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Füßen einhergeht?" Das Orakel hatte aber geweissagt, daß
Theben erst dann von dieser Geißel befreit werden würde,
wenn jemand das Räthsel gelöst hätte. Schon Viele hatten
ihr Leben gewagt und noch immer hatte sich der rechte Mann
nicht gefunden. Da erklärte die Königin Jokaste, sie wolle
Hand und Krone dem geben, der das Räthsel lösen würde.
Auch Oedipus hatte von der Noth des Landes gehört.
Muthig begab er sich an den Berg, wo sich die Sphinx gerade
aufhielt, hörte das Räthsel und sein Scharfsinn fand sogleich
die Lösung. „Das Räthsel," sagte er, „ist ein Mensch: am
Morgen des Lebens kriecht er auf vier Füßen, Mittags steht er
auf zweien und am Abend nimmt er als dritten Fuß den Stab
zu Hülfe." Da stürzte sich die Sphinx überwunden in den
Abgrund und lag zerschmettert am Boden.
Der Sieger zog in Theben ein und empfing Jokastes Hand
und den Königsthron. Das Orakel war nun vollständig erfüllt,
ohne daß Oedipus eine Ahnung davon hatte. Zwanzig Jahre
führte er über Theben eine milde Herrschaft, als eine furchtbare
Pest ausbrach und viele Tausende hinraffte. Da kein Mittel
helfen wollte, fragte man das Orakel um Rath und erhielt den
Spruch, die Pest sei eine Strafe der Götter, weil des Lotos
/ 2wd unbestraft geblieben sei, und werde nicht eher aufhören, bis
der Mörder aufgefunden und bestraft sei. Oedipus stellte nun
Nachforschungen an, und diese führten allmählig zur Entdeckung
' «' des ganzen Geheimnisses: er erfuhr seine Herkunft, seine Aus-
■ , setzung, und die ganze unheilvolle Verkettung der Umstände lag
offen vor seinem Geiste da. Jokaste erhenkte sich aus Verzweif-
lung, Oedipus stach sich mit eigener Hand die Augen aus.
Erhalte zwei Söhne, Eteokles und Polpnikes, und
zwei Töchter, Antigone und Jsmene. Die beiden Söhne
sprachen über den unglücklichen Vater die Verbannung aus,
und so irrte der tiefgebeugte Greis, von Allen verlassen, nur
geführt von der Hand seiner treuen Tochter Antigone, von
Ort zu Ort. Endlich gelangte er zu dem Flecken Kolonos
bei Athen, und ließ sich in einem Haine der Eumeniden (Furien)
nieder, den kein menschlicher Fuß betreten durfte. Der athe-
nische König Theseus gewährte ihm hier eine sichere Zufluchts-
stätte. Der vielgeprüfte Dulder war indessen durch seine
Leiden mit den Göttern ausgesöhnt und das Orakel hatte
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geweissagt, daß das Land herrlich aufblühen werde, das die
Gebeine des greisen Oedipus in seinem Schoße bergen würde.
Da schickten des Oedipus Söhne und ließen den arg geschmähten
Vater zur Rückkehr nach Theben einladen: der aber sprach
den Fluch über die herzlosen Söhne aus und blieb an der
Stätte, ite ihn gastlich aufgenommen, und wo er bald zur
ewigen Ruhe eingehen sollte. Ein Donnerschlag erdröhnte,
die Erde öffnete sich und nahm den Lebensmüden in ihre stille
Behausung aus. Seine Ruhestätte blieb ein Geheimniß, s-
An Oedipus Söhnen ging des Vaters Fluch nur zu bald
in Erfüllung. Sie hatten einen Vertrag geschlossen, wonach
sie ein Jahr ums andere abwechselnd die Herrschaft führen
wollten. Der ältere, Eteokles, weigerte sich jedoch nach Ablauf
des ersten Jahres den Thron abzutreten und vertrieb den
jüngeren, Polynikes, aus dem Lande. Er ging nach Argos,
wo König Adrastos herrschte, heirathete dessen Tochter und
bewog ihn zu einem Rachezug gegen seine Vaterstadt. Dies
ist der berühmte Zug der Sieben gegen Theben, der so genannt ¡y/,.,,
wird, weil außer Adrastos und Polynikes noch fünf andere Hel-^
den daran Theil nahmen. Unter diesen hebt die Sage besonders
den Ampchiaraos hervor. Er wünschte sich dem Zuge zu
entziehen, weil ihm seine Sehergabe den unglücklichen Erfolg
und seinen eigenen Untergang voraus verkündigte, aber seines ?
Gemahlin Criphy le ließ sich von Polynikes durch ein
denes Halsband bestechen und verrieth seinen Schlupfwinkel.
Nun konnte er nicht umhin, sich dem Zuge anzuschließen, in
dem sich seine Weissagung erfüllte. Die Thebaner geriethen
zwar anfangs in schwere Bedrängniß, aber der freiwillige
Opfertod eines Sohnes des Kreon, des Menökeus, der
sich von der Stadtmauer herabstürzte, beseelte sie mit neuem
Muthe, so daß sie die sieben argivischen Helden, von denen
jeder eines der sieben Thore Thebens bestürmte, zurückschlugen.
Alle, mit Ausnahme des Adrastos, verloren das Leben: den
Amphiaraos verschlang sammt seinem Streitwagen die Erde;
Eteokles und Polynikes fielen beide im gräßlichen Brudermorde*).
Nach diesem blutigen Ausgang übernahm Kreon, des
*) Zehn Jahre später belagerten die Söhne der gefallenen Helden
(die Epigonen, d. h. Nachkommen), um ihre Väter zu rächen, Theben
von neuem, und eroberten es für Thersander, des Polynikes Sohn.
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Oedipus Schwager, die Negierung von Theben. Aber der
Fluch der Götter ruhte noch nicht im thebanischen Königshause.
Kreon ließ den Leichnam des Eteokles bestatten, befahl aber
bei Todesstrafe, den Leichnam des Polynikes unbeerdigt liegen
zu lassen, den Hunden und Vögeln zum Fraß. Nun gebot
eine fromme Sitte den Griechen, keinen Todten unbestattet zu
lassen, weil er sonst nach ihrer Vorstellung in der Unterwelt
nicht zur Ruhe gelangen konnte. Antigone fühlte sich in ihrem
Herzen verpflichtet, die Satzungen der Götter höher zu achten,
als die Befehle eines irdischen Königs. Sie bestattete heimlich
den Leichnam ihres Bruders, ward aber alsbald auf der
That ertappt und vor den König geführt. Furchtlos bekannte
sie ihre That und ihren Grundsatz. Der strenge Herrscher
verurtheilte sie und ließ sie abführen, um lebendig eingemauert
zu werden. Da erschien der blinde Seher Tiresias und änderte
t / durch seine unheilvollen Prophezeiungen des Königs harten
st, / Sinn. Kreon eilte jetzt, Antigone zu befreien. Allein zu spät!
I ^ In ihrer Verzweiflung hatte sich die Jungfrau bereits mit Hülfe
ihres Schleiers erhenkt, und ihr Bräutigam Hämon, Kreons
Sohn, durchbohrte sich bei dem Anblick des herannahenden
grausamen Vaters mit dem Schwerte. Vom tiefsten Schmerze
überwältigt über den herben Verlust, den ihm sein Starrsinn
bereitet, ging er nach Hause, wo neuer Jammer seiner harrte:
seine Gattin Eurydice, von Antigonens und Hämons Ende
schon benachrichtigt, hatte sich selbst den Tod gegeben und lag in
ihrem Blute da. Zu spät erkannte Kreon, daß der Starrsinn,
mit dem er seinen Willen den ewigen Satzungen der Götter
entgegengestellt, den Untergang seines Hauses herbeigeführt
hatte. Es blieb ihm nichts übrig, als mit Ergebung zu er-
tragen, was ihm das Schicksal auferlegte.
Der Trojanische Krieg. /t
(1194—1184 v. Chr.)
1. Oie Hochzeit des peleus und der Thetis.
Als Peleus, König von Pythia in Thessalien seine
Vermählung nrit der Meergöttin Thetis feierte, waren alle
Götter und Göttinnen zum Feste eingeladen, außer Eris,
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29
3. Der Kampf vor Troja.
Troja war eine stark befestigte Stadt in Kleinasien,
welche die Griechen nicht beim ersten Angriff erobern konnten,
vielmehr zu einer förmlichen Belagerung schreiten mußten.
Bald gingen ihnen die Vorräthe auf, und sie sahen sich ge-
nöthigt, große Abtheilungen des Heeres abzusenden um durch
Plünderung der nahe liegenden Inseln und Gegenden dem
Mangel abzuhelfen. Die Trojaner hatten inzwischen ihre
Bundesgenossen zu sich berufen und leisteten tapfern Wider-
stand. Die Griechen schlugen ein befestigtes Lager auf, das
aus hölzernen mit Rasen oder Schilf überdeckten Hütten bestand.
Die Anführer kämpften auf Streitwagen, die mit zwei oder
drei Rosien bespannt waren, die Gemeinen, zu Fuß; Reiter
gab es noch nicht. Die Angriffswaffen waren Lanzen,
Schwerter, Wurfspieße, Bogen und Schleuder: die Schuß-
waffen bestanden in einem Helm, einem Brustharnisch und
in Beinschienen - von Erz, so wie in einem Schilde, der ge-
wöhnlich von Ochsenhaut, doch oft mit Erz überzogen war.
Die Brust war durch einen Harnisch geschützt, an den sich
ein Gürtel anschloß; die Beine waren durch eherne Schienen
geschirmt. Die Schlachten wurden nicht durch den Kampf
der gemeinen Soldaten, sondern durch die Einzelkämpfe der
anführenden Helden entschieden. Von den ersten neun Jahren
des Krieges wissen wir sehr wenig, und nur die Geschichte
des letzten Jahres ist uns aus den Gedichten Homers, der
diese Kämpfe in einem Heldengedicht, die Ilias genannt, be-
sungen hat, bekannt.
4 Die griechischen Heiden aus dem Trojanischen Kriege.
Außer Agamemnon und Menelaos war es noch eine
Reihe von Griechischen Helden, die sich im Kampfe vor
Troja auszeichneten. Vor allen ragte durch Tapferkeit, Schön-
heit und Schnelligkeit Achilles hervor, der Sohn des
Peleus und der Meergöttin Thetis. Nach seiner Geburt
wollte ihm seine Mutter die Unsterblichkeit verleihen und
tauchte daher ohne Wissen des Peleus bei nächtlicher Weile
den Knaben in ein Feuer, um das Sterbliche an ihm zu ver-
tilgen, des Tags aber übersalbte sie ihn mit Ambrosia. Doch
v (
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Peleus lauerte ihr einst auf, und als er den Knaben über
dem Feuer zappeln sah, schrie er laut auf und hinderte Thetis,
ihr Vorhaben ganz zu vollenden. Diese verließ nun den Peleus,
um nie wieder das Haus des sterblichen Gemahls zu besuchen,
und tauchte hinab in die Tiefe des Meeres zu ihrem Vater
und ihren Schwestern. Achilles aber war durch das Feuer
unverwundbar geworden bis auf die Fersen, an denen ihn
seine Mutter gehalten hatte, und die deshalb von dem Feuer
nicht berührt worden waren.
Peleus brachte seinen Sohn zum weisen Chiron, um ihn
zu einem Helden heranzubilden. Dieser nährte ihn mit den
Eingeweiden der Löwen und dem Marke der Eber und Bären,
wodurch er stark und kräftig wurde. Dem Achilles war vom
Schicksal ein doppeltes Loos bestimmt worden: entweder sollte
er fern von Waffen und Kämpfen, aber auch unberühmt, in
hohem Alter in der Heimath sterben, oder in der Blüthe der
Jahre mit unsterblichem Kriegsruhm gekrönt, in der Fremde
fallen. Zwischen beiden Lebensloosen hatte er die Wahl.
Nun hatte Kalchas, der Wahrsager im Griechischen Heere,
verkündigt, daß Troja ohne Achilles nicht erobert werden
könnte. Thetis aber wünschte aus mütterlicher Liebe ihren
Sohn vor dem Kriege zu bewahren, damit er, wenn auch ohne
Heldenruhm, in Ruhe und Frieden seine Tage verleben könnte,
und brachte ihn daher zum König.lykomedes auf die Insel
Skyros, wo er in Mädchenkleidern mit den Töchtern des Königs
erzogen ward. Als der Ruf von dem Zuge der Griechen
gegen Troja erscholl, und die Fürsten auch ihn zur Theil-
nahme auffordern wollten, blieb ihnen sein Aufenthalt lange
verborgen, bis es endlich dem schlauen Odysseus gelang, ihn
aufzufinden und zum Kampfe zu bestinimen. Als Kaufmann
verkleidet, kam er nach der Insel Skyros an den Hof des
Lykomedes, und breitete vor den Mädchen schöne Bänder,
Armspangen, Ringe und andere Putzsachen aus, darunter
aber auch Waffen. Die Töchter des Lykomedes griffen
nach den Schinucksachen, Achilles nach den Waffen. Da-
durch verrieth er sein Geschlecht, und der ruhmbegierige
Jüngling folgte gern der Einladung des Odysseus zum Zuge
nach Troja. Dort war sein Heldenarm den Griechen von
wesentlichem Nutzen: er allein erlegte eine Menge von Fein-
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den und verwüstete drei und zwanzig Städte. Leider aber
brach im zehnten Jahre des Krieges zwischen ihm und dem
Völkerfürsten Agamemnon, der ihm seinen Antheil an der
Beute, die schöne Sclavin Briseis^ entriß, ein verderblicher
Zwist aus, der damit endigte, daß sich Achilles mit den Schaa-
ren seiner Myrmidonen, die er aus dem Phthierlande gegen
Troja geführt hatte, von den übrigen Griechen gänzlich trennte,
und von allen Kämpfen gänzlich fern hielt. So lag er denn
thatenlos im Zelte, mit den Klängen der Cither sich die Zeit
vertreibend, sah ruhig dem Kampfe zu, der schon in der Nähe
des Griechischen Lagers tobte, ihn rührte nicht die Noth seiner
Landsleute, und vergebens waren die Worte des beredten
Odysseus, der mit anderen Helden von Agamemnon gesandt,
durch Bitten und Verheißungen den grollenden Göttersohn zu
versöhnen suchte. Schon hatte er beschlossen, in weniger
Tage Frist zum heimathlichen Phthierlande zurückzusegeln, als
ihn der Tod des geliebten Freundes Patroklos aus seiner
trägen Ruhe riß. Patroklos war in Achilles Rüstung gegen
die Troer zum Streite gezogen, diese glaubten den Achilles
selbst zu schauen, flohen nach der Stadt, und viele sanken
unter den Händen des verfolgenden Helden. Doch zu weit
ließ er sich von seiner Kampflust fortreißen: der gewaltige
Hektar selbst stellte sich ihm entgegen, und Patroklos erlag
ihm im Streit.
Als Achilles die Leiche des theueren Gefährten sah, ward
es Nacht vor seinen Augen, mit beiden Händen griff er nach
dem schwarzen Staube und bestreute Haupt, Antlitz und Ge-
wand. Dann warf er sich, so riesig er war, zu Boden und
raufte sich das Haupthaar aus, und sein Jammergeheul schallte
so fürchterlich in die Lüste hinaus, daß seine Mutter die
Stimme des Weinenden vernahm und aus dem Meer auf-
tauchend zu ihrem Sohne eilte. Hier hörte sie sein Leid und
seinen Entschluß, den gefallenen Freund zu rächen. Da aber
seine Rüstung in Hektors Hände gerathen war, begab sich
die Meergöttin selbst in die Wohnung des Hephästos, des
Schmiedegottes, der auf ihre Bitten dem Achilles eine neue
prächtige Rüstung verfertigte. Am bewundernswürdigsten
war der Schild: auf der Wölbung desselben bildete er die
Erde, das wogende Meer, den Himmel, mit Sonne, Mond
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und allen Gestirnen ab: ferner zwei blühende Städte, die
eine voll von Hochzeitsfesten und Gelagen, mit Volksver-
sammlungen, Markt, hadernden Bürgern, Herolden und Obrig-
keiten: die andere von zwei Heeren zugleich belagert; in den
Mauern Weiber, unmündige Kinder, wankende Greise; die
Männer der Stadt vor dieser draußen in einem Hinterhalt
gelagert und den Hirten in die Heerden fallend. Auf einer
andern Seite Schlachtgetümmel, Verwundete, Kampf um
Leichname und Rüstungen. Weiter schuf er ein lockeres Brach-
feld, mit Bauern und Ochsen am Pflug: ein wallendes
Aehrenfeld voll Schnitter, seitwärts unter einer Eiche die
Mahlzeit bereit; weiter einen Rebengarten voll schwarzer,
schwellender Trauben, an Phählen von lauterem Silber,
ringsum einen Graben von blauem Stahl und ein Gehänge
von Zinn; eine einzige Furche führte durch den Weingarten,
und eben war Lese: Jünglinge jauchzten, und rosige Jung-
frauen trugen die süße Frucht in schönen Körben davon;
mitten in der Schaar ging ein Leierknabe, den aüdere um-
tanzten. Weiter schuf er eine Rinderheerde aus Gold und
Zinn, längst einem wallenden Fluß, mit vier goldenen Hirten
und neun Hunden; vorn in die Heerde waren zwei Löwen
gefallen, und hatten einen Farren gefaßt, die Hirten hetzten
ihre Hunde, die bellend auf Sprungweite vor den Löwen
standen Wiederum schuf er eine unmuthige Thaltrift von
silbernen Schafen durchschwärmt: mit Hirtengehägen, Hütten
und Ställen: endlich einen Neigen von blühenden Jünglingen
und Jungfrauen in glänzenden Gewänden, jede Tänzerin
schmückte ein Kranz, die Tänzer hatten goldene Dolche an
silbernen Riemen hangen; zwei Gaukler drehten sich im Kreise
zur Harfe eines Sängers; Zuschauergedränge umgab den
Reigen. Um den äußersten Rand des Schildes schlang sich
der Strom des Oceans wie eine Schlange.
Als Hephästos den Schild vollendet hatte, schmiedete er
noch einen Harnisch, dann einen Helm und zuletzt die Bein-
schienen, und alle diese Geschenke brachte die Göttin ihrem noch
immer klagenden Sohne.
In der Volksversammlung versöhnte sich Achilles mit
Agamemnon, und nun zog das Heer in die Schlacht, an der
nicht nur Menschen, sondern diesmal die Götter des Olymps
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selbst Theil nahmen, je nachdem sie den Troern oder Griechen
hold waren. Ares brüllte wie ein Sturm, Eris tobte durch
die Schaaren, dazu donnerte Zeus vom Olymp, und Poseidon,
der Beherrscher des Meeres, erschütterte die Erde, daß Pluto
selbst in seinem unterirdischen Reich erschrak. Während die-
ses Götterkampfes suchte Achilles den Hektor, den jedoch
Apollo in einen Nebel hüllte und dem anstürmenden Götter-
sohne entzog. Dagegen wüthete er unter den andern Feinden,
seine Rosse trabten stampfend über Schilde und Leichname
dahin, die Achse seiner Wagenräder troff von Blut, und bis
zu den Rädern des Sitzes spritzten die Tropfen empor. So
drängte er die Fliehenden in den Strom Skamander und
stürzte sich mit dem Schwerte ihnen nach. Bald röthete sich
das Wasser von Blut, seine Hände wurden starr vom Mor-
den, und der Stromgott Skamander selbst ergrimmte ob des
entsetzlichen Würgers. Der Strom fing an zu schwellen,
regte seine trüben Fluthen auf, warf die Getödteten mit Ge-
brüll ans Gestade, und seine Brandung schlug schmetternd
an das Schild des Achilles. Nur mit Mühe, über die Aeste
einer losgerissenen Ulme klimmend, erreichte er das Ufer,
aber der Flußgott rauschte ihm nach, die Wogen bespülten
seine Schultern und raubten ihm den Boden unter den Füßen.
Da flehte er Zeus um Erbarmen an gegen den Strom,
Athene (Minerva) verlieh ihm Kraft, daß er das Gefilde
wieder gewann. Aber der zornige Stromgott rief den be-
nachbarten Fluß Simois zu Hülfe, und erst als Hephästos
mit seinem Feuer die Bäume am Gestade anzündete, die
Fische von der Glut angstvoll nach frischem Wasser schnappten,
und der Strom endlich selbst in lichten Flammen wogte,
flehte er die Göttermutter um Mitleid an. Da löschte He-
phästos die Glut und Skamander rollte in seine Ufer zurück.
Achilles aber ruhte nicht eher vom Kampfe, bis er den
Hektor erlegt und seinem Hingeschiedenen Freunde ein Todten-
opfer gebracht hatte. Hierauf wurde der Leichnam des
Patroklos verbrannt und ihm zu Ehren glänzende Leichen -
spiele veranstaltet. Nur Hektors Leichnam lag wie ein Aas
auf dem Felde, und am frühen Morgen spannte Achilles
seine Roffe ins Joch, befestigte den Leichnam am Wagen und
schleifte ihn dreimal um das Denkmal des Patroklos. Doch
C t a ck e, Griech. Geschichte. 10. Stuft. 3
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gen. Dann ließ Achilles fern und ungesehen vom Vater,
den Leichnam waschen, salben und bekleiden. Er selbst legte
ihn auf ein unterbreitetes Lager, rief, während die Freunde
den Todten auf den mit Maulthieren bespannten Wagen
hoben, den Namen seines Freundes an und sprach: „Zürne
und eifere mir nicht, Patroklos, wenn du etwa in der Nacht
der Unterwelt vernimmst, daß ich Hektars Leiche seinem Vater
zurückgebe! Er hat kein unwürdiges Lösegeld gebracht, und
auch dir soll dein Antheil werden."
Nun kehrte er zurück ins Zelt, setzte sich dem König
wieder gegenüber und sprach: „Siehe, dein Sohn ist jetzt ge-
löst, o Greis, wie du es gewünscht hast; er liegt in ehrbare
Gewänder eingehüllt. Sobald der Morgen sich röthet, magst
du ihn schauen und davon führen. Jetzt aber laß uns der
Nachtkost gedenken, du hast noch Zeit genug, deinen lieben
Sohn zu beweinen, wenn du ihn zur Stadt gebracht hast,
denn wohl verdient er viele Thränen." Darauf ließ Achilles
ein Mahl bereiten, und bewirthete seinen Gast. Während
des Mahles staunte Priamos über Wuchs und Gestalt des
Helden, und dieser bewunderte seinerseits das würdevolle
Antlitz und die weise Rede des Greises. Darauf ward ihm
ein Lager in der Halle bereitet, und nachdem ihm Achilles
eine Waffenruhe von eilf Tagen zur Bestattung des edlen
Hektor verhießen hatte, legten sich beide schlafen. Vor An-
bruch des Tages aber weckte Hermes den Greis, und mahnte
ihn zur Rückfahrt nach Troja, die er unter dem Schutze des
Gottes glücklich vollendete und darauf die nöthigen Anstalten
zur Bestattung seines Sohnes traf.
Bald entbrannte der Kampf von neuem; Achilles erschlug
viele Feinde und verfolgte die Trojaner bis vor die Stadt.
Hier schickte er sich an, die Thorflügel aus den Angeln zu
heben, als Apollo, den Troern günstig gesinnt, vom Olymp
herabstieg und dem Helden zurief, vom Kampfe abzulassen.
Doch Achilles verachtete die Warnung des Gottes; da ver-
hüllte sich der zürnende Apollo in ein schwarzes Gewölk,
legte einen Pfeil aus seinen Bogen und schoß aus dem Nebel
dem Peliden in die verwundbare Ferse, daß er wie ein Thurm
zu Boden stürzte. Er zog den Pfeil aus der Wunde, das
schwarze Blut quoll heraus; dennoch erhob er sich mit einem
3 *
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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TM Hauptwörter (200): [T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Personennamen: Achilles Achilles Achilles Achilles Apollo Achilles
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den Schätzen den Frieden, verleugnete seine Freundschaft mit dem
Könige Priamos und überlieferte die anvertrauten Kostbar-
keiten und den Polhdoros selbst an Ajax. Auf einem an-
deren Kriegszuge erbeutete sich Ajax die durch Schönheit und
Edelsinn bekannte Tekmessa, die er wie eine Gemahlin
schätzte. In den Feldschlachten gegen die Troer bewies er
stets eine unwiderstehliche Tapferkeit und stand mit seinem
aus sieben über einander geschichteten Stierhäuten verfertigten
Schilde wie ein Thurm im Kampfe, weshalb er auch der
„Hort der Achäer" genannt wird. So hielt er einst und
mit ihm ein anderer Held, auch Ajax genannt, der Sohn
des Oileus, den Andrang des wüthenden Hektor und der
Troer ab, als diese schon bis zu dem Schiffslager gedrungen
waren. Beide Ajax nahmen kein glückliches Ende. Der
Sohn des Oileus hatte bei der Eroberung von Troja die
Kassandra, die weissagende Tochter des Priamos, am
Altare der Athene (Minerva) nicht verschont, daher sandte
ihm die beleidigte Göttin auf der Rückfahrt einen Sturm, der
sein Schiff und ihn selbst zerschmetterte. — Der Telamonier
Ajax fand seinen Untergang durch eigene Hand im grimmen
Hasse gegen Odysseus.
Odysseus, König der Insel Jthaka und Dulichion im
jonischen Meere, zeichnete sich nicht sowohl durch Tapferkeit
als durch Beredtsamkeit, Schlauheit und Erfindungsgabe aus.
Er war anfänglich nicht geneigt nach Troja zu ziehen, denn
es war ihm geweissagt, daß er erst nach zwanzig Jahren
sein Vaterland Wiedersehen sollte. Daher stellte er sich wahn-
sinnig und pflügte in verstelltem Wahnsinn einen kahlen
Felsen. Aber Palamedes, der auch sonst dem Agamem-
non viele Fürsten für seinen Zug nach Troja gewann, merkte
die List und legte ihm seinen kleinen Sohn Telemachos vor
den Pflug, worauf der Vater, um den Sohn nicht zu ver-
letzen, vorsichtig umlenkte und sich dadurch verrieth. Nun
half kein weiterer Vorwand, und er zog mit seinen Schiffen
nach Troja. Einst ging er mit seinem Freunde Diomedes-
im Dunkel der Nacht auf Kundschaft aus nach dem Lager
der Troer. Auf dem Wege begegnete ihnen Dolon, ein
Späher der Feinde. Diesen forschte Odysseus aus, und er-
fuhr von ihm, daß eben Rhesos, ein Thrakischer Fürst, mit
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