Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Vorwort
Das vorliegende Werk hat den Zweck, einen kurzen systematischen
Überblick über die gesamte Pädagogik der Fortbildungsschule zu bieten.
Die Geschichte der Fortbildungsschule und ihrer Methodik ist allerdings
unberücksichtigt geblieben, weil ein oberflächlicher Abriß derselben wenig
wert besitzt, eine ausführliche Darstellung aber das Buch sehr verteuert
haben würde. Auch ist für geschichtliche Studien aus diesem Gebiet be-
sonders durch das treffliche Werk von Simon „Die Fachbildung des
preußischen Gewerbe- und Lsandelsstandes im f8. und $. Jahrhundert nach
den Bestimmungen des Gewerberechtes und der Verfassung des gewerb-
lichen Unterrichtswesens" (Berlin b. cheine. $02) schon reichlich gesorgt.
Ebensowenig ist auf die ältere Methodik der Fortbildungsschule Bezug
genommen, dagegen versucht worden, die modernen Ansichten mit mög-
lichster Deutlichkeit darzustellen.
Das Hauptgewicht ist bei der Abfassung des Buches darauf gelegt
worden, die vorhandenen Meinungen, soweit sie als geklärt gelten können,
in ein gewisses System zu bringen und vorhandene Lücken möglichst aus-
zufüllen.
Dadurch ist das Buch ein Hilfsmittel geworden, das bei der Aus-
bildung von Fortbildungsschullehrern, wie sie im s0. Kapitel des All-
gemeinen Teiles dargelegt worden ist, Lehrenden und Lernenden, auf dem
Seminar sowohl als auch bei anderen Veranstaltungen, gewiß gute Dienste
leisten wird. wenn nun die Ansicht der Fachmänner richtig ist, daß die
Pädagogik der Fortbildungsschule nur deshalb auf dem Seminar gar nicht
gepflegt würde, weil es an entsprechenden literarischen Hilfsmitteln fehlt,
fo dürfte schon dadurch das Erscheinen der „Fortbildungsschulkunde" ge-
rechtfertigt sein. Denn sie ist speziell zu dem Zweck mit geschrieben worden,
als Unterlage bei diesem Unterrichte zu dienen.
Außerdem aber ist das Buch noch dadurch veranlaßt worden, daß
eine Anzahl Schulmänner von nah und fern, die die von mir geleitete
Fortbildungsschule zum Studium der Einrichtungen und der Methodik der-
selben besuchten, mich wiederholt veranlaßt haben, meine Ansichten über
diesen Teil des Schulwesens zu veröffentlichen. Das ist hiermit geschehen;
und ich hoffe, daß das Buch in der vorliegenden Gestalt allen Leitern
von Fortbildungsschulen bei Neugründungen und Organisationsänderungen,
sowie allen Lehrern an Fortbildungsschulen für ihr Studium und ihre
Vorbereitung auf den Unterricht willkommen sein wird. Denn diese hat
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Einleitung
Der jüngste Zweig unseres öffentlichen deutschen Schulwesens ist die
Fortbildungsschule. Zwar ist das Bestreben, unsere schulentwachsene Zugend
noch weiter fortzubilden, ein sehr altes, aber abgesehen von den eigent-
lichen gelehrten Schulanstalten, wie Gymnasien, Realschulen u. s. w., sind
besondere Schulen zur Fortbildung der gewerblichen, kaufmännischen, bäuer-
lichen und weiblichen Zugend erst in der zweiten bsälfte des $. Zahr-
hunderts, meist sogar erst am Ende desselben, gegründet worden, und
an sehr vielen Orten ist von solchen Veranstaltungen auch jetzt noch nichts
zu sehen. Schulen, die diesem Zwecke dienen, sind z. B. die bayrischen
Sonntagsschulen, die sächsischen obligatorischen Fortbildungsschulen, die
gewerblichen Fortbildungsschulen, die Gewerbeschulen, die gewerblichen
Fachschulen, wie z. B. die Schlosserschule, die Rlempnerschule, die Bau-
gewerkschulen, die Handelsschulen, die landwirtschaftlichen winterschulen
u. s. w. Ls fragt sich nun, sind alle diese Schulanstalten mit dem Namen
„Fortbildungsschulen" zu belegen, oder ist nur einigen derselben die Be-
zeichnung „Fortbildungsschule" zu belassen, während die anderen Schulen
unter einen oder einige andere Gattungsbegriffe fallen. Ls ist also zunächst
der Begriff der Fortbildungsschule zu erörtern.
So viel steht doch auf alle Fälle fest, daß die Fortbildungsschulen
Veranstaltungen zur Weiterbildung solcher junger Leute sind, die die Volks-
schule verlassen haben, und daß bei diesen Zünglingen und Zungfrauen,
die der Fortbildungsschule zugeführt werden sollen oder müssen, die ganze
seelische Disposition eine andere ist, als bei Rindern. Denn dadurch, daß
die in Rede stehenden Zünglinge und Zungfrauen mit dem Tage der
Schulentlassung ganz oder teilweise aus dem engen Familienkreis hinaus-
treten und plötzlich ganz andere soziale Verhältnisse kennen lernen, dadurch
ferner, daß sie entweder schon selbst sich den Lebensunterhalt verdienen
sollen oder wenigstens in kurzer Zeit darauf angewiesen sein werden, sich
ohne fremde Hilfe zu unterhalten, wird ihre ganze Znteressensphäre eine
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
\0
I. Allgemeiner Teil.
Auch für den jungen Manu, der in einen Beruf eintritt, sind die
vollständig neuen Verhältnisse, die er hier kennen lernt, so fremdartig, daß
die Vorstellungen, die er durch dieselben gewinnt, zumal seine gesamte
Aufmerksamkeit aus den Berus, da er sich ihn ja erwählt hat, konzentriert
wird, von ungemeiner Stärke sein müssen.
Ls hat sich also an Stelle -er alten ein ganz neues vor-
ftellungszentrunr gebildet, -er Beruf, und wir würden vollständig
unpjchchologisch verfahren und demnach auch nur mangelhafte Resultate
erzielen, wenn wir diese starken Vorstellungen im Fortbildungsschulunterrichte
nicht als Apperzeptionshilfen benutzen wollten, da diese das Bewußtsein
beherrschenden Vorstellungsmassen andere gar nicht zu besonderer Rlarheit
und Deutlichkeit gelangen lassen können.
Wenn wir sie dagegen zu dem erwähnten Zwecke gebrauchen, dann
werden sie durch ihre Stärke dazu beitragen, daß alle Vorstellungen, die
wir der jugendlichen Seele einpflanzen wollen, festgehalten werden, und
daß, da das Interesse des jungen Menschen ein gleichschwebendes ist, fein
vorstellungskreis in rechter Weise einheitlich ausgebaut werden kann.
Ls find aber nicht alle Jünglinge so glücklich, nach der Schule in
eine Lehre treten zu können, um sich für einen Berus vorzubereiten. Gar
viele müssen als Arbeitsburschen, Hausdiener, Laufjungen u. dergl.
eine dienende Stellung einnehmen, um für sich oder vielleicht gar auch
für Litern und Geschwister einen Teil des Lebensunterhaltes zu verdienen.
Zwar blicken diese jungen Leute meist auch hossnungssreudig in die Zukunft,
aber nur in den seltensten Fällen werden sie sich aus ihrer abhängigen,
dienenden Stellung, die ja für sie der erwählte oder aufgezwungene Berus
ist, herausarbeiten können. Ist dieser Berus für diese jungen Leute auch
ein solches Vorstellungszentrum wie für die ljandwerkslehrlinge, oder haben
sie einen anderen Mittelpunkt für ihr Denken, Fühlen und Wollen?
Unzweifelhaft gibt es sehr viele in solchen „Stellungen" befindliche
junge Männer, die ganz und gar das Wohl ihres bjerrn im Auge haben
und sich demnach für dessen Geschäft so interessieren, daß die mit demselben
zusammenhängenden Vorstellungen zu einer herrschenden vorftellungsmasse
in ihrem Bewußtsein werden können. Aber wie oft müssen diese Bedauerns-
werten nicht ihre Stellungen ändern, veranlaßt durch wechselnde Geschästs-
konjunkturen, durch Familienverhältnisse u. dergl. m.! Ihr Blick richtet
sich demnach gleich von vornherein zugleich auch aus die anderen Ltablisse-
ments ihres Wohnortes, die dem ähnlich sind, in dem sie beschäftigt sind.
Da sie außerdem, eben um Litern und Geschwister besser unterstützen zu
können, meist in ihrer Lseimat verbleiben, so sind es also die Verhältnisse
der Heimat, die ihr Interesse wach rufen und beschäftigen. Die in ihnen
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
\2
I. Allgemeiner Teil.
gar nicht heraus,*) aber doch wird alles, was mit der Familie und der
Hauswirtschaft zusammenhängt, auf sie einen starken Reiz ausüben, so -aß
alle -ie Hauswirtschaft betreffenden Vorstellungen sehr wohl
geeignet sind, zu starken axxerzixierenden Vorstellungen zu
werden. Jeder Erzieher aber, der sich bemüht, das vorstellungsleben
der Mädchen in der weise zu beeinflussen, daß die hauswirtschaftlichen
Ideen Mittelpunkt derselben werden, wird die jungen Mädchen nicht nur
in angemessener weise erziehen, sondern er wird auch unter den jetzigen
sozialen Verhältnissen dazu beitragen, daß die Frau — besonders im Haus-
halte des Arbeiters — sich wieder mehr ihrer eigentlichen Bestimmung
bewußt wird, und er wird demnach nicht wenig an der Lösung der sozialen
Frage mitarbeiten.
Eine weitere Gruppe von starken Vorstellungsmassen, die in diesem
Lebensalter sich deutlich bemerkbar macht, hängt mit der erwachenden
Geschlechtsreife der Jünglinge und Jungfrauen zusammen. Den Inhalt
dieser Vorstellungsmassen hier aufzuführen, dürfte wohl zu weit führen.
Es muß jedoch hervorgehoben werden, daß dieselben einen ungemeinen
Einfluß auf den vorstellungsverlauf haben, und zwar in einem für den
Unterricht und die Erziehung ungünstigen Sinne. Besonders ist es die
Phantasie, welche sich beim geringsten Anlaß dieser Vorstellungen be-
mächtigt und durch ihr Spiel die unterrichtlichen oder erziehlichen Maß-
nahmen stark beeinträchtigt; die Schule hat demnach die Pflicht, auch auf
dieses Vorstellungsleben der jungen Leute ein scharfes Augenmerk zu haben,
damit es in jeder Beziehung in gemessenen Schranken gehalten wird.
Mit dem vorftellungsverlauf hängt das Gefühls- und willens-
leben des Menschen eng zusammen. Entstehen doch die Gefühle durch die
gegenseitige Hemmung und Förderung der Vorstellungsmassen, und die
Strebungen dadurch, daß sich eine einzelne Vorstellung aus der gesamten
Vorstellungsmasse loslöst, um dann von den übrigen Vorstellungen entweder
unterdrückt oder immer weiter gehoben zu werden. Die Bildung der
herrschenden Vorstellungsmassen muß also auch die Entstehung von starken
Gefühls- und Willensrichtungen im Gefolge haben, die im Fortbildungs-
schulunterrichte ebenfalls Berücksichtigung finden müssen.
welche das sind, läßt sich selbstverständlich nicht bis in alle Einzel-
heiten nachweisen. Im allgemeinen aber ist doch klar, daß sich bei dern
jungen Handwerkslehrling z. B., wenn die in ihm vorhandenen herrschenden
Vorstellungsmassen, die ja, wie bereits ausgeführt worden ist, in der innigsten
Beziehung zu seinem Berufe stehen, in rechter weise vorn Lehrmeister und
) Abgesehen von einigen frühreifen oder gar verdorbenen jungen Mädchen!
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
I. Allgemeiner Teil.
16
als sittliche Ideen, und ihre Schicksale in der Menschenseele sind demnach
auch dieselben wie diejenigen der anderen sittlichen Ideen.
Mit der Vermittelung und Vertiefung der sittlichen Ideen hat aber die
Fortbildungsschule ihre ethische Aufgabe noch nicht erfüllt. Was nützen
dem Menschen Ideen, wenn er sie nicht realisieren kann? „Klon scllolue,
seck vitae,“ sagt deshalb schon die alte pädagogische Forderung, nicht bloß
in Bezug auf wissen und Rönnen, sondern auch in Bezug auf wollen
und Handeln.
wie könnte ferner der Mensch seine individuelle Bestimmung er-
reichen oder zur Freiheit der Selbstbestimmung gelangen, wenn er zwar
sittliche Ideen besitzen würde, aber diese mit der Außenwelt nicht recht
in Sinklang bringen könnte? was wäre das für ein jämmerlicher Ideal-
mensch, der mit der Welt nichts Rechtes anzufangen verstünde?
Die Erziehungsausgabe, die sittliche Charakterbildung, verlangt eben,
daß dem Menschen nicht nur die sittlichen Ideen eingepflanzt, sondern ihm
zugleich die Bedingungen zur Verwirklichung seiner ethischen
Zwecke gezeigt werden.*) Wer aber stellt diese Bedingungen? Außer
dem eigenen Ich sind es doch vor allem die sozialen Verhältnisse, in
welche das Rind einzutreten hat: Familie, Beruf, Gesellschaft, Gemeinde,
Staat u. s. w. Es ist demnach eine unabweisbare Pflicht vorhanden, den
jungen Menschen auch sozial zu erziehen. Die Volksschule aber ist zur
Erfüllung dieser Aufgabe nur in ganz bescheidenem Maße im stände,
nicht nur deshalb, weil ihr zunächst die Pflicht obliegt, dem Rinde die
sittlichen Ideen einzupflanzen, so daß ihr zur Einführung in die Be-
dingungen der Verwirklichung meist Zeit und Gelegenheit fehlt, sondern
auch deshalb, weil beim Rinde das Verständnis für die sozialen Verhält-
nisse absolut noch nicht vorhanden ist, da es nur eine Gesellschaftsform
etwas genauer kennt, die Familie. Alle anderen sozialen Verhältnisse aber
sind und bleiben ihm meist vollständig fremd und unbekannt, und es ist
deshalb absolut nicht im stände, sich eine deutliche Anschauung' davon
zu bilden, in welcher weise die sozialen Verhältnisse die Verwirklichung
seiner ethischen Ideen günstig oder ungünstig beeinflussen können, da es
sich von diesen sozialen Verhältnissen selbst nicht einmal eine klare Vor-
stellung machen kann.
Die Erziehungswissenschaft hat deshalb auch schon aus diesem Grunde
die Forderung aufzustellen, daß der werdende Mensch auch nach der Er-
füllung seiner Volksschulpflicht noch weiter erzogen werde, und zwar hat
diese Erziehung ganz besonders die Einführung in die sozialen verhält-
') vergl. Mehner, a. a. Cd. 5. 2 u. 3.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
3. Die Aufgabe der Fortbildungsschule. \7
nisse, in die der Zögling eintritt, ins Auge zu fassen, und den Einfluß
dieser Verhältnisse aus die Verwirklichung seiner sittlichen Ideen zu be-
rücksichtigen. Aus diesen Erwägungen nun geht hervor, daß die Fort-
bildungsschule auch noch folgende Ausgabe zu erfüllen hat:
2. sie hat ihren Zöglingen die Einsicht in die Bedingungen
zur Verwirklichung ihrer sittlichen Ideen zu gewähren,
d. h. sie hat ihre Schüler in die sozialen Verhältnisse
einzuführen.
Die Beantwortung der Frage nach der Ausgabe der Fortbildungs-
schule ist aber, wie schon erwähnt, auch abhängig von der Sonderstellung
der Fortbildungsschule, bezw. von den durch die besonderen psychischen
Zustände der Fortbildungsschüler bezw. -schülerinnen bedingten Verhält-
nissen. Zwar würden sich auch diese aus dem allgemeinen Erziehungsziele,
der sittlichen Eharakterbildung, ableiten lassen, da die Eharakterbildung eben
durch diese Verhältnisse mit bedingt ist, aber nachdem im vorigen Abschnitte
die besonderen psychischen Zustände der Fortbildungsschüler kurz dargestellt
worden sind, kann hier einfach aus diese Untersuchungen zurückgegriffen
werden.
Die Fortbildungsschule soll, wie schon nachgewiesen worden ist, eine
Schule für alle Schichten des Volkes sein und muß sich aus der allgemeinen
Volksschule ausbauen. Sie muß demnach ohnstreitig auch für die all-
gemeine Bildung ihrer Zöglinge sorgen. Aber nachdem die allgemeine
Volksschule den Rindern bereits die für das Leben notwendigen all-
gemeinen Renntnisse und Fertigkeiten vermittelt hat, erwächst der Fort-
bildungsschule in dieser Beziehung eine ganz andere Ausgabe. Ausgehend
von der Ansicht, daß nicht derjenige Mensch als gebildet angesehen werden
darf, der sich über alle möglichen Wissensgebiete ein oberflächliches wissen
angeeignet hat und demnach auch über diese Gebiete sich einigermaßen
unterhalten oder Auskunft geben kann, sondern derjenige, der sich aus
irgend einem Gebiete, und sei es auch noch so beschränkt, ein gründliches
wissen angeeignet hat, muß die Fortbildungsschule bei der geringen ihr
zu Gebote stehenden Zeit sich bestreben, nur durch möglichst gründliche
Bearbeitung eines besonderen, kleinen, beschränkten Gebietes die allgemeine
Bildung ihrer Zöglinge zu fördern, indem sie bei der schulmäßigen Be-
handlung dieses Gebietes gerade die Momente auswählt, welche allgemein
bildenden wert besitzen. Da nun weiter früher erläutert worden ist, daß
der Beruf der Fortbildungsschüler in erster Linie deren vorstellungskreis
beherrscht, da es ferner notwendig ist, daß diese Schüler, die im allgemeinen
nur in den seltensten Fällen noch eine Fachschule besuchen können, vor
allem in ihrem Berufe so ausgebildet werden, daß sie später aus den
Vr. M. Mehner, Lortbildungsschulkunde. 2
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
76
I. Allgemeiner Teil.
sie mit dem Reifezeugnis auch die Berechtigung erlangen, als
Hilfslehrer an Fortbildungsschulen tätig zu sein.
2. wenn sie auf dem Seminare außer praktischen Übungen
auch theoretischen landwirtschaftlichen Unterricht genießen und
in der Reifeprüfung den Besitz solcher Kenntnisse nachgewiesen
haben, so erlangen sie durch diese Prüfung auch das Anrecht
aus definitive Anstellung an landwirtschaftlichen und ländlichen
Fortbildungsschulen.
3. wenn das nicht der Fall ist, haben sie zur Erlangung
dieser Berechtigung sich die nötigen theoretischen Kenntnisse
noch anzueignen und bei Gelegenheit der wahlfähigkeits-
prüfung oder auch später vor den landwirtschaftlichen Prüfungs-
kommissionen diese nachzuweisen.
Zur Erlangung des Anrechtes aus definitive Verwendung
an kaufmännischen und gewerblichen Fortbildungsschulen ist
stets eine Prüfung vor einer besonderen Prüfungskommission
zu bestehen.
5. Zu diesen Prüfungen sind auch Kaufleute bezw. Hand-
werker zuzulassen, wenn sie die entsprechende Vorbildung nach-
weisen.
6. Zn der Prüfung vor der gewerblichen Prüfungskom-
mission hat der Prüfling nachzuweisen, daß er mindestens die-
jenigen Kenntnisse besitzt, die der Fortbildungsschulunterricht
für mindestens zwei Berufsgruppen erfordert.
7. Ls ist nachgelassen, durch Nachprüfungen sich noch weitere
Berechtigungen für einzelne Berufe oder Berufsgruppen oder
auch nur für einzelne Fächer zu erwerben.
8. Kaufleuten und Handwerkern insbesondere ist nach-
zulassen, unter Ermäßigung der Prüfungsbedingungen sich
nur für einen Beruf bezw. nur für ein oder mehrere Fächer
prüfen zu lassen.
9- Die auf Grund von Punkt 8 examinierten Prüflinge
können nur als Hilfslehrer an Fortbildungsschulen verwendet
werden.
so. Um die Vorbildung zur Ablegung dieser Prüfungen zu
erleichtern bezw. zu ermöglichen, sind in größerer Zahl be-
sondere staatliche Kurse zu veranstalten.
Allerdings könnte nun auch der Fall eintreten, daß sich die Lehrer
oder auch Kaufleute und Handwerker nicht in so großer Zahl zu diesen
Prüfungen vorbereiten und melden, daß das Bedürfnis gedeckt werden
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Organisation und Einrichtung der Fortbildungsschule. 2\
Alle Einwände gegen die Richtigkeit dieses Satzes, der sich — auch
ohne psychologische Begründung — mit fast elementarer Gewalt jedem
Schulmanne aufdrängt, der längere Zeit in der Fortbildungsschule gestanden
hat,*) sind hinfällig. Als bjaupteinwand wird stets geltend gemacht, daß
bei einer nach beruflichen Prinzipien gegliederten Fortbildungsschule ein
stufenmäßiger methodischer Fortschritt ungemein erschwert werde, ja unter
gewissen Verhältnissen sogar ganz fehlen müsse.
Um einen solchen stufenmäßigen Fortschritt zu gewährleisten, verteilen
deshalb die Gegner der beruflich organisierten Fortbildungsschule die Schüler
nach den Jahrgängen auf die einzelnen Klassen, um dadurch zu erreichen,
daß der in dem späteren Schuljahre durchzuarbeitende Stoff auf dem in
den früheren Schuljahren behandelten aufgebaut werden kann.
Zunächst ist hiergegen einzuwenden, daß nicht alle Fortbildungsschulen
in der glücklichen Lage sind, eine derartige Verteilung vornehmen zu können,
sondern bei dreijähriger Schulpflicht z. B. nur solche, welche mindestens
drei Klassen einrichten können. Sind aber weniger Klassen vorhanden,
so müssen dem stufenmäßigen Fortschritt zuliebe innerhalb der einzelnen
Klassen Abteilungen gebildet werden. Bei mehr als drei Klassen aber
werden Parallelklassen eingerichtet, so daß zwar der geistige Standpunkt
der Schüler einigermaßen berücksichtigt, dem Grundsätze „non scholae,
sed vitae“ aber nur in geringem Maße gehuldigt werden kann. Denn in
einer solchen Klasse sitzen Schuhmacher, Schneider, Bäcker, Fleischer,
Schlosser, Schmiede Tischler, Drechsler, Zimmerleute, Maurer, Fabrik-
arbeiter, Kellner, ^ausburschen, Barbiere u. s. w. bunt durcheinander.
Der Rechenunterricht in einer solchen Klasse z. B. kann nun vielleicht
einen methodischen Stufengang und einen Fortschritt gegen die vorher-
gehende Klasse aufweisen, der Stufengang aber ist ebenso wie der Fort-
schritt nur ein systematischer, theoretischer, der, abgesehen davon, daß er
in der Volksschule bereits einmal durchlaufen bezw. erreicht war, für die
Schüler, da die Fortbildungsschule über die Ziele der Volksschule nicht
hinausgehen kann, darf und soll, auch nur theoretischen wert hat und sie
im allgemeinen nicht in die wirklichen Rechenbedürfnisse des praktischen
Lebens einführt.
wie sieht es ferner in einer solchen Klasse in der Buchführung aus?
Da muß entweder der Schuhmacher die Wurstverkäufe des Fleischers mit
notieren, oder der Maurer besucht die Kunden des Barbiers, und der
Schmied bedient mit dem Kellner zugleich die Gäste; das soll heißen, es
wird die Buchführung eines Gewerbes betrieben und alle anderen Schüler
*) Mehner, a. a. G- S. 5.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
78
I. Allgemeiner Teil.
wußtsein von der hohen Bedeutung der Fortbildungsschule eine tiefe Be-
geisterung für diese wichtige und schöne Arbeit verbindet. Diese Begeisterung
muß sich sehr bald dem gesamten Kollegium mitteilen und dadurch ist der
Boden gewonnen, auf dem von so verschiedenartigen Persönlichkeiten eine
einheitliche Arbeit begonnen und verrichtet werden kann. Außerdem aber
muß der Schulleiter ein feines Gefühl für die einzelne Lehrerpersönlich-
keit besitzen, damit er nicht etwa durch uniformierende Verfügungen die
entfachte Begeisterung eindämmt. Durch zielbewußtes Streben ist in der
Fortbildungsschule viel, sehr viel zu erreichen, in Verbindung mit Be-
geisterung aber alles, was überhaupt erreichbar ist.
Für die Mädchenfortbildungsschulen nun, die in den bisherigen
Erörterungen nicht berührt worden sind, können nach der ihr gesteckten
Aufgabe in der Hauptsache nur weibliche Lehrkräfte verwendet
werden. Zwar sind für einzelne Fächer, besonders in solchen Fällen, wo
diese Fortbildungsschule sich noch das Bebenziel gesteckt hat, die Zöglinge
auch noch für irgend einen bestimmten Beruf vorzubereiten, der ihnen die
Möglichkeit eines Broterwerbes gewährleisten soll, männliche Lehrkräfte
nicht ausgeschlossen, aber das Schwergewicht der Erziehung und des Unter-
richtes muß in solchen Schulen bei der Lehrerin liegen, da nur diese für
die eigentlichen Aufgaben dieser Schulen volles Verständnis haben und
nur diese den jungen Mädchen so nahe treten kann, wie es dieser Unter-
richt erfordert.
Freilich müssen auch die weiblichen Lehrkräfte für diesen Unter-
richt in entsprechender weise vorgebildet werden, jedoch dürfte
es für den Unterricht an allgemeinen Mädchenfortbildungsschulen genügen,
wenn das Seminar die Lehrerinnen in ähnlicher weise auf den Fort-
bildungsschulunterricht vorbereitet, wie das früher als Aufgabe des Seminars
überhaupt schon geschildert worden ist. Volkswirtschaftslehre und Einführung
in die Gesetzeskunde kann allerdings wohl an Mädchenfortbildungsschulen
in Wegfall kommen, an deren Stelle aber wären bsaushaltungskunde und
Unterweisung in der Kranken- und Kinderpflege zu setzen. Allerdings
werden in der bjaushaltungskunde manche volkswirtschaftliche Ideen ver-
wertet werden müssen, trotzdem aber oder gerade deswegen erscheint ein
besonderer Unterricht in der Nationalökonomie unnötig. Daß dieser Unter-
richt durch praktische Übungen im Kochen, plätten rc. ergänzt werden muß,
ist selbstverständlich. Diese praktischen Übungen treten im Mädchenseminare
an die Stelle der früher erwähnten Beschäftigung mit landwirtschaftlichen
Arbeiten.
Außerdem fällt im Mädchenseminar noch die Beschäftigung im pand-
fertigkeitsunterricht weg, an deren Stelle eine eingehende Beschäftigung
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Organisation und Einrichtung der Fortbildungsschule. 23
tretenden jungen Leute haben in der Volksschule diese Stufen bereits
durchschritten und sollen den auf denselben bearbeiteten Stoss beherrschen;
und die meisten Schüler — es ist hierbei zunächst ja nur an Rechnen und
Deutsch zu denken — beherrschen ihn auch, falls die Volksschule nur
einigermaßen ihre Pflicht getan hat. Diejenigen Schüler aber, die infolge
Krankheit, schwacher Befähigung u. s. w. das Ziel der Volksschule nicht
erreicht haben, können natürlich auch beim Eintritt in die Fortbildungs-
schule nicht mit dem besser geförderten Schüler auf eine Stufe gestellt
werden, sondern sie müssen durch vorbereitungs- oder Nachhilfeklassen oder
auf andere geeignete weise in diesen Fächern erst so weit gefördert werden,
daß sie den übrigen gleich geachtet werden können, wollte man diesen
schlechteren Schülern zuliebe auch die übrigen die schon durchlaufenen
Stufen noch einmal durchschreiten lassen, was bei den Wiederholungsschulen
meist der Fall war, so würde das die geförderten Schüler langweilen und
sie geistig kaum besonders heben und vorwärts bringen, ein Experiment,
das viel gefährlicher ist als das umgekehrte, nämlich, daß man einmal
versucht, den Minderbegabten mit den besseren Schülern mit fortzureißen.
Aber auch wenn man die Durcharbeitung eines systematischen Stufen-
ganges in der Fortbildungsschule für unbedingt notwendig erachten würde,
so würde doch die Durchführung dieses Gedankens in einer Fortbildungs-
schule, die ihre Schüler 2—3 Jahre wöchentlich H oder 6, oder, wie man
zuweilen sogar findet, wöchentlich nur 2 oder 3 Stunden unterrichtet, auf
ganz gewaltige Hindernisse stoßen. Bequem ist es ja, in der Fortbildungs-
schule die Stufen der Volksschule, wenn auch mit einem beruflichen Anstrich
versehen, noch einmal zu durchschreiten, aber daß die Arbeit bei der kurzen
Zeit eine tiefe, eingehende sein kann, wird wohl kein Mensch behaupten.
Es kann nur auf jeder Stufe bald dieses, bald jenes Gebiet einmal an-
gerührt werden, um dort, wo es fehlt, dann tiefer einzusetzen und aus-
zubauen. Dasselbe kann aber auch bei einem beruflich gestalteten Lehrplan
erzielt und zugleich noch der bereits angedeutete wichtige Zweck erreicht
werden, daß der Schüler auch in beruflicher Beziehung weitergebildet wird.
Es sind also, um einen beruflichen Fortschritt von vornherein in der
Fortbildungsschule zu garantieren, die Fortbildungsschulen selbst, wenn irgend
möglich, nach den verschiedenen Berufsständen zu scheiden, so daß man
dadurch verschiedene Arten der Fortbildungsschule erhält.
Ze nachdem nämlich in einer Knaben-Fortbildungsschule nur die Lehr-
linge und Arbeitnehmer des Klein- und Großgewerbes, oder nur die Lehr-
linge des Handelsstandes, oder endlich nur Lehrlinge und Arbeiter in
landwirtschaftlichen Betrieben unterrichtet werden, sind zu unterscheiden:*)
') Mehner, a. a. (D. S. 8 ff.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]