungen Manu, der in einen Beruf eintritt, sind die vollständig neuen Verhältnisse, die er hier kennen lernt, so fremdartig, daß die Vorstellungen, die er durch dieselben gewinnt, zumal seine gesamte Aufmerksamkeit aus den Berus, da er sich ihn ja erwählt hat, konzentriert wird, von ungemeiner Stärke sein müssen. Ls hat sich also an Stelle -er alten ein ganz neues vor- ftellungszentrunr gebildet, -er Beruf, und wir würden vollständig unpjchchologisch verfahren und demnach auch nur mangelhafte Resultate erzielen, wenn wir diese starken Vorstellungen im Fortbildungsschulunterrichte nicht als Apperzeptionshilfen benutzen wollten, da diese das Bewußtsein beherrschenden Vorstellungsmassen andere gar nicht zu besonderer Rlarheit und Deutlichkeit gelangen lassen können. Wenn wir sie dagegen zu dem erwähnten Zwecke gebrauchen, dann werden sie durch ihre Stärke dazu beitragen, daß alle Vorstellungen, die wir der jugendlichen Seele einpflanzen wollen, festgehalten werden, und daß, da das Interesse des jungen Menschen ein gleichschwebendes ist, fein vorstellungskreis in rechter Weise einheitlich ausgebaut werden kann. Ls find aber nicht alle Jünglinge so glücklich, nach der Schule in eine Lehre treten zu können, um sich für einen Berus vorzubereiten. Gar viele müssen als Arbeitsburschen, Hausdiener, Laufjungen u. dergl. eine dienende Stellung einnehmen, um für sich oder vielleicht gar auch für Litern und Geschwister einen Teil des Lebensunterhaltes zu verdienen. Zwar blicken diese jungen Leute meist auch hossnungssreudig in die Zukunft, aber nur in den seltensten Fällen werden sie sich aus ihrer abhängigen, dienenden Stellung, die ja für sie der erwählte oder aufgezwungene Berus ist, herausarbeiten können. Ist dieser Berus für diese jungen Leute auch ein solches Vorstellungszentrum wie für die ljandwerkslehrlinge, oder haben sie einen anderen Mittelpunkt für ihr Denken, Fühlen und Wollen? Unzweifelhaft gibt es sehr viele in solchen „Stellungen" befindliche junge Männer, die ganz und gar das Wohl ihres bjerrn im Auge haben und sich demnach für dessen Geschäft so interessieren, daß die mit demselben zusammenhängenden Vorstellungen zu einer herrschenden vorftellungsmasse in ihrem Bewußtsein werden können. Aber wie oft müssen diese Bedauerns- werten nicht ihre Stellungen ändern, veranlaßt durch wechselnde Geschästs- konjunkturen, durch Familienverhältnisse u. dergl. m.! Ihr Blick richtet sich demnach gleich von vornherein zugleich auch aus die anderen Ltablisse- ments ihres Wohnortes, die dem ähnlich sind, in dem sie beschäftigt sind. Da sie außerdem, eben um Litern und Geschwister besser unterstützen zu können, meist in ihrer Lseimat verbleiben, so sind es also die Verhältnisse der Heimat, die ihr Interesse wach rufen und beschäftigen. Die in ihnen

4. Fortbildungsschulkunde - S. 12

1903 - Dresden : Schultze
\2 I. Allgemeiner Teil. gar nicht heraus,*) aber doch wird alles, was mit der Familie und der Hauswirtschaft zusammenhängt, auf sie einen starken Reiz ausüben, so -aß alle -ie Hauswirtschaft betreffenden Vorstellungen sehr wohl geeignet sind, zu starken axxerzixierenden Vorstellungen zu werden. Jeder Erzieher aber, der sich bemüht, das vorstellungsleben der Mädchen in der weise zu beeinflussen, daß die hauswirtschaftlichen Ideen Mittelpunkt derselben werden, wird die jungen Mädchen nicht nur in angemessener weise erziehen, sondern er wird auch unter den jetzigen sozialen Verhältnissen dazu beitragen, daß die Frau — besonders im Haus- halte des Arbeiters — sich wieder mehr ihrer eigentlichen Bestimmung bewußt wird, und er wird demnach nicht wenig an der Lösung der sozialen Frage mitarbeiten. Eine weitere Gruppe von starken Vorstellungsmassen, die in diesem Lebensalter sich deutlich bemerkbar macht, hängt mit der erwachenden Geschlechtsreife der Jünglinge und Jungfrauen zusammen. Den Inhalt dieser Vorstellungsmassen hier aufzuführen, dürfte wohl zu weit führen. Es muß jedoch hervorgehoben werden, daß dieselben einen ungemeinen Einfluß auf den vorstellungsverlauf haben, und zwar in einem für den Unterricht und die Erziehung ungünstigen Sinne. Besonders ist es die Phantasie, welche sich beim geringsten Anlaß dieser Vorstellungen be- mächtigt und durch ihr Spiel die unterrichtlichen oder erziehlichen Maß- nahmen stark beeinträchtigt; die Schule hat demnach die Pflicht, auch auf dieses Vorstellungsleben der jungen Leute ein scharfes Augenmerk zu haben, damit es in jeder Beziehung in gemessenen Schranken gehalten wird. Mit dem vorftellungsverlauf hängt das Gefühls- und willens- leben des Menschen eng zusammen. Entstehen doch die Gefühle durch die gegenseitige Hemmung und Förderung der Vorstellungsmassen, und die Strebungen dadurch, daß sich eine einzelne Vorstellung aus der gesamten Vorstellungsmasse loslöst, um dann von den übrigen Vorstellungen entweder unterdrückt oder immer weiter gehoben zu werden. Die Bildung der herrschenden Vorstellungsmassen muß also auch die Entstehung von starken Gefühls- und Willensrichtungen im Gefolge haben, die im Fortbildungs- schulunterrichte ebenfalls Berücksichtigung finden müssen. welche das sind, läßt sich selbstverständlich nicht bis in alle Einzel- heiten nachweisen. Im allgemeinen aber ist doch klar, daß sich bei dern jungen Handwerkslehrling z. B., wenn die in ihm vorhandenen herrschenden Vorstellungsmassen, die ja, wie bereits ausgeführt worden ist, in der innigsten Beziehung zu seinem Berufe stehen, in rechter weise vorn Lehrmeister und ) Abgesehen von einigen frühreifen oder gar verdorbenen jungen Mädchen!

5. Fortbildungsschulkunde - S. 16

1903 - Dresden : Schultze
I. Allgemeiner Teil. 16 als sittliche Ideen, und ihre Schicksale in der Menschenseele sind demnach auch dieselben wie diejenigen der anderen sittlichen Ideen. Mit der Vermittelung und Vertiefung der sittlichen Ideen hat aber die Fortbildungsschule ihre ethische Aufgabe noch nicht erfüllt. Was nützen dem Menschen Ideen, wenn er sie nicht realisieren kann? „Klon scllolue, seck vitae,“ sagt deshalb schon die alte pädagogische Forderung, nicht bloß in Bezug auf wissen und Rönnen, sondern auch in Bezug auf wollen und Handeln. wie könnte ferner der Mensch seine individuelle Bestimmung er- reichen oder zur Freiheit der Selbstbestimmung gelangen, wenn er zwar sittliche Ideen besitzen würde, aber diese mit der Außenwelt nicht recht in Sinklang bringen könnte? was wäre das für ein jämmerlicher Ideal- mensch, der mit der Welt nichts Rechtes anzufangen verstünde? Die Erziehungsausgabe, die sittliche Charakterbildung, verlangt eben, daß dem Menschen nicht nur die sittlichen Ideen eingepflanzt, sondern ihm zugleich die Bedingungen zur Verwirklichung seiner ethischen Zwecke gezeigt werden.*) Wer aber stellt diese Bedingungen? Außer dem eigenen Ich sind es doch vor allem die sozialen Verhältnisse, in welche das Rind einzutreten hat: Familie, Beruf, Gesellschaft, Gemeinde, Staat u. s. w. Es ist demnach eine unabweisbare Pflicht vorhanden, den jungen Menschen auch sozial zu erziehen. Die Volksschule aber ist zur Erfüllung dieser Aufgabe nur in ganz bescheidenem Maße im stände, nicht nur deshalb, weil ihr zunächst die Pflicht obliegt, dem Rinde die sittlichen Ideen einzupflanzen, so daß ihr zur Einführung in die Be- dingungen der Verwirklichung meist Zeit und Gelegenheit fehlt, sondern auch deshalb, weil beim Rinde das Verständnis für die sozialen Verhält- nisse absolut noch nicht vorhanden ist, da es nur eine Gesellschaftsform etwas genauer kennt, die Familie. Alle anderen sozialen Verhältnisse aber sind und bleiben ihm meist vollständig fremd und unbekannt, und es ist deshalb absolut nicht im stände, sich eine deutliche Anschauung' davon zu bilden, in welcher weise die sozialen Verhältnisse die Verwirklichung seiner ethischen Ideen günstig oder ungünstig beeinflussen können, da es sich von diesen sozialen Verhältnissen selbst nicht einmal eine klare Vor- stellung machen kann. Die Erziehungswissenschaft hat deshalb auch schon aus diesem Grunde die Forderung aufzustellen, daß der werdende Mensch auch nach der Er- füllung seiner Volksschulpflicht noch weiter erzogen werde, und zwar hat diese Erziehung ganz besonders die Einführung in die sozialen verhält- ') vergl. Mehner, a. a. Cd. 5. 2 u. 3.

6. Fortbildungsschulkunde - S. 17

1903 - Dresden : Schultze
3. Die Aufgabe der Fortbildungsschule. \7 nisse, in die der Zögling eintritt, ins Auge zu fassen, und den Einfluß dieser Verhältnisse aus die Verwirklichung seiner sittlichen Ideen zu be- rücksichtigen. Aus diesen Erwägungen nun geht hervor, daß die Fort- bildungsschule auch noch folgende Ausgabe zu erfüllen hat: 2. sie hat ihren Zöglingen die Einsicht in die Bedingungen zur Verwirklichung ihrer sittlichen Ideen zu gewähren, d. h. sie hat ihre Schüler in die sozialen Verhältnisse einzuführen. Die Beantwortung der Frage nach der Ausgabe der Fortbildungs- schule ist aber, wie schon erwähnt, auch abhängig von der Sonderstellung der Fortbildungsschule, bezw. von den durch die besonderen psychischen Zustände der Fortbildungsschüler bezw. -schülerinnen bedingten Verhält- nissen. Zwar würden sich auch diese aus dem allgemeinen Erziehungsziele, der sittlichen Eharakterbildung, ableiten lassen, da die Eharakterbildung eben durch diese Verhältnisse mit bedingt ist, aber nachdem im vorigen Abschnitte die besonderen psychischen Zustände der Fortbildungsschüler kurz dargestellt worden sind, kann hier einfach aus diese Untersuchungen zurückgegriffen werden. Die Fortbildungsschule soll, wie schon nachgewiesen worden ist, eine Schule für alle Schichten des Volkes sein und muß sich aus der allgemeinen Volksschule ausbauen. Sie muß demnach ohnstreitig auch für die all- gemeine Bildung ihrer Zöglinge sorgen. Aber nachdem die allgemeine Volksschule den Rindern bereits die für das Leben notwendigen all- gemeinen Renntnisse und Fertigkeiten vermittelt hat, erwächst der Fort- bildungsschule in dieser Beziehung eine ganz andere Ausgabe. Ausgehend von der Ansicht, daß nicht derjenige Mensch als gebildet angesehen werden darf, der sich über alle möglichen Wissensgebiete ein oberflächliches wissen angeeignet hat und demnach auch über diese Gebiete sich einigermaßen unterhalten oder Auskunft geben kann, sondern derjenige, der sich aus irgend einem Gebiete, und sei es auch noch so beschränkt, ein gründliches wissen angeeignet hat, muß die Fortbildungsschule bei der geringen ihr zu Gebote stehenden Zeit sich bestreben, nur durch möglichst gründliche Bearbeitung eines besonderen, kleinen, beschränkten Gebietes die allgemeine Bildung ihrer Zöglinge zu fördern, indem sie bei der schulmäßigen Be- handlung dieses Gebietes gerade die Momente auswählt, welche allgemein bildenden wert besitzen. Da nun weiter früher erläutert worden ist, daß der Beruf der Fortbildungsschüler in erster Linie deren vorstellungskreis beherrscht, da es ferner notwendig ist, daß diese Schüler, die im allgemeinen nur in den seltensten Fällen noch eine Fachschule besuchen können, vor allem in ihrem Berufe so ausgebildet werden, daß sie später aus den Vr. M. Mehner, Lortbildungsschulkunde. 2

7. Fortbildungsschulkunde - S. 76

1903 - Dresden : Schultze
76 I. Allgemeiner Teil. sie mit dem Reifezeugnis auch die Berechtigung erlangen, als Hilfslehrer an Fortbildungsschulen tätig zu sein. 2. wenn sie auf dem Seminare außer praktischen Übungen auch theoretischen landwirtschaftlichen Unterricht genießen und in der Reifeprüfung den Besitz solcher Kenntnisse nachgewiesen haben, so erlangen sie durch diese Prüfung auch das Anrecht aus definitive Anstellung an landwirtschaftlichen und ländlichen Fortbildungsschulen. 3. wenn das nicht der Fall ist, haben sie zur Erlangung dieser Berechtigung sich die nötigen theoretischen Kenntnisse noch anzueignen und bei Gelegenheit der wahlfähigkeits- prüfung oder auch später vor den landwirtschaftlichen Prüfungs- kommissionen diese nachzuweisen. Zur Erlangung des Anrechtes aus definitive Verwendung an kaufmännischen und gewerblichen Fortbildungsschulen ist stets eine Prüfung vor einer besonderen Prüfungskommission zu bestehen. 5. Zu diesen Prüfungen sind auch Kaufleute bezw. Hand- werker zuzulassen, wenn sie die entsprechende Vorbildung nach- weisen. 6. Zn der Prüfung vor der gewerblichen Prüfungskom- mission hat der Prüfling nachzuweisen, daß er mindestens die- jenigen Kenntnisse besitzt, die der Fortbildungsschulunterricht für mindestens zwei Berufsgruppen erfordert. 7. Ls ist nachgelassen, durch Nachprüfungen sich noch weitere Berechtigungen für einzelne Berufe oder Berufsgruppen oder auch nur für einzelne Fächer zu erwerben. 8. Kaufleuten und Handwerkern insbesondere ist nach- zulassen, unter Ermäßigung der Prüfungsbedingungen sich nur für einen Beruf bezw. nur für ein oder mehrere Fächer prüfen zu lassen. 9- Die auf Grund von Punkt 8 examinierten Prüflinge können nur als Hilfslehrer an Fortbildungsschulen verwendet werden. so. Um die Vorbildung zur Ablegung dieser Prüfungen zu erleichtern bezw. zu ermöglichen, sind in größerer Zahl be- sondere staatliche Kurse zu veranstalten. Allerdings könnte nun auch der Fall eintreten, daß sich die Lehrer oder auch Kaufleute und Handwerker nicht in so großer Zahl zu diesen Prüfungen vorbereiten und melden, daß das Bedürfnis gedeckt werden

8. Fortbildungsschulkunde - S. 21

1903 - Dresden : Schultze
Organisation und Einrichtung der Fortbildungsschule. 2\ Alle Einwände gegen die Richtigkeit dieses Satzes, der sich — auch ohne psychologische Begründung — mit fast elementarer Gewalt jedem Schulmanne aufdrängt, der längere Zeit in der Fortbildungsschule gestanden hat,*) sind hinfällig. Als bjaupteinwand wird stets geltend gemacht, daß bei einer nach beruflichen Prinzipien gegliederten Fortbildungsschule ein stufenmäßiger methodischer Fortschritt ungemein erschwert werde, ja unter gewissen Verhältnissen sogar ganz fehlen müsse. Um einen solchen stufenmäßigen Fortschritt zu gewährleisten, verteilen deshalb die Gegner der beruflich organisierten Fortbildungsschule die Schüler nach den Jahrgängen auf die einzelnen Klassen, um dadurch zu erreichen, daß der in dem späteren Schuljahre durchzuarbeitende Stoff auf dem in den früheren Schuljahren behandelten aufgebaut werden kann. Zunächst ist hiergegen einzuwenden, daß nicht alle Fortbildungsschulen in der glücklichen Lage sind, eine derartige Verteilung vornehmen zu können, sondern bei dreijähriger Schulpflicht z. B. nur solche, welche mindestens drei Klassen einrichten können. Sind aber weniger Klassen vorhanden, so müssen dem stufenmäßigen Fortschritt zuliebe innerhalb der einzelnen Klassen Abteilungen gebildet werden. Bei mehr als drei Klassen aber werden Parallelklassen eingerichtet, so daß zwar der geistige Standpunkt der Schüler einigermaßen berücksichtigt, dem Grundsätze „non scholae, sed vitae“ aber nur in geringem Maße gehuldigt werden kann. Denn in einer solchen Klasse sitzen Schuhmacher, Schneider, Bäcker, Fleischer, Schlosser, Schmiede Tischler, Drechsler, Zimmerleute, Maurer, Fabrik- arbeiter, Kellner, ^ausburschen, Barbiere u. s. w. bunt durcheinander. Der Rechenunterricht in einer solchen Klasse z. B. kann nun vielleicht einen methodischen Stufengang und einen Fortschritt gegen die vorher- gehende Klasse aufweisen, der Stufengang aber ist ebenso wie der Fort- schritt nur ein systematischer, theoretischer, der, abgesehen davon, daß er in der Volksschule bereits einmal durchlaufen bezw. erreicht war, für die Schüler, da die Fortbildungsschule über die Ziele der Volksschule nicht hinausgehen kann, darf und soll, auch nur theoretischen wert hat und sie im allgemeinen nicht in die wirklichen Rechenbedürfnisse des praktischen Lebens einführt. wie sieht es ferner in einer solchen Klasse in der Buchführung aus? Da muß entweder der Schuhmacher die Wurstverkäufe des Fleischers mit notieren, oder der Maurer besucht die Kunden des Barbiers, und der Schmied bedient mit dem Kellner zugleich die Gäste; das soll heißen, es wird die Buchführung eines Gewerbes betrieben und alle anderen Schüler *) Mehner, a. a. G- S. 5.

9. Fortbildungsschulkunde - S. 78

1903 - Dresden : Schultze
78 I. Allgemeiner Teil. wußtsein von der hohen Bedeutung der Fortbildungsschule eine tiefe Be- geisterung für diese wichtige und schöne Arbeit verbindet. Diese Begeisterung muß sich sehr bald dem gesamten Kollegium mitteilen und dadurch ist der Boden gewonnen, auf dem von so verschiedenartigen Persönlichkeiten eine einheitliche Arbeit begonnen und verrichtet werden kann. Außerdem aber muß der Schulleiter ein feines Gefühl für die einzelne Lehrerpersönlich- keit besitzen, damit er nicht etwa durch uniformierende Verfügungen die entfachte Begeisterung eindämmt. Durch zielbewußtes Streben ist in der Fortbildungsschule viel, sehr viel zu erreichen, in Verbindung mit Be- geisterung aber alles, was überhaupt erreichbar ist. Für die Mädchenfortbildungsschulen nun, die in den bisherigen Erörterungen nicht berührt worden sind, können nach der ihr gesteckten Aufgabe in der Hauptsache nur weibliche Lehrkräfte verwendet werden. Zwar sind für einzelne Fächer, besonders in solchen Fällen, wo diese Fortbildungsschule sich noch das Bebenziel gesteckt hat, die Zöglinge auch noch für irgend einen bestimmten Beruf vorzubereiten, der ihnen die Möglichkeit eines Broterwerbes gewährleisten soll, männliche Lehrkräfte nicht ausgeschlossen, aber das Schwergewicht der Erziehung und des Unter- richtes muß in solchen Schulen bei der Lehrerin liegen, da nur diese für die eigentlichen Aufgaben dieser Schulen volles Verständnis haben und nur diese den jungen Mädchen so nahe treten kann, wie es dieser Unter- richt erfordert. Freilich müssen auch die weiblichen Lehrkräfte für diesen Unter- richt in entsprechender weise vorgebildet werden, jedoch dürfte es für den Unterricht an allgemeinen Mädchenfortbildungsschulen genügen, wenn das Seminar die Lehrerinnen in ähnlicher weise auf den Fort- bildungsschulunterricht vorbereitet, wie das früher als Aufgabe des Seminars überhaupt schon geschildert worden ist. Volkswirtschaftslehre und Einführung in die Gesetzeskunde kann allerdings wohl an Mädchenfortbildungsschulen in Wegfall kommen, an deren Stelle aber wären bsaushaltungskunde und Unterweisung in der Kranken- und Kinderpflege zu setzen. Allerdings werden in der bjaushaltungskunde manche volkswirtschaftliche Ideen ver- wertet werden müssen, trotzdem aber oder gerade deswegen erscheint ein besonderer Unterricht in der Nationalökonomie unnötig. Daß dieser Unter- richt durch praktische Übungen im Kochen, plätten rc. ergänzt werden muß, ist selbstverständlich. Diese praktischen Übungen treten im Mädchenseminare an die Stelle der früher erwähnten Beschäftigung mit landwirtschaftlichen Arbeiten. Außerdem fällt im Mädchenseminar noch die Beschäftigung im pand- fertigkeitsunterricht weg, an deren Stelle eine eingehende Beschäftigung

10. Fortbildungsschulkunde - S. 23

1903 - Dresden : Schultze
Organisation und Einrichtung der Fortbildungsschule. 23 tretenden jungen Leute haben in der Volksschule diese Stufen bereits durchschritten und sollen den auf denselben bearbeiteten Stoss beherrschen; und die meisten Schüler — es ist hierbei zunächst ja nur an Rechnen und Deutsch zu denken — beherrschen ihn auch, falls die Volksschule nur einigermaßen ihre Pflicht getan hat. Diejenigen Schüler aber, die infolge Krankheit, schwacher Befähigung u. s. w. das Ziel der Volksschule nicht erreicht haben, können natürlich auch beim Eintritt in die Fortbildungs- schule nicht mit dem besser geförderten Schüler auf eine Stufe gestellt werden, sondern sie müssen durch vorbereitungs- oder Nachhilfeklassen oder auf andere geeignete weise in diesen Fächern erst so weit gefördert werden, daß sie den übrigen gleich geachtet werden können, wollte man diesen schlechteren Schülern zuliebe auch die übrigen die schon durchlaufenen Stufen noch einmal durchschreiten lassen, was bei den Wiederholungsschulen meist der Fall war, so würde das die geförderten Schüler langweilen und sie geistig kaum besonders heben und vorwärts bringen, ein Experiment, das viel gefährlicher ist als das umgekehrte, nämlich, daß man einmal versucht, den Minderbegabten mit den besseren Schülern mit fortzureißen. Aber auch wenn man die Durcharbeitung eines systematischen Stufen- ganges in der Fortbildungsschule für unbedingt notwendig erachten würde, so würde doch die Durchführung dieses Gedankens in einer Fortbildungs- schule, die ihre Schüler 2—3 Jahre wöchentlich H oder 6, oder, wie man zuweilen sogar findet, wöchentlich nur 2 oder 3 Stunden unterrichtet, auf ganz gewaltige Hindernisse stoßen. Bequem ist es ja, in der Fortbildungs- schule die Stufen der Volksschule, wenn auch mit einem beruflichen Anstrich versehen, noch einmal zu durchschreiten, aber daß die Arbeit bei der kurzen Zeit eine tiefe, eingehende sein kann, wird wohl kein Mensch behaupten. Es kann nur auf jeder Stufe bald dieses, bald jenes Gebiet einmal an- gerührt werden, um dort, wo es fehlt, dann tiefer einzusetzen und aus- zubauen. Dasselbe kann aber auch bei einem beruflich gestalteten Lehrplan erzielt und zugleich noch der bereits angedeutete wichtige Zweck erreicht werden, daß der Schüler auch in beruflicher Beziehung weitergebildet wird. Es sind also, um einen beruflichen Fortschritt von vornherein in der Fortbildungsschule zu garantieren, die Fortbildungsschulen selbst, wenn irgend möglich, nach den verschiedenen Berufsständen zu scheiden, so daß man dadurch verschiedene Arten der Fortbildungsschule erhält. Ze nachdem nämlich in einer Knaben-Fortbildungsschule nur die Lehr- linge und Arbeitnehmer des Klein- und Großgewerbes, oder nur die Lehr- linge des Handelsstandes, oder endlich nur Lehrlinge und Arbeiter in landwirtschaftlichen Betrieben unterrichtet werden, sind zu unterscheiden:*) ') Mehner, a. a. (D. S. 8 ff.
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